Tägliche Meditationen
Sonntag 15. März 2009 bis Samstag 21. März 2009
Dritte Woche in der Fastenzeit
P. David Daly LC, P. Daniel Polzer und P. Jeffery Jambon LC
Reinige uns, Herr!
15. März 2009
Dritter Sonntag in der Fastenzeit
P. David Daly LC
Joh 2,13-25
Das Paschafest der Juden war nahe und Jesus zog nach Jerusalem hinauf. Im Tempel fand er die Verkäufer von Rindern, Schafen und Tauben und die Geldwechsler, die dort saßen. Er machte eine Geißel aus Stricken und trieb sie alle aus dem Tempel hinaus, dazu die Schafe und Rinder; das Geld der Wechsler schüttete er aus und ihre Tische stieß er um. Zu den Taubenhändlern sagte er: Schafft das hier weg, macht das Haus meines Vaters nicht zu einer Markthalle! Seine Jünger erinnerten sich an das Wort der Schrift: Der Eifer für dein Haus verzehrt mich. Da stellten ihn die Juden zur Rede: Welches Zeichen lässt du uns sehen als Beweis, dass du dies tun darfst? Jesus antwortete ihnen: Reißt diesen Tempel nieder, in drei Tagen werde ich ihn wieder aufrichten. Da sagten die Juden: Sechsundvierzig Jahre wurde an diesem Tempel gebaut und du willst ihn in drei Tagen wieder aufrichten? Er aber meinte den Tempel seines Leibes. Als er von den Toten auferstanden war, erinnerten sich seine Jünger, dass er dies gesagt hatte, und sie glaubten der Schrift und dem Wort, das Jesus gesprochen hatte.
Während er zum Paschafest in Jerusalem war, kamen viele zum Glauben an seinen Namen, als sie die Zeichen sahen, die er tat. Jesus aber vertraute sich ihnen nicht an, denn er kannte sie alle und brauchte von keinem ein Zeugnis über den Menschen; denn er wusste, was im Menschen ist.
Einführendes Gebet:
Herr Jesus, ich glaube an deine Menschwerdung: dass du gekommen bist, um uns zu lehren, um für uns zu leiden und uns den Weg zum Himmel zu zeigen. Ich vertraue auf deine große Güte und dein Erbarmen und glaube fest daran, dass du mich immer führen wirst. Ich liebe dich und möchte dich vielen anderen bekannt machen, damit sie mit dem Frieden und der Freude erfüllt werden, die allein du geben kannst. Ich bin bereit, Herr, und sehne mich danach, dir in dieser Meditation zu begegnen.
Bitte:
Herr, reinige mich!
1.
Der Eifer für dein Haus verzehrt mich.
Als die Apostel erlebten, wie Jesus den Tempel reinigte, erinnerten sie sich an die Worte von Psalm 69: „Denn der Eifer für dein Haus hat mich verzehrt“ (Ps 69,10). Durch diesen Eifer – seine leidenschaftliche Liebe zum Haus Gottes – erfüllt Jesus die Worte des Alten Testaments. Er nimmt Besitz von seinem eigenen Haus, dem Tempel, und er vertreibt alle, die es zu einer Markthalle machen. Christus will uns damit lehren, dass unser Glaube frei sein muss von Egoismus und Nützlichkeitsdenken. Wir müssen gereinigt werden, um in unserer Freundschaft mit Christus zu wachsen.
2.
Zerstört diesen Tempel.
Jesu Lehren über den Tempel zeigen uns den Weg der inneren Reinigung: das Geheimnis von Ostern. Er spricht von seinem Tod und seiner Auferstehung, als er sagt: „Reißt diesen Tempel nieder, in drei Tagen werde ich ihn wieder aufrichten.“ Er erfüllt nicht nur das Alte Testament in diesem Abschnitt aus dem Evangelium, sondern er gibt uns auch das Vorbild und den Schlüssel zu unserer eigenen Reinigung: Wir müssen uns selbst sterben, um das Leben zu haben! Wir müssen die weltlichen Sorgen, die unsere Herzen und unseren Verstand beherrschen, selbst beim Gebet, vertreiben. Erst wenn wir gereinigt sind, können wir die Stimme des Heiligen Geistes hören.
3.
Jesus weiß es.
Jesus braucht niemanden, der ihm Auskunft gibt über die menschliche Natur. Er kennt sie sehr gut. Er weiß, wie schwer es ist, sich vom rein Menschlichen loszureißen und alles, was wir tun, auf eine höhere geistige Ebene zu erheben. Als er auf Erden war, machte er Erfahrungen mit den Kämpfen und Versuchungen, die auch wir erfahren. Durch sein Beispiel hat er uns gelehrt, wie wir leben sollen. Er hat uns gelehrt, dass wir uns radikal für Gott entscheiden und ihn mutig an die erste Stelle in unserem Leben setzen sollen. Er muss die erste Stelle in unserer Arbeit, unserer Familie und unserem Privatleben einnehmen. Wenn wir Gott an die erste Stelle setzen, können wir wirklich Tempel des Heiligen Geistes sein.
