Tägliche Meditationen

Tägliche Meditationen

Sonntag 29. April 2007 bis Samstag 5. Mai 2007

Vierte Woche in der Osterzeit

P. Steven Reilly LC
Übersetzung: Dr. Hinrich E. Bues, Hamburg

Christus kennt Seine Schafe Sonntag
Durch das Tor gehen Montag
Der Ruhm des Zimmermanns Dienstag
Licht für die Seele Mittwoch
Philippus und Jakobus: Die vertikale und horizontale Dimension Donnerstag
Der Weg, die Wahrheit, das Leben Freitag
Das Geheimnis des Übernatürlichen Samstag


Christus kennt Seine Schafe

29. April 2007

Vierter Sonntag der Osterzeit

P. Stephen Reilly LC
Übersetzung: Dr. Hinrich E. Bues, Hamburg

Johannes 10,27-30
Meine Schafe hören auf meine Stimme; ich kenne sie und sie folgen mir. Ich gebe ihnen ewiges Leben. Sie werden niemals zugrunde gehen und niemand wird sie meiner Hand entreißen. Mein Vater, der sie mir gab, ist größer als alle und niemand kann sie der Hand meines Vaters entreißen. Ich und der Vater sind eins.

Einführendes Gebet:   Herr, wir wollen nicht aufhören, die Freude des Osterfestes zu feiern. Diese Meditation bietet mir heute die Chance, dieses tiefe Glück von Ostern zu erfahren. Ich biete dir meinen Glauben und meine Hingabe an.

Bitte:  Herr, hilf mir dabei, zu erkennen, dass du mich wirklich kennst und wie unendlich du mich liebst.

1. Gott ist kein Uhrmacher Philosophen und Wissenschaftler der Aufklärungszeit waren begeistert von den Möglichkeiten der menschlichen Vernunft. Sie betrachteten das Weltall und entdeckten die Logik und viele Gesetzmäßigkeiten. Daraus entwickelten sie die Vorstellung von Gott als einem Uhrmacher. Er habe gleichsam das Universum wie eine „Rolex“ erschaffen und würde nun die Schöpfung sich selbst überlassen. Die vollkommenen und unveränderlichen Gesetze der Physik hätten Gott sozusagen davon befreit, sich um seine Schöpfung selbst zu kümmern. Wenn man Gott im Himmel besuchen könnte, würde man entdecken, dass er Urlaub mache und „fischen gehe“. Diese „deistische“ Beschreibung Gottes führt nicht zu dem Gott, den wir anbeten. Unser Gott ist ein Gott, der immer auf der Erde präsent ist und sich ganz persönlich, ja auf das Intimste, um seine Kinder kümmert. Er zeigt uns eine unendliche Intensität und richtet seinen Blick tiefer Liebe auf uns. Und jeder, der die Kinder dieses liebenden Gottes bedroht, tut es auf eigene Faust, denn Jesus sagt: „Niemand kann sie aus der Hand des Vaters reißen.“

2. Die Schafe kennen. Dieser liebende Vater hat einen Sohn, der eine perfekte Widerspiegelung von dessen Wesen ist: „Der Vater und ich sind eins.“ Der Sohn ist der Hirte und seine Liebe, wie die des Vaters, ist intensiv und ganz persönlich: „Ich kenne meine Schafe.“ Menschliche Kategorien können dieser göttlichen Realität kaum gerecht werden. Der menschliche Hirte nimmt seine Schafe nur schwerlich als Individuen wahr. Wenn er sie betrachtet, dann sieht er sie als Herde. Aber Jesus erscheint hier als derHirte, ganz anders als menschliche Hirten, und der Vater als der Schöpfer, ganz anders als der menschliche Uhrmacher. Für Jesus ist jedes Schaf ein Individuum, das er mit unendlicher Liebe liebt. Wenn ich zu Jesus Christus komme, dann brauche ich kein Namensschild zu tragen – er kennt bereits meinen Namen.

3. Was wir tun können Wenn Jesus derHirte ist, der so ganz anders als jeder menschliche Hirte ist, dann werden auch wir Menschen etwas anders handeln als diese mit Wolle bedeckten Wesen. Deren Trieb, das nächste frische Büschel Gras zu fressen, ist so stark, dass sie kaum in der Herde zu halten sind. Man braucht bellende Hunde, um die Schafe tatsächlich in der Herde zusammen zu halten. Aber die Schafe von Christus brauchen nicht in dieser Art und Weise erzogen zu werden. Im Gebet „hören wir seine Stimme.“ Mögen wir doch nie müde werden, zur gesegneten Herde von Jesus Christus, der Kirche, zu gehören. Mögen wir immer gut auf ihn und seine Stimme hören.

