Tägliche Meditationen
Sonntag 2. März 2008 bis Samstag 8. März 2008
Fünfte Woche in der Fastenzeit
P. Steven Reilly LC
Glaube, gestärkt durch Widerstand
2. März 2008
Vierter Sonntag in der Fastenzeit
P. Steven Reilly LC
Joh 9,1-41
Unterwegs sah Jesus einen Mann, der seit seiner Geburt blind war. Da fragten ihn seine Jünger: Rabbi, wer hat gesündigt? Er selbst? Oder haben seine Eltern gesündigt, sodass er blind geboren wurde? Jesus antwortete: Weder er noch seine Eltern haben gesündigt, sondern das Wirken Gottes soll an ihm offenbar werden. Wir müssen, solange es Tag ist, die Werke dessen vollbringen, der mich gesandt hat; es kommt die Nacht, in der niemand mehr etwas tun kann. Solange ich in der Welt bin, bin ich das Licht der Welt. Als er dies gesagt hatte, spuckte er auf die Erde; dann machte er mit dem Speichel einen Teig, strich ihn dem Blinden auf die Augen und sagte zu ihm: Geh und wasch dich in dem Teich Schiloach! Schiloach heißt übersetzt: Der Gesandte. Der Mann ging fort und wusch sich. Und als er zurückkam, konnte er sehen. Die Nachbarn und andere, die ihn früher als Bettler gesehen hatten, sagten: Ist das nicht der Mann, der dasaß und bettelte? Einige sagten: Er ist es. Andere meinten: Nein, er sieht ihm nur ähnlich. Er selbst aber sagte: Ich bin es. Da fragten sie ihn: Wie sind deine Augen geöffnet worden? Er antwortete: Der Mann, der Jesus heißt, machte einen Teig, bestrich damit meine Augen und sagte zu mir: Geh zum Schiloach und wasch dich! Ich ging hin, wusch mich und konnte wieder sehen. Sie fragten ihn: Wo ist er? Er sagte: Ich weiß es nicht.
Da brachten sie den Mann, der blind gewesen war, zu den Pharisäern. Es war aber Sabbat an dem Tag, als Jesus den Teig gemacht und ihm die Augen geöffnet hatte. Auch die Pharisäer fragten ihn, wie er sehend geworden sei. Der Mann antwortete ihnen: Er legte mir einen Teig auf die Augen; dann wusch ich mich und jetzt kann ich sehen. Einige der Pharisäer meinten: Dieser Mensch kann nicht von Gott sein, weil er den Sabbat nicht hält. Andere aber sagten: Wie kann ein Sünder solche Zeichen tun? So entstand eine Spaltung unter ihnen. Da fragten sie den Blinden noch einmal: Was sagst du selbst über ihn? Er hat doch deine Augen geöffnet. Der Mann antwortete: Er ist ein Prophet. Die Juden aber wollten nicht glauben, dass er blind gewesen und sehend geworden war. Daher riefen sie die Eltern des Geheilten und fragten sie: Ist das euer Sohn, von dem ihr behauptet, dass er blind geboren wurde? Wie kommt es, dass er jetzt sehen kann? Seine Eltern antworteten: Wir wissen, dass er unser Sohn ist und dass er blind geboren wurde. Wie es kommt, dass er jetzt sehen kann, das wissen wir nicht. Und wer seine Augen geöffnet hat, das wissen wir auch nicht. Fragt doch ihn selbst, er ist alt genug und kann selbst für sich sprechen. Das sagten seine Eltern, weil sie sich vor den Juden fürchteten; denn die Juden hatten schon beschlossen, jeden, der ihn als den Messias bekenne, aus der Synagoge auszustoßen. Deswegen sagten seine Eltern: Er ist alt genug, fragt doch ihn selbst. Da riefen die Pharisäer den Mann, der blind gewesen war, zum zweiten Mal und sagten zu ihm: Gib Gott die Ehre! Wir wissen, dass dieser Mensch ein Sünder ist. Er antwortete: Ob er ein Sünder ist, weiß ich nicht. Nur das eine weiß ich, dass ich blind war und jetzt sehen kann. Sie fragten ihn: Was hat er mit dir gemacht? Wie hat er deine Augen geöffnet? Er antwortete ihnen: Ich habe es euch bereits gesagt, aber ihr habt nicht gehört. Warum wollt ihr es noch einmal hören? Wollt auch ihr seine Jünger werden? Da beschimpften sie ihn: Du bist ein Jünger dieses Menschen; wir aber sind Jünger des Mose. Wir wissen, dass zu Mose Gott gesprochen hat; aber von dem da wissen wir nicht, woher er kommt. Der Mann antwortete ihnen: Darin liegt ja das Erstaunliche, dass ihr nicht wisst, woher er kommt; dabei hat er doch meine Augen geöffnet. Wir wissen, dass Gott einen Sünder nicht erhört; wer aber Gott fürchtet und seinen Willen tut, den erhört er. Noch nie hat man gehört, dass jemand die Augen eines Blindgeborenen geöffnet hat. Wenn dieser Mensch nicht von Gott wäre, dann hätte er gewiss nichts ausrichten können. Sie entgegneten ihm: Du bist ganz und gar in Sünden geboren und du willst uns belehren? Und sie stießen ihn hinaus.
Jesus hörte, dass sie ihn hinausgestoßen hatten, und als er ihn traf, sagte er zu ihm: Glaubst du an den Menschensohn? Der Mann antwortete: Wer ist das, Herr? (Sag es mir,) damit ich an ihn glaube. Jesus sagte zu ihm: Du siehst ihn vor dir; er, der mit dir redet, ist es. Er aber sagte: Ich glaube, Herr! Und er warf sich vor ihm nieder. Da sprach Jesus: Um zu richten, bin ich in diese Welt gekommen: damit die Blinden sehend und die Sehenden blind werden. Einige Pharisäer, die bei ihm waren, hörten dies. Und sie fragten ihn: Sind etwa auch wir blind? Jesus antwortete ihnen: Wenn ihr blind wärt, hättet ihr keine Sünde. Jetzt aber sagt ihr: Wir sehen. Darum bleibt eure Sünde.
