Tägliche Meditationen

Tägliche Meditationen

Sonntag 3. Februar 2008 bis Samstag 9. Februar 2008

Vierte Woche im Jahreskreis

P. Paul Hubert LC

Das Fenster, durch das sich das Licht Gottes ergießt. Sonntag
Freiheit und Glück kennzeichnen ihn. Montag
Der Glaube muss mich zu Christus führen, damit das Wunder geschieht. Dienstag
Die reine Absicht öffnet uns den Himmel und seine Schätze. Mittwoch
Leiden: eine Schnellstraße zu Gott Donnerstag
Der schmale Pfad zum ewigen Leben Freitag
Vergebung: der erste Schritt zu lieben. Samstag


Das Fenster, durch das sich das Licht Gottes ergießt.

3. Februar 2008

Vierter Sonntag im Jahreskreis

P. Paul Hubert LC

Mt 5,1-20
Als Jesus die vielen Menschen sah, stieg er auf einen Berg. Er setzte sich, und seine Jünger traten zu ihm. Dann begann er zu reden und lehrte sie. Er sagte: Selig, die arm sind vor Gott; denn ihnen gehört das Himmelreich. Selig die Trauernden; denn sie werden getröstet werden. Selig, die keine Gewalt anwenden; denn sie werden das Land erben. Selig, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit; denn sie werden satt werden. Selig die Barmherzigen; denn sie werden Erbarmen finden. Selig, die ein reines Herz haben; denn sie werden Gott schauen. Selig, die Frieden stiften; denn sie werden Söhne Gottes genannt werden. Selig, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden; denn ihnen gehört das Himmelreich. Selig seid ihr, wenn ihr um meinetwillen beschimpft und verfolgt und auf alle mögliche Weise verleumdet werdet. Freut euch und jubelt: Euer Lohn im Himmel wird groß sein. Denn so wurden schon vor euch die Propheten verfolgt. Ihr seid das Salz der Erde. Wenn das Salz seinen Geschmack verliert, womit kann man es wieder salzig machen? Es taugt zu nichts mehr; es wird weggeworfen und von den Leuten zertreten. Ihr seid das Licht der Welt. Eine Stadt, die auf einem Berg liegt, kann nicht verborgen bleiben. Man zündet auch nicht ein Licht an und stülpt ein Gefäß darüber, sondern man stellt es auf den Leuchter; dann leuchtet es allen im Haus. So soll euer Licht vor den Menschen leuchten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen. Denkt nicht, ich sei gekommen, um das Gesetz und die Propheten aufzuheben. Ich bin nicht gekommen, um aufzuheben, sondern um zu erfüllen. Amen, das sage ich euch: Bis Himmel und Erde vergehen, wird auch nicht der kleinste Buchstabe des Gesetzes vergehen, bevor nicht alles geschehen ist. Wer auch nur eines von den kleinsten Geboten aufhebt und die Menschen entsprechend lehrt, der wird im Himmelreich der Kleinste sein. Wer sie aber hält und halten lehrt, der wird groß sein im Himmelreich. Darum sage ich euch: Wenn eure Gerechtigkeit nicht weit größer ist als die der Schriftgelehrten und der Pharisäer, werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen.

Einführendes Gebet:   Herr, du bist hier. Ich sehe dich zwar nicht, aber ich bin mir sicher, dass du hier bist. Wie ein Blinder Geräusche vernimmt, so höre ich in den Dingen um mich herum deine Schritte. Meine Augen sehen und meine Arme umschließen dich. Ich nehme dein Geschenk freudig an: diesen neuen Tag, den du mir geschenkt hast, um bei dir zu sein, um auf dich zu hoffen und damit ich mich mit deiner Gnade bessere. Weil ich dich lieben will, wie du uns geliebt hast, möchte ich dich dort lieben, wo ich dich finden kann: in meinem Nächsten.

Bitte:  Herr, schenk mir einen Glauben, der bewirkt, dass du mich durchdringst, um andere zu lieben. Lass deine Liebe meine Gedanken, Worte und Taten durchdringen.

1. Warum Verfolgung droht, wenn wir ihm folgen. Warum sollte ich mich freuen, wenn ich trauere oder wenn ich verfolgt werde? Darf ich nicht erwarten, wegen meiner guten Taten und meiner Hilfe für den Nächsten gelobt zu werden und mich sicher zu fühlen? Warum wurde Christus verfolgt? Er machte alles richtig. Er vollbrachte Wunder – nicht nur, indem er, menschlich gesprochen, tat, was recht ist, sondern tatsächlich auch Wunder bewirkte: er machte Blinde wieder sehend, Lahme gehend und erweckte Tote zum Leben. Dennoch wurde er gerade von denen verfolgt, die seine Wunder kannten, selbst als er Lazarus auferweckte. Christus wurde nicht verfolgt, weil er etwas Falsches getan hatte. Vielleicht zeigte er seinen Verfolgern, indem er das Gute tat, dass sie Unrecht taten, und deshalb konnten sie das Licht, das er ausstrahlte, nicht ertragen. Kam es vielleicht dazu, weil Christus, als sie ihm die Ehebrecherin vorführten, seinen eigenen und einzigen Maßstab ansetzte, der Barmherzigkeit und Liebe heißt? Herr, nur dein Gebot zu vergeben und zu lieben kann alle im Himmel vereinen. Gewalt, Unrecht und Rivalitäten vergrößern nur die Kluft zwischen uns. Wie schwer fällt es uns, Herr, deinem Gebot hier auf Erden zu folgen! Wie auch immer, nur wenn wir dem Gebot folgen, das du uns gibst, können wir in Frieden leben.