Gespräch mit Christus:  Herr Jesus, du bis mein Hirte. Mit dir als Hirten – was sollte mir da fehlen? Ich will immer meine Augen auf deinen Hirtenstab richten. Mein Mut wird niemals aufhören, weil du an meiner Seite bist.

Vorsatz:   Ich nehme mir vor, heute in meinem geistlichen Leben meiner Familie Vorbild zu sein.


Durch das Tor gehen

30. April 2007

Montag der vierten Woche der Osterzeit

P. Stephen Reilly LC
Übersetzung: Dr. Hinrich E. Bues, Hamburg

Johannes 10,1-10
Jesus sagte: Amen, amen, das sage ich euch: Wer in den Schafstall nicht durch die Tür hineingeht, sondern anderswo einsteigt, der ist ein Dieb und ein Räuber. Wer aber durch die Tür hineingeht, ist der Hirt der Schafe. Ihm öffnet der Türhüter und die Schafe hören auf seine Stimme; er ruft die Schafe, die ihm gehören, einzeln beim Namen und führt sie hinaus. Wenn er alle seine Schafe hinausgetrieben hat, geht er ihnen voraus, und die Schafe folgen ihm; denn sie kennen seine Stimme. Einem Fremden aber werden sie nicht folgen, sondern sie werden vor ihm fliehen, weil sie die Stimme des Fremden nicht kennen. Dieses Gleichnis erzählte ihnen Jesus; aber sie verstanden nicht den Sinn dessen, was er ihnen gesagt hatte. Weiter sagte Jesus zu ihnen: Amen, amen, ich sage euch: Ich bin die Tür zu den Schafen. Alle, die vor mir kamen, sind Diebe und Räuber; aber die Schafe haben nicht auf sie gehört. Ich bin die Tür; wer durch mich hineingeht, wird gerettet werden; er wird ein- und ausgehen und Weide finden. Der Dieb kommt nur, um zu stehlen, zu schlachten und zu vernichten; ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben.

Einführendes Gebet:   Herr, ich glaube, dass du hier und jetzt bei mir bist. Diese Zeit mit dir im Gebet ist die wichtigste Zeit meines Tages. Ich weiß, dass du viele Gnaden für mich vorbereitet hast. Hilf mir, dass sie mir zum Vorteil werden können und ich sie in dankbarer Haltung heute entdecken kann.

Bitte:  Herr, hilf mir durch das Tor zu gehen! Möge ich nur deine und keine anderen Stimmen hören.

1. Jesus ist das Tor Wir alle möchten nur allzu gerne glücklich sein. Es gibt keinen Menschen auf der ganzen Welt, der bei vollem Bewusstsein für sich das Unglück und die Frustration wählen würde. Und doch wählen so viele Menschen – vielleicht unbewusst – ein anderes Leben. Sie verpassen gleichsam das Boot, das das Leben erst richtig wertvoll und sinnvoll macht. Jesus ist dieses Boot, er ist das Tor! Wenn wir wirklich unsere tiefsten menschlichen Erwartungen und Sehnsüchte erfüllen wollen, sollten wir Jesus kennen und lieben lernen. So lange wir irgendetwas oder irgendjemanden Jesus vorziehen, so lange sind wir noch nicht vollständig durch das Tor gegangen. Sich ein Herz zu nehmen und wirklich durch das Tor zu gehen, ist die beste Entscheidung, die wir je treffen können.

2. Die Stimme eines Fremden Wenn wir nicht durch das Tor gehen, sind wir sehr leicht verletzbar. Diejenigen, die nicht ganz entschlossen und hingegeben sind, mögen dieses Angebot eines Fremden vielleicht irritierend finden. Aber die Schafe Christi weisen solche Stimmen zurück, weil sie ihrem Hirten vertrauen.
Wer dem katholischen Glauben und dem katholischen Lebensstil folgen will, der muss sich, sein Leben und Denken immer wieder auf den Herrn fokussieren. Selbst wenn wir von einem vielstimmigen Chor sich widersprechender Meinungen drohen verwirrt zu werden, kann die Stimme des Herrn sich dennoch über dieses Wirrwarr erheben. Wir müssen nur vertrauen. Unser Gebet ist der privilegierte Platz um den Krach dieser Welt auszuschalten und wirklich Christus zu hören. Daher ist das Gebet die wichtigste Zeit unseres Tages. Wie lebendig ist mein Gebetsleben?

