Tägliche Meditationen
Sonntag 5. Oktober 2008 bis Samstag 11. Oktober 2008
Siebenundzwanzigste Woche im Jahreskreis
P. Patrick Butler LC
Gottes wunderbarer Eckstein
5. Oktober 2008
Siebenundzwanzigster Sonntag im Jahreskreis
P. Patrick Butler LC
Mt 21,33-43
Hört noch ein anderes Gleichnis: Es war ein Gutsbesitzer, der legte einen Weinberg an, zog ringsherum einen Zaun, hob eine Kelter aus und baute einen Turm. Dann verpachtete er den Weinberg an Winzer und reiste in ein anderes Land. Als nun die Erntezeit kam, schickte er seine Knechte zu den Winzern, um seinen Anteil an den Früchten holen zu lassen. Die Winzer aber packten seine Knechte; den einen prügelten sie, den andern brachten sie um, einen dritten steinigten sie. Darauf schickte er andere Knechte, mehr als das erste Mal; mit ihnen machten sie es genauso. Zuletzt sandte er seinen Sohn zu ihnen; denn er dachte: Vor meinem Sohn werden sie Achtung haben. Als die Winzer den Sohn sahen, sagten sie zueinander: Das ist der Erbe. Auf, wir wollen ihn töten, damit wir seinen Besitz erben. Und sie packten ihn, warfen ihn aus dem Weinberg hinaus und brachten ihn um. Wenn nun der Besitzer des Weinbergs kommt: Was wird er mit solchen Winzern tun? Sie sagten zu ihm: Er wird diesen bösen Menschen ein böses Ende bereiten und den Weinberg an andere Winzer verpachten, die ihm die Früchte abliefern, wenn es Zeit dafür ist. Und Jesus sagte zu ihnen: Habt ihr nie in der Schrift gelesen: Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, er ist zum Eckstein geworden; das hat der Herr vollbracht, vor unseren Augen geschah dieses Wunder? Darum sage ich euch: Das Reich Gottes wird euch weggenommen und einem Volk gegeben werden, das die erwarteten Früchte bringt.
Einführendes Gebet:
Herr, du bist wirklich wunderbar. Du bringst aus unserer Schlechtigkeit etwas Gutes hervor. Ich glaube, dass du ein liebender und geduldiger, aber auch ein gerechter Gott bist. Du achtest mich auch dann, wenn ich dich ablehne, wenn ich mich nie an dich wende. Ich möchte meine Lehre aus dieser Erkenntnis ziehen und noch rechtzeitig umkehren, hin zu dir. Ich hoffe auf dich, denn deine Barmherzigkeit ist groß. Wenn ich zu dir komme, gehst du nicht auf das ein, was hinter mir liegt, sondern machst mir Mut für die Zukunft. Ich muss dich einfach lieben, weil du mich zuerst geliebt hast, weit mehr geliebt hast als ich es verdient habe.
Bitte:
Herr, hilf mir Früchte zu bringen für dein Reich.
1.
Ein voll möbliertes Paradies.
Gott schenkt mir so vieles und hat alles bis ins Kleinste zu meinem Wohl erdacht. Der rundum eingezäunte Weinberg mit Kelter und Turm ist das Symbol für eine dieser Gottesgaben, und ich habe dazu nicht das Geringste beigetragen. Es ist ein völlig freiwilliges und unvorhergesehenes Geschenk. Kann ich über die materiellen und spirituellen Gaben Gottes nachsinnen? Das sollte mich dankbar machen in Gedanken, Worten und Werken.
2.
Mietkauf oder gewaltsame Aneignung?
Leider ist unsere Reaktion auf Gottes Geschenke häufig so wie die der Pächter des Weinbergs. Der Eigentümer, der hier für Gott steht, möchte den Weinberg eines Tages den Pächtern übergeben, wenn diese ihn mit ihrer Arbeit fruchtbar gemacht haben. Die Pächter aber wollen nicht so lange warten und setzen ihre Wünsche gewaltsam durch. Sie denken nicht daran, dass alles geschenkt ist. Wenn ich nicht erkenne, dass alles Geschenk Gottes ist – mein Leben genauso wie alles, was ich bin und habe – dann kann es geschehen, dass ich aus Selbstsucht die Kontrolle verliere und sogar über Jesus, den Sohn des Gebers aller Gaben, herfalle, wenn er kommt, um die Ernte einzufordern, die seinem Vater zusteht.
