Tägliche Meditationen
Sonntag 31. Mai 2009 bis Samstag 6. Juni 2009
Neunte Woche im Jahreskreis
P. Jeffrey Bowker LC, P. Edward McIlmail und P. Edward Hopkins LC
Die Kraft des Heiligen Geistes
31. Mai 2009
Pfingstsonntag
P. Jeffrey Bowker LC
Joh 20,19-23
Am Abend dieses ersten Tages der Woche, als die Jünger aus Furcht vor den Juden die Türen verschlossen hatten, kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch! Nach diesen Worten zeigte er ihnen seine Hände und seine Seite. Da freuten sich die Jünger, dass sie den Herrn sahen. Jesus sagte noch einmal zu ihnen: Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch. Nachdem er das gesagt hatte, hauchte er sie an und sprach zu ihnen: Empfangt den Heiligen Geist! Wem ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben; wem ihr die Vergebung verweigert, dem ist sie verweigert.
Einführendes Gebet:
Herr, heute feiern wir, dass du der Kirche den Heiligen Geist geschenkt hast, den du für uns durch dein geduldiges Leiden am Kreuz gewonnen hast. Ich glaube und vertraue darauf, dass seine Kraft mich zu einem besseren Apostel für dein Reich machen kann, dass er Feuer bringen kann, wo ich lau geworden bin, dass er mir helfen kann, mich von meiner Bequemlichkeit zu lösen und dass er die Unschuld meiner Taufe wiederherstellen kann, so dass meine Seele reiner und wertvoller wird, um dir jeden Tag zu dienen und dich zu ehren.
Bitte:
Komm, Heiliger Geist, erfülle mein Herz mit deiner Gnade und entzünde in mir das Feuer deiner Liebe.
1.
Die Türen waren verschlossen.
Was genau hält einen Jünger Christi auf seinem Weg der Bekehrung und der Hingabe auf? Verborgen unter unserer geistlichen Trägheit und unserem fehlenden Eifer sind nicht so sehr unsere persönlichen Fehler und unser Mangel an menschlichen Tugenden, sondern die Blindheit gegenüber der dynamischen Kraft des gekreuzigten und auferstandenen Herrn. Wir können unsere selbstgemachten Gefängnisse nur verlassen, indem wir unsere Herzen ganz für den Glauben an Christus öffnen: vollkommenes Vertrauen (trotz der Verwirrung der Gegenwart und der Unsicherheit der Zukunft), vollkommene Hoffnung (indem wir uns davon lösen, immer erst perfekt sein zu wollen, bevor wir handeln), und vollkommene göttliche Zuversicht (indem wir die Sünden anderer und unser persönliches Versagen beiseite stellen, die uns in kurzsichtigen Visionen vom Leben gefangen sein lassen). Christus kommt auch heute wieder durch verschlossene Türen, um uns zu bitten, diese Türen zu öffnen und so die Erfahrung des auferstandenen Herrn in der Kraft des Heiligen Geistes zu machen.
2.
Friede sei mit Euch!
Es ist wichtig, unseren „Frieden“ zu prüfen und zu sehen, ob es derselbe Frieden ist, den Christus meint. Manchmal verwechseln wir Frieden mit Zufriedenheit und Genugtuung. So manche vergängliche Genugtuung ist Teil unseres Lebens, und wir sollten dafür dankbar sein. Aber wenn wir sie um ihrer selbst willen suchen, laufen wir leicht Gefahr, das Leben des Geistes, der kommt, um uns tiefen Frieden und Erfüllung im Leben zu bringen, zu übertönen. Pfingsten muss uns vor allem davon überzeugen, dass das Gebet und ein geordnetes Leben uns erlauben, steten Kontakt mit den Quellen der Gnade und der göttlichen Eingebung zu haben.
3.
Empfangt den Heiligen Geist.
Im Sakrament der Beichte werden uns die Sünden durch das Wirken des Heiligen Geistes vergeben, der das Wirken Christi durch den Priester vergegenwärtigt. Wir glauben, dass Gottes Barmherzigkeit neue Hoffnung und eine Veränderung in unserer Seele bewirkt. Warum glauben wir dann nicht, dass dieselbe Gnade des Heiligen Geistes uns zu heroischen Heiligen machen kann, die in der Prüfung siegreich, in schwierigen Beziehungen geduldig und als Apostel wirksamer sein können? Christus versichert uns, dass seine Kraft uns nie verlassen wird, so dass wir keinen Grund mehr haben, uns nach ein paar schlechten Erfahrungen in unserem Leben zurückzuziehen. Vielmehr will der Heilige Geist uns in Christus hineinverwandeln, indem er es möglich macht, dass wir auf geistliche Weise seine Wunden tragen und sie einer ungläubigen Welt offenbaren.
