Tägliche Meditationen

Tägliche Meditationen

Sonntag 6. Juli 2008 bis Samstag 12. Juli 2008

Vierzehnte Woche im Jahreskreis

P. Edward McIlmail LC

Überirdische Weisheit Sonntag
Glaube, der heilt Montag
Ein mitleidiges Herz Dienstag
Beim Namen gerufen Mittwoch
Ein höherer Standard Donnerstag
Familienfehde Freitag
Geteilte Verfolgung Samstag


Überirdische Weisheit

6. Juli 2008

Vierzehnter Sonntag im Jahreskreis

P. Edward McIlmail LC

Mt 11,25-30
In jener Zeit sprach Jesus: Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, weil du all das den Weisen und Klugen verborgen, den Unmündigen aber offenbart hast. Ja, Vater, so hat es dir gefallen. Mir ist von meinem Vater alles übergeben worden; niemand kennt den Sohn, nur der Vater, und niemand kennt den Vater, nur der Sohn und der, dem es der Sohn offenbaren will.

Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt. Ich werde euch Ruhe verschaffen. Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir; denn ich bin gütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seele. Denn mein Joch drückt nicht und meine Last ist leicht.

Einführendes Gebet:   Herr, ich danke dir, dass ich jetzt wieder Zeit mit dir verbringen kann. Ich glaube an dich und an deine Liebe zu mir und ich freue mich auf den Tag, an dem wir uns im Himmel umarmen werden. Bis dahin möchte ich meine Liebe zu dir in Wort und Tat zeigen.

Bitte:  Jesus schenke mir ein demütiges und bescheidenes Herz wie das deine.

1. Die Sache mit der Klugheit. Jesus dankt seinem himmlischen Vater, dass er göttliche Wahrheiten „den Weisen und Klugen“ verborgen und den Unmündigen offenbart hat. Wenn wir die Wege Gottes verstehen wollen, brauchen wir ein einfaches, reines Herz. Was wir für „intelligent“ halten, ist vielleicht manchmal nur die Gabe, Dinge, Ideen oder auch Menschen für die eigenen Zwecke zu manipulieren. Wer z.B. gut darin ist, Geld zu machen und damit umzugehen, kann trotzdem als amer Verwalter enden, weil er es für die falschen Dinge ausgibt. Daneben gibt es auch die hochmütige Intelligenz, der es an gesundem Menschenverstand zu fehlen scheint. Und manche Ideen sind wirklich so verrückt, dass nur ein Intellektueller daran glauben kann. Dem Gegenteil begegnen wir bei Kindern. Einfältig und vertrauensvoll wie sie sind, können sie das Göttliche leichter annehmen. Vertrauen in Gott erfordert Vertrauen in seine Liebe und Barmherzigkeit. Es erfordert auch das tiefe Verständnis dafür, wie klein wir sind und wie groß er ist. Bin ich mir dessen bewusst, wenn ich mich an ihn wende? Kann ich meine Denkweise lange genug aussetzen, um die Dinge aus der Perspektive Gottes zu sehen?

2. Wie der Vater so der Sohn. Jesus allein kannte Gott den Vater wirklich. Teil seiner Mission war es, seinen Abba zu offenbaren. Nicht jeder verstand das. Sogar dem Apostel Philippus entging dieser Teil der Botschaft Christi. „Jesus antwortete ihm: Schon so lange bin ich bei euch, und du hast mich nicht erkannt, Philippus? Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen. Wie kannst du sagen: Zeig uns den Vater?“ (Joh 14,9). Das Bewusstsein, dass Jesus das Abbild seines Vaters ist, kann uns das Beten erleichtern; es verleiht dem Vater sozusagen ein menschliches Gesicht. Wir beten doch problemlos zu Maria, der Mutter Jesu. Warum nicht auch zu seinem Vater?

3. Vorbildliche Demut. Es ist bezeichnend, dass Jesus auf seine Demut und Bescheidenheit hinweist, wenn er sich als Vorbild für uns hinstellt. Nicht seine Wunder oder sein Talent für einprägsame Worte, auch nicht seine Verehrung für seine Mutter rückt er in den Vordergrund. Nein, seine Demut und Bescheidenheit betont er. Jesus zeigt diese Eigenschaften schon von Geburt an. „Gott ist so mächtig“, sagte Papst Benedikt XVI. in seiner Mitternachtspredigt an Weihnachten 2005, „dass er sich selbst verwundbar machen und zu uns kommen kann als wehrloses Kind, damit wir ihn lieben können.“ Jesus fordert auch uns auf, uns verwundbar zu machen, unser Herz für andere zu öffnen, selbst auf die Gefahr hin, abgewiesen zu werden. Wenn wir ein solches Risiko eingehen, verstehen wir besser, was Christus für uns getan hat. Will Jesus, dass ich jemandem gegenüber demütiger bin?