2. Das einzige Gebot, das mich frei machen kann. Herr, du hast alles erschaffen. Wir sehen die Wunder der Schöpfung, die du gemacht hast und erhältst. Wir sehen Billionen von Sternen, die ihrer Umlaufbahn und den Gesetzen folgen, die sie lenken. Wir sehen die Tiere, die ihrem Instinkt folgen, die wachsen, sich entwickeln und sich fortpflanzen, wie du es geplant hast. Wie ist es möglich, dass ich das nicht tue, was du von mir erwartest? Du sagst uns: „Eher werden Himmel und Erde vergehen, als dass auch nur der kleinste Buchstabe im Gesetz vergeht“. Dein Gesetz ist gut für uns; du willst uns das Beste für unser Leben geben. Herr, hilf mir, dass ich dein Gesetz immer im Auge behalte, es immer befolge und immer gut über die anderen denke. Welch ein großartiges Gesetz gabst du uns als Richtschnur: liebe deinen Nächsten so wie ich dich geliebt habe.

3. Die Freiheit des wahren Lichts. Herr, du möchtest, dass wir unser Leben in deinem Licht leben. Wir erfahren die Freiheit, wenn wir dein Licht – dein Gesetz und deine Liebe – in uns aufnehmen und es dann in unsere Umgebung hinein strahlen lassen. Du machst uns zu Leuchten, die dein Licht ausstrahlen. Welches Engagement und welche Verantwortung bedeutet es für uns, deine Botschaft der Erlösung anderen zu verkünden. Herr, ich danke dir für dein Licht. Hilf mir, dass ich es immer festhalte und dem Weg folge, den es mir weist.

Gespräch mit Christus:  Herr, ich danke dir für dein Geschenk des Glaubens, durch das ich sehen kann, was recht ist, unabhängig von meiner jeweiligen Situation. Hilf mir, bei meinem Umgang mit anderen dir treu zu sein, wenn sie deiner Lehre widersprechen. Hilf mir, dein Licht meinen Mitmenschen zu bringen.

Vorsatz:   Ich will mit jemandem, der den Weg zur wirklichen Freiheit nicht kennt, über deinen Plan für unser Leben sprechen.


Freiheit und Glück kennzeichnen ihn.

4. Februar 2008

Montag der vierten Woche im Jahreskreis

P. Paul Hubert LC

Mk 5,1-20
Sie kamen an das andere Ufer des Sees, in das Gebiet von Gerasa. Als er aus dem Boot stieg, lief ihm ein Mann entgegen, der von einem unreinen Geist besessen war. Er kam von den Grabhöhlen, in denen er lebte. Man konnte ihn nicht bändigen, nicht einmal mit Fesseln. Schon oft hatte man ihn an Händen und Füßen gefesselt, aber er hatte die Ketten gesprengt und die Fesseln zerrissen; niemand konnte ihn bezwingen. Bei Tag und Nacht schrie er unaufhörlich in den Grabhöhlen und auf den Bergen und schlug sich mit Steinen. Als er Jesus von weitem sah, lief er zu ihm hin, warf sich vor ihm nieder und schrie laut: Was habe ich mit dir zu tun, Jesus, Sohn des höchsten Gottes? Ich beschwöre dich bei Gott, quäle mich nicht! Jesus hatte nämlich zu ihm gesagt: Verlass diesen Mann, du unreiner Geist! Jesus fragte ihn: Wie heißt du? Er antwortete: Mein Name ist Legion; denn wir sind viele. Und er flehte Jesus an, sie nicht aus dieser Gegend zu verbannen. Nun weidete dort an einem Berghang gerade eine große Schweineherde. Da baten ihn die Dämonen: Lass uns doch in die Schweine hineinfahren! Jesus erlaubte es ihnen. Darauf verließen die unreinen Geister den Menschen und fuhren in die Schweine, und die Herde stürzte sich den Abhang hinab in den See. Es waren etwa zweitausend Tiere, und alle ertranken. Die Hirten flohen und erzählten alles in der Stadt und in den Dörfern. Darauf eilten die Leute herbei, um zu sehen, was geschehen war. Sie kamen zu Jesus und sahen bei ihm den Mann, der von der Legion Dämonen besessen gewesen war. Er saß ordentlich gekleidet da und war wieder bei Verstand. Da fürchteten sie sich. Die, die alles gesehen hatten, berichteten ihnen, was mit dem Besessenen und mit den Schweinen geschehen war. Darauf baten die Leute Jesus, ihr Gebiet zu verlassen. Als er ins Boot stieg, bat ihn der Mann, der zuvor von den Dämonen besessen war, bei ihm bleiben zu dürfen. Aber Jesus erlaubte es ihm nicht, sondern sagte: Geh nach Hause, und berichte deiner Familie alles, was der Herr für dich getan und wie er Erbarmen mit dir gehabt hat. Da ging der Mann weg und verkündete in der ganzen Dekapolis, was Jesus für ihn getan hatte, und alle staunten.

Einführendes Gebet:   Herr, wieder strahlt dein Licht auf. Du hast mich geschaffen und trägst mich; an dich glaube ich. Du hast mir alles gegeben, um es zu meinem Wohl und dem Wohl anderer zu gebrauchen; auf dich vertraue ich. Du hast mir deine unerschütterliche Liebe gezeigt; du bist es, den ich liebe.

Bitte:  Herr, befreie mich von meinen Sünden. Hilf mir, dass ich den einzigen Sinn des Lebens entdecke, der mich durch mein Leben führen kann und mich von den Dingen fernhält, die nur eine Illusion von Glück sind.

