Tägliche Meditationen

Tägliche Meditationen

Sonntag 4. September 2011 bis Samstag 10. September 2011

Dreiundzwanzigste Woche im Jahreskreis

P. Paul Campbell LC, P. Patrick Butler LC, P. Andrew Mulcahey LC

Liebe zum verlorenen SchafSonntag
Tue Gutes, immer und überallMontag
Gebet und TatenDienstag
Jubelsprünge aus Freude über den HimmelMittwoch
Wer bin ich, dass der Herr zu mir kommt?Donnerstag
Andere in den Himmel führenFreitag
Den Baum an seinen Früchten erkennenSamstag


Liebe zum verlorenen Schaf

4. September 2011

Dreiundzwanzigster Sonntag im Jahreskreis

P. Paul Campbell LC

Mt 18,15-20
Jesus sagte zu seinen Jüngern: Wenn dein Bruder sündigt, dann geh zu ihm und weise ihn unter vier Augen zurecht. Hört er auf dich, so hast du deinen Bruder zurückgewonnen. Hört er aber nicht auf dich, dann nimm einen oder zwei Männer mit, denn jede Sache muss durch die Aussage von zwei oder drei Zeugen entschieden werden. Hört er auch auf sie nicht, dann sag es der Gemeinde. Hört er aber auch auf die Gemeinde nicht, dann sei er für dich wie ein Heide oder ein Zöllner. Amen, ich sage euch: Alles, was ihr auf Erden binden werdet, das wird auch im Himmel gebunden sein und alles, was ihr auf Erden lösen werdet, das wird auch im Himmel gelöst sein. Weiter sage ich euch: Alles, was zwei von euch auf Erden gemeinsam erbitten, werden sie von meinem himmlischen Vater erhalten. Denn wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.

Einführendes Gebet:  Herr Jesus, wieder komme ich im Gebet zu dir. Auch wenn ich dich nicht sehen kann, so weiß ich doch, dass du da bist. Du bist bereit mir zuzuhören und mit mir zu sprechen. Deine Gegenwart gibt mir Kraft, denn du bist er allmächtige Gott, der Schöpfer von Himmel und Erde. Du bist der Quell von allem, was Gut ist in mir. Nichts geschieht ohne dein Wissen und deine Erlaubnis. Meine Hoffnung lässt mich lieben. Ich möchte eins mit dir sein in Gedanken und im Herzen. Ich möchte deinen Willen und Deine Ideale verinnerlichen.

Bitte: Herr, hilf mir in meiner Liebe zur Kirche und zu den Seelen zu wachsen.

1.  Geh zu dem, der gegen dich gesündigt hat Der heutige Text ist Teil einer größeren Rede und folgt unmittelbar auf das Gleichnis vom verloren Schaf. Gott will, dass wir lieben wie er, also auch jene, deren Sünde uns vielleicht in irgendeiner Weise direkt geschadet hat. Das ist hart. Wir sind nicht immer gleich bereit, Sündern großzügig zu vergeben. Vielmehr neigen wir dazu, die Nase über sie zu rümpfen und uns über sie zu erheben, oder aber wir werden ungeduldig darüber, dass sie nicht wie wir sind. Wenn jemand gegen uns sündigt, müssen wir über unsere Schmerzen nicht nur hinwegsehen, sondern sie so annehmen, wie Christus es uns am Kreuz und in der Eucharistie immer wieder zeigt, und dadurch verbinden sich unsere Leiden mit dem Leiden Christi und tragen so mit zur Erlösung bei. Wir dürfen diesen Menschen nicht als verloren abschreiben, ihm den Rücken zukehren oder weggehen. Wir müssen zu dem, der gegen uns sündigt, hingehen und liebevoll versuchen, ihn zur Liebe Gottes des Vaters zurückzuführen.

2. Sie mit der Kirche versöhnen. Gottes Liebe zum gefallenen Sünder sollte nicht nur in unserem Leben, sondern auch im Leben der Pfarrgemeinden sichtbar sein. Geht unsere Pfarrei offen auf Sünder zu oder ist sie nur für die Geretteten da? Geht unsere Gemeinde auf die Suche nach dem verlorenen Sünder oder erwarten wir, dass er den Weg zu uns alleine findet? Gott will, dass wir zu dem Sünder hingehen und versuchen ihn zur Kirche zurückzubringen. Das bedeutet, dass wir als Missionare leben sollen, als Menschen der Evangelisation, die auf Straßen und Plätzen die verlorenen Schafe suchen. Gott liebt sie und will sie durch uns erreichen. Wir sind seine Hände und Füße; er will durch unseren Mund zu ihnen reden. Wie kann ich mich nach Gottes Willen in diese Mission der Kirche und meiner Pfarrgemeinde einbringen?