Gespräch mit Christus:  Herr, du weißt, wie schwer es mir fällt, demütig zu sein. Ich muss dafür meine Sicht der Dinge aufgeben, meinen Wunsch nach Anerkennung und meinen Wunsch, alles unter Kontrolle zu haben. Lehre mich so bescheiden zu werden wie du. Dir nachzufolgen bedeutet die Demut als Tugend zu erstreben. Gib mir die Kraft dies zu akzeptieren.

Vorsatz:   Ich will heute anderen das letzte Wort im Gespräch überlassen.


Glaube, der heilt

7. Juli 2008

Montag der vierzehnten Woche im Jahreskreis

P. Edward McIlmail LC

Mt 9,18-26
Während Jesus so mit ihnen redete, kam ein Synagogenvorsteher, fiel vor ihm nieder und sagte: Meine Tochter ist eben gestorben; komm doch, leg ihr deine Hand auf, dann wird sie wieder lebendig. Jesus stand auf und folgte ihm mit seinen Jüngern. Da trat eine Frau, die schon zwölf Jahre an Blutungen litt, von hinten an ihn heran und berührte den Saum seines Gewandes; denn sie sagte sich: Wenn ich auch nur sein Gewand berühre, werde ich geheilt. Jesus wandte sich um, und als er sie sah, sagte er: Hab keine Angst, meine Tochter, dein Glaube hat dir geholfen. Und von dieser Stunde an war die Frau geheilt. Als Jesus in das Haus des Synagogenvorstehers kam und die Flötenspieler und die Menge der klagenden Leute sah, sagte er: Geht hinaus! Das Mädchen ist nicht gestorben, es schläft nur. Da lachten sie ihn aus. Als man die Leute hinausgedrängt hatte, trat er ein und fasste das Mädchen an der Hand; da stand es auf. Und die Kunde davon verbreitete sich in der ganzen Gegend.

Einführendes Gebet:   Jesus, hilf mir, zu Beginn dieses Gebetes alle anderen Gedanken auszublenden. Hilf mir, mich ganz auf dich zu konzentrieren. Du bist mein Retter und Erlöser; ich glaube, dass du von mir hören willst. Ich komme zu dir mit Zuversicht und opfere dieses Gebet auf für diejenigen, die sich fürchten, dir nahe zu treten.

Bitte:  Jesus, festige meinen Glauben an deine Macht, mich und meine Lieben zu heilen.

1. Jesus wartet auf unser Handeln. Wir sehen, dass der Glaube des Synagogenvorstehers Jesus zum Handeln bewegt. Das ist bemerkenswert! Der Sohn Gottes willfährt einem einfachen Menschen, weil dieser glaubt. Oft genug erwarten wir von Gott, dass er unsere Probleme ganz ohne unser Zutun löst. Gott kennt unsere Probleme besser als wir (vgl. Mt 6,8). Aber er wartet manchmal auf einen Akt des Glaubens unsererseits, bevor er handelt. Der Vorsteher hat diesen Glauben bewiesen. Es war ja keine Kleinigkeit, sich vor allen Leuten an Jesus zu wenden und schnurgerade ein Wunder zu erbitten. Habe ich eine solche Zuversicht, wenn ich Jesus um etwas bitte? Ist mein Glaube stark genug, ihn um etwas ganz Außergewöhnliches zu bitten?

2. Der bewegende Moment. Auch die Frau, die unter Blutungen litt, hatte großes Vertrauen zu Jesus. Nur drückte sie das nicht mit Worten aus, sondern mit einer Tat, indem sie heimlich sein Gewand berührte. Diese Art Glauben spricht Bände. Es ist immer hilfreich, Worte mit Taten zu verbinden. Bitten allein genügt oft nicht. Wir müssen handeln, uns bewegen, unsere Bequemlichkeit aufgeben, wenn wir uns an Jesus wenden. Gebet ist gut: Gebet plus Tat ist aber für Gott ein noch fruchtbarerer Grund zu handeln. Wie kann ich mein Gebetsleben ergänzen? Kann ich z.B. dem Pfarrer bei einem bestimmten Projekt helfen?

