Tägliche Meditationen

Tägliche Meditationen

Sonntag 11. November 2007 bis Samstag 17. November 2007

Zweiunddreißigste Woche im Jahreskreis

P. Cliff Ermatinger LC

Der Gott der Lebenden macht uns wahrhaft lebendig Sonntag
Gott nacheifernde Menschen gewähren Vergebung wie Gott Montag
Wir tun Gott keinen Gefallen Dienstag
Das höchste aller Gebete Mittwoch
Das Reich Gottes in unserem Innern Donnerstag
Das Kommen des Menschensohnes: Einfach zur Tagesordnung übergehen? Freitag
Die bestmöglichen Voraussetzungen Samstag


Der Gott der Lebenden macht uns wahrhaft lebendig

11. November 2007

Zweiunddreißigster Sonntag im Jahreskreis

P. Cliff Ermatinger LC

Lk 20,27-39
Von den Sadduzäern, die die Auferstehung leugnen, kamen einige zu Jesus und fragten ihn: Meister, Mose hat uns vorgeschrieben: Wenn ein Mann, der einen Bruder hat, stirbt und eine Frau hinterläßt, ohne Kinder zu haben, dann soll sein Bruder die Frau heiraten und seinem Bruder Nachkommen verschaffen. Nun lebten einmal sieben Brüder. Der erste nahm sich eine Frau, starb aber kinderlos. Da nahm sie der zweite, danach der dritte, und ebenso die anderen bis zum siebten; sie alle hinterließen keine Kinder, als sie starben. Schließlich starb auch die Frau. Wessen Frau wird sie nun bei der Auferstehung sein? Alle sieben haben sie doch zur Frau gehabt. Da sagte Jesus zu ihnen: Nur in dieser Welt heiraten die Menschen. Die aber, die Gott für würdig hält, an jener Welt und an der Auferstehung von den Toten teilzuhaben, werden dann nicht mehr heiraten. Sie können auch nicht mehr sterben, weil sie den Engeln gleich und durch die Auferstehung zu Söhnen Gottes geworden sind. Daß aber die Toten auferstehen, hat schon Mose in der Geschichte vom Dornbusch angedeutet, in der er den Herrn den Gott Abrahams, den Gott Isaaks und den Gott Jakobs nennt. Er ist doch kein Gott von Toten, sondern von Lebenden; denn für ihn sind alle lebendig. Da sagten einige Schriftgelehrte: Meister, du hast gut geantwortet.

Einführendes Gebet:   Mein Herr, ich liebe dich, weil du die Liebe selbst bist. Vergib alles in mir, das nicht von deiner Liebe kommt und das deine Liebe nicht ausstrahlt. Ich kann nur so werden, wie du mich haben willst, wenn ich dir erlaube, in mir zu handeln.

Bitte:  Herr Jesus Christus, deiner ewigen Liebe hat es gefallen, mich ins Leben zu rufen. Deine Erlösung schenkt mir Gemeinschaft mit dir. Gewähre mir die Gnade, die ich brauche, um deinen Willen zu erkennen und zu erfüllen, um so ein wahres Kind der Auferstehung zu sein.

1. Unsere Oberflächlichkeit, seine Tiefgründigkeit. Die Begegnung in dieser Evangeliumsstelle berührt uns etwas unangenehm. Sie erinnert an so viele ähnliche Begebenheiten, in denen wir erleben, dass Oberflächlichkeit tiefgründig scheinen soll, aber wenig mehr als unangenehmes Geplapper erreicht. Wir alle haben Rockstars gehört, die sich für Propheten halten, oder Medienstars, die sich über Themen der Kirche, über Naturrecht und andere erhabene Wahrheiten äußern, ohne wirklich zu wissen, worüber sie sprechen. Sie können einfach nicht über ihre vorgefasste Meinung hinausgehen. Ihre Worte nerven und sind peinlich. Ähnliches geschieht hier. Die Saduzäer konfrontieren unseren Herrn mit ihren eigenen Ansichten und Zielen und glauben, mit listiger Scharfsinnigkeit operieren zu können. Genau diese Oberflächlichkeit bietet Gelegenheit, Gottes Tiefgründigkeit zu offenbaren.

2. Christus gibt mehr als eine Antwort. Unsere Beschämung wegen der Saduzäer wandelt sich in Bewunderung für Christus. Christus wusste ganz genau, was in den Herzen dieser Männer vorging, und er erklärte ihnen geduldig, wo sie sich irrten. Der fadenscheinigen Argumentation des Menschen wurde eine Antwort gegeben, die weit über den Bereich der Lehre hinausging. Sobald die Oberflächlichkeit der Saduzäer offengelegt ist, leuchtet Gottes Barmherzigkeit auf. Diese Männer wurden demütig gemacht, nicht gedemütigt. Sie wurden nicht zurückgewiesen, weil sie irrten, vielmehr wurden sie eingeladen, tiefer in die Wahrheit einzudringen. Wenn wir dem Wort Gottes erlauben, in unsere Herzen zu gelangen, öffnet es uns völlig neue Perspektiven und führt uns aus der bequemen, berechenbaren Welt unserer vorgefassten Meinungen heraus. Damit dies jedoch geschehen kann, müssen wir offen für das Wort sein. Wenn das Wort Gottes erst einmal Einlass bei uns findet, wird es in uns wirken und neues Licht in unsere früher verfinsterten Herzen bringen.

