Tägliche Meditationen
Sonntag 16. März 2008 bis Samstag 22. März 2008
Karwoche
P. Shane Lambert LC
Die Darbietung von Lobgesang
16. März 2008
Palmsonntag
P. Shane Lambert LC
Mt 21,1-11
Als sich Jesus mit seinen Begleitern Jerusalem näherte und nach Betfage am Ölberg kam, schickte er zwei Jünger voraus und sagte zu ihnen: Geht in das Dorf, das vor euch liegt; dort werdet ihr eine Eselin angebunden finden und ein Fohlen bei ihr. Bindet sie los, und bringt sie zu mir! Und wenn euch jemand zur Rede stellt, dann sagt: Der Herr braucht sie, er lässt sie aber bald zurückbringen. Das ist geschehen, damit sich erfüllte, was durch den Propheten gesagt worden ist: Sagt der Tochter Zion: Siehe, dein König kommt zu dir. Er ist friedfertig, und er reitet auf einer Eselin und auf einem Fohlen, dem Jungen eines Lasttiers. Die Jünger gingen und taten, was Jesus ihnen aufgetragen hatte. Sie brachten die Eselin und das Fohlen, legten ihre Kleider auf sie, und er setzte sich darauf. Viele Menschen breiteten ihre Kleider auf der Straße aus, andere schnitten Zweige von den Bäumen und streuten sie auf den Weg. Die Leute aber, die vor ihm hergingen und die ihm folgten, riefen: Hosanna dem Sohn Davids! Gesegnet sei er, der kommt im Namen des Herrn. Hosanna in der Höhe! Als er in Jerusalem einzog, geriet die ganze Stadt in Aufregung, und man fragte: Wer ist das? Die Leute sagten: Das ist der Prophet Jesus von Nazaret in Galiläa.
Einführendes Gebet:
Herr Jesus, es ist mein sehnlichster Wunsch, dich in dieser Woche, in der du dein Leiden und deinen Tod für unsere Erlösung auf dich nimmst, zu begleiten. Ich bitte nur darum, dass mir der Glaube und die Ausdauer gegeben werden, damit ich den Fuß des Kreuzes erreiche. Lass meine Liebe so geläutert sein, dass du in mir lebst und nicht ich.
Bitte:
Herr, schenke mir die Gnade der äußersten Beharrlichkeit im Glauben.
1.
Bindet den Esel los!
Der Herr Jesus Christus ist Schöpfer und Erlöser. „Alles ist durch das Wort geworden, und ohne das Wort wurde nichts, was geworden ist.“ (Joh 1,3). Von allen Geschöpfen in der Welt beansprucht Jesus eine angebundene Eselin und ihr Fohlen. Das ist Gottes Plan, Gottes Wille. Aber wem gehören sie? „Das Recht auf Privateigentum, das man sich selbst erarbeitet oder von anderen geerbt oder geschenkt bekommen hat, hebt die Tatsache nicht auf, dass die Erde ursprünglich der ganzen Menschheit übergeben worden ist. Dass die Güter für alle bestimmt sind, bleibt vorrangig, selbst wenn das Gemeinwohl erfordert, das Recht auf und den Gebrauch von Privateigentum zu achten“ (KKK 2403). Jesus will das retten, was ihm gehört. Will ich ihm im Wege stehen? Will ich weiterhin den Strick festhalten? „Jesus macht es seinen Jüngern zur Pflicht, ihn allem und allen vorzuziehen, und schlägt ihnen vor, um seinetwillen und um des Evangeliums willen auf ihren ganzen Besitz zu verzichten. … Das Gebot der Loslösung von den Besitztümern zu erfüllen, ist notwendig, um in das Himmelreich zu gelangen.“ (KKK 2544). Die Frage ist, ob Jesus Anspruch auf die Geschenke erheben darf, die Gott mir anvertraut hat. Welch ein Armutszeugnis, wenn Geschenke letztlich nie zu größerem Nutzen beitragen! Welch eine Undankbarkeit, wenn ich sie nicht dem rechtmäßigen Eigentümer zurückgebe!
2.
Bindet sie los!
Der Herr braucht, was ich habe. Er sendet seine Boten, damit sie die Geschöpfe losbinden, die ich an mich gebunden habe und festhalte. Was ich als mein „Eigentum“ bezeichne, gehört eher ihm. Indem ich ihm überlasse, was ich für einen höheren Verwendungszweck zur Verfügung habe, bin ich frei geworden. Der Herr will einen Plan erfüllen. Ich kann dabei mithelfen oder mich ihm in den Weg stellen. Mein König möchte zu mir auf dem, was mein Lasttier gewesen war, kommen. „Gerecht ist der Herr in allem, was er tut, voll Huld in all seinen Werken.“ (Psalm 145,17). Ich muss meinen Schöpfer als meinen Erlöser handeln lassen. „Siehe, dein König kommt zu dir. Er ist friedfertig, und er reitet auf einer Eselin und auf einem Fohlen, dem Jungen eines Lasttiers.“
3.
Singe ein Loblied!
Es gibt die treuen Seelen, die in Jesus Christus die Gegenwart Gottes erkennen. Gehöre ich zu ihnen? Der Sohn Davids kommt in aller Demut in die heilige Stadt und ohne große Demonstration von Macht. Die bescheidenen und einfachen Leute wissen, wie man dem Sohn Gottes mit einer schlichten Geste Anerkennung zollt. Sie breiten ihre Kleider und Zweige auf der Straße aus. Einmal hörte ich Jesus sagen: „ … dem, der dir den Mantel wegnimmt, lass auch das Hemd.“(Lk 6,29). Tut es mir immer noch weh, dass er mir meinen Esel genommen hat, so sehr, dass ich jede weitere Aufforderung, ihm Ehre zu erweisen, übelnehme? Mein Erlöser will meinen Rock und ebenso meinen Mantel zurückhaben – er, der meinetwegen bald seinen Rücken zur Geißelung hinhalten wird. Lass mich sie auf dem Boden ausbreiten. Wenn ich eines Tages voll Freude beim Aufleuchten des Osterlichts singen will, dann lass mich meinen Stolz und meinen Neid ablegen, um diesen Lobgesang anzubieten: „Hosanna dem Sohn Davids! Gesegnet sei er, der kommt im Namen des Herrn. Hosanna in der Höhe!“
Gespräch mit Christus:
Herr Jesus, mir ist klar, dass ich an so viele materielle Dinge gebunden bin. Ich klammere mich in falscher Hoffnung an Geschöpfe, die nicht wirklich meine Bedürfnisse befriedigen und mich nicht von meiner Sündhaftigkeit erlösen können. Komm in mein Leben und befreie mich aus Liebe. Lehre mich, die Geschenke, die du mir gegeben hast, zu deiner größeren Ehre zu gebrauchen.
