Tägliche Meditationen
Sonntag 4. März 2007 bis Samstag 11. März 2007
Zweite Woche der Fastenzeit
P. Patrick Butler LC
Schaue auf Christus, der dein Leben ist
4. März 2007
Zweiter Sonntag im Jahreskreis
P. Patrick Butler LC
Lk 9,28b-36
Jesus nahm Petrus, Johannes und Jakobus beiseite und stieg mit ihnen auf einen Berg, um zu beten. Und während er betete, veränderte sich das Aussehen seines Gesichtes und sein Gewand wurde leuchtend weiß. Und plötzlich redeten zwei Männer mit ihm. Es waren Mose und Elija; sie erschienen in strahlendem Licht und sprachen von seinem Ende, das sich in Jerusalem erfüllen sollte. Petrus und seine Begleiter aber waren eingeschlafen, wurden jedoch wach und sahen Jesus in strahlendem Licht und die zwei Männer, die bei ihm standen. Als die beiden sich von ihm trennen wollten, sagte Petrus zu Jesus: Meister, es ist gut, dass wir hier sind. Wir wollen drei Hütten bauen, eine für dich, eine für Mose und eine für Elija. Er wusste aber nicht, was er sagte. Während er noch redete, kam eine Wolke und warf ihren Schatten auf sie. Sie gerieten in die Wolke hinein und bekamen Angst. Da rief eine Stimme aus der Wolke: Das ist mein auserwählter Sohn, auf ihn sollt ihr hören. Als aber die Stimme erklang, war Jesus wieder allein. Die Jünger schwiegen jedoch über das, was sie gesehen hatten, und erzählten in jenen Tagen niemand davon.
Einführendes Gebet:
Herr Jesus, ich danke dir, dass du auch mich einlädst, dich heute zu begleiten. Du willst mich zu neuen Höhen führen. Man muss sich anstrengen, um zu beten, um mit dir allein zu sein, so wie es anstrengend war, auf den hohen Berg zu steigen. Ich weiß aber, dass du mich deine Herrlichkeit schauen lässt und dass ich an dieser Herrlichkeit Anteil erhalten soll.
Bitte:
Herr, schenke mir den tiefen Wunsch, den Himmel zu erlangen, damit ich zu jeder Anstrengung bereit bin, die es braucht, um dorthin zu gelangen.
1.
Von Jesus auf den Berg geführt werden, um zu beten.
Vor acht Tagen hatte Jesus sein Leiden angekündigt. „Die Torheit des Kreuzes“ lastet schwer auf den Herzen seiner Freunde. Jesus weiß, dass sie die Erfahrung seiner Herrlichkeit brauchen, um nicht mutlos zu werden. Dazu führt er sie einen rauen Weg zum Gipfel des Berges Tabor hinauf, denn das Vertrautsein mit Jesus erfordert immer eine Anstrengung. So müssen auch wir mit den Jüngern die Dinge, die unten sind, die weltlichen Dinge, zurücklassen, um Jesus oben auf der Höhe zu betrachten.
2.
Die Offenbarung Jesu als der Herr.
Nach der anstrengenden Ersteigung des Berggipfels werden die Apostel in ihrer Erwartung nicht enttäuscht. Jesus wird vor ihren Augen verklärt, so ein Strahlen haben sie noch nirgends auf der Erde gesehen. Und als ob das nicht ausreichte, erscheinen auch noch die zwei größten Gestalten des Alten Testaments: Moses und Elija. Jedoch sprechen Moses, der Israel die zehn Gebote Gottes gegeben hat, und Elija, der das Herz Israels wieder Gott zuwenden sollte, mit Jesus über sein bevorstehendes Leiden. Die Botschaft ist klar: Wir müssen das Kreuz Jesu auf uns nehmen, um Anteil an seiner Herrlichkeit zu erhalten.
3.
Den dreifaltigen Gott erfahren.
Überwältigt von dem, was er sieht, sagt Petrus, dass er drei Hütten bauen will: eine für Jesus, eine für Moses und eine für Elija. Er bedenkt dabei nicht, dass es auch für ihn und seine Begleiter gut wäre, in dieser Herrlichkeit zu leben. In diesem Augenblick kommt eine Wolke, die den Heiligen Geist repräsentiert, über sie, und sie hören die Stimme des Vaters. Plötzlich sind sie dann wieder allein mit Jesus. Jetzt kennen sie ihn besser. Sie haben nun das erfahren, was er seinen treuen Freunden schenken will. Sie ersehnen das von ganzem Herzen und sind bereit, den Weg des Kreuzes zu gehen, der dorthin führt.