1. Freiheit, wo bist du? Wenn ich Fesseln zerreißen könnte, ohne mich dabei zu verletzen – welche Kraft, welche Freiheit würde das bedeuten! Aber wenn ich meine Verpflichtungen Gott und den Mitmenschen gegenüber nicht einhalten würde, Drogen nähme oder, ganz allgemein, tun und lassen würde, was ich möchte, wäre ich dann glücklich? Das ist die Frage: macht eine solche „Freiheit“ mich wirklich glücklich? Menschen, die die Gebote Gottes missachten, scheinen „ihr Leben in die eigene Hand zu nehmen“, aber in Wirklichkeit nimmt das Leben „sie in die Hand“ und ein Scheitern erwartet sie mit Sicherheit. Ist der Besessene im heutigen Evangelium glücklich? Was ist das Ziel seines Lebens? Er läuft in den Bergen umher, stößt sich an den Felsen und versteckt sich in den Grabhöhlen. Da gibt es manche Hürden, gegen die der Mensch nicht viel ausrichten kann; blinde Gewalt bringt den Besessenen dazu, dass er sich mit Steinen schlägt. Angesichts unserer Sünden können wir uns machtlos fühlen, unser Leben zu ändern. Aber zusammen mit ihm können wir die Dinge zum Besseren wenden. Mit Gottes Liebe und Gnade, die uns besonders durch die Sakramente zuteil werden, kommt stets Friede in uns hinein. Herr, hilf mir, wirklich frei zu werden.

2. Das Gesetz der Freiheit. Oft scheint es, dass die Freiheit, die Christus anbietet, unsere Annehmlichkeiten, die Freude an materiellen Dingen, die uns lieb und teuer sind, einengen. Die Schweinehirten, die sahen, wie sich die Schweine in den See stürzten, waren erschrocken über den Verlust. Dieser materielle Verlust führte dazu, dass sie Christus ablehnten. Obwohl sie sahen, dass der Besessene wieder bei Verstand war, baten sie unseren Herrn, doch wegzugehen. Geschäft und Beruf mögen gut sein, aber wenn unser Herr jemanden auf Kosten materieller Dinge oder einer gesellschaftlichen Stellung befreien will, müssen wir bereit sein zu erkennen, was wichtiger ist. Die Welt will uns oft verleiten, unsere Prinzipien aufs Spiel zu setzen, demgegenüber müssen wir bereit sein, die Welt nach der Ordnung, die Gott für den Menschen vorgesehen hat, zu gestalten. Wenn wir Gottes Grundsätzen folgen, werden wir lernen, frei von materiellen Zwängen zu sein und die unendliche Seligkeit anzustreben, nach der wir Tag und Nacht dürsten sollen. Gott selbst hat uns durch seine Offenbarung und durch die Kirche das Licht gegeben, das uns befreien wird: „Liebt einander, wie ich euch geliebt habe“. Das ist der Weg zu unserer wirklichen Freiheit.

3. Greife nach der unendlichen Freiheit und dem unendlichen Glück. Für die Juden waren Schweine gleichbedeutend mit „Unreinheit“; Schweinefleisch durfte nicht gegessen werden, und Schweine zu hüten, war sogar noch mehr erniedrigend. Aber wie viele unreine Dinge bringen unseren Geist in Verwirrung. Gott möchte uns in seiner unendlichen Erhabenheit und Liebe das Beste geben, selbst Wunder, wenn wir nur die notwendigen kleinsten Schritte machen würden. Die Heilige Schrift lehrt uns, dass er nur ein kleines Anzeichen unseres guten Willens erwartet. Wir müssen uns von den Dingen, die Gott beleidigen, trennen, dann müssen wir uns von den irdischen Bindungen frei machen und schließlich müssen wir auf seine Offenbarung hören,um sie immer besser verstehen zu können. Als Christus in dieses Gebiet zurückkam, hießen ihn die Menschen willkommen, brachten ihm ihre Kranken, damit er sie heilte, sicherlich auch, weil sie auf das Zeugnis des geheilten Mannes hörten. Beten scheint wertvolle Zeit des Tages in Anspruch zu nehmen, aber gibt es etwas Wertvolleres als Beten und den Empfang der Sakramente? Wie sieht unser Leben ohne Gottes Hilfe aus? Begegnen wir unseren Mitmenschen mit Liebe und Aufmerksamkeit, achten wir besonders auch auf die kleinen Dinge, die so wichtig in unseren Beziehungen sind? Hier muss sich unsere Liebe bewähren.

Gespräch mit Christus:  Herr, es gibt keine größere Freiheit als die, die du gibst, wenn ich meinem Nächsten vergebe und ihn liebe. Hilf mir, dass ich die Kraft finde, mich zu ändern; hilf mir, die Mittel dafür zu finden; hilf mir, Zeit zu finden, um dein Wort des Lebens zu hören, das mich erschaffen hat und mich immer wieder erneuert.

Vorsatz:   Heute will ich mir vornehmen, jeden Tag über fünfzehn Minuten eine Betrachtung zu halten. Ich will das wenigstens eine Woche lang tun.


Der Glaube muss mich zu Christus führen, damit das Wunder geschieht.

5. Februar 2008

Dienstag der vierten Woche im Jahreskreis
Heilige Agatha, Jungfrau.