Gespräch mit Christus:
Herr Jesus, du weißt, wie wir uns durch rein menschliche Sorgen niederdrücken lassen; aber du willst uns viel mehr geben. Hilf mir, deinem Beispiel zu folgen und mein Innerstes wirklich von allem rein zu machen, was mich von dir trennt. Gib mir Kraft, dich über alle meine Sorgen und Ängste zu stellen.
Vorsatz:
Herr, ich will heute einen konkreten Schritt tun, dich an die erste Stelle in meinem Leben zu stellen und alle anderen Dinge hintanzusetzen.
Christus annehmen
16. März 2009
Montag der dritten Woche in der Fastenzeit
P. Daniel Polzer LC
Lk 4,24-30
Jesus sagte zu den Leuten in der Synagoge von Nazaret: Amen, das sage ich euch: Kein Prophet wird in seiner Heimat anerkannt. Wahrhaftig, das sage ich euch: In Israel gab es viele Witwen in den Tagen des Elija, als der Himmel für drei Jahre und sechs Monate verschlossen war und eine große Hungersnot über das ganze Land kam. Aber zu keiner von ihnen wurde Elija gesandt, nur zu einer Witwe in Sarepta bei Sidon. Und viele Aussätzige gab es in Israel zur Zeit des Propheten Elischa. Aber keiner von ihnen wurde geheilt, nur der Syrer Naaman. Als die Leute in der Synagoge das hörten, gerieten sie alle in Wut. Sie sprangen auf und trieben Jesus zur Stadt hinaus; sie brachten ihn an den Abhang des Berges, auf dem ihre Stadt erbaut war, und wollten ihn hinabstürzen. Er aber schritt mitten durch die Menge hindurch und ging weg.
Einführendes Gebet:
Herr Jesus, in dieser Zeit der Vorbereitung auf Ostern wende ich mich im Gebet an dich. Ich glaube, dass du mein Schöpfer bist und dass du mich geschaffen hast, um dich zu kennen, zu lieben und dir zu dienen. Ich glaube, dass du mir hilfst, meine Lebensaufgabe zu erfüllen; darum bist du auf die Erde gekommen und hast gelitten und bist gestorben. Ich opfere dir dieses Gebet auf als kleines Zeichen meiner Dankbarkeit und Sehnsucht, für dich zu leben. Ich weiß, dass ich es immer wieder zulasse, dass sich Dinge zwischen uns schieben. Bei diesem Gebet will ich dir meine ganze Aufmerksamkeit schenken, damit du – und nicht mein Egoismus oder meine Leidenschaften – die Entscheidungen meines Lebens bestimmen.
Bitte:
Herr, hilf mir, in Demut deinen Willen für mein Leben anzunehmen.
1.
Entrüstung.
Die Leute aus Nazaret empören sich über Jesus, weil er sie darauf hinweist, dass Gott im Lauf der Geschichte seine Gunst den Heiden erwies und nicht nur den Juden. Sie sind empört, weil sie sich ganz auf ihr jüdisches Erbe und die Verheißungen, welche Gott den Patriarchen geschenkt hatte, verlassen haben. Weil sie Juden sind, meinen sie, dass Gott sie gegenüber den Heiden bevorzugen müsse. Auch wir können diesen Fehler begehen. Wir meinen vielleicht, weil wir einer bestimmten Organisation angehören oder weil wir eine bestimmte Stellung haben, dass Gott uns mehr beachten müsse und uns besondere Privilegien geben müsse. Ist das nicht oft die Ursache für unseren Unwillen? Wir regen uns auf, wenn wir nicht bevorzugt behandelt werden. Wir meinen, dass wir mehr verdienen. Besteht vielleicht sogar die Gefahr, dass diese Entrüstung so groß wird, dass wir uns von Christus trennen wollen?
2.
Warum die Anderen?
Warum sandte Gott Elija, um der Witwe in Sarepta zu helfen und Elischa, um den Syrer Naaman zu heilen? Bestimmt nicht, weil sie wichtige oder heilige Menschen waren. Gott erwählte sie, weil sie ihn willkommen hießen. Die Witwe in Sarepta beeilte sich voll Freude, Elija etwas Wasser zu holen, als er sie darum bat und gab ihm bereitwillig das letzte Essen, das sie besaß. Naaman bereute seine Entrüstung und ging sich im Jordan baden, wie Elischa ihm befohlen hatte. Gott gibt seine Gaben denen, die ihn willkommen heißen.
