Tägliche Meditationen

Tägliche Meditationen

Sonntag 25. Mai 2008 bis Samstag 31. Mai 2008

Achte Woche im Jahreskreis

P. Eamonn Shelly LC

Zuerst das Reich Gottes suchen Sonntag
Alles oder nichts Montag
Um es zu behalten, musst du es weggeben Dienstag
Sterben ist leben Mittwoch
„Geh“! Donnerstag
„Ja“! Freitag
Jesus finden Samstag


Zuerst das Reich Gottes suchen

25. Mai 2008

Achter Sonntag im Jahreskreis

P. Walter Shu LC

Mt 6,24-34
Niemand kann zwei Herren dienen; er wird entweder den einen hassen und den andern lieben oder er wird zu dem einen halten und den andern verachten. Ihr könnt nicht beiden dienen, Gott und dem Mammon. Deswegen sage ich euch: Sorgt euch nicht um euer Leben und darum, dass ihr etwas zu essen habt, noch um euren Leib und darum, dass ihr etwas anzuziehen habt. Ist nicht das Leben wichtiger als die Nahrung und der Leib wichtiger als die Kleidung? Seht euch die Vögel des Himmels an: Sie säen nicht, sie ernten nicht und sammeln keine Vorräte in Scheunen; euer himmlischer Vater ernährt sie. Seid ihr nicht viel mehr wert als sie? Wer von euch kann mit all seiner Sorge sein Leben auch nur um eine kleine Zeitspanne verlängern? Und was sorgt ihr euch um eure Kleidung? Lernt von den Lilien, die auf dem Feld wachsen: Sie arbeiten nicht und spinnen nicht. Doch ich sage euch: Selbst Salomo war in all seiner Pracht nicht gekleidet wie eine von ihnen. Wenn aber Gott schon das Gras so prächtig kleidet, das heute auf dem Feld steht und morgen ins Feuer geworfen wird, wie viel mehr dann euch, ihr Kleingläubigen! Macht euch also keine Sorgen und fragt nicht: Was sollen wir essen? Was sollen wir trinken? Was sollen wir anziehen? Denn um all das geht es den Heiden. Euer himmlischer Vater weiß, dass ihr das alles braucht. Euch aber muss es zuerst um sein Reich und um seine Gerechtigkeit gehen; dann wird euch alles andere dazugegeben. Sorgt euch also nicht um morgen; denn der morgige Tag wird für sich selbst sorgen. Jeder Tag hat genug eigene Plage.

Einführendes Gebet:   Herr, wenn ich diesen Tag beginne, vertraue ich auf deine unfehlbare Vorsehung. Du bist der tiefste Wunsch meines Herzens. In dieser Zeit des Gebetes will ich allein dir gefallen. Wenn ich vielleicht auch müde oder unbegeistert bin, wenn ich gerade Trockenheit erfahre, dann soll dies mein Gebet sein: Ich gebe dir alles, was ich bin und habe.

Bitte:  Herr, hilf mir, tiefer auf die liebende Vorsehung unseres Himmlischen Vaters zu vertrauen.

1. „Macht euch keine Sorgen um euer Leben.“ Was kann man noch zu den schönen Bildern hinzufügen, die Christus uns von der liebenden Vorsehung des Himmlischen Vaters gibt, damit wir tiefer auf sie vertrauen? Wir müssen bloß daran denken, wie Gott die Vögel des Himmels nährt und die Lilien des Feldes kleidet, und die Wirklichkeit dieser väterlichen Fürsorge für diese kurzlebigen Geschöpfe tief in unsere Seelen eindringen lassen. Um wie viel mehr wird er sich um uns kümmern, die wir das Krönungswerk seiner Hände sind, seine Söhne und Töchter, denen er seinen einzigen Sohn sendet, damit er für sie am Kreuz stirbt? Christus dringt zum wahren Grund unserer Ängste und Sorgen vor, der angstvollen Sorge, die unser Leben so schwer macht: Wir haben zu wenig Glauben. Wenig Glauben und noch weniger Vertrauen in die Güte des Himmlischen Vaters. Darum wollen wir ihm danken für seine Geduld und seiner väterlichen Güte erlauben, die Tiefen unseres Geistes zu durchdringen.