3.
Der wunderbare Eckstein.
Obwohl ich zur Undankbarkeit neige, wie die Pächter im Gleichnis, hört Gott nicht auf, Gutes zu tun. Er macht seinen Sohn Jesus, der von uns Menschen getötet wurde – von mir und meinen Sünden – zu meinem Retter. Diese Güte Gottes wird im Evangelium als „Wunder“ bezeichnet. Tatsächlich ist Gottes Heilsplan wunderbar. Das sollte in mir den Wunsch wecken, Früchte für sein Reich zu bringen, und Dankbarkeit, die mich beflügelt, mich vorbehaltlos dieser Aufgabe zu widmen.
Gespräch mit Christus:
Jesus, du bist der Eckstein der Kirche, das Fundament des Bauwerks unseres Heils. Du rufst mich, als lebendiger Stein in diesem Bauwerk meinen Beitrag zu leisten. Ich möchte mein Leben für diese Aufgabe hingeben, denn du hast das zuerst getan – für mich!
Vorsatz:
Im Bewusstsein all dessen, was Gott mir geschenkt hat, werde ich meine Dankbarkeit für diese Gaben beweisen, indem ich heute mit jemandem über meinen Glauben spreche.
Liebe ist grenzenloses Erbarmen
6. Oktober 2008
Montag der siebenundzwanzigsten Woche im Jahreskreis
P. Patrick Butler LC
Lk 10,25-37
Da stand ein Gesetzeslehrer auf, und um Jesus auf die Probe zu stellen, fragte er ihn: Meister, was muss ich tun, um das ewige Leben zu gewinnen? Jesus sagte zu ihm: Was steht im Gesetz? Was liest du dort? Er antwortete: Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen und ganzer Seele, mit all deiner Kraft und all deinen Gedanken, und: Deinen Nächsten sollst du lieben wie dich selbst. Jesus sagte zu ihm: Du hast richtig geantwortet. Handle danach und du wirst leben. Der Gesetzeslehrer wollte seine Frage rechtfertigen und sagte zu Jesus: Und wer ist mein Nächster? Darauf antwortete ihm Jesus: Ein Mann ging von Jerusalem nach Jericho hinab und wurde von Räubern überfallen. Sie plünderten ihn aus und schlugen ihn nieder; dann gingen sie weg und ließen ihn halb tot liegen. Zufällig kam ein Priester denselben Weg herab; er sah ihn und ging weiter. Auch ein Levit kam zu der Stelle; er sah ihn und ging weiter. Dann kam ein Mann aus Samarien, der auf der Reise war. Als er ihn sah, hatte er Mitleid, ging zu ihm hin, goss Öl und Wein auf seine Wunden und verband sie. Dann hob er ihn auf sein Reittier, brachte ihn zu einer Herberge und sorgte für ihn. Am andern Morgen holte er zwei Denare hervor, gab sie dem Wirt und sagte: Sorge für ihn, und wenn du mehr für ihn brauchst, werde ich es dir bezahlen, wenn ich wiederkomme. Was meinst du: Wer von diesen dreien hat sich als der Nächste dessen erwiesen, der von den Räubern überfallen wurde? Der Gesetzeslehrer antwortete: Der, der barmherzig an ihm gehandelt hat. Da sagte Jesus zu ihm: Dann geh und handle genauso!
Einführendes Gebet:
Herr, heute forderst du mich auf, mehr Platz in meinem Herzen zu schaffen. Ich glaube, dass du das für mich tun kannst. Wenn sich mein Herz mit dem deinen vereint, wird es größer werden. Ich vertraue auf deine Treue. Du liebst mich, obwohl ich ein Sünder bin. Es gibt nichts, was du nicht für mich tun würdest. Heute wünsche ich mir mehr zu lieben, indem ich mehr Mitgefühl zeige, indem ich mit dem fühle, der mich braucht, und ihm helfe. Ich möchte den Kreis meiner „Nächsten“ erweitern.
Bitte:
Herr, hilf meinem Herzen zu lieben und alles zu überwinden, was es daran hindert.
1.
In einer Nussschale.