3.
Nehme ich Christus an?
Den Leuten aus Nazaret ist Christus vielleicht zu vertraut. Sie können nicht erkennen, wer er wirklich ist. Sie empören sich über seine Worte und darum nehmen sie ihn nicht an. Nehme ich Christus in meinem Leben an? Vielleicht ist er mir zu vertraut. Ich meine, dass ich weiß, wer er ist. Vielleicht bin ich nicht bereit, seine Lehren anzunehmen. Vielleicht stört es mich, dass er andere mehr gesegnet hat als mich. Die Leute aus Nazaret wollten Jesus von einer Klippe stürzen, aber es gelang ihnen nicht. Ihr Angriff war umsonst. Christus ging einfach weg. Man kann Christus nicht loswerden. Vielleicht gibt es in meinem Leben Zeiten, wo ich Christus loswerden möchte, aber ich kann ihn niemals auslöschen. Er ist immer da und wartet darauf, dass ich ihn annehme.
Gespräch mit Christus:
Herr, bitte hilf mir, damit mir nicht meine Vorstellung darüber, wie die Dinge sein sollten, die Sicht auf dein wahres Wesen verdunkelt. Reinige mich bei meiner Vorbereitung auf Ostern von allem Egoismus, aller Sinnlichkeit, Eitelkeit und Stolz, damit ich deine Liebe mit offenem Herzen annehmen kann.
Vorsatz:
Ich mache einem meiner Mitmenschen eine kleine Freude durch ein Geschenk oder ein freundliches Wort.
Gott, der barmherzige König
17. März 2009
Dienstag der dritten Woche in der Fastenzeit
P. Daniel Polzer LC
Mt 18,21-35
Da trat Petrus zu Jesus und fragte: Herr, wie oft muss ich meinem Bruder vergeben, wenn er sich gegen mich versündigt? Siebenmal? Jesus sagte zu ihm: Nicht siebenmal, sondern siebenundsiebzigmal.
Mit dem Himmelreich ist es deshalb wie mit einem König, der beschloss, von seinen Dienern Rechenschaft zu verlangen. Als er nun mit der Abrechnung begann, brachte man einen zu ihm, der ihm zehntausend Talente schuldig war. Weil er aber das Geld nicht zurückzahlen konnte, befahl der Herr, ihn mit Frau und Kindern und allem, was er besaß, zu verkaufen und so die Schuld zu begleichen. Da fiel der Diener vor ihm auf die Knie und bat: Hab Geduld mit mir! Ich werde dir alles zurückzahlen. Der Herr hatte Mitleid mit dem Diener, ließ ihn gehen und schenkte ihm die Schuld. Als nun der Diener hinausging, traf er einen anderen Diener seines Herrn, der ihm hundert Denare schuldig war. Er packte ihn, würgte ihn und rief: Bezahl, was du mir schuldig bist! Da fiel der andere vor ihm nieder und flehte: Hab Geduld mit mir! Ich werde es dir zurückzahlen. Er aber wollte nicht, sondern ging weg und ließ ihn ins Gefängnis werfen, bis er die Schuld bezahlt habe. Als die übrigen Diener das sahen, waren sie sehr betrübt; sie gingen zu ihrem Herrn und berichteten ihm alles, was geschehen war. Da ließ ihn sein Herr rufen und sagte zu ihm: Du elender Diener! Deine ganze Schuld habe ich dir erlassen, weil du mich so angefleht hast. Hättest nicht auch du mit jenem, der gemeinsam mit dir in meinem Dienst steht, Erbarmen haben müssen, so wie ich mit dir Erbarmen hatte? Und in seinem Zorn übergab ihn der Herr den Folterknechten, bis er die ganze Schuld bezahlt habe. Ebenso wird mein himmlischer Vater jeden von euch behandeln, der seinem Bruder nicht von ganzem Herzen vergibt.
Einführendes Gebet:
Herr Jesus, in dieser Zeit der Vorbereitung auf Ostern wende ich mich im Gebet an dich. Du warst barmherzig mit mir. Oft hast du mir meine große Schuld vergeben. Ich vertraue auf deine barmherzige Liebe und möchte deine Liebe auch anderen treu weitergeben. Herr, ich bin bereit, von deinem barmherzigen Herzen zu lernen.
Bitte:
Herr, hilf mir, deine Barmherzigkeit zu erkennen.
1.
Wir sind alle Diener.