Einführendes Gebet:
Vater, ich komme zu dir wie der blindgeborene Mann. Ich bin ganz von deiner Gnade abhängig. Ich will dir meine Liebe zeigen, indem ich mich den Gnaden, die du mir durch diese Betrachtung geben willst, ganz öffne.
Bitte:
Herr, gib mir einen Glauben, der wächst, wenn er auf Widerstand trifft.
1.
Wer hat Schuld?
Der blindgeborene Mann, der um Almosen bettelte, hat sicherlich auf die Vorübergehenden keinen großen Eindruck gemacht. Viele haben vielleicht aus Mitleid etwas Kleingeld in die Büchse geworfen, und dachten dabei, dass er wahrscheinlich einmal ein Sünder gewesen sei. Auch die Jünger dachten ähnlich, obwohl sie doch die vielen Gleichnisse Jesu über die Barmherzigkeit gehört hatten. Um nicht ein zu strenges Urteil zu treffen, schlagen sie eine andere Möglichkeit vor: Vielleicht sind ja die Eltern schuld am Schicksal dieses Mannes. Von den Jüngern wird ja oft gesagt, dass sie immer wieder etwas langsam seien, aber das lenkt nur davon ab, wo die Kritik eigentlich hingehen sollte: zu uns selbst. Wie oft fragen wir uns, ob Gott uns wirklich liebt, wenn schlimme Dinge passieren; wir ballen die Fäuste und murren: „Es ist ihm egal, wie es mir geht.“ Jesu Antwort auf diesen Mangel an Glauben ist streng, aber auch tröstlich: „Weder er noch seine Eltern haben gesündigt, sondern das Wirken Gottes soll an ihm offenbar werden.“
2.
Der Glaube kann durch Widerstand wachsen.
Göttliche Strafe war also nicht der Grund für seine Blindheit. Sie sollte Gottes Wirken offenbaren. Wie würde das geschehen? Wenn es nur um die Heilung der Blindheit ginge, hätte die Begebenheit am Teich von Schiloach geendet, als er wieder sehen konnte. Jedoch erzählt der Evangelist weiter, was als nächstes passiert. Das bescheidene Leben des blinden Bettlers wurde mit einem Mal kompliziert. Statt Freude bei Freunden und seiner Familie über das erlangte Wunder anzutreffen, trifft er auf Konfrontation. Die Feindseligkeit ist groß; man kann sie bei den Pharisäern spüren. Trotz all dem bleibt der Mann standhaft in seinem Glauben an Jesus. In der Tat, mit jedem Angriff auf seine Glaubwürdigkeit, ja selbst als sich seine Eltern von ihm distanzieren, wächst die Beziehung des Mannes zu Jesus immer mehr. Das ist daran zu erkennen, wie er von Jesus spricht: „Der Mann Jesus“ … „Er ist ein Prophet“ … „Ich glaube, Herr.“ Seine Achtung steigt von „Mann“ über „Prophet“ bis zu „Herr“: Hier kommt das Wirken Gottes in diesem unscheinbaren Apostel zum Ausdruck! Nehmen wir nun die Situationen in unserem Leben, die unseren Glauben auf die Probe stellen. Könnten wir nicht wie dieser Mann sozusagen den Spieß umdrehen und in diesen Situationen Gelegenheiten erkennen, die unseren Glauben stärken können? Könnten wir nicht wie er dadurch bessere Zeugen für Jesus werden?
3.
Er betete ihn an.
Der Glaube wächst nicht nur durch Widerstand, er kann sogar einen riesigen Sprung nach vorne machen. Im Neuen Testament finden wir vor der Auferstehung nirgends eine Stelle, wo Jesus „angebetet“ wird. Der Mann, der einst blind war, wird wunderbar von Gott erleuchtet: Jesus ist Herr, Jesus ist Gott! Diese Gnade ist so groß, so wunderbar, dass es kein Zurückschauen mehr gibt. Der Mann wird aus der Synagoge ausgestoßen, was in der damaligen jüdischen Kultur einem Todesurteil gleichkam; vom Volk abgeschnitten, war er nun ein Niemand. Aber da ist kein Bedauern. Das Erfassen der geistigen Wahrheit, die erstaunliche Erkenntnis, wer Jesus ist, zahlt jedes erdenkliche Opfer mehr als zurück.
Gespräch mit Christus:
Herr Jesus, ich sehne mich danach, dir durch mein Leben zu gefallen. Hilf mir zu erkennen, wenn du Gottes Wirken durch mich offenbaren willst. Ich brauche oft lange, um in einer vorübergehenden Not etwas Positives zu sehen. Ich weiß aber, dass ich mit deiner Hilfe ein Zeuge für dich sein kann. Wie der Mann, den du von seiner Blindheit geheilt hast, rufe ich dir laut zu: „Ich glaube, Herr!“
Vorsatz:
Wenn ich Not und Missgeschick erfahre, will ich noch fester als zuvor an Gott glauben.
Die Bitte des königlichen Beamten um ein Wunder
3. März 2008
Montag der vierten Woche in der Fastenzeit
P. Steven Reilly LC
Joh 4,43-54
In jener Zeit ging Jesus von Samaria nach Galiläa. Jesus selbst hatte nämlich bestätigt: Ein Prophet wird in seiner eigenen Heimat nicht geehrt. Als er nun nach Galiläa kam, nahmen ihn die Galiläer auf, weil sie alles gesehen hatten, was er in Jerusalem während des Festes getan hatte; denn auch sie waren zum Fest gekommen. Jesus kam wieder nach Kana in Galiläa, wo er das Wasser in Wein verwandelt hatte. In Kafarnaum lebte ein königlicher Beamter; dessen Sohn war krank. Als er hörte, dass Jesus von Judäa nach Galiläa gekommen war, suchte er ihn auf und bat ihn, herabzukommen und seinen Sohn zu heilen; denn er lag im Sterben. Da sagte Jesus zu ihm: Wenn ihr nicht Zeichen und Wunder seht, glaubt ihr nicht. Der Beamte bat ihn: Herr, komm herab, ehe mein Kind stirbt. Jesus erwiderte ihm: Geh, dein Sohn lebt! Der Mann glaubte dem Wort, das Jesus zu ihm gesagt hatte, und machte sich auf den Weg. Noch während er unterwegs war, kamen ihm seine Diener entgegen und sagten: Dein Junge lebt. Da fragte er sie genau nach der Stunde, in der die Besserung eingetreten war. Sie antworteten: Gestern in der siebten Stunde ist das Fieber von ihm gewichen. Da erkannte der Vater, dass es genau zu der Stunde war, als Jesus zu ihm gesagt hatte: Dein Sohn lebt. Und er wurde gläubig mit seinem ganzen Haus. So tat Jesus sein zweites Zeichen, und zwar nachdem er von Judäa nach Galiläa gekommen war.