Gespräch mit Christus:
Herr Jesus, ich will mehr auf die Kraft deines Heiligen Geistes vertrauen, der mich verändern kann, als auf meine eigenen Bemühungen. Ich will mich auf dich in unserer täglichen Begegnung von Angesicht zu Angesicht verlassen. Lass die Quellen der göttlichen Gnade meine wahre Speise werden, und möge ich mich davon lösen, meine Seele mit vergänglichen Vergnügungen und vergeblichem Ehrgeiz zu nähren.
Vorsatz:
In dieser Woche werde ich täglich alle Erleuchtungen und Eingebungen des Heiligen Geistes, die ich empfange, aufschreiben und versuchen, bereitwillig und mit Vertrauen und Großzügigkeit nach ihnen zu handeln.
Zahltag
1. Juni 2009
Pfingstmontag
P. Edward McIlmail LC
Mk 12,1-12
Jesus begann zu ihnen wieder in Form von Gleichnissen zu reden. Er sagte: Ein Mann legte einen Weinberg an, zog ringsherum einen Zaun, hob eine Kelter aus und baute einen Turm. Dann verpachtete er den Weinberg an Winzer und reiste in ein anderes Land. Als nun die Zeit dafür gekommen war, schickte er einen Knecht zu den Winzern, um bei ihnen seinen Anteil an den Früchten des Weinbergs holen zu lassen. Sie aber packten und prügelten ihn und jagten ihn mit leeren Händen fort. Darauf schickte er einen anderen Knecht zu ihnen; auch ihn misshandelten und beschimpften sie. Als er einen dritten schickte, brachten sie ihn um. Ähnlich ging es vielen anderen; die einen wurden geprügelt, die andern umgebracht. Schließlich blieb ihm nur noch einer: sein geliebter Sohn. Ihn sandte er als letzten zu ihnen, denn er dachte: Vor meinem Sohn werden sie Achtung haben. Die Winzer aber sagten zueinander: Das ist der Erbe. Auf, wir wollen ihn töten, dann gehört sein Erbgut uns. Und sie packten ihn und brachten ihn um und warfen ihn aus dem Weinberg hinaus. Was wird nun der Besitzer des Weinbergs tun? Er wird kommen und die Winzer töten und den Weinberg anderen geben. Habt ihr nicht das Schriftwort gelesen:
Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, er ist zum Eckstein geworden;
das hat der Herr vollbracht, vor unseren Augen geschah dieses Wunder?
Daraufhin hätten sie Jesus gern verhaften lassen; aber sie fürchteten die Menge. Denn sie hatten gemerkt, dass er mit diesem Gleichnis sie meinte. Da ließen sie ihn stehen und gingen weg.
Einführendes Gebet:
Herr, ich komme in Demut zu dir. Ich habe oft gesündigt und ich kenne meine Schwäche. Deine große Liebe jedoch sichert mir zu, dass ich durch deine Gnade auf dem Weg zur Heiligkeit bleiben kann.
Bitte:
Herr, lass mich offen sein für dich und deine Botschaft.
1.
Tadel ertragen.
Es schmerzt, wenn man getadelt wird. Ein öffentlicher Tadel ist noch peinlicher. Und für sein ganzes Leben getadelt zu werden – das schmerzt wirklich sehr! So müssen diese Führer des Volkes empfunden haben, die sich hier an Jesus gewandt hatten. Ohne Umschweife sagt ihnen unser Herr, dass sie im Unrecht sind. Sie sind im Unrecht in ihrer Selbstherrlichkeit, in ihrer engherzigen Auslegung der Heiligen Schrift und in ihren Ansichten, wie Gott in der Welt wirkt. All das machte sie unfähig, den Sohn Gottes zu erkennen, als er unter ihnen weilte. Wir würden gerne glauben, dass wir an ihrer Stelle anders gehandelt und Jesus nicht abgewiesen hätten. Aber können wir dessen so sicher sein? Sind wir nicht genauso wie die Ältesten und Schriftgelehrten zur Zeit Christi, wenn wir es ablehnen, auf seine Vertreter zu hören, den Bischof, den Pfarrer, oder einen rechtmäßigen Vorgesetzten? Habe ich in letzter Zeit „Nein“ zu Christus gesagt?
