Tägliche Meditationen Sonntag 2. Januar 2011 bis Samstag 8. Januar 2011 Zweite Woche nach Weihnachten
Ich kam, sah und war besiegt 2. Januar 2011 Zweiter Sonntag nach Weihnachten
Mt 2,1-12 Als Jesus zur Zeit des Königs Herodes in Betlehem in Judäa geboren worden war, kamen Sterndeuter aus dem Osten nach Jerusalem und fragten: Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, um ihm zu huldigen. Als König Herodes das hörte, erschrak er und mit ihm ganz Jerusalem. Er ließ alle Hohenpriester und Schriftgelehrten des Volkes zusammenkommen und erkundigte sich bei ihnen, wo der Messias geboren werden solle. Sie antworteten ihm: In Betlehem in Judäa; denn so steht es bei dem Propheten: Du, Betlehem im Gebiet von Juda, / bist keineswegs die unbedeutendste / unter den führenden Städten von Juda; / denn aus dir wird ein Fürst hervorgehen, / der Hirt meines Volkes Israel. Danach rief Herodes die Sterndeuter heimlich zu sich und ließ sich von ihnen genau sagen, wann der Stern erschienen war. Dann schickte er sie nach Betlehem und sagte: Geht und forscht sorgfältig nach, wo das Kind ist; und wenn ihr es gefunden habt, berichtet mir, damit auch ich hingehe und ihm huldige. Nach diesen Worten des Königs machten sie sich auf den Weg. Und der Stern, den sie hatten aufgehen sehen, zog vor ihnen her bis zu dem Ort, wo das Kind war; dort blieb er stehen. Als sie den Stern sahen, wurden sie von sehr großer Freude erfüllt. Sie gingen in das Haus und sahen das Kind und Maria, seine Mutter; da fielen sie nieder und huldigten ihm. Dann holten sie ihre Schätze hervor und brachten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe als Gaben dar. Weil ihnen aber im Traum geboten wurde, nicht zu Herodes zurückzukehren, zogen sie auf einem anderen Weg heim in ihr Land. Einführendes Gebet: Herr, ich danke dir, dass du dich selbst mir als kleines Kind, geboren von der Jungfrau Maria, geschenkt hast. Wenn ich daran denke, wie du so hilflos in der Krippe liegst, füllt sich mein Herz mit Vertrauen. Ich weiß, dass du mich nicht enttäuschen kannst, weil du dich all deiner Größe entäußerst hast, damit ich dich betrachten kann. Du verdienst all meine Hoffnung und Liebe, die ich dir demütig jetzt darbiete. Bitte: Herr, ich bitte dich um ein Herz, das offen für deine Botschaft ist. 1. Wir haben seinen Stern gesehen. Alle Menschen ehrlichen Herzens finden Gott in ihrem Leben. Die Ehrlichkeit der drei Sterndeuter lässt sich an den Opfern erkennen, die sie bereitwillig auf sich nahmen, um ihr Ziel zu erreichen. Die Reise war sehr anstrengend, sie mussten für ihre Familien vorsorgen. Ihre Absicht war rein, frei von egoistischen Beweggründen, denn sie wollten allein Gottes lebendige Gegenwart erleben. Die Offenheit ihres Herzens erlaubte es Gott, durch viele Dinge dieser Welt zu ihnen zu sprechen – von der Weissagung bei Herodes bis zum Stern über dem Kind in der Krippe. Was bin ich bereit zu opfern, um Gott heute zu finden? Ich muss alles außer ihm zur Seite legen und mich von seiner Hand führen lassen, damit ich seine göttliche Gegenwart erleben kann. 2. Die Warnung, nicht zu Herodes zurückzukehren. Herodes und alle Menschen, die nur weltliche Interessen haben, sehen den Stern nicht. Nur Finsternis umgibt sie. Menschen wie sie haben sich vielleicht schon einmal Gedanken über Gott gemacht und sich für ihn interessiert, aber sie missachten seinen Ruf. Sie verlassen selten ihren „Palast“, opfern selten ihre Zeit und widmen sich nicht dem Dienst am Göttlichen. Wenn sie einmal ihren bequemen Palast verlassen, beklagen sie sich, dass Gott sich nirgends in der Welt finden lässt. Sie haben Angst davor, ihre bequeme Welt zu verlieren. Ich will beten, dass mein Herz immer für das offen ist, was das Evangelium von mir in meinem Leben verlangt. Möge Christus kein Hindernis in mir vorfinden; möge er in mir die Entschlossenheit finden, meinen Palast zu verlassen, damit ich ihn finden und ihm folgen kann. 3. Dann holten sie ihre Schätze hervor. Um Liebe schenken zu können, muss ich selbst die Liebe empfangen haben. Wie kann ich den Ansprüchen gerecht werden, die andere mir stellen? Wie kann ich meiner Berufung und Sendung treu sein, wenn ich auf meinem Weg wenig Zuspruch und Unterstützung bekomme? Jeden Morgen muss ich mich an Gott wenden, der sich bedingungslos mir hingibt, damit seine Hingabe mich gestalten und in mir wirken kann. Jeden Tag erwartet mich eine notwendige Epiphanie, sei das nun bei der heiligen Messe, beim Gebet oder durch die Werke der göttlichen Vorsehung. Sie befähigt mich, mich selbst hinzugeben. Wenn ich diese Liebe nicht erfahre, bleibt mein Leben verschlossen – ich habe nicht die innere Stärke, um mich ganz hinzugeben. Johannes sagt uns: „Nicht darin besteht die Liebe, dass wir Gott geliebt haben, sondern dass er uns geliebt und seinen Sohn als Sühne für unsere Sünden gesandt hat. Liebe Brüder, wenn Gott uns so geliebt hat, müssen auch wir einander lieben… Wir wollen lieben, weil er uns zuerst geliebt hat (1 Joh 4,10f,19). Gespräch mit Christus: Christus, deine Liebe zu mir bewegt mich dazu, mich selbst hinzugeben und nichts zurückzuhalten. Ich habe einen Augenblick in der Menschheitsgeschichte berührt, welcher mein Begreifen weit übersteigt und mein Herz für dich gewinnt. Hilf mir, mich dir so zu schenken, wie du dich mir schenkst: bei der heiligen Messe, im Gebet und bei der Begegnung mit meinen Mitmenschen rufst du mich, dir zu dienen. Vorsatz: Heute will ich mich bemühen, die Liebe zu den Mitgliedern meiner Familie zu vertiefen und sie so zu lieben, wie Christus sie liebt.