Gespräch mit Christus:
Herr Jesus, ich danke dir, dass du mich in deine Gegenwart einlädst und dass du mir deinen Glanz offenbarst. Gib mir neue Kraft, die Kraft, die von einer festen Hoffnung kommt, um mein Kreuz zu tragen und dadurch an deiner Herrlichkeit Anteil zu erhalten.
Vorsatz:
Ich will durch mein Vorbild und meine Worte anderen meine freudige Hoffnung mitteilen.
Maß für Maß
5. März 2007
Montag der zweiten Woche der Fastenzeit
P. Patrick Butler LC
Lk 6,36-38
Seid barmherzig, wie es auch euer Vater ist! Richtet nicht, dann werdet auch ihr nicht gerichtet werden. Verurteilt nicht, dann werdet auch ihr nicht verurteilt werden. Erlasst einander die Schuld, dann wird auch euch die Schuld erlassen werden. Gebt, dann wird auch euch gegeben werden. In reichem, vollem, gehäuftem, überfließendem Maß wird man euch beschenken; denn nach dem Maß, mit dem ihr messt und zuteilt, wird auch euch zugeteilt werden.
Einführendes Gebet:
Jesus, das Einzige, was ich dir geben kann, ist das, was du mir zuvor gegeben hast. Ich bitte dich um die Gnade, mit dir heute zu sprechen und dir durch das Gebet die größte Ehre zu geben. Mach mich durch dieses Gebet dir ähnlicher und hilf mir, in meinen Beziehungen mit anderen barmherziger und großzügiger zu sein.
Bitte:
Herr, hilf mir, barmherzig zu sein, so, wie du mit mir barmherzig bist.
1.
Seid so wie euer himmlischer Vater.
Jesus sagt mir, dass ich so wie der Vater sein soll. Die große Sünde von Adam und Eva war, dass sie der Versuchung durch den Teufel, so wie Gott sein zu wollen, erlagen. Hier handelt es sich aber um keine Versuchung, sondern um einen Befehl von Christus selbst, dem Sohne Gottes. Gott wollte immer, dass wir immer mehr zu seinem Bild und Gleichnis werden; aber nach seinem Willen und aus Liebe zu ihm.
2.
Krieg gegen unsere gefallene Menschennatur führen.
Es ist leicht, eine menschliche Verhaltensregel festzulegen, die auf meinem eigenen Gerechtigkeitssinn basiert. Ich entscheide, bis zu welchem Punkt ich verzeihen will. Jesus verlangt aber von mir, dass ich aufhöre, meinen Nächsten nach meinem eigenen Maß zu richten. Er will, dass ich mit Gottes Maß messe. Nur mit einer tiefen Demut und einem unendlichen Vertrauen in Gott kann ich meine Pedanterie überwinden und ein Mensch werden, der ein weites Herz hat.
3.
Gott spendet unendlich viele Gnaden.
„Wir verkündigen, was kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat, was keinem Menschen in den Sinn gekommen ist: das Große, das Gott denen bereitet hat, die ihn lieben“ (1 Kor 2,9). Welch großartiges Bild gibt mir Jesus, wie Gott mein Mühen, ihn in meinem Nächsten zu lieben, belohnt. Dieses Bild soll mich anspornen, auch wenn es nur ein Schatten der Wirklichkeit ist. Gottes Großzügigkeit hört nie auf, darum wird er mir sein unendliches Sein schenken, wenn ich ihm mein begrenztes Sein ganz hingebe.
Gespräch mit Christus:
Herr, ich erkenne, wie begrenzt meine Fähigkeit zu lieben ist. Mach mein Herz großmütig und reich an Erbarmen, so wie das Herz des Vaters.
Vorsatz:
Ich will Gottes Liebe dorthin bringen, wo Trennung ist. Ich will Liebenswürdigkeit dorthin bringen, wo Feindschaft ist.
Der niedrige Weg zu hohen Plätzen
6. März 2007
Dienstag der zweiten Woche der Fastenzeit
P. Patrick Butler LC
Mt 23,1-12
Darauf wandte sich Jesus an das Volk und an seine Jünger und sagte: Die Schriftgelehrten und die Pharisäer haben sich auf den Stuhl des Mose gesetzt. Tut und befolgt also alles, was sie euch sagen, aber richtet euch nicht nach dem, was sie tun; denn sie reden nur, tun selbst aber nicht, was sie sagen. Sie schnüren schwere Lasten zusammen und legen sie den Menschen auf die Schultern, wollen selber aber keinen Finger rühren, um die Lasten zu tragen. Alles, was sie tun, tun sie nur, damit die Menschen es sehen: Sie machen ihre Gebetsriemen breit und die Quasten an ihren Gewändern lang, bei jedem Festmahl möchten sie den Ehrenplatz und in der Synagoge die vordersten Sitze haben, und auf den Straßen und Plätzen lassen sie sich gern grüßen und von den Leuten Rabbi nennen. Ihr aber sollt euch nicht Rabbi nennen lassen; denn nur einer ist euer Meister, ihr alle aber seid Brüder. Auch sollt ihr niemand auf Erden euren Vater nennen; denn nur einer ist euer Vater, der im Himmel. Auch sollt ihr euch nicht Lehrer nennen lassen; denn nur einer ist euer Lehrer, Christus. Der Größte von euch soll euer Diener sein. Denn wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt, und wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden.