P. Paul Hubert LC

Mk 5,21-43
Jesus fuhr im Boot wieder ans andere Ufer hinüber, und eine große Menschenmenge versammelte sich um ihn. Während er noch am See war, kam ein Synagogenvorsteher namens Jaïrus zu ihm. Als er Jesus sah, fiel er ihm zu Füßen und flehte ihn um Hilfe an; er sagte: Meine Tochter liegt im Sterben. Komm und leg ihr die Hände auf, damit sie wieder gesund wird und am Leben bleibt. Da ging Jesus mit ihm. Viele Menschen folgten ihm und drängten sich um ihn. Darunter war eine Frau, die schon zwölf Jahre an Blutungen litt. Sie war von vielen Ärzten behandelt worden und hatte dabei sehr zu leiden; ihr ganzes Vermögen hatte sie ausgegeben, aber es hatte ihr nichts genutzt, sondern ihr Zustand war immer schlimmer geworden. Sie hatte von Jesus gehört. Nun drängte sie sich in der Menge von hinten an ihn heran und berührte sein Gewand. Denn sie sagte sich: Wenn ich auch nur sein Gewand berühre, werde ich geheilt. Sofort hörte die Blutung auf, und sie spürte deutlich, dass sie von ihrem Leiden geheilt war. Im selben Augenblick fühlte Jesus, dass eine Kraft von ihm ausströmte, und er wandte sich in dem Gedränge um und fragte: Wer hat mein Gewand berührt? Seine Jünger sagten zu ihm: Du siehst doch, wie sich die Leute um dich drängen, und da fragst du: Wer hat mich berührt? Er blickte umher, um zu sehen, wer es getan hatte. Da kam die Frau, zitternd vor Furcht, weil sie wusste, was mit ihr geschehen war; sie fiel vor ihm nieder und sagte ihm die ganze Wahrheit. Er aber sagte zu ihr: Meine Tochter, dein Glaube hat dir geholfen. Geh in Frieden! Du sollst von deinem Leiden geheilt sein. Während Jesus noch redete, kamen Leute, die zum Haus des Synagogenvorstehers gehörten, und sagten (zu Jaïrus): Deine Tochter ist gestorben. Warum bemühst du den Meister noch länger? Jesus, der diese Worte gehört hatte, sagte zu dem Synagogenvorsteher: Sei ohne Furcht; glaube nur! Und er ließ keinen mitkommen außer Petrus, Jakobus und Johannes, den Bruder des Jakobus. Sie gingen zum Haus des Synagogenvorstehers. Als Jesus den Lärm bemerkte und hörte, wie die Leute laut weinten und jammerten, trat er ein und sagte zu ihnen: Warum schreit und weint ihr? Das Kind ist nicht gestorben, es schläft nur. Da lachten sie ihn aus. Er aber schickte alle hinaus und nahm außer seinen Begleitern nur die Eltern mit in den Raum, in dem das Kind lag. Er fasste das Kind an der Hand und sagte zu ihm: Talita kum!, das heißt übersetzt: Mädchen, ich sage dir, steh auf! Sofort stand das Mädchen auf und ging umher. Es war zwölf Jahre alt. Die Leute gerieten außer sich vor Entsetzen. Doch er schärfte ihnen ein, niemand dürfe etwas davon erfahren; dann sagte er, man solle dem Mädchen etwas zu essen geben.

Einführendes Gebet:   Herr, an wen soll ich mich zuerst wenden, wenn nicht an dich? Du hast mir einen neuen Tag geschenkt. Dieses Geschenk fordert mich auf, zuerst zu dir zu kommen und zuerst dich zu hören. Mein Glaube sagt mir, es kann nichts besser sein, als deinen Plan zu befolgen. Ich hoffe, dir in meinem Leben einen Platz einzuräumen und dich zu den anderen Menschen zu bringen. Meine Liebe möchte stärker und besser sein – sie möchte wie deine Liebe sein, Herr.

Bitte:  Herr, hilf mir, dass ich von meinem Glauben geleitet werde. Lass ihn sich widerspiegeln in meinen Gedanken, Worten und Taten.

1. Christus wirklich berühren. In diesem Evangelium will die Menge bei Christus sein und ihn auch körperlich berühren. Doch Jesus fühlte eine besondere Berührung. Die Jünger sagen überrascht: „Du siehst doch, wie sich die Leute um dich drängen, und da fragst du: Wer hat mich berührt?“ Diese Evangeliumsstelle zeigt uns, was wichtig ist; nicht wichtig ist die körperliche Berührung Christi, so als läge darin etwas Magisches. Wichtig ist ein Offensein für den Glauben. Gewiss befand sich die Frau mitten in der Menge und strengte sich sehr an, um Jesus körperlich zu berühren. Doch es war ihr Glaube, den Jesus spürte. Wir müssen im Glauben erstarken, um auch Gnaden zu erhalten. Glaube beruht immer darauf, dass Gott uns liebt und für uns sorgt, mehr als jeder andere sonst, mehr sogar als unsere Eltern. Gott will zu jeder Zeit das Beste für uns. Herr, hilf mir, im Glauben zu leben und zu beten, indem ich dir freistelle zu tun, was auch immer du für das Beste hältst. Möge ich demütig alles tun, um deinen Willen zu erfüllen.

2. Christus durch unseren Glauben berühren. Der Glaube bringt die Frau zu Jesus. Der Glaube hilft Jaïrus, sich mit seiner Bitte an Jesus zu wenden. Zuerst kommt der Glaube. Er ist ein Festhalten an Gott, der sich selbst offenbart. Er ist ein totales Festhalten, nicht nur dem Verstand nach, sondern mit der ganzen Person: mit dem Willen, dem Herzen und mit unserem Gefühl. Der Glaube fordert uns heraus; er ruft uns auf, unser vertrautes Land zurückzulassen – dessen Grenzen wir kennen, dessen Geborgenheit wir fühlen –, um an einen Ort zu gehen, den Gott uns zeigen wird. Glaube bedeutet nicht nur das Festhalten an dem, was offenbart ist, sondern er spornt uns an, aufmerksam auf die Gelegenheiten zu achten, unsere Mitmenschen zu lieben, ihnen zu dienen und ständig fürsorglich zu sein.

