Tägliche Meditationen

Tägliche Meditationen

Sonntag 17. Mai 2009 bis Samstag 23. Mai 2009

Sechste Woche in der Osterzeit

P. John Doyle LC

Traute Freundschaft mit dem Herrn Sonntag
Das Zeugnis des Geistes Montag
Der Trost des Heiligen Geistes Dienstag
Der Geist der Wahrheit Mittwoch
Den Herrn wirken lassen Donnerstag
Über Trauer und Freude Freitag
Vertrauen in die Liebe des Vaters Samstag


Traute Freundschaft mit dem Herrn

17. Mai 2009

Sechster Sonntag in der Osterzeit

P. John Doyle LC

Joh 15,9-17
Jesus sagte zu seinen Jüngern: Wie mich der Vater geliebt hat, so habe auch ich euch geliebt. Bleibt in meiner Liebe! Wenn ihr meine Gebote haltet, werdet ihr in meiner Liebe bleiben, so wie ich die Gebote meines Vaters gehalten habe und in seiner Liebe bleibe. Dies habe ich euch gesagt, damit meine Freude in euch ist und damit eure Freude vollkommen wird. Das ist mein Gebot: Liebt einander, so wie ich euch geliebt habe. Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt. Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was ich euch auftrage. Ich nenne euch nicht mehr Knechte; denn der Knecht weiß nicht, was sein Herr tut. Vielmehr habe ich euch Freunde genannt; denn ich habe euch alles mitgeteilt, was ich von meinem Vater gehört habe. Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt und dazu bestimmt, dass ihr euch aufmacht und Frucht bringt und dass eure Frucht bleibt. Dann wird euch der Vater alles geben, um was ihr ihn in meinem Namen bittet. Dies trage ich euch auf: Liebt einander!

Einführendes Gebet:   Herr, zu Beginn dieses Gebets gebe ich mich ganz dir hin: meine Gedanken, Wünsche, Entscheidungen, Handlungen, Hoffnungen, Ängste, Schwächen, mein Versagen und die kleinen Erfolge. Ich öffne dir mein ganzes Sein und bin mir bewusst, dass du schon alles weißt. Ich weiß, dass du mir dein Erbarmen schenkst und dass dein von Liebe erfüllter Blick die Macht hat, mich zu heilen.

Bitte:  Herr Jesus, hilf mir, dein Gebot der Nächstenliebe zu erfüllen.

1. Die Tiefe der Liebe Christi. Jesus macht einen eindrucksvollen Vergleich: er bezeichnet die Liebe für seine Jünger als ebenbürtig mit der enormen Liebe des Vaters für ihn. Schon bevor die Welt geschaffen wurde, waren Vater und Sohn eingetaucht in eine grenzenlose, gegenseitige Liebe. Der Heilige Geist ist die Verbindung dieses Liebesbundes. Diese Vertrautheit und Selbsthingabe in der Einheit der heiligen Dreifaltigkeit lässt sich mit keiner menschlichen Liebe vergleichen, und doch sagt unser Herr seinen Jüngern, dass er sie in gleicher Weise liebt. Ist mir bewusst, wie sehr mein Heiland mich liebt? Erfüllt mich die vom Kreuz herab bezeugte Wahrheit der persönlichen Liebe Christi mit Ehrfrucht und fruchtet sie in einer wachsenden, großherzigen Antwort in meinem geistigen Leben?

2. Anforderungen an eine Freundschaft. Die Umstände und der Zeitpunkt, die Jesus gewählt hat, um seine Jünger als Freunde zu bezeichnen, unterstreichen die Echtheit dieser Bezeichnung. Jesus ist nur wenige Stunden davon entfernt, von denen, die er nun als Freunde bezeichnet, alleine gelassen und verraten zu werden. Unser Herr ist dennoch so von Liebe bewegt, dass er über den Verrat seiner Anhänger hinweg auf den Sieg schaut, den er für sie gewinnen wird. Jesus bietet auch mir seine Freundschaft an. Er lädt mich dazu ein „in seiner Liebe zu bleiben”. Ich bin nicht zum Zuschauer berufen sondern dazu, das Glück zu entdecken, welches das Leben in seiner Gemeinschaft bringt. Dem „Gekreuzigten” nachzufolgen wird immer anspruchsvoll sein, dennoch ist seine Freundschaft ein Schatz, der bei weitem die Last des Kreuzes überwiegt.