3. Ich bin mitten unter euch. Wenn wir uns zu unserem christlichen Auftrag gegenüber den verlorenen Schafen aufmachen, geht Christus mit uns. Wir sind nicht allein. Er hat seinen Jüngern versprochen, bei ihnen zu sein bis ans Ende der Welt. Das sollte uns ermutigen. Jesus ist mit uns, und er hilft uns, seine Liebe zu einer verlorenen Seele durch uns, durch unsere Worte und unser Verhalten mitzuteilen. Er gibt uns die Kraft, sein Werk fortzuführen. Es hilft auch, sich mit anderen in der Kirche zu treffen. Jesus ist in der Kirche gegenwärtig, wenn zwei oder drei in seinem Namen versammelt sind. Je enger wir mit der Kirche verbunden sind, desto näher sind wir ihm. Indem wir uns für und in unserer Pfarrgemeinde engagieren, kommen wir Jesus näher.

Gespräch mit Christus: Herr, hilf mir, Ängste und Komplexe, Faulheit und Gleichgültigkeit zu überwinden und mich in der Kirche zu engagieren, um Seelen zu retten. Lass mich nicht blind an denen vorübergehen, die du liebst, für deren Rettung du dein Blut vergossen hast. Lass mein Herz nicht verhärtet werden gegen sie, sondern hilf mir, zu ihnen zu gehen mit deiner Liebe und Vergebung.

Vorsatz:  Ich werde einen Weg finden, mich für den Auftrag der Kirche zur Evangelisierung zu engagieren


Tue Gutes, immer und überall

5. September 2011

Montag der dreiundzwanzigsten Woche im Jahreskreis

P. Patrick Butler LC

Lk 6,6-11
An einem anderen Sabbat ging Jesus in die Synagoge und lehrte. Dort saß ein Mann, dessen rechte Hand verdorrt war. Die Schriftgelehrten und die Pharisäer gaben acht, ob er am Sabbat heilen werde; sie suchten nämlich einen Grund zur Anklage gegen ihn. Er aber wusste, was sie im Sinn hatten, und sagte zu dem Mann mit der verdorrten Hand: Steh auf und stell dich in die Mitte! Der Mann stand auf und trat vor. Dann sagte Jesus zu ihnen: Ich frage euch: Was ist am Sabbat erlaubt: Gutes zu tun oder Böses, ein Leben zu retten oder es zugrunde gehen zu lassen? Und er sah sie alle der Reihe nach an und sagte dann zu dem Mann: Streck deine Hand aus! Er tat es, und seine Hand war wieder gesund. Da wurden sie von sinnloser Wut erfüllt und berieten, was sie gegen Jesus unternehmen könnten.

Einführendes Gebet:  Gott Vater ich danke für das Geschenk der Schöpfung und somit auch dafür, dass du mich geschaffen hast. Sohn Gottes, ich danke dir, dass du mich durch dein Fleisch und Blut erlöst hast. Heiliger Geist, ich danke dir, dass du Gast meiner Seele bist, dass du meine Gedanken erhellst und meinen Geist stärkst mit dem Feuer deiner Liebe.

Bitte: Herr, mache mich zu einem großmütigen und hochherzigen Menschen, der anderen immer nur Gutes wünscht.

1.  Lehren und handeln. Wenn Jesus spricht, überzeugt er die gutwilligen Zuhörer. Die Menschen merkten, dass Jesus glaubwürdig sprach, anders als die Pharisäer. Und zwar, weil Jesus nur das verlangte, was er selbst in die Tat umzusetzen vorhatte. Er tut das, was er predigt. Das ist mein Lehrer und Meister, der von Mitleid spricht und es auch zeigt. Er ist es, der in Demut seinen Jüngern beim letzten Abendmahl die Füße wäscht, weil er will, dass ich dasselbe tue.

2. Gutes tun ohne Rücksicht auf das, was andere denken. Jesus ist allwissend, und so weiß er auch, was andere denken. Häufig tadelt er die Pharisäer, weil er ihre Kleinmütigkeit sieht. Sie sind Führer des Volkes, aber seiner Not gegenüber verhalten sie sich zurückhaltend und zwingen die Menschen stattdessen, zahlreiche Vorschriften zu befolgen, die sie selbst nicht erfüllen. Jesus sieht einen Menschen in Not, dem er helfen kann. Obwohl er so viele Kritiker um sich herum sieht, die seine Worte und Taten genau verfolgen, kann ihn nichts davon abbringen, diese gute Tat zu vollbringen. Wenn ich spüre, wie andere ihre Augen auf mich richten, kann ich dann unbefangen Nächstenliebe ausüben, ohne Rücksicht auf das, was sie denken?