Petrus frägt Jesus, wie oft er seinem Bruder vergeben solle. Jesus gibt eine kurze Antwort und erzählt ein Gleichnis zum besseren Verständnis. Im Gleichnis ist Gott der König, und wir alle sind die Diener, welche dem König eine Unmenge Geld schulden. Wir alle stehen bei Gott in großer Schuld. Er hat uns erschaffen, er erhält uns am Leben und gibt uns alle Gaben, Talente und Tugenden, die wir haben. Wir verdanken Gott alles. Er schuldet uns nichts. Spiegeln meine täglichen Gedanken und Handlungen diese Wahrheit wider?
2.
Der König, der vergibt.
Der Diener, der nicht zahlen kann, fällt auf seine Kniee und bittet um mehr Zeit, damit er die Schulden zurückzahlen kann. Der König bietet ihm mehr an als nur Zeit – er erlässt ihm alle Schuld. Gott ist großzügig. Wenn wir uns ihm zuwenden und ihn um Vergebung bitten, schenkt er uns mehr, als wir jemals erhoffen könnten – er vergibt uns alle Schuld. Wir könnten nun fragen, warum der König dann darauf besteht, dass dieser Diener die ganze Schuld bezahlen muss. Warum vergibt er die Schuld nicht sofort, und gibt stattdessen den Befehl, den Diener zusammen mit seiner Frau und den Kindern zu verkaufen? Er zieht den Diener zur Rechenschaft, damit dieser erkennt, wie viel er schuldet und so begreift, dass er Gott im Umgang mit seinen Kollegen nachahmen soll. Gott will nicht, dass wir für unsere Sünden bestraft werden. Er will uns die große Schuld, die wir ihm schulden, vergeben, aber er verlangt Rechenschaft für unsere Sünden, weil er hofft, dass wir dadurch begreifen, wieviel wir von ihm empfangen haben und wieviel wir ihm schulden, damit wir um seine Vergebung bitten können.
3.
Die Mitmenschen.
Nachdem ihm vergeben worden war, behandelt der Diener seinen Kollegen, der ihm Geld schuldet, nicht auf dieselbe barmherzige Weise. Er wirft ihn ins Gefängnis. Er hatte das Recht dazu. Dem Recht nach schuldete ihm sein Kollege Geld; weil er ihm aber nicht vergibt, missbraucht er die Freiheit, die ihm eben erst gegeben worden war. Er hält nicht inne und erinnert sich daran, dass er in diesem Augenblick dem Recht nach ein Sklave wäre, verkauft zusammen mit seiner Frau und seinen Kindern, um für seine Schuld zu bezahlen. Es fällt ihm nicht ein, dass er seinem Kollegen nur deshalb begegnen kann, weil der König zuerst mit ihm Mitleid hatte und ihm die Freiheit gegeben hatte. Die Verstöße, die wir von unseren Mitmenschen erleiden, sind wirkliche Verstöße, aber bevor wir Gerechtigkeit fordern, sollten wir innehalten und daran denken, dass wir nur deshalb frei sind und Wiedergutmachung von unseren Mitmenschen verlangen können, weil Gott uns zuerst unsere Sünden vergeben hat. Diese Überlegung muss uns dazu führen, unseren Mitmenschen dasselbe Erbarmen zu schenken, das wir von Gott empfangen haben.
Gespräch mit Christus:
Herr, ich danke dir für diese Zeit des Gebets. Ich habe erkannt, wie barmherzig du mit mir warst und dass du mir meine große Schuld vor dir vergeben hast. Ich danke dir, dass du mir schon so oft eine zweite Chance gegeben hast. Hilf mir in dieser Fastenzeit mit denen barmherzig zu sein, die mir gegenüber in irgendeiner Weise schuldig geworden sind.
Vorsatz:
Ich will an jemanden denken, der mich verletzt hat und Gott bitten, dass er mir hilft, ihm zu vergeben.
Das Gesetz, das alle Gesetze umfasst
18. März 2009
Mittwoch der dritten Woche in der Fastenzeit
P. Daniel Polzer LC
Mt 5,17-19
Jesus sagte zu seinen Jüngern: Denkt nicht, ich sei gekommen, um das Gesetz und die Propheten aufzuheben. Ich bin nicht gekommen, um aufzuheben, sondern um zu erfüllen. Amen, das sage ich euch: Bis Himmel und Erde vergehen, wird auch nicht der kleinste Buchstabe des Gesetzes vergehen, bevor nicht alles geschehen ist. Wer auch nur eines von den kleinsten Geboten aufhebt und die Menschen entsprechend lehrt, der wird im Himmelreich der Kleinste sein. Wer sie aber hält und halten lehrt, der wird groß sein im Himmelreich.
