Tägliche Meditationen
Sonntag 12. Oktober 2008 bis Samstag 18. Oktober 2008
Achtundzwanzigste Woche im Jahreskreis
P. Daniel Ray LC
Das Hochzeitsmahl ist bereitet!
12. Oktober 2008
Achtundzwanzigster Sonntag im Jahreskreis
P. Daniel Ray LC
Mt 22,1-14
Jesus erzählte ihnen noch ein anderes Gleichnis: Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem König, der die Hochzeit seines Sohnes vorbereitete. Er schickte seine Diener, um die eingeladenen Gäste zur Hochzeit rufen zu lassen. Sie aber wollten nicht kommen. Da schickte er noch einmal Diener und trug ihnen auf: Sagt den Eingeladenen: Mein Mahl ist fertig, die Ochsen und das Mastvieh sind geschlachtet, alles ist bereit. Kommt zur Hochzeit! Sie aber kümmerten sich nicht darum, sondern der eine ging auf seinen Acker, der andere in seinen Laden, wieder andere fielen über seine Diener her, misshandelten sie und brachten sie um. Da wurde der König zornig; er schickte sein Heer, ließ die Mörder töten und ihre Stadt in Schutt und Asche legen. Dann sagte er zu seinen Dienern: Das Hochzeitsmahl ist vorbereitet, aber die Gäste waren es nicht wert eingeladen zu werden. Geht also hinaus auf die Straßen und ladet alle, die ihr trefft, zur Hochzeit ein. Die Diener gingen auf die Straßen hinaus und holten alle zusammen, die sie trafen, Böse und Gute, und der Festsaal füllte sich mit Gästen. Als sie sich gesetzt hatten und der König eintrat, um sich die Gäste anzusehen, bemerkte er unter ihnen einen Mann, der kein Hochzeitsgewand anhatte. Er sagte zu ihm: Mein Freund, wie konntest du hier ohne Hochzeitsgewand erscheinen? Darauf wusste der Mann nichts zu sagen. Da befahl der König seinen Dienern: Bindet ihm Hände und Füße, und werft ihn hinaus in die äußerste Finsternis! Dort wird er heulen und mit den Zähnen knirschen. Denn viele sind gerufen, aber nur wenige auserwählt.
Einführendes Gebet:
Herr, ich glaube, dass du jetzt gegenwärtig bist, wenn ich mich im Gebet an dich wende. Mit Zuversicht vertraue ich darauf, dass du mir heute jede Gnade, die ich brauche, zuteil werden lässt. Ich danke dir für deine Liebe und für deine unermessliche Großzügigkeit mir gegenüber. Als Gegenleistung gebe ich dir mein Leben und meine Liebe.
Bitte:
Vater, du hast deinen Sohn gesandt, um uns für die Aufnahme in dein himmlisches Reich vorzubereiten, wo du eine unendliche Fülle deiner Liebe und Freude mit uns teilen willst. Schenke mir die Gnade, die ich brauche, um dir für dieses wunderbare Angebot deiner Großzügigkeit zu antworten.
1.
Ein Hochzeitsmahl, das alle Vorstellungen übersteigt.
In Palästina konkurrierten zur Zeit Christi nur wenige Feste mit einem Hochzeitsbankett, ganz zu schweigen mit einem königlichen Hochzeitsbankett. Eine Hochzeit bedeutete eine fröhliche Zeit, den wichtigsten Augenblick im Leben der Frischvermählten. Eine königliche Hochzeit war der wichtigste Augenblick im Leben des ganzen Königreichs. Mit diesem Gleichnis vom königlichen Hochzeitsmahl vermittelt uns Christus eine Vorahnung vom Himmel, den er für uns vorbereitet. Er sagt jedem von uns: „Nichts ist größer als das, was ich mit euch in Ewigkeit feiern will!“ Wenn unsere Vorstellungen vom Himmel etwas enthalten, was nicht anziehend oder lohnend zu sein scheint, dann haben wir den Himmel noch nicht verstanden. Wir sollten Christus bitten, uns einen Bick auf die Freude zu gewähren, die wir mit ihm im Himmel nach seinem Willen haben werden.
2.
Würdig ist, wer würdig handelt.
Der König verschickte Einladungen an viele Leute, aber deren Antwort fiel nicht so aus, wie er es sich erhofft hatte. Sie wiesen seine Großzügigkeit zurück, indem sie ihr eigenes, nicht gerade strahlendes Leben (einer ging auf seinen Acker, ein anderer ging, um im Laden zu bedienen) der Teilnahme an der königlichen Freude vorzogen. Natürlich verdiente es keiner, eingeladen zu werden: keiner war durch eigenen Verdienst würdig genug, eingeladen zu werden. Der König lud sie aus Großzügigkeit ein. Was sie wirklich unwürdig machte, war die Ablehnung seiner großzügigen Einladung. Ihre „Würdigkeit“ war ein freiwilliges Geschenk, das erst verloren war, als sie das Geschenk abwiesen. Hätten sie die Einladung angenommen, wären sie in der Gunst des Königs geblieben und hätten an der Freude des Banketts teilgenommen – an einer Freude, die sie anderswo niemals mehr finden würden. Christus zeigt uns, dass unsere Würdigkeit für sein ewiges Gastmahl nicht das Ergebnis unserer eigenen Bemühungen ist; sie ist ein Geschenk, das nur angenommen werden muss. Wir könnten uns fragen: „Bin ich des Himmels würdig?“ Wenn wir ehrlich sind, erkennen wir, dass die Antwort „Nein“ ist. Aber in den Augen Christi ist das nicht die wichtige Frage. Die tatsächliche Frage ist: „Antworte ich auf die Geschenke, die er mir schon gemacht hat, und nehme ich sie an?“
3.
Für den Anlass zu schlecht gekleidet.
