Tägliche Meditationen

Tägliche Meditationen

Sonntag 8. August 2010 bis Samstag 14. August 2010

Neunzehnte Woche im Jahreskreis

P. Ned Brown LC, P. Martin Connor LC, P. Steven Reilly LC

Vorbereitet seinSonntag
Tod und SteuernMontag
Die Macht der LiebeDienstag
Harte AugenblickeMittwoch
Menschliche Unversöhnlichkeit und die Barmherzigkeit eines HeiligenDonnerstag
Am Anfang war das nicht so...Freitag
Menschen wie ihnen gehört das HimmelreichSamstag

Vorbereitet sein

8. August 2010

Neunzehnter Sonntag im Jahreskreis
P. Ned Brown LC

Lk 12,32-48
Fürchte dich nicht, du kleine Herde! Denn euer Vater hat beschlossen, euch das Reich zu geben.

Verkauft eure Habe und gebt den Erlös den Armen! Macht euch Geldbeutel, die nicht zerreißen. Verschafft euch einen Schatz, der nicht abnimmt, droben im Himmel, wo kein Dieb ihn findet und keine Motte ihn frisst. Denn wo euer Schatz ist, da ist auch euer Herz.

Legt euren Gürtel nicht ab und lasst eure Lampen brennen! Seid wie Menschen, die auf die Rückkehr ihres Herrn warten, der auf einer Hochzeit ist, und die ihm öffnen, sobald er kommt und anklopft. Selig die Knechte, die der Herr wach findet, wenn er kommt! Amen, ich sage euch: Er wird sich gürten, sie am Tisch Platz nehmen lassen und sie der Reihe nach bedienen. Und kommt er erst in der zweiten oder dritten Nachtwache und findet sie wach - selig sind sie. Bedenkt: Wenn der Herr des Hauses wüsste, in welcher Stunde der Dieb kommt, so würde er verhindern, dass man in sein Haus einbricht. Haltet auch ihr euch bereit! Denn der Menschensohn kommt zu einer Stunde, in der ihr es nicht erwartet. Da sagte Petrus: Herr, meinst du mit diesem Gleichnis nur uns oder auch all die anderen? Der Herr antwortete: Wer ist denn der treue und kluge Verwalter, den der Herr einsetzen wird, damit er seinem Gesinde zur rechten Zeit die Nahrung zuteilt? Selig der Knecht, den der Herr damit beschäftigt findet, wenn er kommt! Wahrhaftig, das sage ich euch: Er wird ihn zum Verwalter seines ganzen Vermögens machen. Wenn aber der Knecht denkt: Mein Herr kommt noch lange nicht zurück!, und anfängt, die Knechte und Mägde zu schlagen; wenn er isst und trinkt und sich berauscht, dann wird der Herr an einem Tag kommen, an dem der Knecht es nicht erwartet, und zu einer Stunde, die er nicht kennt; und der Herr wird ihn in Stücke hauen und ihm seinen Platz unter den Ungläubigen zuweisen. Der Knecht, der den Willen seines Herrn kennt, sich aber nicht darum kümmert und nicht danach handelt, der wird viele Schläge bekommen. Wer aber, ohne den Willen des Herrn zu kennen, etwas tut, was Schläge verdient, der wird wenig Schläge bekommen. Wem viel gegeben wurde, von dem wird viel zurückgefordert werden, und wem man viel anvertraut hat, von dem wird man um so mehr verlangen.

Einführendes Gebet:  Herr, ich glaube mit ganzem Herzen an dich. Ich vertraue auf deine unendliche Güte und Gnade. Danke, dass du mich so geduldig auf meinem weg zum ewigen Leben begleitest. Ich liebe dich und gebe dir alles, was ich habe und was ich tue, zu deiner Ehre und zur Rettung der Seelen.

Bitte: Herr Jesus, hilf mir dabei, immer deinen heiligen Willen tun zu wollen.

1. Beschäftigungen und Inanspruchnahme. Wir sind so oft völlig von den Dingen dieser Welt in Anspruch genommen, dass wir vergessen, den Schatz im Himmel zu verfolgen, den Schatz, „der nicht abnimmt, droben im Himmel, wo kein Dieb ihn findet und keine Motte ihn frisst.“ Indem wir so hart arbeiten, fallen wir dann auch in jene Falle, jedem kleinen Vergnügen und jedem unnötigen Zeitvertreib nachzugehen, um uns so für unseren Einsatz zu belohnen. Währenddessen vergessen wir leicht unser eigentliches Ziel und die Pflege der wahren Beziehung zu Gott, unserem Vater, der uns liebt und der „beschlossen hat, uns das Reich zu geben“. Was sind meine besten Vorwände, die mich daran hindern, eine tiefere und engere Beziehung zu Gott aufzubauen? Bringe ich soviel Selbsthingabe, Geld und Zeit dafür auf, Gott zu lieben und meinem Nächsten zu dienen, wie für meine Unterhaltungen?