Vorsatz:
Heute will ich gewissenhaft meine Zeit und mein Können aus Liebe zu Gott und zum Nächsten aufopfern – ich will aus uneigennützigen Beweggründen handeln.
Investiere in Christus
17.März 2008
Montag der Karwoche
P. Shane Lambert LC
Joh 12,1-11
Sechs Tage vor dem Paschafest kam Jesus nach Betanien, wo Lazarus war, den er von den Toten auferweckt hatte. Dort bereiteten sie ihm ein Mahl; Marta bediente, und Lazarus war unter denen, die mit Jesus bei Tisch waren. Da nahm Maria ein Pfund echtes, kostbares Nardenöl, salbte Jesus die Füße und trocknete sie mit ihrem Haar. Das Haus wurde vom Duft des Öls erfüllt. Doch einer von seinen Jüngern, Judas Iskariot, der ihn später verriet, sagte: Warum hat man dieses Öl nicht für dreihundert Denare verkauft und den Erlös den Armen gegeben? Das sagte er aber nicht, weil er ein Herz für die Armen gehabt hätte, sondern weil er ein Dieb war; er hatte nämlich die Kasse und veruntreute die Einkünfte. Jesus erwiderte: Lass sie, damit sie es für den Tag meines Begräbnisses tue. Die Armen habt ihr immer bei euch, mich aber habt ihr nicht immer bei euch. Viele Juden hatten erfahren, dass Jesus dort war, und sie kamen, jedoch nicht nur um Jesu willen, sondern auch um Lazarus zu sehen, den er von den Toten auferweckt hatte. Die Hohenpriester aber beschlossen, auch Lazarus zu töten, weil viele Juden seinetwegen hingingen und an Jesus glaubten.
Einführendes Gebet:
Herr Jesus, es ist mein sehnlichster Wunsch, dich in dieser Woche, in der du dein Leiden und deinen Tod für unsere Erlösung auf dich nimmst, zu begleiten. Ich bitte nur darum, dass mir der Glaube und die Ausdauer gegeben werden, damit ich den Fuß des Kreuzes erreiche. Lass meine Liebe so geläutert sein, dass du in mir lebst und nicht ich.
Bitte:
Herr, schenke mir die Gnade äußerster Beharrlichkeit im Glauben.
1.
Dankbarkeit – eine wohlriechende Gabe.
Wenn Christus aus dem Leben eines Christen herausgenommen wird, verändern sich sein Bewusstsein und damit sein Leben, das aber jeden Sinn verliert, weil Christus unser Leben ist. Christus ist unser wahrer Schatz. Er ist der Schatz, der es wert ist, alles zu verkaufen. Ich kann an meinem Leben, meinen Vorlieben nicht festhalten, ohne Christus die Herrschaft über mein Herz zu geben. Lazarus, Marta und Maria wissen das wohl. Wenige Tage vorher hat Jesus Lazarus vom Tode auferweckt. Ebenso hat Jesus meiner Seele das Leben geschenkt – jedes Mal, wenn ich meine Sünden gebeichtet habe. Nicht ohne Grund ruft der heilige Paulus aus: „Denn ihr seid gestorben, und euer Leben ist mit Christus verborgen in Gott.“ (Kol 3,3). Ich muss für Christus leben. Ich muss mein Können in seinen Dienst stellen. Wie Maria will ich mein Gefäß mit Nardenöl aufbrechen. Und ich will dabei nicht an die Kosten denken. Ich habe alles zu verlieren, wenn ich es nicht tue. „ Ahmt Gott nach als seine geliebten Kinder, und liebt einander, weil auch Christus uns geliebt und sich für uns hingegeben hat als Gabe und als Opfer, das Gott gefällt.“ (Eph 5,1-2).
2.
Undankbarkeit – eine armselige Investition.
Egoismus macht blind und undankbar. Der Geizige verachtet die Güte anderer und verspottet die Hochachtung, die Demütige ihren Wohltätern entgegenbringen. Bin ich Sklave meines Besitzes? Bin ich neidisch, weil ich nicht über den Reichtum anderer verfüge? Diejenigen, die lieben und freigebig sind, sind auch die, die Christus frei macht. Wenn ich aus Geiz die Gaben, die Gott mir geschenkt hat, zurückhalte, würde dies bedeuten, dass ich mir einen eigenen Gott mache: „Darum tötet, was irdisch an euch ist: die Unzucht, die Schamlosigkeit, die Leidenschaft, die bösen Begierden und die Habsucht, die ein Götzendienst ist.“ (Kol 3,5). Ich diene nicht den Armen, wenn ich die verachte, die ihren Schatz in Christus gefunden haben. Verrat lauert in der Seele, die in ihren niedrigen Leidenschaften gefangen ist, wie es bei Judas der Fall war. Es ist besser, meine Münzen zu spenden und Gott Weihrauch zu opfern, als die Silberstücke zu horten, die andernfalls zur Entlohnung von Bestechungen verwendet werden. Ich will in Christi Leben investieren, damit er mir meine Erbärmlichkeit nehmen kann.
3.
Christus ist unser Schatz.
Christus verteidigt die Menschen, die aus echter religiöser Überzeugung leben, die den Wert ihres Opfers aus glaubwürdiger Liebe kennen: „Lass sie, damit sie es für den Tag meines Begräbnisses tue.“ Die Welt, so wie wir sie kennen, wird vergehen. Nur die Liebe bleibt. Die Geschenke der Schöpfung sind wertlos, außer wenn sie verwendet werden, um Liebe zu schenken. Wenn Jesus vor aller Welt stirbt, so bleibt die Liebe Gottes doch weiterbestehen. Wenn alles verloren zu sein scheint, dann bedeutet das, dass liebende Seelen nicht verloren sind. Oder umgekehrt, „Was nützt es einem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, dabei aber sein Leben einbüßt? Um welchen Preis könnte ein Mensch sein Leben zurückkaufen?“ (Mk 8,36-37). So will ich meinen Besitz, mein ganzes Leben, in Christus investieren. Geizige vertun die Gelegenheiten zu lieben: „Die Armen habt ihr immer bei euch, mich aber habt ihr nicht immer bei euch.“ Echte Hingabe an Gott wird uns dazu bringen, in unserem Nächsten Christus zu lieben.