Nicht alle Gesetzeslehrer sind in der Lage, alles, was für die Rettung notwendig ist, in einem einzigen Satz zusammenzufassen, wie es der Mann im Evangelium konnte: Gott lieben, und den Nächsten – das ist alles. Und doch ist noch etwas hinzuzufügen. Diese Liebe darf sich nicht auf ein paar Menschen beschränken, sie muss allen Menschen gelten: Ich muss Gott lieben mit ganzem Herzen, allen Sinnen und ganzer Kraft und den Nächsten lieben wie mich selbst. Ich muss mehr lieben, indem ich danach trachte, besser zu lieben und Gott bitte, meine Liebesfähigkeit zu steigern.
2.
Nach einem Ausweg suchen.
Dem Gesetzeslehrer machen die Forderungen, die er gerade formuliert hat, plötzlich Angst. Er sucht nach einem Ausweg, einer Auslegung, die diese Forderungen etwas abmildern könnte. Er möchte von Jesus hören, sein „Nächster“ sei einfach einer seiner Freunde, Verwandten oder Landsleute. Jesus aber erzählt die Geschichte eines Mannes, eines Fremden, der einem verfeindeten Volk (Samariter) angehört, der an einem verwundeten Juden handelt wie an seinem Nächsten. Ganz anders verhalten sich der Priester und der Levit (ein frommer Mann), obwohl sie wie der Verwundete Juden sind. Wenn ich den Begriff „mein Nächster“ zu eng fasse, werde ich diejenigen, die ich als meine Nächsten annehmen sollte, nicht gut behandeln.
3.
Grenzenloses Mitleid.
Mitleid bedeutet, mit jemandem „zu leiden“. Der Samariter sieht den halbtoten Mann und fühlt seinen Schmerz – nicht so wie es der abgedroschene Spruch „Ich fühle mit dir” nahelegt, sondern von ganzem Herzen, und er hilft dem Mann so, wie er selbst es in der gleichen Lage von seinen Mitmenschen erwarten würde. Das erkennt man an einigen Details in dem Bericht: Er nimmt sich Zeit für den Verwundeten, versorgt seine Wunden, lässt ihn auf seinem Esel reiten, bringt ihn an einen sicheren Ort, wo man für ihn sorgt und übernimmt die Kosten dafür. Ich muss mir Zeit nehmen, die Nöte meiner Mitmenschen zu erkennen, auch derer, die nicht zu meinen Freunden und Verwandten zählen. Ich muss mich bewegen lassen zu handeln und anderen nach besten Kräften in ihrer Not beistehen, anstatt sie geflissentlich zu übersehen.
Gespräch mit Christus:
Jesus, ich bin so oft wie der Priester und der Levit. Ich sehe Menschen in Not, aber ich habe es eilig oder denke, ein anderer wird schon helfen. Ich weiß, dass ich alle als meine „Nächsten“ ansehen soll, auch diejenigen, die auf der anderen Seite der Erde unter Krieg, Hunger und Armut leiden. Wenn nicht ich sie als meine „Nächsten“ annehme und ihnen mit meinem Gebet und meinem Handeln helfe, wer dann? Ich möchte so offen wie möglich für die Notlagen anderer sein und sie behandeln wie ich behandelt werden möchte.
Vorsatz:
Bei der Arbeit, in der Schule oder zu Hause werde ich mich bemühen, nicht nur den Angelegenheiten, die ich zu erledigen habe, sondern vor allem den Menschen meine Aufmerksamkeit zu schenken. Ich werde heute ganz konkret das Problem eines anderen ansprechen.
Zu den Füssen des Herrn
7. Oktober 2008
Dienstag der siebenundzwanzigsten Woche im Jahreskreis
Unsere Liebe Frau vom Rosenkranz
P. Patrick Butler LC
Lk 10,38-42
Sie zogen zusammen weiter und Jesus kam in ein Dorf. Eine Frau namens Marta nahm ihn freundlich auf. Sie hatte eine Schwester, die Maria hieß. Maria setzte sich dem Herrn zu Füßen und hörte seinen Worten zu. Marta aber war ganz davon in Anspruch genommen, für ihn zu sorgen. Sie kam zu ihm und sagte: Herr, kümmert es dich nicht, dass meine Schwester die ganze Arbeit mir allein überlässt? Sag ihr doch, sie soll mir helfen! Der Herr antwortete: Marta, Marta, du machst dir viele Sorgen und Mühen. Aber nur eines ist notwendig. Maria hat das Bessere gewählt, das soll ihr nicht genommen werden.