3. Das Merkmal der Liebe. Die Liebe zwischen dem Vater und dem Sohn, die Jesus auf uns, seine Freunde, so großzügig ausweitet, sollte in uns die Frucht der Liebe wachsen lassen. Die ersten Christen haben das Liebesgebot Christi sehr ernst genommen. Es war ihr Hauptmerkmal. Es unterschied sie von den Völkern, unter denen sie lebten. Es war die magnetische Kraft, die so viele anzog, sich ihnen anzuschließen. Das Liebesgebot ist die logische Folge unseres eigenen persönlichen Wertes als von Gott geliebte Wesen. Wenn Jesus meine Brüder und Schwestern so sehr liebte, dass er sein Leben für sie hingab, kann es dann irgendeine Ausrede für mich geben, ihnen nicht ebenso Respekt und Achtung entgegenzubringen? Die Nächstenliebe ist das Kennzeichen für jeden wahren Christen. Wie kann ich Christi Liebesgebot besser leben, beginnend in meiner eigenen Familie?

Gespräch mit Christus:  Ich bete darum, dass ich nie aufhöre, über die Tiefe deiner persönlichen Liebe für mich erstaunt zu sein. Du nennst mich deinen Freund, obwohl ich nicht immer den Anforderungen dieser Berufung genüge getan habe. Ich will dir ein besserer und wahrer Freund sein.

Vorsatz:   Ich will heute einem Familienmitglied eine einfache Geste der Freundlichkeit erweisen.


Das Zeugnis des Geistes

18. Mai 2009

Montag der sechsten Woche in der Osterzeit

P. John Doyle LC

Joh 15,26-16,4a
Jesus sagte zu seinen Jüngern: Wenn aber der Beistand kommt, den ich euch vom Vater aus senden werde, der Geist der Wahrheit, der vom Vater ausgeht, dann wird er Zeugnis für mich ablegen. Und auch ihr sollt Zeugnis ablegen, weil ihr von Anfang an bei mir seid.

Das habe ich euch gesagt, damit ihr keinen Anstoß nehmt. Sie werden euch aus der Synagoge ausstoßen, ja es kommt die Stunde, in der jeder, der euch tötet, meint, Gott einen heiligen Dienst zu leisten. Das werden sie tun, weil sie weder den Vater noch mich erkannt haben. Ich habe es euch gesagt, damit ihr, wenn deren Stunde kommt, euch an meine Worte erinnert.

Einführendes Gebet:   Herr, zu Beginn dieses Gebets gebe ich mich ganz dir hin: meine Gedanken, Wünsche, Entscheidungen, Handlungen, Hoffnungen, Ängste, Schwächen, mein Versagen und die kleinen Erfolge. Ich öffne dir mein ganzes Sein und bin mir bewusst, dass du schon alles weißt. Ich weiß, dass du mir dein Erbarmen schenkst und dass dein von Liebe erfüllter Blick die Macht hat, mich zu heilen.

Bitte:  Herr und Gott, hilf mir, als echter Bekenner Christi zu leben.

1. Das Zeugnis Christi. Es gibt Menschen, die ihre Vorstellungen, die nicht der Lehre Christi entsprechen, damit rechtfertigen, dass sie angeblich vom Heiligen Geist kämen. Eine sorgfältige Betrachtung des heutigen Evangeliums zeigt, dass dies niemals in Gottes Plan liegen kann. Der Heilige Geist liegt weder im Zwiespalt mit der Botschaft Christi, noch ist er Urheber einen Heilsplans, der sich von der Kirche Christi unterscheidet. Der Heilige Geist ist der Geist Christi und der des Vaters. Die Absicht seines Kommens liegt darin, Christus zu bezeugen. Jede echte Inspiration des Heiligen Geistes bringt uns zur größeren Treue zur Wahrheit. Beachte ich das Drängen des Heiligen Geistes zur größeren Treue gegenüber meinen Pflichten als Christ?

2. Zeugen im Geiste. Unser Glaube ist keineswegs eine statische Angelegenheit. Wie auch die ersten Jünger Christi seine Predigten, Wunder und persönliche Liebe erfuhren, so entdecken auch alle ernsthaften Christen die Gegenwart Christi durch ihre täglichen Erfahrungen. Dies gilt besonders für das Sakrament der Buße und der Eucharistie. Jesus ist immer bei uns, und seine Vergebung und Nähe sind der Ursprung unseres Glücks. Der Heilige Geist gibt uns durch die Gnade der Taufe die Kraft, das zu bezeugen, was wir so großmütig erhalten haben. Nehme ich meine Berufung als Christ so ernst, dass ich Zeugnis für die Liebe Christi ablege? Ist mir klar, dass ich zuallererst Zeugnis durch ein wahrhaftig christliches Leben geben muss? Erinnere ich mich bei dieser - vielleicht manchmal entmutigenden - Aufgabe daran, dass ich mich in diesen Belangen vor allem auf den Heiligen Geist als „Geschäftspartner“ verlassen sollte?