3. Wir sind Kinder der Auferstehung. Der heilige Paulus sagt, da Christus auferweckt worden ist, hat Gott „uns mit Christus Jesus auferweckt und uns zusammen mit ihm einen Platz im Himmel gegeben“ (Eph 2,6). Das mussten die Saduzäer lernen, und wir müssen das auch noch lernen: unseren wahren Platz erkennen als „Kinder der Auferstehung“, die auch Glieder Christi und Erben des Himmelreichs sind. Wir sind wieder und wieder auferweckt worden, jedoch sind wir uns dessen häufig nicht bewusst. Gottes Wort mag unsere Ohren erreichen, aber es kann ein Leben lang dauern, bis diese Wahrheit schließlich unsere Herzen erreicht und unser Leben vollständig durchdringt. Wir sind wie Menschen, die aus dem Schlaf aufwachen und noch unfähig sind, ihre Gedanken schnell zu sammeln. Ganz allmählich bricht die Wahrheit in uns auf und die Wirklichkeit kommt ans Licht. Christi Wahrheit erstaunt uns, offenbart sich uns und lädt uns dann ein.

Gespräch mit Christus:  Herr Jesus Christus, plötzlich sehe ich, dass ich oft wie die Saduzäer gehandelt habe. Ich bin häufig zu dir gekommen mit meinen vorgefassten Meinungen, die meine Wandlung in dich hinein verzögern. Hilf mir, ein offenes Herz zu haben, auf deinen Willen zu achten und bereit zu sein, mich diesem anzupassen. Vergib mir meinen Vernunftglauben und meine Engstirnigkeit. Ich vertraue auf dich.

Vorsatz:   Ich werde heute daran arbeiten, auch andere als Kinder der Auferstehung zu sehen.


Gott nacheifernde Menschen gewähren Vergebung wie Gott

12. November 2007

Montag der zweiunddreißigsten Woche im Jahreskreis
Heiliger Josaphat, Bischof und Märtyrer

P. Cliff Ermatinger LC

Lk 17,1-6
Jesus sagte zu seinen Jüngern: Es ist unvermeidlich, daß Verführungen kommen. Aber wehe dem, der sie verschuldet. Es wäre besser für ihn, man würde ihn mit einem Mühlstein um den Hals ins Meer werfen, als daß er einen von diesen Kleinen zum Bösen verführt. Seht euch vor! Wenn dein Bruder sündigt, weise ihn zurecht; und wenn er sich ändert, vergib ihm. Und wenn er sich siebenmal am Tag gegen dich versündigt und siebenmal wieder zu dir kommt und sagt: Ich will mich ändern!, so sollst du ihm vergeben. Die Apostel baten den Herrn: Stärke unseren Glauben! Der Herr erwiderte: Wenn euer Glaube auch nur so groß wäre wie ein Senfkorn, würdet ihr zu dem Maulbeerbaum hier sagen: Heb dich samt deinen Wurzeln aus dem Boden, und verpflanz dich ins Meer!, und er würde euch gehorchen.

Einführendes Gebet:   Mein Herr, ich liebe dich, weil du die Liebe selbst bist. Vergib alles in mir, das nicht von deiner Liebe kommt und das deine Liebe nicht ausstrahlt. Ich kann nur so werden, wie du mich haben willst, wenn ich dir erlaube, in mir zu handeln.

Bitte:  Herr Jesus, hilf mir zu vergeben, wie du mir vergeben hast.

1. Ein Anlass zur Sünde. Die Heilige Schrift spricht häufig und unverblümt über den Lohn der Sünde. Wir können versucht sein, Sünde im Sinne bloßen Rechtsverstoßes zu sehen, „wenn du das tust, wird das diese Konsequenzen haben“. Zweifellos hat die Sünde Konsequenzen – und zwar katastrophale. Aber unser Herr öffnet unsere Augen für etwas Höheres als gebrochene Gesetze, für etwas, das weit über legalistische Erfüllung oder Unterlassung von Vorschriften hinausgeht. Christus lenkt unsere Aufmerksamkeit auf etwas, was wir häufig nicht bedenken: die ungeahnten und häufig unbewussten Wirkungen, die unsere Worte und Handlungen auf andere haben. Christus sagt, dass Menschen eher als Orte oder Gegenstände Anlass zur Sünde sein können. Seine Worte fordern uns auf, das Gewicht des gesprochenen Wortes und die anhaltenden Nachwirkungen unserer Handlungen zu bedenken. Unsere Sünden können eine sich allmählich ausbreitende Wirkung haben und unser schlechtes Vorbild kann bei anderen zum Abfall vom Glauben beitragen.