Einführendes Gebet:
Heute morgen will ich zu deinen Füßen sitzen, Jesus. Das ist nicht leicht für mich. Ich muss noch fester daran glauben, dass ich wirklich hier bei meinem Retter und Freund bin. Ich hoffe allein auf dich, den Geber aller Gaben, vor allem von Frieden und Glück – sowohl zeitlichem als auch ewiglichem. Ich stelle mein Sehen, mein Hören und mein Herz darauf ein, mein ganzes Wesen auf dich zu konzentrieren, darauf, dich über alles zu lieben.
Bitte:
Sprich Herr, dein Diener hört. Lass mich deine Stimme hören.
1.
Neben dem Herrn.
Nichts gibt mir größere Sicherheit und innere Ruhe als wenn ich mit jemandem zusammen bin, bei dem ich mich wohlfühle, der mir das Gefühl gibt, akzeptiert und geliebt zu sein. Und auch dies ist eine wunderbare Erkenntnis: Gott ist immer gegenwärtig, ich muss ihn nur einladen, bei mir zu sein und mich selbst für ihn öffnen. Das Evangelium sagt, Maria „setzte sich dem Herrn zu Füßen“. Das bedeutet Nähe und Vertrautheit – Freundschaft. Zu seinen Füßen zu sitzen heißt aber auch seine Hoheit und Größe anzuerkennen – er ist mein Herr und mein Gott. Ich brauche die Nähe zu Jesus, und ich muss erkennen, wer er ist.
2.
Schwer beladen.
Es ist nicht falsch aktiv zu sein, vor allem wenn man es zum Wohl anderer ist. Falsch ist es aber, das eigene Tun als Last zu empfinden. Denn dann schaue ich auf mich und wie es mir geht, nicht auf den, dem ich diene. Wenn ich Jesus nahe bin, ändert sich die Perpsektive: Er ist der Mittelpunkt, und alles, was ich tue, tue ich für ihn. Das läutert die Intention meines Tuns und macht mich zum demütigen Diener aller um Jesu willen. Dann ist mein Joch leicht und meine Last nicht schwer.
3.
Nur eines tut Not.
Gott ist einfach, alle Komplikationen kommen nur von mir. Alles was ich brauche ist Gottes Liebe, sonst nichts. Jesus gibt mir die Gewissheit, dass mir diese Liebe nicht mehr genommen wird, sobald ich mich für sie - den besseren Teil - entscheide. Er wird sie hegen und pflegen solange ich mich bemühe, seine Liebe zu erwidern. Diese Liebe wird mich nicht lähmen, sondern mich im Gegenteil mit neuem Eifer für die Erledigung meiner Aufgaben erfüllen, weil Gottes Liebe mich beflügelt.
Gespräch mit Christus:
Jesus, ich habe versucht, während dieser Zeit des Gebets bei dir, zu deinen Füssen zu sitzen. Alles was ich erstrebe bist du, deine Liebe. Ich weiß, dass mir, wenn ich nur dies eine begehre, alles andere dazu gegeben wird.
Vorsatz:
Heute werde ich mein Herz zu Christus erheben und ihm alles aufopfern, was ich zu tun habe. Ich werde mir bewusst sein, dass ich ihn besitze und damit alles, was ich brauche.
Vom Meister zu beten lernen
8. Oktober 2008
Mittwoch der siebenundzwanzigsten Woche im Jahreskreis
P. Patrick Butler LC
Lk 11,1-4
Jesus betete einmal an einem Ort; und als er das Gebet beendet hatte, sagte einer seiner Jünger zu ihm: Herr, lehre uns beten, wie schon Johannes seine Jünger beten gelehrt hat. Da sagte er zu ihnen: Wenn ihr betet, so sprecht: Vater, dein Name werde geheiligt. Dein Reich komme. Gib uns täglich das Brot, das wir brauchen. Und erlass uns unsere Sünden; denn auch wir erlassen jedem, was er uns schuldig ist. Und führe uns nicht in Versuchung.