2. Er hat beschlossen, euch das Reich zu geben. Bin ich davon überzeugt, dass Gott wirklich „beschlossen hat, euch dass Reich zu geben”, dass er mich liebt und an mir interessiert ist? Warum will ich nicht immer, was Gott für mich will? Welche Dinge und Aktivitäten in meinem Leben machen mich leer und hindern mich daran, eine bessere Beziehung zu Christus aufzubauen? Wir müssen erkennen, dass wir, wollen wir ein gesundes geistliches Leben behalten, unsere Einstellungen oft korrigieren müssen und unsere Prioritäten oft ändern müssen, um unsere Herzen davor zu schützen, getäuscht zu werden und unseres wahren Schatzes, der Gott ist, beraubt zu werden.

3. Die Taktik des Teufels enthüllt. Einmal berief Satan am Ende des Geschäftsjahres eine Versammlung ein, um die Bilanzen des Jahres zu prüfen. Er war nicht zufrieden und wollte wissen, welche neuen Strategien man anwenden könne, um Erfolg dafür zu garantieren, die Herzen der Menschen von ihrem Schöpfer abzuwenden. Den Menschen Ablenkung im Gebet und in der Meditation zu senden kam noch vor Versuchungen zu Habsucht und Lust. Die Musikindustrie zu infiltrieren und korrumpieren vergrößerte ihre Zahl. Die Entwicklung einer Multimillionen-Dollar Pornografieindustrie brachte auch große Erträge. Doch Satan war immer noch nicht zufrieden, bis ihm ein Vorschlag vorgetragen wurde. „Wir müssen die Menschen der Welt davon überzeugen, dass sie viel Zeit haben!“ Wir alle neigen dazu, zu denken, dass wir noch viele Jahre auf der Erde zu leben haben. Das muss nicht unbedingt so sein; wir wissen weder den Tag noch die Stunde. Wir müssen aus unserem Schlaf erwachen, denn „selig die Knechte, die der Herr wach findet, wenn er kommt!“

Gespräch mit Christus: Herr, stärke mich in Zeiten der Versuchung und Ablenkung, damit ich niemals mein Erbe für ein Linsengericht verkaufen möge (vgl. Gen 25,34). Hilf mir, Herr, dir mein Leben von Neuem zu weihen, auf eine solch engagierte Weise, dass es dein Reich in mir und in meinem Umfeld errichtet.

Vorsatz:  Ich werde mein Gewissen gründlich daraufhin erforschen, was ich noch mehr tun kann, um Christus und seine Interessen an oberster Stelle meiner Prioritäten und in der Einteilung meiner Zeit zu behalten.


Tod und Steuern

9. August 2010

Montag der neunzehnten Woche im Jahreskreis

Mt 17,22-27
Als sie in Galiläa zusammenwaren, sagte Jesus zu ihnen: Der Menschensohn wird den Menschen ausgeliefert werden, und sie werden ihn töten; aber am dritten Tag wird er auferstehen. Da wurden sie sehr traurig.

Als Jesus und die Jünger nach Kafarnaum kamen, gingen die Männer, die die Tempelsteuer einzogen, zu Petrus und fragten: Zahlt euer Meister die Doppeldrachme nicht? Er antwortete: Doch! Als er dann ins Haus hineinging, kam ihm Jesus mit der Frage zuvor: Was meinst du, Simon, von wem erheben die Könige dieser Welt Zölle und Steuern? Von ihren eigenen Söhnen oder von den anderen Leuten? Als Petrus antwortete: Von den anderen!, sagte Jesus zu ihm: Also sind die Söhne frei. Damit wir aber bei niemand Anstoss erregen, geh an den See und wirf die Angel aus; den ersten Fisch, den du heraufholst, nimm, öffne ihm das Maul, und du wirst ein Vierdrachmenstück finden. Das gib den Männern als Steuer für mich und für dich.

Einführendes Gebet:  Herr und Gott, ich glaube an deine Anwesenheit hier bei mir wenn ich jetzt diesen Moment des Gebetes beginne. Ich hoffe auf dich. Ich weiß, dass du immer auf mich achtgeben wirst. Ich möchte, dass diese Zeit mit dir ein Zeichen meiner Liebe zu dir sein soll. Dir möchte ich eine Freude machen, ohne dabei geistlichen Trost für mich zu erwarten.