Einführendes Gebet:
Herr Jesus, du allein bist mein Lehrer und Meister. Ich komme heute zu dir, damit du mich lehrst, deinen Willen für mich zu erkennen und in die Tat umzusetzen. Lehre mich den Weg der Demut und Selbstlosigkeit, und zeige mir, wie ich das Gute so tun kann, dass nur du selbst es siehst. Ich möchte dir allein gefallen und nicht menschlichen Ruhm suchen.
Bitte:
Jesus, sanft und demütig von Herzen, bilde mein Herz nach deinem Herzen.
1.
Wovon du sprichst, das tue auch.
Der sicherste Weg, Gottes Willen zu erfüllen, ist es, zuerst ein Schüler zu sein, der zu den Füßen seines Herrn und Meisters sitzt. Er hört zu, lernt und krempelt seine Ärmel hoch, um das Gelernte in die Tat umzusetzen. Schließlich lässt sich keiner von denen überzeugen, die sagen: „Tu, was ich sage und nicht, was ich tue.“ Auf geheimnisvolle Weise bin ich mit denen verbunden, für die ich ein Werkzeug sein soll, damit sie zu Gott kommen. Entsprechen meine Taten meinen Überzeugungen? Glaubwürdigkeit ist das überzeugendste Argument, damit andere an die Existenz Gottes und seine Gebote glauben.
2.
Mach dein Herz weit, nicht deine Gebetsriemen.
Das Herz ist der Motor meines Handelns. Was treibt meinen Motor an? Was bewegt mich? Wenn es menschlicher Ruhm und Anerkennung ist, wird mein Herz mich zur Selbsterhöhung führen. Wenn ich mein Herz weit mache, wenn ich es damit fähiger mache, uneigennütziger zu lieben, wird es allein das Wohl und das Glück der anderen suchen. Wenn ich Gott als meinen Vater, Meister und Lehrer annehme, dann werde ich mich damit begnügen, eine unbekannte helfende Hand zu sein, die andere zu ihm führt.
3.
Den Weg der Demut gehen.
„Seid untereinander so gesinnt, wie es dem Leben in Christus Jesus entspricht: … er entäußerte sich und wurde wie ein Sklave“ (Phil 2,5). Jesus erniedrigte sich, um zu
dienen und wurde von seinem Vater erhöht. Er verspricht mir, dass mich derselbe Lohn erwartet, wenn ich den Weg der Erniedrigung gehe. Was ziehe ich vor: einen kurzen Moment menschlichen Ruhmes oder eine nie endende göttliche Glorie?
Gespräch mit Christus:
Herr, segne meine Bemühungen, heute meinen Verstand und mein Herz zu dir im Gebet zu erheben. Bekehre mein Herz und mache, dass ich so denke wie du.
Vorsatz:
Ich will heute anderen so dienen, dass allein Gott darum weiß und mit der Intention, allein ihm zu gefallen.
Herrschen durch Dienen
7. März 2007
Mittwoch der zweiten Woche der Fastenzeit
P. Patrick Butler LC
Mt 20,17-28
Als Jesus nach Jerusalem hinaufzog, nahm er unterwegs die zwölf Jünger beiseite und sagte zu ihnen: Wir gehen jetzt nach Jerusalem hinauf; dort wird der Menschensohn den Hohenpriestern und Schriftgelehrten ausgeliefert; sie werden ihn zum Tod verurteilen und den Heiden übergeben, damit er verspottet, gegeißelt und gekreuzigt wird; aber am dritten Tag wird er auferstehen. Damals kam die Frau des Zebedäus mit ihren Söhnen zu Jesus und fiel vor ihm nieder, weil sie ihn um etwas bitten wollte. Er fragte sie: Was willst du? Sie antwortete: Versprich, dass meine beiden Söhne in deinem Reich rechts und links neben dir sitzen dürfen. Jesus erwiderte: Ihr wisst nicht, um was ihr bittet. Könnt ihr den Kelch trinken, den ich trinken werde? Sie sagten zu ihm: Wir können es. Da antwortete er ihnen: Ihr werdet meinen Kelch trinken; doch den Platz zu meiner Rechten und zu meiner Linken habe nicht ich zu vergeben; dort werden die sitzen, für die mein Vater diese Plätze bestimmt hat. Als die zehn anderen Jünger das hörten, wurden sie sehr ärgerlich über die beiden Brüder. Da rief Jesus sie zu sich und sagte: Ihr wisst, dass die Herrscher ihre Völker unterdrücken und die Mächtigen ihre Macht über die Menschen missbrauchen. Bei euch soll es nicht so sein, sondern wer bei euch groß sein will, der soll euer Diener sein, und wer bei euch der Erste sein will, soll euer Sklave sein. Denn auch der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben hinzugeben als Lösegeld für viele.