3. Reiches und fruchtbares Leben Die Anstrengung durch das Tor zu gehen und auf die Stimme des Guten Hirten zu hören, zahlt sich aus. Jesus sagt: „Ich kam auf die Erde, damit die Menschen das Leben und es in Fülle haben.“ Wie kann man dieses Leben beschreiben, womit es vergleichen? Eigentlich gibt es nichts Vergleichbares auf der Erde. Das volle Leben, das Christus uns gibt, ist die innere Gegenwart des Heiligen Geistes in der Seele eines Menschen. Es ist die Liebe, die in authentischer Weise christliche Häuser und Gemeinschaften umgibt. Es ist der Frieden, der aus der Erfahrung der Vergebung entsteht. Wie soll man dies nur mit irgendetwas anderem vergleichen?

Gespräch mit Christus:  Jesus, ich danke dir für diese Zeit, die wir jetzt zusammen verbringen können. Oft habe ich es zugelassen, dass andere Stimmen mich von der deinen abgelenkt haben. Ich möchte so gerne auf dem Weg des Glaubens zu dir hin gehen. Schenke mir dazu immer deine Gnade und hilf mir dabei, anderen Menschen ein hilfreiches Beispiel auf ihrem Weg durch das Tor zu sein.

Vorsatz:   Ich will einen Menschen aus meiner Verwandtschaft erreichen, der sich von der Kirche entfremdet hat und dabei die Liebe Christi, des Guten Hirten widerspiegeln. Dabei hoffe ich, dass diese Begegnung ihn oder sie zu Christus, dem Tor, leiten wird.


Der Ruhm des Zimmermanns

1. Mai 2007

Dienstag der vierten Woche der Osterzeit
Hl. Joseph, der Arbeiter

P. Stephen Reilly LC
Übersetzung: Dr. Hinrich E. Bues, Hamburg

Matthäus 13,54-58
Jesus kam in seine Heimatstadt und lehrte die Menschen dort in der Synagoge. Da staunten alle und sagten: Woher hat er diese Weisheit und die Kraft, Wunder zu tun? Ist das nicht der Sohn des Zimmermanns? Heißt nicht seine Mutter Maria und sind nicht Jakobus, Josef, Simon und Judas seine Brüder? Leben nicht alle seine Schwestern unter uns? Woher also hat er das alles? Und sie nahmen Anstoß an ihm und lehnten ihn ab. Da sagte Jesus zu ihnen: Nirgends hat ein Prophet so wenig Ansehen wie in seiner Heimat und in seiner Familie. Und wegen ihres Unglaubens tat er dort nur wenige Wunder.

Einführendes Gebet:   Vater, Ich komme mit diesem Gebet zu dir. Ich vertraue dir mit tiefem Glauben. Ich möchte in meinem Gebet deine Gegenwart erfahren. Hilf mir, meine geistliche Lethargie und Gleichgültigkeit zu überwinden.

Bitte:  Herr Jesus, dein Ziehvater, der heilige Josef, hat dir dabei geholfen, dich auf deine Mission der Erlösung vorzubereiten. Möge er auch mir helfen, mein ganzes Leben dem Geiste Gottes zu widmen und mich dahin führen, all meine Arbeit dem Vater durch dich zu widmen.

1. Ehrenvolle oder einfache Arbeit? In den Augen der Bewohner von Nazareth war es kein großer Pluspunkt der Sohn eines Zimmermanns zu sein. Doch heute feiert die Kirche Joseph, den Zimmermann, einen Mann der Arbeit und des Handwerks. Er ist der Patron der Universalen Kirche, wie ihn sein großer Bewunderer, der selige Papst Johannes XXIII. genannt hat. Was haben die Nazarener eigentlich vermisst? Alle ehrenvolle Arbeit, wie einfach wie sie auch sein mag, hat teil am kreativen Projekt Gottes. Gott hat den Menschen beauftragt, sein Schöpfungswerk fortzusetzen, die „sich zu unterwerfen“ (vgl. Gen 1,28), um sie fruchtbar für die menschliche Familie zu machen. Die Arbeit kann jeden adeln, wenn sie im Geist Gottes getan wird. Am Tage des Gerichts wird Gott viel eher darauf achten, mit welcher Haltung und aus welchem Geist heraus die Arbeit getan wurde – und nicht, ob jemand einen Overall oder einen Anzug getragen hat.

