Tägliche Meditationen
Sonntag 18. Februar 2007 bis Samstag 24. Februar 2007
Siebente Woche im Jahreskreis
P. Richard Gill LC
Christus verlangt mehr von seinen Jüngern
18. Februar 2007
Siebter Sonntag im Jahreskreis
P. Richard Gill LC
Lk 6,27-38
Euch, die ihr mir zuhört, sage ich: Liebt eure Feinde; tut denen Gutes, die euch hassen. Segnet die, die euch verfluchen; betet für die, die euch misshandeln. Dem, der dich auf die eine Wange schlägt, halt auch die andere hin, und dem, der dir den Mantel wegnimmt, lass auch das Hemd. Gib jedem, der dich bittet; und wenn dir jemand etwas wegnimmt, verlang es nicht zurück. Was ihr von anderen erwartet, das tut ebenso auch ihnen. Wenn ihr nur die liebt, die euch lieben, welchen Dank erwartet ihr dafür? Auch die Sünder lieben die, von denen sie geliebt werden. Und wenn ihr nur denen Gutes tut, die euch Gutes tun, welchen Dank erwartet ihr dafür? Das tun auch die Sünder. Und wenn ihr nur denen etwas leiht, von denen ihr es zurückzubekommen hofft, welchen Dank erwartet ihr dafür? Auch die Sünder leihen Sündern in der Hoffnung, alles zurückzubekommen. Ihr aber sollt eure Feinde lieben und sollt Gutes tun und leihen, auch wo ihr nichts dafür erhoffen könnt. Dann wird euer Lohn groß sein und ihr werdet Söhne des Höchsten sein; denn auch er ist gütig gegen die Undankbaren und Bösen. Seid barmherzig, wie es auch euer Vater ist! Richtet nicht, dann werdet auch ihr nicht gerichtet werden. Verurteilt nicht, dann werdet auch ihr nicht verurteilt werden. Erlasst einander die Schuld, dann wird auch euch die Schuld erlassen werden. Gebt, dann wird auch euch gegeben werden. In reichem, vollem, gehäuftem, überfließendem Maß wird man euch beschenken; denn nach dem Maß, mit dem ihr messt und zuteilt, wird auch euch zugeteilt werden.
Einführendes Gebet:
Herr, du weißt, wie sehr ich dich brauche und wie sehr ich in allem von dir abhängig bin. Du kennst meine Schwächen und meine Fehler. Hilf mir im Vertrauen zu wachsen und meine ganze Hoffnung auf deine Liebe und Barmherzigkeit zu setzen. Lehre mich, auf deine Macht, auf dein Versprechen und auf deine Gnade jeden Tag zu vertrauen. Lass mich die anderen so lieben, wie du mich von Anfang an geliebt hast. Hilf mir, sie in dir als Brüder und Schwestern zu sehen, und hilf mir, dich als Gott, den Vater aller Menschen, anzuerkennen.
Bitte:
Herr, lehre mich, die ganze Wahrheit deiner Botschaft bereitwillig anzunehmen – dass ich die anderen lieben muss und dass ich in der Nächstenliebe sogar heroisch sein muss.
1.
„Ich aber sage euch …“
Für die Jünger war es schon schwer, das alte Gesetz zu befolgen, vor allem die Nächstenliebe, aber Jesus verlangt nun plötzlich und auf dramatische Weise viel mehr. Es genügt nun nicht mehr, die zu lieben, die uns lieben; wir müssen jetzt auch jene annehmen, die uns nicht lieben. Das ist das neue Gesetz der Liebe, das Christus verkündet. Für unsere Menschennatur, die durch Stolz und Selbstrechtfertigung niedergedrückt wird, ist das schwer. Das Evangelium ruft uns aber dazu auf, ein höheres Niveau und eine reinere Liebe zu leben. Manchmal wird in unserer Gesellschaft genau das Gegenteil getan. Die Liebe ist aber der einzig wahre Weg, der zum Vater führt, denn wenn wir ihn „Vater“ nennen, dann ist in ihm jeder unser Bruder und unsere Schwester, und das auch, weil Jesus für alle gestorben ist.
2.
Es ist so schwer, zu vergeben und zu vergessen.
Natürlich ist es einfach, jenen zu vergeben, die uns vergeben, oder jenen, denen es wirklich leid tut. Es ist einfach, mit jemandem Mitleid zu haben, wenn er oder sie sympathisch ist. Wenn wir aber jemandem vergeben sollen, der weiterhin Böses tut und uns verletzt, dann brauchen wir die Gnade Gottes, um das zu können. Jesus sagt uns, dass uns nur dann die Schuld erlassen wird, wenn auch wir den anderen vergeben. Wie oft beten wir im Vater unser – „vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern“ – und meinen das gar nicht so! Wir brauchen seine göttliche Gnade, sein Erbarmen und seine Liebe, nur dann können wir so vergeben, wie auch uns vergeben worden ist. Das wird unsere Herzen und die Herzen der anderen verändern, und schließlich wird es die ganze Welt verändern.