3. Trauer ist ausgebrochen. Zur Zeit des Herrn war es nicht unüblich, professionelle Klageweiber anzustellen, wenn jemand starb. Der Hinweis Jesu, die Tochter des Vorstehers schlafe nur, löst Hohngelächter aus. Bestenfalls wird er mit Skepsis aufgenommen, schlimmstenfalls (für die Klageweiber) bedeutet er den Verlust des Jobs. Wer braucht Klageweiber, wenn die junge Frau lebt? Wir sind manchmal wie professionelle Klageweiber, resigniert angesichts des Bösen und des Sterbens um uns herum. Wir schlagen verzweifelt und hoffnungslos die Hände über dem Kopf zusammen. Vielleicht sind wir sogar versucht, wie die Klageweiber die tröstende Gegenwart unseres Herrn zu ignorieren. Wir denken etwa: „Was, ich, soll ein Heiliger sein?“ oder: „Ich soll zum Priestertum oder gottgeweihtem Leben berufen sein?“ oder: „Erwartest du allen Ernstes von uns, jetzt noch ein weiteres Kind anzunehmen?“ Zum Glück lässt sich Christus nicht beirren. Er kommt, um uns Leben zu bringen, uns aus der Sünde zu führen, uns großzügiger zu machen. Mit einem Wort, er kommt, um uns zur Heiligkeit zu berufen. Widersetze ich mich diesem Ruf?

Gespräch mit Christus:  Der Glaube des Vorstehers und der kranken Frau ist bewundernswert. Ich möchte auch so glauben können, Herr. Manchmal bin ich wie gelähmt von meinen Problemen, so dass es mir sogar schwer fällt, mich vertrauensvoll an dich zu wenden. Vermehre meinen Glauben und meine Hoffnung. Ich will fest darauf vertrauen, dass du es bist, der die Welt regiert.

Vorsatz:   Ich will für ein besonderes Anliegen etwas aufopfern (oder Jesus im Allerheiligsten Sakrament des Altars besuchen oder eine gute Tat vollbringen).


Ein mitleidiges Herz

8. Juli 2008

Dienstag der vierzehnten Woche im Jahreskreis

P. Edward McIlmail LC

Mt 9,32-38
Als sie gegangen waren, brachte man zu Jesus einen Stummen, der von einem Dämon besessen war. Er trieb den Dämon aus, und der Stumme konnte reden. Alle Leute staunten und sagten: So etwas ist in Israel noch nie geschehen. Die Pharisäer aber sagten: Mit Hilfe des Anführers der Dämonen treibt er die Dämonen aus.

Jesus zog durch alle Städte und Dörfer, lehrte in ihren Synagogen, verkündete das Evangelium vom Reich und heilte alle Krankheiten und Leiden. Als er die vielen Menschen sah, hatte er Mitleid mit ihnen; denn sie waren müde und erschöpft wie Schafe, die keinen Hirten haben. Da sagte er zu seinen Jüngern: Die Ernte ist groß, aber es gibt nur wenig Arbeiter. Bittet also den Herrn der Ernte, Arbeiter für seine Ernte auszusenden.

Einführendes Gebet:   Herr, es ist gut, dass ich hier bei dir bin. Deine Gegenwart macht mein Leben lebenswert. Du bist die Quelle der Hoffnung und das Vorbild der Nächstenliebe, das mich leitet. Lass mich dieses Gebet mit der gleichen Intensität sprechen, die du bei deinem Auftrag gezeigt hast.

Bitte:  Guter Jesus, erfülle mein Herz mit Mitleid für andere.

1. Dickes Fell. Jesus erstaunt seine Zuhörer mit seinen Wundern und Lehren. Seinesgleichen hatte Israel in der Tat noch nie gesehen. Aber nicht jeder war positiv beeindruckt. Die Pharisäer unterstellten ihm die allerschlechtesten Motive. Aber das konnte unseren Herrn nicht aufhalten. Unbeirrt setzte er sein Werk fort: Predigen, lehren, heilen. Er schien ein dickes Fell zu haben; Beschimpfungen prallten von ihm ab. Ist das bei mir auch so? Teile ich unerschrocken Gottes Wort mit anderen? Helfe ich freimütig, wo ich gebraucht werde, wie etwa in der Gemeinde oder der Familie? Jesus hat keine Angst davor, „was die anderen denken“. Er will, dass auch wir mutig unseren Glauben bekennen. „Wer sich nun vor den Menschen zu mir bekennt, zu dem werde auch ich mich vor meinem Vater im Himmel bekennen“ (Mt 10,32). Bleibe ich dabei, Gutes zu tun, auch wenn andere schlecht über mich reden?