Einführendes Gebet:
Vater, ich komme zu dir voll Glauben, Hoffnung und Liebe. Ich will mich bemühen, in dieser Zeit des Gebets für deine Gnade und Erleuchtung offen zu sein.
Bitte:
Herr, stärke mich und lass meinen Glauben wachsen.
1.
Ein Prophet wird in seiner eigenen Heimat nicht geehrt.
Beachten wir genau, wie der heilige Johannes der Evangelist diese Worte Jesu einleitet. „In jener Zeit verließ Jesus Samaria und ging nach Galiläa. Denn Jesus selbst sagt, dass ein Prophet in seiner eigenen Heimat nicht geehrt wird. Wenn nun Jesus wusste, dass er in Galiläa nicht geehrt werden würde, warum geht er dann nicht irgendwo anders hin, wo er besser aufgenommen werden würde? Jesus will uns ein Beispiel geben: er sucht nicht „Ehren“, sondern er will vor allem den Auftrag seines Vaters erfüllen. Er ist der Prophet par excellence. Er selbst ist die Botschaft des Vaters für die Menschheit, und persönliche Überlegungen werden ihn nicht davon abhalten, seine Mission zu erfüllen. Auch wir müssen unserer persönlichen Sendung treu bleiben, ob wir nun dafür Lob erhalten oder nicht. Indem wir auf die reine Absicht unseres Tuns achten, erkennen wir, ob wir wirklich Christus nachfolgen.
2.
Zeichen und Wunder.
Zurück in Galiläa kommt gleich jemand zu Jesus mit der Bitte um Heilung. Natürlich vollbringt er das Wunder, aber nicht ohne jeden daran zu erinnern, dass sich der wahre Glaube nicht nur auf „Zeichen und Wunder“ stützen darf. Warum? Ohne die Wunder und das Wunder aller Wunder, die Auferstehung Jesu, wüssten wir doch gar nicht, dass Jesus wirklich der Sohn Gottes ist. Vielleicht kritisiert Jesus hier die abgestumpfte Glaubenshaltung, die das Göttliche nur im Außergewöhnlichen sehen kann, während sie nicht erkennen kann, wenn Gott sich auf stille und bescheidene Weise offenbart. Mit einem tieferen Glauben können wir Gott rings um uns herum erfahren. Ein schöner Sonnenuntergang – erfahren wir darin nicht etwas von Gottes schöpferischer Macht? Eine unerwartete Entschuldigung – war das nicht ein Werk von Gottes Gnade? Eine helfende Hand, die sich gerade dann uns zustreckte, als wir sie brauchten – war hier nicht Christus in unserer Mitte? Ein Mensch, dessen Glaube keine „Zeichen und Wunder“ braucht, ist gerade der Mensch, der die meisten Zeichen und Wunder sieht – die liebende Gegenwart des Herrn, die wir jeden Tag erfahren dürfen.
3.
„Und er wurde gläubig mit seinem ganzen Haus.“
Keine empfangene Gnade ist nur persönlich, allein zwischen „mir und Jesus.“ Alles ist dafür gedacht, dass es über das Individuelle hinaus auf den ganzen Leib Christi ausstrahlt. Der königliche Beamte erlangte das Wunder, um das er gebeten hatte, aber er kehrte danach nicht einfach wieder zu seinem Alltagsgeschäft zurück, nachdem sein Sohn wohlauf war. Diese Heilung war in der Tat die Gelegenheit für etwas viel Größeres: Sein ganzes Haus wurde gläubig. Diese Gnade hat überreiche Frucht gebracht. Zu Beginn hatte der Herr erwähnt, dass der Prophet in seiner eigenen Heimat nicht geehrt wird. Dieses Gläubigwerden eines ganzen Hauses ist die Bestätigung dafür, dass der Verzicht auf Ehren mehr als kompensiert wird durch die Rettung von Seelen.
Gespräch mit Christus:
Herr Jesus, wie sehr musst du dich gefreut haben, als sich diese ganze Familie bekehrt hat! Ihr Glaube war ein wunderbares Zeichen für die Wirksamkeit deiner Gnade. Hilf mir zu einem stärkeren Glauben, damit ich dich in den kleinen und großen Dingen des Lebens sehen kann, und damit ich andere Menschen dir näherbringen kann.
Vorsatz:
Wie der königliche Beamte will ich meiner Familie helfen, fester zu glauben. Ich will ein geistliches Thema beim gemeinsamen Essen ansprechen und dazu ermutigen, alles, was um uns herum geschieht, durch die Perspektive des Glaubens zu sehen.
„Willst du gesund werden?“
4. März 2008
Dienstag der vierten Woche in der Fastenzeit
P. Steven Reilly LC
Joh 5,1-16
Einige Zeit später war ein Fest der Juden und Jesus ging hinauf nach Jerusalem. In Jerusalem gibt es beim Schaftor einen Teich, zu dem fünf Säulenhallen gehören; dieser Teich heißt auf Hebräisch Betesda. In diesen Hallen lagen viele Kranke, darunter Blinde, Lahme und Verkrüppelte. Dort lag auch ein Mann, der schon achtunddreißig Jahre krank war. Als Jesus ihn dort liegen sah und erkannte, dass er schon lange krank war, fragte er ihn: Willst du gesund werden? Der Kranke antwortete ihm: Herr, ich habe keinen Menschen, der mich, sobald das Wasser aufwallt, in den Teich trägt. Während ich mich hinschleppe, steigt schon ein anderer vor mir hinein. Da sagte Jesus zu ihm: Steh auf, nimm deine Bahre und geh! Sofort wurde der Mann gesund, nahm seine Bahre und ging. Dieser Tag war aber ein Sabbat. Da sagten die Juden zu dem Geheilten: Es ist Sabbat, du darfst deine Bahre nicht tragen. Er erwiderte: Der Mann, der mich gesund gemacht hat, sagte zu mir: Nimm deine Bahre und geh! Sie fragten ihn: Wer ist das denn, der zu dir gesagt hat: Nimm deine Bahre und geh? Der Geheilte wusste aber nicht, wer es war. Jesus war nämlich weggegangen, weil sich dort eine große Menschenmenge angesammelt hatte. Später traf ihn Jesus im Tempel und sagte zu ihm: Jetzt bist du gesund; sündige nicht mehr, damit dir nicht noch Schlimmeres zustößt. Der Mann ging fort und teilte den Juden mit, dass es Jesus war, der ihn gesund gemacht hatte. Daraufhin verfolgten die Juden Jesus, weil er das an einem Sabbat getan hatte.