3. Leben retten. Dieses Evangelium handelt von der Kultur des Todes und des Lebens. Die Pharisäer stehen Jesus kritisch gegenüber, und zwar so sehr, dass sie von maßloser Wut erfüllt werden. Schließlich planen sie, Jesus zu töten. Die Not des Mannes, den Jesus heilt, kümmert sie überhaupt nicht. Jesus spricht in der Synagoge Worte des Lebens. Er bereichert das Leben durch Heilen. Ich muss von Jesus lernen, wie ich ein Leuchtturm des Lebens inmitten gegensätzlicher Kulturen des Egoismus und des Todes um mich herum sein kann.

Gespräch mit Christus: Herr, du kannst mein Herz sehen, so wie du die Gedanken in den Herzen der Pharisäer erkannt hast. Ich neige auch dazu, kritisch und nicht immer konstruktiv zu sein. Bilde mein Herz mehr nach deinem Herzen, damit ich das Gute wünsche und großzügig bin trotz der Kritik, die mir begegnen mag.

Vorsatz:  Ich will mich heute bemühen, die Nöte anderer Menschen zu sehen, besonders die Not einer ganz bestimmten Person. Dann will ich sehen, was ich tun kann, dieser Person zu helfen, wenn möglich, in einer Form, die keine Aufmerksamkeit auf mich lenkt.


Gebet und Taten

6. September 2011

Dienstag der dreiundzwanzigsten Woche im Jahreskreis

P. Patrick Butler LC

Lk 6,12-19
In diesen Tagen ging Jesus auf einen Berg, um zu beten. Und er verbrachte die ganze Nacht im Gebet zu Gott. Als es Tag wurde, rief er seine Jünger zu sich und wählte aus ihnen zwölf aus; sie nannte er auch Apostel. (Es waren) Simon, dem er den Namen Petrus gab, und sein Bruder Andreas, dazu Jakobus und Johannes, Philippus und Bartholomäus, Matthäus und Thomas, Jakobus, der Sohn des Alphäus, und Simon, genannt der Zelot, Judas, der Sohn des Jakobus, und Judas Iskariot, der zum Verräter wurde. Jesus stieg mit ihnen den Berg hinab. In der Ebene blieb er mit einer großen Schar seiner Jünger stehen, und viele Menschen aus ganz Judäa und Jerusalem und dem Küstengebiet von Tyrus und Sidon strömten herbei. Sie alle wollten ihn hören und von ihren Krankheiten geheilt werden. Auch die von unreinen Geistern Geplagten wurden geheilt. Alle Leute versuchten, ihn zu berühren; denn es ging eine Kraft von ihm aus, die alle heilte.

Einführendes Gebet:  Gott Vater ich danke für das Geschenk der Schöpfung und somit auch dafür, dass du mich geschaffen hast. Sohn Gottes, ich danke dir, dass du mich durch dein Fleisch und Blut erlöst hast. Heiliger Geist, ich danke dir, dass du Gast meiner Seele bist, dass du meine Gedanken erhellst und meinen Geist stärkst mit dem Feuer deiner Liebe.

Bitte: Rufe mich zu dir, Herr Jesus, und erinnere mich an meinen persönlichen Auftrag.

1.  Ein Ort und eine Zeit zum Gebet. Häufig berichtet das Evangelium, dass Jesus zu seinem Vater betete. Wie war sein Gebet? Zuerst sucht er einen Ort, der zum Beten geeignet ist. Dann widmet er sich lange dem Gebet. Ich sehe ihn einen Berg besteigen, um die ganze Nacht im Gebet zu verbringen. Ich kann bestimmt aus dem Beispiel des Herrn lernen. Wenn ich ihn nachahme, kann mein Gebetsleben bereichert werden.

2. Eine besondere Berufung. Vielleicht betet Jesus etwas länger als gewöhnlich in dieser Situation. Wenn eine wichtige Entscheidung zu treffen ist, berät er sich mit seinem Vater, um seinen Willen zu erfahren. Er handelt nicht aus dem Stegreif, wenn er zwölf seiner Jünger beruft, seine Apostel zu sein, seine „Sendboten“, seine Stellvertreter. Wenn Jesus mich zu einem besonderen Auftrag für sein Reich beruft, dann stellt er sicher, dass dies mit der ewigen Vorsehung seines Vaters übereinstimmt.