2. „Sucht zuerst das Reich Gottes.“ Unsere Ängste und Sorgen über die materiellen Nöte unseres Alltags lassen uns das eine Notwendige aus den Augen verlieren: Das Streben nach der Heiligkeit, nach der Errichtung des Reiches Christi in unserem eigenen Leben und im Leben derer um uns herum. Wenn wir Christus erlauben würden, unsere Herzen mit der verzehrenden Leidenschaft für die Seelen zu entzünden, wie würde sich dann unser Leben ändern! Wir würden uns von dieser Sendung leiten lassen, immerzu von ihr angetrieben werden – und alle unsere früheren Ängste und Sorgen würden bedeutungslos werden. Dann könnten auch wir mit Christus ausrufen: „Ich bin gekommen, um Feuer auf die Erde zu werfen. Wie froh wäre ich, es würde schon brennen (Lk 12,49)!”

3. Einfachheit des Herzens. Eine Tugend, die uns hilft, Gott mehr zu vertrauen und im apostolischen Eifer zu wachsen, ist die Einfachheit des Herzens. Wenn wir in der Einfachheit des Herzens wachsen, werden wir von Gott niemals eine Erklärung für unsere Berufung oder für unser Leiden verlangen. Dank der Einfachheit des Herzens werden wir in allem Gottes heiligen Willen erkennen, und alles, selbst der Schmerz, wird zu einer Quelle und einem Fluss des Friedens und der Freude. Dank der Einfachheit des Herzens werden wir fähig, die Menschen und ihr Elend zu verstehen und ihnen zu helfen. Dank der Einfachheit des Herzens werden wir niemals Hass, böse Wünsche, Groll oder andere böse Gedanken in unsere Herzen einziehen lassen. Alles wird uns Gott näher bringen.

Gespräch mit Christus:  Herr, hilf mir, durch dieses Gebet in der Einfachheit des Herzens zu wachsen und zu erkennen, dass alles in meinem Leben aus deiner liebenden Hand hervorgeht.

Vorsatz:   Ich will meinen Geist des Glaubens erneuern, damit ich alles, was mir heute geschieht, als Teil der liebenden Vorsehung Gottes erkenne.


Alles oder nichts

26. Mai 2008

Montag der achten Woche im Jahreskreis
Heiliger Philipp Neri, Gedenktag

P. Eamonn Shelly LC

Mk 10,17-27
Als sich Jesus wieder auf den Weg machte, lief ein Mann auf ihn zu, fiel vor ihm auf die Knie und fragte ihn: Guter Meister, was muss ich tun, um das ewige Leben zu gewinnen? Jesus antwortete: Warum nennst du mich gut? Niemand ist gut außer Gott, dem Einen. Du kennst doch die Gebote: Du sollst nicht töten, du sollst nicht die Ehe brechen, du sollst nicht stehlen, du sollst nicht falsch aussagen, du sollst keinen Raub begehen; ehre deinen Vater und deine Mutter! Er erwiderte ihm: Meister, alle diese Gebote habe ich von Jugend an befolgt. Da sah ihn Jesus an, und weil er ihn liebte, sagte er: Eines fehlt dir noch: Geh, verkaufe, was du hast, gib das Geld den Armen, und du wirst einen bleibenden Schatz im Himmel haben; dann komm und folge mir nach! Der Mann aber war betrübt, als er das hörte, und ging traurig weg; denn er hatte ein großes Vermögen. Da sah Jesus seine Jünger an und sagte zu ihnen: Wie schwer ist es für Menschen, die viel besitzen, in das Reich Gottes zu kommen! Die Jünger waren über seine Worte bestürzt. Jesus aber sagte noch einmal zu ihnen: Meine Kinder, wie schwer ist es, in das Reich Gottes zu kommen! Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in das Reich Gottes gelangt. Sie aber erschraken noch mehr und sagten zueinander: Wer kann dann noch gerettet werden? Jesus sah sie an und sagte: Für Menschen ist das unmöglich, aber nicht für Gott; denn für Gott ist alles möglich.