Einführendes Gebet:
Vater, diese Zeit der Betrachtung ist dein Geschenk an mich. Hilf mir, mich dem Licht und den Eingebungen des Heiligen Geistes zu öffnen, den du mir senden willst.
Bitte:
Herr, nimm alle Traurigkeit von mir und gib meiner Seele wahre Gesundheit.
1.
Eine einleuchtende Frage.
Die Menschen glaubten, dass in den Betesdateich ein Engel herabsteigen würde, um das Wasser aufwallen zu lassen und dem Wasser heilende Kraft zu verleihen. Derjenige, der als Erster in den Teich steigt, würde geheilt werden. Der fieberhafte Wettlauf der „Kranken, Blinden, Lahmen und Krüppel“ gab Zeugnis von dem sehnlichsten Wunsch nach Heilung. Die Frage: „Willst du gesund werden?“ ist scheinbar überflüssig. Unser Herr macht aber nichts ohne einen bestimmten Grund. Die Frage dreht sich um die Heilung, aber sie geht weit darüber hinaus. Als Jesus den kranken Mann ansieht, schaut er in seine Seele hinein. Jesus könnte auch uns fragen: Wollen wir wirklich „gesund“ werden, wollen wir das Gesundsein, das Christus bringt, nämlich die Heilung der Seele, welche Freiheit von der Sünde und eine tiefe Beziehung mit ihm bedeutet?
2.
„Herr, ich habe keinen Menschen, der mich in den Teich trägt.“
Der kranke Mann sagt nicht einfach „Ja“ zu Jesus; seine Antwort trägt das Gewicht von achtunddreißig Jahren vergeblicher Mühe. Er ist allein, ohne Familie, er hat keine Freunde, niemand will ihn in den Teich tragen. Jesus kommt zu uns genau in dem Moment, wo alle menschlichen Lösungen versagen. Wir wollen also nie die Hoffnung aufgeben. Der Herr erwartet von uns, dass wir ihm vertrauen und nicht in bittere Verzweiflung fallen.
3.
Ähnliche Gnaden mit einem verschiedenen Ausgang.
Es kann uns erstaunen, wenn wir diese Episode mit dem Wunder vergleichen, das Jesus vier Kapitel später wirkt und welches wir letzten Sonntag betrachtet haben. Beide Berichte handeln von Männern, die schon sehr lange krank waren. Im 5. Kapitel von Johannes war der Mann schon achtunddreißig Jahre lang krank; im 9. Kapitel war der Mann von Geburt an blind. Beide Wunder ereignen sich in Jerusalem, es sind Wasserteiche im Spiel und sie werden am Sabbat gewirkt. Beide Männer kommen mit den Pharisäern wegen ihrer Heilung in Konflikt, und beide sind Jesus danach wieder begegnet. Bis zu diesem Punkt ähneln sich die Wunder sehr. Der Ausgang beider Berichte könnte aber nicht unterschiedlicher sein. In Johannes 5 geht der Geheilte zurück zu den Pharisäern und sagt ihnen, dass Jesus derjenige sei, nach dem sie suchen, und dadurch beginnt die Verfolgung gegen unseren Herrn. In Johannes 9 fällt der von den Pharisäern ausgestoßene, geheilte Mann in Anbetung vor Jesus nieder. Die Gnaden waren ähnlich. Der Ausgang ist verschieden. Warum diese Abweichung? Warum gehen nicht beide Heilungsberichte „gut aus“? Welchen Ausgang wollen wir für die Geschichte der Gnade in unserem eigenen Leben?
Gespräch mit Christus:
Herr, ich frage mich selbst: „Will ich wirklich gesund werden?“ Möchte ich überhaupt die Heilung, die du bringst? Hilf mir, lieber Jesus, niemals aufzugeben, sondern immer auf dich zu hoffen.
Vorsatz:
Ich will jemanden besuchen, der krank ist, oder ihm etwas Ermutigendes schreiben, damit er/sie weiß, dass sie nicht allein in ihren Kämpfen und Leiden ist.
Die Toten werden die Stimme des Sohnes Gottes hören
5. März 2008
Mittwoch der vierten Woche in der Fastenzeit
P. Steven Reilly LC
Joh 5,17-30
Jesus aber entgegnete den Juden: Mein Vater ist noch immer am Werk und auch ich bin am Werk. Darum waren die Juden noch mehr darauf aus, ihn zu töten, weil er nicht nur den Sabbat brach, sondern auch Gott seinen Vater nannte und sich damit Gott gleichstellte.