Einführendes Gebet:
Herr, erleuchte mich, damit ich heute von dir lernen kann. Deine Wege sind nicht meine Wege, darum brauche ich immer deine Hilfe und deine Führung. Führe mich auf den Weg, auf dem du gehst, auf den Weg deiner totalen Selbsthingabe am Kreuz.
Bitte:
Herr, vermehre in mir den Wunsch, mein Leben hinzugeben, um denen zu dienen, die du auf meinen Weg gestellt hast.
1.
Das klingt vertraut.
Jesus kündigt zum zweiten Mal an, dass er die Menschen durch Leiden und Tod retten wird. Beim ersten Mal hatte er drei seiner Apostel getröstet, indem er sie auf den Berg Tabor hinaufgeführt hatte und vor ihren Augen verklärt worden war, damit sie den Weg des Kreuzes besser annehmen konnten. Sie haben aber diese Art der Nachfolge Christi noch immer nicht verstanden und angenommen. Zwei von diesen Aposteln lassen unmittelbar nach der Leidensankündigung ihre Mutter Jesus um die Ehre bitten, zu seiner Rechten und Linken sitzen zu dürfen. Nehme ich die Lehren Jesu besser an? Strebe ich nicht auch nach Ehren, anstatt allein Christus ähnlicher werden zu wollen?
2.
Den Kelch des Herrn trinken.
Die Mutter des heiligen Johannes Bosco sagte, dass ihr Sohn, wenn er täglich das Abendmahl des Herrn in der heiligen Messe feiert, notwendigerweise so leiden muss wie Jesus. Und in der Tat verheißt Christus seinen Jüngern, dass jeder seinen Kelch, welcher der Wille des Vaters ist, trinken wird. Der Vater wünscht sich Herzen, so großzügig wie die von Johannes und Jakobus, um teilzunehmen am erlösenden Leiden Jesu. Auch wenn ich Gott bitte, meine Bitten zu erfüllen, wird er mich sicher bereit machen, seinen Willen anzunehmen, Christus nachzuahmen.
3.
Dienen um zu retten.
„Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken und eure Wege sind nicht meine Wege - Spruch des Herrn. So hoch der Himmel über der Erde ist, so hoch erhaben sind meine Wege über eure Wege und meine Gedanken über eure Gedanken“ (Jesaja 55,8-9). Von unserer Natur her wollen wir in vorderster Reihe stehen und uns wichtig machen, Christus aber lehrt uns, übernatürlich zu denken, die Denkweisen dieser Welt hinter uns zu lassen. Außerdem wählt Jesus, der mit voller Berechtigung Autorität und Herrschaft verlangen konnte, den Weg des Dienens und gibt sein Leben hin, um mir und den anderen den Himmel zu erlangen.
Gespräch mit Christus:
Herr, ich danke dir für deine Geduld. Du machst mir immer wieder deinen Willen verständlich und hoffst dabei, dass ich ihn tief in mein Herz aufnehme. Ich brauche deine Gnade, um in meinem Leben die richtige Rangordnung herzustellen und deinen Worten (Worten des ewigen Lebens!) mehr Gewicht zu geben, als meinen natürlichen Neigungen und den Wegen dieser Welt.
Vorsatz:
Ich will nach Vollkommenheit streben, so wie Jesus uns das gelehrt hat: indem ich anderen diene und mich für sie aufopfere.