Das Licht der Wahrheit 3. Januar 2011 Montag der zweiten Woche nach Weihnachten Mt 4,12-17, 23-25 Als Jesus hörte, dass man Johannes ins Gefängnis geworfen hatte, zog er sich nach Galiläa zurück. Er verließ Nazareth, um in Kafarnaum zu wohnen, das am See liegt, im Gebiet von Sebulon und Naftali. Denn es sollte sich erfüllen, was durch den Propheten Jesaja gesagt worden ist: Das Land Sebulon und das Land Naftali, / die Straße am Meer, das Gebiet jenseits des Jordan, / das heidnische Galiläa: das Volk, das im Dunkel lebte, / hat ein helles Licht gesehen; / denen, die im Schattenreich des Todes wohnten, / ist ein Licht erschienen. Von da an begann Jesus zu verkünden: Kehrt um! Denn das Himmelreich ist nahe. Er zog in ganz Galiläa umher, lehrte in den Synagogen, verkündete das Evangelium vom Reich und heilte im Volk alle Krankheiten und Leiden. Und sein Ruf verbreitete sich in ganz Syrien. Man brachte Kranke mit den verschiedensten Gebrechen und Leiden zu ihm, Besessene, Mondsüchtige und Gelähmte, und er heilte sie alle. Scharen von Menschen aus Galiläa, der Dekapolis, aus Jerusalem und Judäa und aus dem Gebiet jenseits des Jordan folgten ihm. Einführendes Gebet: Mein Himmlischer Vater, du hast mich aus deiner unendlichen Liebe heraus geschaffen. Obwohl ich dich oft nicht so geliebt habe, wie ich es als dein Kind hätte tun sollen, sendest du mir Gaben über Gaben. Du sandtest deinen Sohn, um mich zu erlösen und mich in und durch deinen Sohn eins mit dir zu machen. Du und dein einziger geliebter Sohn sandtet euren Geist der Liebe und Wahrheit, den Heiligen Geist, damit er in meinem Herzen, meinem Verstand und meinem Körper wohne. Ich danke dir, dass ich deine Liebe erfahren darf. Ich schenke dir dafür mein eigenes Herz und meinen Wunsch, dir großzügig auf alles zu antworten, worum du mich bittest. Bitte: Jesus, hilf mir, dir mein Herz zu öffnen. 1. Das wahre Licht ist hier. Johannes der Täufer tat alles, worum ihn der Vater bat. Dabei blieb er stets demütig. Die Leute dachten, er sei der Christus; doch er erlaubte dem Stolz nicht, das Licht der Wahrheit auszulöschen, und verkündete, dass er nicht der Christus sei. Die Welt belohnte Johannes den Täufer mit Schweigen und dem Tod. Welchen Schatz schenkte ihm hingegen Gott für seine Treue? Lob – „Willkommen mein guter und treuer Diener“ – und ewiges Leben. Johannes war nur die Stimme; er rief die Menschen auf, zu bereuen und sich zu bekehren. Nun verkündet das Wort selbst diese Worte. Johannes war eine Stimme in der Wüste. Nun tritt das Wort, das das Leben und das Licht selbst ist, in der Öffentlichkeit auf. Möge das Licht der Wahrheit unsere Herzen für das wahre und ewige Himmelreich öffnen. Kann ich zwischen dem, was wirklich Gold in Gottes Augen ist und dem, was nur wie Gold glänzt, aber das Gegenteil davon ist, unterscheiden? Kann man das in meinen Worten und Taten erkennen? 2. Jesus predigt mit mehr als nur mit Worten. Unser Herr Jesus ging umher und tat nur Gutes: er heilte Kranke, tröstete die Einsamen, vergab den Sündern und predigte das Evangelium. Unser Glaube sagt uns dies, und wir sehen es vor unseren Augen, wenn wir das Evangelium lesen. Aber begegnen wir dem Herrn wirklich wie jene, die seinen Weg vor 2000 Jahren kreuzten? Ich kann diese Frage beantworten, wenn ich mein Leben betrachte: Lebe ich mehr und mehr wie Christus, oder nicht? Schätze ich alles Gute, das Christus in meinem Leben getan hat und danke ich ihm dafür? Will ich von ganzem Herzen immer mit Christus zusammen sein, auf der Erde wie im Himmel? Wo mein Herz ist, da ist auch mein Schatz. Wie Christus bin ich berufen, mit mehr als nur Worten zu predigen. 