2. Er spürte ihren Schmerz. Der Herr hat Mitleid mit verwirrten Seelen. Wo die Schwachheit groß ist, hilft er mit seiner Stärke. Wo viele Wunden sind, herrscht seine heilende Kraft. Keiner, der sich hoffnungsvoll an ihn wendet, wird enttäuscht. Christi Herz dürstet nach Seelen, und er ist bereit, uns da abzuholen, wo wir sind. Im Gegenzug erwartet er von uns, dass auch wir Sorge tragen für unsere Mitmenschen. Zeige ich Mitleid mit denen, die in ihrem persönlichem oder geistlichem Leben Schwierigkeiten haben?

3. Lebenslange Schwerstarbeit. Christus tritt als Hohepriester für die Menschheit bei seinem himmlischen Vater ein. Als wahrer Gott und wahrer Mensch überbrückt Christus den Abstand zwichen Mensch und Gott. Und bis auf den heutigen Tag lässt er sein Priestertum durch Menschen ausüben. So wichtig ist die Rolle der Priester, dass die Kirche ohne sie undenkbar wäre. „Die Gemeinde, die zur Feier der Eucharistie zusammenkommt, benötigt unbedingt einen geweihten Priester, der ihr vorsteht“, schreibt Johannes Paul II. in Ecclesia de Eucharistia, Nr. 29. Das Priestertum ist Ausdruck der Liebe Christi zu uns, und das priesterliche Leben ist eine wunderbare Möglichkeit, der Kirche zu dienen. Außerdem hängen viele Seelen von der Treue jedes einzelnen Priesters ab; deshalb gehen Berufungen jeden an. Wäre ich bereit, eine Berufung in meiner Familie zu unterstützen? Wenn ich gerufen würde, wäre ich bereit, als Priester zu dienen?

Gespräch mit Christus:  Herr, hilf mir, in allen Menschen nur das Beste zu sehen. Hilf mir zu erkennen, dass du dein Blut für jeden von uns am Kreuz vergossen hast. Hilf mir, in einer verwirrten Seele den hilfesuchenden Menschen zu erkennen. Lass mich deinWirken durch Priester und Bischöfe stets dankbar würdigen.

Vorsatz:   Ich will ein Gesätz des Rosenkranzes aufopfern für mehr priesterliche Berufungen.


Beim Namen gerufen

9. Juli 2008

Mittwoch der vierzehnten Woche im Jahreskreis

P. Edward McIlmail LC

Mt 10,1-7
Dann rief Jesus seine zwölf Jünger zu sich und gab ihnen die Vollmacht, die unreinen Geister auszutreiben und alle Krankheiten und Leiden zu heilen. Die Namen der zwölf Apostel sind: an erster Stelle Simon, genannt Petrus, und sein Bruder Andreas, dann Jakobus, der Sohn des Zebedäus, und sein Bruder Johannes, Philippus und Bartholomäus, Thomas und Matthäus, der Zöllner, Jakobus, der Sohn des Alphäus, und Thaddäus, Simon Kananäus und Judas Iskariot, der ihn später verraten hat.

Diese Zwölf sandte Jesus aus und gebot ihnen: Geht nicht zu den Heiden und betretet keine Stadt der Samariter, sondern geht zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel. Geht und verkündet: Das Himmelreich ist nahe.

Einführendes Gebet:   Herr, du hast so viel für mich getan. Ich möchte jetzt die Gelegenheit nutzen, Zeit mit dir zu verbringen und dir zuzuhören. Ich weiß, dass du mir immer nahe bist und mich hältst. Hilf, dass ich deine Stimme höre und deinen Anregungen folge, meine Mitmenschen zu lieben.

Bitte:  Herr, gib mir den Mut alles auszuführen, was du mir aufträgst, was immer es sei.

1. Stellvertreter Christi sein. Jesus erwählte seine Jünger und ermächtigte sie, sein Werk fortzuführen. Der Herr macht einfache Menschen zu seinen Mitarbeitern und beweist damit ein wunderbares Vertrauen in sie. Noch immer überträgt Christus seine Autorität auf besondere Weise durch die Kirche. In der Gemeinschaft mit ihm können Papst und Bischöfe den Glauben authentisch verkünden. Ebenso ruft der Herr auch jeden von uns auf, ihm bei seinem Auftrag zu helfen. Sehe ich mein Leben als Auftrag an? Als Teil von Christi Heilsplan für die Welt?