Einführendes Gebet:
Herr, ich versuche mir die Szene vorzustellen, deren Zeuge deine Freunde waren – du auf den Knieen im Gebet. Da will auch ich beten. Du erfüllst mich mit Glauben. Du weckst in mir die Hoffnung auf Verbindung mit Gott hier in diesem Leben und darüber hinaus, in der Ewigkeit. Wenn ich dich zu deinem Vater beten sehe, den du liebst, erwacht in mir der Wunsch, ihn und seinen Willen mit ganzem Herzen, ganzer Seele und all meiner Kraft zu lieben.
Bitte:
Jesus, lehre mich heute zu beten.
1.
An einem bestimmten Ort.
Der Gedanke daran, dass es ganz bestimmte, reale Orte gibt, an denen Jesus gebetet hat, ist bemerkenswert! Er ist eine reale Person aus Fleisch und Blut. Seine menschliche Natur, gepaart mit seiner göttlichen, macht ihn zum vollkommenen Menschen. Was immer ich ihn tun sehe, möchte ich auch so machen. Das gilt vor allem, wenn ich ihn beten sehe, weil er Gott näher ist als irgendjemand, sogar näher als Mose, der Gott von Angesicht zu Angesicht kannte (vgl. Deuteronomium 34,10). Habe auch ich einen bestimmten Ort und bestimmte Zeiten für das Gebet?
2.
Lehre mich.
Der heilige Paulus trifft den Nagel auf den Kopf, wenn er sagt: „Denn wir wissen nicht, worum wir in rechter Weise beten sollen“ (Röm 8,26). Auch wenn ich mich jahrelang bemühe, kann ich nie sicher sein, dass ich aus eigener Kraft richtig bete. Jeden Tag muss ich Jesus bitten: „Herr, lehre mich beten“. Ich will mich immer mit meinem Herrn verbinden, wenn ich bete, weil er das perfekte Vorbild und der vollkommene Meister des Gebets ist.
3.
Das Gebet des Herrn.
Bis jetzt habe ich Jesus beim Gebet betrachtet und versucht, von ihm zu lernen wie ich beten soll. Jetzt wende ich mich dem eigentlichen Gebet zu. Ich werde das Gebet des Herrn inhaltlich niemals ganz ergründen, weder bei meiner heutigen Meditation, noch bei allen folgenden Meditationen über das „Vater Unser“. Ich muss aus der Routine ausbrechen, mit der ich das Gebet spreche und versuchen, in die Tiefe jeder der acht Bitten vorzudringen. Für heute soll es genügen zu versuchen, die erste Bitte zu leben - „Geheiligt werde dein Name“ - in meinem heutigen Leben.
Gespräch mit Christus:
Herr Jesus, ich will heute mit meiner Lebensweise den Vater ehren. Ich möchte mit meinen Gedanken, Worten und Werken dein Reich verwirklichen helfen. Ich will, dass der Wille des Vaters mich durch mein tägliches Leben führt.
Vorsatz:
Ich werde Christus bitten, mich zu lehren, wie ich beten soll. Ich werde versuchen, ihn in meiner Haltung und meiner Einstellung zum Gebet nachzuahmen.
Mehr als Freundschaft
9. Oktober 2008
Donnerstag der siebenundzwanzigsten Woche im Jahreskreis
P. Patrick Butler LC
Lk 11,5-13
Dann sagte Jesus zu ihnen: Wenn einer von euch einen Freund hat und um Mitternacht zu ihm geht und sagt: Freund, leih mir drei Brote; denn einer meiner Freunde, der auf Reisen ist, ist zu mir gekommen, und ich habe ihm nichts anzubieten!, wird dann etwa der Mann drinnen antworten: Lass mich in Ruhe, die Tür ist schon verschlossen und meine Kinder schlafen bei mir; ich kann nicht aufstehen und dir etwas geben? Ich sage euch: Wenn er schon nicht deswegen aufsteht und ihm seine Bitte erfüllt, weil er sein Freund ist, so wird er doch wegen seiner Zudringlichkeit aufstehen und ihm geben, was er braucht.
Darum sage ich euch: Bittet, dann wird euch gegeben; sucht, dann werdet ihr finden; klopft an, dann wird euch geöffnet. Denn wer bittet, der empfängt; wer sucht, der findet; und wer anklopft, dem wird geöffnet. Oder ist unter euch ein Vater, der seinem Sohn eine Schlange gibt, wenn er um einen Fisch bittet, oder einen Skorpion, wenn er um ein Ei bittet? Wenn nun schon ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gebt, was gut ist, wie viel mehr wird der Vater im Himmel den Heiligen Geist denen geben, die ihn bitten.