Es ist peinlich für beide, den Gastgeber und den Gast, wenn ein Gast zu einem vornehmen Essen in Shorts und einem T-Shirt kommt – in der Annahme, er sei zu einem Schweinebraten im Freien eingeladen oder weil er es nicht besser wusste. Es ist etwas ganz anderes, wenn sich der Gast absichtlich nicht gut anzieht, weil ihn das nicht kümmert oder weil er überheblich ist. Dann ist der Gastgeber gekränkt und nicht nur peinlich berührt. In diesem Gleichnis ist der König gekränkt, denn der Gast wusste, dass er ein Hochzeitsgewand tragen musste, der sich aber trotzdem dagegen entschied. Das Leben in der heiligmachenden Gnade Gottes und in seiner Freundschaft ist das Hochzeitsgewand, das wir tragen müssen, um beim ewigen Hochzeitsmahl empfangen zu werden. Christus warnt uns vor Stolz und der Anmaßung, ohne das Hochzeitskleid am Himmeltor ankommen zu wollen, von dem wir wissen, dass wir es brauchen, um an der Freude Christi teilzuhaben. Wenn wir uns täglich bemühen, unserem Herrn zu gefallen und in seiner Gnade zu leben, werden wir unser Hochzeitsgewand für das Hochzeitsmahl bereit haben. Wir werden für diesen Anlass passend gekleidet sein.
Gespräch mit Christus:
Herr Jesus, das Geschenk des Himmels, das du für mich erworben hast, übersteigt in jeder Hinsicht mein Verdienst, aber es zeigt mir, wie einzigartig deine Großzügigkeit ist. Wenn ich auf dich schaue, wie du am Kreuz hängst, dann erkenne ich auch, wie einzigartig deine Großzügigkeit ist: du warst bereit, das für mich zu tun, damit ich dieses Geschenk des Himmels erhalten kann – was ich nicht einmal verdiene. Was kann ich anderes tun, als dir zu danken? Was kann ich anderes tun, als mich täglich darum zu bemühen, dir zu antworten und in Demut alle Gnaden froh anzunehmen, die du mir gewähren willst, auch wenn es mir sehr schwer fällt? Ich danke dir für deine Liebe.
Vorsatz:
Um die Liebe Gottes heute zu erwidern, will ich gern jede Schwierigkeit und Entbehrung, die auf mich zukommen, annehmen.
Die Königin, die Einwohner von Ninive und ich
13. Oktober 2008
Montag der achtundzwanzigsten Woche im Jahreskreis
P. Daniel Ray LC
Lk 11,29-32
Als immer mehr Menschen zu ihm kamen, sagte er: Diese Generation ist böse. Sie fordert ein Zeichen; aber es wird ihr kein anderes gegeben werden als das Zeichen des Jona. Denn wie Jona für die Einwohner von Ninive ein Zeichen war, so wird es auch der Menschensohn für diese Generation sein. Die Königin des Südens wird beim Gericht gegen die Männer dieser Generation auftreten und sie verurteilen; denn sie kam vom Ende der Erde, um die Weisheit Salomos zu hören. Hier aber ist einer, der mehr ist als Salomo. Die Männer von Ninive werden beim Gericht gegen diese Generation auftreten und sie verurteilen; denn sie haben sich nach der Predigt des Jona bekehrt. Hier aber ist einer, der mehr ist als Jona.
Einführendes Gebet:
Herr, ich glaube, dass du gegenwärtig bist, wenn ich mich im Gebet an dich wende. Mit Zuversicht vertraue ich darauf, dass du mir heute jede Gnade, die ich brauche, zuteil werden lässt. Ich danke dir für deine Liebe und für deine unermessliche Großzügigkeit mir gegenüber. Als Gegenleistung gebe ich dir mein Leben und meine Liebe.
Bitte:
Herr, hilf mir, die Zeichen deiner Gegenwart zu erkennen.
1.
Drei Tage im Fisch.
Als Jona vom Wal verschlungen ist, hat der Verfasser des Buches Jona nicht die Vorstellung, dass Jona im Bauch des Wales herumschwimmt und erwartet, dass seine Gefangenschaft nach drei Tagen beendet sein wird. Jona ist tot, und nachdem er an der Küste ausgespuckt wird, kommt er wieder zum Leben. Das ist das einzige Zeichen, das Christus seinen Zuhörern verspricht, die nach einem Zeichen verlangen. Christus will, dass sie erkennen, dass er wirklich am Kreuz gestorben ist, verschlungen vom Grab der Erde. Er wird aber nach drei Tagen von den Toten auferstehen, wieder leben. Wie Jona den Einwohnern aus Ninive die Umkehr predigte, nachdem er vom Tod zum Leben zurückgekehrt war, so wollte Christus Umkehr und Frieden gerade denen bringen, die ihn verließen oder nach seiner Kreuzigung schrien. Selbst als er diese „böse Generation“ tadelt, verspricht ihnen Christus ein Zeichen, das jedem, der – wie die Einwohner von Ninive – später bereut, Hoffnung bringen wird. Wenn sie später in ihrem Leben ihre Bosheit erkennen, wird Christus selbst da sein, um sie zur Freundschaft mit seinem Vater zurückzuführen.
2.
Selbst die Königin kam.
Christus erinnert seine ungläubigen Zuhörer daran, dass die Königin von Saba von weit her anreiste, um die Weisheit Salomons zu hören. Die Reise vom Königreich von Saba in Südarabien nach Jerusalem dürfte wegen der großen Entfernung Wochen gedauert haben. Es dürfte eine anstrengende und kostspielige Reise gewesen sein, insbesondere wenn man an das Gefolge denkt, das die Königin begleitet haben dürfte. Sie erkannte in ihm das Geschenk Gottes und genoss die Perlen der göttlichen Weisheit, die er mit ihr teilte. Wir müssen darüber nachdenken, wie oft wir von dem, was Gott uns anbietet, Gebrauch machen, das nicht eine Reise über mehrere Wochen, sondern gerade ein paar Kilometer entfernt ist: Christus in der Eucharistie. Noch näher ist die Bibel auf dem Bücherregal, die voll ist von der Botschaft der Liebe Christi. Das alles ist leicht erreichbar und ist viel mehr, als das, was Salomon mit uns teilen könnte.
3.
Größer als Jona.