Überzeugt durch Gottes Wort
8. März 2007
Donnerstag der zweiten Woche der Fastenzeit
P. Patrick Butler LC
Lk 16,19-31
Es war einmal ein reicher Mann, der sich in Purpur und feines Leinen kleidete und Tag für Tag herrlich und in Freuden lebte. Vor der Tür des Reichen aber lag ein armer Mann namens Lazarus, dessen Leib voller Geschwüre war. Er hätte gern seinen Hunger mit dem gestillt, was vom Tisch des Reichen herunterfiel. Stattdessen kamen die Hunde und leckten an seinen Geschwüren. Als nun der Arme starb, wurde er von den Engeln in Abrahams Schoß getragen. Auch der Reiche starb und wurde begraben. In der Unterwelt, wo er qualvolle Schmerzen litt, blickte er auf und sah von weitem Abraham, und Lazarus in seinem Schoß. Da rief er: Vater Abraham, hab Erbarmen mit mir und schick Lazarus zu mir; er soll wenigstens die Spitze seines Fingers ins Wasser tauchen und mir die Zunge kühlen, denn ich leide große Qual in diesem Feuer. Abraham erwiderte: Mein Kind, denk daran, dass du schon zu Lebzeiten deinen Anteil am Guten erhalten hast, Lazarus aber nur Schlechtes. Jetzt wird er dafür getröstet, du aber musst leiden. Außerdem ist zwischen uns und euch ein tiefer, unüberwindlicher Abgrund, sodass niemand von hier zu euch oder von dort zu uns kommen kann, selbst wenn er wollte. Da sagte der Reiche: Dann bitte ich dich, Vater, schick ihn in das Haus meines Vaters! Denn ich habe noch fünf Brüder. Er soll sie warnen, damit nicht auch sie an diesen Ort der Qual kommen. Abraham aber sagte: Sie haben Mose und die Propheten, auf die sollen sie hören. Er erwiderte: Nein, Vater Abraham, nur wenn einer von den Toten zu ihnen kommt, werden sie umkehren. Darauf sagte Abraham: Wenn sie auf Mose und die Propheten nicht hören, werden sie sich auch nicht überzeugen lassen, wenn einer von den Toten aufersteht.
Einführendes Gebet:
Ich glaube, dass du, Herr, hier bei mir gegenwärtig bist in dieser Zeit des Gebetes. Ich will deinen Worten ewigen Lebens Gehör schenken. Jesus, du lehrst mich durch deine Gleichnisse. Du gibst mir ein klares Bild von dem, was du von mir willst. Ich will dir meine Liebe schenken, indem ich deinen Willen erfülle. Hilf mir, die Moral dieses Gleichnisses zu begreifen und gib mir die Gnade, mein Leben nach ihr auszurichten.
Bitte:
Herr, hilf mir, mit denen Mitleid zu haben, die in Not sind, und hilf mir, dieses Mitleid in konkrete Taten umzusetzen.
1.
Illusionen der Macht.
Die Verlockungen des Reichtums und der Vergnügen sind stark. Wenn ich den ganzen Besitz des reichen Mannes aus diesem Gleichnis bekommen könnte und mir seine opulenten Festmahle gönnen könnte: würde ich ablehnen? Wenn wir aber sehen, dass die Genusssucht dieses Mannes ihn für die Bedürfnisse des Armen, der jeden Tag vor seiner Tür leidet, blind macht, dann kann uns das Gleichnis Jesu vielleicht aus dieser Trance herausreißen, in die uns die Verlockungen des Materialismus geführt haben.
2.
Ein Realitätscheck.
Es gibt ein Sprichwort, das lautet: „Sehen ist glauben“. Jedoch ist nicht alles, was wir in diesem Leben sehen, glaubwürdig und führt mich ins ewige Leben. Ich muss Jesu Worte annehmen, denn nur er hat Worte ewigen Lebens (s. Joh 6,68). Wenn wir voll Glauben die Geschichte Jesu über das traurige Ende des reichen Mannes hören, dann wissen wir, dass wir uns und unsere Gaben für den Dienst am Nächsten einsetzen sollen. Auf diese Weise setzen wir das Gebot der Nächstenliebe (Lev 19,18; Mk 12,29-31) in die Tat um.
3.
Gottes Gegenwart in seinem Wort.
Der Reiche bittet Abraham, Lazarus zu seinem Vater und seinen Brüdern zu schicken, damit diese ihr Leben ändern und so ein ähnliches, schreckliches Schicksal vermeiden. Abraham aber weist hin auf das Wort Gottes – Moses und die Propheten. Auch ich muss nicht weit Ausschau halten nach Zeichen. „Das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt“ (Joh 1,16). Er hat gelitten, ist gestorben und von den Toten auferstanden, um mich zu retten. Und er hat mir das Wort Gottes gegeben, gegenwärtig in der heiligen Schrift, um mich auf den Weg des Lebens zu führen. Was brauche ich mehr? Gott hat mir alles Notwendige gegeben zu meiner Rettung. Jetzt hängt es von mir ab, was ich damit tue.