2. Die Arbeit als Gebet Wir alle neigen dazu, unser Leben in verschiedene von einander abgetrennte Sektoren aufzuteilen. Wir beten in der Kirche; wir arbeiten im Büro oder in der Fabrik … und selten kommen diese verschiedenen Bereiche zusammen. Der heilige Joseph aber war anders. Er hatte nicht eine gleichsam geteilte Seele, die an Gott nur in der Synogoge dachte. Wir wissen aus der Überlieferung, dass er seine Arbeit als Zimmermann mit dem Geist des Gebetes verbunden hat. Wenn er zur Arbeit ging, behielt er denjenigen im Gedächtnis, der der Herr der Arbeit ist. Es besteht kein Zweifel darüber, dass der heilige Joseph an Gott während der Arbeit gedacht hat, weil er ihn so sehr liebte und ihm so gut gedient hat. Jedes Mal, wenn er an Maria dachte, richtete sein Herz sich auch an den Himmel. Sein Gespräch mit dem himmlischen Vater bildete den freudigen und erfrischenden Hintergrund bei seiner harten Arbeit als Zimmermann.

3. Nach Perfektion streben Alles hat eine Bedeutung und einen Wert in sich, wenn es gut und für Gott getan wird. Dies ist der Geist eines wahren christlichen Arbeiters. In den gotischen Kathedralen gab es kein einziges minderwertiges Arbeitsstück; man konnte in den entlegendsten Ecken suchen und fand nur hochwertige Handwerksarbeit und Kunst. Der heilige Joseph mag Dutzende von Kunden gehabt haben, aber nur einen Boss, dem er wirklich versuchte zu gefallen: Gott. Seine wahre Arbeit war gleichsam ein Gebet im praktischen Handeln, das er in einem Geist der Liebe und des Dienstes vollbrachte.
Wenn manchmal unsere eigene Arbeit ziemlich sinnlos scheint, dann können wir vielleicht eine gute Portion der Spiritualität des heiligen Joseph gebrauchen. Liebe strebt danach, alles mit Vollkommenheit zu machen. Das ist der Geist des heiligen Joseph des Arbeiters.

Gespräch mit Christus:  Herr Jesus, gib mir die Gnade immer mehr den immensen Wert der Arbeit zur Ehre Gottes des Vaters zu sehen.

Vorsatz:   Ich will heute eine ungeliebte Aufgabe nur aus Liebe zu Gott ausführen.


Licht für die Seele

2. Mai 2007

Mittwoch der vierten Woche der Osterzeit
Heiliger Athanasius, Bischof und Kirchenlehrer

P. Stephen Reilly LC
Übersetzung: Dr. Hinrich E. Bues, Hamburg

Johannes 12,44-50
Jesus aber rief aus: Wer an mich glaubt, glaubt nicht an mich, sondern an den, der mich gesandt hat, und wer mich sieht, sieht den, der mich gesandt hat. Ich bin das Licht, das in die Welt gekommen ist, damit jeder, der an mich glaubt, nicht in der Finsternis bleibt. Wer meine Worte nur hört und sie nicht befolgt, den richte nicht ich; denn ich bin nicht gekommen, um die Welt zu richten, sondern um sie zu retten. Wer mich verachtet und meine Worte nicht annimmt, der hat schon seinen Richter: Das Wort, das ich gesprochen habe, wird ihn richten am Letzten Tag. Denn was ich gesagt habe, habe ich nicht aus mir selbst, sondern der Vater, der mich gesandt hat, hat mir aufgetragen, was ich sagen und reden soll. Und ich weiß, dass sein Auftrag ewiges Leben ist. Was ich also sage, sage ich so, wie es mir der Vater gesagt hat.

Einführendes Gebet:   Vater, du segnest mich mit dieser Chance zu beten. Ich komme in deine Gegenwart, um dir zu gefallen und dich zu ehren. Ich opfere alles auf für diejenigen, die mich um geistliche Unterstützung gebeten haben.

Bitte:  Herr, vergrößere meine Hoffnung, so dass ich weiß, dass du mich immer leitest und schützt. Mögen deine Worte immer in meiner Seele erklingen.