3. Treue inmitten von Widerstand. Christus teilt den um ihn beim Letzten Abendmahl versammelten Jüngern mit, dass das Bekenntnis zu ihm nicht immer auf Anerkennung stoßen wird. Widerstand zu erfahren, scheint wesentlich zum Christsein zu gehören. Tief verwurzelte und unerschrockene Anhängerschaft für Christus und die Stimme des Gewissens war nie mit einem populären Zeitgeist vereinbar. Es ist einfach so, dass Christen nicht dazu berufen sind, sich anzupassen, sondern herauszuragen. Dies hat natürlich - wie auch im Leben unseres Herrn - unvermeidliche Folgen. Das Schöne daran ist, dass uns ein endgültiger Sieg versprochen worden ist. Christus geht uns voran, und der Heilige Geist steht uns zur Seite.

Gespräch mit Christus:  Herr Jesus, es war noch nie leicht, authentisch Zeugnis für dich abzulegen. Lehre mich, nicht auf meine eigenen Fähigkeiten zu vertrauen, sondern durch die Treue zu den Inspirationen des Heiligen Geistes an geistiger Kraft und innerer Stimmigkeit zu wachsen.

Vorsatz:   Ich will heute öffentlich ein Zeichen meines Glaubens geben.


Der Trost des Heiligen Geistes

19. Mai 2009

Dienstag der sechsten Woche in der Osterzeit

P. John Doyle LC

Joh 16,5-11
Jesus sagte zu seinen Jüngern: Jetzt aber gehe ich zu dem, der mich gesandt hat, und keiner von euch fragt mich: Wohin gehst du? Vielmehr ist euer Herz von Trauer erfüllt, weil ich euch das gesagt habe. Doch ich sage euch die Wahrheit: Es ist gut für euch, dass ich fortgehe. Denn wenn ich nicht fortgehe, wird der Beistand nicht zu euch kommen; gehe ich aber, so werde ich ihn zu euch senden. Und wenn er kommt, wird er die Welt überführen und aufdecken, was Sünde, Gerechtigkeit und Gericht ist; Sünde: dass sie nicht an mich glauben; Gerechtigkeit: dass ich zum Vater gehe und ihr mich nicht mehr seht; Gericht: dass der Herrscher dieser Welt gerichtet ist.

Einführendes Gebet:   Herr, zu Beginn dieses Gebets gebe ich mich ganz dir hin: meine Gedanken, Wünsche, Entscheidungen, Handlungen, Hoffnungen, Ängste, Schwächen, mein Versagen und die kleinen Erfolge. Ich öffne dir mein ganzes Sein und bin mir bewusst, dass du schon alles weißt. Ich weiß, dass du mir dein Erbarmen schenkst und dass dein von Liebe erfüllter Blick die Macht hat, mich zu heilen.

Bitte:  Herr, hilf mir, das Glück und den Trost des Heiligen Geistes zu erfahren.

1. Die Trauer bei Jesu Abschied. Als das baldige Opfer Jesu näher kam, waren die Apostel von Verwirrung und Kummer überwältigt. „Wer wird ihn verraten?” – „Warum geht er?” – „Was werden wir ohne ihn tun?” Solche Fragen, begründet in der Sorge um ihren Meister und Freund, wurden hin- und hergeflüstert. Um ihm nachzufolgen, haben sie alles aufgegeben.. Jesus bemüht sich, sie zu trösten, obwohl er selber großen Kummer hat. Im Leben eines jeden Pilgers fehlt auch der Kummer nicht. Wie Christus, sind auch wir Christen wie Verbannte in einem fremden Land. Unsere Freude und unsere Hoffnung entspringt der Vision des Glaubens, der uns befähigt, in die Fußstapfen unseres Herrn zu treten. Sein Opfer und sein Sieg geben unseren täglichen Prüfungen einen Sinn.