3. Ein Kanal für die Gnade Gottes. Nachdem Jesus die Nacht im Gebet zugebracht hatte, bereitete er sich vor, sich am folgenden Tag großzügig selbst zu schenken. Vereint mit seinem Vater, der Quelle alles Guten, sorgt er dafür, dass sein Handeln diese Güte auf die überträgt, die von bösen Geistern beherrscht sind oder dringend göttliche Heilung benötigen. Gewiss ist Jesus Gott und er verfügt deshalb selber über diese Macht. Jedoch will er mir ein Beispiel geben und zeigen, wie ein Zweig mit dem Weinstock verbunden ist, um Früchte hervorzubringen, die bleiben werden.

Gespräch mit Christus: Herr, ich weiß nicht, wie ich richtig beten soll. Lehre mich beten, einen Ort auszuwählen und eine bestimmte Zeit ausschließlich für das Gebet vorzusehen. So oft handele ich ohne Gebet, indem ich mich nur auf meine Findigkeit und Intelligenz verlasse. Lass mich erkennen, dass ich deine Weisheit brauche. Hilf mir durch das Gebet sicherzustellen, dass mein Handeln deinem Willen entspricht.

Vorsatz:  Ich will mich heute bemühen, während meiner täglichen Arbeit spontan wenigstens ein Gebet an Gott zu richten.


Jubelsprünge aus Freude über den Himmel

7. September 2011

Mittwoch der dreiundzwanzigsten Woche im Jahreskreis

P. Patrick Butler LC

Lk 6,20-26
Jesus richtete seine Augen auf seine Jünger und sagte: Selig, ihr Armen, denn euch gehört das Reich Gottes. Selig, die ihr jetzt hungert, denn ihr werdet satt werden. Selig, die ihr jetzt weint, denn ihr werdet lachen. Selig seid ihr, wenn euch die Menschen hassen und aus ihrer Gemeinschaft ausschließen, wenn sie euch beschimpfen und euch in Verruf bringen um des Menschensohnes willen. Freut euch und jauchzt an jenem Tag; euer Lohn im Himmel wird groß sein. Denn ebenso haben es ihre Väter mit den Propheten gemacht. Aber weh euch, die ihr reich seid; denn ihr habt keinen Trost mehr zu erwarten. Weh euch, die ihr jetzt satt seid; denn ihr werdet hungern. Weh euch, die ihr jetzt lacht; denn ihr werdet klagen und weinen. Weh euch, wenn euch alle Menschen loben; denn ebenso haben es ihre Väter mit den falschen Propheten gemacht.

Einführendes Gebet:  Gott Vater ich danke für das Geschenk der Schöpfung und somit auch dafür, dass du mich geschaffen hast. Sohn Gottes, ich danke dir, dass du mich durch dein Fleisch und Blut erlöst hast. Heiliger Geist, ich danke dir, dass du Gast meiner Seele bist, dass du meine Gedanken erhellst und meinen Geist stärkst mit dem Feuer deiner Liebe.

Bitte: Vater, hilf mir, meine Augen und mein Herz auf die Dinge zu richten, die da sind, wo Christus ist.

1.  Weil du es sagst, Herr … Ich kann mir Jesus an dieser Stelle des Evangeliums vorstellen, wie er aufblickt, um in die Gesichter seiner Jünger zu schauen. Heute schaut er in meine Augen und zieht meine Aufmerksamkeit auf seinen liebenden Blick. Ich akzeptiere, was er mir sagt, weil er es ist, der spricht. Ich glaube er hat Worte ewigen Lebens. Natürlich ziehen mich Armut, Einsamkeit und das Hören auf andere nicht an. Aber das sind Werte meines geliebten Herrn, und das genügt mir.

2. Suchet zuerst das Reich Gottes. Jesus ermutigt mich, die Werte seines Reiches anzustreben und mich selbst und mein Wohlbefinden zu vergessen. Er will für mich sorgen und mich entschädigen. Der Himmel, Lachen und Freude in einer Fülle, die unfasslich ist, erwarten mich. Es ist schwer, den „Himmel auf Erden“ nicht im Reichtum, im Vergnügen und in der Angepasstheit an die Masse zu suchen. Es bedarf schon eines Weitblicks im Glauben und des Willens zur Ausdauer.