2. Liebe bereinigt Fehler und vergibt. Kardinal Meisner aus Köln beklagte sich vor einigen Jahren, dass bekannte Verfechter bequemer Spiritualität Gott in einen „all-barmherzigen Gartenzwerg“ verwandelt haben. Gott ist sicherlich ganz und gar barmherzig, aber in der Betonung seiner Barmherzigkeit haben viele seine Erhabenheit vergessen. Wenn wir „vollkommen sein sollen wie es auch unser himmlischer Vater ist“ (Mt 5, 48), dann kann mit Vollkommenheit nicht nur geistige oder körperliche Volkommenheit gemeint sein – oder etwas anderes Menschliches von Bedeutung. Die Vollkommenheit, die wir anstreben sollen, ist Gottes Vollkommenheit, der Sieg seiner Nächstenliebe in uns. Um dies zu erlangen, müssen wir uns vollständig verändern und viel vergeben. Aber das ist notwendig. Wenn seine Nächstenliebe schließlich in uns siegt, können wir geben von dem, was wir erhalten haben; wenn wir erst einmal Gottes Vergebung empfangen und die Veränderung, die er von uns erwartet, vollzogen haben, können wir heiligmäßig lieben und vergeben. Das ist Vollkommenheit. Das geschieht nicht durch unsere eigene Kraft, sondern ist Gottes Werk – herbeigeführt allein mit unserer Einwilligung. Nur in einem solchen Zustand können wir wahrhaft Gottes Erhabenheit schätzen sowie seine Liebe und Barmherzigkeit mit angemessener Ehrfurcht erfahren.

3. Liebe kennt keine Grenzen. Als unser Herr uns lehrte, um Vergebung zu bitten, stellte er klar, dass wir auch Vergebung gewähren müssen, wenn uns vergeben werden soll: „Wenn ihr aber den Menschen nicht vergebt, dann wird euch euer Vater eure Verfehlungen auch nicht vergeben“ (Mt 6,15). Um unserer Erlösung willen ermahnt uns Christus, unbegrenzt zu vergeben („sieben mal siebzig“). Ja, wir alle haben schon Vergebung erfahren und waren uns dabei unseres Unrechts bewusst. Die verwundeten Hände und Füße sowie die durchbohrte Seite unseres Herrn beweisen, dass er sich an unsere Schuld erinnert. Bedeutet dies, dass wir und vielleicht auch er nicht angemessen vergeben haben? Nicht notwendigerweise. Wir können immer noch die Wunden vergangener Verletzungen tragen – die Erinnerung an sie kann von Zeit zu Zeit wieder hochkommen. Aber solche Erinnerungen geben uns die Gelegenheit, einmal mehr Barmherzigkeit zu üben – sieben mal siebzig. Im Ergebnis wandeln sich solche Erinnerungen, die Anlass zur Sünde für uns gewesen sein konnten, in Gelegenheiten zu heroischer Tugend, zu vollkommener Liebe und dazu, vollkommen zu werden, wie unser himmlischer Vater vollkommen ist.

Gespräch mit Christus:  Herr, ich weiss, dass ich dich mehr als sieben mal siebzig Mal verletzt habe und dass deine Barmherzigkeit keine Grenzen kennt. Ich kann dir nicht genug für deine Güte danken. Da ich das Ziel deiner göttlichen Liebe gewesen bin, bin ich auch fähig, sie widerzuspiegeln. Heute werden sich viele Gelegenheiten bieten, dich in mir leben und lieben zu lassen. Hilf mir, heute für deine Gnade empfänglich und für andere dein Werkzeug der Gnade zu sein.

Vorsatz:   Ich werde heute mein Gewissen erforschen und prüfen, ob es jemanden gibt, dem ich noch nicht vergeben habe. Wenn es jemanden gibt, werde ich dieser Person mit Gottes Hilfe vergeben.


Wir tun Gott keinen Gefallen

13. November 2007

Dienstag der zweiunddreißigsten Woche im Jahreskreis

P. Cliff Ermatinger LC

Lk 17,7-10
Jesus sagte zu seinen Jüngern: Wenn einer von euch einen Sklaven hat, der pflügt oder das Vieh hütet, wird er etwa zu ihm, wenn er vom Feld kommt, sagen: Nimm gleich Platz zum Essen? Wird er nicht vielmehr zu ihm sagen: Mach mir etwas zu essen, gürte dich, und bediene mich; wenn ich gegessen und getrunken habe, kannst auch du essen und trinken. Bedankt er sich etwa bei dem Sklaven, weil er getan hat, was ihm befohlen wurde? So soll es auch bei euch sein: Wenn ihr alles getan habt, was euch befohlen wurde, sollt ihr sagen: Wir sind unnütze Sklaven; wir haben nur unsere Schuldigkeit getan.

Einführendes Gebet:   Mein Herr, ich liebe dich, weil du die Liebe selbst bist. Vergib alles in mir, das nicht von deiner Liebe kommt und das deine Liebe nicht ausstrahlt. Ich kann nur so werden, wie du mich haben willst, wenn ich dir erlaube, in mir zu handeln.

Bitte:  Herr, befreie mich von mir selbst und erfülle mich mit deiner Gegenwart, so dass ich deinen Willen aus Liebe zu dir ausführen möge.

1. Wessen Härte? Christi Worte hören sich für uns, die wir nur die Demokratie kennen, viellecht fremd an. Der Mensch, den unser Herr beschreibt, ist nicht jemand, den wir gewählt hätten. In der Tat haben wir ihn nicht gewählt. Unsere Reaktion auf die Härte in diesem Evangelium macht unsere persönliche Abgestumpftheit gegenüber Gott sichtbar. Wie könnten wir es wagen, Gottes Handlungen und Motive aus unserer Sicht in Frage zu stellen? Leider ist dies ein weitverbreitetes Phänomen. Wir akzeptieren uns, so wie wir gerade sind; wir überlassen es den jeweiligen Verhältnissen, Grundsätze zu formulieren; wir wenden weltliche Maßstäbe auf das Evangelium an. Von dem Zeitpunkt an, an dem wir beginnen, Gott in unsere eigenen Muster hineinzuzwängen, verletzen wir in Wirklichkeit unsere Beziehung zu ihm und zeigen, dass sie nicht in Ordnung ist. Es ist ein gefährliches Unterfangen für uns, Gott auf die Anklagebank zu setzen und über ihn zu urteilen.