Bitte: Herr, hilf mir, deine Größe mit meinen Worten und Taten anzuerkennen.

1. Keine Steuerfreiheit, nicht einmal für Jesus.  Jesus entlockt Petrus das Eingeständnis, dass die Eintreiber der Tempelsteuer ihn nicht als den Sohn Gottes anerkannten, denn dann wäre der Tempel ja das Haus seines Vaters. Sie meinten deshalb, dass er der Tempelsteuer unterliegen würde. Daraus, dass sie die Steuer von ihm verlangten, ergibt sich, dass sie ihn als Steuersubjekt oder als einen Fremden ansahen. Zusammen mit seiner Vorhersage seiner Passion, erinnert uns diese Schriftstelle an den Anfang des Johannesevangeliums: „Er war in der Welt, und die Welt ist durch ihn geworden, aber die Welt erkannte ihn nicht. Er kam in sein Eigentum, aber die Seinen nahmen ihn nicht auf.” (Joh 1,10-11). Wie schwer muss es für Christus gewesen sein, dass er sich nicht willkommen sah bei denen, die er zu retten kam! Und doch, wie oft lassen wir Christus allein in unseren Kirchen und Kapellen! Niemand, der ihn besucht oder seine Gegenwart anerkennt!

2. Ein Ort, an dem Christus willkommen ist.  Was bedeutet es, wenn wir Christus in unserem Leben willkommen heißen? Es sollte mehr als ein Gefühl sein. Vielmehr sollte es eine Öffnung unserer Selbst für seine Gegenwart sein, für ihn, der zu uns kommt, um Wohnung in uns zu nehmen und unser Leben zu teilen. Wir haben einen Gott, der uns so nahe ist und der eine Beziehung zu uns haben möchte. Er will unsere Zeit und unsere Aufmerksamkeit. Ihn willkommen zu heißen bedeutet, ihn nicht als Fremden zu betrachten, der von der Ferne kommt, um sich uns aufzudrängen, sondern als unseren persönlichen Herrn, unseren Meister und Retter. Wir sollten anerkennen, dass nur er die Worte des Lebens hat, und wir sollten ihm unser Leben in liebendem Gehorsam zuwenden. Die Folge davon wird innerer Friede und tiefe Freude sein.

3. Eine Gesellschaft ohne Christus ist leer und verwirrt. Heute sehen wir, wie oft Christus der Eintritt in diese Welt verwehrt wird, und wie oft er von den Mächtigen in unserer Kultur und Gesellschaft beiseite gedrängt wird. Ganz bewusst wird er ausgeschlossen von der Welt der Politik, der Wissenschaft, der Kunst, des Geschäftslebens, des Rechtswesens, der Medizin.... In den Massenmedien wird er oft nur dann genannt, wenn sie sich entschließen, ihn lächerlich zu machen. Als Jünger Christi sollten wir ihn und sein Wort des Lebens in alle Gebiete menschlichen Schaffens zurückbringen, denn eine Welt ohne Christus ist eine Welt, die weder ihren Ursprung noch ihr Ziel kennt; es ist eine Welt, die sich letztlich gegen den Menschen selber wenden wird.

Gespräch mit Christus: Jesus, schenke mir den Mut, deine Anwesenheit in meiner Umwelt gegenwärtig zu machen. Lass mich keine Angst davor haben, zu zeigen, dass mein Glaube an dich das Zentrum meines Lebens ist, und dass er allem, was ich tue, einen Sinn gibt. Lass mich Zeugnis für die Freude ablegen, die ich darin erfahre, dass ich mein Leben nach deinem Gesetz ausrichte.

Vorsatz:  Ich werde mir heute Zeit für Christus im Allerheiligsten nehmen. Oder ich will heute einen Weg finden, öffentlich, inmitten meiner täglichen Aufgaben, Zeugnis für Christus abzulegen.


Die Macht der Liebe

10. August 2010

Dienstag der neunzehnten Woche im Jahreskreis
Hl. Laurentius, Diakon und Märtyrer

P. Martin Connor LC

Joh 12,24-26
Amen, amen, ich sage euch: Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es reiche Frucht. Wer an seinem Leben hängt, verliert es; wer aber sein Leben in dieser Welt gering achtet, wird es bewahren bis ins ewige Leben. Wenn einer mir dienen will, folge er mir nach; und wo ich bin, dort wird auch mein Diener sein. Wenn einer mir dient, wird der Vater ihn ehren.

Einführendes Gebet:  Herr, heute gibst du mir das Beispiel des heiligen Laurentius. Er gab sein Leben hin, damit dein Name von allen verehrt und geliebt würde. Ich hätte gerne den Mut, seinem Beispiel der tapferen Liebe zu folgen und mir selbst zu sterben, damit ich Gnaden für die vielen Seelen in Not erwerbe.