Jesus aber sagte zu ihnen: Amen, amen, ich sage euch: Der Sohn kann nichts von sich aus tun, sondern nur, wenn er den Vater etwas tun sieht. Was nämlich der Vater tut, das tut in gleicher Weise der Sohn. Denn der Vater liebt den Sohn und zeigt ihm alles, was er tut, und noch größere Werke wird er ihm zeigen, sodass ihr staunen werdet. Denn wie der Vater die Toten auferweckt und lebendig macht, so macht auch der Sohn lebendig, wen er will. Auch richtet der Vater niemand, sondern er hat das Gericht ganz dem Sohn übertragen, damit alle den Sohn ehren, wie sie den Vater ehren. Wer den Sohn nicht ehrt, ehrt auch den Vater nicht, der ihn gesandt hat. Amen, amen, ich sage euch: Wer mein Wort hört und dem glaubt, der mich gesandt hat, hat das ewige Leben; er kommt nicht ins Gericht, sondern ist aus dem Tod ins Leben hinübergegangen. Amen, amen, ich sage euch: Die Stunde kommt und sie ist schon da, in der die Toten die Stimme des Sohnes Gottes hören werden; und alle, die sie hören, werden leben. Denn wie der Vater das Leben in sich hat, so hat er auch dem Sohn gegeben, das Leben in sich zu haben. Und er hat ihm Vollmacht gegeben, Gericht zu halten, weil er der Menschensohn ist. Wundert euch nicht darüber! Die Stunde kommt, in der alle, die in den Gräbern sind, seine Stimme hören und herauskommen werden: Die das Gute getan haben, werden zum Leben auferstehen, die das Böse getan haben, zum Gericht. Von mir selbst aus kann ich nichts tun; ich richte, wie ich es (vom Vater) höre, und mein Gericht ist gerecht, weil es mir nicht um meinen Willen geht, sondern um den Willen dessen, der mich gesandt hat.
Einführendes Gebet:
Himmlischer Vater, ich danke dir für die Möglichkeit, dich loben und anbeten zu können. Nimm mein Gebet an! Es soll zu deiner Ehre sein und mir helfen, deine Gnade zu erlangen.
Bitte:
Herr, hilf mir, immer so zu handeln, dass ich meine Erwählung zum ewigen Leben nicht verliere.
1.
Der Christus von Michelangelo.
Jesus hat diese Worte, die das Thema der heutigen Betrachtung sind, nach der umstrittenen Heilung am Teich von Betesda an einem Sabbat zu den Juden gesprochen. Die Juden begriffen sofort, was er damit meinte: Jesus offenbarte sich ihnen als der Sohn, als derjenige, dem der Vater die Vollmacht übergeben hat, Gericht zu halten. Ihr Blick zeigte, dass sie daran Anstoß nahmen: „Wundert euch nicht darüber! Die Stunde kommt, in der alle, die in den Gräbern sind, seine Stimme hören und herauskommen werden: Die das Gute getan haben, werden zum Leben auferstehen, die das Böse getan haben, zum Gericht.“ Diesem entscheidenden Moment der Heilsgeschichte begegnet der Besucher der Sixtinischen Kapelle. Michelangelos Meisterwerk „Das letzte Gericht“ wird von der Gestalt Christi beherrscht, der in Macht und Herrlichkeit kommt und dessen gewaltige Kraft die Auferstehung der Toten bewirkt. Wir treten nun bald ein in die Karwoche, in der wir in das Leiden Christi eintauchen. Dabei ist es wichtig, dass wir, wenn wir nun die heutigen Worte Christi betrachten, die so machtvoll von Michelangelo zu Bild gebracht worden sind, daran denken, dass der leidende Jesus der Christus ist, der in Macht wiederkommen wird.
2.
Zorn oder Willkommen?
In Michelangelos Bild sieht Christus machtvoll aus. Er ist die Kraftquelle, die die Auferstehung der Geretteten wie auch der Verdammten bewirkt. Ist das der Christus, der in Herrlichkeit kommt, erfüllt mit Zorn? Er sieht eher mitfühlend aus, nicht zornig. Drückt die Geste seiner erhobenen Hand ein Willkommen aus oder eher eine schroffe Abweisung? Wenn man auf die Anzahl der Geretteten schaut, scheint sie eher ein Willkommen auszudrücken: Die Verdammten machen insgesamt nur ein Sechstel des Bildes aus und werden somit bei weitem von der Zahl der Geretteten übertroffen. Das ist aber keine göttliche Offenbarung, sondern nur die Darstellung Michelangelos. Wir kennen nicht das genaue Verhältnis. Letztlich hängt der Zorn oder das Willkommen von der menschlichen Entscheidung ab, welche durch den göttlichen Richter bestätigt wird. Michelangelo bringt das zum Ausdruck, indem er eine verdammte Seele darstellt, die von zwei Dämonen in die Hölle geführt wird. Der Gesichtsausdruck dieses Mannes spricht über dessen Verurteilung als Folge seiner eigenen Entscheidung Bände. Die Hälfte seines Gesichtes in seiner Hand vergraben, rufen der bebende Mund und der schulderfüllte Blick dem Betrachter eine einzige Botschaft entgegen: „Ich habe keine Entschuldigung. Ich habe mein Schicksal selbst gewählt.“
3.
Sanfte, unwiderstehliche Macht.
Die unzählbare Zahl der Geretteten zeugt von der Macht des göttlichen Erbarmens. Die Freude der Geretteten ist förmlich greifbar. Ein Engel zieht an einer Kette zwei Seelen, die sich zusammen daran festhalten. Ist das überhaupt eine Kette? Wenn man genauer hinschaut, sieht man, dass es keine gewöhnliche Kette ist, sondern eine Kette der Hoffnung, der Rosenkranz. Ein anderer Engel bückt sich von einer Wolke aus, um einen der Auferstandenen hochzuziehen, dessen großer und plumper Körper wie eine schwere Last aussieht. Jedoch greift die Hand des Engels mühelos zu, ohne den Zeigefinger zu benutzen. Im Strom der göttlichen Gnade wird das Heil den Geretteten in sanfter und unwiderstehlicher Macht zuteil. Der Heilige Vater erinnert uns in Spe Salvi daran: „Das Bild des Letzten Gerichts ist zuallererst nicht ein Schreckensbild, sondern Bild der Hoffnung, für uns vielleicht sogar das entscheidende Hoffnungsbild. Aber ist es nicht doch auch ein Bild der Furcht? Ich würde sagen: ein Bild der Verantwortung. Ein Bild daher für jene Furcht, von der der heilige Hilarius sagt, dass all unsere Furcht in der Liebe ihren Ort hat. Gott ist Gerechtigkeit und schafft Gerechtigkeit. Das ist unser Trost und unsere Hoffnung. Aber in seiner Gerechtigkeit ist zugleich Gnade. Das wissen wir durch den Blick auf den gekreuzigten und auferstandenen Christus“ (Nr. 44).