2. Pflichtschuldigkeit. Unser Herr spricht von Pflicht. Dieser Begriff hat in letzter Zeit stark gelitten. Aber das Evangelium hält trotzdem daran fest, und Pflichten binden weiterhin, ungeachtet dessen, wie unpopulär deren Bindung ist. Unzufriedenheit mit unseren alltäglichen Pflichten kann ein Zeichen ungesunden Strebens oder Trägheit sein. Aber es ist die Aufgabe der Christen, mit einer bequemen Sicht ihrer Pflichten unzufrieden zu sein. Dies ist die Botschaft des heutigen Evangeliums: es abzulehnen, sich mit einer bequemen Sicht des Daseins und allem, was dazu gehört, zufriedenzugeben. Es gibt einen Unterschied zwischen weltlichem Streben und dem Streben nach dem Himmel. Himmlisches Streben drängt uns, uns über das Weltliche um uns herum zu erheben. Wir wollen also weiterhin gewissenhaft bleiben.

3. Gott tut uns einen Gefallen. Worüber unser Herr auch spricht, das ist klar: Gott tut seinen Willen kund. Er offenbart ihn seinen geliebten Kindern. Gegründet auf unserem liebevollen Gehorsam, der durch seine Gnade ermöglicht wurde, lädt er uns zur Gemeinschaft mit ihm ein. Es ist das größte Geschenk, an seinem Heilsplan mitwirken zu dürfen und helfen zu dürfen, dass sein Willen verwirklicht wird. Was ist das für ein Privileg, Gottes Willen zu kennen! Und was für eine Ehre, eingeladen zu sein, ihn zu erfüllen! Wir tun aber Gott keinen Gefallen, wenn wir seinen Willen erfüllen. Im Gegenteil, Gott tut uns einen Gefallen, indem er uns seinen Willen mitteilt und uns erlaubt, ihn zu erfüllen. Der heilige Pater Pio aus Pietrelcina sagte: „Gott zu gehorchen ist meine größte Ehre“.

Gespräch mit Christus:  Herr, du brauchst meinen Gehorsam nicht. Ich aber brauche ihn. Du willst, dass ich gehorsam bin, damit ich Gemeinschaft mit dir haben kann. Aber es ist nicht genug, dir einfach nur zu gehorchen. Du wünschst dir meinen Gehorsam aus Liebe. Dies ist dein Gebot: „Wenn ihr meine Gebote haltet, werdet ihr in meiner Liebe bleiben, so wie ich die Gebote meines Vaters gehalten habe und in seiner Liebe bleibe“ (Joh 15,10). Hilf mir, in deiner Liebe zu bleiben.

Vorsatz:   Ich werde mir heute Zeit nehmen, um zu überlegen, wie meine Arbeit, mein Studium, mein Familienleben und meine Beziehungen nicht nur von Gottes Willen geleitet werden müssen, sondern auch Gottes Willen widerspiegeln sollen.


Das höchste aller Gebete

14. November 2007

Mittwoch der zweiunddreißigsten Woche im Jahreskreis

P. Cliff Ermatinger LC

Lk 17,11-19
Auf dem Weg nach Jerusalem zog Jesus durch das Grenzgebiet von Samarien und Galiläa. Als er in ein Dorf hineingehen wollte, kamen ihm zehn Aussätzige entgegen. Sie blieben in der Ferne stehen und riefen: Jesus, Meister, hab Erbarmen mit uns! Als er sie sah, sagte er zu ihnen: Geht, zeigt euch den Priestern! Und während sie zu den Priestern gingen, wurden sie rein. Einer von ihnen aber kehrte um, als er sah, daß er geheilt war; und er lobte Gott mit lauter Stimme. Er warf sich vor den Füßen Jesu zu Boden und dankte ihm. Dieser Mann war aus Samarien. Da sagte Jesus: Es sind doch alle zehn rein geworden. Wo sind die übrigen neun? Ist denn keiner umgekehrt, um Gott zu ehren, außer diesem Fremden? Und er sagte zu ihm: Steh auf und geh! Dein Glaube hat dir geholfen.

Einführendes Gebet:   Mein Herr, ich liebe dich, weil du die Liebe selbst bist. Vergib alles in mir, das nicht von deiner Liebe kommt und das deine Liebe nicht ausstrahlt. Ich kann nur so werden, wie du mich haben willst, wenn ich dir erlaube, in mir zu handeln.

Bitte:  Herr, die Fähigkeit, dir zu danken, ist schon ein Geschenk an sich. Gewähre mir dieses Geschenk, damit ich niemals die Gemeinschaft mit dir verliere.