3. Warnende Zeichen. Der Evangelist Lukas übermittelt uns nicht nur die Lobpreisungen, sondern auch ihre Gegensätze. Diese sind wie warnende Zeichen. Wenn mein Weg auf diese Gegensätze ausgerichtet ist, sollte ich besser darauf achten, wohin dieser Weg auf lange Sicht führt. Wo mein Herz ist, da ist auch mein Schatz. Sind himmlische, ewige Freuden oder irdische, vergängliche Vergnügen die Sehnsucht meines Herzens?

Gespräch mit Christus: Herr, lass mich schon hier auf Erden etwas von der Freude erfahren, die wir im Himmel erfahren werden, wenn wir für immer mit dir vereinigt sein werden. Hilf mir, meine Erfüllung in der Liebe zu dir zu finden, indem ich dir mein Leben schenke.

Vorsatz:  Ich will herausfinden, was mich bei meiner täglichen Arbeit anspornt, indem ich mich bemühe, meine Absichten zu läutern. Ich will aus Liebe zu Gott und nicht aus Eigenliebe handeln.


Wer bin ich, dass der Herr zu mir kommt?

8. September 2011

Donnerstag der dreiundzwanzigsten Woche im Jahreskreis
Mariä Geburt

P. Andrew Mulcahey LC

Mt 1,1-16, 18-23
Stammbaum Jesu Christi, des Sohnes Davids, des Sohnes Abrahams: Abraham war der Vater von Isaak, Isaak von Jakob, Jakob von Juda und seinen Brüdern. Juda war der Vater von Perez und Serach; ihre Mutter war Tamar. Perez war der Vater von Hezron, Hezron von Aram, Aram von Amminadab, Amminadab von Nachschon, Nachschon von Salmon. Salmon war der Vater von Boas; dessen Mutter war Rahab. Boas war der Vater von Obed; dessen Mutter war Rut. Obed war der Vater von Isai, Isai der Vater des Königs David. David war der Vater von Salomo, dessen Mutter die Frau des Urija war. Salomo war der Vater von Rehabeam, Rehabeam von Abija, Abija von Asa, Asa von Joschafat, Joschafat von Joram, Joram von Usija. Usija war der Vater von Jotam, Jotam von Ahas, Ahas von Hiskija, Hiskija von Manasse, Manasse von Amos, Amos von Joschija. Joschija war der Vater von Jojachin und seinen Brüdern; das war zur Zeit der Babylonischen Gefangenschaft. Nach der Babylonischen Gefangenschaft war Jojachin der Vater von Schealtiël, Schealtiël von Serubbabel, Serubbabel von Abihud, Abihud von Eljakim, Eljakim von Azor. Azor war der Vater von Zadok, Zadok von Achim, Achim von Eliud, Eliud von Eleasar, Eleasar von Mattan, Mattan von Jakob. Jakob war der Vater von Josef, dem Mann Marias; von ihr wurde Jesus geboren, der der Christus (der Messias) genannt wird.

Mit der Geburt Jesu Christi war es so: Maria, seine Mutter, war mit Josef verlobt; noch bevor sie zusammengekommen waren, zeigte sich, dass sie ein Kind erwartete - durch das Wirken des Heiligen Geistes. Josef, ihr Mann, der gerecht war und sie nicht bloßstellen wollte, beschloss, sich in aller Stille von ihr zu trennen. Während er noch darüber nachdachte, erschien ihm ein Engel des Herrn im Traum und sagte: Josef, Sohn Davids, fürchte dich nicht, Maria als deine Frau zu dir zu nehmen; denn das Kind, das sie erwartet, ist vom Heiligen Geist. Sie wird einen Sohn gebären; ihm sollst du den Namen Jesus geben; denn er wird sein Volk von seinen Sünden erlösen. Dies alles ist geschehen, damit sich erfüllte, was der Herr durch den Propheten gesagt hat: Seht, die Jungfrau wird ein Kind empfangen, einen Sohn wird sie gebären, und man wird ihm den Namen Immanuel geben, das heißt übersetzt: Gott ist mit uns.

Einführendes Gebet:  Herr, ich danke dir für das Geschenk des Glaubens. Ich glaube nur, weil so viele andere vor mir geglaubt haben – und häufig zu welch hohem Preis! Zu Beginn dieses Gebets blicke ich auf meinen Stammbaum des Glaubens und erinnere mich all derer, die den Glauben an mich weitergegeben haben. Ich will ein Bindeglied in der Glaubenskette für viele andere Seelen sein.

Bitte: Lieber Jesus, hilf mir, demütig wie die allerseligste Jungfrau Maria zu sein.