2.
Einen anderen Knecht.
Gott gibt uns nicht gleich nach einem ergebnislosen Versuch auf. Er sendet uns oft eine ganze Reihe von Botschaftern in unser Leben, um uns näher an sich zu ziehen. Wo versäumen wir, die Zeichen zu erkennen, die uns Gott schickt? Es könnte etwas sein, das ein Kind zu uns sagt, eine Aussage in einer Predigt, eine E-Mail von einem Freund in Not – dies sind die normalen Mittel, mit denen uns Gott erreichen will. Die Propheten des Alten Bundes wurden vom Volk Gottes verworfen. Hat sich da viel geändert? Ist es möglich, dass ich meine Ohren vor einem Propheten verschließe?
3.
Das ist der Erbe!
Die Pächter des Weinberges scheinen nicht sehr klug zu sein. Sie ermorden den Sohn, um sich in Besitz seines Erbes zu bringen. Was für ein Vater würde sein Erbgut denen geben, die seinen Sohn umgebracht haben? Es ist widersinnig. Aber Sünde ist auch widersinnig. Wir weisen in unserem Leben Christus oft ab, und dann wundern wir uns, wenn unsere Gebete zum Vater scheinbar ungehört bleiben. Wie oft begleite ich mein Gebet mit einem Opfer oder mit einem Akt der Liebe?
Gespräch mit Christus:
Herr, lass mich die Anforderungen meines Glaubens gut erfüllen. Lass mich erkennen, dass es meine Würde als Christ verlangt, dass ich nicht damit zufrieden bin, so wie jeder andere zu leben, sondern dass ich ein meiner Taufe würdiges Leben führe.
Vorsatz:
Ich will ein Gesätz des Rosenkranzes für jemand in der Familie aufopfern, der dem Glauben fernsteht.
Eine Fangfrage
2. Juni 2009
Dienstag der neunten Woche im Jahreskreis
P. Edward McIlmail LC
Mk 12,13-17
Einige Pharisäer und einige Anhänger des Herodes wurden zu Jesus geschickt, um ihn mit einer Frage in eine Falle zu locken. Sie kamen zu ihm und sagten: Meister, wir wissen, dass du immer die Wahrheit sagst und dabei auf niemand Rücksicht nimmst; denn du siehst nicht auf die Person, sondern lehrst wirklich den Weg Gottes. Ist es erlaubt, dem Kaiser Steuer zu zahlen, oder nicht? Sollen wir sie zahlen oder nicht zahlen? Er aber durchschaute ihre Heuchelei und sagte zu ihnen: Warum stellt ihr mir eine Falle? Bringt mir einen Denar, ich will ihn sehen. Man brachte ihm einen. Da fragte er sie: Wessen Bild und Aufschrift ist das? Sie antworteten ihm: Des Kaisers. Da sagte Jesus zu ihnen: So gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört, und Gott, was Gott gehört! Und sie waren sehr erstaunt über ihn.
Einführendes Gebet:
Herr, ich komme in Demut zu dir. Ich habe oft gesündigt und ich kenne meine Schwäche. Deine große Liebe jedoch sichert mir zu, dass ich durch deine Gnade auf dem Weg zur Heiligkeit bleiben kann.
Bitte:
Herr, hilf mir, bei einer wichtigen Angelegenheit die richtige Entscheidung zu treffen.
1.
Wir wissen, dass du immer die Wahrheit sagst.
Die Pharisäer benutzen den alten Trick der Schmeichelei, um Jesus eine Falle zu stellen. Es ist ein oft benutzter Trick. Eine Schmeichelei kann uns dazu bringen, die Abwehr aufzugeben. „Sie sind eine gescheite Person, warum handeln sie nicht..?” Oder: „Sie sind so gute Eltern, sie haben ja bereits zwei Kinder. Sie glauben doch wirklich nicht an die Lehre der Kirche...?” Als Christ, der in der Welt lebt, muss man oft boshafte Menschen abwehren. Deshalb riet uns Jesus „klug wie die Schlangen und arglos wie die Tauben“ zu sein. (Mt 10,16) Um darin das rechte Maß zu finden, müssen wir für Gott allein leben. Ist es Christus, der mein Leben formt?
2.
Ist es erlaubt, dem Kaiser Steuern zu zahlen?