1. Vom Empfänger zum Geber. Diese armen Leprakranken sind Ausgestoßene, ausgeschlossen von jedem gesellschaftlichen Umgang. Ihre einzige Hoffnung ist Christus. Sie haben nichts zu verlieren, wenn sie ihn anrufen, und so flehen sie ihn an. Sie stehen in einiger Entfernung von Christus, wie es das Gesetz vorschreibt, erkennen ihre eigene Hilflosigkeit und bitten um Erbarmen. Sie erhalten es: Christus heilt sie, sie ziehen weiter und sind zufrieden mit seinem Erbarmen. Zum Missfallen unseres Herrn kehrt jedoch nur einer zurück, um sich zu bedanken. Sich zu bedanken heisst im Griechischen Eucharistia. Nur einer ist eucharistisch; nur einer wird gerettet.

2. Eine angemessene Erwiderung. Unser Herr belohnt Dankbarkeit. Warum ist unser Danksagen so wichtig für Gott? In gewisser Hinsicht geben wir Gott, indem wir Dankbarkeit zeigen, angemessen zurück, was ihm gebührt. Nehmen wir das Beispiel der Leprakranken: sie sind hilflos Ausgestoßene. Sie können nichts für sich selbst tun, außer betteln – ganz so, wie es unsere Situation vor Gott ist. Wir sind auch Leprakranke, und zwar geistige, die um Gottes Gnade bitten. Wenn wir Gottes Geschenk ohne Dank annehmen würden, würden wir zu bloßen Verbrauchern seiner Gnade erniedrigt, unfähig, irgendetwas zurückzugeben. Aber Gott möchte uns diese missliche Lage ersparen und erwartet unsere Danksagung - Eucharistia.

3. Von der Danksagung zur Gemeinschaft. Was ist die Triebkraft der Danksagung? Wenn wir danken, sind wir nicht länger passive Empfänger; wir werden aktive Geber: wir geben Gott zurück, der uns gegeben hat, was wir nicht verdienen. Wenn wir aktive Geber werden, stellt Gott uns auf eine andere Stufe – ein anderes Niveau, von dem aus man fähig wird, sogar noch mehr von ihm zu empfangen. Indem der Leprakranke für das, was er empfing, dankte, konnte er mehr von Gott empfangen. Und wirklich, er empfing mehr: er wurde gerettet. Gerettet durch Gottes Gnade war er nun fähig, noch mehr zu empfangen: eine wachsende Vertrautheit mit Gott. Gott lud an diesem Tag alle Leprakranken in eine persönliche Beziehung ein, aber nur einer hat geantwortet. Gott lädt uns heute auch zu einer persönlichen Beziehung ein, zu einer eucharistischen Beziehung, in der wir nicht mehr bloß passive Empfänger seiner Gnade sind, sondern Mitarbeiter an seinem Erlösungswerk. Indem wir ein Leben der Danksagung, ein eucharistisches Leben, leben, erhalten wir reichen Segen für unsere eigene Seele, unsere Familien, unsere Gemeinde und für Seelen, die sich in der Gefahr befinden, verloren zu gehen.

Gespräch mit Christus:  Herr, mache mich aufmerksam auf die vielen Geschenke, die du mir gegeben hast, so dass ich auf sie antworten und dir geben kann, was du verdienst: meine von Herzen kommende Danksagung. Möge ich noch dankbarer werden und auf diese Weise meine Gemeinschaft mit dir vertiefen.

Vorsatz:   Ich will heute zu einer eucharistischen Anbetung gehen und über die vielen Geschenke nachdenken, die Gott mir gemacht hat. In der Anbetung werde ich ihm mit meinem ganzen Sein danken.


Das Reich Gottes in unserem Innern

15. November 2007

Donnerstag der zweiunddreißigsten Woche im Jahreskreis

P. Cliff Ermatinger LC

Lk 17,20-25
Als Jesus von den Pharisäern gefragt wurde, wann das Reich Gottes komme, antwortete er: Das Reich Gottes kommt nicht so, dass man es an äußeren Zeichen erkennen könnte. Man kann auch nicht sagen: Seht, hier ist es!, oder: Dort ist es! Denn: Das Reich Gottes ist schon mitten unter euch.

Er sagte zu den Jüngern: Es wird eine Zeit kommen, in der ihr euch danach sehnt, auch nur einen von den Tagen des Menschensohnes zu erleben; aber ihr werdet ihn nicht erleben. Und wenn man zu euch sagt: Dort ist er! Hier ist er!, so geht nicht hin und lauft nicht hinterher! Denn wie der Blitz von einem Ende des Himmels bis zum andern leuchtet, so wird der Menschensohn an seinem Tag erscheinen. Vorher aber muss er vieles erleiden und von dieser Generation verworfen werden.

Einführendes Gebet:   Mein Herr, ich liebe dich, weil du die Liebe selbst bist. Vergib alles in mir, das nicht von deiner Liebe kommt und das deine Liebe nicht ausstrahlt. Ich kann nur so werden, wie du mich haben willst, wenn ich dir erlaube, in mir zu handeln.

Bitte:  Herr Jesus Christus, gib mir Augen, um dich und dein Reich zu erkennen. Gib mir ein offenes Herz, um dein Reich empfangen zu können.