Gespräch mit Christus:
Herr Jesus, ich ziehe es vor, den Duft von Maria statt den üblen Geruch von Judas zu verbreiten. Lehre meinem Herzen Freigebigkeit, so dass ich alles, was ich von dir erhalten habe, in deinen Dienst stelle, damit es reichlich Frucht trägt und nicht durch meinen Egoismus verdirbt. Lass mich niemals die täglichen Gelegenheiten verpassen, dir in meinem Nächsten zu dienen.
Vorsatz:
Heute will ich wieder eine Gelegenheit suchen, meine Zeit und mein Können aus Liebe zu Gott und meinem Nächsten aufzuopfern.
Treu ergebene Liebe bleibt bestehen
18. März 2008
Dienstag der Karwoche
P. Shane Lambert LC
Joh 13,21-33, 36-38
Jesus saß zu Tisch mit seinen Jüngern und war im Innersten erschüttert und bekräftigte: Amen, amen, das sage ich euch: Einer von euch wird mich verraten. Die Jünger blickten sich ratlos an, weil sie nicht wussten, wen er meinte. Einer von den Jüngern lag an der Seite Jesu; es war der, den Jesus liebte. Simon Petrus nickte ihm zu, er solle fragen, von wem Jesus spreche. Da lehnte sich dieser zurück an die Brust Jesu und fragte ihn: Herr, wer ist es? Jesus antwortete: Der ist es, dem ich den Bissen Brot, den ich eintauche, geben werde. Dann tauchte er das Brot ein, nahm es und gab es Judas, dem Sohn des Simon Iskariot. Als Judas den Bissen Brot genommen hatte, fuhr der Satan in ihn. Jesus sagte zu ihm: Was du tun willst, das tu bald! Aber keiner der Anwesenden verstand, warum er ihm das sagte. Weil Judas die Kasse hatte, meinten einige, Jesus wolle ihm sagen: Kaufe, was wir zum Fest brauchen!, oder Jesus trage ihm auf, den Armen etwas zu geben. Als Judas den Bissen Brot genommen hatte, ging er sofort hinaus. Es war aber Nacht. Als Judas hinausgegangen war, sagte Jesus: Jetzt ist der Menschensohn verherrlicht, und Gott ist in ihm verherrlicht. Wenn Gott in ihm verherrlicht ist, wird auch Gott ihn in sich verherrlichen, und er wird ihn bald verherrlichen. Meine Kinder, ich bin nur noch kurze Zeit bei euch. Ihr werdet mich suchen, und was ich den Juden gesagt habe, sage ich jetzt auch euch: Wohin ich gehe, dorthin könnt ihr nicht gelangen. Simon Petrus sagte zu ihm: Herr, wohin willst du gehen? Jesus antwortete: Wohin ich gehe, dorthin kannst du mir jetzt nicht folgen. Du wirst mir aber später folgen. Petrus sagte zu ihm: Herr, warum kann ich dir jetzt nicht folgen? Mein Leben will ich für dich hingeben. Jesus entgegnete: Du willst für mich dein Leben hingeben? Amen, amen, das sage ich dir: Noch bevor der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen.
Einführendes Gebet:
Herr Jesus, es ist mein sehnlichster Wunsch, dich in dieser Woche, in der du dein Leiden und deinen Tod für unsere Erlösung auf dich nimmst, zu begleiten. Ich bitte nur darum, dass mir der Glaube und die Ausdauer gegeben werden, damit ich den Fuß des Kreuzes erreiche. Lass meine Liebe so geläutert sein, dass du in mir lebst und nicht ich.
Bitte:
Herr, schenke mir die Gnade äußerster Beharrlichkeit im Glauben.
1.
Das Potential zum Verrat.
Der Name „Christ“ allein ist keine Garantie für die Treue zu Christus. Eine von Christus auserwählte Seele kann sich verändern und sich von ihm trennen wollen. Wie das Evangelium berichtet, „ war Jesus im Innersten erschüttert und bekräftigte: Amen, amen, das sage ich euch: Einer von euch wird mich verraten.“ Ich kann meine Erlösung nicht als garantiert betrachten. Ich muss mich beharrlich um Glauben und sittliche Gesinnung bemühen. Nehme ich die Warnung Christi zu leicht? Ist Jesus meinetwegen besorgt? Furcht vor dem Herrn ist ein Geschenk des Heiligen Geistes (KKK 1831). Ich sollte erschaudern bei dem Gedanken, dass ich Gott immer wieder beleidigen könnte. Jede Sünde, die ich begehe, ist eine Ablehnung der unendlichen Liebe Gottes zu mir. Ich will einsehen, dass die Treue zur Gnade Gottes bedingungslos sein muss.
2.
Herr, wer ist es?
Jesus antwortet auf die Frage, wer der Verräter sei: „Der ist es, dem ich den Bissen Brot, den ich eintauche, geben werde.“ Jesus spricht über einen engen Freund. Jesus spricht von jemandem, der seine Gaben erhalten hat, aber sich dann wegstehlen will, um seinem eigenen Willen zu folgen anstatt dem Willen Gottes. Ewige Erlösung ist nicht garantiert, nicht einmal für Christen. Gott liebt jeden so, dass er uns sein Bild eingeprägt hat, indem er uns den Verstand und den freien Willen schenkte. Gott liebt uns so sehr, dass er unsere Freiheit respektiert: „Was du tun willst, das tu bald!“ Gott leistet der menschlichen Freiheit keinen Widerstand, da sie für die Liebe bestimmt ist – auch wenn diese Liebe und das Vertrauen verraten werden. Das Böse ist ein Geheimnis, aber es ist kein Geheimnis, was Sünde ist. Herr, lass nicht zu, dass ich mich jemals von dir trenne. Lass mich treu zu deiner Freundschaft stehen.
3.