Einführendes Gebet:
Herr, ich möchte dir in dieser Fastenzeit ganz nahe sein. Ich weiß, dass ich dein Geschöpf bin und dass ich dir Lob und Preis schulde. Ich will alles zu deiner Ehre tun, indem ich deine Lehren befolge. Ich brauche deine Hilfe, um die Wahrheit deiner Lehren deutlich zu erkennen und dich dafür zu lieben. Hier bin ich, Herr, und sehne mich allein nach dir. Ich weiß, dass du mich nicht mit leeren Händen wegschicken wirst.
Bitte:
Herr, lehre mich, was es heißt, das Gesetz zu erfüllen.
1.
Die Fülle des Gesetzes.
Es gibt zwei Wege, das Gesetz zu erfüllen: indem wir alles tun, was dieses verlangt, oder indem wir das ergänzen, was noch fehlt. Jesus ergänzt das Gesetz des Alten Testaments mit dem neuen Gesetz der Liebe – einander zu lieben wie er uns geliebt hat. Jesus erfüllt das Gesetz nicht nur, indem er jede einzelne Vorschrift einhält, sondern indem er aufzeigt, worin der Sinn und Zweck dieser Vorschriften besteht: Gott über alles zu lieben. Wenn wir also das Gesetz der Liebe erfüllen, erfüllen wir alle Gesetze.
2.
Im neuen Gesetz ist alles enthalten.
Das Gesetz der Liebe reicht bis an die Enden der Erde. Es gibt nichts Geschaffenes im Universum, das außerhalb dieses Gesetzes der Liebe ist, das Jesus uns durch seine Menschwerdung gelehrt hat. Es gibt kein Wesen, nicht einmal das Kleinste, das nicht in die Forderungen dieses Gesetzes eingeschlossen ist. Wenn Jesus das Bild vom „kleinsten Buchstaben“ gebraucht, will er uns die Lückenlosigkeit dieses Gesetzes zeigen. Die Liebe und ihre Forderungen reichen bis zu den entferntesten Enden des Universums, zu den kleinsten Geschöpfen und zum Ende der Zeit. Kann man in meinem Herzen und in meinen Handlungen die Überzeugtheit erkennen, dass das Gesetz der Liebe von mir verlangt, alle Menschen zu lieben, nicht nur meine Familie, Freunde und jene, die mir wohlgesonnen sind?
3.
Der Größte sein.
Die Gebote des alten Gesetzes, wie sie in den Zehn Geboten ausgedrückt werden (z.B. „Du sollst nicht töten“; „Du sollst nicht die Ehe brechen“; usw.) sind schwerwiegende Übertretungen, aber leicht zu definieren, weil sie sich auf externe Handlungen beziehen. Christi Gebote (z.B. keinen Ärger zu zeigen; in seinem Herzen zu begehren; unseren Feinden zu vergeben; usw.) sind feinsinniger ausgedrückt und aus diesem Grund auch schwerer einzuhalten. Einen Menschen, der diese Gebote mit der rechten Einstellung und auf besonnene und hingebungsvolle Weise lebt, kann man zu Recht groß nennen. Wer die Liebe als Beweggrund seines Handelns hat, gewinnt nicht nur den Himmel, sondern erlangt dort einen größeren Anteil an Gottes Glück und Herrlichkeit.
Gespräch mit Christus:
Herr, ich danke dir für diese Zeit des Gebets. Hilf mir, mich nicht nur mit den minimalsten Forderungen meines Glaubens zufrieden zu geben. Hilf mir, mich nicht damit zufrieden zu geben, schwere Sünden zu vermeiden. Hilf mir, das Gesetz der Nächstenliebe ganz zu leben. Ich möchte, dass diese Fastenzeit eine Zeit sei, in der ich in der Liebe wachse.
Vorsatz:
Wenn ich die Kirchengebote einhalte, will ich darüber nachdenken, wie sie sich in das größere Gesetz der Liebe einfügen.
Ein heldenhaftes Vorbild
19. März 2009
Donnerstag der dritten Woche im Jahreskreis
Hl. Josef, Bräutigam der Jungfrau Maria
P. Jeffery Jambon LC
Mt 1,16,18-21,24a
Jakob war der Vater von Josef, dem Mann Marias; von ihr wurde Jesus geboren, der der Christus (der Messias) genannt wird.
Mit der Geburt Jesu Christi war es so: Maria, seine Mutter, war mit Josef verlobt; noch bevor sie zusammengekommen waren, zeigte sich, dass sie ein Kind erwartete - durch das Wirken des Heiligen Geistes. Josef, ihr Mann, der gerecht war und sie nicht bloßstellen wollte, beschloss, sich in aller Stille von ihr zu trennen. Während er noch darüber nachdachte, erschien ihm ein Engel des Herrn im Traum und sagte: Josef, Sohn Davids, fürchte dich nicht, Maria als deine Frau zu dir zu nehmen; denn das Kind, das sie erwartet, ist vom Heiligen Geist. Sie wird einen Sohn gebären; ihm sollst du den Namen Jesus geben; denn er wird sein Volk von seinen Sünden erlösen.