3. Hab keine Angst, glaube nur. Christus ermutigt Jairus, an ihn zu glauben, auch wenn es vielen Juden unmöglich erschien, dass jemand vom Tod auferweckt werden könnte. Christus hinterließ uns seine Offenbarung, die entscheidenden Grundlagen, die wir brauchen, um das Leben in Fülle zu haben, aber er erwartet von uns auch, nach den Mitteln zu suchen, um sie zu gebrauchen. Unser Entschluss, so zu handeln, muss aus unserem Glauben kommen, weil uns der Glaube über die Schwelle rein menschlicher Dinge hinaus gelangen lässt. Deswegen verlangt Christus von Jairus, auf seinen Glauben zu vertrauen: nicht der Nachricht über den Tod seiner Tochter Glauben zu schenken, sondern zu glauben, dass Christus alles zu tun vermag.

Gespräch mit Christus:  Herr, stärke meinen Glauben und hilf mir, meinen Glauben durch meine Taten zu bezeugen, wie es die Jungfrau Maria tat. Gib, dass mein Glaube dich in meinem Nächsten erkennt und dir dort dient. Du hast mir gezeigt, dass Glaube mich dazu bringt, anderen in Not zu dienen, und dass der Glaube mir die Gelegenheiten zeigt, wo ich lieben und dienen kann. Stärke meine Bereitschaft zu dienen.

Vorsatz:   Ich will versuchen, fünf Akte der Nächstenliebe zu vollbringen, indem ich im Glauben erkenne, dass es Christus ist, dem ich diene, wenn ich anderen Menschen diene.


Die reine Absicht öffnet uns den Himmel und seine Schätze.

6. Februar 2008

Aschermittwoch

P. Paul Hubert LC

Mt 6,1-6, 16-18
Jesus sagte seinen Jüngern: Hütet euch, eure Gerechtigkeit vor den Menschen zur Schau zu stellen; sonst habt ihr keinen Lohn von eurem Vater im Himmel zu erwarten. Wenn du Almosen gibst, lass es also nicht vor dir herposaunen, wie es die Heuchler in den Synagogen und auf den Gassen tun, um von den Leuten gelobt zu werden. Amen, das sage ich euch: Sie haben ihren Lohn bereits erhalten. Wenn du Almosen gibst, soll deine linke Hand nicht wissen, was deine rechte tut. Dein Almosen soll verborgen bleiben, und dein Vater, der auch das Verborgene sieht, wird es dir vergelten. Wenn ihr betet, macht es nicht wie die Heuchler. Sie stellen sich beim Gebet gern in die Synagogen und an die Straßenecken, damit sie von den Leuten gesehen werden. Amen, das sage ich euch: Sie haben ihren Lohn bereits erhalten. Du aber geh in deine Kammer, wenn du betest, und schließ die Tür zu; dann bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist. Dein Vater, der auch das Verborgene sieht, wird es dir vergelten. Wenn ihr fastet, macht kein finsteres Gesicht wie die Heuchler. Sie geben sich ein trübseliges Aussehen, damit die Leute merken, dass sie fasten. Amen, das sage ich euch: Sie haben ihren Lohn bereits erhalten. Du aber salbe dein Haar, wenn du fastest, und wasche dein Gesicht, damit die Leute nicht merken, dass du fastest, sondern nur dein Vater, der auch das Verborgene sieht; und dein Vater, der das Verborgene sieht, wird es dir vergelten.

Einführendes Gebet:   Herr, mein Glaube ist schwach, aber durch ihn wende ich mich an dich. Meine Hoffnung, Herr, kann nicht größer als du sein, und daher möchte sie dich und deinen Willen finden. Meine Liebe kann so sein, wie du sie möchtest, Herr, aber nur, wenn sie mit dir vereint ist.

Bitte:  Herr, hilf mir, in all meinen Gedanken, Worten und Taten aufrichtig zu sein.

1. Ein bewährter Freund. Wie häufig wandten sich Menschen von einem Freund ab, wenn dieser in Schwierigkeiten geriet? Die Heilige Schrift sagt: „Ein treuer Freund ist wie ein festes Zelt; wer einen solchen findet, hat einen Schatz gefunden“ (Sir 6,14). Gott weiß, was das Herz des Menschen bewegt, und prüft ihn, um ihn in seiner Freundschaft wachsen zu lassen. Bei Jesus Sirach heißt es daher: „Willst du einen Freund gewinnen, gewinne ihn durch Erprobung, schenk ihm nicht zu schnell dein Vertrauen! Mancher ist Freund je nach der Zeit, am Tag der Not hält er nicht stand“ (Sir 6,7-8). Unsere Freundschaft mit Gott kann nicht auf der Ebene „was mir gefällt“ bleiben. Wenn es dennoch so ist, wird vieles für uns unverständlich sein, denn Gott prüft uns, um zu sehen, ob wir ihn wirklich lieben. Gott weiß besser als wir selbst, was uns an Liebe und an einer echten Freundschaft mit ihm fehlt. Gott wird niemals mit weniger als mit der Vollkommenheit unserer Liebe zufrieden sein. Er wird immer versuchen, uns einer vollkommenen Selbsthingabe näher zu bringen.

2. Was treibt mich an zu handeln? Warum ist Christus vom Himmel auf diese kleine Erde gekommen? Gott fehlt es an nichts; deshalb kann es nicht sein, dass er etwas von uns Menschen bekomen möchte. Sein Motiv war reine, selbstlose Liebe: Wir brauchen seine Gegenwart in unserem Leben, um befreit zu werden, um Vergebung zu erlangen und umzukehren. In ähnlicher Weise ist es sehr wichtig zu wissen, was uns dabei bewegt, das zu tun, um was Gott uns bittet. Es ist der Eckstein unserer Erlösung: ohne die aufrichtige Absicht - die Sehnsucht, Gott, meinen Freund, zu lieben - kann kein Schatz gefunden werden und wird uns auch kein Lohn im Himmel erwarten. Hilf mir, Herr, die Motive meines Handelns zu korrigieren und zu verbessern. Hilf mir, mich allein danach zu sehnen, dir durch meine Fastenübungen in der Fastenzeit zu dienen.