1.  Gott ist mit uns. Die heutige Bibelstelle berichtet uns von dem großen Mysterium der Menschwerdung Christi. Warum wollte Gott einer von uns werden? In seinem Stammbaum erscheinen Gute und Schlechte, Treue und Schwache, Nützliche und Nichtsnutze. Warum nimmt Gott an, was fehlerhaft und geringwertig ist und macht sich dies zu Eigen? Warum reinigt er, richtet wieder auf, erhebt und heilt uns und alles, was wir ihm anbieten? Warum? Warum nimmt er meine Abstammung auf sich, meine persönliche Geschichte – beides, das Gute und das Schlechte – und formt es zur Erlösungsgeschichte für mich und andere? Warum hört er niemals auf, dies zu tun? Wird es ihm irgendwann nicht zu viel? Nein! Gott sagt immer wieder: „Was kann ich noch mehr für mein Volk tun?”

2. Gesegnet bist du und die Frucht deines Leibes. Joachim und Anna, die Eltern Marias, führten eine Ehe, die kinderlos war. Die Überlieferung sagt, dass Joachim von einem Zuschauer verachtet wurde, als er seine Gaben opferte, weil Gott ihm keine Nachkommen geschenkt hatte. Er fühlte sich tief verletzt und entmutigt. Er folgte seiner Schafherde in die Wildnis und kehrte lange Zeit nicht zu seiner Frau zurück. In der Wüste wurde ihm vermutlich in einer übernatürlichen Erscheinung gesagt, dass ihm ein Kind geschenkt werde. Als Joachim zu seiner Frau nach Bethesda zurückkehrte, begeistert von neuer Hoffnung, wurde sie schwanger und gebar Maria, die ohne Sünde geboren wurde. Gott nimmt sich dessen an, was in den Augen der Welt schwach ist und schafft ein Meisterwerk, die unbefleckte Empfängnis. In der Tat, er erhebt die Niedrigen. Welchen Plan hat er für mein Leben? Wo ist mein Platz in der Erlösungsgeschichte?

3. Es geschehe nach deinem Wort. Die Eltern erzählten Maria die besonderen Umstände ihrer Geburt. Maria wuchs heran und „bewahrte alles, was geschehen war, in ihrem Herzen” (vgl. Lk 2,51). Man kann sich vorstellen, dass das fromme Mädchen Maria sich ganz Gott weihen wollte und vielleicht schon in frühen Jahren ein Gelübde der Enthaltsamkeit abgelegt hatte. Ihre einfache und vollständige Hingabe an Gott machten sie tatsächlich zu seiner „begnadeten Tochter”. Aber Gott hatte andere Pläne für sie: er fragte sie, ob sie bereit sei, seinen Sohn zu gebären. Wieder einmal nimmt Gott an, was ihm frei angeboten wird und formt es in das, was er möchte. Er nimmt, was gut und schön ist, und nutzt es in hohem Maße für die Erlösung von vielen. Gott fügt sich demütig in meinen unbedeutenden und fehlerhaften menschlichen Stammbaum.

Gespräch mit Christus: Herr, hilf mir, mich jeden Tag an alle guten Dinge zu erinnern, die du mir und meiner Familie gegeben hast. Lass mich deine Werke und deine Fürsorge erkennen. Ich weiß, dass du mir auf hundert verschiedenen Wegen zu Hilfe kommst. Hilf mir, mehr wie Maria zu werden und über alle die Dinge der Erlösung nachzudenken und sie in meinem Herzen zu bewahren.

Vorsatz:  Ich werde meine Berufung mit Glauben und neuer Hoffnung betrachten; dabei bin ich zuversichtlich, dass Gott, selbst wenn er in die einfachsten Verhältnisse kommt, sich wohl fühlt. Ich will versuchen, seine Hand zumindest in einem Ereignis meines heutigen Tages zu erkennen.


Andere in den Himmel führen

9. September 2011

Freitag der dreiundzwanzigsten Woche im Jahreskreis
Hl. Petrus Claver

P. Paul Campbell LC

Lk 6,39-42
Jesus gebrauchte auch einen Vergleich und sagte: Kann ein Blinder einen Blinden führen? Werden nicht beide in eine Grube fallen? Der Jünger steht nicht über seinem Meister; jeder aber, der alles gelernt hat, wird wie sein Meister sein. Warum siehst du den Splitter im Auge deines Bruders, aber den Balken in deinem eigenen Auge bemerkst du nicht? Wie kannst du zu deinem Bruder sagen: Bruder, lass mich den Splitter aus deinem Auge herausziehen!, während du den Balken in deinem eigenen Auge nicht siehst? Du Heuchler! Zieh zuerst den Balken aus deinem Auge; dann kannst du versuchen, den Splitter aus dem Auge deines Bruders herauszuziehen.