Gespräch mit Christus:
Herr, du bleibst mir so nah – so nah, wie die heilige Schrift, die ich immer lesen kann. „Denn lebendig ist das Wort Gottes und kraftvoll“ (Heb 4,12), nicht toter Buchstabe. Gib mir den Glauben, den ich brauche, um dich in deinem Wort zu finden. Lass mich nach deinem Wort handeln, damit ich auf deinen Wegen gehe und nicht auf den Wegen der Welt.
Vorsatz:
Ich will den Reichtum der heiligen Schrift wenigstens einem Menschen heute mitteilen.
Die Gabe Gottes erkennen
9. März 2007
Freitag der zweiten Woche der Fastenzeit
P. Patrick Butler LC
Mt 21,33-43,45-46
Hört noch ein anderes Gleichnis: Es war ein Gutsbesitzer, der legte einen Weinberg an, zog ringsherum einen Zaun, hob eine Kelter aus und baute einen Turm. Dann verpachtete er den Weinberg an Winzer und reiste in ein anderes Land. Als nun die Erntezeit kam, schickte er seine Knechte zu den Winzern, um seinen Anteil an den Früchten holen zu lassen. Die Winzer aber packten seine Knechte; den einen prügelten sie, den andern brachten sie um, einen dritten steinigten sie. Darauf schickte er andere Knechte, mehr als das erste Mal; mit ihnen machten sie es genauso. Zuletzt sandte er seinen Sohn zu ihnen; denn er dachte: Vor meinem Sohn werden sie Achtung haben. Als die Winzer den Sohn sahen, sagten sie zueinander: Das ist der Erbe. Auf, wir wollen ihn töten, damit wir seinen Besitz erben. Und sie packten ihn, warfen ihn aus dem Weinberg hinaus und brachten ihn um. Wenn nun der Besitzer des Weinbergs kommt: Was wird er mit solchen Winzern tun? Sie sagten zu ihm: Er wird diesen bösen Menschen ein böses Ende bereiten und den Weinberg an andere Winzer verpachten, die ihm die Früchte abliefern, wenn es Zeit dafür ist. Und Jesus sagte zu ihnen: Habt ihr nie in der Schrift gelesen: Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, er ist zum Eckstein geworden; das hat der Herr vollbracht, vor unseren Augen geschah dieses Wunder? Darum sage ich euch: Das Reich Gottes wird euch weggenommen und einem Volk gegeben werden, das die erwarteten Früchte bringt. Als die Hohenpriester und die Pharisäer seine Gleichnisse hörten, merkten sie, dass er von ihnen sprach. Sie hätten ihn gern verhaften lassen; aber sie fürchteten sich vor den Leuten, weil alle ihn für einen Propheten hielten.
Einführendes Gebet:
Herr, du schenkst mir so oft deinen Segen. Ich danke dir für die vielen Gaben, geistige, physische oder materielle, die du mir gegeben hast. Gib mir ein Herz, das fähig ist, dich dafür zu lieben und dir die Gaben zurückzugeben, die aus deiner Hand gekommen sind.
Bitte:
Herr, mach mich fähig, durch Demut und Selbsthingabe Frucht zu bringen.
1.
Keine Selbstverständlichkeit.
Die Geschichten und Gleichnisse Jesu zeichnen immer ein sehr lebendiges Bild. Wenn wir nun dieses Gleichnis betrachten, müssen wir uns fragen, wie jemand, dem ein so gut gepflegter und reicher Weinberg, noch dazu umsonst, geliehen wird, den Geber so misshandeln kann, als er um ein paar Trauben zur Erntezeit bittet? Gott hat doch auch mir so viele gebrauchsfertige Gaben aus seiner Schöpfung gegeben. Er hat mir viele Talente gegeben und mich mit vielen Dingen gesegnet. Wie verhalte ich mich, wenn Gott seine Stellvertreter schickt und mich darum bittet, ein paar von diesen Gaben in seinen Dienst zu stellen? Wie verhalte ich mich, wenn er seinen Sohn sendet?
2.
Die Verblendungen des Stolzes vertreiben.
Die Pharisäer fordern die Todesstrafe für die undankbaren Winzer, welche die Diener und den Sohn des Eigentümers im Gleichnis töteten. Ihr Stolz, ihr perfektes Bild, das sie von sich selbst hatten, hinderte sie daran zu erkennen, dass sie mit dieser Geschichte gemeint waren. Als ihnen das klar wird, werden sie wütend auf Jesus, anstatt sich zu bekehren. Ich muss mich bemühen, anders zu handeln. Ich will die Verblendung, welche der Stolz in mir geschaffen hat, vertreiben und mich bemühen, ein Mensch zu werden, der weiß, wie viele Gaben er von Gott bekommen hat, und der ihm die Frucht, die er ihm schuldet, zur rechten Zeit abliefert.