Der Wal war größer als Jona. Er verschlang ihn ganz. Doch dieser gewaltsame Tod und die spätere Auferweckung waren die Schlüsselerlebnisse im Leben und in der Mission des Jona. Das war nicht nur für Jonas eigene Rettung notwendig (er war Gott davongelaufen), sondern auch für die Rettung der ganzen Stadt Ninive. Christus weist auf Jona als eine Art Vorwarnung für seine Zuhörer hin: er ist größer als Jona. Er ist größer als der Tod, der ihn verschlingen wollte. Das sollte unseren Glauben und unser Vertrauen auf Christus beflügeln. Es gibt nichts, was größer ist als er. Es gibt keinen größeren Propheten; kein größeres Ereignis kann ihn verschlingen. Alles ist seiner Herrschaft untergeordnet, mit einer Ausnahme: unser freier Wille. Ihn zwingt er nicht; ihn will er nicht besiegen. Er lässt ihn vollkommen intakt, so dass wir seinem ständigen Ruf nach Umkehr frei antworten können, so wie die Einwohner von Ninive.
Gespräch mit Christus:
Herr Jesus, das Zeichen deiner Liebe, das du uns schenkst, ist deine Bereitschaft, einen grausamen und demütigenden Tod zu sterben. Aber das ist nicht alles: du schenkst mir dein Wort im Evangelium. Du schenkst mir dein Fleisch und dein Blut in der heiligen Eucharistie. Du schenkst mir Vergebung der Sünden in der Beichte. Hilf mir, diese großen Geschenke zu würdigen und jede Gelegenheit zu suchen, sie zu empfangen.
Vorsatz:
Im Laufe des heutigen Tages will ich ein Dankgebet sprechen, in dem ich Christus für den Segen danke, den ich in den letzten Tagen erhalten habe.
Gesetze, die fesseln oder befreien
14. Oktober 2008
Dienstag der achtundzwanzigsten Woche im Jahreskreis
P. Daniel Ray LC
Lk 11,37-41
Nach dieser Rede lud ein Pharisäer Jesus zum Essen ein. Jesus ging zu ihm und setzte sich zu Tisch. Als der Pharisäer sah, dass er sich vor dem Essen nicht die Hände wusch, war er verwundert. Da sagte der Herr zu ihm: O ihr Pharisäer! Ihr haltet zwar Becher und Teller außen sauber, innen aber seid ihr voll Raubgier und Bosheit. Ihr Unverständigen! Hat nicht der, der das Äußere schuf, auch das Innere geschaffen? Gebt lieber, was in den Schüsseln ist, den Armen, dann ist für euch alles rein.
Einführendes Gebet:
Herr, ich glaube, dass du gegenwärtig bist, wenn ich mich im Gebet an dich wende. Mit Zuversicht vertraue ich darauf, dass du mir heute jede Gnade, die ich brauche, zuteil werden lässt. Ich danke dir für deine Liebe und für deine unermessliche Großzügigkeit mir gegenüber. Als Gegenleistung gebe ich dir mein Leben und meine Liebe.
Bitte:
Herr, du erwartest von mir nicht nur eine Änderung äußerlicher Verhaltensweisen und Lebensformen, sondern eine Bekehrung des Herzens, eine Hinwendung zu einer ständig wachsenden Liebe. Gewähre mir diese Gnade.
1.
Recht als Selbstzweck.
Die Pharisäer stellten die Befolgung des mosaischen Gesetzes in den Vordergrund bis hin zum letzten Jota. Sie verfügten über sehr viele Verordnungen und Gebräuche, um sicherzustellen, dass sie das Gesetz wirklich erfüllen – eine Flut von Richtlinien zum Gesetz, um das Gesetz durchzusetzen. Ihre geistige Kontrollliste für die Gesetze, die zu befolgen waren, und der sie vervollständigenden Verordnungen waren beeindruckend und eine Quelle des Stolzes und der Genugtuung, dass sie für das lebten, wofür sie vorgesehen waren. Aber das Wesentliche begriffen sie nicht. Das mosaische Gesetz beabsichtigte, sie für die Anbetung frei zu machen, sie von der Knechtschaft heidnischer Götter und der Sklaverei der Sünde zu befreien. Als das Gesetz (einschließlich die ergänzenden Gebräuche und Verordnungen) zum Selbstzweck wurde, trennte es die Menschen von Gott, zu dem es eigentlich hinführen sollte. Auch in der katholischen Kirche gibt es Gesetze, Bräuche und Verordnungen. Die Gefahr dabei ist, dass wir in eine von zwei Fallen geraten können. Erstens können wir an ihnen mit solcher Energie festhalten, dass wir den Blick auf Gott verlieren. Wir erlauben unserem Herzen und unseren Gedanken nicht, von ihnen erzogen und geformt zu werden, sondern folgen ihnen blindlings. Wir enden beim Säubern der Außenseite des Bechers und verbleiben dort, ohne weiter zu gehen und Gottes Liebe zu sehen und unsere Herzen von ihr reinigen zu lassen.
2.
Die zweite Falle.
Die zweite Falle, in die wir geraten können, ist das andere Extrem: uns selbst eine bequeme Entschuldigung zu geben mit dem Vorwand: „Ich brauche mir wegen all dieser Regelungen keine Sorgen zu machen, wenn mein Herz auf dem rechten Fleck ist“. Mit einer laxen Einstellung erlauben wir uns selbst, in der Befolgung dieser Gesetze nachzulassen, die uns in Wahrheit frei machen wollen. „Ich weiß, heute ist Sonntag, und ich sollte zur heiligen Messe gehen, aber es sind Ferien! Gott weiß, dass ich ein guter Mensch bin.“ Doch es ist die Sonntagsmesse, in der wir viele Gnaden erhalten, die nötig sind, damit wir ein „guter Mensch“ werden. Das Gebot, den Sabbat zu heiligen, ist wie jedes der zehn Gebote und der Kirchengebote dazu da, uns zu Gott zu führen. Sie machen uns frei von unseren oft verworrenen persönlichen Vorstellungen, wie wir Gott anbeten und unser Leben leben sollten.
3.
Den Becher sauber halten.