1. Angst in der Dunkelheit Kleine Kinder haben Angst in der Dunkelheit … denn Monster und Geister scheinen in der Dunkelheit zu leben. Aber sobald der Lichtschalter betätigt wird, verschwinden alle Ängste. Die reale Welt ist so viel weniger Furcht erregend, wenn nur das Licht brennt. Und was für die Kinder wahr ist, das ist auch wahr für uns – allerdings auf einem anderen Niveau. Wir haben viele Ängste, und viele kommen daher, weil wir uns in der Dunkelheit befinden. Wir kennen nicht die Zukunft, wir können nicht die Ergebnisse kontrollieren. Aber Jesus „kam als das Licht in die Welt“. Wenn wir Jesus kennen, dann kommt das Licht in unser eigenes Leben und die Furcht schwindet. Wir kennen nicht die Zukunft, aber er kennt sie. Wir können nicht die Ergebnisse kontrollieren, aber seine Vorsehung führt alles zu einem guten Ziel. Wie ein kleines Kind, das so erleichtert ist, wenn die Mama oder der Papa in den dunklen Raum kommt, können wir mit Jesus völlig beruhigt sein, dass alles gut werden wird.

2. Die Worte Jesu fordern uns zu einer Verantwortung heraus Wenn es irgendjemanden gibt, den wir fürchten sollten, dann vor allen Dingen uns selbst. Von dem heiligen Philipp Neri wird berichtet, dass er morgens nach dem Aufstehen in den Spiegel schaute und sagte: „Herr, pass gut auf Philipp Neri auf, dass er dich heute nicht schon wieder betrügt!“ Der Herr spricht von einer selbst verursachten Verurteilung, die daher rührt, dass man nicht seine Worte akzeptieren will. Wenn wir in uns so ein Zerren oder ein Gefühl des Stolzes verspüren, dann kann das ein Hinweis darauf sein, dass wir uns selbst mehr vertrauen als Christus.
Dann brauchen wir eine Pause. Das ist eine geistliche rote Karte, die uns zeigt, dass Jesus uns durch sein Wort warnen will. Wenn wir uns eng an Christus halten und den Gedanken verabscheuen, unseren eigenen Weg statt den seinen zu gehen. Wir werden dann diese innere Dunkelheit vermeiden können, die wir mehr als alles andere in der Welt fürchten sollten.

3. Der Auftrag des Vater ist das ewige Leben Die Philosophie der 1960er-Jahre hat eine lange Spur der Verwüstung hinterlassen, die bis in unsere Tage reicht: „Verwirkliche dich selbst!“, hieß es damals in der Woodstock-Generation. Das sollte der Schlüssel zum Glück sein. Das Gegenstück dazu aus christlicher Sicht heißt Gehorsam, das ist der wirkliche Schlüssel zum Glück.
Jesus war ein Mann, der auf dem Wasser gehen konnte, Stürme mit einem Fingerschnippen stillte oder der ein Abendessen für Tausende von Menschen aus wenigen Leiben Brot und ein paar Fischen bereitete. Dennoch lehrte er, dass Glück durch menschliche Machtmittel nicht zu bekommen ist. Es geht eher aus dem Gehorsam Gott gegenüber hervor. Gott, dem Vater, zu gehorchen, das ist der Weg zum ewigen Leben. So findet man eine Erfüllung, die auch die kühnsten Träume sprengt.

Gespräch mit Christus:  Herr, nimm von mir alle Ängste. Ich weiß, dass das wirklich Gute nur dadurch gefunden werden kann, dass ich dich liebe und dir folge. Gib mir die Kraft, dem himmlischen Vater zu folgen und so das ewige Leben, meine Sehnsucht, zu finden.

Vorsatz:   Ich möchte heute meine geistlichen Vorsätze perfekt erfüllen.


Philippus und Jakobus: Die vertikale und horizontale Dimension

3. Mai 2007

Donnerstag der vierten Woche der Osterzeit
Heiliger Philippus und Jakobus

P. Stephen Reilly LC
Übersetzung: Dr. Hinrich E. Bues, Hamburg

Johannes 14,6-14
Jesus sagte zu ihm: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater außer durch mich. Wenn ihr mich erkannt habt, werdet ihr auch meinen Vater erkennen. Schon jetzt kennt ihr ihn und habt ihn gesehen. Philippus sagte zu ihm: Herr, zeig uns den Vater; das genügt uns. Jesus antwortete ihm: Schon so lange bin ich bei euch und du hast mich nicht erkannt, Philippus? Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen. Wie kannst du sagen: Zeig uns den Vater? Glaubst du nicht, dass ich im Vater bin und dass der Vater in mir ist? Die Worte, die ich zu euch sage, habe ich nicht aus mir selbst. Der Vater, der in mir bleibt, vollbringt seine Werke. Glaubt mir doch, dass ich im Vater bin und dass der Vater in mir ist; wenn nicht, glaubt wenigstens aufgrund der Werke! Amen, amen, ich sage euch: Wer an mich glaubt, wird die Werke, die ich vollbringe, auch vollbringen und er wird noch größere vollbringen, denn ich gehe zum Vater. Alles, um was ihr in meinem Namen bittet, werde ich tun, damit der Vater im Sohn verherrlicht wird. Wenn ihr mich um etwas in meinem Namen bittet, werde ich es tun.