3.
Aufbauen auf dem Eckstein.
Indem er den Psalm 118 zitiert, identifiziert sich Jesus mit dem, der von jenen abgelehnt worden ist, die sein Vater gesegnet hat. „Er kam in sein Eigentum, aber die Seinen nahmen ihn nicht auf“ (Joh 1,10). Ich aber erkenne ihn an und nehme ihn an. „Allen aber, die ihn aufnahmen, gab er Macht, Kinder Gottes zu werden, allen, die an seinen Namen glauben“ (Joh 1,11). Ich nehme gleichzeitig auch an, dass ich als sein Jünger so wie er behandelt werde. „Der Sklave ist nicht größer als sein Herr. Wenn sie mich verfolgt haben, werden sie auch euch verfolgen; wenn sie an meinem Wort festgehalten haben, werden sie auch an eurem Wort festhalten“ (Joh 15,20).
Gespräch mit Christus:
Herr, wandle mein Herz, damit ich klar erkenne, dass ich alles, was ich bin und habe, von dir bekommen habe. Du hast ein Recht, die Früchte des Weinbergs, den du mir geliehen hast, zu erhalten: mein Leben, meine Talente und meinen Besitz. Ich will dich zum Mittelpunkt meines Herzens machen und alles, was ich bin und habe, in deinen Dienst stellen.
Vorsatz:
Ich will ein wenig Zeit im Gebet verbringen, um Gott für seine Gaben zu danken, und ich will sie ihm zurückgeben, angereichert durch meine Bemühungen.
Der barmherzige Vater
10. März 2007
Samstag der zweiten Woche der Fastenzeit
P. Patrick Butler LC
Lk 15,1-3,11-32
Alle Zöllner und Sünder kamen zu ihm, um ihn zu hören. Die Pharisäer und die Schriftgelehrten empörten sich darüber und sagten: Er gibt sich mit Sündern ab und isst sogar mit ihnen. Da erzählte er ihnen ein Gleichnis und sagte:
Ein Mann hatte zwei Söhne. Der jüngere von ihnen sagte zu seinem Vater: Vater, gib mir das Erbteil, das mir zusteht. Da teilte der Vater das Vermögen auf. Nach wenigen Tagen packte der jüngere Sohn alles zusammen und zog in ein fernes Land. Dort führte er ein zügelloses Leben und verschleuderte sein Vermögen. Als er alles durchgebracht hatte, kam eine große Hungersnot über das Land und es ging ihm sehr schlecht. Da ging er zu einem Bürger des Landes und drängte sich ihm auf; der schickte ihn aufs Feld zum Schweinehüten. Er hätte gern seinen Hunger mit den Futterschoten gestillt, die die Schweine fraßen; aber niemand gab ihm davon. Da ging er in sich und sagte: Wie viele Tagelöhner meines Vaters haben mehr als genug zu essen und ich komme hier vor Hunger um. Ich will aufbrechen und zu meinem Vater gehen und zu ihm sagen: Vater, ich habe mich gegen den Himmel und gegen dich versündigt. Ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu sein; mach mich zu einem deiner Tagelöhner. Dann brach er auf und ging zu seinem Vater. Der Vater sah ihn schon von weitem kommen und er hatte Mitleid mit ihm. Er lief dem Sohn entgegen, fiel ihm um den Hals und küsste ihn. Da sagte der Sohn: Vater, ich habe mich gegen den Himmel und gegen dich versündigt; ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu sein. Der Vater aber sagte zu seinen Knechten: Holt schnell das beste Gewand und zieht es ihm an, steckt ihm einen Ring an die Hand und zieht ihm Schuhe an. Bringt das Mastkalb her und schlachtet es; wir wollen essen und fröhlich sein. Denn mein Sohn war tot und lebt wieder; er war verloren und ist wiedergefunden worden. Und sie begannen, ein fröhliches Fest zu feiern. Sein älterer Sohn war unterdessen auf dem Feld. Als er heimging und in die Nähe des Hauses kam, hörte er Musik und Tanz. Da rief er einen der Knechte und fragte, was das bedeuten solle. Der Knecht antwortete: Dein Bruder ist gekommen und dein Vater hat das Mastkalb schlachten lassen, weil er ihn heil und gesund wiederbekommen hat. Da wurde er zornig und wollte nicht hineingehen. Sein Vater aber kam heraus und redete ihm gut zu. Doch er erwiderte dem Vater: So viele Jahre schon diene ich dir, und nie habe ich gegen deinen Willen gehandelt; mir aber hast du nie auch nur einen Ziegenbock geschenkt, damit ich mit meinen Freunden ein Fest feiern konnte. Kaum aber ist der hier gekommen, dein Sohn, der dein Vermögen mit Dirnen durchgebracht hat, da hast du für ihn das Mastkalb geschlachtet. Der Vater antwortete ihm: Mein Kind, du bist immer bei mir, und alles, was mein ist, ist auch dein. Aber jetzt müssen wir uns doch freuen und ein Fest feiern; denn dein Bruder war tot und lebt wieder; er war verloren und ist wiedergefunden worden.