Die Herrlichkeit der triumphierenden Liebe.
Jesus muss verherrlicht werden, weil seine Liebe triumphieren wird. Auch wenn der Mensch untreu ist, Gott ist immer treu. Liebe bewährt sich in der Prüfung. Die Liebe Christi überdauert die Untreue der Sünde. Wenn auch Christus in seiner Liebe treu zu uns steht, so bleibt er doch zuerst Gott seinem Vater treu: „Jetzt ist der Menschensohn verherrlicht, und Gott ist in ihm verherrlicht.“ Diese Verherrlichung wird eine neue Offenbarung für die Menschheit sein: die Tiefe der göttlichen Liebe. „Wohin ich gehe, dorthin könnt ihr nicht gelangen.“ Christus ist dabei, uns anhand seines Beispiels zu lehren, wie die andere Wange hinzuhalten ist, wie die extra Meile zu gehen ist, wie Rock und Mantel zu verschenken sind. Er ist dabei zu demonstrieren, wie das Samenkorn, das stirbt, reiche Frucht tragen wird. Der Mensch kennt ohne diese Beispiele und ohne die Gnade nur das Prinzip „Aug’ um Auge“, „Zahn um Zahn“ und das Recht auf Selbstverteidigung – wenn nicht sogar Feigheit. Bin ich bescheiden genug, um aus den Beispielen Christi zu lernen?
Gespräch mit Christus:
Herr Jesus, gewähre mir die Demut, aus deinem Beispiel zu lernen. So häufig gehe ich davon aus, dass ich so, wie ich bin, deiner Freundschaft würdig bin, oder ich denke, dass ich tugendhafter bin als ich es tatsächlich bin. Lass deine Gnade in meinem Herzen siegen, so dass meine Bekehrung dir zum Ruhm gereichen wird.
Vorsatz:
Heute will ich eine meiner Verpflichtungen tugendhaft und stillschweigend erfüllen, um sicher zu gehen, dass mein Handeln meinen Worten vorausgeht.
Das Leben steht auf dem Spiel
19. März 2008
Mittwoch der Karwoche
P. Shane Lambert LC
Mt 26,14-25
Darauf ging einer der Zwölf namens Judas Iskariot zu den Hohenpriestern und sagte: Was wollt ihr mir geben, wenn ich euch Jesus ausliefere? Und sie zahlten ihm dreißig Silberstücke. Von da an suchte er nach einer Gelegenheit, ihn auszuliefern. Am ersten Tag des Festes der Ungesäuerten Brote gingen die Jünger zu Jesus und fragten: Wo sollen wir das Paschamahl für dich vorbereiten? Er antwortete: Geht in die Stadt zu dem und dem und sagt zu ihm: Der Meister lässt dir sagen: Meine Zeit ist da; bei dir will ich mit meinen Jüngern das Paschamahl feiern. Die Jünger taten, was Jesus ihnen aufgetragen hatte, und bereiteten das Paschamahl vor. Als es Abend wurde, begab er sich mit den zwölf Jüngern zu Tisch. Und während sie aßen, sprach er: Amen, ich sage euch: Einer von euch wird mich verraten und ausliefern. Da waren sie sehr betroffen, und einer nach dem andern fragte ihn: Bin ich es etwa, Herr? Er antwortete: Der, der die Hand mit mir in die Schüssel getaucht hat, wird mich verraten. Der Menschensohn muss zwar seinen Weg gehen, wie die Schrift über ihn sagt. Doch weh dem Menschen, durch den der Menschensohn verraten wird. Für ihn wäre es besser, wenn er nie geboren wäre. Da fragte Judas, der ihn verriet: Bin ich es etwa, Rabbi? Jesus sagte zu ihm: Du sagst es.
Einführendes Gebet:
Herr Jesus, es ist mein sehnlichster Wunsch, dich in dieser Woche, in der du dein Leiden und deinen Tod für unsere Erlösung auf dich nimmst, zu begleiten. Ich bitte nur darum, dass mir der Glaube und die Ausdauer gegeben werden, damit ich den Fuß des Kreuzes erreiche. Lass meine Liebe so geläutert sein, dass du in mir lebst und nicht ich.
Bitte:
Herr, schenke mir die Gnade äußerster Beharrlichkeit im Glauben.
1.
Egoistische Motive.
Mit der Zerrüttung des Vertrauensverhältnisses zu Jesus ist der wahre Charakter von Judas zum Vorschein gekommen: seine sündhaften Triebe übergehen sogar das wichtigste Sittengesetz. Ein Freund liebt eine andere Person so, wie sie ist; ein Feind behandelt eine andere Person wie eine Sache. Ein Freund zu sein, bedarf der Nächstenliebe; dagegen zerstört Egoismus die Freundschaft. Der Mensch erniedrigt sich selbst, wenn er die Liebe zerstört. Nachdem Judas einmal seine Liebe zu Gott verloren hat, behandelt er Jesus wie eine Sache zur persönlichen Bereicherung: „Was wollt ihr mir geben … ?“ enthüllt seine Motivation. Judas ist unmoralisch geworden: glänzende Metallstücke reizen ihn so, dass ihm das Vergießen unschuldigen Blutes nichts ausmacht. Deshalb wehe mir, wenn ich egoistisch bin. Wehe mir, wenn ich kein Problem damit habe, dass andere „den Preis zahlen“, während ich meinen eigenen Vorteil suche. Gott möge mein Herz aus Stein aufbrechen. Ich muss immer offen für die Nöte anderer sein und ihnen aus Liebe zu Gott dienen.
2.
Die festgelegte Zeit.
Jesus erwartet seine „Zeit“. Er nennt das Paschamahl mit seinen Jüngern „Feier“. Jesus ist das Lamm Gottes, das gekommen ist, um die Sünden der Welt hinwegzunehmen (vgl. Joh 1,29). Beim Letzten Abendmahl wird Jesus ein Beispiel geben, damit auch wir so handeln wie er: einander zu lieben, wie er uns geliebt hat (vgl. Joh 13,34). Jesus ist imstande, das Leiden, das er unseretwegen ertragen wird, feierlich zu begehen, da er die Freude echter Freundschaft in sich trägt. Bin ich imstande, Schwierigkeiten um der Freundschaft mit anderen willen freudig zu ertragen? Ich will lernen, Opfer für sie zu bringen.