2. Das Kommen des Trösters. Wir sind berufen, in vertrauter Freundschaft mit dem Heiligen Geist zu leben, dem „süßen Gast unserer Seele”. Jesus hat uns bei unserer Taufe den Heiligen Geist geschenkt, der „Architekt“ unserer Heiligkeit sein soll, und der, während wir die Wiederkehr Christi erwarten, uns trösten und stärken soll. Keiner würde bei einem Gerichtsprozess gerne alleine und ohne Rechtsberatung sein; so sollten auch wir nicht versuchen, die Tortur im Kampf gegen die Sünde ohne die Hilfe des Fürsprechers Christi bestehen zu wollen. Ist mir bewusst, dass der Heilige Geist auf sanfte Art in meiner Seele gegenwärtig ist? Bin ich aufmerksam und folgsam gegenüber seinen Inspirationen und seinem Wirken?

3. Die Dinge in Ordnung bringen. Nichts beunruhigt uns so sehr, wie wenn „der Böse” siegt. Ob es nun in einem Film oder im wirklichem Leben geschieht, irgendwie ist es dem Universum eingeschrieben, dass das Gute gewinnen soll. Oft scheint das Böse die Oberhand zu haben, aber noch immer hat eine höhere Macht eingegriffen, durch die eine Tyrannei und Diktatur nach der anderen zerbrach. Auch in unserer heutigen Zeit, in der das Leben der Schwächsten sehr gering bewertet wird, gibt es das Böse im Überfluss. Christus jedoch erinnert uns daran, dass der Heilige Geist tätig ist. Zu allen Zeiten erneuert der Heilige Geist das Angesicht der Erde, verwandelt die Herzen und lässt aus Bösem Gutes entstehen. Bin ich angesichts des Bösen zu pessimistisch oder habe ich den Optimismus eines Christen? Vertraue ich dem Wirken des Heiligen Geistes?

Gespräch mit Christus:  Herr Jesus, du bist von uns zum Vater gegangen, und doch bist du immer noch, durch das Wirken des Heiligen Geistes, bei uns. Hilf mir, Kraft und Trost zu finden, während ich mich bemühe, seiner Führung zu folgen.

Vorsatz:   Ich will heute einen Moment der Stille halten, um dem Heiligen Geist für sein Wirken in der Welt und in meinem Leben zu danken.


Der Geist der Wahrheit

20. Mai 2009

Mittwoch der sechsten Woche in der Osterzeit

P. John Doyle LC

Joh 16,12-15
Jesus sagte zu seinen Jüngern: Noch vieles habe ich euch zu sagen, aber ihr könnt es jetzt nicht tragen. Wenn aber jener kommt, der Geist der Wahrheit, wird er euch in die ganze Wahrheit führen. Denn er wird nicht aus sich selbst heraus reden, sondern er wird sagen, was er hört, und euch verkünden, was kommen wird. Er wird mich verherrlichen; denn er wird von dem, was mein ist, nehmen und es euch verkünden. Alles, was der Vater hat, ist mein; darum habe ich gesagt: Er nimmt von dem, was mein ist, und wird es euch verkünden.

Einführendes Gebet:   Herr, zu Beginn dieses Gebets gebe ich mich ganz dir hin: meine Gedanken, Wünsche, Entscheidungen, Handlungen, Hoffnungen, Ängste, Schwächen, mein Versagen und die kleinen Erfolge. Ich öffne dir mein ganzes Sein und bin mir bewusst, dass du schon alles weißt. Ich weiß, dass du mir dein Erbarmen schenkst und dass dein von Liebe erfüllter Blick die Macht hat, mich zu heilen.

Bitte:  Herr, erlaube mir, aufrichtig und wahrhaftig dein zu sein.

1. Die Wahrheit ertragen. Jesus erzählt den Aposteln, dass er ihnen noch viel zu sagen hat, aber es scheint so, als ob sie noch nicht bereit wären, die Wahrheit zu akzeptieren. Sie waren nicht bereit anzuerkennen, dass sie alle beim Anblick des Kreuzes in kürzester Zeit fliehen und ihn ganz allein lassen würden. Auch ich tue mir vielleicht schwer, mir ein realistisches Bild meiner Beziehung mit Christus oder des Zustandes meiner Seele zu machen und auch anzuerkennen. Vielleicht rechtfertige ich mich und meine Gleichgültigkeit mit diversen psychologischen Begründungen. Vielleicht überzeuge ich mich selbst davon, dass es doch gar nicht so schlecht um mich steht. Möglicherweise baue ich nach außen eine hervorragende Fassade auf, welche aber mit wenig echter innerer Überzeugung und Aufrichtigkeit ausgestattet ist.