3. Menschen antworten auf die Wahrheit. Ein Jünger Christi darf niemals entmutigt sein, denn die Menschen antworten, sie reagieren auf die Wahrheit, auf das Evangelium von Jesus Christus. Wir sehen dies in den Evangelien und durch die Geschichte der Kirche hindurch. Wenn unsere Bemühungen, das Evangelium zu verbreiten, auf harten Boden fallen, müssen wir nachdenken, wie wir reagieren werden. Christus verlangt von uns, sein Evangelium in Wort und Tat zu verkünden. Er will, dass wir Frucht bringen. Christus sagte auch voraus, dass wir größere Dinge vollbringen werden als er. Wir wissen auch, dass Christus die Sünde und den Tod besiegt hat. Wenn wir all das wissen, dürfen wir uns nicht mehr entmutigen lassen, wenn unsere Bemühungen, das Evangelium zu verkünden, keine Frucht tragen. Wir sollen nur unsere Arbeit tun, Christus kümmert sich um den Rest. So einfach ist es. Gespräch mit Christus: Herr, du bist gekommen, um die Sünder zu retten; komme an diesem neuen Tag erneut in mein Leben. Nimm all meine Angst vor dir weg, Herr Jesus. Lehre mich, dass du ein Gott des Mitleids bist und dass du sanftmütig und demütig von Herzen bist. Vorsatz: Ich will mir überlegen, wie ich meiner Pfarrgemeinde konkret helfen kann, das Evangelium zu verkünden.
Die Kraft meiner Nichtigkeit 4. Januar 2011 Dienstag der zweiten Woche nach Weihnachten Hl. Elizabeth Ann Seton Mk 6,34-44 Als er ausstieg und die vielen Menschen sah, hatte er Mitleid mit ihnen; denn sie waren wie Schafe, die keinen Hirten haben. Und er lehrte sie lange. Gegen Abend kamen seine Jünger zu ihm und sagten: Der Ort ist abgelegen und es ist schon spät. Schick sie weg, damit sie in die umliegenden Gehöfte und Dörfer gehen und sich etwas zu essen kaufen können. Er erwiderte: Gebt ihr ihnen zu essen! Sie sagten zu ihm: Sollen wir weggehen, für zweihundert Denare Brot kaufen und es ihnen geben, damit sie zu essen haben? Er sagte zu ihnen: Wie viele Brote habt ihr? Geht und seht nach! Sie sahen nach und berichteten: Fünf Brote und außerdem zwei Fische. Dann befahl er ihnen, den Leuten zu sagen, sie sollten sich in Gruppen ins grüne Gras setzen. Und sie setzten sich in Gruppen zu hundert und zu fünfzig. Darauf nahm er die fünf Brote und die zwei Fische, blickte zum Himmel auf, sprach den Lobpreis, brach die Brote und gab sie den Jüngern, damit sie sie an die Leute austeilten. Auch die zwei Fische ließ er unter allen verteilen. Und alle aßen und wurden satt. Als die Jünger die Reste der Brote und auch der Fische einsammelten, wurden zwölf Körbe voll. Es waren fünftausend Männer, die von den Broten gegessen hatten Einführendes Gebet: Herr, ohne dich bin ich in meiner Mission nichts. Ich glaube, dass es keine unüberwindbaren Schwierigkeiten dabei gibt, meine Einheit mit dir zu vertiefen. Ich möchte mit einer größeren Klarheit erkennen und sehen, dass deine Hand meine bewegt. Du machst möglich, was sonst unmöglich wäre. Bitte: Herr, vergrößere mein Vertrauen und mein Verlassen auf dich. 1. Er hatte Mitleid mit ihnen, denn sie waren wie Schafe, die keinen Hirten haben. Ein liebendes Herz weitet sich, um die Nöte derer, die es liebt, zu stillen. Niemand könnte so vollkommen lieben wie Christus. Lasse ich während dieses Gebetes zu, dass Christus mich bewegt, damit ich sehe, was er sieht, erleide, was er erleidet und liebe, was er liebt? Wer wird die vielen Verlorenen, besonders die jungen Menschen, lehren? Wer wird die Trauernden trösten, die gegen die alles durchdringende Dunkelheit der Verzweiflung kämpfen, wer die, die treu die hungrigen Seelen führen, die bereit sind für die Fülle der Wahrheit Gottes? Wer kann die Macht des Hirten, zu heilen, gegenwärtig machen und der Macht des Bösen in so vielen dunklen Ecken der Welt Einhalt gebieten? Wenn ich mein Herz öffne, um zu sehen, was Christus sieht, werde ich jeden Tag befolgen, was er von mir verlangt, um eine zerbrochene Welt, die Erlösung braucht, zu heilen. 2. Gebt ihr ihnen etwas zu essen. Unser Herr besteht darauf, dass wir aktiv an der Bewältigung der schwierigsten Probleme in der Welt teilnehmen. Viele seufzen nur über das Leid in der Welt, als wenn sie sagen wollten „Herr, du hast ein Problem. Ich werde für sie beten.“ Christus blickt zurück und sagt uns: „Das ist jetzt eure Aufgabe, ich lege sie in eure Hände.