3.
Was du Anderen Gutes tust, kommt irgendwann zu dir zurück.
Wie schwer ist es, großmütig und von Herzen großzügig mit jenen zu sein, mit denen wir zusammen sind. Wie schwer ist es, sich über Kleinkariertheiten und Rivalitäten zu erheben, in denen wir uns oft befinden. Wie verschieden davon ist jedoch der wahre Jünger, der Christus nachfolgt, der in dieser Welt Erbarmen und Vergebung, Versöhnung und Freude verbreitet. So ein Jünger erfährt tiefsten Frieden in seiner Seele, denn er weiß, dass er in den Fußstapfen Christi geht. Er oder sie bringen dieselbe Liebe, die Christus uns erwiesen hat, zu denen, die Liebe und Erbarmen brauchen. Auch wir sollen solche Jünger sein und gleich heute damit beginnen.
Gespräch mit Christus:
Jesus, schenke mir Großzügigkeit und ein mitleidvolles Herz, damit ich anderen vergeben kann, damit ich sie lieben und ihnen dienen kann, so wie du das getan hast. Lehre mich, die anderen Menschen als meine Brüder und Schwestern in dir zu sehen und als Glieder der Familie Gottes, unseres Vaters.
Vorsatz:
Ich will einen Menschen aufsuchen, dem ich noch vergeben muss und ich will dazu das geeignete Mittel finden, um mich mit ihm zu versöhnen.
Eine schwerer Fall von Besessenheit
19. Februar 2007
Montag der siebten Woche im Jahreskreis
P. Richard Gill LC
Mk 9,14-29
Als sie zu den anderen Jüngern zurückkamen, sahen sie eine große Menschenmenge um sie versammelt und Schriftgelehrte, die mit ihnen stritten. Sobald die Leute Jesus sahen, liefen sie in großer Erregung auf ihn zu und begrüßten ihn. Er fragte sie: Warum streitet ihr mit ihnen? Einer aus der Menge antwortete ihm: Meister, ich habe meinen Sohn zu dir gebracht. Er ist von einem stummen Geist besessen; immer wenn der Geist ihn überfällt, wirft er ihn zu Boden und meinem Sohn tritt Schaum vor den Mund, er knirscht mit den Zähnen und wird starr. Ich habe schon deine Jünger gebeten, den Geist auszutreiben, aber sie hatten nicht die Kraft dazu. Da sagte er zu ihnen: O du ungläubige Generation! Wie lange muss ich noch bei euch sein? Wie lange muss ich euch noch ertragen? Bringt ihn zu mir! Und man führte ihn herbei. Sobald der Geist Jesus sah, zerrte er den Jungen hin und her, sodass er hinfiel und sich mit Schaum vor dem Mund auf dem Boden wälzte. Jesus fragte den Vater: Wie lange hat er das schon? Der Vater antwortete: Von Kind auf; oft hat er ihn sogar ins Feuer oder ins Wasser geworfen, um ihn umzubringen. Doch wenn du kannst, hilf uns; hab Mitleid mit uns! Jesus sagte zu ihm: Wenn du kannst? Alles kann, wer glaubt. Da rief der Vater des Jungen: Ich glaube; hilf meinem Unglauben! Als Jesus sah, dass die Leute zusammenliefen, drohte er dem unreinen Geist und sagte: Ich befehle dir, du stummer und tauber Geist: Verlass ihn und kehr nicht mehr in ihn zurück! Da zerrte der Geist den Jungen hin und her und verließ ihn mit lautem Geschrei. Der Junge lag da wie tot, so dass alle Leute sagten: Er ist gestorben. Jesus aber fasste ihn an der Hand und richtete ihn auf, und der Junge erhob sich. Als Jesus nach Hause kam und sie allein waren, fragten ihn seine Jünger: Warum konnten denn wir den Dämon nicht austreiben? Er antwortete ihnen: Diese Art kann nur durch Gebet ausgetrieben werden.
Einführendes Gebet:
Herr, du weißt, wie fest ich an dich glaube und wie sehr ich dich brauche und wie sehr ich von dir in allem abhängig bin. Darum vertraue ich deiner Gnade. Hilf mir im Vertrauen zu wachsen und all meine Hoffnung auf deine Liebe und dein Erbarmen in meinem täglichen Tun zu setzen.
Bitte:
Herr, hilf mir, alles im Vertrauen auf deine Gnade und Macht zu tun, im Geist eines Betens voller Vertrauen zu dir.
1.
Sie stiegen den Berg hinunter.