Einführendes Gebet:
Herr, heute lehrst du mich, worauf es ankommt beim Beten. Ich will dir zeigen, dass ich wirklich das ersehne, was ich von dir erbitte. Dazu muss ich glauben, dass du mich erhörst und hoffen, dass du mir gibst, was ich brauche. Ich liebe dich wegen deiner unendlichen Güte, weil du mir weit mehr gibst als das, was ich erbitte, weil du mir sogar den Heiligen Geist gibst.
Bitte:
Herr, gib mir eine doppelte Portion von deinem Geist.
1.
Echte Notlage.
Es ist eine Sache, den Nachbarn vom Schlaf abzuhalten, weil ich eine Wut auf ihn habe, und eine ganz andere, einen Freund aus dem Schlaf zu reißen. Aber weil er mein Freund ist, kann ich von ihm Hilfe in der Not erwarten, selbst wenn er sich ein paar Mal umdreht und sagt: „Geh weg, und komm morgen wieder.“ In echten Notlagen erhört uns Gott immer. Er wendet sich nicht egoistisch ab und sagt: „Lass mich in Ruhe“. Geduldig wartet er viele Stunden, manchmal sogar Tage auf uns im Tabernakel. Wenn wir uns dann plötzlich entschließen ihn aufzusuchen, wendet er sich nicht etwa ab, nein, ganz im Gegenteil, sein Herz macht einen Freudensprung, wenn wir ihn besuchen.
2.
Ausdauer und Nächstenliebe.
Der heilige Paulus sagt: „Denn Gott hat uns nicht einen Geist der Verzagtheit gegeben, sondern den Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit“ (2 Tim 1,7). Verzagtheit bringt uns nirgendwohin. Liebe dagegen ist beharrlich – vor allem dann, wenn das, was wir erbitten, nicht für uns, sondern für eine geliebte Person ist. So ist es in obigem Gleichnis. So sollte es auch sein, wenn ich um etwas bitte. Vielleicht wurden meine Bitten in der Vergangenheit deshalb nicht erhört, weil meine Motive zu selbstsüchtig waren.
3.
Gabe des Heiligen Geistes.
Auch wenn ich aus Nächstenliebe häufig für andere bete, will Gott doch, dass ich eine Sache für mich selbst erbitte: Er will, dass ich um die Gabe des Heiligen Geistes bitte. Gott will mir nicht nur eine Gabe, sondern den Geber aller wahren, kostbaren und schönen Gaben schenken.
Gespräch mit Christus:
Jesus, ich möchte lernen, inständig zu bitten. Oft bitte ich halbherzig für etwas und gebe dann auf, als wenn ich dächte: „Schau, Gott erhört deine Bitten ja gar nicht wirklich”. Du willst, dass ich das, um was ich dich bitte, wirklich heiß ersehnen und aus Liebe erbitten soll. Du und der Vater, ihr wollt mir euren Heiligen Geist geben, aber du willst auch, dass ich mich nach dieser vortrefflichen Gabe sehne. Meine Sehnsucht nach dem Heiligen Geist schafft in mir einen Raum, in dem er wohnen und in meiner Seele wirken kann.
Vorsatz:
Ich werde auf die Nöte meiner Mitmenschen achten, und Gott eindringlich um seinen Segen für einen bestimmten Problemfall bitten. Ich werde den Heiligen Geist für mich erbitten.