Die Pharisäer und Herodianer tragen Jesus ein Dilemma vor, das eigentlich keines ist. Sie stellen es als ein „entweder-oder” hin. Jesus soll entweder für oder gegen Rom Stellung beziehen. Es ist immer noch so: „entweder-oder”. Entweder wir müssen alternative Lebensweisen akzeptieren oder wir sind hoffnungslose Prinzipienreiter. Die Dinge sind aber in Wirklichkeit differenzierter. Der katholische Glaube ist oftmals ein „und”, wenn die Fragen im richtigen Kontext, im richtigen Zusammenhang gesehen werden. So geben wir dem Kaiser und Gott, was ihnen jeweils eigen ist. Und wie entscheiden wir, was wem gehört? Da wird die Sache oft kompliziert. Darum sind wir als Christen aufgerufen, unsere Talente, unseren Verstand, unser Gebetsleben zu entwickeln, damit wir die richtigen Entscheidungen treffen. Benutze ich meine Talente in rechter Weise? Entwickle ich meine Fähigkeiten und meinen Verstand, damit ich Gott besser dienen kann?
3.
Sehr erstaunt.
Die Antwort Jesu lässt seine Kritiker verstummen. Warum? Zum Teil deshalb, weil er ihre Fragen gleichsam postwendend an sie zurückstellt. Nun müssen sie entscheiden, was dem Kaiser gehört – und was Gott gehört. „Sie müssen sich entscheiden”, war eine Redewendung, die Karol Wojtyla als Beichtvater benutzte. Nichts kann uns so erschrecken wie Freiheit. Sie erschreckte die Zuhörer Jesu. Wie benutze ich meine eigene Freiheit? Wie benutze ich die Zeit, die Gott mir gegeben hat?
Gespräch mit Christus:
Herr, hilf mir zu erkennen, dass du mich zur Freiheit berufen hast. Du respektierst die mir gegebene Freiheit, selbst dann, wenn ich sie missbrauche. Ich will sie aber nicht missbrauchen. Ich will in der Stunde des Letzten Gerichtes über ein gutes Leben Rechenschaft ablegen können.
Vorsatz:
Ich will heute eine Bibelstelle, ein paar Abschnitte aus dem Katechismus oder ein päpstliches Schreiben lesen, um mein Wissen über meinen Glauben zu verbessern.
Liebe deine Nächsten
3. Juni 2009
Mittwoch der neunten Woche im Jahreskreis
Karl Lwanga und Gefährten, Märtyrer
P. Edward McIlmail LC
Mk 12,18-27
Von den Sadduzäern, die behaupten, es gebe keine Auferstehung, kamen einige zu Jesus und fragten ihn: Meister, Mose hat uns vorgeschrieben: Wenn ein Mann, der einen Bruder hat, stirbt und eine Frau hinterlässt, aber kein Kind, dann soll sein Bruder die Frau heiraten und seinem Bruder Nachkommen verschaffen. Es lebten einmal sieben Brüder. Der erste nahm sich eine Frau, und als er starb, hinterließ er keine Nachkommen. Da nahm sie der zweite; auch er starb, ohne Nachkommen zu hinterlassen, und ebenso der dritte. Keiner der sieben hatte Nachkommen. Als letzte von allen starb die Frau. Wessen Frau wird sie nun bei der Auferstehung sein? Alle sieben haben sie doch zur Frau gehabt. Jesus sagte zu ihnen: Ihr irrt euch, ihr kennt weder die Schrift noch die Macht Gottes. Wenn nämlich die Menschen von den Toten auferstehen, werden sie nicht mehr heiraten, sondern sie werden sein wie die Engel im Himmel. Dass aber die Toten auferstehen, habt ihr das nicht im Buch des Mose gelesen, in der Geschichte vom Dornbusch, in der Gott zu Mose spricht: Ich bin der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs? Er ist doch nicht ein Gott von Toten, sondern von Lebenden. Ihr irrt euch sehr.
Einführendes Gebet:
Herr, ich komme in Demut zu dir. Ich habe oft gesündigt und ich kenne meine Schwäche. Deine große Liebe jedoch sichert mir zu, dass ich durch deine Gnade auf dem Weg zur Heiligkeit bleiben kann.
Bitte:
Herr, hilf mir, dich im Umgang mit meinen Nächsten nachzuahmen.
1.
Irrt ihr euch nicht?