Bitte: Herr, hilf mir, mich selbst zu vergessen und deine Interessen vor meine zu stellen.

1. Christi Liebe. Christus würde von uns nie etwas verlangen, das er nicht selbst schon gelebt hätte. Es gibt keine Gottheit, die von den Menschen verehrt wird, außer Jesus Christus, der sein Leben aus Liebe zu denen, die an ihn glauben, geopfert hat. Genau diese aufopfernde Liebe hat die Macht, die Liebe in unserem Leben zu vermehren. Christi Akt der selbstlosen Liebe bringt Akte der gleichen Art hervor.

2. Der heilige Laurentius. Der heilige Laurentius war ein Diakon in der frühen Kirche Mitte des dritten Jahrhunderts. Er starb als Märtyrer, in dem er langsam auf einem Grill schmorte. Als er eine Zeit lang geschmort hatte, bat er seine Mörder, ihn zu wenden, damit auch die „andere Seite gegrillt“ würde! Der Glaube des heiligen Laurentius und seine tapfere Liebe sind Früchte vom des Opfers Christi. Auch wenn wir nicht zu einer solchen Heldentat berufen sein mögen, hat Christus dieselbe Gnade für uns gewonnen, damit wir unsere Kreuze tragen und ein Leben der selbstlosen Liebe und Großzügigkeit leben.

3. Die Frucht der Treue. Wenn wir über das Leben der Heiligen nachdenken, werden wir von ihrem treuen Dienst an Christus und der Kirche inspiriert. Ihre Treue ist eine Frucht der Treue Christi. Unsere Akte der Treue werden anderen die Kraft und den Mut geben, dasselbe zu tun. „Beständige Treue ist vor allem die Frucht der Gnade Gottes, und unserer Zusammenarbeit mit ihr. Beständige Treue bis zum Tod ist die Frucht der Früchte dieser Gnade, kombiniert mit unserer Antwort. Gott ist der, der in einer Seele die unerlässliche Größe erschafft, die sie für Treue braucht. Vor allem gibt er uns die tägliche Gabe seiner Tapferkeit, um in ihr zu bestehen.“

Gespräch mit Christus: Herr, hilf mir, in meiner täglichen Hingabe an dich großzügiger zu sein. Obwohl du mich vielleicht nicht zu einem Märtyrer berufst, erlaube mir bitte, jeden Tag kleine Opfer für die Kirche und die Rettung der Seelen zu bringen.

Vorsatz:  Ich werde ein Opfer der Treue in meinem Gebet oder meiner apostolischen Tätigkeit für die Seelen im Fegefeuer bringen.


Harte Augenblicke

11. August 2010

Mittwoch der neunzehnten Woche im Jahreskreis

P. Steven Reilly LC

Mt 18,25-20
Jesus sagte zu seinen Jüngern: Wenn dein Bruder sündigt, dann geh zu ihm und weise ihn unter vier Augen zurecht. Hört er auf dich, so hast du deinen Bruder zurückgewonnen. Hört er aber nicht auf dich, dann nimm einen oder zwei Männer mit, denn jede Sache muss durch die Aussage von zwei oder drei Zeugen entschieden werden. Hört er auch auf sie nicht, dann sag es der Gemeinde. Hört er aber auch auf die Gemeinde nicht, dann sei er für dich wie ein Heide oder ein Zöllner. Amen, ich sage euch: Alles, was ihr auf Erden binden werdet, das wird auch im Himmel gebunden sein und alles, was ihr auf Erden lösen werdet, das wird auch im Himmel gelöst sein. Weiter sage ich euch: Alles, was zwei von euch auf Erden gemeinsam erbitten, werden sie von meinem himmlischen Vater erhalten. Denn wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.

Einführendes Gebet:  Vater, ich danke dir für diese Gebetszeit. Hilf mir, den Eingebungen des Heiligen Geistes aufmerksam zu lauschen. Dieser Tag mag voller Herausforderungen und Aufgaben sein, dennoch will ich dich einladen, durch alle diese bei mir zu sein.

Bitte: Herr, hilf mir, ein Werkzeug deines Friedens zu sein.