“ Werden wir in Panik ausbrechen? Werden wir überlegen, wo wir die Zeit, die Ressourcen und die Weisheit hernehmen sollen? Werden wir uns vorstellen, wie wir all das bewerkstelligen? Unser Herr bittet uns, Verantwortung zu übernehmen, aber er will nicht, dass wir die Kontrolle übernehmen. Da gibt es einen Unterschied: das eine ist der Verwalter in einer Mission – wir; das andere der Eigentümer – Gott. Verantwortung zu übernehmen bedeutet, die Sorgen der Menschen und der Kirche zu unseren eigenen zu machen. Keine Kontrolle zu übernehmen bedeutet, dass wir nie aus den Augen verlieren, wer den Plan kontrolliert. Ich möchte es nach seinem Plan tun, nicht nach meinem. 3. Wie viele Brote habt ihr? Wenn Christus uns für eine Aufgabe erwählt, sucht er uns nicht aus, weil denkt, dass wir schon alles können, was die Aufgabe verlangt, sondern weil er weiß, dass er uns alles geben wird, was wir brauchen. Manchmal stehen wir realen Zielen gegenüber, die aber jenseits unserer Kräfte liegen. Die Furcht, zu denken, dass wir übermenschlich für ein übermenschliches Unterfangen sein müssen, diese Furcht erfüllt den menschlichen Geist mit allen Arten von Komplexen: sich zu verschließen, sich überwältigt fühlen, unkontrollierte Wut, unseren Tätigkeitsbereich ungerechtfertigt einzuschränken. Was fordert Christus, wenn wir dem Unmöglichen gegenüberstehen? Nur zu geben, was wir haben – alles zu geben und nichts zurückzuhalten. Legen wir all unser Brot und unsere Fische auf den Tisch, und dann wird Christus wirken. Glauben wir an die Kraft unserer armen Nichtigkeit in Einheit mit Christus. Gespräch mit Christus: Herr, ich glaube an die Kraft meiner Nichtigkeit in Verbindung mit deiner Kraft und Gnade. Heute nehme ich die Herausforderung meiner Mission an, aber nur, wenn ich jeden Schritt im Vertrauen auf dich gehe. Mit dir ist jede Last süß, und jede unmögliche Aufgabe ist eine neue Begegnung mit der Macht deiner Hand. Vorsatz: Ich werde mitten am Tag innehalten, um geistig mein Tun in Christi Hände zu legen.
Mit Christus gehen 5. Januar 2011 Mittwoch der zweiten Woche nach Weihnachten Hl. Nepomuk Neumann, Bischof Mk 6,45-52 Gleich darauf forderte er seine Jünger auf, ins Boot zu steigen und ans andere Ufer nach Betsaida vorauszufahren. Er selbst wollte inzwischen die Leute nach Hause schicken. Nachdem er sich von ihnen verabschiedet hatte, ging er auf einen Berg, um zu beten. Spät am Abend war das Boot mitten auf dem See, er aber war allein an Land. Und er sah, wie sie sich beim Rudern abmühten, denn sie hatten Gegenwind. In der vierten Nachtwache ging er auf dem See zu ihnen hin, wollte aber an ihnen vorübergehen. Als sie ihn über den See gehen sahen, meinten sie, es sei ein Gespenst, und schrien auf. Alle sahen ihn und erschraken. Doch er begann mit ihnen zu reden und sagte: Habt Vertrauen, ich bin es; fürchtet euch nicht! Dann stieg er zu ihnen ins Boot und der Wind legte sich. Sie aber waren bestürzt und außer sich. Denn sie waren nicht zur Einsicht gekommen, als das mit den Broten geschah; ihr Herz war verstockt. Einführendes Gebet: Herr, ich sehe in dir, wie ich das Leben mit dem Heiligen Geist als meine Grundlage leben muss, als ein Fels, der es mir erlaubt, durch jeden unruhigen Moment mit Frieden und froher Hingabe an deinen Willen zu gehen. Dankbar setze ich all mein Vertrauen auf dich und biete dir meine ganze bescheidene Liebe. Bitte: Herr, gib mir die Gnade, nicht nur zu wissen, dass deine Gegenwart die einzige Grundlage meiner Hoffnung und meines Glücks ist, sondern auch danach zu leben. 