Tägliche Meditationen

Tägliche Meditationen

Sonntag 7. Januar bis Samstag 13. Januar 2007

Erste Woche im Jahreskreis

P. Shawn Aaron LC

Worauf es ankommt Sonntag
In der Demut stark sein Montag
Seinen Ruf verbreiten Dienstag
In der Lücke stehen Mittwoch
Eine kostspielige Wahl Donnerstag
Die Macht der Vergebung Freitag
Jüngerschaft Samstag


Worauf es ankommt

7. Januar 2007

Taufe des Herrn

P. Shawn Aaron LC

Mt 2,1-12
Als Jesus zur Zeit des Königs Herodes in Betlehem in Judäa geboren worden war, kamen Sterndeuter aus dem Osten nach Jerusalem und fragten: Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, um ihm zu huldigen. Als König Herodes das hörte, erschrak er und mit ihm ganz Jerusalem. Er ließ alle Hohenpriester und Schriftgelehrten des Volkes zusammenkommen und erkundigte sich bei ihnen, wo der Messias geboren werden solle. Sie antworteten ihm: In Betlehem in Judäa; denn so steht es bei dem Propheten: Du, Betlehem im Gebiet von Juda, bist keineswegs die unbedeutendste unter den führenden Städten von Juda; denn aus dir wird ein Fürst hervorgehen, der Hirt meines Volkes Israel. Danach rief Herodes die Sterndeuter heimlich zu sich und ließ sich von ihnen genau sagen, wann der Stern erschienen war. Dann schickte er sie nach Betlehem und sagte: Geht und forscht sorgfältig nach, wo das Kind ist; und wenn ihr es gefunden habt, berichtet mir, damit auch ich hingehe und ihm huldige. Nach diesen Worten des Königs machten sie sich auf den Weg. Und der Stern, den sie hatten aufgehen sehen, zog vor ihnen her bis zu dem Ort, wo das Kind war; dort blieb er stehen. Als sie den Stern sahen, wurden sie von sehr großer Freude erfüllt. Sie gingen in das Haus und sahen das Kind und Maria, seine Mutter; da fielen sie nieder und huldigten ihm. Dann holten sie ihre Schätze hervor und brachten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe als Gaben dar. Weil ihnen aber im Traum geboten wurde, nicht zu Herodes zurückzukehren, zogen sie auf einem anderen Weg heim in ihr Land.

Einführendes Gebet:   Vater, du hast deinen Sohn durch die Führung eines Sterns den Völkern offenbart. Führe uns durch das Licht des Glaubens zur Herrlichkeit des Himmels. Ziehe uns über die Grenzen, die diese Welt uns auferlegt, zu dem Leben, wo dein Heiliger Geist alles Leben vollkommen macht. Darum bitten wir durch Christus unseren Herrn.

Bitte:  Gib mir, Herr, ein aufrichtiges und ehrliches Herz.

1. Wo ist der neugeborene König der Juden? Jesus erzählte einmal das Gleichnis eines Mannes, der auf der Suche nach einer kostbaren Perle die ganze Stadt durchkämmte, bis er sie fand. Er zögerte nicht, alles zu verkaufen, um sie zu besitzen. Die Weisen, Heiden dem Namen nach, aber nicht im Herzen, suchen aufrichtig nach der kostbarsten aller Perlen. Sie werden dem Hohenpriester und den Schriftgelehrten gegenübergestellt, die die Zeichen der Zeit nicht erkannten, weil sie in ihrem Glauben und in ihrer Liebe selbstgefällig geworden waren. Im geistlichen Leben besteht immer die Gefahr, nachlässig zu werden, weil wir meinen, dass wir schon genug erreicht haben, dass wir es uns nun bequem machen können mit unserem christlichen Glauben. Wer aber so sehr nach der Wahrheit sucht, um auf sie sein Leben bauen zu können, der lässt nie in seinem Eifer nach, die Wahrheit zu besitzen. Die Weisen wollen zur größten aller Wahrheiten gelangen, und diese Wahrheit ist eine Person, und so wird ihre Suche nach der Wahrheit in Wirklichkeit die Suche von Gottes Antlitz: „Mein Herz denkt an dein Wort: Sucht mein Angesicht! Dein Angesicht, Herr, will ich suchen“ (Ps 27,8). Diese „Heiden” zeigen uns, dass wir in unserem Suchen nach Jesus nie nachlassen dürfen. Die Suche nach Jesus hilft uns, dass unsere Liebe lebendig und unsere Sehnsucht, ihm zu dienen, stark bleibt.