1. Wenn dein Bruder gegen dich sündigt. Das Leben eines Katholiken ist ein Auf und Ab. Die Seele der Kirche ist der Heilige Geist, aber die einzelnen Glieder können durchaus unheilig sein. Gelegentlich regen sich die Menschen darüber auf, dass es in der Kirche „menschelt“. „Er ist doch Katholik. Wie kann er so etwas tun?“ Jesus aber wundert sich nicht, und wir hören im heutigen Evangelium seine Empfehlung, wie mit sündhaftem Benehmen umzugehen ist. Unsere Liebe zur Kirche ist realistisch: Jesus ist gekommen, um die Sünder zu retten; wir dürfen nicht erstaunt sein, wenn wir der Sünde begegnen. Aber Realismus ist nicht zynisch. Wir wissen, dass Gott unendlich viel mächtiger ist als unsere Sündhaftigkeit. „Wo jedoch die Sünde mächtig wurde, da ist die Gnade übergroß geworden“ (Röm 5,20).

2. Brüderliche Zurechtweisung. Sehr häufig begegnen wir der Sünde unter unserem eigenen Dach. Brüderliche Zurechtweisung kann ein notwendiger Akt der Nächstenliebe sein; wenn wir allerdings diesen Gedanken genießen, ist das ein schlechtes Zeichen. Wir müssen unseren Vorsatz von verletztem Stolz oder jeglichem Gedanken an Vergeltung reinigen. Unser Motiv muss es sein, dem anderen wirklich zu helfen. Und natürlich möchte man dabei effektiv sein, und das heißt, es richtig machen. An die Öffentlichkeit zu gehen ist nicht der erste Schritt, das macht der Herr ganz klar. In aller Stille Versöhnung zu suchen kann dagegen viel dazu beitragen, die gestörten Beziehungen wiederherzustellen.

3. Die Kraft des Gebets. Zwischenmenschliche Konflikte können zu den schwersten Kreuzen gehören, die wir zu tragen haben. Wenn Verletzungen und Kränkungen so zahlreich geworden sind, dass Vergebung schwer zu gewähren oder zu erhalten ist, was bleibt dann zu tun? Der Herr will uns sagen: „Betet! Ermuntert auch andere dazu, mit und für uns zu beten.“ „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind...“ Der Herr will in unserem Gebet und durch dieses handeln. Als Katholiken, die an das Evangelium glauben, wissen wir, dass Wunder geschehen können. Manchmal mag es scheinen, als könne nur ein Wunder Versöhnung bringen. Wunder geschehen aber nur denen, die darum bitten.

Gespräch mit Christus: Herr, du hast uns gelehrt, uns zum Gebet zu versammeln. Verleih deiner Kirche mehr Einheit und Barmherzigkeit. Hilf uns, einander zu helfen und mach uns demütig, damit wir Zurechtweisungen annehmen können. Ich glaube, dass deine Liebe siegen wird!

Vorsatz:  Ich will ganz bewußt beten, bevor ich jemanden zurechtweise.


Menschliche Unversöhnlichkeit und die Barmherzigkeit eines Heiligen

12. August 2010

Donnerstag der neunzehnten Woche im Jahreskreis

P. Steven Reilly LC

Mt 18,21-19,1
Petrus trat zu Jesus und fragte: Herr, wie oft muss ich meinem Bruder vergeben, wenn er sich gegen mich versündigt? Siebenmal? Jesus sagte zu ihm: Nicht siebenmal, sondern siebenundsiebzigmal.

Mit dem Himmelreich ist es deshalb wie mit einem König, der beschloss, von seinen Dienern Rechenschaft zu verlangen. Als er nun mit der Abrechnung begann, brachte man einen zu ihm, der ihm zehntausend Talente schuldig war. Weil er aber das Geld nicht zurückzahlen konnte, befahl der Herr, ihn mit Frau und Kindern und allem, was er besaß, zu verkaufen und so die Schuld zu begleichen. Da fiel der Diener vor ihm auf die Knie und bat: Hab Geduld mit mir! Ich werde dir alles zurückzahlen. Der Herr hatte Mitleid mit dem Diener, ließ ihn gehen und schenkte ihm die Schuld. Als nun der Diener hinausging, traf er einen anderen Diener seines Herrn, der ihm hundert Denare schuldig war. Er packte ihn, würgte ihn und rief: Bezahl, was du mir schuldig bist! Da fiel der andere vor ihm nieder und flehte: Hab Geduld mit mir! Ich werde es dir zurückzahlen. Er aber wollte nicht, sondern ging weg und ließ ihn ins Gefängnis werfen, bis er die Schuld bezahlt habe. Als die übrigen Diener das sahen, waren sie sehr betrübt; sie gingen zu ihrem Herrn und berichteten ihm alles, was geschehen war. Da ließ ihn sein Herr rufen und sagte zu ihm: Du elender Diener! Deine ganze Schuld habe ich dir erlassen, weil du mich so angefleht hast. Hättest nicht auch du mit jenem, der gemeinsam mit dir in meinem Dienst steht, Erbarmen haben müssen, so wie ich mit dir Erbarmen hatte? Und in seinem Zorn übergab ihn der Herr den Folterknechten, bis er die ganze Schuld bezahlt habe. Ebenso wird mein himmlischer Vater jeden von euch behandeln, der seinem Bruder nicht von ganzem Herzen vergibt.