Jesus und die drei Apostel stiegen vom Berg der Verklärung hinunter, wo sie eine unglaubliche mystische Erfahrung gemacht hatten. Jetzt mussten sie aber diesen Berg wieder verlassen. Es gab noch viel zu tun, denn der Teufel ging noch auf der Erde umher und es gab noch viele mit Problemen belastete Seelen, die dem Bösen gegenüber machtlos waren. Jesus musste zuerst sein Werk, nämlich die Überwindung der Macht des Bösen, fortführen und erst dann würde er zu seinem Vater heimkehren. Auch wir müssen uns jeden Tag erneuern, im Gebet und in der Vereinigung mit Gott, und dann sollen wir hinausgehen und uns der Aufgabe widmen, das Reich Gottes in der Welt aufzubauen. Zeit zum Ausruhen werden wir im kommenden Leben haben.
2.
„Hilf meinem Unglauben!“
So oft wollen wir wie dieser Mann fest glauben, dass Christus die Macht hat, uns zu helfen, aber etwas hält uns zurück, etwas hindert uns daran, ihm ganz zu vertrauen. Dieser Mann und sein Sohn hatten schon so lange gelitten, und doch bittet er um mehr Glauben, um mehr Vertrauen, denn er weiß, dass jetzt Christus gegenwärtig ist. Auch wir müssen ihn ständig bitten, unseren Glauben zu vermehren, damit wir, wenn die Herausforderungen des Alltags kommen, Frieden und Ruhe in unserem Herzen haben, denn wir wissen ja auch, dass Christus jeden Tag bei uns ist. „Alles kann, wer glaubt.“ Glaube ich das?
3.
Unser Versagen.
Die Jünger waren überrascht, dass sie den Dämon nicht austreiben konnten. Schließlich hatte ihnen Jesus doch die Vollmacht über die Dämonen gegeben und es hatte auch funktioniert. Aber jetzt versagte ihr Können. Gott gibt uns die Gnade, mit Herausforderungen konfrontiert zu werden und das Böse und die Sünde zu überwinden. Je weiter wir aber im Leben voranschreiten, umso mehr müssen wir im Glauben, in der Hoffnung und in der Liebe wachsen und wir dürfen nicht auf der Stelle stehen bleiben. Wir müssen um immer mehr Gnaden bitten, denn der Teufel wird uns härter und machtvoller angreifen als zuvor. Gebet – echtes, gläubiges Gebet – muss vor allem unsere Waffe sein in all den Versuchungen und Prüfungen, mit denen wir jeden Tag konfrontiert werden.
Gespräch mit Christus:
Jesus, vermehre meinen Glauben an dich jeden Tag meines Lebens. Lass mich ein Mensch des Gebetes sein, ein Mensch, der all sein Vertrauen auf dich und deine Gegenwart setzt. Lass mich erkennen, dass mir nichts Böses widerfahren kann, wenn du mir nahe bist.
Vorsatz:
Ich will mein Gebet vertiefen, und ich will dabei nicht auf das Gefühl achten, sondern vielmehr mit echtem Glauben, Hoffnung und Liebe beten.
Diener der Diener Gottes
20. Februar 2007
Dienstag der siebten Woche im Jahreskreis
P. Richard Gill LC
Mk 9,30-37
Sie gingen von dort weg und zogen durch Galiläa. Er wollte aber nicht, dass jemand davon erfuhr; denn er wollte seine Jünger über etwas belehren. Er sagte zu ihnen: Der Menschensohn wird den Menschen ausgeliefert und sie werden ihn töten; doch drei Tage nach seinem Tod wird er auferstehen. Aber sie verstanden den Sinn seiner Worte nicht, scheuten sich jedoch, ihn zu fragen. Sie kamen nach Kafarnaum. Als er dann im Haus war, fragte er sie: Worüber habt ihr unterwegs gesprochen? Sie schwiegen, denn sie hatten unterwegs miteinander darüber gesprochen, wer von ihnen der Größte sei. Da setzte er sich, rief die Zwölf und sagte zu ihnen: Wer der Erste sein will, soll der Letzte von allen und der Diener aller sein. Und er stellte ein Kind in ihre Mitte, nahm es in seine Arme und sagte zu ihnen: Wer ein solches Kind um meinetwillen aufnimmt, der nimmt mich auf; wer aber mich aufnimmt, der nimmt nicht nur mich auf, sondern den, der mich gesandt hat.
Einführendes Gebet:
Herr, du weißt, wie sehr ich dich brauche und wie sehr ich in allem von dir abhängig bin. Du kennst meine Schwächen und meine Fehler. Hilf mir, im Vertrauen zu wachsen und in meinem Tun meine ganze Hoffnung auf deine Liebe und Barmherzigkeit zu setzen. Lehre mich, jeden Tag auf deine Macht, auf dein Versprechen und auf deine Gnade zu vertrauen.