1. Er stieg auf den Berg, um zu beten. Er stieg auf den Berg, um zu beten. Christus machte sein inneres Leben nicht von sofortigem Erfolg abhängig. Der Kern dessen, was sein Herz tröstete und erhielt, waren nicht großartige Erfolge im Apostolat, sondern seine Einheit im Gebet mit dem Vater im Himmel. Ob Ergebnisse seiner Mission leicht oder schwer zu erreichen waren, Christus war gleich hingebungsvoll und gleich motiviert. Die Beständigkeit des Geistes und Stärke des Willens basieren nicht auf augenblicklichen Ergebnissen, sondern auf dem Frieden und der tiefen Freude, die daraus erwächst, den Willen des Vaters zu tun. Christus verteidigt diesen heiligen Platz in seinem Herzen mit einem Schlüsselelement: Zeit. Sich Zeit für das Gebet zu nehmen baut die Mauer, die Gottes Heiligtum in unserer Seele beschützt. Zeit für ihn allein ist das, was eine Ausgangsbasis für das Reich Gottes in uns bildet, so dass wir es um uns herum errichten können. Von dort aus sehen wir, was vergänglich, oberflächlich oder vergeblich ist. Dies führt uns dazu, anzunehmen, was ewig, hingebungsvoll und perfekt in der Liebe ist. 2. Er sah, dass sie sich beim Rudern abmühten. Wann immer die Apostel auf dem Wasser waren, war es Zeit zu lernen. Wasser symbolisiert das Leben, und die Wellen symbolisieren alle Ungewissheiten des Lebens, all die Prüfungen und Leiden, die die Welt scheinbar zu einem bösen Ende zu führen versuchen. Christus prüft und formt diejenigen, die er liebt, beständig. Probleme verschwinden nicht, weil wir Christus haben. Sie können zuweilen sogar größer werden, weil sie das Trainingsgelände für einen Heiligen oder einen Apostel sind. Christus sah, dass die Apostel in Schwierigkeiten waren, aber sie waren niemals alleine – Christi wachender Blick verließ sie nie, seine Fürsorge war immer bei ihnen. Möge unser Glaube uns Vertrauen auf diesen Blick, diese allwissende Gegenwart Christi geben, in allem, was wir tun und für ihn erleiden. 3. „Habt Mut, ich bin es, habt keine Angst!“ Der heilige Augustinus schrieb zu dieser Perikope: „Er ging übers Wasser; und so unterwirft er all die aufkommenden Beunruhigungen des Lebens. Christen – warum sich sorgen?“ Mit Christus zu gehen, erlaubt uns, denn Wellen, die uns überwältigen wollen, Einhalt zu gebieten. Kontakt mit ihm im Gebet hilft uns, eine solide Grundlage inmitten des Treibsandes zu finden. Der siegreiche Christus erinnert uns, dass es kein Übel gibt, dass stärker ist als er, dass es keine Sünde oder Versuchung gibt, die wir nicht hinter uns lassen können, und dass es keinen Rückschlag in der Gesundheit oder im Beruf oder eine Enttäuschung über einen geliebten Menschen geben kann, die nicht letztlich zu etwas neuem Gutem führen kann, wenn wir gemeinsam mit Christus gehen. Gespräch mit Christus: Herr, manchmal erfahre ich all meine menschlichen Erfolge und Sicherheiten mit solch einer Genugtuung, dass ich vergesse, dass sie jeden Moment alle von mir genommen werden können. In einem Augenblick kann, was einst stabil war, sich in eine stürmische See verwandeln. Was sollten diese Annehmlichkeiten und Güter für mich sein, wenn sie nicht von Anfang an für dich wären und dich ehrten? Werde ich mich in der Ewigkeit an sie hängen können? Vergib mir meine Oberflächlichkeit in diesen Momenten. Ich versuche jetzt, mich stärker auf dich, den wahren und ewigen Fels meines Lebens, zu gründen. Vorsatz: Ich werde versuchen, mich an die Ziele, die ich heute für die Ewigkeit erreichen muss, zu erinnern; Heiligkeit des Lebens, Erfüllung von Gottes Willen und der Dienst an meinem Nächsten.
Die Ehrfurcht einflößende Gegenwart 6. Januar 2011 Donnerstag der zweiten Woche nach Weihnachten Fest der Erscheinung des Herrn Lk 4,14-22 Jesus kehrte, erfüllt von der Kraft des Geistes, nach Galiläa zurück. Und die Kunde von ihm verbreitete sich in der ganzen Gegend. Er lehrte in den Synagogen und wurde von allen gepriesen. So kam er auch nach Nazareth, wo er aufgewachsen war, und ging, wie gewohnt, am Sabbat in die Synagoge. Als er aufstand, um aus der Schrift vorzulesen, reichte man ihm das Buch des Propheten Jesaja. Er schlug das Buch auf und fand die Stelle, wo es heißt: Der Geist des Herrn ruht auf mir; / denn der Herr hat mich gesalbt. Er hat mich gesandt, / damit ich den Armen eine gute Nachricht bringe; damit ich den Gefangenen die Entlassung verkünde / und den Blinden das Augenlicht; damit ich die Zerschlagenen in Freiheit