Als Jesus diese Reden beendet hatte, verließ er Galiläa und zog in das Gebiet von Judäa jenseits des Jordan.

Einführendes Gebet:  Herr und Gott, ich glaube an deine Anwesenheit hier bei mir wenn ich jetzt diesen Moment des Gebetes beginne. Ich hoffe auf dich. Ich weiß, dass du immer auf mich achtgeben wirst. Ich möchte, dass diese Zeit mit dir ein Zeichen meiner Liebe zu dir sein soll. Dir möchte ich eine Freude machen, ohne dabei geistlichen Trost für mich zu erwarten.

Bitte: Herr, verleih mir ein vergebenderes Herz!

1. Menschliche Unbarmherzigkeit.  „Er packte ihn, würgte ihn und rief: Bezahl, was du mir schuldig bist.“ Das Evangelium gibt hier ein erschreckendes Beispiel menschlicher Unbarmherzigkeit. Die Geschichte gibt uns ein weiteres: Karl Fritzsch, Lagerkommandant von Auschwitz, beschloss ein grausames Exempel zu statuieren, um die Gefangenen von Ausbruchsversuchen abzuhalten. Zehn Männer aus Block 13 werden ausgesondert und zum Hungertod verdammt. Wenn wegen eines Ausbruchsversuchs Unschuldige sterben müssen, würde doch sicher jeder Gedanke an Flucht im Keim erstickt werden. In unserem Evangelium ärgert sich der Herr über die Unbarmherzigkeit seines Dieners. Wir können nur mutmaßen, wie groß der Ärger des Herrn über die Unbarmherzigkeit eines Ortes wie Auschwitz war, den Papst Benedikt „einen Ort des Schreckens“ und „nie dagewesener Massenverbrechen“ genannt hat (28. Mai 2006). Wir wollen unser Herz vom Übel der Unbarmherzigkeit befreien, die solches Elend über unsere eigene Seele bringt.

2. Der heilige Maximilian tritt vor. Gottes Antwort an Petrus in diesem Evangelium, „nicht siebenmal sondern siebenundsiebzigmal“ zu vergeben, weist auf eine heldenhaft gelebte Tugend der Nächstenliebe und Vergebung hin. Tatsächlich ist uns ein Beispiel solcher Liebe geschenkt worden: Der hl. Maximilian Kolbe. Er war nicht unter den zehn ausgewählten Opfern des Kommandanten. Die anderen, die es nicht getroffen hatte, werden sicherlich vernehmlich aufgeatmet haben. Der hl. Maximilian aber trat vor und bot an, an die Stelle des ausgewählten Franciszek Gajowniczek zu treten, den die Sorge um seine Familie zu einem verzweifelten Aufschrei veranlasst hatte. Wir können nur verwundert den Kopf darüber schütteln, dass die Flamme der Liebe an diesem „Ort des Schreckens“ so hell brennen konnte.

3. Das Kreuz ist der Maßstab. Das Beispiel der Heiligen fordert uns heraus. Sie geben uns kein „übermenschliches“ Beispiel, sondern bezeugen nur, wozu Männer und Frauen fähig sind, wenn sie die Gnade Gottes in ihren Herzen wirken lassen. Auch uns bieten sich immer wieder Gelegenheiten, ein tugendhafteres Leben zu führen, aber oft genug lassen wir die Dinge zu sehr schleifen. Als Petrus fragte, ob man siebenmal vergeben müsse, war er schon sehr großzügig. Aber die „siebenundsiebzigmal“, von denen Jesus spricht, sind der Maßstab des Kreuzes, des Symbols der unendlichen Liebe und Vergebung Gottes. Heilige wie Maximilian Kolbe haben das begriffen. Wir wollen es heute versuchen, im Großen wie im Kleinen.

Gespräch mit Christus: Herr Jesus, ich kann nur staunen über dein Wirken durch die Seele des hl. Maximilian Kolbe. Du hast es ihm möglich gemacht, sein Leben für das eines anderen hinzugeben, so wie du es in deiner selbstaufopfernden Liebe getan hast. Hilf auch mir, von ganzem Herzen diesen Weg der Liebe und der Vergebung zu gehen.

Vorsatz:  Ich will sofort alles vergeben, was mir heute Unrechtes geschieht, und ich will versuchen, mich im Verborgenen für einen anderen aufzuopfern.