Einführendes Gebet:   Vater, du hast mir das Geschenk dieser Zeit des Gebetes gemacht. Ich will sie weise nutzen, weil ich weiß, dass dieses Vorrecht nicht selbstverständlich ist. Ich möchte dir in dieser Zeit gefallen und dich ehren.

Bitte:  Herr, gib mir Glauben, damit ich dich in meinem Nächsten sehen kann.

1. Philipps Bitte Man kann Philipp kaum dafür beschuldigen, dass er zu schüchtern ist. Seine Bitte bedeutet ja eigentlich nichts anderes, als dass er nach der höchsten Erfahrung eines Menschen mit Gott sucht – nach der „Theophanie“, einer Erscheinung und heiligen Vision. Weiß er wirklich, was er fragt? So sagte Gott zu Mose: „Niemand kann mein Gesicht sehen und leben.“ (vgl. Ex 33,20) Bedenkt man dies, sieht man welch großes Vertrauen Philipp in die Macht Jesu hatte, denn sonst hätte er nicht eine so wagemutige Bitte geäußert. Aber der Herr bringt ihn zurück zur Erde. Jetzt ist nicht die Zeit für Visionen, sondern für den Glauben. Jesus zu sehen, ihn zu kennen, das zeigt uns den Vater. So gehen wir im Glauben weiter. Wie Philipp sollten wir unser Herz so kultivieren, dass es sich wirklich nach der Höhe Gottes ausstreckt. Dann werden wir eines Tages Gott – von Angesicht zu Angesicht – sehen, so wie er wirklich ist.

2. Jakobus und die Essenz des Evangeliums Nach der Überlieferung ist Jakobus der Jüngere, der heute gefeiert wird, später der erste Bischof von Jerusalem geworden. Er ist auch als Sohn des Alphäus und als „Bruder“ (Cousin) des Herrn bekannt. Während wir bei Philipp den drängenden Wunsch beobachten können, die ultimative religiöse Erfahrung mit Gott zu machen, zeigt uns Jakobus einen anderen Wunsch und ein anderes Ziel.
Bei ihm ist die erfüllende Spiritualität gerade im steinigen und schlimmen Alltag zu finden. In seinem Brief schreibt er: „Wer meint, er diene Gott, aber seine Zunge nicht im Zaum hält, der betrügt sich selbst und sein Gottesdienst ist wertlos. Ein reiner und makelloser Dienst vor Gott, dem Vater, besteht darin: für Waisen und Witwen zu sorgen, wenn sie in Not sind, und sich vor jeder Befleckung durch die Welt zu bewahren.“ (Jak 1,26-27)
Für die Engel muss es doch wunderbar sein zu beobachten, wie sich unsere Zunge zu einem demütigen Empfänger unseres Herrn in der Eucharistie wandelt, die doch vorher eher einem Dolch im Nacken des Nächsten glich. Sicher wollte Jakobus diese wichtige Herausforderung schildern: Authentische Spiritualität trägt immer die Frucht der Barmherzigkeit.

3. Der apostolische Glaube Philipp und Jakobus bilden eine wirkliche Synthese. So wie das Kreuz unseres Herrn zwei Balken hat, so steht Philipp für die vertikale Dimension unseres apostolischen Glaubens und Jakobus für die horizontale Dimension. Wir sollten ohne Unterlass nach der Höhe Gottes streben, nach Gott in all seiner Herrlichkeit. Aber ebenso sollten wir unsere Füße auf der Erde behalten und wissen, dass die Person, die uns am nächsten ist, Christus in unserer Mitte repräsentieren kann. Es kommt sehr darauf an, wie wir diese Person behandeln, entweder mit Liebe, Gleichgültigkeit oder mit Hass. Diese Haltung stellt gleichsam ein Thermometer unserer Beziehung mit dem Herrn selbst dar.

Gespräch mit Christus:  Herr Jesus, ich weiß, dass du mir den Vater zeigen kannst. Du führst mich zum Himmel, wo ich dich in aller Herrlichkeit und Ehre sehen kann, mit dem Vater und dem Heiligen Geist. Gib mir die Kraft, dass nie eine Kluft zwischen mir und meiner Liebe zu dir und zu der zu meinem Nächsten entsteht.