„Die Liebe deckt viele Sünden zu“ (1 Petr 4,8). Damit wiederholt der heilige Petrus die Worte Christi: „Gebt lieber, was in den Schüsseln ist, den Armen, dann ist für euch alles rein.“ Das Gebot der Liebe ist das wichtigste aller Gebote des Herrn. Im 12. Kapitel des Markusevangeliums antwortet Christus auf die Frage des Schriftgelehrten nach dem ersten von allen Geboten: „Das erste ist: Höre, Israel, der Herr, unser Gott, ist der einzige Herr. Darum sollst du den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen und ganzer Seele, mit all deinen Gedanken und all deiner Kraft. Als zweites kommt hinzu: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Kein anderes Gebot ist größer als diese beiden.“ Die Liebe zu Gott und zum Nächsten ist zugleich die Quelle und der Höhepunkt des Gesetzes des Alten und des neuen Bundes. Ein Leben nach diesen beiden wichtigsten Geboten reinigt unsere Herzen und hält sie sauber – die Innenseite des Bechers. Wenn also Christus sagt, lieber Almosen zu geben, dann fordert er damit die Pharisäer auf, ihre Nächsten zu lieben. Dann werden ihre Herzen rein sein.
Gespräch mit Christus:
Herr, ich will mein Herz immer auf dich ausrichten. Ich brauche deine Führung, weil ich es allein nicht schaffe. Ich brauche dich, damit du mir sagst, wie ich dich lieben, dich anbeten und dir dienen soll. Die Gesetze, die du mir gibst, befreien mich und führen mich zu dir. Hilf mir, deine Hand zu sehen, die mich immer näher zu dir führt.
Vorsatz:
Wenn es eine Vorschrift oder einen Brauch der Kirche gibt, die oder den ich nicht verstehe oder befolge, will ich mehr darüber lesen, um besser zu verstehen, wie sie mich befreien und mir dabei helfen, in meiner Beziehung zu Christus zu wachsen.
Eine helfende Hand
15. Oktober 2008
Mittwoch der achtundzwanzigsten Woche im Jahreskreis
Heilige Theresa von Avila, Ordensfrau, Kirchenlehrerin
P. Daniel Ray LC
Lk 11,42-46
Doch weh euch Pharisäern! Ihr gebt den Zehnten von Minze, Gewürzkraut und allem Gemüse, die Gerechtigkeit aber und die Liebe zu Gott vergesst ihr. Man muss das eine tun, ohne das andere zu unterlassen. Weh euch Pharisäern! Ihr wollt in den Synagogen den vordersten Sitz haben und auf den Straßen und Plätzen von allen gegrüßt werden. Weh euch: Ihr seid wie Gräber, die man nicht mehr sieht; die Leute gehen darüber, ohne es zu merken. Darauf erwiderte ihm ein Gesetzeslehrer: Meister, damit beleidigst du auch uns. Er antwortete: Weh auch euch Gesetzeslehrern! Ihr ladet den Menschen Lasten auf, die sie kaum tragen können, selbst aber rührt ihr keinen Finger dafür.
Einführendes Gebet:
Herr, ich glaube, dass du gegenwärtig bist, wenn ich mich im Gebet an dich wende. Mit Zuversicht vertraue ich darauf, dass du mir heute jede Gnade, die ich brauche, zuteil werden lässt. Ich danke dir für deine Liebe und für deine unermessliche Großzügigkeit mir gegenüber. Als Gegenleistung gebe ich dir mein Leben und meine Liebe.
Bitte:
Herr, ich möchte mein Herz so sehen, wie du es siehst.
1.
In die gleiche Falle geraten.
Erkennen wir uns wieder, wenn wir Jesus an dieser Stelle des Evangeliums anfeuern? „Herr, zeig es ihnen! Sie verdienen es!” Wir stellen uns vor, selbst dabei zu sein – unsere Arme fest verschränkt, den Kopf schüttelnd in Missbilligung ach so heuchlerischer Pharisäer. Bald lenken wir unsere Gedanken auf jemanden, den wir kennen, der „ebenfalls einige saftige verbale Prügel erhalten sollte“. Auch ein Priester oder ein Bischof könnten Zielperson unseres gedachten Tadels sein. Wenn wir so denken, haben wir Christus ganz aus den Augen verloren, und wir sind diejenigen, die sagen, was richtig ist. Und schon sind wir genau in die Fußstapfen der Pharisäer geraten, die wir so verurteilen: unsere Herzen sind verbittert und verdorrt. Obgleich wir verurteilen können wie der Herr, lieben wir nicht wie der Herr. Wir vergessen, dass Christus sein Leben für diese Pharisäer hingeben würde, die er zur Umkehr aufruft – selbst wenn sie die einzigen wären, die gerettet werden müssten. Wir sind wie die Gesetzeslehrer geworden, die viel kritisieren, aber kein Gebet um Hilfe anbieten wollen. Mit dem Finger auf andere zu zeigen ist leicht, aber eine Aufforderung zur Umkehr kann nur von einem Herzen kommen, das liebt.
2.
Die „missmutige katholische Zunft“.
Gibt es jemanden, der nicht wenigstens etwas in seiner Gemeinde oder Diözese finden kann, was nicht in Ordnung ist? Solange die Kirche aus Menschen besteht, wird es immer etwas zu verbessern geben. Diese Schwierigkeiten zu sehen, dafür zu beten und zu helfen, dass sie behoben werden, ist eine Sache. Eine andere ist es, an der Kritik hängen zu bleiben. Genau das ist es, was die Anhänger der „missmutigen katholischen Zunft“ tun. Sie könnten in der florierendsten Diözese eines Landes oder in der voller Leidenschaft engagierten Gemeinde sein, sie haben doch nur Negatives zu sagen. Diese Stelle des Evangeliums ist die einzige Linse, durch die sie alles sehen. In ihrem Rosenkranz beten die Anhänger der „missmutigen katholischen Zunft“ die „rachsüchtigen Geheimnisse“: Jesus verflucht den Feigenbaum, Jesus säubert den Tempel, Jesus verurteilt die Schriftgelehrten und Pharisäer, Jesus trennt die Schafe von den Böcken und schickt die Böcke „du weißt wohin“. Bin ich vielleicht ein anonymes Mitglied – oder gar ein Befürworter – der „missmutigen katholischen Zunft“? Christus gebrauchte deutliche Worte, aber sie waren nur Frucht einer starken Liebe, die sich die Erlösung der Schriftgelehrten und Pharisäer wünschte, und keine hochgradige Verbitterung gegen sie. Wenn mein Herz verbittert ist, muss ich Christus um die Gnade der Vergebung bitten, um zu vergeben, wie Christus vergibt.