Bitte:
Herr, lehre mich, durch Dienen wirklich zu lieben und darin deinem Beispiel der liebenden Selbstaufopferung zu folgen. Hilf mir, mich selbst nicht zu wichtig zu nehmen und meinen Egoismus zu überwinden, damit ich anderen aus Liebe zu dir dienen kann.
1.
Die Prophezeiung.
Jesus kam in die Welt, um für unsere Sünden und die Sünden der ganzen Welt zu sterben. Hier kündigt er an, dass er bald leiden wird, denn genau dafür ist er gekommen, sich dem Vater als ein wohlgefälliges Opfer darzubringen und die Last unserer Sünden auf sich zu nehmen. Das ist die größte Tat des Dienens: Sein Leben hinzugeben für seine Freunde. Jesus nimmt diesen Plan des Vaters ruhig an und er versucht, seine Jünger auf die kommende harte Zeit vorzubereiten. Jedoch sind ihre Herzen noch nicht bereit, die Konsequenzen dieser Lehre anzunehmen. Sie genießen die schöne Zeit mit Jesus und schaffen es nicht, das große Vorhaben zu erkennen, nämlich dass Jesus die feste Absicht hat, die Welt zu retten und uns mit dem Vater zu versöhnen. Sie begreifen nicht, dass Gott auf diese Weise seine Liebe offenbaren will.
2.
Worüber habt ihr unterwegs gesprochen?
Es geschieht sehr oft, dass wir Christus nahe sein wollen, aber gleichzeitig erfahren wir, dass in uns Egoismus und Ichbezogenheit vorherrschen. Die Apostel werden dabei ertappt, wie sie darüber streiten, wer von ihnen wohl der Größte sei. Sie mussten noch lernen, so wie Christus zu werden: zu lieben, sich für den anderen aufzuopfern, nichts für sich selbst zu suchen. „Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein“ (Joh 12,24). Wie oft müssen wir diese wesentliche Wahrheit über die Nachfolge Christi neu lernen. Wie schnell passiert es uns, dass wir egoistisch handeln!
3.
Der Diener aller.
Ein Christ soll der Diener aller Menschen sein, er soll die Tugenden der Demut, der Einfachheit, der Loslösung und der Liebe besitzen. Christus gab uns darin das vollkommene Beispiel, als er seinen Platz im Himmel verließ, um als Mensch zu uns zu kommen und für uns zu sterben. Er zeigte uns, wie wir lieben sollen, als er die Füße seiner Jünger wusch, die Füße von denen, die von ihm wegrennen sollten und die Füße des Judas, der ihn verraten sollte. Wie schwer ist es, in einem beständigen Geist des Dienens und der Großzügigkeit zu leben. Wir haben es sehr notwendig, diese Haltung wieder zu finden und eine Liebe zu leben, die sich hingibt, denn das will Christus von uns.
Gespräch mit Christus:
Jesus, lehre mich, dass ich mir nicht um mich selbst und um meine Wichtigkeit Sorgen mache. Hilf mir, meine Freude im Geben zu finden und die Liebe, die du in die Welt gebracht hast, zu verbreiten. Ich will meinen Brüdern und Schwestern dienen, so wie du uns gedient hast, bis zur heroischen Hingabe. Lass mich begreifen, dass das große Paradoxon unseres Glaubens ist: „wer aber sein Leben um meinetwillen verliert, wird es gewinnen“ (Mt 16,25).
Vorsatz:
Ich will heute in der Gewissenserforschung darüber nachdenken, ob meine Beziehungen, die ich habe, vielleicht ichbezogen und selbstsüchtig sind, anstatt den Geist der Nächstenliebe und des Dienens auszustrahlen.
Die Freude der Fastenzeit
21. Februar 2007
Aschermittwoch
P. Richard Gill LC
Mt 6,1-6,16-18
Jesus sagte zu seinen Jüngern: Hütet euch, eure Gerechtigkeit vor den Menschen zur Schau zu stellen; sonst habt ihr keinen Lohn von eurem Vater im Himmel zu erwarten. Wenn du Almosen gibst, lass es also nicht vor dir herposaunen, wie es die Heuchler in den Synagogen und auf den Gassen tun, um von den Leuten gelobt zu werden. Amen, das sage ich euch: Sie haben ihren Lohn bereits erhalten. Wenn du Almosen gibst, soll deine linke Hand nicht wissen, was deine rechte tut. Dein Almosen soll verborgen bleiben und dein Vater, der auch das Verborgene sieht, wird es dir vergelten. Wenn ihr betet, macht es nicht wie die Heuchler. Sie stellen sich beim Gebet gern in die Synagogen und an die Straßenecken, damit sie von den Leuten gesehen werden. Amen, das sage ich euch: Sie haben ihren Lohn bereits erhalten. Du aber geh in deine Kammer, wenn du betest, und schließ die Tür zu; dann bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist. Dein Vater, der auch das Verborgene sieht, wird es dir vergelten. Wenn ihr fastet, macht kein finsteres Gesicht wie die Heuchler. Sie geben sich ein trübseliges Aussehen, damit die Leute merken, dass sie fasten. Amen, das sage ich euch: Sie haben ihren Lohn bereits erhalten. Du aber salbe dein Haar, wenn du fastest, und wasche dein Gesicht, damit die Leute nicht merken, dass du fastest, sondern nur dein Vater, der auch das Verborgene sieht; und dein Vater, der das Verborgene sieht, wird es dir vergelten.