2. Versagen ausgeschlossen? Christus beruft seine Jünger nicht als Masse. Vielmehr ruft er jeden bei seinem Namen; im Evangelium wird daher jeder Jünger einzeln aufgezählt. Von Christus gerufen zu werden garantiert aber nicht unser Heil. Im Evangelium fehlt es nicht an Hinweisen auf den Verrat des Judas. Das sollte uns helfen, uns vor Anmaßung zu hüten. Wir glauben vielleicht, „Ich gehe doch Sonntags zur Messe, ich bin gerettet“, oder „Ich bin doch kein schlechter Mensch, meine Rettung ist mir sicher“. Aber der Verrat des Judas zeigt, dass niemand sicher ist vor dem Versagen. Denke ich manchmal, dass ich nicht versagen kann? Wie wirkt sich Christi Anspruch an mich auf mein tägliches Leben aus?

3. Wo die Liebe beginnt. Jesus Abschiedswort an seine Apostel lautet: „Darum ... macht alle Menschen zu meinen Jüngern“ (Mt 28,19). Zunächst allerdings fordert er die Apostel auf, sich in ihrer nächsten Umgebung zu betätigen: bei ihren Landsleuten. Bevor wir losziehen, die Welt zu verändern, sollten wir uns unseren Nächsten zuwenden, unserer Familie und unseren Lieben. Gott stellt uns an einen bestimmten Platz, in eine bestimmte Familie, damit wir ihnen zumHeil verhelfen. Das kann eine schwierige Aufgabe sein, denn gut zu denen zu sein, die wir ständig sehen, stellt die Nächstenliebe auf eine harte Probe. Vertrautheit kann Verachtung hervorbringen. Wenn wir die lieben können, mit denen wir zusammenleben, wird es relativ einfach sein, jeden anderen zu lieben. Wie lebe ich die Nächstenliebe zu Hause? Wie könnte ich sie besser leben?

Gespräch mit Christus:  Herr, du weißt, dass Familienmitglieder äußerst anstrengend sein können. Schließlich haben deine eigenen Verwandten dich ja für verrückt erklärt (vgl. Mk 3,21). Ich darf nicht vergessen, dass andere mich wahrscheinlich auch für einen schwierigen Menschen halten. Wir kennen ja alle unsere gegenseitigen Fehler sehr gut. Hilf mir, in anderen das Gute zu sehen und sie zu ermutigen. Lass mich zu Hause dein Apostel der Liebe sein.

Vorsatz:   Ich will heute einem Familienmitglied etwas besonders Gutes tun.


Ein höherer Standard

10. Juli 2008

Donnerstag der vierzehnten Woche im Jahreskreis

P. Edward McIlmail LC

Mt 10,7-15
Jesus sagte zu seinen Aposteln: Geht und verkündet: Das Himmelreich ist nahe. Heilt Kranke, weckt Tote auf, macht Aussätzige rein, treibt Dämonen aus! Umsonst habt ihr empfangen, umsonst sollt ihr geben. Steckt nicht Gold, Silber und Kupfermünzen in euren Gürtel. Nehmt keine Vorratstasche mit auf den Weg, kein zweites Hemd, keine Schuhe, keinen Wanderstab; denn wer arbeitet, hat ein Recht auf seinen Unterhalt. Wenn ihr in eine Stadt oder in ein Dorf kommt, erkundigt euch, wer es wert ist, euch aufzunehmen; bei ihm bleibt, bis ihr den Ort wieder verlasst. Wenn ihr in ein Haus kommt, dann wünscht ihm Frieden. Wenn das Haus es wert ist, soll der Friede, den ihr ihm wünscht, bei ihm einkehren. Ist das Haus es aber nicht wert, dann soll der Friede zu euch zurückkehren. Wenn man euch aber in einem Haus oder in einer Stadt nicht aufnimmt und eure Worte nicht hören will, dann geht weg und schüttelt den Staub von euren Füßen. Amen, das sage ich euch: Dem Gebiet von Sodom und Gomorra wird es am Tag des Gerichts nicht so schlimm ergehen wie dieser Stadt.

Einführendes Gebet:   Hilf mir, bei diesem Gebet Herz und Sinn ganz auf dich zu richten, Herr. Die Zeit, die ich hier mit dir verbringe, gehört zum Wichtigsten in meinem Tag. Hier erneuere ich ganz bewusst meinen Glauben und meine Liebe zu dir. Hier schöpfe ich neue Hoffnung auf die Ewigkeit, und hier erkenne ich neu deinen Auftrag, die Liebe in deinem Namen zu anderen zu tragen.

Bitte:  Hilf mir großzügig zu denken, Herr. Ich will mir keine Sorgen darüber machen, was es mich kostet dir nachzufolgen.