2. Als König Herodes das hörte, erschrak er. Herodes erschrak. Wie verschieden ist doch seine Haltung von der des jungen jüdischen Mädchens, die auch erschrak, als sie die Worte des Engels hörte. Maria erschrak über die Größe von Gottes Plan, der ihre eigene Person auf einzigartige Weise mit einbezog. Herodes auf der anderen Seite erschrak über die Aussicht, einen Konkurrenten in seinem Leben zu bekommen. Ein eifersüchtiger Mensch fürchtet sich vor einem Konkurrenten, der ihm seinen Besitz streitig machen könnte. Wenn wir nicht aufpassen, kann auch in unseren Herzen dieses Gefühl aufkommen. Die Wurzeln von Neid und Eifersucht gegenüber anderen wachsen leise und beginnen, unseren Willen zu beherrschen, so dass wir nicht mehr bedingungslos lieben können. Statt Einheit säen sie Zwietracht und Verdächtigungen. Wir können sogar nach Wegen suchen, andere niederzumachen, nicht notwendigerweise auf physische Art, aber mit Worten, indem wir ihren Charakter schlecht machen und ihre Schwächen ausfindig machen, um sie anderen weiterzuerzählen. Das kann vielleicht auch unsere Beziehung zu Gott betreffen: Wir werden immer weniger großzügig gegenüber Gott. Wir können sogar soweit kommen, dass wir uns bedroht fühlen von dem, was er von uns verlangen könnte. Haltungen wie die von Herodes ergreifen aufgrund der Erbsünde auch unsere Herzen. Wir dürfen aber diesen Versuchungen nicht nachgeben. Das Beispiel von Maria hilft uns, die Haltung unseres Herzens klar zu erkennen in allem, was unsere Beziehung zu Gott betrifft: „Mir geschehe nach deinem Willen.“

3. Sie holten ihre Schätze hervor und brachten ihm ihre Geschenke dar. Was ist wertvoller für Gott als mein Herz? Jesus interessiert sich nicht für Gold, Weihrauch oder Myrrhe. Das Geschenk der Weisen gefällt Gott trotzdem. Warum? Wegen ihrer Liebe. Ihre Suche nach der Wahrheit kommt nicht allein aus ihrem Kopf, sondern aus ihrem Herzen. Eines Tages wird Jesus seine Jünger zusammenrufen und auf eine Frau zeigen, die zwei Münzen in den Opferstock wirft. Was waren diese zwei Münzen wert? Praktisch nichts. Und die Liebe, aus der heraus sie gegeben wurden? Wer kann diese Liebe messen? Gott kann es. Gott ist der unbeobachtete Zuschauer, der all unser Tun im Alltag sieht. Er sieht die Großzügigkeit oder die Selbstsucht unseres Herzens. Er lädt mich ein, den Weg der großzügigen Liebe zu gehen. Diese Männer hatten schon viele Opfer auf sich genommen, dem Stern voller Glauben zu folgen. Jetzt krönen sie ihre Reise des Glaubens mit der Großzügigkeit ihrer Liebe. Durch ihr Beispiel entdecken wir das Heilmittel, das stärker ist als die Selbstsucht und die Eifersucht, wie sie uns Herodes vorzeigte. Wie diese heiligen Weisen möchte ich heute den Schatz meines Herzens und meines Lebens hervorholen und Jesus darbringen, indem ich versuche, ihn im Großen und im Kleinen zu lieben als Dank für all das, was er für mich getan hat.

Gespräch mit Christus:  Lieber Herr, ich danke dir, dass du mir so viele Vorbilder von Tugend und Güte gegeben hast. Diese Vorbilder spornen mich an, großzügiger zu lieben und dich immer mehr mit ganzem Herzen zu suchen. Du weißt, dass ich schwach bin, aber du bist stark und deine Freundschaft gilt für immer. Hilf mir, dich so zu lieben, wie ich das sollte und heute dein Zeuge zu sein.

Vorsatz:   Ich will heute im Verborgenen drei Werke der Nächstenliebe tun.


In der Demut stark sein

8. Januar 2007

Montag der ersten Woche im Jahreskreis
Severin, Mönch in Norikum

P. Shawn Aaron LC

Lk 3,15-16,21-22
Das Volk war voll Erwartung und alle überlegten im Stillen, ob Johannes nicht vielleicht selbst der Messias sei. Doch Johannes gab ihnen allen zur Antwort: Ich taufe euch nur mit Wasser. Es kommt aber einer, der stärker ist als ich, und ich bin es nicht wert, ihm die Schuhe aufzuschnüren. Er wird euch mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen. Zusammen mit dem ganzen Volk ließ auch Jesus sich taufen. Und während er betete, öffnete sich der Himmel, und der Heilige Geist kam sichtbar in Gestalt einer Taube auf ihn herab, und eine Stimme aus dem Himmel sprach: Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Gefallen gefunden.

Einführendes Gebet:   Allmächtiger und ewiger Gott, als der Geist bei der Taufe im Jordan auf Jesus herabkam, offenbartest du ihn als deinen geliebten Sohn. Hilf uns, die wir durch das Wasser der Taufe und den Heiligen Geist deine Kinder geworden sind, unserer Berufung treu zu bleiben. Das gewähre uns durch Christus unseren Herrn.

Bitte:  Jesus, sanftmütig und demütig von Herzen, bilde unser Herz nach deinem Herzen.