Haushalten
10. Oktober 2008
Freitag der siebenundzwanzigsten Woche im Jahreskreis
P. Patrick Butler LC
Lk 11,15-26
Als Jesus einen Dämon ausgetrieben hatte, sagten einige von ihnen: Mit Hilfe von Beelzebul, dem Anführer der Dämonen, treibt er die Dämonen aus. Andere wollten ihn auf die Probe stellen und forderten von ihm ein Zeichen vom Himmel. Doch er wusste, was sie dachten, und sagte zu ihnen: Jedes Reich, das in sich gespalten ist, wird veröden und ein Haus ums andere stürzt ein. Wenn also der Satan mit sich selbst im Streit liegt, wie kann sein Reich dann Bestand haben? Ihr sagt doch, dass ich die Dämonen mit Hilfe von Beelzebul austreibe. Wenn ich die Dämonen durch Beelzebul austreibe, durch wen treiben dann eure Anhänger sie aus? Sie selbst also sprechen euch das Urteil. Wenn ich aber die Dämonen durch den Finger Gottes austreibe, dann ist doch das Reich Gottes schon zu euch gekommen. Solange ein bewaffneter starker Mann seinen Hof bewacht, ist sein Besitz sicher; wenn ihn aber ein Stärkerer angreift und besiegt, dann nimmt ihm der Stärkere all seine Waffen weg, auf die er sich verlassen hat, und verteilt die Beute. Wer nicht für mich ist, der ist gegen mich; wer nicht mit mir sammelt, der zerstreut.
Ein unreiner Geist, der einen Menschen verlassen hat, wandert durch die Wüste und sucht einen Ort, wo er bleiben kann. Wenn er keinen findet, sagt er: Ich will in mein Haus zurückkehren, das ich verlassen habe. Und wenn er es bei seiner Rückkehr sauber und geschmückt antrifft, dann geht er und holt sieben andere Geister, die noch schlimmer sind als er selbst. Sie ziehen dort ein und lassen sich nieder. So wird es mit diesem Menschen am Ende schlimmer werden als vorher.
Einführendes Gebet:
Herr, du bist allmächtig und allgewaltig. Schon aus diesem Grund sollte ich mich mit dir verbünden. Ich glaube, dass du alles vermagst. Ich vertraue darauf, dass du in meinem Leben handelst. Ich liebe dich, weil du dich, obwohl du der allmächtige Gott bist, erniedrigt hast und einer wie ich geworden bist, so dass ich mich dir ohne Furcht und voller Vertrauen nähern kann.
Bitte:
Herr Jesus, dein Reich komme in meine Seele!
1.
DAS Zeichen vom Himmel.
Als Jesus einen Dämon aus einer Seele austreibt, bitten ihn einige Umstehende um ein Zeichen vom Himmel. Jesus ist das Zeichen vom Himmel, die lebendige Gegenwart Gottes unter uns. Seine Austreibung des Dämons zeigt bereits, dass er kann, was kein anderer kann. Sie zeigt, dass er Gott ist. Ich aber will auf ihn als den Gegenstand meiner Liebe schauen und nicht auf die spektakulären Dinge, die er tut. Es ist wichtig, auf den Geber zu schauen und nicht auf die Gaben, die er gibt.
2.
Das Reich Gottes.
Es ist eine Schlacht im Gange, und die menschliche Seele ist das Schlachtfeld. In diesem Fall wurde ein Mensch von dämonischer Besessenheit befreit und einem Reich seine Beute entrissen. Ein anderes Reich marschiert auf! Licht verdrängt die Finsternis. Der Schnee schmilzt unter der Frühlingssonne. Freude und Wärme erfüllen die Seele.
3.
Der freundliche Gast.
Wenn die Seele von den Auswirkungen des Bösen befreit ist, gleicht sie einem frisch geputzten Haus. Jesus hat das Haus gesäubert, die innere Wohnung des Besessenen. Er wird den entstandenen Raum nicht von sich aus einnehmen. Er möchte es sehr gern, aber er klopft an und will vom Hausbesitzer selbst hereingebeten werden. Ist Jesus einmal in mein Herz eingezogen, ist er dort unbesiegbar.
Gespräch mit Christus:
Herr Jesus Christus, du hast mich von der Sünde und dem Bösen befreit. Ich danke dir, dass du gekommen bist, um mir in meiner großen Not zu helfen. Ich begnüge mich aber nicht damit, befreit zu sein, obwohl das bereits ein großes Geschenk ist. Ich weiß nämlich, dass du an meinem Herzen anklopfst, und ich bitte dich einzutreten und meine Seele zu deinem Wohnort zu machen. Ich bin dazu geschaffen, ein Wohnort der Heiligsten Dreifaltigkeit zu sein, und ich ersehne diese Fülle des Lebens.