Einführendes Gebet:   Herr Jesus, hilf mir, dass ich alles loslassen kann, um dir in meinem Alltag zu folgen. Wenn ich an irgendetwas in dieser Welt hänge, zeige mir den Weg, mich davon loszureißen, damit ich mich allein auf deinen Lobpreis konzentriere.

Bitte:  Herr, schenke mir ein reines Herz, das immer danach sucht, dir den ersten Rang in meinem Leben zu geben.

1. Nicht nur gut, sondern heilig sein. Den Schritt zu wagen, nicht nur gut, sondern heilig zu sein, ist eine der größten Herausforderungen in unserem Leben. Es gibt viele gute Menschen in der Welt, aber sehr wenig Heiligmäßige oder Heilige. Die Welt braucht das Vorbild heiliger Menschen; sie sind die, die Licht auf die oft traurige und enttäuschte Welt werfen.

2. Gib alles weg! Woran liegt es, dass wir an den materiellen Dingen dieser Welt so hängen? Sie hindern uns, den entscheidenden Schritt zu tun, nach der Heiligkeit in unserem Leben zu streben. Christus rät uns heute, alles wegzugeben. Befreien wir unser Herz von den materiellen Dingen dieser Welt. Verbinden wir unser Herz mit seinem Herzen; das wird uns mit Freude erfüllen.

3. Christus folgen. Die Erzählung von dem reichen jungen Mann ist eine der traurigsten Erzählungen in den Evangelien. Der junge Mann hätte ein großer Apostel wie Petrus oder einer der anderen werden können. Aber er hing zu sehr an seinem Besitz. Wir sollten diesen Fehler nicht machen. Wir sollten die Einladung annehmen, die Christus an jeden von uns richtet, und ihm getreu folgen. Der Weg ist nicht leicht. Er verlangt, dass wir voll und ganz für ihn leben; dann werden wir mit Friede und Freude erfüllt werden.

Gespräch mit Christus:  Herr Jesus, ich weiß, dass du mir jetzt in die Augen schaust und mich aufforderst, dir zu folgen. Schenke mir die Kraft, Herr, nach wahrer Heiligkeit in meinem Leben zu streben. Lass niemals zu, dass ich mich damit begnüge, nur gut zu sein.

Vorsatz:   Ich will für die Bekehrung der Sünder beten.


Um es zu behalten, musst du es weggeben

27. Mai 2008

Dienstag der achten Woche im Jahreskreis

P. Eamonn Shelly LC

Mk 10,28-31
Da sagte Petrus zu ihm: Du weißt, wir haben alles verlassen und sind dir nachgefolgt. Jesus antwortete: Amen, ich sage euch: Jeder, der um meinetwillen und um des Evangeliums willen Haus oder Brüder, Schwestern, Mutter, Vater, Kinder oder Äcker verlassen hat, wird das Hundertfache dafür empfangen: Jetzt in dieser Zeit wird er Häuser, Brüder, Schwestern, Mütter, Kinder und Äcker erhalten, wenn auch unter Verfolgungen, und in der kommenden Welt das ewige Leben. Viele aber, die jetzt die Ersten sind, werden dann die Letzten sein, und die Letzten werden die Ersten sein.

Einführendes Gebet:   Herr Jesus, wenn ich heute vor dein Angesicht trete, möchte ich dir sagen, dass ich an dich glaube. Du bist für mich die wichtigste Person. Ohne dich wäre das Leben so grausam und beschwerlich; aber mit dir werden das Kreuz und das Joch leicht. Gewähre mir die Gnade, mich selbst verleugnen zu können, damit du in meinem Herzen herrschen kannst.

Bitte:  Herr, ich wünsche mir, mich von dieser Welt und meiner Selbstsucht zu lösen, damit dein Licht in mir aufleuchten kann.

1. Gib alles weg. Manchmal ist es hilfreich, das, was wir aufgegeben haben, um Christus zu folgen, mit dem zu vergleichen, was Christus für uns getan hat. Er starb am Kreuz – er hätte für uns nichts Größeres tun können, als sein Leben für uns hinzugeben. Wenn wir uns also selbst bemitleiden oder eine Anerkennung suchen, wie der heilige Petrus, dann sollten wir unseren Blick auf das Kreuz lenken. Dann werden wir erkennen, wie belanglos unser Leiden im Vergleich mit dem Leiden Christi ist.