3.
Eine helfende Hand.
Unser Herr will uns zur Fülle des Lebens führen. Er wusste, wie man Seelen nach und nach oder zügig gewinnt, wie sie eben hierzu imstande waren. Die Art und Weise, wie er mit der samaritischen Frau umgegangen war, ist beispielhaft (vgl. Joh 4,5-29).Er überhäufte sie nicht mit Schmähungen; vielmehr brachte er sie sanft dazu, ihre eigene Sehnsucht nach der Güte und Liebe Gottes zu erkennen. Ebenso hat Christus die Frau behandelt, die beim Ehebruch ertappt wurde (vgl. Joh 8,3-11). Aus Liebe vergab er ihr und ließ sie gehen. Bei den Gesetzeslehrern am Ende dieses Evangeliums trifft das Gegenteil zu. Sie wollten Einschränkungen, schwer zu tragende Verantwortung und große Opfer den Menschen aufladen, aber nicht die helfende Hand reichen, um sie beim Tragen der Last zu unterstützen. Als Christen sind wir aufgerufen zu helfen, das Gewissen der Menschen um uns herum zu erleuchten, damit sie eine engere Beziehung zu Gott finden können. Falls diese „Erleuchtung des Gewissens“ nur eine beschönigende Umschreibung für „Vorwürfe“ ist, müssen wir uns besinnen und uns fragen, ob das Wort Christi uns nicht ebenfalls trifft: „Ihr ladet den Menschen Lasten auf, die sie kaum tragen können, selbst aber rührt ihr keinen Finger dafür“.
Gespräch mit Christus:
Herr Jesus, hin und wieder schaue ich auf mein Herz und stelle fest, dass es hart und verbittert ist. Bei der ersten Gelegenheit verfällt es in Selbstgerechtigkeit, um jemand anderen zu verurteilen, aber nur, um mich dadurch meiner eigenen moralischen Überlegenheit zu vergewissern. Schenke mir ein Herz, das demütig und bescheiden ist wie dein Herz.
Vorsatz:
Wenn ich mich dabei ertappe, dass ich heute abfällig über jemanden denke, will ich für ihn beten und nach zwei guten Eigenschaften bei ihm suchen.
Die Geschichte muss sich nicht wiederholen
16. Oktober 2008
Donnerstag der achtundzwanzigsten Woche im Jahreskreis
Heilige Hedwig, Herzogin
P. Daniel Ray LC
Lk 11,47-54
Der Herr sprach: Weh euch! Ihr errichtet Denkmäler für die Propheten, die von euren Vätern umgebracht wurden. Damit bestätigt und billigt ihr, was eure Väter getan haben. Sie haben die Propheten umgebracht, ihr errichtet ihnen Bauten. Deshalb hat auch die Weisheit Gottes gesagt: Ich werde Propheten und Apostel zu ihnen senden, und sie werden einige von ihnen töten und andere verfolgen, damit das Blut aller Propheten, das seit der Erschaffung der Welt vergossen worden ist, an dieser Generation gerächt wird, vom Blut Abels bis zum Blut des Zacharias, der im Vorhof zwischen Altar und Tempel umgebracht wurde. Ja, das sage ich euch: An dieser Generation wird es gerächt werden. Weh euch Gesetzeslehrern! Ihr habt den Schlüssel der Tür zur Erkenntnis weggenommen. Ihr selbst seid nicht hineingegangen, und die, die hineingehen wollten, habt ihr daran gehindert. Als Jesus das Haus verlassen hatte, begannen die Schriftgelehrten und die Pharisäer, ihn mit vielerlei Fragen hartnäckig zu bedrängen; sie versuchten, ihm eine Falle zu stellen, damit er sich in seinen eigenen Worten verfange.
Einführendes Gebet:
Herr, ich glaube, dass du gegenwärtig bist, wenn ich mich im Gebet an dich wende. Mit Zuversicht vertraue ich darauf, dass du mir heute jede Gnade, die ich brauche, zuteil werden lässt. Ich danke dir für deine Liebe und für deine unermessliche Großzügigkeit mir gegenüber. Als Gegenleistung gebe ich dir mein Leben und meine Liebe.
Bitte:
Herr Jesus, du hast mich eingeladen, in deiner Liebe zu leben und andere dazu zu bringen, das Gleiche zu tun. Ich bitte dich heute um die Gnade, deiner Einladung ganz zu entsprechen, auch wenn Hindernisse auftreten sollten.
1.
Die Geschichte will uns etwas lehren.
Das ganze Alte Testament hindurch ist die Geschichte der Beziehung des Volkes Israels mit Gott ein Drama, aber auch voller Liebe, wie Gott sich seinem erwählten Volk auf immer deutlichere Weise offenbart. Die Antwort Israels auf diese Liebe ist voll von Untreue, Missbrauch und Undankbarkeit. Bisweilen lehnt das Volk Gott und jeden, den er zu ihnen sendet, um es unter seine liebende Obhut zurückzubringen, gänzlich ab. Dieser Abfall von der Gnade Gottes ist heute lehrreich für uns. Wir sehen die Erhabenheit, mit der Gott für das Volk Israel handelt, und bewundern sie. Wir sollten erschüttert sein, wie ein Volk, das soviel erhielt, so wenig danken konnte. Aber mehr als das benötigen wir diese Geschichte Israels als einen Spiegel, in dem wir unser eigenes Leben betrachten, um dieselben Muster des Versagens und den Mangel an Treue in unserem Leben zu erkennen und um diese Selbstbetrachtung zu nutzen, damit sie uns anregt, zum Herrn zurückzukehren. Wenn wir unsere Schwächen und Fehler nicht erkennen wollen, werden auch wir wie die Pharisäer sein, von denen Christus sagte, sie brachten das Blut der Propheten über ihre eigenen Häupter wegen ihres Starrsinns und ihrer Hartherzigkeit.