Wir können uns so wie die Sadduzäer verhalten. Nicht, dass wir die Auferstehung von den Toten leugnen. Aber wir können so leben, als ob wir nicht an die Macht Gottes glaubten. Ein paar schlechte Nachrichten auf einmal können uns der Verzweiflung nahebringen. Vielleicht fragen wir uns dann: „Warum bemühen wir uns überhaupt noch?” An allen Fronten scheint das Böse die Oberhand zu gewinnen. Familien werden zerstört. Die Pornographie ist weit verbreitet. Der Materialismus wuchert wild. Dennoch, der Allmächtige regiert die Welt. „Das Böse hat nicht das letzte Wort”, sagte Papst Benedikt XVI. am 22. Dezember 2005. Wir Christen sind dazu berufen, Hoffnung und Freude auszustrahlen. Strahlt unser Leben Freude aus? Und wenn nicht, warum nicht?
2.
Ihr kennt die Schrift nicht.
Das Studium der Heiligen Schrift ist sozusagen die „Seele der Theologie” sagt das Zweite Vatikanische Konzil (siehe Dei Verbum, 24). Im Endeffekt sagt der Herr zu den Sadduzäern: „Ihr kennt die Schrift nicht, und deshalb kennt ihr auch mich nicht. Ihr versteht meine Botschaft des Erbarmens nicht, meinen Aufruf zur Umkehr, meine Einladung, die verlorenen Schafe zu suchen.” So viele scheinbare Nachfolger Christi verbringen ihre Zeit damit, zu kritisieren: die Kirche, die Hierarchie, die Pfarrgemeinde und die Schule. Sie haben noch nicht begriffen, dass Christus sie dazu berufen hat, aufzubauen – und nicht abzureißen. Worin investiere ich täglich meine Kräfte? Darin, die Kirche und die Gemeinde aufzubauen? Oder darin, die Fehler ihrer Mitglieder zu bemängeln?
3.
Sie sind wie die Engel im Himmel.
Die Ehe ist wundervoll. Sie ist ein Sakrament und gewissermaßen ein Abbild des inneren Lebens der Heiligsten Dreifaltigkeit. Aber auch im besten Falle kann sie nur begrenztes Glück schenken. Ihr übergeordnetes Ziel ist es, die Ehepartner zum Himmel zu führen. Auf dieser Erde aber zu viel von dem Partner (oder überhaupt von anderen Menschen) zu erwarten, führt nur zu Enttäuschungen. Die Menschen haben Schwächen. Sie haben aber auch Stärken. Ist es nicht möglich, dass dieser Ehegatte, jenes Familienmitglied, dieser Kollege, Heilige sein könnten, trotz ihrer Fehler? Betrachten wir unsere Mitmenschen als mögliche Heilige? Ermutigen wir sie auf ihrem Weg?
Gespräch mit Christus:
Herr, hilf mir die Größe in den Menschen zu erkennen, ihre guten Qualitäten, ihr Potential, Apostel zu sein. Lass mich erkennen, wie ich ihnen auf ihrem Weg zur Heiligkeit weiterhelfen kann.
Vorsatz:
Ich will heute jemandem für eine wirkliche Tugend, die er besitzt, ein Kompliment machen.
Selbsthingabe
4. Juni 2009
Donnerstag der neunten Woche im Jahreskreis
P. Edward McIlmail LC
Mk 12,28-34
Ein Schriftgelehrter hatte ihrem Streit zugehört; und da er bemerkt hatte, wie treffend Jesus ihnen antwortete, ging er zu ihm hin und fragte ihn: Welches Gebot ist das erste von allen? Jesus antwortete: Das erste ist: Höre, Israel, der Herr, unser Gott, ist der einzige Herr. Darum sollst du den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen und ganzer Seele, mit all deinen Gedanken und all deiner Kraft. Als zweites kommt hinzu: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Kein anderes Gebot ist größer als diese beiden. Da sagte der Schriftgelehrte zu ihm: Sehr gut, Meister! Ganz richtig hast du gesagt: Er allein ist der Herr, und es gibt keinen anderen außer ihm, und ihn mit ganzem Herzen, ganzem Verstand und ganzer Kraft zu lieben und den Nächsten zu lieben wie sich selbst, ist weit mehr als alle Brandopfer und anderen Opfer. Jesus sah, dass er mit Verständnis geantwortet hatte, und sagte zu ihm: Du bist nicht fern vom Reich Gottes. Und keiner wagte mehr, Jesus eine Frage zu stellen.
Einführendes Gebet:
Herr, ich komme in Demut zu dir. Ich habe oft gesündigt und ich kenne meine Schwäche. Deine große Liebe jedoch sichert mir zu, dass ich durch deine Gnade auf dem Weg zur Heiligkeit bleiben kann.
Bitte:
Herr, hilf mir, so zu leben, wie du es uns im Neuen Testament offenbart hast.