2. Radikal sein. Christus sagt zu Petrus, dass wir, wenn wir ihm folgen wollen, bereit sein müssen, sogar solche Bereiche unseres Lebens aufzugeben, die uns am nächsten sind – wie unsere Familie. Es ist wirklich bewundernswert, wie viele das im Laufe der Geschichte der Kirche getan haben und ihr Zuhause, um Christus zu folgen, verlassen und diesen Ruf des Herrn auf radikale Weise gelebt haben. Das bedeutet nicht, dass Häuser, Geschwister, Kinder und Äcker schlecht für uns sind. Wenn sie es wären, dann würden sie kein großes Opfer sein. Es geht vielmehr darum, etwas Gutes wegzugeben, um etwas Besseres zu gewinnen.

3. Das Hundertfache. Christus möchte, dass jeder von uns reich ist und das „Hundertfache“ erhält, aber der Reichtum, den er verspricht, ist ein Schatz für unser ewiges Leben. Und er wird umso größer sein, je mehr wir bereit sind, selbstlos zu handeln und für unsere Brüder und Schwestern da zu sein. Wir müssen uns selbst aus dem Radarschirm ausblenden und Gott und unseren Nächsten in den Mittelpunkt stellen.

Gespräch mit Christus:  Herr Jesus, ich möchte dieses „Hundertfache“ erhalten, aber ich stelle fest, dass ich oft nur die Dinge tue, die ich tun möchte. Anstatt Friede und Freude in meinem Herzen erlebe ich wegen meiner Eigenliebe nur Leere. Herr, gewähre mir die Gnade, meine Selbstsucht zu durchbrechen, um Raum für deine Gnade zu schaffen, die Glück mitten in den täglichen Prüfungen schenkt.

Vorsatz:   Ich will meine Hand einem Verwandten ausstrecken, mit dem ich monatelang nicht mehr gesprochen habe.


Sterben ist leben

28. Mai 2008

Mittwoch der achten Woche im Jahreskreis

P. Eamonn Shelly LC

Mk 10,32-45
Während sie auf dem Weg hinauf nach Jerusalem waren, ging Jesus voraus. Die Leute wunderten sich über ihn, die Jünger aber hatten Angst. Da versammelte er die Zwölf wieder um sich und kündigte ihnen an, was ihm bevorstand. Er sagte: Wir gehen jetzt nach Jerusalem hinauf; dort wird der Menschensohn den Hohenpriestern und den Schriftgelehrten ausgeliefert; sie werden ihn zum Tod verurteilen und den Heiden übergeben; sie werden ihn verspotten, anspucken, geißeln und töten. Aber nach drei Tagen wird er auferstehen. Da traten Jakobus und Johannes, die Söhne des Zebedäus, zu ihm und sagten: Meister, wir möchten, dass du uns eine Bitte erfüllst. Er antwortete: Was soll ich für euch tun? Sie sagten zu ihm: Lass in deinem Reich einen von uns rechts und den andern links neben dir sitzen. Jesus erwiderte: Ihr wisst nicht, um was ihr bittet. Könnt ihr den Kelch trinken, den ich trinke, oder die Taufe auf euch nehmen, mit der ich getauft werde? Sie antworteten: Wir können es. Da sagte Jesus zu ihnen: Ihr werdet den Kelch trinken, den ich trinke, und die Taufe empfangen, mit der ich getauft werde. Doch den Platz zu meiner Rechten und zu meiner Linken habe nicht ich zu vergeben; dort werden die sitzen, für die diese Plätze bestimmt sind. Als die zehn anderen Jünger das hörten, wurden sie sehr ärgerlich über Jakobus und Johannes. Da rief Jesus sie zu sich und sagte: Ihr wisst, dass die, die als Herrscher gelten, ihre Völker unterdrücken und die Mächtigen ihre Macht über die Menschen missbrauchen. Bei euch aber soll es nicht so sein, sondern wer bei euch groß sein will, der soll euer Diener sein, und wer bei euch der Erste sein will, soll der Sklave aller sein. Denn auch der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben hinzugeben als Lösegeld für viele.