3. Die grenzenlose Freiheit, die Gott schenkt. Nur materiellen Reichtum suchen, unseren eigenen Plänen folgen und nichts zulassen, was unsere Bequemlichkeit stören könnte: all das schränkt unser Leben ein. Hingegen bedeutet Almosen geben, Gebet und Fasten nach der Logik der Liebe leben: nicht unsere eigenen Interessen wahrnehmen, sondern die Interessen Gottes und die der anderen. Gott eröffnet neue Perspektiven, Schätze ohne Ende, und lässt uns die unvermuteten Fähigkeiten unserer Herzen und Handlungen entdecken, sobald sie mit Gott verbunden sind.

Gespräch mit Christus:  Herr, viele Male hast du mir den richtigen Weg gezeigt. Oftmals hast du mir klar gemacht, nicht nur nach meinem Vorteil zu suchen. Hilf mir, aufmerksamer gegenüber den Nöten meiner Mitmenschen zu sein. Hilf mir in dieser Fastenzeit, dir zu dienen, wie du uns dienen würdest: Geben ohne Fragen zu stellen.

Vorsatz:   Ich will einen Akt oder mehrere Akte der Nächstenliebe tun, von denen ich nichts für mich selbst habe, sondern die meinem Nächsten dienen und meine Liebe zu Christus zeigen.


Leiden: eine Schnellstraße zu Gott

7. Februar 2008

Donnerstag nach Aschermittwoch

P. Paul Hubert LC

Lk 9,22-25
Jesus sprach zu seinen Jünger: Der Menschensohn muss vieles erleiden und von den Ältesten, den Hohenpriestern und den Schriftgelehrten verworfen werden; er wird getötet werden, aber am dritten Tag wird er auferstehen. Zu allen sagte er: Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme täglich sein Kreuz auf sich und folge mir nach. Denn wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben um meinetwillen verliert, der wird es retten. Was nützt es einem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, dabei aber sich selbst verliert und Schaden nimmt?

Einführendes Gebet:   Herr Jesus, du bist nicht vor dem Leiden geflohen, sondern du hast das getan, was deine Liebe zu uns dir eingab zu tun. Herr, ich vertraue auf dich. Herr Jesus, du bist in der Hoffnung nach Jerusalem gegangen, dass wir zum Haus des Vaters heimkehren würden. Ich hoffe auf dich, weil du deiner Liebe keine Grenzen gesetzt hast. Selbst als du abgelehnt und von deinen Feinden getötet wurdest, hast du für sie gebetet. Herr, ich liebe dich.

Bitte:  Herr, gewähre mir die Fähigkeit, das Leiden des Kreuzes, das du auf meine Schultern gelegt hast, anzunehmen. Hilf mir, seine erlösende Kraft zu erkennen und das Kreuz zu ergreifen.

1. Leiden: eine Gelegenheit. Leiden ist überall in unserem Leben gegenwärtig. Wir neigen dazu, vor ihm zu fliehen oder es zu vermeiden. Das gilt, angefangen mit dem kleinen Kratzer, den wir abbekommen, wenn wir das erste Mal vom Fahrrad fallen, bis zu dem großen Kummer, den wir empfinden, wenn ein Freund uns verrät. Wenn wir Schmerzen spüren, unternehmen wir alles, was in unserer Macht liegt, um sie los zu werden. In der heutigen Gesellschaft gibt es Medikamente, die jeden Schmerz und jedes Leiden, die wir fühlen, lindern. In jedem Leiden steckt aber auch eine Lehre und wir erinnern uns an sie besser, wenn wir Leiden gelernt haben. Christus sah seine Ablehnung, sein Leiden und seinen Tod voraus; dennoch floh er nicht. Er nahm es an als eine Möglichkeit, seine tiefe Liebe zu zeigen: „Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt.“ (Joh 15,13). Dies tun Eltern, wenn sie ihren Kindern ihre Zeit und Aufmerksamkeit schenken. Dies tun wahre Freunde, wenn sie vorbehaltlos helfen. Dies tun wir, wenn wir jemandem in Not helfen.

2. Liebe den Kampf, nicht den Sturz. Manchmal mögen wir uns überfordert fühlen. Langsam aber sicher mögen wir unserer Fehler und deren Folgen überdrüssig werden. Der anhaltende Kampf in der Nachfolge Christi mag uns mürbe machen. Der Weg zur Vollkommenheit in den Tugenden ist sicherlich begleitet von zahlreichen Gnadengaben, aber er ist auch sehr mühsam. Es macht aber nichts, wenn wir tausend Mal stürzen, solange wir den Kampf und nicht den Sturz lieben. Es hat keinen Sinn zu verzweifeln, vor allem dann nicht, wenn Christus an unserer Seite kämpft. Die Mühe eines anhaltenden Kampfes kann Christus mehr gefallen als ein einfacher und bequemer Sieg. Christus erinnert uns: Er wird viel leiden, abgelehnt und getötet werden, und jeder, der sein Jünger sein will, muss sein Kreuz auf sich nehmen und ihm nachfolgen.

3. Wenn ich schwach bin, dann bin ich stark. Mit dem Kommen Christi auf die Erde bekam das Leiden eine neue Bedeutung. Er gab uns die Möglichkeit, dem Leiden, der Krankheit und dem Schmerz – Folgen der Sünde – die erlösende und heilende Liebe entgegenzusetzen. Als die Apostel unseren Herrn fragten, wer verantwortlich für das Unglück des von Geburt an blinden Mannes war, antwortete Christus: „Weder er noch seine Eltern haben gesündigt, sondern das Wirken Gottes soll an ihm offenbar werden“. (Joh 9,3). Misserfolg und Schwäche ließen den heiligen Paulus ausrufen: „Deswegen bejahe ich meine Ohnmacht, alle Misshandlungen und Nöte, Verfolgungen und Ängste, die ich für Christus ertrage; denn wenn ich schwach bin, dann bin ich stark.“ (2 Kor 12,10). Durch die Selbstverleugnung und die Erkenntnis unserer Schwäche können wir die Stärke Gottes und seine Wunder in unserem Leben offenbar werden lassen.