Vorsatz:   Heute will ich eine besondere Handlung der Barmherzigkeit für irgendjemanden tun, mit dem ich derzeit eine schwierige Beziehung habe.


Der Weg, die Wahrheit, das Leben

4. Mai 2007

Freitag der vierten Woche der Fastenzeit

P. Stephen Reilly LC
Übersetzung: Dr. Hinrich E. Bues, Hamburg

Johannes 14,1-6
Jesus sagte zu seinen Jüngern: Euer Herz lasse sich nicht verwirren. Glaubt an Gott und glaubt an mich! Im Haus meines Vaters gibt es viele Wohnungen. Wenn es nicht so wäre, hätte ich euch dann gesagt: Ich gehe, um einen Platz für euch vorzubereiten? Wenn ich gegangen bin und einen Platz für euch vorbereitet habe, komme ich wieder und werde euch zu mir holen, damit auch ihr dort seid, wo ich bin. Und wohin ich gehe - den Weg dorthin kennt ihr. Thomas sagte zu ihm: Herr, wir wissen nicht, wohin du gehst. Wie sollen wir dann den Weg kennen? Jesus sagte zu ihm: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater außer durch mich.

Einführendes Gebet:   Vater, wie leer ist doch das Leben, das nicht die Freude von Jesus, deinem Sohn, kennt. Heute komme ich zu dir im Gebet, um dich und deinen Sohn besser kennen zu lernen, ihn mehr zu lieben und deine Vollkommenheit nachzuahmen. Vielen Dank für diese Zeit des Gebetes.

Bitte:  Herr Jesus, schenke mir doch eine größere Intensität in meiner Beziehung zu dir, dem Weg, der Wahrheit und dem Leben.

1. Der Weg Erinnern Sie sich vielleicht noch an eine Begebenheit, als Sie an einer Tankstelle hielten und dort nach einem Ort oder einer Straße fragten? Und wenn einer antwortete: „Folgen Sie mir einfach“, war das der einfachste Weg, um die richtige Richtung zu finden. Etwas Ähnliches passiert im Evangelium von heute, wenn Thomas fragt: „Wie können wir den Weg wissen?“ Jesus selbst gibt ihm die Antwort. Dann kennen wir den Weg mit unfehlbarer Präzision. Eine persönliche und leidenschaftliche Beziehung zu Christus ist der sicherste Weg durch diese verwirrende Welt. Laßt uns die Beziehung zu Jesus immer auf unserem spirituellen GPS, unserem Navigationssystem, haben. Immer dann, wenn wir auch nur einen Moment des Zweifels haben, sollten wir uns fragen: „Wie würde Jesus in dieser Situation reagieren? Welchen Weg würde er gehen?“

2. Die Wahrheit Jesus gibt seinen Nachfolgern eine Wahrheit, die einem Fels gleicht, der nicht erschüttert werden kann. So wie er der Weg ist, ist er auch die Wahrheit. „Und in keinem anderen ist das Heil zu finden. Denn es ist uns Menschen kein anderer Name unter dem Himmel gegeben, durch den wir gerettet werden sollen.“ (Apg 4,12). Weil wir von Jesus als der Wahrheit wissen, haben wir im Grunde eine Antwort auf jede Frage, die wir überhaupt nur stellen könnten. Was für ein Glück ist es, dass wir Jesus als die Wahrheit in dieser Welt von müden Seelen und einem Klima des Relativismus haben.

3. Das Leben „Er bringt die ganze Party in Schwung“, das ist ein Kompliment, das in bestimmten Kreisen viel gilt. Wenn von jemandem gesagt wird, dass er sprühenden Humor habe, kann das eine Garantie für einen unterhaltsamen Abend sein. Und wenn derjenige nicht da ist, dann liegt irgendwie eine bleierne Schwere in der Luft und alle fragen sich, ob man seine Zeit nicht auf bessere Art und Weise verbringen könnte. Ein Leben mit Jesus ist nie langweilig. Er bringt und ist das „Leben“ und das bedeutet viel mehr als eine gelungene Party. Der Christ, der eine intensive Beziehung zu Christus hat, ist vollkommen erfüllt und ausgefüllt – nie ist er gelangweilt oder langweilt andere.

Gespräch mit Christus:  Herr, Du bist der Weg, die Wahrheit und das Leben. Ich danke dir, dass du mir in deiner Gnade den katholischen Glauben gegeben hast. Hilf mir dabei, mit anderen Menschen die unglaubliche Freude zu teilen, die aus dieser persönlichen Beziehung mit dir entsteht.