Einführendes Gebet:   Herr Jesus, zu Beginn dieses Gebetes knie ich mich demütig vor dir hin und bekenne, dass du allein der einzige und wahre Gott bist. Ich bin gekommen, nicht um Trost für mich zu suchen, sondern um dich zu trösten. Ich glaube an deine Liebe zu mir und vertraue auf deine Barmherzigkeit und Liebe. Wie ein kleines Kind gebe ich mich heute in deine Hände. Mache mit mir, was dir gefällt, aber lass mich niemals von dir getrennt sein.

Bitte:  Herr, ich bitte dich, hilf mir zu erkennen, wie mein Ich sterben muss, damit du in mir leben kannst. Gewähre mir größeren Mut, das Kreuz meines Alltags zu tragen.

1. Versagen ist ein Teil des Lebens. Die Apostel können die beunruhigenden Worte, die sie von Jesus hören, nicht ertragen, weil sie nicht vereinbar sind mit dem, was der menschliche Verstand ihnen über einen König oder einen Messias sagt. Erfolg, Macht und Ruhm zeichnen einen König aus. Wie um Himmels willen kann dann ein Kreuz Teil des Planes sein? In den Augen der Welt war das Kreuz Christi ein Zeichen des Versagens; wir aber wissen, dass wir durch das Kreuz siegreich sind.

2. Nimm, was dir gegeben wird. Es ist gut, dass diese Apostel danach strebten, so nah wie möglich beim Herrn des Himmelreichs zu sein. Aber um dort zu sein, müssen auch sie das Kreuz Christi annehmen. Eins ist gewiss: wir alle können uns der Gemeinschaft mit dem Herrn im Himmel nur insofern sicher sein, als wir freiwillig das Kreuz Christi in unserem Leben annehmen. Durch das Kreuz lernen wir, wie wir uns selber sterben und nur für ihn leben.

3. Es ist schwer, demütig zu sein. Wasser und Öl vermischen sich nicht. Das kann nie geschehen. Gott und eine stolze Seele passen niemals zusammen. Wenn wir wollen, dass Gott in unserer Seele wohnt, müssen wir demütig sein. Gott fordert uns in unserer Beziehung zu ihm heraus. Er verlangt von uns, die Tugend der Demut zu leben, welche wir als besonders schwer empfinden. Nur demütige Seelen werden die Heiligkeit erringen.

Gespräch mit Christus:  Herr Jesus, schenke mir die Gnade, die Tugend der Demut erstreben zu wollen, damit du wirklich in mir wohnen kannst.

Vorsatz:   Heute will ich mich bei meinen Kollegen für alles bedanken, was sie für mich tun.


„Geh“!

29. Mai 2008

Donnerstag der achten Woche im Jahreskreis

P. Eamonn Shelly LC

Mk 10,46-52
Sie kamen nach Jericho. Als er mit seinen Jüngern und einer großen Menschenmenge Jericho wieder verließ, saß an der Straße ein blinder Bettler, Bartimäus, der Sohn des Timäus. Sobald er hörte, dass es Jesus von Nazaret war, rief er laut: Sohn Davids, Jesus, hab Erbarmen mit mir! Viele wurden ärgerlich und befahlen ihm zu schweigen. Er aber schrie noch viel lauter: Sohn Davids, hab Erbarmen mit mir! Jesus blieb stehen und sagte: Ruft ihn her! Sie riefen den Blinden und sagten zu ihm: Hab nur Mut, steh auf, er ruft dich. Da warf er seinen Mantel weg, sprang auf und lief auf Jesus zu. Und Jesus fragte ihn: Was soll ich dir tun? Der Blinde antwortete: Rabbuni, ich möchte wieder sehen können. Da sagte Jesus zu ihm: Geh! Dein Glaube hat dir geholfen. Im gleichen Augenblick konnte er wieder sehen, und er folgte Jesus auf seinem Weg.