Gespräch mit Christus:  Herr, hilf mir alles, was mir widerfährt, auch meinen Schmerz, mein Leid und meine Krankheit als eine Chance zu sehen, zu lieben, in der Liebe zu wachsen und dir meine Liebe anzubieten.

Vorsatz:   Bevor ich heute etwas tue, werde ich kurz meine Beweggründe erforschen, warum ich dies tue: tue ich es für mich oder für Gott? Wenn es nur für mich ist, werde ich meine Absichten ändern oder die Tat unterlassen, vor allem, wenn sich mir die Gelegenheit bietet, etwas anderes für Gott zu tun oder Gott in meinem Nächsten zu dienen.


Der schmale Pfad zum ewigen Leben

8. Februar 2008

Freitag nach Aschermittwoch

P. Paul Hubert LC

Mt 9,14-15
Da kamen die Jünger des Johannes zu ihm und sagten: Warum fasten deine Jünger nicht, während wir und die Pharisäer fasten? Jesus antwortete ihnen: Können denn die Hochzeitsgäste trauern, solange der Bräutigam bei ihnen ist? Es werden aber Tage kommen, da wird ihnen der Bräutigam genommen sein; dann werden sie fasten.

Einführendes Gebet:   Herr, du hast die Welt in einer unglaublichen Harmonie und Schönheit geschaffen. Ich glaube an dich. Herr, du bringst die Schöpfung zur Vollendung, zu der du sie geschaffen hast. Ich hoffe auf dich. Du hast das Universum als Zeichen deiner Liebe zu uns geschaffen und uns deine Schöpfung anvertraut. Ich liebe dich.

Bitte:  Herr, du bist unser Vater und möchtest immer das Beste für uns. Lehre uns, uns selbst zu verleugnen, um besser zu lieben, so wie du uns geliebt hast.

1. Christus ist fordernd. Christus lebt nicht mehr so unter uns, wie er unter seinen Aposteln lebte, und deshalb müssen wir fasten, wie er hier sagt. Die Kirche hat diese Zeit des Fastens, die Fastenzeit, auf 40 Tage festgelegt. Dies erinnert an die Versuchung Christi während seiner 40 Tage und Nächte in der Wüste und ist ebenso ein klarer Bezug zu den 40 Jahren, die die Israeliten in der Wüste verbracht hatten, um von ihren Sünden gereinigt zu werden, bevor sie das verheißene Land betraten. Mit dieser Nachahmung Christi führt die Kirche uns dazu, großzügiger anderen gegenüber zu sein, inniger zu Gott zu beten und zu fasten. Dieses Fastenopfer hilft uns, Genugtuung zu leisten für unsere Sünden und die notwendigen Tugenden zu erwerben, so dass wir rechtschaffen handeln. Es ist ein Weg der Sühne für unsere begangenen Sünden und der Intensivierung unserer Selbstverleugnung im Geiste, damit wir Gott und die anderen mehr lieben. Niemand lasse sich täuschen: Christus ist fordernd. Christi Weg ist eng. Christus selbst versucht nicht, diese Wahrheit und die Schwierigkeit seiner Nachfolge zu verbergen. Er lädt uns ein, durch die enge Tür einzutreten, denn die Strasse ins Verderben ist breit und groß. Seine ganze Lehre ist in der radikalen Einladung zusammengefasst: „Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach“ (Mt 16,24).

2. Warum sollen wir uns selbst verleugnen? Selbstverleugnung ist ein Wort, das weder in unserem Denken, noch in unserem Tun vorkommt. An unser „Selbst“ denken wir die meiste Zeit. „Verleugnung” wenden wir auf alles an, was im Widerspruch zu uns steht. Fügt man jedoch diese beiden Wörter zusammen, dann widerstrebt uns das. Wir meinen, dass wir besser auf ein anderes Thema übergehen sollten. Leicht können wir unsere Selbstverleugnung prüfen: versuchen wir, uns an das letzte Opfer zu erinnern, das wir ganz bewusst gebracht haben, um Gott oder jemand anderem zu gefallen. Und jetzt versuchen wir uns zu erinnern, wann wir das letzte Mal das machten, was uns selbst am meisten gefiel. Seit der Versuchung im Paradies, spielt unser Egoismus gegen uns. Er ist der Grund, dass wir uns selbst mehr lieben als Gott und unseren Nächsten, und er ist die Wurzel jeder Sünde, die wir begehen. Gegen den Egoismus kämpfen und Gott sowie unserem Nächsten den Vortritt lassen, kann uns helfen, die Liebe zurückzugewinnen, die Gott von uns für sich und unseren Nächsten wollte. Die Fastenübungen helfen uns, unseren Egoismus zu brechen, und befähigen uns, unseren ungeordneten Leidenschaften und Gefühlen zu widerstehen. Das ist ein lebenslanger Kampf, den es zu kämpfen gilt, besonders in der Gesellschaft, in der wir leben.

3. Das Schweigen der Vergebung. Das Kreuz, auf das wir uns Seite an Seite mit Christus während der Fastenzeit zubewegen, erleuchtet alles, was wir tun. Hat irgendjemand sich selbst mehr verleugnet als Christus am Kreuz? Hat irgendjemand sonst den Garten von Gethsemani erlebt und auf alle Sünden der Menschheit geschaut, die er auf sich nehmen und vergeben sollte? Um zu vergeben, musste Jesus schweigen und durfte sich nicht über unsere Auflehnung beschweren. Wir müssen ihn in gleicher Weise nachahmen, wenn wir Schläge einstecken; wir müssen lernen zu vergeben. Dies ist der einzige Weg, wenn wir wieder unter dem Band der göttlichen Liebe vereint sein wollen, der einzige, der uns Erfüllung schenken kann.