2. Der Heilige Geist, der Führer zur Wahrheit. In unserer, auf den Konsum hin orientierten Welt, gelten erste Eindrücke oft mehr als das Gute oder das Böse in einer Sache. Meinungsumfragen setzen die Norm für recht und unrecht und eine falsche Auffassung von Toleranz ist ein rundum höchst geschätztes Ideal. Da die Wahrheit ja als eine Beleidigung aufgefasst werden könnte, wird sie in eine ansprechendere Form verpackt. Keiner dieser Versuche des „Geistes dieser Welt” kann jedoch am Ende erfolgreich sein, genauso wie auch die größte Finsternis selbst den kleinsten Lichtstrahl nicht aufhalten kann. Der Heilige Geist ist in der Welt am Werk und verkündet in der Tiefe der menschlichen Seele laut und deutlich die Wahrheit. Nur die Wahrheit – die von Christus kommt – hat die Macht, dem menschlichen Herzen wahren Frieden und Freude zu bringen, nämlich dann wenn sich alle Illusionen als ebensolche erwiesen haben.

3. Die Wahrheit leben. Als Christen müssen wir uns vor dem Geist der Unaufrichtigkeit hüten. Keiner, der außerhalb der Wahrheit lebt, kann den Anspruch stellen, ein Jünger Christi zu sein. Kleine Verfälschungen in unserem Leben können nur zerstörerisch auf das Wirken des „Geistes der Wahrheit” in unserer Seele wirken. Unser Heiland sprach sich gegen nichts so klar aus, wie gegen die verlogene Gerechtigkeit der Führer seiner Zeit. Wie oft habe ich in letzter Zeit gewisse Dinge gemacht, nur um von anderen gelobt zu werden? Was habe ich Gutes getan, von dem nur Gott etwas weiß? Bin ich fähig, fest zu meinen Überzeugungen zu stehen, selbst wenn ich falsch verstanden oder verspottet werde?

Gespräch mit Christus:  Jesus, das Beispiel deines Lebens und Todes ist das einer vollkommenen Ehrlichkeit. Gib mir durch den Geist der Wahrheit die Kraft, in allem was ich vor Gott und den Menschen tue, aufrichtig zu sein.

Vorsatz:   Ich will bei nächster Gelegenheit in der Beichte alle Unaufrichtigkeiten meines Lebens beichten.


Den Herrn wirken lassen

21. Mai 2009

Christi Himmelfahrt

P. John Doyle LC

Mt 16,15-20
Jesus sagte zu seinen Jüngern: Geht hinaus in die ganze Welt, und verkündet das Evangelium allen Geschöpfen! Wer glaubt und sich taufen lässt, wird gerettet; wer aber nicht glaubt, wird verdammt werden. Und durch die, die zum Glauben gekommen sind, werden folgende Zeichen geschehen: In meinem Namen werden sie Dämonen austreiben; sie werden in neuen Sprachen reden; wenn sie Schlangen anfassen oder tödliches Gift trinken, wird es ihnen nicht schaden; und die Kranken, denen sie die Hände auflegen, werden gesund werden.

Nachdem Jesus, der Herr, dies zu ihnen gesagt hatte, wurde er in den Himmel aufgenommen und setzte sich zur Rechten Gottes. Sie aber zogen aus und predigten überall. Der Herr stand ihnen bei und bekräftigte die Verkündigung durch die Zeichen, die er geschehen ließ.

Einführendes Gebet:   Herr, zu Beginn dieses Gebets gebe ich mich ganz dir hin: meine Gedanken, Wünsche, Entscheidungen, Handlungen, Hoffnungen, Ängste, Schwächen, mein Versagen und die kleinen Erfolge. Ich öffne dir mein ganzes Sein und bin mir bewusst, dass du schon alles weißt. Ich weiß, dass du mir dein Erbarmen schenkst und dass dein von Liebe erfüllter Blick die Macht hat, mich zu heilen.

Bitte:  Herr, hilf mir, ein Apostel deines Reiches zu sein.