1. Unbezahlbar. Das Evangelium trägt kein Euro/Cent-Preisschild. Und doch wurde dafür ein hoher Preis bezahlt: Christi Blut. Die wertvollsten Dinge sind nicht mit Geld zu bezahlen. Das Evangelium hat den Herrn Schmerz und Erniedrigung gekostet. Dass er sein Blut für uns gab, war weit mehr als wir verdient haben. Dass wir es dennoch bekamen, spricht Bände über Gottes Liebe zu uns. Die Taufe verpflichtet uns, die Gabe des Glaubens so gut wir können weiterzugeben. Wir tun dies ohne Entschädigung, aber im Bewusstsein, Gott damit eine große Freude zu machen. Er freut sich, wenn jemand umkehrt und seine Gnade annimmt. „Ich sage euch: Ebenso wird auch im Himmel mehr Freude herrschen über einen einzigen Sünder, der umkehrt, als über neunundneunzig Gerechte, die es nicht nötig haben umzukehren“(Lk 15,7). Wie habe ich versucht, die Gabe des Glaubens mit anderen zu teilen? Wie könnte ich es noch besser tun?

2. Teamarbeit. Jesus improvisiert nicht. Er hat einen Plan, wie seine Botschaft verbreitet werden soll. Zu diesem Plan gehört die Mitarbeit seiner Jünger. Der Herr warnt ausdrücklich vor einer Evangelisierung durch viele Einzelkämpfer, die nicht zusammen arbeiten können. Mit gutem Grund. Wer könnte an ein Evangelium der Liebe glauben, wenn seine Verkünder nicht miteinander auskommen? Die Kirche zu bauen erfordert Teamarbeit und die Bereitschaft, persönliche Pläne für das höhere Gut hintanzustellen. Wie groß ist meine Bereitschaft dazu?

3. Höhere Messlatte. Die Ansprüche des Herrn an uns steigen, wenn wir die Botschaft des Evangeliums hören. Er verlangt mehr von denen, die das Evangelium und seine Verpflichtung zur Nächstenliebe gehört haben. An die Christen wird am Jüngsten Tag eine höhere Messlatte angelegt werden. Das Evangelium kann gar nicht unbeantwortet bleiben von seinem Leser. Wer das Evangelium erfährt – im Wort oder am Beispiel eines guten Menschen – für den geht im dunklen Raum ein Licht auf, und er kann nicht länger behaupten, nicht zu wissen, was in dem Raum ist. Wenn das Licht Christi in unser Leben fällt, können wir nicht länger behaupten, im Finstern zu sein. Daher der Auftrag ein besseres Leben zu führen. Gelingt mir das?

Gespräch mit Christus:  Wie oft habe ich den Anforderungen des christlichen Glaubens nicht genügt, Herr. Wie oft habe ich mich mit Mittelmäßigkeit begnügt. Hilf mir die Gabe des Glaubens zu würdigen und diese Gabe so gut ich kann zu teilen. Zeig mir den Weg, den ich gehen soll.

Vorsatz:   Ich will heute mit jemandem über meinen Glauben sprechen.


Familienfehde

11. Juli 2008

Freitag der vierzehnten Woche im Jahreskreis
Hl. Benedikt, Gedenktag

P. Edward McIlmail LC

Mt 10,16-23
Jesus sagte zu seinen Aposteln: Seht, ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe; seid daher klug wie die Schlangen und arglos wie die Tauben! Nehmt euch aber vor den Menschen in Acht! Denn sie werden euch vor die Gerichte bringen und in ihren Synagogen auspeitschen. Ihr werdet um meinetwillen vor Statthalter und Könige geführt, damit ihr vor ihnen und den Heiden Zeugnis ablegt. Wenn man euch vor Gericht stellt, macht euch keine Sorgen, wie und was ihr reden sollt; denn es wird euch in jener Stunde eingegeben, was ihr sagen sollt. Nicht ihr werdet dann reden, sondern der Geist eures Vaters wird durch euch reden. Brüder werden einander dem Tod ausliefern und Väter ihre Kinder, und die Kinder werden sich gegen ihre Eltern auflehnen und sie in den Tod schicken. Und ihr werdet um meines Namens willen von allen gehasst werden; wer aber bis zum Ende standhaft bleibt, der wird gerettet. Wenn man euch in der einen Stadt verfolgt, so flieht in eine andere. Amen, ich sage euch: Ihr werdet nicht zu Ende kommen mit den Städten Israels, bis der Menschensohn kommt.

Einführendes Gebet:   Herr, du bist die eine Konstante in meinem Leben. Du bist mein Anfang und mein Ende. Ich liebe dich als meinen Retter. Ich vertraue auf dich als meinen engsten Gefährten. Ich hoffe auf dich, dass du mich in der ewigen Freude willkommen heißt.

Bitte:  Schenke mir eine tiefere Verbindung mit dir, weil du der bist, der mich niemals enttäuschen wirst.