Als Josef erwachte, tat er, was der Engel des Herrn ihm befohlen hatte, und nahm seine Frau zu sich.
Einführendes Gebet:
Herr, auch wenn es nicht immer ganz einfach ist, ich vertraue auf deine Liebe und Gnade. Ich glaube an dich, ich hoffe auf dich und ich liebe dich über alles. Diese drei – Glaube, Hoffnung und Liebe – werden mich für die Herausforderungen dieses Tages stärken. Herr, ich vertraue mich dir bedingungslos an.
Bitte:
Herr, gewähre mir ein reines Gewissen wie das deines Ziehvaters Josef.
1.
Meine Situation.
Auf dem Weg unserer geistlichen Entwicklung kann es Gefahren geben. Wenn alles ruhig und gut läuft, unsere Bemühungen im Privatleben und im Berufsleben allseits geschätzt werden, dann scheint unser Leben gut und in Ordnung zu sein. Wenn das Leben aber schwierig ist, demütigend oder schmerzlich, dann legt sich wie ein grauer Schleier über alles. Wir beginnen uns dann vielleicht zu fragen, ob Gott uns überhaupt noch liebt. Unseren Glauben an Gott müssen wir immer stark erhalten. Nehmen wir uns dabei Josef als Vorbild, denn er ließ sich durch Schwierigkeiten nicht entmutigen.
2.
Ein reines Gewissen.
Josef war ein gerechter Mann und er wollte Marias Geschichte durchaus glauben. Aber die Fakten wogen zu schwer. Maria bedeutete ihm sehr viel, er liebte sie. Er fühlte sich aber auch betrogen. Da er ein reines Gewissen hatte, versuchte er, den so schönen Traum von einer Ehe mit Maria zu vergessen und sich ohne viel Aufhebens von ihr zu trennen. Gott sah die Redlichkeit Josefs und teilte ihm die Wahrheit über Marias Zustand mit. Eine Botschaft in einem Traum genügte, um sein dafür offenes Herz zu überzeugen. Wie offen bin ich für die Taten Gottes in meinem Leben? Wie sehr bin ich bereit, Gottes Willen zu tun?
3.
Es ist nicht alles einfach für einen gerechten Mann.
Gott erwählte einen Mann von großer Redlichkeit für die Bürde der Verantwortung für die Erziehung seines Sohnes. Ob sich Josef jemals vorgestellt hatte, dass er Maria nur fünf Monate später auf einer beschwerlichen und gefährlichen Reise nach Bethlehem bringen würde? Ob er jemals erwartet hatte, dass er bedroht durch Schwerter und Soldaten nach Ägypten würde fliehen müssen? Das war jedenfalls der Preis, den er für seine Redlichkeit zahlen sollte. Gleichzeitig aber bedeutete dies für ihn, der Ziehvater des Schöpfers des Universums zu sein, mit all den Segnungen und Vorzügen, die das bedeuten würde.
Gespräch mit Christus:
Christus, König und Herr, dein Ziehvater Josef ist mir ein Vorbild dafür, wie man die Kreuze und Schwierigkeiten des Lebens in Mut und Würde trägt. Hilf mir zu erkennen, wie schön es ist, ohne Grenzen zu geben und mein Leben dir hinzugeben.
Vorsatz:
Ich werde heute einen Moment für ein Gebet suchen, in dem ich den heiligen Josef darum bitten werde, mich zu lehren, wie man in schwierigen Momenten heiter und gelassen bleibt.
Das größte Gebot
20. März 2009
Freitag der dritten Woche in der Fastenzeit
P. Daniel Polzer LC
Mk 12,28-34
Einer der Schriftgelehrten kam zu Jesus und fragte ihn: Welches Gebot ist das erste von allen? Jesus antwortete: Das erste ist: Höre, Israel, der Herr, unser Gott, ist der einzige Herr. Darum sollst du den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen und ganzer Seele, mit all deinen Gedanken und all deiner Kraft. Als zweites kommt hinzu: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Kein anderes Gebot ist größer als diese beiden. Da sagte der Schriftgelehrte zu ihm: Sehr gut, Meister! Ganz richtig hast du gesagt: Er allein ist der Herr, und es gibt keinen anderen außer ihm, und ihn mit ganzem Herzen, ganzem Verstand und ganzer Kraft zu lieben und den Nächsten zu lieben wie sich selbst, ist weit mehr als alle Brandopfer und anderen Opfer. Jesus sah, dass er mit Verständnis geantwortet hatte, und sagte zu ihm: Du bist nicht fern vom Reich Gottes. Und keiner wagte mehr, Jesus eine Frage zu stellen.