1. Gottes paradoxer Erlösungsplan. Bevor Jesus in den Himmel auffährt, überträgt er zuvor seinen Jüngern eine Aufgabe, und zwar die Errichtung seiner Kirche. Es kann sein, dass uns diese Erzählung so geläufig ist, dass wir aufgehört haben, uns darüber zu wundern – aber sie ist wirklich unglaublich. Hier waren die gleichen Männer, die, nur wenige Wochen zuvor, Christus verlassen haben und sich aus lauter Furcht in einem Raum eingesperrt hatten. Menschlich gesehen hätte jeder darauf gewettet, dass ihre Mission zu einem schnellen und sicheren Scheitern verurteilt war – jedoch, hier sind wir, zweitausend Jahre später! Auch ich bin von Christus dazu berufen, meinen Glauben zu weiterzugeben. Und wenn es mir manchmal so vorkommt, als wäre ich für diese Mission nicht geeignet, nun... dann muss ich mich nur darin erinnern, dass mein Kapitän zur rechten Hand des Vaters sitzt und die ganze Angelegenheit leitet.

2. Zeichen der Vorhersehung Gottes. Im Lauf der Geschichte hat uns der Herr immer wieder zur Stärkung unseres Glaubens Zeichen seiner in der Kirche wirkenden Macht gegeben. Außergewöhnliche Wunder haben bis auf den heutigen Tag die Verkündigung der Frohen Botschaft begleitet. Auch heute werden noch Teufel ausgetrieben und sehr viele Kranke werden auf außergewöhnliche und unerklärliche Weise geheilt. Das größte aller Wunder jedoch ist die fortwährende Gegenwart Christi in der Eucharistie und die Bekehrung der Herzen, die im Bußsakrament stattfindet. Gott ist für sein Volk ständig am Werk. Selbst dann, wenn er uns keine erstaunlichen Zeichen gibt, überschüttet er uns doch täglich mit zahllosen Zeichen seiner Vorhersehung. Erkennen wir diese Zeichen?

3. Der Herr bei der Arbeit. Der Schlüssel zum Erfolg in unserer Mission, ein Zeuge für Christus und für die Frohe Botschaft zu sein, besteht darin, Gott wirken zu lassen. Wie es auch die ersten Apostel taten, so müssen auch wir die Netze da auswerfen, wo es der Herr uns sagt. Wir müssen nichts Besonderes sein, um für den Herrn zu arbeiten, wir müssen nur seinen Anweisungen folgen. Was für großartige Qualitäten können wir schon besitzen, die nicht sowieso von Gott kommen und ihm bereits gehören? Vertraue ich darauf, dass der Herr bereits in mir wirkt? Erkenne ich die Zeichen seiner vorsorglichen Liebe in meinem Leben und danke ich ihm dafür?

Gespräch mit Christus:  Herr Jesus, hilf mir zu begreifen, dass ein Apostel zu sein nicht optional ist sondern eine Verpflichtung meiner Taufe. Auf diese Weise kann ich die unermessliche Liebe beantworten, die du mir gezeigt hast. Bitte wirke auch weiterhin in meinem Leben.

Vorsatz:   Bevor ich zu Bett gehe, will ich eine Weile die Zeichen von Gottes Vorhersehung in meinem Leben bedenken. Ich will ihm dafür danken.


Über Trauer und Freude

22. Mai 2009

Freitag der sechsten Woche in der Osterzeit

P. John Doyle LC

Joh 16,20-23
Jesus sagte zu seinen Jüngern: Amen, amen, ich sage euch: Ihr werdet weinen und klagen, aber die Welt wird sich freuen; ihr werdet bekümmert sein, aber euer Kummer wird sich in Freude verwandeln. Wenn die Frau gebären soll, ist sie bekümmert, weil ihre Stunde da ist; aber wenn sie das Kind geboren hat, denkt sie nicht mehr an ihre Not über der Freude, dass ein Mensch zur Welt gekommen ist. So seid auch ihr jetzt bekümmert, aber ich werde euch wiedersehen; dann wird euer Herz sich freuen, und niemand nimmt euch eure Freude. An jenem Tag werdet ihr mich nichts mehr fragen. Amen, amen, ich sage euch: Was ihr vom Vater erbitten werdet, das wird er euch in meinem Namen geben.

Einführendes Gebet:   Herr, zu Beginn dieses Gebets gebe ich mich ganz dir hin: meine Gedanken, Wünsche, Entscheidungen, Handlungen, Hoffnungen, Ängste, Schwächen, mein Versagen und die kleinen Erfolge. Ich öffne dir mein ganzes Sein und bin mir bewusst, dass du schon alles weißt. Ich weiß, dass du mir dein Erbarmen schenkst und dass dein von Liebe erfüllter Blick die Macht hat, mich zu heilen.

Bitte:  Herr, gib mir großen Frieden und innere Freude mitten in den Versuchungen des Alltags.