1. Wachsamkeit gegenüber der Welt. Es ist einfach immer wieder unglaublich, wie sehr Jesus uns liebte, dass er die Schrecken der Kreuzigung auf sich nahm, um uns zu erlösen und uns die Möglichkeit der ewigen Rettung zu geben. Aber er kennt auch unsere Schwächen. Er weiß wie unbeständig das menschliche Herz sein kann. „Jesus aber vertraute sich ihnen nicht an, denn er kannte sie alle und brauchte von keinem ein Zeugnis über den Menschen; denn er wusste, was im Menschen ist“ (Joh 2,24-25). Ebenso warnt uns Christus, nicht zu sehr auf andere zu vertrauen. So wie wir hat auch jeder andere Schwächen. Unser Glaube an andere sollte realistisch sein. Er sollte nicht auf gleicher Höhe sein wie unser Glaube an Christus. Schenke ich anderen „zu viel“ Vertrauen? Weiß ich, dass ich mich, wenn ich zu viel von ihnen erwarte, unnötigen Sorgen aussetze?

2. Innerfamiliäre Probleme. Christus ist der Fels, gegen den die Wellen der Menschheit anbranden. Seine Anforderungen sprechen jeden von uns an und verlangen eine persönliche Antwort. Wie jeder antwortet, ist ein Geheimnis. Die einen sagen Ja, die anderen Nein. Die innere Spaltung eines Menschen kann zu Spaltungen in Familien führen. Kein Wunder, dass Verwandte unsere schlimmsten Feinde sein können. Die Standhaftigkeit Christi lässt uns sicher sein, dass er loyaler ist als selbst Familienmitglieder. Kann ich akzeptieren, dass die Nachfolge Christi zu Spannungen mit unseren Lieben führen kann? Kann ich meine Prüfungen für ihre Rettung aufopfern?

3. Einsame Herzen. Christus hat seinen Anhängern nie ein leichtes Leben versprochen. Hätte er es getan, hätte er genügend Jünger. Er weiß, was uns wirklich reif macht in der Liebe: das Opfer. Das Opfer reinigt uns, adelt uns. Liebe ohne Opfer ist ein Märchen. Lieben heißt, das Leid teilen. „Wenn also der Mann oder die Frau autonom und völlig unabhängig zu sein behaupten“, sagte Papts Benedikt XVI. in einer Rede am 9. Februar 2008, „laufen sie Gefahr, in einer Selbstverwirklichung gefangen zu bleiben, die ... die Freiheit auf eine beklemmende Einsamkeit einschränkt“. Ebenso bleiben wir, wenn wir uns Gottes Anspruch verschließen, in unserem Kleingeist stecken. Kann Leiden für Christus ein Weg für mich sein, mich aus dem Kokkon meiner Bequemlichkeit zu befreien?

Gespräch mit Christus:  Jesus, es ist nicht einfach dir nachzufolgen. Von überall kann Widerstand kommen, sogar von meiner Familie. Hilf mir, alles aus Liebe zu dir zu ertragen. Gib mir Gelassenheit, damit ich den Glauben auch weiterhin standhaft bezeugen kann. Meine Prüfungen sollen denen zum Heil gereichen, die meine Bemühungen um deine Nachfolge behindern.

Vorsatz:   Ich werde beten oder ein Opfer bringen für ein Familienmitglied, das sich vom Glauben entfernt hat.


Geteilte Verfolgung

12. Juli 2008

Samstag der vierzehnten Woche im Jahreskreis

P. Edward McIlmail LC

Mt 10,24-33
Jesus sagte zu seinen Aposteln: Ein Jünger steht nicht über seinem Meister und ein Sklave nicht über seinem Herrn. Der Jünger muss sich damit begnügen, dass es ihm geht wie seinem Meister, und der Sklave, dass es ihm geht wie seinem Herrn. Wenn man schon den Herrn des Hauses Beelzebul nennt, dann erst recht seine Hausgenossen. Darum fürchtet euch nicht vor ihnen! Denn nichts ist verhüllt, was nicht enthüllt wird, und nichts ist verborgen, was nicht bekannt wird. Was ich euch im Dunkeln sage, davon redet am hellen Tag, und was man euch ins Ohr flüstert, das verkündet von den Dächern. Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten, die Seele aber nicht töten können, sondern fürchtet euch vor dem, der Seele und Leib ins Verderben der Hölle stürzen kann. Verkauft man nicht zwei Spatzen für ein paar Pfennig? Und doch fällt keiner von ihnen zur Erde ohne den Willen eures Vaters. Bei euch aber sind sogar die Haare auf dem Kopf alle gezählt. Fürchtet euch also nicht! Ihr seid mehr wert als viele Spatzen. Wer sich nun vor den Menschen zu mir bekennt, zu dem werde auch ich mich vor meinem Vater im Himmel bekennen. Wer mich aber vor den Menschen verleugnet, den werde auch ich vor meinem Vater im Himmel verleugnen.