setze und ein Gnadenjahr des Herrn ausrufe. Dann schloss er das Buch, gab es dem Synagogendiener und setzte sich. Die Augen aller in der Synagoge waren auf ihn gerichtet. Da begann er, ihnen darzulegen: Heute hat sich das Schriftwort, das ihr eben gehört habt, erfüllt. Seine Rede fand bei allen Beifall; sie staunten darüber, wie begnadet er redete, und sagten: Ist das nicht der Sohn Josefs? Einführendes Gebet: Herr, willkommen im Tempel meiner Seele. Ich weiß, dass du ausreißen und abbrechen wirst, heilen und heiligen wirst und dort einen heiligen und gerechten Ort errichten wirst, der immer für dich bestimmt war. Nur du hast die Macht, das Heiligtum meines Herzens aufzuschließen; nur du erbaust, was ewig Bestand hat. Ich öffne dir nun voll Vertrauen mein ganzes Wesen, so dass deine Worte meine Gedanken formen können, so dass deine Liebe mein Herz durchdringen kann, so dass keine Unordnung der Seele mehr in mir bleibt. Bitte: Herr, gib mir eine größere Ehrfurcht vor dir. 1. Er kehrte zurück in der Kraft des Heiligen Geistes. Der Heilige Geist erscheint in der Welt, um den Plan des Himmels mit dem der Erde zu vereinen, und er tut es hier mit jedem Schritt, mit jeder Tat Christi. Seine ganze Mission ist nichts anderes als die Erfüllung des Textes, den er vorliest. Unsere Berufung im Leben ist nichts anderes als die Erfüllung unserer in der Taufe empfangenen Beauftragung durch den Heiligen Geist. Unser Herr zeigt deshalb, dass er nichts im Alleingang tut. Er, der Sohn, ist gesandt und arbeitet in Einheit mit dem Vater und dem Heiligen Geist, und von hier fließt all seine Fruchtbarkeit und Macht. Unsere Sendung muss uns wirklich „gesandt“ fühlen lassen. Sie verpflichtet uns, Frucht zu bringen, indem wir gehorchen und lieben. Der Himmel will mir in diesem Gebet seinen Plan offenbaren. Möge ich aufmerksam für alles sein, was der Heilige Geist mir zu tun eingibt. 2. Er schlug das Buch auf... „Heute hat sich das Schriftwort, das ihr eben gehört habt, erfüllt.“ Dem Menschen wird eine Antwort auf die ewige Frage gegeben, die wir in der Offenbarung finden: „Wer ist würdig, die Buchrolle zu öffnen und ihre Siegel zu lösen?“ Denken wir über diesen bemerkenswerten Moment nach, in dem das Wort sich unter den Menschen offenbarte: Viele konnten aus der Schrift lesen, aber nur einer war würdig, seine erlösende Kraft zu entfesseln. Viele konnten die Texte zitieren, aber nur einer konnte sie in ihren Herzen entflammen. Viele konnten mit Faszination predigen, aber nur einer konnte ihren Hunger nach der Fülle der Wahrheit stillen. Unsere Worte sind ohne Christi Stimme ein Windhauch; unsere Mühen haben keinen Sinn, wenn unsere Taten nicht Christi Taten sind. Nur eine Person kann das menschliche Herz verändern, und wir können wirklich nur Apostel sein, wenn Christus derjenige ist, der unsere Hand führt. 3. Alle staunten über seine Worte. Der genaue Sinn dieser Worte wird uns hier nicht offenbart, als wenn das bedeuten würde, dass die Person Christi selbst die Offenbarung sei. Christus, in der Ganzheit seiner Person, kommt, um unsere Lasten zu tragen und unseren Geist zu ermuntern, wie es keine Lehre, kein Wunder und keine Heilung für sich selbst könnten. Göttliche Vorsehung hat uns im Leben viele Güter gesichert, aber alle Güter sind nichts, wenn sie nicht mit Christus in all der Kraft und Intimität, die Gott-mit-uns bedeutet, kommt. Gespräch mit Christus: Herr, ich möchte dich fürchten und ehren als das Zentrum meines Lebens. Ich arbeite nun mit einem heiligen Ehrgeiz, um sicherzustellen, dass dein Thron in meinem Herzen feststeht. Lehre mich, nichts in Beschlag nehmen zu lassen, was dir in meinem Leben gehört. Hindere mich daran, ein Leben leerer Selbstgenügsamkeit aufzubauen, damit ich nicht die Erfahrung deiner Macht und Gnade verliere, die ich haben könnte. Vorsatz: Ich werde Jesus heute in der Eucharistie besuchen, um ihn für seine Größe zu ehren und ihm für seine aktive Gegenwart in meinem Leben zu danken.