3.
Zwecklose Verleugnung.
Der erbärmliche Zustand des Judas nach seinem Verrat zeigt, wie die Sünde den Sünder blind macht. Ein echtes Versprechen ist durch leere Versprechungen ersetzt worden: Judas hatte durch die Freundschaft mit Christus die Garantie des ewigen Lebens; dieses Versprechen tauscht er nun ein gegen die Illusion, die dreißig Silberstücke vermitteln. Echte Treue ist in Christus begründet, der freiwillig sein Leben für seine Freunde hingibt, doch Judas kündigt das Vertrauen auf und findet sich jetzt denen verpflichtet, die es ablehnen, sich selbst ihm zu geben – sie geben ihm nur Metallstücke für unschuldiges Blut. Sünde verbirgt auch den Kern des Menschen hinter einer verlogenen Maske: Christus, der Sohn Gottes – „ich bin der ich bin“ – will das Abbild und die Gottähnlichkeit in der Seele des Judas wiederherstellen, doch er hört die Antwort eines verräterischen Herzens: „Bin ich es etwa?“ – die strikte Leugnung der Wahrheit beendet seine Beziehung zu Gott. So sinnlos ist es, die Sünde zu wählen. So widersinnig ist es, den eigenen Willen über den Willen Gottes zu stellen. Herr, bewahre mich vor Betrug.
Gespräch mit Christus:
Herr, ich lobe und preise dich für deine Barmherzigkeit und Freundschaft mit mir. Schenke mir ein großzügiges Herz, um immer dir dienen zu wollen. Gib, dass ich mir niemals den Geiz und das blinde Herz eines Verräters zulege.
Vorsatz:
Heute will ich wieder eine Gelegenheit suchen, meine Zeit und mein Können aus Liebe zu Gott und meinem Nächsten aufzuopfern.
Dienen in Demut
20. März 2008
Gründonnerstag
P. Shane Lambert LC
Joh 13,1-15
Es war vor dem Paschafest. Jesus wusste, dass seine Stunde gekommen war, um aus dieser Welt zum Vater hinüberzugehen. Da er die Seinen, die in der Welt waren, liebte, erwies er ihnen seine Liebe bis zur Vollendung. Es fand ein Mahl statt, und der Teufel hatte Judas, dem Sohn des Simon Iskariot, schon ins Herz gegeben, ihn zu verraten und auszuliefern. Jesus, der wusste, dass ihm der Vater alles in die Hand gegeben hatte und dass er von Gott gekommen war und zu Gott zurückkehrte, stand vom Mahl auf, legte sein Gewand ab und umgürtete sich mit einem Leinentuch. Dann goss er Wasser in eine Schüssel und begann, den Jüngern die Füße zu waschen und mit dem Leinentuch abzutrocknen, mit dem er umgürtet war. Als er zu Simon Petrus kam, sagte dieser zu ihm: Du, Herr, willst mir die Füße waschen? Jesus antwortete ihm: Was ich tue, verstehst du jetzt noch nicht; doch später wirst du es begreifen. Petrus entgegnete ihm: Niemals sollst du mir die Füße waschen! Jesus erwiderte ihm: Wenn ich dich nicht wasche, hast du keinen Anteil an mir. Da sagte Simon Petrus zu ihm: Herr, dann nicht nur meine Füße, sondern auch die Hände und das Haupt. Jesus sagte zu ihm: Wer vom Bad kommt, ist ganz rein und braucht sich nur noch die Füße zu waschen. Auch ihr seid rein, aber nicht alle. Er wusste nämlich, wer ihn verraten würde; darum sagte er: Ihr seid nicht alle rein. Als er ihnen die Füße gewaschen, sein Gewand wieder angelegt und Platz genommen hatte, sagte er zu ihnen: Begreift ihr, was ich an euch getan habe? Ihr sagt zu mir Meister und Herr, und ihr nennt mich mit Recht so; denn ich bin es. Wenn nun ich, der Herr und Meister, euch die Füße gewaschen habe, dann müsst auch ihr einander die Füße waschen. Ich habe euch ein Beispiel gegeben, damit auch ihr so handelt, wie ich an euch gehandelt habe.
Einführendes Gebet:
Herr Jesus, es ist mein sehnlichster Wunsch, dich in dieser Woche, in der du dein Leiden und deinen Tod für unsere Erlösung auf dich nimmst, zu begleiten. Ich bitte nur darum, dass mir der Glaube und die Ausdauer gegeben werden, damit ich den Fuß des Kreuzes erreiche. Lass meine Liebe so geläutert sein, dass du in mir lebst und nicht ich.
Bitte:
Herr, schenke mir die Gnade äußerster Beharrlichkeit im Glauben.
1.
Seine Stunde, seine Liebe.
„Jesus wusste, dass seine Stunde gekommen war, um aus dieser Welt zum Vater hinüberzugehen.“ Trotz der Schwierigkeiten, denen er gegenüberstand, litt Jesus im Alter von dreiunddreißig Jahren nicht an einer Midlife-Crisis. Er wusste, wer er war, woher er kam und wohin er ging. Er kannte die Prüfungen, die bald seinen sterblichen Körper vernichten würden. Sie würden dazu dienen, seine Liebe zu beweisen. „Da er die Seinen, die in der Welt waren, liebte, erwies er ihnen seine Liebe bis zur Vollendung.“ Liebe erträgt alles. Liebe kann sogar die schlimmsten Situationen zum Guten wenden. Liebe erlöst. Gerade der Verrat an seiner Freundschaft lässt ihn die Aufrichtigkeit seiner eigenen Freundschaft unter Beweis stellen: „Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben hingibt für seine Freunde.“
Freiwilliger Dienst.