Einführendes Gebet:   Herr, ich komme demütig zu dir in dieser Meditation, denn ich brauche dich so sehr. In meiner Sündhaftigkeit ist es mir ein großer Trost, dass du mich liebst. Lass diese Liebe meinen Glauben an dich stärken. Und lass dieses Gebet ein Sprungbrett zum Himmel sein.

Bitte:  Hilf mir, allen Anfeindungen aufgrund des Glaubens, seien sie groß oder klein, mutig die Stirn zu bieten.

1. Teuflisch. Jesu Widersacher nannten ihn einen Teufel. Dummheit oder Hartherzigkeit hinderten sie, das Gute im Herrn zu erkennen. Bis heute gibt es Widerstand gegen ihn – heute allerdings mit besonderer Wucht. Christus prophezeite seinen Anhängern, dass sie angefeindet werden würden, wie ja auch er geschmäht wurde. Es ist daher nicht verwunderlich, dass wir wegen unseres Einsatzes für das Leben als „rückständig“ oder „intolerant“ gebrandmarkt werden, weil wir an moralische Wahrheiten glauben. Anfeindung unterstreicht nur die Authentizität unseres Glaubens. Würden wir nie auf Widerstand stoßen, könnten wir den Glauben nicht gut genug oder öffentlich genug leben. Wie gehe ich mit Anfeindungen wegen meines Glaubens um?

2. In das Licht. Nichts ist verborgen, das nicht offenbart wird. Der Herr versichert uns hier, dass alles zu seiner Zeit offenbart wird. Lügen und Täuschungen bewegen sich dank Internet mit Lichtgeschwindigkeit. Die Wahrheit scheint wesentlich langsamer voranzukommen. Das Problem ist nicht neu. „Denn es wird eine Zeit kommen“, sagt der Heilige Paulus im zweiten Timotheusbrief, Vers 3-4, „ in der man die gesunde Lehre nicht erträgt, sondern sich nach eigenen Wünschen immer neue Lehrer sucht, die den Ohren schmeicheln; und man wird der Wahrheit nicht mehr Gehör schenken, sondern sich Fabeleien zuwenden.“ Ob es die Wahrheit über die Ehe ist oder die Würde des menschlichen Embryos, letzten Endes wird sie sich doch durchsetzen. Ebenso muss sich auch die Wahrheit über Christus in uns durchsetzen, wenn wir Freude haben wollen und einen Sinn für das, was zählt. Die unglücklichsten Momente unsres Lebens sind die, in denen wir von Christi Weg abkommen. Welches Laster muss ich vor allem aus meinem Leben verbannen?

3. Untragbar. Wenn wir Christus verleugnen, wird er uns beim Jüngsten Gericht auch verleugnen. Das ist ein ernüchternder Gedanke. Zahlreich sind die Versuchungen, den Glauben hintan zu stellen, menschliche Rücksichtnahme zu zeigen und angesichts des Bösen zu schweigen. Es gibt dafür viele Beispiele: Wir bleiben stumm, wenn eine Verwandte damit prahlt, dass sie mit ihrem Freund zusammenzieht. Wir sagen nichts, wenn ein Mitkatholik in sachlichem Ton Abtreibung und Verhütung verteidigt. Oder wir schreiten als Eltern nicht ein, wenn unser Kind viele Stunden allein im Internet verbringt. Dieses Schweigen und die Untätigkeit geben wir als „Toleranz“ aus. Aber Christus hat nicht zu seinen Jüngern gesagt: „Geht hin und seid tolerant gegenüber allen Dingen“. Sein Gebot lautete vielmehr: „Geht hin und bekehrt alle Völker“. Habe ich geschwiegen, wenn ich hätte Stellung beziehen müssen?

Gespräch mit Christus:  Herr, es ist nicht leicht dir nachzufolgen. Angriffe können von allen Seiten kommen: von der Familie, den Freunden, den Medien. Ich wünschte fast, das Christentum wäre leichter, aber es war auch nicht leicht für dich. Hilf mir also, mich nicht zu beklagen. Gib mir Kraft, tapfer zu sein für dich.

Vorsatz:   Ich will einen heiklen Punkt mit jemandem ansprechen, der mein christliches Zeugnis braucht.