1.
Als zweites kommt hinzu.
Ein Schriftgelehrter stellt Jesus eine konkrete Frage. Er geht davon aus, dass es hier nur eine einfache Antwort gibt. Jesus geht aber über die einfache Antwort hinaus und verbindet die Liebe zu Gott mit der Liebe zum Nächsten. „Wer sagt, er sei im Licht, aber seinen Bruder hasst, ist noch in der Finsternis” (1 Joh 2,9). Das Christsein ist nicht nur eine Sache zwischen mir und Jesus; solch ein Glaube könnte zu Egozentrik und Flucht vor der Welt führen. Wir sind dazu berufen, Sauerteig für die Welt zu sein, Licht in die Finsternis zu bringen. Jesus braucht uns als seine Arme, Beine und Stimme in der Welt. Gebe ich mich damit zufrieden, meine Gebete zu beten und zur Heiligen Messe zu gehen, tue aber sonst kaum etwas? Vielleicht bittet mich Gott, in der Pfarrgemeinde aktiver zu sein? In der Schule? In der einen oder anderen Art von Apostolat?
2.
Mehr als alle Brandopfer.
Der Schriftgelehrte spürt, dass Brandopfer nicht genug sind. Sie sind nur äußerlich. Wir können uns von Dingen (Geld, gebrauchte Kleider, alte Möbel) viel eher trennen, als von unserer wertvollen Zeit oder von unseren Meinungen. Wir schenken Sachen, aber nicht uns selbst. Lehne ich es ab, mehr von meiner Zeit für die Mitarbeit in der Kirche zu verwenden? Warum?
3.
Und keiner wagte mehr, ihm eine Frage zu stellen.
Die Schriftgelehrten begriffen, dass Jesus die Anforderungen eines authentisch gelebten Glaubens hob. Ein Schaf oder eine Ziege aufzuopfern, genügte nicht mehr. Jesus wollte, dass sie sich selber schenkten, und das wurde ihnen unangenehm. Die Art des Opferns im Alten Testament wurde durch das Opfer des Neuen Testamentes abgelöst: die Selbsthingabe. Das ist es, was Jesus will; das ist es, was er selbst getan hat. Er brachte sich selbst am Kreuz dar, um uns zu zeigen, dass die Selbstliebe uns in die Irre führt. Fürchte ich mich davor, mich selbst zu verleugnen? Was erbittet Jesus von mir, das mir unangenehm ist?
Gespräch mit Christus:
Herr, du weißt, es kostet mich etwas, auf meine eigenen Ansichten und meine Zeit zu verzichten. Hilf mir zu verstehen, dass dies vielleicht das bessere Opfer ist, das du von mir erwartest.
Vorsatz:
Ich will jemandem einen Gefallen tun, der mir persönlich etwas abverlangt.
Setze dich mir zur Rechten
5. Juni 2009
Freitag der neunten Woche im Jahreskreis
Hl. Bonifatius, Bischof und Märtyrer
P. Edward Hopkins LC
Mk 12,35-37
Als Jesus im Tempel lehrte, sagte er: Wie können die Schriftgelehrten behaupten, der Messias sei der Sohn Davids? Denn David hat, vom Heiligen Geist erfüllt, selbst gesagt: Der Herr sprach zu meinem Herrn: Setze dich mir zur Rechten, und ich lege dir deine Feinde unter die Füße. David selbst also nennt ihn «Herr». Wie kann er dann Davids Sohn sein? Es war eine große Menschenmenge versammelt und hörte ihm mit Freude zu.
Einführendes Gebet:
Herr Jesus, ich bekenne, dass du mich geschaffen und erlöst hast. Ich glaube, dass du mich heute zum Gebet gerufen hast. Ich vertraue darauf, dass du mich lehren wirst, zu beten und zu lieben, was richtig und wahr, gut und schön ist. Ich liebe dich, Herr, da in dir alle Vollkommenheit, Güte und Liebe zu finden sind.
Bitte:
Herr Jesus, mache mein Herz dem deinen ähnlicher.
1.
Lehren.