Gespräch mit Christus:
Herr, ich habe betrachtet, wie du die Toten aus ihren Gräbern rufst. Schenk mir dein Erbarmen! Leite meine Entscheidungen, damit ich dein Willkommen und nicht deinen Zorn erfahre!
Vorsatz:
Ich will heute ein besonderes Opfer für die Rettung der Seelen bringen.
Zeugnis für Jesus
6. März 2008
Donnerstag der vierten Woche in der Fastenzeit
P. Steven Reilly LC
Joh 5, 31-47
Jesus sagte zu den Juden: Wenn ich über mich selbst als Zeuge aussage, ist mein Zeugnis nicht gültig; ein anderer ist es, der über mich als Zeuge aussagt, und ich weiß: Das Zeugnis, das er über mich ablegt, ist gültig. Ihr habt zu Johannes geschickt, und er hat für die Wahrheit Zeugnis abgelegt. Ich aber nehme von keinem Menschen ein Zeugnis an, sondern ich sage dies nur, damit ihr gerettet werdet. Jener war die Lampe, die brennt und leuchtet, und ihr wolltet euch eine Zeit lang an seinem Licht erfreuen. Ich aber habe ein gewichtigeres Zeugnis als das des Johannes: Die Werke, die mein Vater mir übertragen hat, damit ich sie zu Ende führe, diese Werke, die ich vollbringe, legen Zeugnis dafür ab, dass mich der Vater gesandt hat. Auch der Vater selbst, der mich gesandt hat, hat über mich Zeugnis abgelegt. Ihr habt weder seine Stimme gehört noch seine Gestalt je gesehen, und auch sein Wort bleibt nicht in euch, weil ihr dem nicht glaubt, den er gesandt hat. Ihr erforscht die Schriften, weil ihr meint, in ihnen das ewige Leben zu haben; gerade sie legen Zeugnis über mich ab. Und doch wollt ihr nicht zu mir kommen, um das Leben zu haben. Meine Ehre empfange ich nicht von Menschen. Ich habe erkannt, dass ihr die Liebe zu Gott nicht in euch habt. Ich bin im Namen meines Vaters gekommen und doch lehnt ihr mich ab. Wenn aber ein anderer in seinem eigenen Namen kommt, dann werdet ihr ihn anerkennen. Wie könnt ihr zum Glauben kommen, wenn ihr eure Ehre voneinander empfangt, nicht aber die Ehre sucht, die von dem einen Gott kommt? Denkt nicht, dass ich euch beim Vater anklagen werde; Mose klagt euch an, auf den ihr eure Hoffnung gesetzt habt. Wenn ihr Mose glauben würdet, müsstet ihr auch mir glauben; denn über mich hat er geschrieben. Wenn ihr aber seinen Schriften nicht glaubt, wie könnt ihr dann meinen Worten glauben?
Einführendes Gebet:
Vater, ich danke dir, dass ich in deiner Gegenwart sein darf. Ich will mich besonders mühen, jede Zerstreuung zu meiden, damit du meine Seele mit deiner Gnade erfüllen kannst.
Bitte:
Herr, hilf mir, von dir Zeugnis zu geben!
1.
Das Zeugnis des Vaters.
Der Glaube, die übernatürliche Tugend, die unserer Seele in der Taufe eingegossen wurde, ist die höchste Form der Sicherheit. Er wirkt in unseren Herzen und befähigt uns, mit Sicherheit zu wissen, dass Gottes Offenbarung, die Wahrheit seiner Liebe, in Jesus Gestalt angenommen hat. Und wirklich, der Vater legt Zeugnis für Jesus ab. Immer wenn wir sagen, dass „Jesus der Herr ist“, hat der Vater uns dazu befähigt. Wir müssen unseren Glauben mit ganzer Hingabe festhalten. Er ist das Boot, das niemals untergehen wird, egal wie stürmisch der See des Lebens auch wird.
2.
Das Zeugnis der Werke Jesu.
Wie die bekannten Worte von C.S. Lewis so treffend feststellen: Entweder war Jesus ein Lügner, verrückt oder Herr und Gott. Wenn er ein Lügner oder verrückt war, hätten seine Werke ihn ins Stolpern bringen müssen; sein kalter, verwester Leichnam hätte den letzten Beweis geliefert, dass er tatsächlich nicht „die Auferstehung und das Leben“ war. Aber die großartigen Werke, die Jesus während seines Lebens wirkte – all die Wunder, all seine Liebe, sein Schweigen und das Opfer seines Leidens, sein Hervorbrechen aus dem Grab – legen Zeugnis für ihn ab; sie bezeugen, dass der Vater ihn gesandt hat. Außerdem können wir die zweitausendjährige Geschichte der Kirche nehmen: Wieviel wunderbare Werke hat Jesus durch seinen mystischen Leib gewirkt. Die vielen Tausend Heiligen legen Zeugnis ab für die Wirkkraft der Worte Jesu. Sogar die dunklen Abschnitte der Kirchengeschichte geben für Jesus Zeugnis: Wie hätte sonst das Papsttum das neunte Jahrhundert überstehen können, als es zum korrupten Spielball der römischen Aristokratie geworden war? Wie hätte es sonst die Kirche geschafft, sich aus dem Feudalismus der damaligen Zeit zu befreien? Und warum sind die Kirchenbänke unserer Pfarrkirchen trotz verschiedenster Skandale aus jüngster Zeit nicht leer? Die Kirche ist das Werk Christi, das für ihn Zeugnis ablegt, bis er in seiner Herrlichkeit erscheinen wird. Wenn der Heilige Geist sie zur Reform anspornt, dann gibt auch das den Beleg dafür, dass Gott es nicht zulassen wird, dass Jesu Werke in Vergessenheit geraten.
3.
Das Zeugnis unseres Lebens.