Einführendes Gebet:   Herr Jesus, ich glaube, dass du mich jetzt im einundzwanzigsten Jahrhundert zu einem deiner Apostel berufen hast. Hilf mir, von meiner Berufung stärker überzeugt zu sein. Ich möchte dein Werkzeug in dieser Welt sein. Hilf mir, soviele Menschen wie nur möglich dazu zu bringen, dich zu erkennen und über alles zu lieben.

Bitte:  Herr Jesus, schenke mir ein Herz, das für dich und dein Reich brennt.

1. Zuhören. Wir müssen Christus zuhören, der in unserem Inneren spricht und uns aufruft, hinauszugehen und durch unser Leben das Evangelium zu verkünden. Erinnern wir uns, wie viel Zeit wir jeden Tag damit verbringen, über uns nachzudenken und nicht über Jesus und sein Reich. Durch die Taufe hat er uns aufgetragen, nicht nur über unseren Glauben Bescheid zu wissen, sondern auch danach zu handeln und ihn mit anderen zu teilen. Der blinde Bettler registrierte aufmerksam das Vorübergehen Jesu; seine Aufmerksamkeit war der erste Schritt zu seiner Heilung.

2. Rufen. Christus wünscht, dass wir so sind, wie es der heilige Paulus war: kühn in der Predigt und in der Verteidigung der Wahrheit. Er will, dass wir unsere Menschenfurcht überwinden. Oft ertappen wir uns dabei, wie wir von dem, was andere denken und sagen, beeinflusst sind, und wie wir unfähig sind, wir selbst zu sein. Die Welt versucht uns einzuschüchtern, indem sie über uns lacht und uns lächerlich erscheinen lässt. In Wirklichkeit will sie uns zwingen, unseren Glauben nur privat zu leben, ohne für Christus und die Wahrheit Zeugnis abzulegen. In solchen Zeiten sollten wir uns wie Bartimäus verhalten – sogar noch lauter schreien als er und für das eintreten, was wahr ist, und beharrlich dabei bleiben. Das verlangt sehr viel von uns; aber kostete es Christus nicht das Leben, für die Wahrheit einzutreten?

3. Sehen. Das Leben des blinden Bartimäus dürfte niemals wieder so gewesen sein, wie es vorher war. Er war durch Christus innerlich vollständig umgewandelt – sogar sein körperliches Leiden war geheilt. Er konnte wieder sehen. „Sehen“ bedeutet, unser Leben und alles, was es mit sich bringt, aus der Perspektive Gottes zu sehen. „Sehen“ bedeutet, dass wir glücklich sind, indem wir den Willen Gottes erfüllen, egal, was er von uns verlangt.

Gespräch mit Christus:  Herr Jesus, ich bitte dich, hilf mir, die großen Taten, die du in meinem Leben vollbringst, zu sehen. Hilf mir, die Erfahrung des Kreuzes als echte Chance zu begreifen, in meiner Beziehung zu dir zu wachsen.

Vorsatz:   Ich will den Namen und das Vorbild Jesu Christi in einem Gespräch, das ich heute mit jemandem führe, verständlich machen.


„Ja“!

30. Mai 2008

Freitag der achten Woche im Jahreskreis
Heiligstes Herz Jesu

P. Eamonn Shelly LC

Mt 11,25-30
In jener Zeit sprach Jesus: Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, weil du all das den Weisen und Klugen verborgen, den Unmündigen aber offenbart hast. Ja, Vater, so hat es dir gefallen. Mir ist von meinem Vater alles übergeben worden; niemand kennt den Sohn, nur der Vater, und niemand kennt den Vater, nur der Sohn und der, dem es der Sohn offenbaren will. Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt. Ich werde euch Ruhe verschaffen. Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir; denn ich bin gütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seele. Denn mein Joch drückt nicht, und meine Last ist leicht.