2.
Die Geschichte wiederholt sich.
In dem Gleichnis vom Weinbergbesitzer, der seinen Weinberg verpachtete (vgl. Lukas 20,9-16), erzählt Jesus, dass der Besitzer des Weinbergs einen Knecht nach dem anderen fortschickt, um von den Pächtern einzufordern, was sie schuldeten; aber jeder von ihnen wurde misshandelt, geschlagen oder auch getötet. Die Situation spitzt sich zu, als der Besitzer seinen eigenen Sohn sendet, der getötet wird. Bei anderer Gelegenheit warnt Christus die Jünger, wenn er schon so behandelt wird, dann sollten sie nicht mit weniger für sich selbst rechnen (vgl. Joh 15,20). Erwarten wir als Jünger des Herrn wirklich, dass wir nicht der gleichen Schwierigkeit entgegensehen müssen? Sicher nicht. Aber was geschieht, wenn diese Schwierigkeit von innen kommt? Von dort kommen die meisten ernsthaften Bedrohungen für unsere Jüngerschaft. Unser Stolz, unsere Eitelkeit, unsere Liebe zur Bequemlichkeit: diese Fehler müssen wir zuallererst bekämpfen, um ein Jünger des Herrn zu werden. Die Propheten und die Märtyrer, die für ihren Eifer für den Herrn litten, bezahlten so mit ihrem Leben. Vielleicht ist es nicht notwendig, dass wir unser Leben hingeben, aber ein inneres Opfer erwartet er von jedem, den er ruft.
3.
Durch unser Beispiel wirken.
Ein Schlüsselerlebnis der Edith Stein für den Wechsel von der jüdischen zur katholischen Religion ereignete sich an einem Nachmittag mitten in der Woche. Sie ging in eine katholische Kirche, um zu sehen, wie es drinnen aussah, und wie sie im Stillen da saß, kam eine ältere Frau herein, um Christus in der Eucharistie einige Augenblicke zu widmen. Sie hatte Lebensmittel in ihrer Hand und war offensichtlich auf dem Heimweg, um ein Essen vorzubereiten. Für die junge Edith, die noch um den Glauben an Gott rang, war das ein Beispiel dafür, wie stark der katholische Glaube in der täglichen Wirklichkeit verankert ist. Das Beispiel der Frau half, Ediths Herz und Sinne zu öffnen, um das Geschenk des Glaubens zu empfangen. Es ist unwahrscheinlich, dass die Frau auch erkannte, welche Bedeutung ihr Vorbild dabei spielte, diese künftige Heilige und Patronin von Europa zu formen, aber der echte Glaube dieser Frau war genau das, was Edith sehen musste. Unser lebendiges Zeugnis ist von entscheidender Bedeutung für die Menschen in unserer Umgebung, ganz gleich, ob wir seine Wirkung sehen oder davon hören. Wir können anderen durch die Gnade Gottes helfen, wir können aber auch ein Stolperstein auf dem Weg sein, der jemanden abhält, den Platz zu erreichen, zu dem Gott ihn führen möchte.
Gespräch mit Christus:
Herr, ich weiß, dass ich ein fester Bestandteil in deinem Plan bin, Seelen zu retten. Du vertraust mir, so dass du mich als Werkzeug deiner Gnade für die Menschen in meiner Umgebung benutzt, insbesondere für die, die mir am nächsten stehen. Ich biete dir heute mein Leben an. Benutze mich als Werkzeug deiner Gnade und Zeuge deiner Liebe.
Vorsatz:
Ich will heute Gott das Opfer anbieten, das notwendig ist, um in meinem Verhalten etwas zu ändern, das für andere ein Hindernis sein könnte, Christus besser kennenzulernen.
In den Rachen des Löwen
17. Oktober 2008
Freitag der achtundzwanzigsten Woche im Jahreskreis
Heiliger Ignatius von Antiochien, Bischof, Märtyrer
P. Daniel Ray LC
Lk 12,1-7
Unterdessen strömten Tausende von Menschen zusammen, so dass es ein gefährliches Gedränge gab. Jesus wandte sich zuerst an seine Jünger und sagte: Hütet euch vor dem Sauerteig der Pharisäer, das heißt vor der Heuchelei. Nichts ist verhüllt, was nicht enthüllt wird, und nichts ist verborgen, was nicht bekannt wird. Deshalb wird man alles, was ihr im Dunkeln redet, am hellen Tag hören, und was ihr einander hinter verschlossenen Türen ins Ohr flüstert, das wird man auf den Dächern verkünden. Euch aber, meinen Freunden, sage ich: Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten, euch aber sonst nichts tun können. Ich will euch zeigen, wen ihr fürchten sollt: Fürchtet euch vor dem, der nicht nur töten kann, sondern die Macht hat, euch auch noch in die Hölle zu werfen. Ja, das sage ich euch: Ihn sollt ihr fürchten. Verkauft man nicht fünf Spatzen für ein paar Pfennig? Und doch vergisst Gott nicht einen von ihnen. Bei euch aber sind sogar die Haare auf dem Kopf alle gezählt. Fürchtet euch nicht! Ihr seid mehr wert als viele Spatzen.
Einführendes Gebet:
Herr, ich glaube, dass du gegenwärtig bist, wenn ich mich im Gebet an dich wende. Mit Zuversicht vertraue ich darauf, dass du mir heute jede Gnade, die ich brauche, zuteil werden lässt. Ich danke dir für deine Liebe und für deine unermessliche Großzügigkeit mir gegenüber. Als Gegenleistung gebe ich dir mein Leben und meine Liebe.
Bitte:
Herr, gib mir den Mut, mich nicht zu scheuen, dir nachzufolgen, wenn ich heute in Versuchung gerate.
1.
Löwenfraß.