1. „Ihr werdet weinen.” Kummer zu haben, ist keine angenehme Erfahrung. Jesus verspricht seinen Aposteln nicht, dass sie in seiner Nachfolge vor Kummer bewahrt werden, der für jeden Verbannten in einem fremden Land typisch ist. Das christliche Wertesystem ist der Ansicht der Welt entgegengesetzt. Wenn du ehrlich bist, wird dich die Allgemeinheit für rückständig oder naiv halten. Sei freundlich und man wird dich als leichtgläubig ansehen. Sei treu zur Liebe deines Ehepartners und man vermutet unterdrückte Triebe in dir. Diese Liste könnte endlos weitergeführt werden. Ein authentischer Christ wird der Welt immer ein Dorn im Auge sein.

2. „Ich werde euch wiedersehen.” „Euer Kummer wird sich in Freude verwandeln.” Die Jünger waren durch die Kreuzigung von Jesus überrascht und auch entmutigt, aber sein Tod war nicht die letzte Szene in diesem Stück. Nach den dramatischen Ereignissen am Kalvarienberg kam die Freude der Auferstehung, ein neues und glorreiches Leben. Wie glücklich mussten die Jünger gewesen sein, unseren Herrn wiederzusehen! Aber sogar dann schien der Herr mit seinen Jüngern „Verstecken” zu spielen. Er geht durch Wände und erfüllt sie mit Freude, und dann verschwindet er einfach wieder. Wir können ähnliche Erfahrungen im Gebet erleben. Die Abwechslung von Trockenheit und Tröstungen ist ein wesentlicher Teil der Pädagogik Gottes für uns. Manchmal erscheint es uns, dass der Herr direkt neben uns ist, zu anderer Zeit scheint er auf Geschäftsreise in fremden Landen zu sein. Bin ich fähig, an die Gegenwart des Herrn zu glauben, unabhängig davon, was meine Gefühle im Moment sagen?

3. „Euer Herz wird sich freuen.” Manchmal wird dem Christentum vorgeworfen, dass seine moralischen Verbote Ursprung von Leid und Frustration seien. Näher betrachtet sieht alles ganz anders aus. Die Nähe des Herrn, gemeinsam mit der Erkenntnis, dass alle Güter dieser Welt die reichen Geschenke des Vaters für seine Kinder sind, bringt tiefe Freude. Wenn wir fähig sind, in allen geschaffenen Dingen und Umständen das Wirken des Herrn zu erkennen, dann erfahren wir eine Freude, die der Welt unbekannt ist. „Ich werde euch wiedersehen, und ihr werdet euch freuen, und niemand nimmt euch diese Freude.” Habe ich diese Freude, die sich in meinem Glauben begründet, und das Bewusstsein von der unermesslichen, persönlichen Liebe Gottes? Rührt mein Gehorsam zu den Gesetzen der Moral von einem totalen Vertrauen in Gott, der mein Glück will?

Gespräch mit Christus:  Mein Jesus, wenn du mir nahe bist, erfahre ich ein großes Glück. Ich weiß, dass du immer bei mir bist. Hilf mir, meinen Glauben zu leben und befähige mich, den Glauben der Brüder und Schwestern zu stärken, die mich brauchen, um ihnen deine Liebe zu zeigen.

Vorsatz:   Ich will heute jede Schwierigkeit, die mir der Herr schickt, für die aufopfern, die bis jetzt noch nicht die Freude seiner Freundschaft kennen.


Vertrauen in die Liebe des Vaters

23. Mai 2009

Samstag der sechsten Woche in der Osterzeit

P. John Doyle LC

Joh 16,23-28
Jesus sagte zu seinen Jüngern: An jenem Tag werdet ihr mich nichts mehr fragen. Amen, amen, ich sage euch: Was ihr vom Vater erbitten werdet, das wird er euch in meinem Namen geben. Bis jetzt habt ihr noch nichts in meinem Namen erbeten. Bittet, und ihr werdet empfangen, damit eure Freude vollkommen ist.

Dies habe ich in verhüllter Rede zu euch gesagt; es kommt die Stunde, in der ich nicht mehr in verhüllter Rede zu euch spreche, sondern euch offen den Vater verkünden werde. An jenem Tag werdet ihr in meinem Namen bitten, und ich sage nicht, dass ich den Vater für euch bitten werde; denn der Vater selbst liebt euch, weil ihr mich geliebt und weil ihr geglaubt habt, dass ich von Gott ausgegangen bin. Vom Vater bin ich ausgegangen und in die Welt gekommen; ich verlasse die Welt wieder und gehe zum Vater.