Vorsatz:   Ich werde heute zu jemand darüber sprechen, wie es ist, eine persönliche Beziehung zu Jesus Christus zu führen.


Das Geheimnis des Übernatürlichen

5. Mai 2007

Samstag der vierten Woche der Osterzeit

P. Stephen Reilly LC
Übersetzung: Dr. Hinrich E. Bues, Hamburg

Johannes 14,7-14
Jesus sagte zu seinen Jüngern: Wenn ihr mich erkannt habt, werdet ihr auch meinen Vater erkennen. Schon jetzt kennt ihr ihn und habt ihn gesehen. Philippus sagte zu ihm: Herr, zeig uns den Vater; das genügt uns. Jesus antwortete ihm: Schon so lange bin ich bei euch und du hast mich nicht erkannt, Philippus? Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen. Wie kannst du sagen: Zeig uns den Vater? Glaubst du nicht, dass ich im Vater bin und dass der Vater in mir ist? Die Worte, die ich zu euch sage, habe ich nicht aus mir selbst. Der Vater, der in mir bleibt, vollbringt seine Werke. Glaubt mir doch, dass ich im Vater bin und dass der Vater in mir ist; wenn nicht, glaubt wenigstens aufgrund der Werke! Amen, amen, ich sage euch: Wer an mich glaubt, wird die Werke, die ich vollbringe, auch vollbringen und er wird noch größere vollbringen, denn ich gehe zum Vater. Alles, um was ihr in meinem Namen bittet, werde ich tun, damit der Vater im Sohn verherrlicht wird. Wenn ihr mich um etwas in meinem Namen bittet, werde ich es tun.

Einführendes Gebet:   Herr, hilf mir heute alle Ablenkungen zur Seite zu tun und lenke meinen Blick, meine Aufmerksamkeit total auf dich. Ich will heute nichts Wichtigeres tun als mit ganzem Herzen über deine Güte zu meditieren und deine aktive Rolle in meinem Leben zu bedenken.

Bitte:  Vater, hilf mir dabei, deine Gegenwart in meiner Seele wahrzunehmen.

1. Der Vater wohnt in Jesus Die Liturgie erlaubt uns einen tieferen Blick auf diese Passage des Evangeliums. Die große Wahrheit, die Jesus mit Philipp teilt, ist die über die zweite Person der Heiligen Dreieinigkeit. Da Jesus und der Vater eins sind, können sie nicht voneinander getrennt werden. Wir verehren Christus. Wir ehren Ihnen nicht nur als den besten Menschen der Welt, sondern als göttliche Person. Was Jesus der Natur nach ist, das können wir durch die Kraft der Gnade werden. Mit unserer Taufe wurden wir als Kinder Gottes gleichsam adoptiert. Weil wir in die Familie der Dreieinigkeit gebracht wurden, können die göttlichen Personen in unserer eigenen Seele als Tempel wachsen. Nehmen wir diese Würde wahr, die uns gegeben wurde?

2. Die Werke Jesu tun Genau darin liegen die Chancen, die Werke Jesu zu tun. Wenn er in uns lebt, dann kann er durch uns wirken. Welche Gelegenheit mit der Gnade zusammen zu wirken! Wenn wir liebevoll leben, herzlich und diszipliniert, dann sind wir nicht nur einfach gut. Diese guten Taten sind mehr als gut; sie haben einen ewigen Wert. Kurz gesagt: sie sind die „Werke Jesu“. Und wir werden belohnt für diese Taten. Und wie groß ist die Großzügigkeit des Meisters, dem wir dienen.

3. In seinem Namen fragen und beten Der Name Jesu ist kraftvoll und voller Dynamik. Er beauftragt uns in seinem Namen für Dinge zu beten, die wir brauchen – und zwar so, dass der Vater dadurch verherrlicht wird. Wenn wir vor dem Tabernakel niederknien, dann müssen wir dem Herrn mit absolutem Vertrauen entgegentreten. Er weiß, dass unser Glaube wachsen wird, wenn wir seine Macht in Aktion sehen: „Bittet, dann wird euch gegeben“ (Matthäus 7,7-9)

Gespräch mit Christus:  Herr, was für ein tröstender und beruhigender Gedanke ist es, dass die Heilige Dreieinigkeit in meiner Seele wohnt. Ich bin ein Kind Gottes. Hilf mir die Werke Gottes zu tun. Ich erbitte das in deinem Namen.

Vorsatz:   Weil Gott in meiner Seele wohnt, möchte ich versuchen, andere Menschen so zu behandeln wie du es tun würdest.