1. Eine gute Frage. Die messianische Hoffnung war zur Zeit Christi sehr verbreitet. Falsche Messiasse waren aufgetreten und wieder verschwunden. Weiß dieser Jesus, wann das Reich Gottes kommen wird? Würde er es beginnen? Und so stellen ihm die Pharisäer diese Frage. Christi Antwort war für sie wahrscheinlich eine Enttäuschung. Die Juden konnten sich für ein rein geistiges Reich nicht begeistern: Diese Art Reich kann niemandem Respekt abringen. Noch dazu schränkt Christus die Grenzen dieses Reiches auf keinen bestimmten Ort ein: „Das Reich Gottes ist mitten unter euch.“ Der heilige Paulus sagt uns, dass „wir nicht auf das Sichtbare starren, sondern nach dem Unsichtbaren ausblicken sollen; denn das Sichtbare ist vergänglich, das Unsichtbare ist ewig“ (2 Kor 4,18). Paulus spricht von dem unsichtbaren Reich; er sagt, dass wir nach ihm ausblicken sollen. Er stellt den Dingen der Zeit die Dinge des unsichtbaren Reichs gegenüber und sagt, dass die Tatsache, dass die zeitlichen Dinge eben nur zeitlich sind, uns dazu bewegen muss, hinter diese Dinge zu schauen. Die Ewigkeit liegt nicht in ferner Zukunft verborgen. Sie ist hier und jetzt.

2. Göttliche Überraschung. Auch wenn das Reich Gottes jetzt vor unseren Augen verborgen ist, wird es uns zur gegebenen Zeit offenbart werden. Die Menschen meinen, dass sie die Herren der Welt seien, dass die Erde ihr Eigentum sei, und dass alles Tun und Handeln in ihrer Macht stehe. Die Welt hat aber neben ihnen andere Herren, und sie ist der Schauplatz eines Kampfes, der viel größer ist, als sie sich vorstellen können. In diesem Konflikt schockiert Gott die Menschen, indem er sich selbst dem Leiden und dem Tod unterwirft. So eine Überraschung kann das Denken an Gott auslöschen. Für die Pharisäer war schon ein verborgenes Reich eine Enttäuschung. Aber ein göttlicher König, der auch noch leiden muss?! Ja, und das Reich, von dem er spricht, umfasst gerade auch jene, die verachtet sind und seine Engel, denen sie nicht glauben – und diese werden sein Reich in Besitz nehmen und es der Welt offenbaren.

3. Hinter dem Vorhang des Leidens. Die Erde kann die nicht zufrieden stellen, die Christus nachfolgen, denn selbst die größten Freuden und Vergnügungen sind nur ein Hinweis, ein Anfang, ein Versprechen von etwas viel Größerem. Sie genügen nicht. Wir wissen, dass es viel mehr gibt als wir sehen können. Eine unbegreifliche Welt der Heiligen und der Engel liegt jenseits der sichtbaren Welt. Wir sehen sozusagen nur die äußere Schale des Reiches Gottes; und auf dieses Reich müssen wir unsere Augen des Glaubens richten. Die Welt mit all ihrer Schönheit deutet auf den Himmel hin, sie kann aber niemals unsere Sehnsucht nach der Ewigkeit stillen. Die Welt ist wie die Brotkrümel, die vom Tisch gefallen sind. Wir erwarten den Tag, an dem Gott zum zweiten Mal kommen wird. Dann wird die äußere Welt vergehen, Himmel und Erde werden verbrennen. Solch einen Verlust können wir ertragen, denn wir wissen, dass nur der Schleier entfernt wird.

Gespräch mit Christus:  Herr, ich weiß, dass das Verschwinden der sichtbaren Welt die unsichtbare Welt offenbaren wird und uns die Welt zeigen wird, die wir jetzt noch nicht sehen können. Ich bete um die Auflösung des Sichtbaren und bitte dich, mir zu helfen, in meiner Sehnsucht nach deinem Reich zu wachsen.

Vorsatz:   Ich will mir heute Zeit für das stille Gebet nehmen und über die unschätzbare Gabe des Innewohnens Gottes nachdenken, über das Geheimnis, dass Gott in mir ist.


Das Kommen des Menschensohnes: Einfach zur Tagesordnung übergehen?

16. November 2007

Freitag der zweiunddreißigsten Woche im Jahreskreis

P. Cliff Ermatinger LC

Lk 17,26-37
Jesus sagte zu seinen Jüngern: Und wie es zur Zeit des Noach war, so wird es auch in den Tagen des Menschensohnes sein. Die Menschen aßen und tranken und heirateten bis zu dem Tag, an dem Noach in die Arche ging; dann kam die Flut und vernichtete alle. Und es wird ebenso sein, wie es zur Zeit des Lot war: Sie aßen und tranken, kauften und verkauften, pflanzten und bauten. Aber an dem Tag, als Lot Sodom verließ, regnete es Feuer und Schwefel vom Himmel und alle kamen um. Ebenso wird es an dem Tag sein, an dem sich der Menschensohn offenbart. Wer dann auf dem Dach ist und seine Sachen im Haus hat, soll nicht hinabsteigen, um sie zu holen, und wer auf dem Feld ist, soll nicht zurückkehren. Denkt an die Frau des Lot! Wer sein Leben zu bewahren sucht, wird es verlieren; wer es dagegen verliert, wird es gewinnen. Ich sage euch: Von zwei Männern, die in jener Nacht auf einem Bett liegen, wird der eine mitgenommen und der andere zurückgelassen. Von zwei Frauen, die mit derselben Mühle Getreide mahlen, wird die eine mitgenommen und die andere zurückgelassen. Da fragten sie ihn: Wo wird das geschehen, Herr? Er antwortete: Wo ein Aas ist, da sammeln sich auch die Geier.