Einführendes Gebet:
Herr, du weißt, wie sehr ich dich brauche und wie sehr ich in allem von dir abhänge. Du kennst meine Schwächen und meine Fehler. Hilf mir, im Vertrauen zu wachsen und in meinem Tun meine ganze Hoffnung auf deine Liebe und Barmherzigkeit zu setzen. Lehre mich, jeden Tag auf deine Macht, auf dein Versprechen und auf deine Gnade zu vertrauen. Herr, lass mich diese Fastenzeit mit dem ehrlichen Wunsch beginnen, in der Liebe zu wachsen und mich vorzubereiten, die Geheimnisse deines Leidens, deines Todes und deiner Auferstehung würdig zu feiern.
Bitte:
Herr, hilf mir, das in meinem Leben zu ändern, was geändert werden muss und Buße zu tun für meine Sünden und Fehler, damit ich bereit bin, dich in der Karwoche, besonders auf dem Kreuzweg, zu begleiten.
1.
Gebet, Fasten, Almosen geben.
Wenn wir die Fastenzeit beginnen, werden wir daran erinnert, dass wir für unsere Sünden Sühne leisten und uns mit Gott aufrichtig versöhnen müssen. Jeder Versuch, ein geistliches Leben zu führen und dabei die Säulen von Gebet, Fasten und Almosen geben zu vernachlässigen, ist wie das Bauen auf Sand. Das Gebet reinigt unsere Absichten und bindet alles, was wir tun, an Gott. Das Fasten löst uns los von unserer Bequemlichkeit und von uns selbst. Das Almosen geben bringt zum Ausdruck, dass die Armen in Jesus unsere Brüder sind und dass wir in Jesus alle eine Familie sind. Außerdem erinnert es uns daran, dass wahrer Reichtum nicht im Besitz irdischer Dinge besteht, sondern in der Liebe zu Gott. Wir alle haben es notwendig, unser geistliches Leben zu überprüfen, um sicher zu gehen, dass wir uns wirklich bemühen, das Gebet, das Fasten und das Almosen geben zu üben.
2.
Sie haben ihren Lohn bereits erhalten.
Jesus kritisiert die Heuchler sehr streng, die ihre Taten den anderen zur Schau stellen, um gelobt zu werden. Solches Tun ist vor Gott ohne Wert und ist keine Sühne für unsere Sünden; es vergrößert nur unsere Sündenschuld. Er ruft uns auf, im Privaten zu beten und zu fasten und im Geheimen Almosen zu geben, ohne dass jemand etwas davon erfährt. So können wir sicher sein, dass wir alles aus Liebe zu Gott und nicht aus Liebe zu uns selbst tun. Jene, die ihre Frömmigkeit und Großzügigkeit zur Schau stellen, „haben ihren Lohn schon empfangen“, und sammeln sich keine Schätze für den Himmel. Wir wollen also ohne große Worte und im Verborgenen wirken, um allein Gott zu gefallen.
3.
Freudiges Opfer.
Nichts bringt uns Christus näher, als an seiner Seite zu gehen und die Dinge tun, die er aus Liebe zum Vater getan hat. Während der Fastenzeit lädt Gott uns ein, unser Herz und unsern Sinn zu reinigen und unsere Absichten neu auf ihn hin auszurichten. Christi Wirken in der Öffentlichkeit geschah im Gehorsam und aus Liebe zum Willen des Vaters. Unser Programm für die Fastenzeit sollte diesen Gehorsam und diese Liebe auf einfache aber entschlossene Weise widerspiegeln. Was kann ich heute für Gott tun? Welches Opfer kann ich ihm bringen, das ihm gefällt? Meinen Entschluss will ich dann ausführen, ohne dass jemand davon erfährt.
Gespräch mit Christus:
Jesus, gib mir die Gnade, diese Fastenzeit mit großer Begeisterung und Liebe zu beginnen. Hilf mir, sie freudig zu leben, im Wissen darum, dass ich in deiner Gegenwart lebe, um dir und nur dir allein zu gefallen.