Einführendes Gebet:
Barmherziger Vater und Herr, lass mich heute in deine Gegenwart treten und mach mir bewusst, dass ich wirklich zu dir spreche. Du trittst ein in das Leben von Sündern wie mir, und lädst uns ein, unsere Herzen dir zuzuwenden. Offenbare mir erneut deine barmherzige Liebe, und hilf mir, sie niemals wieder zu vergessen oder zu verlassen.
Bitte:
Herr, gib mir die Gnade eines demütigen und zerknirschten Herzens.
1.
Ein offensichtlicher Sünder.
Jesus erzählt ein anderes Gleichnis, die Geschichte von den zwei Söhnen. Einer dieser Söhne ist mir sehr ähnlich; er ist bekannt als „der verlorene Sohn“. Dieser ist rücksichtslos und kalt und sucht allein das Vergnügen. Er hat keine Hemmungen, seinen sündigen Neigungen nachzugeben. Jedoch, als er ganz am Boden zerstört ist, besinnt er sich und und merkt, dass er Vergebung braucht. Er erkennt seine unendliche Unwürdigkeit im Hinblick auf seinen Vater, aber sein Wunsch zu leben und Vergebung zu erlangen trägt ihn auf dem Weg zurück nach Hause. Er bekennt seine Sünden, vielleicht auch nur halbherzig. Jedoch ist er bereit, sich zu ändern. Jesus sucht seine Jünger auch unter diesen Sündern aus: Mattäus, die Samariterin, Zachäus, die Ehebrecherin.
2.
Ein nicht offensichtlicher Sünder.
Der zweite Sohn im Gleichnis wehrt sich stur, die Vergebung des Vaters für seinen missratenen Bruder anzunehmen. Seine Sünde besteht darin, dass er, obwohl er doch das Haus seines Vaters nie verlassen hat, niemals zur Vertrautheit mit seinem Vater gelangt ist. Er hat weder seinen Vater noch seinen Bruder geliebt. Mitleid ist seinem Herzen fern. Jesus kann das Leben derer, die diesem Sohn gleichen, nicht ändern, denn, wie er zu dem Pharisäer Simon sagte: „wem wenig vergeben wird, der zeigt auch nur wenig Liebe“ (Lk 7,47).
3.
Der Vater, reich an Erbarmen.
Der Vater der zwei Söhne ist die bei weitem beeindruckendste Persönlichkeit in dieser Geschichte und er repräsentiert Jesu himmlischen Vater. Er ist mit den Sündern geduldig. Er ist demütig und er erniedrigt sich selbst, um das, was verloren war, zu ihm zurückzubringen. Bei beiden Söhnen verlässt er die Behaglichkeit seines Hauses, seinen eigenen rechtmäßigen Platz, und geht zu ihnen nach draußen. Der verlorene Sohn hört im Angesicht der Liebe seines Vaters auf, sich zu verteidigen und lässt so zu, dass er mit Küssen überschüttet wird und dass ihm zu einem solchen Grad vergeben wird, wie er es nie erwarten konnte. Der „rechtschaffene“ Sohn sieht nicht die Notwendigkeit, seinen Vater näher an sich herankommen zu lassen, obwohl das der Vater so sehr wünscht. Ich muss ein Mensch werden, der erkennt, dass er Gott braucht. Ich muss mich von Gottes Zärtlichkeit überraschen lassen, damit ich die Entscheidung treffen kann, die Vertrautheit mit dem Vater nie mehr zu verlassen.
Gespräch mit Christus:
Herr Jesus, du näherst dich den Sündern, nicht um ihre sündhaften Wege stillschweigend zu dulden, sondern um sie wie das verlorene Schaf zurückzuholen. Ich erkenne in mir selbst, dass ich deine barmherzige Liebe brauche. Mach mich zu einem überzeugenden Zeugen deiner Liebe vor anderen, denn ich habe deine Liebe schon so oft erfahren.
Vorsatz:
Ich will zugeben, dass ich Gottes Liebe brauche und ich will mein Herz ihm öffnen und mich seiner Liebe ungeschützt aussetzen. Ich will demütig um seine Vergebung für meinen Eigensinn bitten und meine Seele für das Sakrament der Versöhnung vorbereiten.
|
|