Vorsatz:
Ich werde daran denken, dass Gott in mir Wohnung genommen hat und danach trachten, dass sich mein Handeln dieser Ehre würdig erweist. Ich werde insbesondere auf die Gedanken achten, die mir heute durch den Kopf gehen, und auf die Worte, die über meine Lippen kommen.
Hören und Handeln
11. Oktober 2008
Samstag der siebenundzwanzigsten Woche im Jahreskreis
P. Patrick Butler LC
Lk 11,27-28
Als Jesus das sagte, rief eine Frau aus der Menge ihm zu: Selig die Frau, deren Leib dich getragen und deren Brust dich genährt hat. Er aber erwiderte: Selig sind vielmehr die, die das Wort Gottes hören und es befolgen.
Einführendes Gebet:
Herr, ich möchte in deiner Nähe sein, wie die Frau im Evangelium. Wie sie soll auch mich die Begeisterung darüber ergreifen, was es heißt, in deiner Nähe zu sein. Ich glaube, dass du diejenigen unter deinen Zuhörern segnest, die die Fähigkeit besitzen, deinen Willen zu tun. Ich vertraue darauf, dass du mir Beständigkeit verleihst in meinem Bemühen, deinen Plan für mein Leben zu verwirklichen bis du mich in den Himmel bringst. Ich liebe dich, weil du unendlich liebenswert bist, und weil du mich zuerst geliebt hast.
Bitte:
Herr, mach mich fähig zu hören, was du meinem Herzen mitteilen willst und zu tun, was du von mir willst.
1.
Eine Unterbrechung.
Eine Frau unterbricht Jesus bei seiner Rede. Ihr Herz ist erfüllt von einem Gefühl, das sie ihm unbedingt mitteilen will. Dagegen ist an sich nichts zu sagen, aber das, worüber Jesus gerade spricht, ist sicherlich wichtiger. Wenn ich bete, möchte ich Gott oft alles erzählen, was in meinem Leben passiert und welche Gefühle ich dabei habe. Wahrscheinlich hätte er mir aber viel Wertvolleres zu sagen, wenn ich stattdessen ihm aufmerksam zuhören würde. Wir dürfen nicht den Fehler machen, während des Gebets dauernd zu reden, sondern müssen es Gott auch ermöglichen, zu uns zu sprechen.
2.
Die heilige Jungfrau Maria.
Die Frau, die zu Jesus spricht, beglückwünscht seine Mutter, weil sie ihn in ihrem Schoß getragen und genährt hat. In der Tat wird Maria wegen dieser ihrer Berufung seit Generationen als gesegnet bezeichnet, aber sie ist auch „voll der Gnade“, weil sie auf Gottes Wort gehört und danach gehandelt hat. Die Mutter Gottes zu sein war ein reines Geschenk, die vollkommene Jüngerin ihres Sohnes zu sein, war dagegen aktive Mitarbeit bei seiner Mission.
3.
Der andere Gesegnete.
Auch ich kann ein Jünger Jesu sein, indem ich bei Maria in die Schule gehe. Sie lehrt mich, dass es nicht genügt, das Wort Gottes zu hören, und es dabei bewenden zu lassen, es nur zu betrachten und zu denken: „wie schön“. Maria zögert nicht lange, Gottes Wünschen nachzugeben. Vielmehr gewährt sie Gott freien Zugriff auf ihr Leben, indem sie zu ihm sagt: „Mir geschehe nach deinem Wort“. Auch ich möchte Gott ohne Zögern und Vorbehalt in meinem Leben handeln lassen.
Gespräch mit Christus:
Herr Jesus, ich möchte unter denen sein, die gesegnet sind, weil sie hören, was du willst und danach handeln. Heute habe ich mich bemüht, im Gebet auf deine Stimme zu hören. Sicher wirst du im Laufe des Tages auch weiter zu mir sprechen, ich werde also weiter aufmerksam hinhören. Du wirst mir auch sicher die Kraft geben, das zu tun, was du von mir willst, also will ich mir voll Vertrauen vornehmen, deinen Willen zu tun.
Vorsatz:
Ich werde meinem Gewissen – diesem inneren Heiligtum, wo Gott zu mir spricht, mutig folgen. Bei meinen Gesprächen und menschlichen Kontakten werde ich die Werte meines Glaubens vertreten und weder zu Hause, noch in der Schule noch an meinem Arbeitsplatz dem Druck der Allgemeinheit nachgeben.
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