Vorsatz:
Ich will mir für die Fastenzeit vornehmen, zu beten, zu fasten und Almosen zu geben.
Für wen haltet ihr den Menschensohn?
22. Februar 2007
Kathedra Petri
P. Richard Gill LC
Mt 16,13-19
Als Jesus in das Gebiet von Cäsarea Philippi kam, fragte er seine Jünger: Für wen halten die Leute den Menschensohn? Sie sagten: Die einen für Johannes den Täufer, andere für Elija, wieder andere für Jeremia oder sonst einen Propheten. Da sagte er zu ihnen: Ihr aber, für wen haltet ihr mich? Simon Petrus antwortete: Du bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes! Jesus sagte zu ihm: Selig bist du, Simon Barjona; denn nicht Fleisch und Blut haben dir das offenbart, sondern mein Vater im Himmel. Ich aber sage dir: Du bist Petrus und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen und die Mächte der Unterwelt werden sie nicht überwältigen. Ich werde dir die Schlüssel des Himmelreichs geben; was du auf Erden binden wirst, das wird auch im Himmel gebunden sein, und was du auf Erden lösen wirst, das wird auch im Himmel gelöst sein.
Einführendes Gebet:
Herr, du weißt, wie sehr ich dich brauche und wie sehr ich in allem von dir abhängig bin. Du kennst meine Schwächen und meine Fehler. Hilf mir, im Vertrauen zu wachsen und in meinem Tun meine ganze Hoffnung auf deine Liebe und Barmherzigkeit zu setzen. Lehre mich, jeden Tag auf deine Macht, auf dein Versprechen und auf deine Gnade zu vertrauen.
Bitte:
Herr, lass mich dich erkennen und hilf mir, dir eine persönliche Antwort in meinem Leben zu geben, die meinen Glauben an dich erkennen lässt. Lass mich dein Herz erkennen und lass mich mein Leben an dieser Erkenntnis ausrichten.
1.
Öffentliche Meinung, private Überzeugungen.
Die Leute geben alle möglichen Antworten auf die Frage, wer Jesus sei. Kein Mensch in der Geschichte hat so viel Kommentare und Debatten hervorgerufen wie Jesus Christus. Und wir können wirklich sagen, dass die Antwort auf die Frage, wer Christus sei, auf jeden Fall festlegt, wie wir unser Leben leben: Die Werte und moralischen Einstellungen, die wir haben werden, die Hoffnung, die wir auf das kommende Leben haben, die Liebe und Hingabe, die wir in unserem Alltag leben. All das wird von der Haltung, die wir zur Person Jesu einnehmen, bestimmt. „Ihr aber, für wen haltet ihr mich?“ ist eine Frage, die notwendigerweise eine Verbindlichkeit von unserer Seite mit einschließt. Die Antwort auf diese Frage verlangt eine Änderung unserer Haltung und unseres Verhaltens.
2.
Der Sohn des lebendigen Gottes.
Für Petrus war das ein Augenblick der echten Offenheit für die Gnade des Heiligen Geistes. Er begriff in einem Augenblick, dass Christus kein einfacher Prophet oder ein erleuchteter Lehrer von moralischen Wahrheiten war, sondern etwas viel Größeres. Er war der Christus, das heißt der Messias. Er war aber nicht nur der Messias, sondern er war der Sohn des lebendigen Gottes – Jesus war in allem Gott gleich. Dieses Glaubensbekenntnis verwandelte von diesem Moment an das Leben des Petrus. Im Credo bekennen wir denselben Glauben, wie Petrus es tat. Immer wenn wir die heilige Eucharistie empfangen, schließen wir uns der Antwort des Petrus an: Wir glauben, dass du der Sohn Gottes bist, und in keinem anderen Namen ist Heil. Welche Veränderungen verlangt dieser Glaube von mir? Kann ich so weitermachen wie zuvor?
3.
Eine neue Aufgabe.
Das Glaubensbekenntnis des Petrus war nicht einfach eine wohldurchdachte Antwort auf eine Frage. Es war das Einnehmen einer Position, eine entschiedene Stellungnahme vor Gott und vor der Welt. Petrus nahm die Wahrheit über Christus voller Entschlossenheit an und als Antwort darauf vertraute Christus ihm seine Kirche an. Er wird der „Fels“ sein, das Fundament seiner Kirche, und Christus versichert ihm, dass die Kirche für immer bestehen wird. Wenn wir unseren Glauben bekennen, gibt Christus auch uns eine Aufgabe. Wir werden zu Aposteln und werden als Botschafter Christi in die Welt gesandt. Unsere entschlossene Annahme dieser Wahrheit bringt Konsequenzen mit sich: Wir müssen jeden Tag so leben, dass unser Tun unserem Glauben entspricht.