Am Anfang war das nicht so...

13. August 2010

Freitag der neunzehnten Woche im Jahreskreis

Mt 19,3-12
Da kamen Pharisäer zu ihm, die ihm eine Falle stellen wollten, und fragten: Darf man seine Frau aus jedem beliebigen Grund aus der Ehe entlassen? Er antwortete: Habt ihr nicht gelesen, daß der Schöpfer die Menschen am Anfang als Mann und Frau geschaffen hat und daß er gesagt hat: Darum wird der Mann Vater und Mutter verlassen und sich an seine Frau binden, und die zwei werden ein Fleisch sein? Sie sind also nicht mehr zwei, sondern eins. Was aber Gott verbunden hat, das darf der Mensch nicht trennen. Da sagten sie zu ihm: Wozu hat dann Mose vorgeschrieben, dass man (der Frau) eine Scheidungsurkunde geben muß, wenn man sich trennen will? Er antwortete: Nur weil ihr so hartherzig seid, hat Mose euch erlaubt, eure Frauen aus der Ehe zu entlassen. Am Anfang war das nicht so. Ich sage euch: Wer seine Frau entlässt, obwohl kein Fall von Unzucht vorliegt, und eine andere heiratet, der begeht Ehebruch.

Da sagten die Jünger zu ihm: Wenn das die Stellung des Mannes in der Ehe ist, dann ist es nicht gut zu heiraten. Jesus sagte zu ihnen: Nicht alle können dieses Wort erfassen, sondern nur die, denen es gegeben ist. Denn es ist so: Manche sind von Geburt an zur Ehe unfähig, manche sind von den Menschen dazu gemacht, und manche haben sich selbst dazu gemacht - um des Himmelreiches willen. Wer das erfassen kann, der erfasse es.

Einführendes Gebet:  Herr und Gott, ich glaube an deine Anwesenheit hier bei mir wenn ich jetzt diesen Moment des Gebetes beginne. Ich hoffe auf dich. Ich weiß, dass du immer auf mich achtgeben wirst. Ich möchte, dass diese Zeit mit dir ein Zeichen meiner Liebe zu dir sein soll. Dir möchte ich eine Freude machen, ohne dabei geistlichen Trost für mich zu erwarten.

Bitte: Herr und Gott, erfülle mich mit deiner Gnade, so dass ich deine hohen Erwartungen erfüllen kann.

1. Die Härte ihres Herzens. Die Pharisäer hörten bei der Bergpredigt die Lehre Jesu gegen Ehescheidung, eine Lehre die dem Gesetz der frommen Juden widersprach. Sie meinten, sie könnten ihm eine Falle stellen, wenn sie seine Lehre im Widerspruch zu dem Gesetz Mose stellten. Sie hofften, ihn damit unglaubwürdig machen zu können. Jesus aber kannte ihre Absichten und ging in seiner Lehre vom ursprünglichen Plan Gottes für Mann und Frau aus. Er wusste, sie suchten nach Wegen, den Willen Gottes zu umgehen und Ausnahmen geltend zu machen. Jesus hielt es nicht für nötig, der Volksmenge nach dem Mund zu reden oder einen einfacheren Weg anzubieten, wenn der schwierige nicht gefiel. Er war auf das fokussiert, was Gott beabsichtigte, und auch heute fordert er jeden auf, das zu erfüllen.

2. Ein neues Gesetz. Die Lehre Christi erscheint so konträr zu unserer Kultur, nicht weniger als auch zu seiner Zeit. Wie kann er so Einschneidendes, so viel verlangen? Werden wir nicht von den gleichen Sünden und Unvollkommenheiten, von der gleichen Herzenshärte wie die Menschen zur Zeit Mose geplagt? Die Antwort darauf ist, dass Jesus keine neuen Gesetze hinzufügt; statt dessen bringt er die Gnade, unser Leben so zu leben, wie es Gott „am Anfang” beabsichtigte, das heißt, bevor die Sünde in die Welt kam. Christus kann von uns mehr erwarten, weil er selbst die Gnade bringt, unser Leben vor Gott in einer neuen Weise zu leben. Durch die Gnade werden wir zu „einem neuen Menschen” in Christus. Wir werden umgewandelt zu Kindern Gottes und mit der Kraft ausgestattet, unser Leben in Heiligkeit und in der ganzen Wahrheit zu leben.