Einführendes Gebet:   Herr Jesus, ich bitte dich während dieser Meditation um die Gnade, zu jeder Zeit meines Lebens „Ja“ zu dir zu sagen. Was für ein schönes Lebensprogramm - jeden Tag mein bedingungsloses „Ja“ zu dir zu erneuern. Diese Zustimmung muss in Glaube und Vertrauen gegründet sein. Ich glaube an dich, weil du die Wahrheit selber bist und weil du deinen Verheißungen treu bist. Du gibst mich nie auf und enttäuschst mich nie. Ich möchte, dass diese Zeit des Gebetes ein Ausdruck meiner Liebe zu dir sein möge, indem ich danach strebe, dich zu trösten anstatt von dir getröstet zu werden.

Bitte:  Herr, gewähre mir, dass ich zu Gott und anderen großzügig bin.

1. Kurz und bündig. Wenn wir den täglichen Schwierigkeiten und Prüfungen gegenüberstehen, kommen wir leicht durcheinander, weil wir die Probleme drehen und wenden, bis sie zu einem so verwickelten Durcheinander werden, dass sie uns wirklich niederdrücken. Ähnlich kann es uns auch im geistigen Leben ergehen. Wir beginnen viele Ideen, gute Wünsche und Vorsätze hin und her zu schieben, aber nie gelingt etwas, weil uns Klarheit und Führung fehlt. Alles, was wir wirklich brauchen, ist einfach ein Konzept und ein einziges Wort: „Ja“. Das ist ein Wort, das sich leicht sagen lässt, aber das bisweilen schwer zu halten ist. Es sollte Teil unseres täglichen Vokabulars sein, „Ja“ zu Gott und zu unseren Brüdern und Schwestern zu sagen. Jesus sagt zu uns: „Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir; denn ich bin gütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seele. Denn mein Joch drückt nicht, und meine Last ist leicht.“

2. Lernen wir von Christus. Von unserem Herr Jesus Christus können wir lernen, was es heißt, „Ja“ zu sagen. Er sagte „Ja“ zu seiner Menschwerdung und zu seiner Geburt. Er sagte „Ja“ während seiner 30 stillen Jahre in Nazareth. Er sagte “Ja” zu seinem Leiden, seinem Tod und zu seiner Auferstehung, und er fährt fort, „Ja“ zu sagen in der heiligen Eucharistie. In der ganzen Welt ist er gegenwärtig und gibt sich abermals hin für uns durch dieses wunderbare Sakrament.

3. Heiligstes Herz Jesu. Ein Herz, das immer „Ja“ sagt, ist ein Herz, das liebt. Christi Herz ist ein Herz, das jeden von uns mit einer grenzenlosen Liebe liebt. Das Heiligste Herz Jesu will der Menschheit zeigen, dass seine Liebe sogar all jene erreicht, die zu seinem Willen „Nein“ sagen. Sein Herz lädt sie alle ein, zu seiner Herde zurückzukehren. Wir brauchen niemals zu verzweifeln. Alles, was wir tun müssen, ist, uns ihm wieder zuzuwenden, umzukehren. Er erwartet uns mit offenen Armen.

Gespräch mit Christus:  Herr Jesus, ich weiß, dass du zum Willen des Vaters immer „Ja“ gesagt hast. Ich bitte dich, gewähre mir die gleiche Bereitschaft, immer deinen heiligsten Willen zu tun.

Vorsatz:   Ich werde ein „Vaterunser“ für den Frieden in der Welt beten.


Jesus finden

31. Mai 2008

Samstag der achten Woche im Jahreskreis
Unbeflecktes Herz Mariä

P. Eamonn Shelly LC

Lk 2,41-51
Die Eltern Jesu gingen jedes Jahr zum Paschafest nach Jerusalem. Als er zwölf Jahre alt geworden war, zogen sie wieder hinauf, wie es dem Festbrauch entsprach. Nachdem die Festtage zu Ende waren, machten sie sich auf den Heimweg. Der junge Jesus aber blieb in Jerusalem, ohne dass seine Eltern es merkten. Sie meinten, er sei irgendwo in der Pilgergruppe, und reisten eine Tagesstrecke weit; dann suchten sie ihn bei den Verwandten und Bekannten. Als sie ihn nicht fanden, kehrten sie nach Jerusalem zurück und suchten ihn dort. Nach drei Tagen fanden sie ihn im Tempel; er saß mitten unter den Lehrern, hörte ihnen zu und stellte Fragen. Alle, die ihn hörten, waren erstaunt über sein Verständnis und über seine Antworten. Als seine Eltern ihn sahen, waren sie sehr betroffen, und seine Mutter sagte zu ihm: Kind, wie konntest du uns das antun? Dein Vater und ich haben dich voll Angst gesucht. Da sagte er zu ihnen: Warum habt ihr mich gesucht? Wusstet ihr nicht, dass ich in dem sein muss, was meinem Vater gehört? Doch sie verstanden nicht, was er damit sagen wollte. Dann kehrte er mit ihnen nach Nazaret zurück und war ihnen gehorsam. Seine Mutter bewahrte alles, was geschehen war, in ihrem Herzen.