Einführendes Gebet:
Herr, während ich mich in dieser Fastenzeit darauf vorbereite, das große Geheimnis deiner Auferstehung zu feiern, komme ich im Gebet vor dich, damit du mich formen und leiten kannst. Ich sehne mich danach, dass die Sündhaftigkeit meines Lebens verbrannt wird, damit ich dich mit einem reinen und reuevollen Herz verherrlichen kann. Du kennst meine Sünden. Du kennst meinen Stolz und meine Sinnlichkeit. Ich halte dir heute mein Gebet als kleinen Liebesbeweis hin. Meine Hoffnung besteht darin, dass du mich lehrst, von meiner geringen Fähigkeit zu lieben hin zu einer Liebe mit einem großmütigen Herzen zu gelangen.
Bitte:
Herr, lehre mich, dich mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele, mit all meinen Gedanken und all meiner Kraft zu lieben.
1.
Was ist das erste Gebot?
Die Frage nach dem ersten Gebot wurde von den Schriftgelehrten und Pharisäern viel diskutiert. Der Mensch hat die Sehnsucht, zu wissen, was an erster Stelle steht und was an zweiter: die Fähigkeit, die Dinge zu ordnen. Wir fühlen uns oft hingezogen zu dem Versprechen dieses oder jenes Guru hinsichtlich des einen Geheimnisses, das uns glücklich, gesund oder erfolgreich im Beruf machen wird. So will auch unsere natürliche Neugierde wissen, was das erste Gebot ist, was wir vor allem befolgen müssen. Wir möchten sagen: „Sag mir schlicht und einfach, was ich tun muss, und ich werde es tun.“ Hier legt uns Jesus schlicht und einfach dar, wie wir unser Leben leben müssen: Gott lieben mit allem, was wir sind, und unseren Nächsten lieben wie uns selbst. Findet sein Gebot in meinem Herzen und meinen Taten Widerhall?
2.
Die Liebe umfasst alles.
Der Schriftgelehrte kommentiert, dass diese Gebote größer sind als alle Brandopfer und anderen Opfer. Ein Opfer oder Brandopfer ohne Liebe ist leer. Allein die Liebe zu Gott und unseren Nächsten gibt unseren Opfern, Prüfungen und guten Werken ihren Wert. Die Liebe ist das Herzstück unserer Vollkommenheit, und wenn wir uns an dieses größte der Gebote halten – Gott mit ganzem Herzen, ganzem Verstand und ganzer Kraft zu lieben – werden alle geringeren Dinge im Leben auf ihren Platz verwiesen. Bezeugt mein Leben diese Hierarchie der Werte? Kommt wirklich das zuerst, was zuerst kommen sollte? Haben die zweit- und drittrangigen Dinge wirklich den richtigen Platz? Wenn nicht, was muss ich tun oder zustande bringen, um die richtige Ordnung herzustellen?
3.
Wie weit bin ich vom Reich Gottes entfernt?
Jesus beglückwünscht den Schriftgelehrten zu seiner Verständigkeit und sagt ihm, dass er nicht weit vom Reich Gottes entfernt ist. Das gibt uns Gelegenheit, uns selbst zu fragen: „Wie weit bin ich vom Reich Gottes entfernt?” Das Wissen dieses Schriftgelehrten war nicht bloß Lehrwissen, denn wir erlangen das Reich Gottes nicht dadurch, dass wir eine gewisse Anzahl an Wahrheiten kennen. Es war vielmehr ein verinnerlichtes Kennen der Liebe – das praktische Wissen, wie man sein Herz, seine Seele, seinen Verstand und seine Kraft Gott übergibt. Besteht meine größte Priorität darin, dem Reich Gottes näher zu kommen? Was muss ich tun, um auf den richtigen Weg zu kommen oder dort zu bleiben? Habe ich unseren Herrn, demütig, vertrauensvoll und voll Eifer um die Gnade seiner Hilfe gebeten?
Gespräch mit Christus:
Herr, hilf mir, dein Gebot der Liebe in Erinnerung zu behalten und es mit all meiner Kraft zu leben. Ich möchte meinen Glauben nicht mit einer bloß verstandesmäßigen Kenntnis deiner Gebote leben; ich möchte ihn mit einer tiefen innerlichen Kenntnis leben, die Früchte wahrer Heiligkeit hervorbringt.
Vorsatz:
Vor jeder Aktivität dieses Tages werde ich innehalten und mich fragen, wie ich sie mit Liebe füllen kann.