Gespräch mit Christus:  Herr, dein Weg zum Kalvarienberg war eine ständige Verleugnung deiner menschlichen Neigung, das Leiden abzulehnen. Hilf mir, der Versuchung zu widerstehen, dem Leiden auszuweichen und ihm zu entfliehen. Lass es mich lieber annehmen, wie du es für die Erlösung der Seelen getan hast, und mache mein Herz dem deinen ähnlich.

Vorsatz:   Um Christus nachzufolgen, will ich einige Begierden auswählen, die ich während der ganzen Fastenzeit abtöten will.


Vergebung: der erste Schritt zu lieben.

9. Februar 2008

Samstag nach Aschermittwoch

P. Paul Hubert LC

Lk 5,27-32
Als Jesus von dort wegging, sah er einen Zöllner namens Levi am Zoll sitzen und sagte zu ihm: Folge mir nach! Da stand Levi auf, verließ alles und folgte ihm. Und er gab für Jesus in seinem Haus ein großes Festmahl. Viele Zöllner und andere Gäste waren mit ihnen bei Tisch. Da sagten die Pharisäer und ihre Schriftgelehrten voll Unwillen zu seinen Jüngern: Wie könnt ihr zusammen mit Zöllnern und Sündern essen und trinken? Jesus antwortete ihnen: Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken. Ich bin gekommen, um die Sünder zur Umkehr zu rufen, nicht die Gerechten.

Einführendes Gebet:   Herr, du schenkst uns sonnige, wolkige und regnerische Tage. Du überraschst uns jeden Tag, indem du jeden Tag anders machst, um uns auf dein Kommen, auf das wir hoffen, vorzubereiten. Herr, deine Liebe erklärt alles und lenkt alles; hilf mir, dich heute mehr zu lieben.

Bitte:  Herr, du weißt, wie schwer es mir fällt zu vergeben. Hilf mir, immer zu vergeben.

1. Der Arzt, der die Kranken heilt. Was für eine großartige Antwort: „Ich bin gekommen, um die Sünder zur Umkehr zu rufen, nicht die Gerechten.“ Dies ist eine Aussage, gültig für die ganze Menschheit, die der Erlösung bedarf. Dies ist eine Zusage, die uns zeigt, dass Gott niemanden ausschließt. Christus ist für alle Sünder gekommen, und er ruft jeden zur Umkehr auf, damit alle bereuen und durch seine Gnade umkehren. Das zeigt uns, dass Christus jeden erreichen und jedem vergeben möchte. Er ist nicht wie wir, die wir andere diskriminieren und Groll gegeneinander hegen. Wenn jemand mehr sündigt, bemüht sich Gott erst recht, ihm zu helfen und ihm seine Vergebung und seine aufbauende Gnade anzubieten. Was für ein Beispiel für uns zum Nachahmen, wenn wir uns schwer tun mit anderen! Christus mahnt uns zur Geduld. Christus lehrt uns, dass wir lieben und Brücken bauen müssen, wo immer sich die Gelegenheit bietet.

2. Wir müssen den Kranken das Evangelium verkünden. Christus setzt ein Beispiel und sendet uns, damit wir das Evangelium den Menschen verkünden, die ihn nicht kennen oder die ihn bewusst oder auch unbewusst angreifen. Interessant ist jedoch, dass Christus jene, die sich ihm widersetzen, die „Gerechten“ nennt, weil sie starrköpfig und unbekehrbar sind. Christus ruft uns dazu auf, zu vergeben, so oft es nötig ist (Lk 17,4). Wir müssen lernen, wie man in einer Welt vergibt, die uns auffordert, hart zu sein und nichts zu verpassen.

3. Vergebung kann nur von der Liebe kommen und zur Liebe führen. Diese Evangeliumsstelle erinnert uns an die ehebrecherische Frau, die zu Jesus gebracht wurde. Das Gesetz des Moses war klar, dennoch wusste Jesus, dass etwas verändert werden musste, um es dem Menschen zu ermöglichen, in den Himmel zu kommen. Er wusste, dass nur Vergebung und Liebe zu jedermann alle Menschen im Paradies vereinigen kann. Er wusste, dass alle Menschen gesündigt hatten, und daher konnten sie nicht jemand anderen anklagen, ohne sich in Wirklichkeit selbst mit anzuklagen. Daher antwortete Christus jenen, die die ehebrecherische Frau anklagten, „wer von euch ohne Sünde ist, werfe als erster einen Stein auf sie“. (Joh 8,7). Wir sind alle Sünder. Wir alle bedürfen der Vergebung und haben einander zu vergeben. Wir alle müssen lernen, der Liebe zu erlauben, so in unsere Herzen einzudringen, dass sie das Band sein kann, das uns wieder vereinigt.

Gespräch mit Christus:  Herr, ich danke dir, dass du mich erlöst hast. Hilf mir, dass ich voll und ganz jenen vergebe, die mir unrecht getan haben. Hilf mir, sie zu lieben, für sie zu beten und ihnen Gutes zu tun, auch wenn sie mich ärgern und verletzen. Hilf mir, unermüdlich danach zu streben, der Welt deine Mittel zu bringen, die Trennung, Diskriminierung, Hass und Krieg überwinden können.

Vorsatz:   Ich will an die Menschen denken, die ich nicht mag oder denen gegenüber ich gleichgültig bin, und ich will wenigstens an eine ihrer guten Eigenschaften denken. Ich will gut über sie reden, und, wenn ich kann, will ich eine gute Tat für sie vollbringen.