Gespräch mit Christus:
Herr, hilf mir, dich nicht nur mit dem Verstand anzunehmen, sondern lass mich die Wahrheit, dass du der Sohn des lebendigen Gottes bist, so zu eigen zu machen, dass sich das in meinem Leben, meinen Worten und meinen Taten widerspiegelt. Lass diese meine Überzeugung mein Leben bestimmen, damit ich für dich Zeugnis ablegen kann vor der ganzen Welt.
Vorsatz:
Ich will mein Leben überprüfen und sehen, wie ich dich als Sohn des lebendigen Gottes vor der Welt bezeuge.
Zeit des Fastens
23. Februar 2007
Freitag nach Aschermittwoch
P. Richard Gill LC
Mt 9,14-15
Da kamen die Jünger des Johannes zu ihm und sagten: Warum fasten deine Jünger nicht, während wir und die Pharisäer fasten? Jesus antwortete ihnen: Können denn die Hochzeitsgäste trauern, solange der Bräutigam bei ihnen ist? Es werden aber Tage kommen, da wird ihnen der Bräutigam genommen sein; dann werden sie fasten.
Einführendes Gebet:
Herr, du weißt, wie sehr ich dich brauche und wie sehr ich in allem von dir abhängig bin. Du kennst meine Schwächen und meine Fehler. Hilf mir, im Vertrauen zu wachsen und in meinem Tun meine ganze Hoffnung auf deine Liebe und Barmherzigkeit zu setzen. Lehre mich, auf deine Macht, auf dein Versprechen und auf deine Gnade jeden Tag zu vertrauen. Lass mich dir auf dem Kreuzweg voll Liebe und Großzügigkeit nachfolgen, um dir immer näher zu kommen.
Bitte:
Herr, lehre mich, deinen Fußstapfen zu folgen und das Opfer als Weg der Sühne und Reinigung zu lieben.
1.
Jetzt ist die Zeit.
Jesus sagte, dass die Zeit kommen würde, in der seine Jünger fasten werden. Jetzt, da der Herr in Herrlichkeit zu seinem Vater heimgekehrt ist, liegt es an uns, das Heilswerk fortzuführen. „Für den Leib Christi, die Kirche, ergänze ich in meinem irdischen Leben das, was an den Leiden Christi noch fehlt“ (Kol 1,24), wie der heilige Paulus sagt. Wir verbinden unser Opfer mit dem von Christus, um ihn nachzuahmen und uns und den anderen Gnaden zu erwerben. Jedes christliche Leben muss von einem gesunden Geist des Opfers und der Selbstverleugnung erfüllt sein.
2.
Fühlt den Hunger.
Der Hunger, den wir haben, wenn wir fasten, ist ein Symbol für den tieferen geistigen Hunger, den wir nach Gott und dem Himmel haben sollten. Diese Welt macht uns oft alles zu bequem, und wir vergessen schnell, dass sie nicht unser wahres Zuhause ist. Wir sind Pilger in einem fremden Land, weit weg von unserem letzten Ruheplatz. Das Fasten erinnert uns an die Sehnsucht, die Reisende nach dem Urlaubsziel haben, die aber auch froh sind, wenn sie wieder gut zu Hause angekommen sind. Der echte Christ sehnt sich voll Hoffnung nach dem Himmel, wo wir für immer bei Gott sein werden und ewiges Glück erfahren werden. Er weiß, dass alle guten Dinge dieser Welt nur ein Schatten sind im Vergleich zu den wunderbaren Dingen, welche Gott für die vorbereitet hat, die ihn lieben. (vgl. Röm 8,28)
3.
Hunger nach Seelen
Vom Kreuz herab sagte Jesus: „Mich dürstet“. Das war sein Durst nach der Versöhnung aller Menschen mit dem Vater. Es war der Durst nach Seelen, danach, dass sie umkehren und Gott lieben und den Weg in sein himmlisches Reich finden mögen. Das freiwillige Opfer und die Selbstverleugnung, aufgeopfert für die Bekehrung der Herzen der anderen, bringt ihnen die Gnade, die sie brauchen, um sich zu ändern und zu Gott umzukehren. Niemand kann sich selbst bekehren, und niemand, der in schwerer Sünde lebt, kann sich die Gnade Gottes verdienen. Darum müssen wir durch unser stellvertretendes Gebet und Opfer für die anderen eintreten, damit sie die übernatürliche Gnade bekommen, die sie brauchen, um ihre Hindernisse zu überwinden. Der größte Akt der Nächstenliebe, den wir bringen können, und die größte Freude, die wir erfahren können, ist die Rettung einer Seele für Gott. Wie viele Seelen warten auf unser Gebet und Opfer?