Ich stelle mir Jesus vor, wie er im Tempel lehrt, umgeben von Hunderten von Frauen und Männern, die nach der Wahrheit hungern. Im Hintergrund und auf Distanz stehen die Schriftgelehrten: kaltes Starren, voller Misstrauen, Angst und Intrigenspiel, missgünstig blickende Augen. Er fängt an zu sprechen, laut genug, dass auch die, die weiter entfernt stehen, ihn hören können. Er spricht zu jedem. Wie ist ihre Haltung? Die meisten Menschen in der Menge hören nicht nur zu; sie hören ganz aufmerksam zu. Sie glauben, dass Gott durch Jesus zu ihnen sprechen wird, dass er ihre Sorgen und Herzen ansprechen wird, ihnen die Liebe, Wahrheit und Einsichten schenken wird, die sie brauchen. Andere hören ebenfalls zu, aber nur oberflächlich. Ihre Motive sind Neugier, Unterhaltung und Eitelkeit – neuer Gesprächsstoff. Die Schriftgelehrten hören nicht zu, sie achten nur darauf, was ihrem mörderischen Plan dienen könnte. Jesus versucht dennoch, sie damals und mich jetzt zu erreichen. Bin ich offen?
2.
Herr und Sohn.
Die Schriftgelehrten lehnten Jesus aus vielen Gründen ab: Eifersucht, Ignoranz, Stolz… Aber der wichtigste Grund ist, dass er auftritt, als wäre er der Messias, sogar Gott selbst. Wie nahe sind sie der Wahrheit! Mit der Heiligen Schrift weist er sie auf folgende Wahrheit hin: der Messias wird beides sein – Sohn und Herr. Sein Bemühen, ihre Einwände zu widerlegen, ist ein weiteres Zeichen der Liebe, die er zu ihnen hat. Er lädt sie zum Glauben ein. Jesus ist durch seine Geburt Sohn eines Menschen, aber seiner Herkunft und seiner Mission nach ist er der Herr, der Sohn des Allerhöchsten. Überwinde ich meinen eigenen Stolz und meine Ignoranz durch den festen Glauben, indem ich es zulasse, dass Gott an mir arbeitet, auf einem Niveau, das mein Verstehen bei weitem übersteigt?
3.
Zuhören mit Freude.
Das Gebet ist eine schwierige und anspruchsvolle Kunst; tatsächlich ist es viel mehr als eine Kunst. Wir versuchen, uns auf jemanden einzustellen, über jemanden nachzudenken und mit jemandem ein Gespräch zu führen, den wir weder sehen noch mit unseren Sinnen fassen können. Schlimmer noch, wir fühlen gewöhnlich nichts: „Ich habe nichts davon!“ Gebet hat nichts mit Gefühl zu tun, sondern vielmehr mit Lieben; es ist ein Erlebnis, das uns dazu bewegen sollte, uns irgendwie zu ändern. Jesus zuzuhören bereitete der Menge Freude. Ein eingängiger und überzeugender Beweis! Das Staunen über das Erkennen der Wahrheit! Bei welcher Gelegenheit auch immer, unser Erlebnis mit Christus im Gebet kann hin und wieder Freude bereiten, aber nur bis zu dem Grad, wie wir unsere Gedanken, Sehnsüchte und Liebe mit ihm teilen oder ihm angleichen. Die Schriftgelehrten fanden keine Freude, da sie nicht die Gedanken, Sehnsüchte und die Liebe Christi teilten. Wo ist meine Freude?
Gespräch mit Christus:
Lieber Herr, öffne mein Herz für deine Worte. Hilf mir zu glauben, auch wenn es weh tut oder wenn es nötig ist, dass ich meine Vorstellungen ändere. Lass mich über meinen eigenen Vorurteilen und Unsicherheiten stehen. Zeige mir, was in meinem Leben zu ändern ist. Ich möchte dies tun, um dich vollkommener zu lieben und tiefere Freude an deiner Freundschaft und Liebe zu haben.
Vorsatz:
Ich werde eine Liebe zu einem geistigen Wert, zu einer Tugend oder zu etwas Gutem auswählen und entwickeln. Ich werde diese in Christus suchen, ihre Schönheit betrachten und ihn bitten, mir diese zu gewähren.