Einführendes Gebet:  Gott Vater ich danke für das Geschenk der Schöpfung und somit auch dafür, dass du mich geschaffen hast. Sohn Gottes, ich danke dir, dass du mich durch dein Fleisch und Blut erlöst hast. Heiliger Geist, ich danke dir, dass du Gast meiner Seele bist, dass du meine Gedanken erhellst und meinen Geist stärkst mit dem Feuer deiner Liebe.

Bitte: Herr, hilf mir, demütiger zu werden.

1.  Blinde Führer. Jesus stellt eine rhetorische Frage an die Menge: „Kann ein Blinder einen Blinden führen?“ Wer führen will, muss natürlich gut sehen können. Wenn es um Menschen geht, die zum Reich Gottes geführt werden wollen, dann ist Jesus der Weg. Er ist ja vom Vater gekommen; er kennt den Weg. Zunächst wollen wir seine zentrale Bedeutung für unseren Weg in den Himmel bedenken; dann aber wollen wir auch über unsere Eignung nachdenken, andere zu führen. Dabei sollten wir zwar vorsichtig, aber nicht mit Widerwillen vorgehen, schließlich geht es doch darum, andere zu Gott zu führen. Wir sollten demütig sein und uns stets eng an die Kirche anlehnen, die Christus gegründet hat, um seinen Auftrag auf Erden fortzuführen.

2. Jünger. In seiner nächsten Äußerung betont Christus, dass ein Jünger zwar nicht über dem Meister steht, dass er aber ebenso viel lernen kann wie der Meister. Der Jünger Jesu kann von ihm die Schritte lernen, die zu Rettung und ewigem Leben führen. Christus hat nicht nur die Kirche gegründet, um seine Lehre weiterzuentwickeln, sondern er hat sie auch mit seinem Geist ausgestattet, um sie vor Irrtümern zu bewahren. Wenn wir also andere lehren, sollte unser Selbstvertrauen aus der Gewissheit kommen, dass wir uns im Einklang mit der Kirche befinden und bemüht sind, ihren Lehren zu folgen. Lernen ist ein lebenslanger Prozess, aber religiöse Unterweisung endet oft mit der ersten heiligen Kommunion oder der Firmung, und viele Erwachsene haben nur die religiöse Bildung eines Kindes. Was tun wir, um in unserem Glaubenswissen wirklich kompetent zu werden?

3. Heuchler. Die Evangelisierung beginnt bei uns. Fehler entdecken wir bei den anderen eher als bei uns. Wir können über die Fehler anderer sogar richtig zornig werden, selbst wenn wir sie selbst auch machen. Ein Hochmütiger beklagt sich bitter über die vermeintliche Einbildung und Arroganz seines Nachbarn, sein eigenes Laster aber sieht er nicht. Wir müssen uns erst selbst in aller Demut erkennen und dann aufrichtig daran arbeiten, Christus ähnlicher zu werden. Je mehr wir Gottes Gnade in uns wirken lassen, desto besser können wir anderen helfen.

Gespräch mit Christus: Herr, ich bin sehr hochmütig. Ich lasse mich leicht ganz von mir selbst, meiner Sicht der Dinge, meinen Bedürfnissen und Wünschen beherrschen. Hilf mir, meine eigenen Fehler mehr zu erkennen, an denen ich nach deinem Willen arbeiten soll. Gib mir den Mut, sie mir einzugestehen, bevor ich auf andere schaue.

Vorsatz:  Ich will mir zwei oder drei praktische Dinge für diese Woche vornehmen, die mir helfen, demütiger zu werden


Den Baum an seinen Früchten erkennen

10. September 2011

Samstag der dreiundzwanzigsten Woche im Jahreskreis

P. Daniel Polzer LC

Lk 6,43-49
Jesus sagte zu seinen Jüngern: Es gibt keinen guten Baum, der schlechte Früchte hervorbringt, noch einen schlechten Baum, der gute Früchte hervorbringt. Jeden Baum erkennt man an seinen Früchten: Von den Disteln pflückt man keine Feigen und vom Dornstrauch erntet man keine Trauben. Ein guter Mensch bringt Gutes hervor, weil in seinem Herzen Gutes ist; und ein böser Mensch bringt Böses hervor, weil in seinem Herzen Böses ist. Wovon das Herz voll ist, davon spricht der Mund. Was sagt ihr zu mir: Herr! Herr!, und tut nicht, was ich sage?