Der heilige Ignatius, Bischof von Antiochien, wurde verhaftet und dann nach Rom gebracht, wo er Löwen zum Fraß vorgeworfen werden sollte. Während der Fahrt schrieb er Briefe an einige christliche Gemeinden, an denen er vorbeikam, insbesondere an die Gemeinde in Rom. In dem Brief drängt er die Mitglieder der Gemeinde, ihm keinen „letzten Dienst“ zu erweisen, indem sie den Kaiser bitten, ihn vor der Hinrichtung zu bewahren. Er schreibt ihnen: „Ich flehe zu euch, dass euer Wohlwollen mir keine Schwierigkeit bereite. Lasst mich eine Speise der wilden Tiere werden; durch sie ist es mir möglich, zu Gott zu kommen" (Brief an die Römer). Wenn Christus davon spricht, dass man keine Angst haben soll vor denen, die den Körper töten, aber sonst nichts tun können, meint er das ganz wörtlich. Wenn wir in eine Situation kommen, in der wir entweder Christus treu sein müssen oder dem Druck nachgeben und den Weg des Herrn verlassen, dann sollten wir niemals zögern. Folge Christus. Fürchte nicht die Menschen, die mit ihrer Kritik oder Ablehnung unseres aufrichtigen Gewissens „töten“ könnten. Haben wir keine Angst!
2.
Brot Christi werden.
Der heilige Ignatius fährt fort: „Brotkorn Gottes bin ich, und durch die Zähne der Tiere werde ich gemahlen, damit ich als reines Brot Christi erfunden werde“ (Brief an die Römer). Er stellt eine Verbindung her zwischen seinem eigenen bevorstehenden Martyrium - wie Weizen von den Zähnen der wilden Tiere zermahlen zu werden – und der Eucharistie – dem reinen Brot Gottes. Diese Worte sind nicht nur eine grausame, sondern auch eine fromme Analogie; sie berühren vor allem die tiefsinnigste Bedeutung des Geheimnisses der Eucharistie und unserer Teilhabe an ihr. Die Eucharistie ist die vollkommenste Verehrung Gottes, des Vaters: Es ist die Fleischwerdung Gottes unter uns, es ist Christi Opfer seines Körpers am Kreuz und es ist seine Auferstehung vom Tod zum ewigen Leben. Die Menschwerdung Christi, sein Opfertod und seine Auferstehung sind nicht bloße Beispiele, die wir nachahmen sollen wie etwa ein Amateursportler einen Profi nachahmt. Die Eucharistie ist viel tiefsinniger als das. Indem wir die Eucharistie empfangen, sind wir vereint mit dem Menschsein Christi (der Menschwerdung), mit seinem Leiden, um den geliebten Willen des Vaters zu erfüllen, mit seinem Tod für die Sünde und mit seiner Auferstehung (unser Leben in Gnade hier auf Erden und ewiges Leben nach dem Tod). In dieser Vereinigung werden wir „reines Brot Gottes“, wie der heilige Ignatius schreibt. Wir werden ein annehmbares Opfer für den Herrn. Wir müssen ihm jeden Tag unsere Nöte und Schwierigkeiten aufopfern, um mit Christus in der Eucharistie vereint zu bleiben.
3.
Mehr wert als die Vögel.
In unserem täglichen Leben halten wir viele kleine Dinge für selbstverständlich, weil sie geringe Bedeutung innerhalb der großen Geschehnisse der Zeit zu haben scheinen. „Wie hoch und wie tief waren die Temperaturen heute vor einem Jahr?“ „Was zählt dies heute?“ könnten wir auch antworten. „Wo werden die vier Spatzen, die ich vor zwei Wochen im Park sah, jetzt etwas zu essen finden?“ Diese Fragen stellen sich uns gar nicht. Wir haben viele andere Dinge von dringender Wichtigkeit, die unsere Aufmerksamkeit und unser Handeln erfordern. Dennoch ist eine solche Frage wichtig genug, dass Gott sie anspricht. Christus sagt uns in Lk 12,24: „Sie säen nicht und ernten nicht, sie haben keinen Speicher und keine Scheune; denn Gott ernährt sie“. Er fährt fort: „Wie viel mehr seid ihr wert als die Vögel!“ Wenn Gott sich Zeit nimmt, an so etwas Unbedeutendes mitten im Treiben der Welt zu denken, wie viel mehr wird er sich unserer Nöte annehmen!
Gespräch mit Christus:
Herr, wenn ich an die Schwierigkeiten der verschiedensten Art denke, die heute auf mich zukommen werden, sorge ich mich um die Opfer, die ich bringen werden muss. Vielleicht werde ich nicht so geduldig und großzügig sein, wie ich sollte. Vielleicht werden die Dinge nicht so laufen, wie ich es mir erhoffe. Hilf mir, wie der heilige Ignatius, auf dich zu vertrauen. Hilf mir zu erkennen, dass du dich in jeder Minute um jede Kleinigkeit, die heute geschehen wird, kümmerst.
Vorsatz:
Wenn mir heute irgendetwas Sorge bereitet, werde ich beten: „Jesus, ich vertraue auf dich.“
Ich? Ein Apostel?
18. Oktober 2008
Samstag der achtundzwanzigsten Woche im Jahreskreis
Heiliger Lukas, Evangelist
P. Daniel Ray LC
Lk 10,1-9
Danach suchte der Herr zweiundsiebzig andere aus und sandte sie zu zweit voraus in alle Städte und Ortschaften, in die er selbst gehen wollte. Er sagte zu ihnen: Die Ernte ist groß, aber es gibt nur wenig Arbeiter. Bittet also den Herrn der Ernte, Arbeiter für seine Ernte auszusenden. Geht! Ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe. Nehmt keinen Geldbeutel mit, keine Vorratstasche und keine Schuhe! Grüßt niemand unterwegs! Wenn ihr in ein Haus kommt, so sagt als erstes: Friede diesem Haus! Und wenn dort ein Mann des Friedens wohnt, wird der Friede, den ihr ihm wünscht, auf ihm ruhen; andernfalls wird er zu euch zurückkehren. Bleibt in diesem Haus, esst und trinkt, was man euch anbietet; denn wer arbeitet, hat ein Recht auf seinen Lohn. Zieht nicht von einem Haus in ein anderes! Wenn ihr in eine Stadt kommt und man euch aufnimmt, so esst, was man euch vorsetzt. Heilt die Kranken, die dort sind, und sagt den Leuten: Das Reich Gottes ist euch nahe.