Wenn Gott es so will 7. Januar 2011 Freitag der zweiten Woche nach Weihnachten Hl. Valentin, Bischof und hl. Raimund von Penafort, Ordensgeneral des Dominikanerordens Lk 5,12-16 Als Jesus in einer der Städte war, kam ein Mann, der am ganzen Körper Aussatz hatte. Sobald er Jesus sah, warf er sich vor ihm zu Boden und bat ihn: Herr, wenn du willst, kannst du machen, dass ich rein werde. Da streckte Jesus die Hand aus, berührte ihn und sagte: Ich will es - werde rein! Im gleichen Augenblick verschwand der Aussatz. Jesus befahl ihm: Erzähl niemand davon, sondern geh, zeig dich dem Priester und bring das Reinigungsopfer dar, wie es Mose angeordnet hat. Das soll für sie ein Beweis (deiner Heilung) sein. Sein Ruf verbreitete sich immer mehr, sodass die Menschen von überall herbeiströmten. Sie alle wollten ihn hören und von ihren Krankheiten geheilt werden. Doch er zog sich an einen einsamen Ort zurück, um zu beten. Einführendes Gebet: Herr, ich komme heute wie der Aussätzige mit einem demütigen Herzen zu dir, welches sich bewusst ist, dass alle Schönheit allein von dir kommt. Meine willentlichen Sünden haben deinen Plan, den du mit mir hast, entstellt, und darum wende ich mich an dich und bitte dich, dass du alle meine Taten und Worte reinigen mögest. Ich hoffe auf dich und vertraue auf deine unendliche Barmherzigkeit. Bitte: Herr, schenke mir ein unerschütterliches Vertrauen auf deine unendliche Barmherzigkeit. 1. Herr, wenn du willst, kannst du machen, dass ich rein werde. Wenn Gott es so will…. Dies zeugt von einer Seelenhaltung des Aussätzigen, dem die Erfüllung des Willens Gottes wichtiger ist als seine Heilung. Indem er Geduld und Ergebenheit äußert, zeigt er, dass er bereit ist, sein Kreuz entsprechend dem Plan Gottes für ihn anzunehmen und zu tragen. Jemand, der ganz von sich selbst eingenommen ist und Probleme und Mängel nicht annehmen kann, stellt seiner Heilung ein Hindernis in den Weg. Manche verlieren die Geduld im Kampf, weil sie mehr die Heilung wollen, als den, der heilt. Hier mag vielleicht der Körper wieder heil sein, aber die Seele bleibt krank und unansehnlich vor Gott. Offenheit für Gott, das Losgelöstsein von einem einfachen Leben, und die totale Überlassung seiner selbst in Gottes Hände macht es möglich, dass Gott die Seele lange vor dem Körper heilen und befreien kann. Wie schön war die Seele dieses demütigen Aussätzigen in den Augen Christi! Möge dieses Gebet heute mein Herz öffnen, damit ich alle Prüfungen dieses Tages in Demut und aus Liebe zu Gott, der mich führt, annehmen kann. 2. Ich will es – werde rein. Das Entstelltsein durch den Aussatz wird zu einem Symbol für die Seele eines Sünders, der Erlösung braucht. Wenn ein Mensch unter den schlimmen und entstellenden Folgen der Sünde leiden muss, beginnt der Weg der Bekehrung und Veränderung. Menschen, welche den Stachel einer schlimmen Sünde aus der Vergangenheit noch spüren, glauben nicht wirklich an ein neues Leben. Sie möchten Gott näher kommen, aber sie können nur schwer glauben, dass Gott ihnen nahe sein will. Das Eingreifen Gottes – endgültig, ewig und absolut – bewegt Christi Hand, welche sich ausstreckt, um den Aussätzigen zu berühren und sagt: „Ich will es!“ Vom Körper bis zur Seele – Gottes Willen zur Vergebung und Heilung übersteigt unsere menschliche Vorstellungskraft! Wenn wir aufhören, unser Versagen aus einer verwundeten Selbstliebe heraus zu betrachten und wenn wir mit einem lebendigen Glauben den entschiedenen Willen Gottes, uns zu erlösen, annehmen, werden wir uns als neue Menschen in Christus entdecken, welche für die Sünde und die „Welt“ gestorben sind. 3. Er befahl ihm, niemandem etwas davon zu erzählen. Unser Herr verlangt Schweigen. Nicht alles, was bekannt ist, muss gesagt werden, und ein Jünger Christi muss klug sein. Wie oft behindern wir Gottes Wirken durch zu vieles Reden. Christus hat innere Sicherheit, weil er seine Sendung in tiefer Verbundenheit mit dem Vater lebt, und er überlässt den Zeitpunkt und den Ort seiner formellen Bekanntmachung vor den Juden dem Willen des Vaters. Diskretion als Tugend ist eine Haltung der Hingabe, und nicht des Eigennutzes. Wann wird die Identität Christi formell verkündet? „Wenn ich über die Erde erhöht bin, werde ich alle an mich ziehen“ (Joh 12,32). Erst während seiner Passion, vom Palmsonntag bis zum Ostersonntag, offenbart er seine Gottheit ganz. Und so will auch ich meine Erfahrung mit Christus, mein Wissen von ihm, demütig, liebevoll und in kluger Zurückhaltung anderen weitergeben, damit ich die Auswirkung von Christi Wahrheit auf die Welt vergrößere. Gespräch mit Christus: Herr, ich sehe, wie sich deine Hand vom Aussätzigen zu meiner Seele bewegt und ihre verwandelnde Macht zeigt. Keine Sünde sollte jemals meinen Mut, Widerstand zu leisten, brechen; keine langjährige Schwäche darf jemals meine Hoffnung auf den Sieg schwächen. Deine Hand muss sich nur bewegen und alles wird heil, vergeben und erlöst. Heute baue ich meinen festen Entschluss, heilig zu werden, voll Vertrauen auf deine Gnade und bedingungslose Liebe. Vorsatz: Ich will einen Menschen, der ein schlechtes Leben führt, der Macht der Barmherzigkeit unseres Herrn anvertrauen.