Jesus hat nicht um „Erlaubnis“ gebeten, demütig zu sein und zu dienen. Die Frage des Petrus, „du, Herr, willst mir die Füße waschen?“, ist nicht als eine wirkliche Nachfrage zu verstehen, sondern eher als eine kritische Bemerkung zu dem, was Jesus zu tun beabsichtigte. Brauchen Demut und Liebe unsere „Erlaubnis“? Die Frage lautet: wer ist demütig genug, um die Liebe eines anderen zu empfangen? Bin ich demütig genug, um Jesu Liebe zu mir zu empfangen? Jesu Demut und Nächstenliebe wirken reinigend. Und tatsächlich muss gerade die Einstellung, „niemals sollst du mir die Füße waschen“, weggewaschen werden. Nur die Armen im Geist, die, die ein reines Herz haben, und die, die wie die Kinder sind, werden in das Himmelreich eingehen: „Wenn ich dich nicht wasche, hast du keinen Anteil an mir“. Dann soll Christus mich reinwaschen entsprechend seinem gnadenreichen Beispiel. Sonst werde ich meinen Anteil an ihm verlieren. Doch wenn er mich durch sein Wort reingewaschen hat, dann muss ich nur noch meine Füße sauber halten.
3.
Vorbildlicher Lehrer.
Wenn ich ein Jünger bin, muss ich sorgfältig das verstehen und annehmen wollen, was er mir durch sein Beispiel beibringen will. Jesus fragt: „Begreift ihr, was ich an euch getan habe?“ Wenn überhaupt, dann könnte der Meister von seinem Diener verlangen, dass er ihm die Füße wäscht und nicht umgekehrt. Jesus ist der Herr und Meister, er ist der gute Lehrer. Ich bin sein Jünger. Dennoch hat er seine Autorität nicht demonstriert, indem er Gehorsam durch Machtausübung einforderte, sondern eher dadurch, dass er die Macht der Tugend offenbarte: Demut und Nächstenliebe – und deren Fähigkeit, zu lehren und zu überzeugen. „Wenn nun ich, der Herr und Meister, euch die Füße gewaschen habe, dann müsst auch ihr einander die Füße waschen.“ Er hat uns sein Vorbild zum Nachahmen gegeben, so dass ich ebenso handeln kann. Wessen Füße soll ich waschen?
Gespräch mit Christus:
Herr, fahre fort, mich durch dein Wort zu läutern, damit ich als rein befunden werden kann, auch wenn ich meine Füße waschen muss wegen der Berührung, die ich unvermeidlich mit der Welt habe. Gewähre mir die Demut und Nächstenliebe, damit ich deine Tugenden nachahmen kann.
Vorsatz:
Heute werde ich mich selbst demütigen, um jemandem in Not zu dienen, besonders jemandem, dem gegenüber ich Widerwillen verspürt habe.
Seht, da ist der Mensch
21. März 2008
Karfreitag
P. Shane Lambert LC
Joh 19,1-37
Darauf ließ Pilatus Jesus geißeln. Die Soldaten flochten einen Kranz aus Dornen; den setzten sie ihm auf und legten ihm einen purpurroten Mantel um. Sie stellten sich vor ihn hin und sagten: Heil dir, König der Juden! Und sie schlugen ihm ins Gesicht. Pilatus ging wieder hinaus und sagte zu ihnen: Seht, ich bringe ihn zu euch heraus; ihr sollt wissen, dass ich keinen Grund finde, ihn zu verurteilen. Jesus kam heraus; er trug die Dornenkrone und den purpurroten Mantel. Pilatus sagte zu ihnen: Seht, da ist der Mensch! Als die Hohenpriester und ihre Diener ihn sahen, schrien sie: Ans Kreuz mit ihm, ans Kreuz mit ihm! Pilatus sagte zu ihnen: Nehmt ihr ihn, und kreuzigt ihn! Denn ich finde keinen Grund, ihn zu verurteilen. Die Juden entgegneten ihm: Wir haben ein Gesetz, und nach diesem Gesetz muss er sterben, weil er sich als Sohn Gottes ausgegeben hat. Als Pilatus das hörte, wurde er noch ängstlicher. Er ging wieder in das Prätorium hinein und fragte Jesus: Woher stammst du? Jesus aber gab ihm keine Antwort. Da sagte Pilatus zu ihm: Du sprichst nicht mit mir? Weißt du nicht, dass ich Macht habe, dich freizulassen, und Macht, dich zu kreuzigen? Jesus antwortete: Du hättest keine Macht über mich, wenn es dir nicht von oben gegeben wäre; darum liegt größere Schuld bei dem, der mich dir ausgeliefert hat. Daraufhin wollte Pilatus ihn freilassen, aber die Juden schrien: Wenn du ihn freilässt, bist du kein Freund des Kaisers; jeder, der sich als König ausgibt, lehnt sich gegen den Kaiser auf. Auf diese Worte hin ließ Pilatus Jesus herausführen, und er setzte sich auf den Richterstuhl an dem Platz, der Lithostrotos, auf hebräisch Gabbata, heißt. Es war am Rüsttag des Paschafestes, ungefähr um die sechste Stunde. Pilatus sagte zu den Juden: Da ist euer König! Sie aber schrien: Weg mit ihm, kreuzige ihn! Pilatus aber sagte zu ihnen: Euren König soll ich kreuzigen? Die Hohenpriester antworteten: Wir haben keinen König außer dem Kaiser. Da lieferte er ihnen Jesus aus, damit er gekreuzigt würde. Sie übernahmen Jesus. Er trug sein Kreuz und ging hinaus zur sogenannten Schädelhöhe, die auf hebräisch Golgota heißt. Dort kreuzigten sie ihn und mit ihm zwei andere, auf jeder Seite einen, in der Mitte Jesus. Pilatus ließ auch ein Schild anfertigen und oben am Kreuz befestigen; die Inschrift lautete: Jesus von Nazaret, der König der Juden. Dieses Schild lasen viele Juden, weil der Platz, wo Jesus gekreuzigt wurde, nahe bei der Stadt lag. Die Inschrift war hebräisch, lateinisch und griechisch abgefasst. Die Hohenpriester der Juden sagten zu Pilatus: Schreib nicht: Der König der Juden, sondern dass er gesagt hat: Ich bin der König der Juden. Pilatus antwortete: Was ich geschrieben habe, habe ich geschrieben. Nachdem die Soldaten Jesus ans Kreuz geschlagen hatten, nahmen sie seine Kleider und machten vier Teile daraus, für jeden Soldaten einen. Sie nahmen auch sein Untergewand, das von oben her ganz durchgewebt und ohne Naht war. Sie sagten zueinander: Wir wollen es nicht zerteilen, sondern darum losen, wem es gehören soll. So sollte sich das Schriftwort erfüllen: Sie verteilten meine Kleider unter sich und warfen das Los um mein Gewand. Dies führten die Soldaten aus. Bei dem Kreuz Jesu standen seine Mutter und die Schwester seiner Mutter, Maria, die Frau des Klopas, und Maria von Magdala. Als Jesus seine Mutter sah und bei ihr den Jünger, den er liebte, sagte er zu seiner Mutter: Frau, siehe, dein Sohn! Dann sagte er zu dem Jünger: Siehe, deine Mutter! Und von jener Stunde an nahm sie der Jünger zu sich. Danach, als Jesus wusste, dass nun alles vollbracht war, sagte er, damit sich die Schrift erfüllte: Mich dürstet. Ein Gefäß mit Essig stand da. Sie steckten einen Schwamm mit Essig auf einen Ysopzweig und hielten ihn an seinen Mund. Als Jesus von dem Essig genommen hatte, sprach er: Es ist vollbracht! Und er neigte das Haupt und gab seinen Geist auf. Weil Rüsttag war und die Körper während des Sabbats nicht am Kreuz bleiben sollten, baten die Juden Pilatus, man möge den Gekreuzigten die Beine zerschlagen und ihre Leichen dann abnehmen; denn dieser Sabbat war ein großer Feiertag. Also kamen die Soldaten und zerschlugen dem ersten die Beine, dann dem andern, der mit ihm gekreuzigt worden war. Als sie aber zu Jesus kamen und sahen, dass er schon tot war, zerschlugen sie ihm die Beine nicht, sondern einer der Soldaten stieß mit der Lanze in seine Seite, und sogleich floss Blut und Wasser heraus. Und der, der es gesehen hat, hat es bezeugt, und sein Zeugnis ist wahr. Und er weiß, dass er Wahres berichtet, damit auch ihr glaubt. Denn das ist geschehen, damit sich das Schriftwort erfüllte: Man soll an ihm kein Gebein zerbrechen. Und ein anderes Schriftwort sagt: Sie werden auf den blicken, den sie durchbohrt haben.
Einführendes Gebet:
Herr Jesus, es ist mein sehnlichster Wunsch, dich in dieser Woche, in der du dein Leiden und deinen Tod für unsere Erlösung auf dich nimmst, zu begleiten. Ich bitte nur darum, dass mir der Glaube und die Ausdauer gegeben werden, damit ich den Fuß des Kreuzes erreiche. Lass meine Liebe so geläutert sein, dass du in mir lebst und nicht ich.
Bitte:
Herr, schenke mir die Gnade äußerster Beharrlichkeit im Glauben.
1.
Scheinheilige Menschheit.
Pilatus hat Jesus geißeln lassen. Was denkt Pilatus – versucht er, die Wahrheit durch Schläge zu bezwingen? Kann er einen Weg finden, die Wahrheit zu unterwerfen, damit sie seinen Zwecken dient? Sobald jemand einen anderen missbraucht, verstärken andere schnell diesen Missbrauch. Die brutalen Soldaten verstanden die Herabwürdigung eines Königs durch Pilatus. Sie spotteten sofort: „Heil dir, König der Juden.“ Mit grausamem Humor wird Christus mit einer Dornenkrone und einem purpurroten Mantel dekoriert. Die Wahrheit steckt einen weiteren Schlag ein. Die Ironie ist, dass der Mensch häufig Mitleid sucht, weil er die Wahrheit geopfert hat: „Seht, ich bringe ihn zu euch heraus; ihr sollt wissen, dass ich keinen Grund finde, ihn zu verurteilen.“ Mache ich jemals einen Märtyrer aus mir, wenn es sich herausstellt, dass jemand anders den Preis für meine Schwäche zahlt? Pilatus gibt vor, ein Mensch zu sein, der Zuflucht zur Gewalt nimmt, während ihm selbst aber der Mut fehlt, für die Wahrheit einzustehen. „Seht, da ist der Mensch“: der Mensch Pilatus wagt es erst, sich so darzustellen, als ob er dem Menschen überlegen sei, nachdem er Letzteren bis zur Unkenntlichkeit zerschlagen hat.
2.
Machtspiel.
Pilatus bestraft skrupellos einen unschuldigen Menschen: er übt gottähnliche Macht aus, wenn er, trotz des Urteils „ich finde keine Schuld an ihm“, fortfährt, ihn um der Demonstration seiner Macht willen blutig zu schlagen. Skrupellosigkeit fürchtet nicht das Böse, außer wenn ihre Ansprüche auf Vorrangstellung aufgegeben sind. Pilatus maßte sich an, diese Person auf ein Objekt politischen Nutzens zu reduzieren, aber duckte sich feige bei dem Vorwurf, er hätte auf diese Weise den besagten Sohn Gottes missbraucht. Sein Stolz, der versucht hatte, alles zu beherrschen, war von seiner latenten Unwissenheit bedroht: daher verlangt Pilatus, von Jesus zu erfahren, „Woher stammst du?“ Seine Arroganz fährt fort, sich herabzulassen zu dem Einen, der gut beweisen könnte, dass er sein Meister ist: Jesus aber lehnt es ab, von seinem Einfluss beherrscht zu werden. Muss Christus auch auf meine unberechtigten Forderungen immer schweigen? Wenn ich Tugendhaftigkeit besitze, sollte ich sie nutzen, um Gott und meinen Nächsten zu lieben, nicht mich selbst. Wenn Pilatus Macht hat, dann ist er gehalten, sie für das Allgemeinwohl einzusetzen und gleichzeitig die Würde des einzelnen zu respektieren. Jesus antwortet: „Du hättest keine Macht über mich, wenn es dir nicht von oben gegeben wäre.“
3.
Kinder Gottes durch den Sohn.
Jesus ist dabei zu beweisen, dass, „wenn das Weizenkorn stirbt, es reiche Frucht bringen wird.“ Er opfert sein Leben am Kreuz. Ich bin aufgerufen, mit Johannes und Maria am Fuß des Kreuzes zu stehen. Durch sein Wort und das Wasser, das aus seiner Seite floss, bin ich ein Kind Gottes durch Gottes Sohn geworden. Jesus sagt zu seiner Mutter „Frau, sieh dein Sohn“ und zu seinem Jünger „sieh, deine Mutter“. Maria ist die Mutter aller Christen geworden, denn diejenigen, die den gekreuzigten Christus annehmen, sind Söhne und Töchter Gottes geworden. Jesus dürstet nach Seelen. Er kam in die Welt, um die Seinen zu erlösen. Wenn er einmal unsere Herzen für sich gewonnen hat, kann er sagen, „es ist vollbracht“. Ich will also treu nach seinem Gebot der Liebe leben, damit andere durch mein wahrhaftiges Zeugnis für ihn zum Glauben kommen können.