Gespräch mit Christus:
Herr, hilf mir, großzügig und voll Freude Opfer zu bringen, denn ich weiß ja, dass das Opfer mich mehr mit dir verbindet und dass es die Bekehrung so vieler Seelen bewirkt, die du geliebt hast und für die du gestorben bist.
Vorsatz:
Ich will eine Person wählen, die Gottes Gnade braucht, und für sie heute alle meine Opfer aufopfern.
Zeit der Gnade
24. Februar 2007
Samstag nach Aschermittwoch
P. Richard Gill LC
Lk 5,27-32
Als Jesus von dort wegging, sah er einen Zöllner namens Levi am Zoll sitzen und sagte zu ihm: Folge mir nach! Da stand Levi auf, verließ alles und folgte ihm. Und er gab für Jesus in seinem Haus ein großes Festmahl. Viele Zöllner und andere Gäste waren mit ihnen bei Tisch. Da sagten die Pharisäer und ihre Schriftgelehrten voll Unwillen zu seinen Jüngern: Wie könnt ihr zusammen mit Zöllnern und Sündern essen und trinken? Jesus antwortete ihnen: Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken. Ich bin gekommen, um die Sünder zur Umkehr zu rufen, nicht die Gerechten.
Einführendes Gebet:
Herr, du weißt, wie sehr ich dich brauche und wie sehr ich in allem von dir abhängig bin. Du kennst meine Schwächen und meine Fehler. Hilf mir, im Vertrauen zu wachsen und in meinem Tun meine ganze Hoffnung auf deine Liebe und Barmherzigkeit zu setzen. Lehre mich, auf deine Macht, auf dein Versprechen und auf deine Gnade jeden Tag zu vertrauen.
Bitte:
Herr, lass mich die Seelen so lieben, wie du sie geliebt und gesucht hast. Hilf mir, sie als meine Brüder und Schwestern und Mitglieder der Familie Gottes des Vaters zu sehen, für die du gestorben bist.
1.
Bereit sein und warten.
Der Herr trat in das Leben von Levi plötzlich und ohne Vorankündigung ein. Er geht auf ihn zu, als er seine tägliche Arbeit, Steuern einzusammeln, verrichtete, ein Beruf, der den Ruf hatte, anderen Geld abzunehmen, um sich persönlich zu bereichern. Er ruft ihn aus diesem sündigen und egoistischen Leben hinein in seine Jüngerschaft. So ist das Erbarmen des Herrn: er kommt und sucht uns auf, selbst wenn wir ihn gar nicht suchen, selbst wenn wir von unseren eigenen Interessen gefangen sind. Er überwindet alle Hindernisse und wir dürfen seinen sanften Ruf hören: „Folge mir nach.“ Warten wir darauf, dass der Herr in unser Leben eintritt?
2.
Geh, sofort!
Als Christus in sein Leben eintritt, lässt Levi alles zurück. Er verlässt seinen Beruf, sein Geld, seinen Besitz und seine Freunde. Er verhandelt nicht mit Christus und versucht nicht, neben dem Leben mit Christus etwas von seinem alten Leben behalten zu dürfen. Er erkennt, dass es der höchste Wert ist, Christus in seinem Leben zu haben, und dass im Vergleich zu diesem Wert alles andere blass aussieht. Nichts kann Levi davon abhalten, Christus nachzufolgen, denn jetzt weiß er, dass alles, was er bisher besessen hatte, ihn niemals hätte glücklich machen können oder seine Seele hätte retten können. Allein Christus gibt Antworten auf die Fragen seines Lebens und allein Christus kann sein Herz erfüllen. Alles andere steht dieser Beziehung nur im Weg. Welche Dinge in meinem Leben hindern mich daran, Christus wirklich nachzufolgen?
3.
Das Haus eines Sünders.
Christus geht dorthin, wo die Sünder leben, denn das war seine Sendung: sie zurückzurufen in ihr wahres Zuhause – in das Haus des Vaters. Für uns ist es einfach, in unserem bequemen Bereich zu bleiben, unter Menschen, die Gott schon lieben. Wir müssen aber zu jenen gehen, die den Herrn vergessen haben oder die sich von ihm abgewandt haben. Wie viele Menschen warten darauf, dass wir ihnen die Liebe Christi bringen! Wie viele brauchen die Barmherzigkeit Gottes! Gott will durch uns diesen Menschen seine Barmherzigkeit und seine Liebe schenken.
Gespräch mit Christus:
Herr, wenn du rufst, dann will ich hören und dir so wie Levi antworten: sofort und freudig. Mach, dass diese Zeit mein Leben für immer verändert.
Vorsatz:
Ich will heute aufmerksam sein und die Bedürfnisse der Seelen um mich herum erkennen und nach Gelegenheiten ausschauen, bei denen ich ihnen Christus bringen kann.
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