Einführendes Gebet:   Mein Herr, ich liebe dich, weil du die Liebe selbst bist. Vergib alles in mir, das nicht von deiner Liebe kommt und das deine Liebe nicht ausstrahlt. Ich kann nur so werden, wie du mich haben willst, wenn ich dir erlaube, in mir zu handeln.

Bitte:  Herr, gib mir die Gabe der Hoffnung, damit ich die Zeit und die Geschöpfe im Licht der Ewigkeit sehe.

1. Wenn man am wenigsten damit rechnet. Diese Prophezeiung sagt, dass unser Herr wiederkommen wird, während die Menschen essen, trinken, kaufen, verkaufen, pflanzen, bauen, usw. Nun, nichts davon ist moralisch abzulehnen. Ja, diese Tätigkeiten sind für uns alle lebensnotwendig – man erwartet sogar, dass die Menschen das tun. Und doch scheinen diese Tätigkeiten im Licht der Ewigkeit banal zu sein. Das zweite Kommen des Herrn zeigt uns das. Trotzdem tendieren wir dazu, sie absolut zu setzen, oder ihnen zumindest einen zu wichtigen Platz einzuräumen. Wir erwarten von unserem Tun und Handeln Großes, in Wirklichkeit aber geben sie uns das niemals. Irdisches Leben verspricht etwas, das es nicht erfüllen kann: es verspricht Unsterblichkeit, ist aber sterblich. Es lockt uns mit Dingen, die allein der Glaube schenken kann. Und wenn wir es am wenigsten erwarten, ist der Herr da.

2. So sicher wie der Tod. Ob der Menschensohn kommt oder nicht steht nicht zur Frage. Die Frage ist, wann er kommt. Er wird zu seiner Zeit kommen; und wenn er kommt, wird er als der große Richter kommen. Auch wenn es unter uns Reiche und Arme, Gescheite und weniger Gescheite, Angesehene und Missachtete gibt, unser Leben wird sich bei seinem Kommen radikal ändern. Die Zeit spielt dann keine Rolle mehr: „Windhauch, Windhauch, sagte Kohelet, Windhauch, Windhauch, das ist alles Windhauch. Welchen Vorteil hat der Mensch von all seinem Besitz, für den er sich anstrengt unter der Sonne?“ (Koh 1,2-3). Wie Schauspieler nach Abschluss der Dreharbeiten, so werden wir unsere Rolle im Leben hinter uns lassen, damit Christus in in uns lebe. Die Mühen dieses Lebens werden nicht mehr wichtig sein, und um den Vergleich fortzusetzen, die Requisiten, die in diesem Leben vielleicht viel zählen, werden im zukünftigen nutzlos sein.

3. Was zählt in meinem Leben? In meinem Leben zählt all das, was es ausmacht: meine Arbeit, meine Ziele, meine Interessen, meine Sehnsüchte – alle jene Dinge, für die ich mich auf dieser Erde entscheide. Ich hörte einmal einen Mann sagen: „Meine Frau geht für uns beide zur heiligen Messe.“ Und wenn nun die Frau auch in den Himmel für beide gehen würde? Wenn wir Gott ernst nehmen wollen, müssen wir auch seine Worte als wahr und allzeit gültig annehmen. Manche, so sagt er, werden in den Himmel aufgenommen werden; andere nicht. Darum sollten wir uns vor allem darum bemühen, ein Gott wohlgefälliges Leben zu führen, anstatt einfach nur lange leben zu wollen. Wenn uns das bewusst ist, warum sollten wir uns dann mit dem, was auf der Oberfläche des Lebens liegt, zufrieden geben, anstatt nach dem zu suchen, was darunter verborgen ist?

Gespräch mit Christus:  Herr Jesus Christus, König des Universums, du hast alles erschaffen und für gut befunden. Alles in der Schöpfung besitzt nur seinen Wert, wenn wir es auf dich beziehen. Hilf mir, die ganze Schöpfung im Licht deines Erlösungsplanes zu sehen. Lass niemals zu, dass ich zweitrangige Dinge zu wichtig nehme, und hilf mir, meine Prioritäten nach deinem ewigen Plan auszurichten.

Vorsatz:   Ich will mir heute Zeit nehmen, um mit Christus allein zu sein. Ich will mein Herz darauf prüfen, ob es in meinem Leben Dinge gibt, denen ich zuviel Aufmerksamkeit schenke und die mich daran hindern, Gottes Plan für mich zu erfüllen.