Im Evangelium von Johannes sieht es so aus, als ob unser Herr vor Gericht stehen würde – nicht nur vor dem Hohenpriester oder Pilatus, sondern auch im Denken seiner Zeitgenossen: Darum ist das „Zeugnis“ immer so wichtig. Heute ist es nicht anders. Jesus steht vor dem Richter und der Jury der öffentlichen Meinung und des Säkularismus. Wie in jedem Prozess, so sind auch hier charakterfeste Zeugen wichtig, die bezeugen, dass die Worte des Beschuldigten glaubwürdig sind. Aber damit diese Zeugen auch effektiv sind, müssen sie selbst glaubwürdig sein. Unser Leben muss für Jesus Zeugnis ablegen! Wenn wir unseren Glauben bewusst mittelmäßig oder nicht kohärent leben, nehmen wir unserem Zeugnis für Jesus die Beweiskraft. Können wir uns dann überhaupt noch wundern, wenn der Schuldspruch und der Skeptizismus unserer Kultur nur noch tiefer werden, weil die Zeugen selbst keinen Charakter mehr haben?
Gespräch mit Christus:
Herr Jesus, ich glaube an dich! Ich bitte dich, meinen Glauben zu schützen und ihn wachsen zu lassen. Hilf mir, mit einem Leben, das ganz von den Werten des Evangeliums durchdrungen ist, für dich Zeugnis abzulegen.
Vorsatz:
Ich will einem ungläubigen Menschen eine besondere Tat der Liebe schenken, so dass er sehen kann, dass der Glaube wirklich Auswirkungen auf das Leben der Katholiken hat.
Ich bin nicht in meinem eigenen Namen gekommen
7. März 2008
Freitag der vierten Woche in der Fastenzeit
P. Steven Reilly LC
Joh 7,1-2,10,25-30
Danach zog Jesus in Galiläa umher; denn er wollte sich nicht in Judäa aufhalten, weil die Juden darauf aus waren, ihn zu töten. Das Laubhüttenfest der Juden war nahe.
Als aber seine Brüder zum Fest hinaufgegangen waren, zog auch er hinauf, jedoch nicht öffentlich, sondern heimlich. Da sagten einige Leute aus Jerusalem: Ist das nicht der, den sie töten wollen? Und doch redet er in aller Öffentlichkeit und man lässt ihn gewähren. Sollte der Hohe Rat wirklich erkannt haben, dass er der Messias ist? Aber von dem hier wissen wir, woher er stammt; wenn jedoch der Messias kommt, weiß niemand, woher er stammt. Während Jesus im Tempel lehrte, rief er: Ihr kennt mich und wisst, woher ich bin; aber ich bin nicht in meinem eigenen Namen gekommen, sondern er, der mich gesandt hat, bürgt für die Wahrheit. Ihr kennt ihn nur nicht. Ich kenne ihn, weil ich von ihm komme und weil er mich gesandt hat. Da wollten sie ihn festnehmen; aber keiner wagte ihn anzufassen, denn seine Stunde war noch nicht gekommen.
Einführendes Gebet:
Vater, sende mir deinen heiligmachenden Geist, damit er meinen Verstand erleuchtet, mein Herz erfüllt und meinen Willen stärkt.
Bitte:
Herr, hilf mir standhaft zu bleiben, wenn ich Widerspruch erfahre.
1.
Den sie töten wollen.
Jesus musste immer wieder in den drei Jahren seines öffentlichen Wirkens unerbittlichen Widerstand erfahren. Er rührte viele Herzen an und heilte durch seine Wunder viele Menschen an Körper und Seele, doch all das konnte seine erbitterten Gegner nicht überzeugen. Aber keine ihrer Drohungen und Intrigen konnte unseren Herrn aufhalten. An der Beharrlichkeit unseres Herrn ist aber nichts Hektisches. Seine Seele ist immer mit sich in Frieden, wenn er den Willen des Vaters ausführt. Diesen Frieden können auch alle Christen erfahren, wenn sie entschlossen mit Christus gehen, egal, was es kostet. Auf einem Photo aus der Zeit der Cristeros in Mexiko sieht man fünf Soldaten mit ihren Waffen im Anschlag, wie sie auf einen Priester, Pater Francisco Vera, zielen, der vor einer Wand nicht weit von ihnen entfernt, steht. Mit seinen liturgischen Gewändern, den gefalteten Händen und dem ruhigen Gesichtsausdruck sieht es so aus, als ob sich Pater Vera für die letzte „Messe“ seines Lebens vorbereitet hat. Und dieses Mal würde der „andere Christus“ (alter Christus) das Opfer sein, das dargebracht wird.
2.
Wir wissen aber, woher er stammt.
Katholiken erfahren bisweilen wie im Fall von Pater Vera blutigen Widerstand. Wir erleben oft, dass wir als Christen gegen den Strom des immer stärker werdenden Säkularismus schwimmen mit seiner alarmierenden Unwissenheit der grundlegenden Wahrheiten des Christentums. Es wurde berichtet, dass in Denver eine Frau in einen Juwelierladen trat und dem Verkäufer sagte, sie wolle ein Kreuz kaufen. Als er ihr die Kreuze in der Vitrine zeigte, fragte er sie, ob sie ein glattes Kreuz wolle, oder ein Kreuz mit einem kleinen Mann darauf. Hier ist die Versuchung groß, dass wir uns ganz von dieser verweltlichten Gesellschaft und den religiösen Ausdrucksformen zurückziehen wollen, die nur noch eine Modeerscheinung der herrschenden Kultur und nicht mehr gesunde Herausforderungen sind. Aber weil sich die Gesellschaft immer mehr von ihren christlichen Wurzeln entfernt, ist es umso wichtiger, dass wir andere mit unserem Glauben in Berührung bringen. Stehen wir also weiterhin zu unserem Herrn. Er hat niemals aufgehört, die Botschaft zu verkündigen.
3.
Ich bin nicht in meinem eigenen Namen gekommen.
Damit wir das tun können, ist es äußerst wichtig, dass wir einen Sinn für das Gesendetsein bekommen. Mission kommt aus dem Lateinischen „missio“ = „senden“. Jesus hatte einen deutlichen Sinn für die Mission, weil er wusste, dass er vom Vater gesandt worden ist. Der Herr erwartet von denen, die ihm nachfolgen, dass sie einen ähnlichen Sinn haben: Wir sind Gesandte, Botschafter. Unsere Botschaft handelt nicht von uns selbst. Wenn wir den Schwerpunkt weg von unserem Ego dorthin setzen, wo er hingehört, auf Christus, dann werden wir die Kraft haben, weiter voranzugehen, egal wieviele Hindernisse sich uns in den Weg stellen mögen.