Gespräch mit Christus:
Herr, lass mich nicht wie die Heiden sein, die danach trachten, andere zu beherrschen. Lass mich lieber deinem Beispiel der Demut und Nächstenliebe folgen. Gewähre mir, wahrhaftig in meiner Hingabe zu sein, auch wenn ich für die Wahrheit leiden muss, damit ich dein treuer Zeuge sein kann.
Vorsatz:
Heute will ich von meiner Überzeugung für meinen christlichen Glauben und der christlichen Sittenlehre in einem Gespräch mit anderen etwas mitteilen, auch auf die Gefahr hin, dass ich dafür Spott ernten könnte.
Hell leuchtende Morgendämmerung
22. März 2008
Karsamstag
P. Shane Lambert LC
Mt 28,1-10
Nach dem Sabbat kamen in der Morgendämmerung des ersten Tages der Woche Maria aus Magdala und die andere Maria, um nach dem Grab zu sehen. Plötzlich entstand ein gewaltiges Erdbeben; denn ein Engel des Herrn kam vom Himmel herab, trat an das Grab, wälzte den Stein weg und setzte sich darauf. Seine Gestalt leuchtete wie ein Blitz, und sein Gewand war weiß wie Schnee. Die Wächter begannen vor Angst zu zittern und fielen wie tot zu Boden. Der Engel aber sagte zu den Frauen: Fürchtet euch nicht! Ich weiß, ihr sucht Jesus, den Gekreuzigten. Er ist nicht hier; denn er ist auferstanden, wie er gesagt hat. Kommt her und seht euch die Stelle an, wo er lag. Dann geht schnell zu seinen Jüngern und sagt ihnen: Er ist von den Toten auferstanden. Er geht euch voraus nach Galiläa, dort werdet ihr ihn sehen. Ich habe es euch gesagt. Sogleich verließen sie das Grab und eilten voll Furcht und großer Freude zu seinen Jüngern, um ihnen die Botschaft zu verkünden. Plötzlich kam ihnen Jesus entgegen und sagte: Seid gegrüßt! Sie gingen auf ihn zu, warfen sich vor ihm nieder und umfassten seine Füße. Da sagte Jesus zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Geht und sagt meinen Brüdern, sie sollen nach Galiläa gehen, und dort werden sie mich sehen.
Einführendes Gebet:
Herr Jesus, ich wünsche mir, deine Auferstehung zu bezeugen. Lass mich dich verehren und dein furchtloser Zeuge sein.
Bitte:
Herr, erneuere mich durch deine Auferstehung.
1.
Der Anbruch der Neuen Schöpfung.
Sowie der Tag anbricht, machen sich Maria Magdalena und die andere Maria am „ersten Tag“ der Woche auf den Weg zum Grab. Aber heute nimmt der „erste Tag“ der Woche einen neuen Platz ein. Im Buch Genesis hat Gott damals am „ersten Tag“ gesagt: „Es werde Licht“. Jetzt bricht ein neues Licht an. Ostern ist der Anbruch einer Neuen Schöpfung. Die alte Schöpfung ist wiederhergestellt und erhöht durch die Gnade der Auferstehung Christi. Es gibt ein Erdbeben – nicht weil die Natur erzittert, wie am Karfreitag - sondern weil ein Engel vom Himmel herabgekommen ist. Vom Himmel schlägt kein Blitz ein, doch die Erscheinung des Engels ist wie ein Blitz. Sein Gewand ist weiß wie Schnee, doch kein Schneesturm begräbt die verzweifelten Jünger. Die Erlösung von der Sünde ist errungen worden: „Wären eure Sünden auch rot wie Scharlach, sie sollen weiß werden wie Schnee; wären sie rot wie Purpur, sie sollen weiß werden wie Wolle“ (Jes 1,18). Ich will meine Seele in dieses Osterlicht eintauchen; möge ich so leuchtend weiß werden, wie nichts auf Erden mich bleichen könnte.
2.
Furchtlos.
Der Grund unserer Furcht ist verschwunden: „Ich weiß, ihr sucht Jesus, den Gekreuzigten. Er ist nicht hier; denn er ist auferstanden, wie er gesagt hat.“ Nach der Verzweiflung am Karfreitag war das Schlimmste erwartet worden; stattdessen erfüllt Ostern die größte Hoffnung auf unvorstellbare Weise. Die Stelle, wo Christus gelegen hatte, ist nun leer. Die Soldaten, die das Grab bewacht hatten, liegen vielmehr wie tot am Boden. Oh Tod, wo ist dein Stachel? Der Tod hat sich als wehrlos gegen die Auferstehung erwiesen. Furchtlose Freude treibt mich an, dies den Jüngern zu berichten.
3.
Seid gegrüßt!
Jesus wartet nicht lange, bis er die Seelen, die er erlöst hat, aufsucht. Er hält die beiden Frauen an, die den Weg entlang gerannt kommen: „Seid gegrüßt!“ Nur er hat Worte des ewigen Lebens. Er ist die Auferstehung. Er muss angebetet werden als die Quelle des Lebens selbst. Sein Licht vertreibt auch den letzten Schatten der Furcht. Er bestärkt die Jünger im Glauben. Dies ist die Gute Botschaft: alle seine Brüder werden den auferstandenen Herrn bezeugen. Und wir sollen seine Zeugen sein bis zum Ende der Welt!
Gespräch mit Christus:
Herr Jesus, ich sehne mich danach, dir im Osterlicht zu begegnen. Wasche meine Seele weiß wie Schnee. Vertreibe alle Dunkelheit aus meinem Herzen. Überflute mich mit deiner Freude. Erlaube mir, dein Zeuge bis zum Ende der Welt zu sein.
Vorsatz:
Nach der Osternachtsmesse und bevor der Ostersonntag vorbei ist, will ich jemanden voll Freude mit dem Ruf „Der Herr ist auferstanden!“ grüßen.
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