Wenn weniger mehr ist 8. Januar 2011 Samstag der zweiten Woche nach Weihnachten Hl. Severin Joh 3,22-30 Darauf ging Jesus mit seinen Jüngern nach Judäa. Dort hielt er sich mit ihnen auf und taufte. Aber auch Johannes taufte damals, und zwar in Änon bei Salim, weil dort viel Wasser war; und die Leute kamen und ließen sich taufen. Johannes war nämlich noch nicht ins Gefängnis geworfen worden. Da kam es zwischen den Jüngern des Johannes und einem Juden zum Streit über die Frage der Reinigung. Sie gingen zu Johannes und sagten zu ihm: Rabbi, der Mann, der auf der anderen Seite des Jordan bei dir war und für den du Zeugnis abgelegt hast, der tauft jetzt, und alle laufen zu ihm. Johannes antwortete: Kein Mensch kann sich etwas nehmen, wenn es ihm nicht vom Himmel gegeben ist. Ihr selbst könnt mir bezeugen, dass ich gesagt habe: Ich bin nicht der Messias, sondern nur ein Gesandter, der ihm vorausgeht. Wer die Braut hat, ist der Bräutigam; der Freund des Bräutigams aber, der dabeisteht und ihn hört, freut sich über die Stimme des Bräutigams. Diese Freude ist nun für mich Wirklichkeit geworden. Er muss wachsen, ich aber muss kleiner werden. Einführendes Gebet: Herr, obwohl ich mich so sehr bemühe, vereiteln Eigenliebe und Eitelkeit immer wieder meine guten Absichten und verkleinern den Wert meiner Anstrengungen für dich. So komme ich mit leeren Händen zu dir. Doch ich vertraue auf deine Barmherzigkeit, denn ich weiß, dass du mich jedes Mal, wenn ich mich dir voller Hoffnung wieder zuwende, mit Freuden aufmunterst und erneuerst. Ich liebe dich leidenschaftlich, guter Jesus, und möchte dich immer noch mehr lieben. Bitte: Herr, hilf mir, wahre Demut zu üben. 1. Er muss wachsen, ich aber muss kleiner werden. Das ist der Vorsatz, den jeder aufrichtige Apostel und jeder Mensch in einer leitenden Position im Herzen tragen sollte. Häufig suchen wir Selbstverwirklichung in unserer Berufung, unserem Apostolat und unserem Dienst für die Kirche. Manche bieten sich nur an, wenn die Arbeit, die ihnen angeboten wird, Ehre einbringt oder ihr Selbstwertgefühl steigert. Wir sagen, wir dienen Christus, aber wenn unser Status durch Kritik gefährdet wird, oder ein geringer Qualifizierter rangmäßig an uns vorüberzieht, dann werden wir entmutigt, und unser Engagement schwindet dahin. Immer wenn Demut von uns gefordert wird, sollten wir uns dem Test stellen, den Johannes im heutigen Evangelium bestanden hat. Jeden Tag müssen wir in unser Herz schauen und prüfen, ob es nur ein Spiegel unserer egozentrischen Wünsche ist, oder ob es ein Fenster ist zum Herzen Christi, das nur auf demütigen Dienst ausgerichtet ist. Spiegel schwächen den Auftrag; Fenster stärken ihn. 2. Sie freut sich über die Stimme des Bräutigams. Die Macht der Eigenliebe zu brechen ist eine ausgesprochen positive Arbeit. Man kann eine kleinere Liebe nur für eine größere aufgeben. Im Herzen des Johannes gab es nur ein Ziel, nur eine Sehnsucht - das Kommen des Messias. Er handelte und lebte nur für Christus. In der Einsamkeit der Wüste konnte diese Liebe, mitgeteilt in Gebet und Betrachtung, ungehindert wachsen. Johannes selbst bekennt, dass er alles, was er empfing, vom Himmel empfing – vom übernatürlichen Leben, geschenkt durch Betrachtung und Gnade. Die Liebe zu Christus kam nicht über Nacht, sondern musste in vielen Jahren des Betens, der Selbstüberwindung und einem Leben immer wieder neu vollzogener Umkehr, wie er es dann auch predigen sollte, erarbeitet werden. 3. Ich bin nur ein Gesandter, der ihm vorausgeht. Alle Handlungen und das ganze Wesen des Johannes sind auf die Zukunft ausgerichtet, auf die Handlungen und das Wesen eines anderen, nämlich Jesus Christus. Johannes sieht sich allein als Diener dieses Anderen. Die Demut des Johannes spricht von jenem, den er bezeugt. Christus ist der Erste, der uns lehrt, uns hinzugeben. Viele Passagen aus dem Evangelium beweisen das: seine Geburt in einer Krippe, das Waschen der Füße seiner Jünger, die dreißig Jahre des Gehorsams und der Verborgenheit in Nazareth… Jesus erinnert selbst an die Notwendigkeit der Demut: „Wenn ihr nicht wie die Kinder werdet, könnt ihr nicht in das Himmelreich kommen“ (Mt 18,3). Gespräch mit Christus: Herr, jetzt höre ich, was Johannes gehört hat: deine wunderbare Stimme, die zur Vereinigung mit deiner Braut, der Kirche, ruft. Es kann für mich keine größere Ehre und Liebe geben, als wenn diese Vereinigung sich immer wieder in Vollkommenheit und Selbstlosigkeit vollzieht. Möge ich lernen, Demütigungen anzunehmen und mich selbst immer wieder zu vergessen, damit die Bedürfnisse deines Mystischen Leibes durch meinen demütigen Dienst und meine Selbstüberwindung vermittelt werden können. Ich bete, dass mein unwürdiges Bedürfnis, neben deinem Lobpreis auch selbst Ruhm und Ehre zu erlangen, niemals der Grund dafür sein darf, dass du von deiner Braut getrennt wirst. Vorsatz: Ich will heute, bevor ich schlafen gehe, mit großer Hingabe die Litanei der Demut beten.
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