Gespräch mit Christus:
Herr Jesus, du hast niemals aufgegeben und hast immer zur größeren Ehre des Vaters gewirkt. Hilf mir zu erkennen, dass du nicht so sehr wert auf meinen Erfolg legst, sondern darauf, dass ich dir treu bleibe.
Vorsatz:
Ich will jemandem, der mir weh getan hat, einen Akt der Nächstenliebe erweisen.
Gemischte Reaktionen
8. März 2008
Samstag der vierten Woche in der Fastenzeit
P. Steven Reilly LC
Joh 7,40-53
Einige aus dem Volk sagten, als sie diese Worte hörten: Er ist wahrhaftig der Prophet. Andere sagten: Er ist der Messias. Wieder andere sagten: Kommt denn der Messias aus Galiläa? Sagt nicht die Schrift: Der Messias kommt aus dem Geschlecht Davids und aus dem Dorf Betlehem, wo David lebte? So entstand seinetwegen eine Spaltung in der Menge. Einige von ihnen wollten ihn festnehmen; aber keiner wagte ihn anzufassen. Als die Gerichtsdiener zu den Hohenpriestern und den Pharisäern zurückkamen, fragten diese: Warum habt ihr ihn nicht hergebracht? Die Gerichtsdiener antworteten: Noch nie hat ein Mensch so gesprochen. Da entgegneten ihnen die Pharisäer: Habt auch ihr euch in die Irre führen lassen? Ist etwa einer vom Hohen Rat oder von den Pharisäern zum Glauben an ihn gekommen? Dieses Volk jedoch, das vom Gesetz nichts versteht, verflucht ist es. Nikodemus aber, einer aus ihren eigenen Reihen, der früher einmal Jesus aufgesucht hatte, sagte zu ihnen: Verurteilt etwa unser Gesetz einen Menschen, bevor man ihn verhört und festgestellt hat, was er tut? Sie erwiderten ihm: Bist du vielleicht auch aus Galiläa? Lies doch nach: Der Prophet kommt nicht aus Galiläa. Dann gingen alle nach Hause.
Einführendes Gebet:
Komm, Heiliger Geist! Entzünde mein Herz mit dem Feuer deiner Liebe. Hilf mir, auf deine Stimme während dieser Meditation zu hören und gib mir die Kraft, treu zu sein, wenn es schwer wird.
Bitte:
Herr, gib mir Mut, wenn mein Leben nach dem Glauben von Menschenfurcht bedroht ist.
1.
Gemischte Reaktionen.
Im Evangelium von Johannes kommt ganz klar zum Ausdruck, wer Jesus ist: „Und das Wort war Gott“ (Joh 1,1). Aber kein anderer Evangelist dokumentiert auch besser, mit welchen gemischten Reaktionen Jesus konfrontiert war. Das heutige Evangelium ist dafür ein typisches Beispiel: Für einige aus der Menge ist Jesus der Prophet, oder besser der Christus; für andere kann das nicht sein, weil er (scheinbar) die erwarteten messianischen Ankündigungen nicht erfüllt. Wenn wir diesen Text lesen, hätten wir gern, dass es anders gelaufen wäre. Wäre es nicht großartig gewesen, wenn die Menge Jesus auf ihre Schultern genommen hätte, und die Würdenträger und Pharisäer von ganzem Herzen in die Hosannarufe des Volkes mit eingestimmt hätten. Es gibt aber auch etwas Positives an gemischten Reaktionen. Wie damals so hat Jesus auch heute Menschen, die ihm nachfolgen, und welche, die seine Gegner sind. Das bedeutet, dass wir eine persönliche Entscheidung treffen müssen. Und das ist gut so. Seelen, die schlicht nur mit der Menge laufen, können schnell in die verkehrte Richtung laufen, wenn die Menge es so will. Das können wir besonders am Palmsonntag erfahren.
2.
So hat noch niemand gesprochen.
Die Wächter, die ohne ihn zurückkommen, zeigen die Macht der menschlichen Person Jesu auf. Seine Redegewandtheit bewegte die Herzen – „Noch nie hat ein Mensch so gesprochen“ – und das, weil seine Worte durch die Aufrichtigkeit und Reinheit seines Lebens bestätigt wurden. Und daher kann die Botschaft Jesu, wenn für sie eine Offenheit vorhanden ist, selbst in Herzen eindringen, welche zuvor voller Vorurteile und festgefasster Meinungen waren. Das sollte uns mit Hoffnung erfüllen und uns helfen, weiter für die Verbreitung der Botschaft Jesu zu arbeiten.
3.
Nikodemus, hättest du es nicht besser machen können?
In diesem Kessel gemischter Reaktionen kommt noch eine andere Antwort an die Oberfläche: die von Nikodemus, der einmal Jesus in der Nacht besucht hatte (Joh 3). Er ist ein Beispiel für einen Menschen, der weiß, was er eigentlich tun müsste, der aber über die Menschenfurcht stolpert. Das Beste, was ihm in diesem kritischen Moment einfällt, ist die bloße Bitte um einen gerechten Prozess. Aber es war zumindest ein Anfang. Der vorsichtige Nikodemus wird sich später öffentlich auf Jesu Seite stellen, als er Josef von Arimatäa bei dessen Begräbnis hilft. Das gibt dem Rest von uns Hinhaltetaktikern Hoffnung. Die Gnade Gottes hört niemals auf zu wirken… Besser spät als gar nicht!
Gespräch mit Christus:
Herr Jesus, du warst mit vielen gemischten Reaktionen konfrontiert. Hilf mir, beständig zu bleiben, wenn ich feststelle, dass mein Bemühen, das Evangelium zu leben, Gegnerschaft hervorruft.
Vorsatz:
Wenn ich in eine Situation gerate, in der ich aus Furcht vor negativen Reaktionen zurückhaltend bin, dann will ich mein Herz zum Herrn erheben und ihn um den Mut bitten, das zu tun oder zu sagen, was ihm am besten gefällt.
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