Einführendes Gebet:   Herr, zu Beginn dieses Gebets gebe ich mich ganz dir hin: meine Gedanken, Wünsche, Entscheidungen, Handlungen, Hoffnungen, Ängste, Schwächen, mein Versagen und die kleinen Erfolge. Ich öffne dir mein ganzes Sein und bin mir bewusst, dass du schon alles weißt. Ich weiß, dass du mir dein Erbarmen schenkst und dass dein von Liebe erfüllter Blick die Macht hat, mich zu heilen.

Bitte:  Vater, hilf mir, auf dich zu vertrauen.

1. Bittet! Als Kind war ich Fremden gegenüber oft extrem schüchtern. Ich erinnere mich, dass mich mein Vater einmal bat, ein Paket mit Lebensmitteln zum Pfarrbüro zu bringen. Es war sein Beitrag zur Pfarrsammlung für die Armen. Ich war starr vor Angst. Endlich konnte ich mich zum Läuten überwinden, ließ daraufhin sofort das Paket fallen und rannte weg. Gelegentlich erleben wir vor dem Gebet die gleichen Ängste und Unsicherheiten. Wir sind uns nicht so sicher, ob Gott, inmitten seiner Sorgen für das Universum, es wohl gütig aufnimmt, ob wir ihn vielleicht „stören” und ob er unser Gebet auch anhört. Im Grunde genommen müssen wir uns daran erinnern, wie sehr es Gott liebt, dass wir ihn bitten, und wir müssen vertrauen, wenn wir etwas Gutes für uns oder andere erbitten, dass Gott es uns mit Sicherheit gewährt.

2. Eine klare Sprache. Die Sprache ist ein Instrument der Verständigung. Sie hat, wie jedes Ausdrucksmittel, ihre Grenzen. Die Sprache ist aber wirklich am Ende, wenn sie versucht, Realitäten auszudrücken, von denen die Menschen keine klare Vorstellungen haben. Die Macht Gottes, seine ehrfurchtgebietende Majestät und sein Sein, sind weit jenseits der Reichweite unseres begrenzten Begreifens. Jesus, wahrer Gott und wahrer Mensch, wird zur Brücke zwischen Gott, den er in vertrauter Weise kennt, und unserer menschlichen Sprache. Jesus benutzt die angemessensten Begriffe die für Gott möglich sind – wie Vater -, aber er erinnert uns auch daran, dass er in Bildern spricht. Er verspricht, uns eines Tages alles deutlich zu sagen und uns ihm sogar vorzustellen. Ist das meine größte Hoffnung? Wäre ich jetzt in diesem Moment bereit, dem Vater vorgestellt zu werden?

3. „Der Vater selbst liebt euch.” Unser Heiliger Vater, Papst Benedikt XVI., erinnert uns an die Liebe des Vaters: „In der Tat: Niemand hat Gott gesehen, so wie er in sich ist. Und trotzdem ist Gott nicht gänzlich unsichtbar, nicht einfach unzugänglich geblieben. Gott hat uns zuerst geliebt, sagt der zitierte Johannesbrief (vgl. 4,10), und diese Liebe ist unter uns erschienen, sichtbar geworden dadurch, dass ‚er seinen einzigen Sohn in die Welt gesandt hat, damit wir durch ihn leben’ (1 Joh 4,9). Gott hat sich sichtbar gemacht: in Jesus können wir den Vater anschauen (vgl. Joh 14,9). In der Tat gibt es eine vielfältige Sichtbarkeit Gottes. In der Geschichte der Liebe, die uns die Bibel erzählt, geht er uns entgegen, wirbt um uns, bis hin zum letzten Abendmahl, bis hin zu dem am Kreuz durchbohrten Herzen, bis hin zu den Erscheinungen des Auferstandenen und seinen Großtaten, mit denen er durch das Wirken der Apostel die entstehende Kirche auf ihren Weg geführt hat” (Deus Caritas Est, 25. Dezember 2005, Nr. 17).

Gespräch mit Christus:  Jesus, du hast die unermessliche Liebe offenbart, die der Vater für alle Menschen hat, indem du dich gänzlich für uns hingegeben hast. Hilf mir, nie deine Liebe für mich zu bezweifeln. Hilf mir, deiner Liebe zu entsprechen, durch Treue zu deinem Willen und Übung wirklicher Nächstenliebe.

Vorsatz:   Ich will heute ein Gesätz des Rosenkranzes für Missionare beten, die den Menschen Gottes Liebe verkünden.