Einführendes Gebet:   Herr Jesus, ich bitte dich, mir immer zu helfen, dass ich dich in meinem täglichen Leben suche. Ich möchte dich mein ganzes Leben lang suchen, weil du ein Freund und zugleich ein Geheimnis bist. Ich will nie aufhören, dich kennen und lieben zu lernen.

Bitte:  Herr, lass mich dich intensiver kennen und lieben lernen.

1. Der Tempel. Jesus wollte bei seinem Vater sein. Es war ganz selbstverständlich, dass er ihn im Hause seines Vaters, im Tempel, suchen sollte, als er alt genug war. Christus kam in die Welt, um zu offenbaren, dass er selbst der wahre Tempel ist: „Reißt diesen Tempel nieder, in drei Tagen werde ich ihn wieder aufrichten“ (Joh 2,19). Von jetzt an werden die, die den Vater suchen, ihn nur in Jesus finden. Wo Jesus ist, dort ist der Vater: „Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen…. Glaubst du nicht, dass ich im Vater bin und der Vater in mir ist?“ (Joh 14,9-10).

2. Die heilige Eucharistie. Manchmal hört man Leute sagen, dass Gott uns verlassen habe: er habe uns hier auf Erden uns selbst überlassen. Ja, im Himmel würde er auf uns warten, aber in der Zwischenzeit müssen wir uns selbst durchschlagen. Dann frage ich sie: „Kann Gott uns je näher kommen, als in der heiligen Eucharistie, wo er wirklich in uns ist?“ Gott wünschte so sehr, in unseren Versuchungen bei uns zu sein, dass er Mensch wurde, um an unserer Seite zu sein und um uns zu zeigen, wie man die Welt und all ihre Mühsale besiegt. Sogar heute finden wir Jesus in der heiligen Eucharistie. Er ist wirklich gegenwärtig: sein Körper, seine Seele und seine Gottheit. Jesus lässt uns nie allein; er ist in der heiligen Eucharistie immer für uns da. Wenn wir Gott in unserem Leben nicht finden können, dann nicht, weil er uns verlassen hat, sondern vielleicht weil wir ihn verlassen haben. Er ist bei uns. Er gibt uns Kraft, selbst wie seine Nachfolger in der Heiligkeit zu wachsen. Wir müssen den Wert der heiligen Eucharistie höher einschätzen.

3. Gebet. Wir finden Jesus auf eine besondere Weise in unserem täglichen Gebet. Gebet ist nicht eine Option für uns, sondern ein Muss für unsere Seele. So wie Wasser notwendig ist, um eine Pflanze am Leben zu erhalten, so ist auch das Gebet notwendig, um unsere Seele lebendig und aufgeschlossen zu halten. Wir sollten jeden Tag im Gebet unser Herz auf Gott ausrichten. Wenn wir in unserem Leben Schwierigkeiten gegenüberstehen, müssen wir zu Gott beten, sie eher als Chance zu begreifen anstatt als Hindernis für unser Glück. Das Gebet hilft uns, diese Prüfungen positiv zu sehen.

Gespräch mit Christus:  Herr Jesus, hilf mir, dich in allem zu suchen, was ich tue. Du bist der Weg, die Wahrheit und das Leben. Nur in dir kann ich wahrhaft Frieden für meine Seele finden.

Vorsatz:   Ich werde ein „Gegrüßet seist du Maria“ für Berufungen beten.