Demut im Gebet
21. März 2009
Samstag der dritten Woche in der Fastenzeit
P. Daniel Polzer LC
Lk 18,9-14
Einigen, die von ihrer eigenen Gerechtigkeit überzeugt waren und die anderen verachteten, erzählte Jesus dieses Beispiel: Zwei Männer gingen zum Tempel hinauf, um zu beten; der eine war ein Pharisäer, der andere ein Zöllner. Der Pharisäer stellte sich hin und sprach leise dieses Gebet: Gott, ich danke dir, dass ich nicht wie die anderen Menschen bin, die Räuber, Betrüger, Ehebrecher oder auch wie dieser Zöllner dort. Ich faste zweimal in der Woche und gebe dem Tempel den zehnten Teil meines ganzen Einkommens. Der Zöllner aber blieb ganz hinten stehen und wagte nicht einmal, seine Augen zum Himmel zu erheben, sondern schlug sich an die Brust und betete: Gott, sei mir Sünder gnädig! Ich sage euch: Dieser kehrte als Gerechter nach Hause zurück, der andere nicht. Denn wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt, wer sich aber selbst erniedrigt, wird erhöht werden.
Einführendes Gebet:
Herr, ich glaube an dich. Ich glaube, dass du mich erschaffen und von der Sünde befreit hast. Ich glaube, dass alles, was gut ist in meinem Leben, von dir kommt: meine Existenz, mein Glauben, meine Erziehung, und die Tugenden, die ich habe. Ich komme heute im Gebet zu dir, um mein Leben vor dich zu bringen. Ich weiß, dass du die Quelle alles Guten in mir bist. So oft überlege ich, ob ich wirklich weiß, wie man betet. Ich überlege, wie fruchtbar mein Gebet ist. Angesichts meines Elends biete ich dir das Eine an, das ich wirklich habe: meine Demut vor deiner majestätischen Größe.
Bitte:
Herr, hilf mir, demütig zu sein, wenn ich mich dir im Gebet nähere.
1.
Das Gebet des Pharisäers.
Der Pharisäer ging in den Tempel, um zu beten. Wir können annehmen, dass es seine Absicht war, mit Gott zu reden. Als er hier im Tempel stand, glaubte er zu beten: Er war am richtigen Ort, er wandte sich in die richtige Richtung, er schien das Richtige zu tun. Aber sein Gebet war verzerrt. Tatsächlich war es gar kein Gebet; es war ein selbstgerechtes Gespräch. Wenn ein Freund ihn am nächsten Tag gefragt hätte, ob er seine Gebete gesprochen hätte, hätte er „Ja“ gesagt. Ist mein eigenes Gebet manchmal ein falsches Gebet wie das des Pharisäers? Meine ich, dass ich bete, weil ich alle richtigen Dinge tue, aber in Wirklichkeit gar nicht bete, sondern mich nur selbst rechtfertige?
2.
Er war ein guter Pharisäer.
Der arme Pharisäer wird in diesem Gleichnis als der „Bösewicht“ dargestellt. Aber in Wahrheit ist er nach außen keine böse Person. Er begeht keine schweren Sünden. Er ist ehrlich, seiner Ehefrau treu, großzügig beim Geben. Aber sein Stolz blendet ihn, sodass er keine tiefere Beziehung mit Gott erlangen kann. Er lebt seine Religion minimalistisch, indem er keine schweren Sünden begeht. Sein Gebet ist unfruchtbar. Ich muss mich selbst erforschen, um sicherzustellen, dass ich nicht dasselbe tue: zu denken, dass ich das Richtige tue, aber in Wahrheit kaum meinen Glauben lebe.
3.
Demut ist grundlegend für das Gebet.
Der Zöllner ist gerechtfertigt, nicht weil er alle richtigen Dinge getan hat, sondern weil er die Demut hat, seine eigene Sündhaftigkeit zu erkennen. Vielleicht hörte er, was der Pharisäer sagte, und es veranlasste ihn noch mehr, um Gottes Gnade zu bitten. Eines der wichtigsten Merkmale unseres Gebets ist, dass es demütig sein muss. Wenn wir beten, müssen wir uns Gott nähern, indem wir unsere Sünden und unsere Schwachheit erkennen und die Tatsache, dass wir von ihm all das Gute, was wir haben, empfangen haben. Dies ist es, was unser Gebet fruchtbar macht. Gott liebt ein demütiges, reuevolles Herz.
Gespräch mit Christus:
Lieber Herr, gib mir ein demütiges und reuevolles Herz. Du kennst mein Elend. Ich gebe dir das Elend meiner Sündhaftigkeit, damit du es reinigen kannst und damit machen kannst, was du willst. Ich möchte im Leben nicht nur die großen Sünden vermeiden. Ich möchte eine tiefe und innige Beziehung zu dir haben, die auf einer wirklichen Demut gründet.
Vorsatz:
Ich werde zu Beginn jedes Gebetes einen Akt der Demut tun.
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