Die bestmöglichen Voraussetzungen

17. November 2007

Samstag der zweiunddreißigsten Woche im Jahreskreis
Hl. Elisabeth von Ungarn

P. Cliff Ermatinger LC

Lk 18,1-8
Jesus sagte ihnen durch ein Gleichnis, dass sie allezeit beten und darin nicht nachlassen sollten: In einer Stadt lebte ein Richter, der Gott nicht fürchtete und auf keinen Menschen Rücksicht nahm. In der gleichen Stadt lebte auch eine Witwe, die immer wieder zu ihm kam und sagte: Verschaff mir Recht gegen meinen Feind! Lange wollte er nichts davon wissen. Dann aber sagte er sich: Ich fürchte zwar Gott nicht und nehme auch auf keinen Menschen Rücksicht; trotzdem will ich dieser Witwe zu ihrem Recht verhelfen, denn sie lässt mich nicht in Ruhe. Sonst kommt sie am Ende noch und schlägt mich ins Gesicht. Und der Herr fügte hinzu: Bedenkt, was der ungerechte Richter sagt. Sollte Gott seinen Auserwählten, die Tag und Nacht zu ihm schreien, nicht zu ihrem Recht verhelfen, sondern zögern? Ich sage euch: Er wird ihnen unverzüglich ihr Recht verschaffen. Wird jedoch der Menschensohn, wenn er kommt, auf der Erde noch Glauben vorfinden?

Einführendes Gebet:   Mein Herr, ich liebe dich, weil du die Liebe selbst bist. Vergib alles in mir, das nicht von deiner Liebe kommt und das deine Liebe nicht ausstrahlt. Ich kann nur so werden, wie du mich haben willst, wenn ich dir erlaube, in mir zu handeln.

Bitte:  Herr, schenk mir das Vertrauen, das ich brauche, um dir mit Zuversicht und Beharrlichkeit entgegen zu gehen.

1. Äußerst schlechte Voraussetzungen. Christus beschreibt eine schlimme Situation – den schlimmst möglichen Fall. Eine Witwe, eine der am schlechtesten gestellten Personen jener Zeit, wendet sich an einen mächtigen und korrupten Richter. Das schreckt sie aber nicht ab. Sie hat nichts zu verlieren. Trotz wiederholter Demütigungen und Ablehnungen besteht sie immer wieder neu auf ihrem Recht und erreicht auch schließlich das, was sie wollte. Unser Herr zeigt uns mit ihr als Vorbild, wie wir in unserem Gebetsleben handeln sollen. Er sagt uns, wie wir vorgehen sollen: nicht nachlassen im Gebet, zu Gott schreien, und zwar Tag und Nacht. Unser Herr möchte, dass das Gebet unser ganzes Leben begleitet.

2. Die besten Voraussetzungen. Christus beschreibt dann unsere Situation – die bestmögliche Situation. Wir haben keinen ungerechten irdischen Richter, sondern einen gerechten. Unser Richter ist ein liebender, vorsehender Vater. Weiter sagt uns Christus, dass Gott uns schnell erhören wird. Trotzdem beten die meisten von uns sehr wenig. Nur wenige Leute haben ein solides und anspruchsvolles Gebetsleben. Sie beten nur ab und zu: wenn sie eine Extrahilfe brauchen, wenn sie sich in Schwierigkeiten oder Gefahr befinden, oder wenn sie in großer Not sind. Wenn Gott unsere Wünsche scheinbar nicht erfüllt, kommt unsere Verbrauchermentalität zum Vorschein. Jetzt wird unsere reine Absicht geprüft. Wie wir Gottes Antwort annehmen, zeigt uns, wie sehr wir Gottes Willen erfüllen wollen und wie sehr wir unseren Eigenwillen tun wollen.

3. Können wir wirklich allezeit beten? Vielleicht meinen wir, dass die Aufforderung, allezeit zu beten, übertrieben ist, ebenso wie die Worte Jesu: „Ihr sollt vollkommen sein, wie euer himmlischer Vater vollkommen ist.“ Unser Herr ist aber die Wahrheit, und er macht keine leeren Worte. Was er sagt, das meint er auch so: Seid vollkommen, betet allezeit. Das ist mehr als einfach nur ein Vorschlag. Das Gebet ist mehr als einfach eine Aktivität: Das Gebet hängt immer von unserer Beziehung mit Gott ab. Unser Herr mahnt uns eindringlich, mit Worten zu beten, wir wissen aber aus Erfahrung, dass wir nicht allezeit mit Worten beten können. Wie können wir also das Gebot, allezeit zu beten, erfüllen? Wenn wir Gott wirklich lieben, denken wir an ihn am Morgen, am Mittag und am Abend. Wir erkennen seinen Willen in allem und richten unseren Geist und unser Herz auf ihn hin aus. Alles, was wir tun müssen, ist immer im Bewusstsein zu leben, dass wir in seiner Gegenwart sind und wir müssen immer unser Herz und unseren Geist zu ihm erheben. Wir können uns immer nach Gott sehnen; das ist damit gemeint, allezeit zu beten. Und das ist sogar das beste aller Gebete.

Gespräch mit Christus:  Herr Jesus Christus, ich danke dir, dass du mich einlädst, eine persönliche Beziehung mit dir zu leben. Ich weiß, dass du an mich denkst. Bitte sei immer in meiner Nähe, wenn ich dich durch diesen Tag hindurch anrufe. Ich sehne mich so sehr nach dir. Hilf mir dabei, dass du der Mittelpunkt all meines Tuns und Denkens werdest.

Vorsatz:   Um das Bewusstsein zu üben, immer in der Gegenwart Gottes zu leben, will ich Gott immer anrufen, wenn ich das Haus verlasse und wenn ich zurückkomme. Sobald das zur Gewohnheit geworden ist, will ich das immer mehr ausdehnen, bis ich Gott bei allem, was ich tue, wie selbstverständlich um seine Hilfe anrufe. (Ich will versuchen, Gott heute mindestens fünf mal anzurufen).