Einführendes Gebet:
Herr, ich glaube, dass du gegenwärtig bist, wenn ich mich im Gebet an dich wende. Mit Zuversicht vertraue ich darauf, dass du mir heute jede Gnade, die ich brauche, zuteil werden lässt. Ich danke dir für deine Liebe und für deine unermessliche Großzügigkeit mir gegenüber. Als Gegenleistung gebe ich dir mein Leben und meine Liebe.
Bitte:
Herr, vermehre meinen Glauben, so dass ich in jeder Prüfung auf dich vertraue.
1.
Erstaunliche Gnaden.
Der Evangelist Lukas, dessen Fest wir in der heutigen Liturgie feiern, ist der einzige nicht-jüdische Verfasser im Neuen Testament. Allein wegen seiner nicht-jüdischen Geburt wäre er vor ein paar tausend Jahren nicht als Erwählter Gottes angesehen worden. Es gehörte jedoch zum Plan Gottes, dass er zu der ersten Generation der Nichtjuden gehörte, die in die Familie Gottes eingebracht werden sollte, und mehr noch, dass er von Gott erwählt wurde, Verfasser einer der Evangelien und der Apostelgeschichte zu sein. „Wer bin ich, dass ich solch eine Gnade empfange?“ Lukas könnte sich das gesagt haben, als er verwundert war über die Leichtigkeit, mit der er seine Rolle in der Kirche empfangen hatte. Ein ehrlicher Blick auf die großen Gnaden, die wir zur Berufung, Teil der Kirche Gottes zu sein, empfangen haben, sollte uns dazu bewegen, ebenfalls zu sagen: Wer sind wir, dass wir solch einen unglaublichen Segen empfangen?! Warum empfingen gerade wir diese Gnaden und unser Nachbar nicht? Warum gibt es so viele Seelen in der Weltgeschichte, die niemals die Gelegenheit hatten, Christus kennenzulernen wie wir? Nur eine Antwort kommt diesen Fragen näher. Gott will es so, und es ist Teil seines Planes für die ganze Menschheit.
2.
Mehr Arbeiter für die Ernte.
Folgendes hat sich in einer Gemeinde an der Westküste der USA wirklich zugetragen: Nach fünf anstrengenden Stunden im Beichtstuhl kommt der Priester aus ihm heraus und vergewissert sich, dass niemand mehr ansteht. Das ist dort an einem ganz normalen Sonntagmorgen so üblich. In diesen Stunden wurde der Priester Zeuge mehrerer Bekehrungen, es waren Seelen, die nach Jahren des Kampfes Frieden fanden, andere heilige Seelen wiederum, deren feinfühlige Gewissen Anlass zur Bewunderung gaben, und wieder andere, die eine unsichere Haltung bei ihrer Antwort auf Gott einnahmen, aber denen durch die Gnade der Versöhnung geholfen wurde. Viel mehr Beichten könnten gehört werden, jedoch es gibt nicht genügend Priester, die sie abnehmen könnten. Je mehr Beichtgelegenheiten angeboten werden, desto mehr nutzen die Gläubigen diese Gelegenheit und desto mehr wächst die Kirche in Heiligkeit. „Die Ernte ist groß, aber es gibt nur wenig Arbeiter. Bittet also den Herrn der Ernte, Arbeiter für seine Ernte auszusenden.“ Beten wir, dass Gott mehr Arbeiter für die Ernte sendet? Beten wir für mehr Priester, Ordensschwestern, Ordensbrüder und Gottgeweihte Gläubige? Christus ermutigt uns, um mehr Arbeiter im Weinberg Gottes zu bitten, aber der Vater wird sie nur senden, wenn wir den Anweisungen Christi folgen und beten.
3.
Nehmt keine Schuhe mit.
Der Vergleich, den Christus gebraucht, scheint fast grausam: „Ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe. Nehmt keinen Geldbeutel mit, keine Vorratstasche und keine Schuhe!“ Wenn er die Apostel wie Lämmer betrachtet, warum wollte er diese dann unter Wölfe senden? Warum wollte er dann, dass sie auch das Mindeste hinter sich ließen, das sie benötigten, um sich zu schützen und sich zu versorgen? Wenn sie vor Wölfen fliehen müssen, wären ein Paar Schuhe hilfreich, zumindest könnten sie schneller laufen! Wie immer möchte Christus den Glauben der Apostel ausweiten. Er bringt sie dazu, all ihr Vertrauen nur auf ihn zu setzen – und nicht auf ihre eigenen menschlichen Kräfte. „Mein Vater wird für euch sorgen und euch beschützen.“ Dies ist die Botschaft, die sie annehmen und leben sollen. Später fordert er sie auf, diese Dinge mitzunehmen (vgl. Lk 22,36), aber er erinnert sie auch an dieses: „Als ich euch ohne Geldbeutel aussandte, ohne Vorratstasche und ohne Schuhe, habt ihr da etwa Not gelitten? Sie antworteten: Nein“. Christus möchte, dass wir nur auf ihn setzen und nicht auf unsere eigenen Fähigkeiten und Talente. Obwohl wir immer all unsere von Gott gegebenen Fähigkeiten und unsere Klugheit anwenden sollen, müssen wir stets auch auf Gott vertrauen, dass er unsere Arbeit segne und ergänzt, was noch fehlt.
Gespräch mit Christus:
Herr, so vieles, was mir tagtäglich begegnet, scheint meine Fähigkeiten zu übersteigen, dennoch erkenne ich klar, dass du mich vorwärts treiben willst und ich deiner Vorsehung vertrauen soll. Dies ist nicht einfach! Hilf mir, auf dich zu vertrauen.
Vorsatz:
Wenn ich heute ein Hindernis beseitigen muss, werde ich um Gottes Beistand beten, statt mich nur auf mich selbst zu verlassen.
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