Ich will euch zeigen, wem ein Mensch gleicht, der zu mir kommt und meine Worte hört und danach handelt. Er ist wie ein Mann, der ein Haus baute und dabei die Erde tief aushob und das Fundament auf einen Felsen stellte. Als nun ein Hochwasser kam und die Flutwelle gegen das Haus prallte, konnte sie es nicht erschüttern, weil es gut gebaut war. Wer aber hört und nicht danach handelt, ist wie ein Mann, der sein Haus ohne Fundament auf die Erde baute. Die Flutwelle prallte dagegen, das Haus stürzte sofort in sich zusammen und wurde völlig zerstört.

Einführendes Gebet:  Herr, ich bin nun wieder bei dir im Gebet. Ich werde deine Worte betrachten. Ich will keiner von jenen sein, die immer nur „Herr! Herr!“ rufen, aber niemals deinen Worten folgen. Nur zu gut weißt du, wie schwach ich bin, wie oft ich mich auf meine eigene Stärke verlassen habe und dich nicht beachtet habe. In Demut komme ich heute zu dir, um dich um dein Licht und deine Gnade zu bitten.

Bitte: Herr, hilf mir, meine Leben auf ein festes Fundament zu bauen.

1.  Gute Früchte von einem guten Baum. Woran erkennen wir, was tief drinnen in unseren Seelen ist? Wir erkennen es an den Früchten, die wir hervorbringen. Wir wissen, wenn unser Leben voll dieser guten Früchte ist, wie Nächstenliebe, Glaube, Geduld und Ehrlichkeit, dann können wir davon ausgehen, dass unsere Seele gesund und stark ist. Wenn unser Leben hingegen geprägt ist von Ärger, Neid, Lust, Eigensinn und Faulheit, dann kann es sein, dass unsere Seele schwach und krank ist. Wenn wir uns ändern wollen, dann genügt es nicht, bloß Äußerlichkeiten zu verbessern: ein freundliches Gesicht zu machen oder die Fassade eines netten Menschen aufzuziehen. Früher oder später wird die Maske fallen, denn sie verdeckt nur, was im Inneren an Schlechtem ist. Wir müssen uns von innen heraus ändern, tief hinunter an die Wurzeln unserer Fehler gehen, unsere Seele im Sakrament der Versöhnung heilen und auf dem Fundament der Tugend unser Leben aufbauen.

2. Trügerische Sicherheit. Solange die Sonne scheint und alles ruhig ist, dann erscheint ein Haus, das auf einem schwachen Fundament steht, stabil und fest. Wir sind sicher, dass es den Kräften von Regen, Wind und Fluten widerstehen kann. Wir wiegen uns in unserem Leben manchmal in trügerischer Sicherheit, wenn alles gut läuft. Solange es keine großen Versuchungen gibt und die Wechselfälle und Schwierigkeiten des Lebens klein sind und leicht überwunden werden können, solange können wir uns selbst einreden, dass wir auf festem Untergrund stehen. Wir meinen vielleicht, dass unser geistliches Leben stark ist und dass wir nicht mehr sündigen werden. Wir müssen vorsichtig und so objektiv wie möglich sein, denn diese Meinung könnte sich als falsche Sicherheit herausstellen.

3. Der Test. Unser Fundament wird erst wirklich auf die Probe gestellt, wenn der Regen anfängt, der Wind zu brausen beginnt und die Fluten steigen. Der Test für unser geistliches Leben beginnt mit Versuchungen, Schwierigkeiten, Enttäuschungen und Schicksalsschlägen. Wenn wir unser geistliches Leben auf eine feste Basis der Tugenden, der Selbstverleugnung und der Verbindung mit Gott stellen, dann ist es gleich, wie sehr auch die Fluten heranbranden: wir werden fest stehen. Wir dürfen nicht vergessen, dass in dem Moment, in dem die Fluten kommen, keine Gelegenheit mehr ist, das Fundament zu befestigen. Dafür ist es dann zu spät. An einem starken Fundament muss man bauen, wenn die Sonne scheint. Wir müssen den Worten Christi jetzt in diesem Moment folgen, solange noch Zeit ist.

Gespräch mit Christus: Herr, lass nicht zu, dass ich mich in trügerischer Sicherheit wiege, nur weil mein Leben im Moment ohne Schwierigkeiten ist. Ich möchte bereit sein für den Test, bereit für die Fluten. Hilf mir, dass ich noch heute an der Befestigung der Fundamente meines geistlichen Lebens arbeite. Hilf mir, in den Tugenden zu wachsen.

Vorsatz:  Ich werde mich heute auf eine Tugend besonders konzentrieren, von der ich weiß, dass ich sie besonders üben muss.