3. Nie aufgeben.  Die Jünger schienen zuerst entmutigt, denn die neue Lehre Jesu ist schwer zu befolgen. „Dann ist es nicht gut zu heiraten.” Sie schauen auf die Angelegenheit mit ihren eigenen begrenzten Erfahrungen und mit den Augen der gängigen Meinung. Sie müssen erst die umwandelnde Begegnung mit der Gnade Christi machen. Auch wir müssen lernen, an diese Gnade zu glauben und sie anderen zu vermitteln, da sie uns befähigt, andere so zu lieben „wie er uns geliebt hat”. Es ist die Gnade Christi, die in unser Leben Vitalität und Frische bringt und uns fähig macht, der Umwelt etwas Neues und Hoffnungsvolles zu bieten.

Gespräch mit Christus: Jesus, schenke mir Glauben und Vertrauen, mit ganzem Herzen darauf zu bauen, dass deine Gnade genug ist. Lehre mich zu glauben, dass deine Gebote immer von deiner Gnade unterstützt werden und dass ich als neuer Mensch in dir leben kann.

Vorsatz:  Ich will um eine unerschütterliche Hoffnung auf die Kraft der Gnade Gottes bitten.


Menschen wie ihnen gehört das Himmelreich

14. August 2010

Samstag der neunzehnten Woche im Jahreskreis
Hl. Maximilian Kolbe, Priester und Märtyrer

P. Steven Reilly LC

Mt 19,13-15
Da brachte man Kinder zu Jesus, damit er ihnen die Hände auflegte und für sie betete. Die Jünger aber wiesen die Leute schroff ab. Doch Jesus sagte: Lasst die Kinder zu mir kommen; hindert sie nicht daran! Denn Menschen wie ihnen gehört das Himmelreich. Dann legte er ihnen die Hände auf und zog weiter.

Einführendes Gebet:  Herr und Gott, ich glaube an deine Anwesenheit hier bei mir wenn ich jetzt diesen Moment des Gebetes beginne. Ich hoffe auf dich. Ich weiß, dass du immer auf mich achtgeben wirst. Ich möchte, dass diese Zeit mit dir ein Zeichen meiner Liebe zu dir sein soll. Dir möchte ich eine Freude machen, ohne dabei geistlichen Trost für mich zu erwarten.

Bitte: Herr, hilf mir, den Verpflichtungen meiner gesellschaftlichen Stellung gewissenhaft nachzukommen.

1. Die Kinder zu Jesus bringen. Vater oder Mutter zu sein ist ein sehr hoher Anspruch. Wer mit der ganzheitlichen Bildung und dem ewigen Heil eines anderen menschlichen Wesens betraut ist, mag angesichts dieser Aufgabe durchaus verzagen. Das Wichtigste, was Eltern tun müssen, ist dem guten geistigen Instinkt des heutigen Evangeliums zu folgen: Sie müssen ihre Kinder zu Jesus bringen. Sie müssen sie lehren zu beten, zur Messe zu gehen und vor allem zu begreifen, dass Jesus wirklich ihr bester Freund ist, mit dem sie alles teilen können. Kann man seinen Kindern ein größeres Geschenk machen?

2. „Hindert sie nicht”. Es gibt viele Möglichkeiten, ein Kind daran zu hindern, den Weg zu Christus zu finden. Eine der effektivsten ist ein schlechtes Vorbild. Wenn wir selbst nicht so handeln wie wir es von unseren Kindern verlangen, werden sie sich daran ein Beispiel nehmen. Es ist besonders niederschmetternd, die eigenen Fehler bei den Kindern wiederzufinden. Es kann uns als Warnung dienen, unser christliches Leben authentischer zu leben. Unser Beispiel muss ein Katalysator zum Guten sein.

3. Menschen wie ihnen gehört das Himmelreich. Gute katholische Eltern haben im Grunde nur einen Wunsch für ihre Kinder: dass sie in den Himmel kommen! Das ist alle ihre Gebete, Opfer und durchwachten Nächte wert. Eben weil sie in den Himmel gehören, sollten Eltern unerschütterlich darauf vertrauen, dass der Herr ihnen die Gnaden verleihen wird, die sie brauchen, um ihre Mission erfolgreich zu erfüllen. Christus ist der größte Mutmacher der Eltern! Sein größter Wunsch ist die glückliche Wiedervereinigung im Himmel, wo dann die Eltern von ihren Kindern die wundervollen Worte hören werden: „Danke, dass ihr mir geholfen habt hierher zu kommen.“

Gespräch mit Christus: Herr Jesus, danke für meine Eltern und alles, was sie getan haben, damit ich im Glauben wachse. Es tut mir leid, wenn ich manchmal hart über sie geurteilt habe. Gib ihnen deinen reichen Segen.

Vorsatz:  Ich will ein besonderes Gebet für meine Eltern sprechen (vor allem, wenn sie schon gestorben sind) und sie anrufen, um ihnen zu danken.