Die größte Gabe
6. Juni 2009
Samstag der neunten Woche im Jahreskreis
P. Edward Hopkins LC
Mk 12,38-44
Jesus sagte zu seinen Jüngern: Nehmt euch in acht vor den Schriftgelehrten! Sie gehen gern in langen Gewändern umher, lieben es, wenn man sie auf den Straßen und Plätzen grüßt, und sie wollen in der Synagoge die vordersten Sitze und bei jedem Festmahl die Ehrenplätze haben. Sie bringen die Witwen um ihre Häuser und verrichten in ihrer Scheinheiligkeit lange Gebete. Aber umso härter wird das Urteil sein, das sie erwartet. Als Jesus einmal dem Opferkasten gegenübersaß, sah er zu, wie die Leute Geld in den Kasten warfen. Viele Reiche kamen und gaben viel. Da kam auch eine arme Witwe und warf zwei kleine Münzen hinein. Er rief seine Jünger zu sich und sagte: Amen, ich sage euch: Diese arme Witwe hat mehr in den Opferkasten hineingeworfen als alle andern. Denn sie alle haben nur etwas von ihrem Überfluss hergegeben; diese Frau aber, die kaum das Nötigste zum Leben hat, sie hat alles gegeben, was sie besaß, ihren ganzen Lebensunterhalt.
Einführendes Gebet:
Herr Jesus, Du Ziel meines Lebens, ich glaube an Dich. Dir zu gefallen, ist mehr wert als jeder Ruhm oder jede andere Anerkennung, die die Welt geben kann. Ich vertraue, dass du immer mein Herz begeistern wirst, dich in allem, was ich tue, zu lieben. Hilf mir, mich selbst zu vergessen, damit ich dich und die, die du mir über den Weg schickst, liebe.
Bitte:
Herr Jesus, hilf mir, alles zum Ruhm deines Namens zu tun!
1.
Sich vor der Eitelkeit hüten.
Die Schriftgelehrten machten in den Augen der Menschen alles richtig. Jesus aber konnte sehen, dass alles nur Fassade war. Ihre Gewänder dienten ihnen dazu, beachtet zu werden. Die Menschen sollten ihnen Anerkennung zollen. Heute ist dieselbe Eitelkeit noch weit verbreitet. Was wir anziehen, welches Auto wir fahren und welche Titel oder Bezeichnungen unseren Namen schmücken, scheinen unseren Selbstwert auszumachen. Dennoch hatten diese mächtigen Männer nichts als ihre eigene Verurteilung herbeigeführt. Ihre Stellung als Führer und Lehrer legte ihnen eine große Verantwortung auf. Weit entfernt von dem Guten, das sie für andere hätten tun können, nutzten sie ihre Stellung, um eigene Vorteile daraus zu ziehen. Welche Taten müssen wir vorweisen können, die unserer Position oder unserer Erziehung entsprechen?
2.
Sich vor dem eigenen „Ich“ hüten.
Für wen lebe ich? Die Schriftgelehrten lebten für sich selbst. Wenn sie lehrten, taten sie dies, um andere zu beeindrucken. Wenn sie etwas spendeten, dann deshalb, um ihr eigenes Ansehen aufzubauen. Wenn sie beteten, dann um all das zu rechtfertigen, was sie den Armen wegnahmen. Sie waren keine bösen Männer; sie waren „gute Leute“. Aber sie waren von ihrer Eigenliebe getrieben. Das erklärte alles, was sie taten. Auch wenn sie einmal etwas Gerechtes machten, war es wertlos, da sie es für sich selbst machten.
3.
Betrachte die Nächstenliebe.
Vor der Kulisse so vieler leerer Paraden sieht Jesus eine leuchtende Tat der Tugend. Er sieht, was keiner sonst sah. Er sah eine Frau, die fast niemand beachtete. Die Glaubwürdigkeit ihrer Gabe war in doppelter Hinsicht gegeben. Sie gab ohne Aufsehen und ohne jede Absicht, Lob zu gewinnen; ihre Gabe war allein für Gott. Und was sie gab, erschien wenig, aber tatsächlich war es ihre ganze Habe, alles, was sie besaß. Reine Taten der Nächstenliebe werden allein für Gott getan und sie schließen die Hingabe der eigenen Person mit ein. Wie selten sind solche selbstlosen Taten der Hilfe, immer bereit, zu lieben und zu dienen, wann, wo und wenn wir darum gebeten werden! Wie geben wir? Ist unsere Nächstenliebe immer verborgen? Auf welche Weise geben wir Gott unser ganzes Selbst?
Gespräch mit Christus:
Lieber Herr, befreie mich von Eigenliebe, die den Wert meiner Gabe vernichtet und meine Versuche erstickt, Tugenden zu entfalten. Hilf mir, aus Liebe zu anderen, meine Eigenliebe abzulegen. Möge ich niemals jemanden zurückweisen, der meiner Hilfe bedarf. Meine Gabe soll unauffällig bleiben, damit du meine einzige Belohnung in alle Ewigkeit sein mögest.
Vorsatz:
Ich werde heute ein unauffälliges Werk der Nächstenliebe tun.
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