1. Nach mir kommt einer, der mächtiger ist als ich. Johannes weiß, wer er nicht ist. Die richtige Selbstkenntnis ist ein wesentlicher Schritt auf dem Weg der Heiligkeit. Johannes zieht die Aufmerksamkeit des israelitischen Volkes auf sich. Viele Leute stoßen sich vielleicht an seiner Strenge. Er strebt aber nicht nach Macht, noch will er jemand sein, der er nicht ist. Er bereitet das Herz der Menschen für den wahren Christus. Der Böse will, dass wir immer auf uns und unsere Talente schauen, um uns von Gott und seinem Plan für uns abzulenken. Johannes gibt uns ein leuchtendes Beispiel, wie demütige Selbstkenntnis die Schliche des Teufels besiegt. Wenn wir uns ganz auf Gott ausrichten, wächst in uns der Wunsch, jede Lüge, Eitelkeit und jedes übersteigerte Selbstwertgefühl aus unserem persönlichen Leben zu entfernen. Wir beginnen in der Wahrheit zu leben und geben den Gaben, die Gott uns geschenkt hat, den wahren Wert. Wir stellen sie in den Dienst seines Königtums, ohne etwas für uns zu behalten, denn alles gehört ihm.

2. Ich bin es nicht wert, ihm die Schuhe aufzuschnüren. Ohne Demut gibt es keine Heiligkeit. Kurz gesprochen: Demut heißt in der Wahrheit zu leben. Diese Demut entsteht dann, wenn wir unsere Beziehung zu Gott richtig begreifen. Das hat nichts mit mangelnder Selbstachtung zu tun – Jesus war demütig, aber mit vollkommener Selbstbeherrschung und Kraft! Wer demütig ist, weiß, dass selbst die größten Talente von Gott kommen und der Verherrlichung Gottes dienen sollen. Letztendlich ist selbst die Demut von Johannes wenig im Vergleich zur Demut, die Jesus uns vorlebt. „Dieses rechte Dienen macht den Helfer demütig. Er setzt sich nicht in eine höhere Position dem andern gegenüber, wie armselig dessen Situation im Augenblick auch sein mag. Christus hat den letzten Platz in der Welt — das Kreuz — eingenommen, und gerade mit dieser radikalen Demut hat er uns erlöst und hilft uns fortwährend.“ (Papst Benedikt XVI, Gott ist Liebe, 35). Wieder einmal sehen wir, dass Jesus von uns nur das verlangt, was er selbst bereit war anzunehmen. Er ist die Quelle der Kraft, die wir brauchen, um diese Demut in unserem Alltag zu leben.

3. Auch Jesus ist getauft worden. Indem Jesus sich taufen ließ, stellte er sich auf die Seite der sündigen Menschheit. In seiner Menschwerdung hat er unser Fleisch angenommen. Jetzt macht er sich daran, unsere Sünden auf sich zu nehmen, um uns von ihnen zu erlösen. Für die Juden war es ein Skandal, dass Gott Mensch werden könnte, ein wie viel größerer Skandal musste es sein, dass er sich taufen lässt, was ja ein deutliches Zeichen von Reue über Sünden ausdrückt? Die Liebe Gottes zu uns war so groß, dass sogar diese Tat nicht zu niedrig für ihn war. Es ist einer von vielen Schritten, durch die er sich von seiner Liebe zu uns bis hin zur Schmach des Kreuzes führen lässt. Haben wir schon einmal wirklich darüber nachgedacht, wie wichtig wir für Jesus sind?

Gespräch mit Christus:  Heiliger Herr, du bist bis zum Äußersten gegangen, bis zum Kreuz, um mir zu beweisen, wie sehr du mich liebst. Du hast meinen Stolz getragen und mit deiner Liebe und Demut hast du bewiesen, dass du stärker als die größte Sünde bist. Gib mir die Kraft und den Mut, dir auf dem Weg der Selbsthingabe zu folgen und wie du denen zu dienen, die um mich herum sind. Befreie mich von den Ketten des Stolzes.

Vorsatz:   Ich will heute die Abschnitte 1262-1270 im Katechismus der katholischen Kirche lesen.


Seinen Ruf verbreiten

9. Januar 2006

Dienstag der ersten Woche im Jahreskreis

P. Shawn Aaron LC

Mk 1,14-28
Nachdem man Johannes ins Gefängnis geworfen hatte, ging Jesus wieder nach Galiläa; er verkündete das Evangelium Gottes und sprach: Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um, und glaubt an das Evangelium! Als Jesus am See von Galiläa entlangging, sah er Simon und Andreas, den Bruder des Simon, die auf dem See ihr Netz auswarfen; sie waren nämlich Fischer. Da sagte er zu ihnen: Kommt her, folgt mir nach! Ich werde euch zu Menschenfischern machen. Sogleich ließen sie ihre Netze liegen und folgten ihm. Als er ein Stück weiterging, sah er Jakobus, den Sohn des Zebedäus, und seinen Bruder Johannes; sie waren im Boot und richteten ihre Netze her. Sofort rief er sie und sie ließen ihren Vater Zebedäus mit seinen Tagelöhnern im Boot zurück und folgten Jesus nach. Sie kamen nach Kafarnaum. Am folgenden Sabbat ging er in die Synagoge und lehrte. Und die Menschen waren sehr betroffen von seiner Lehre; denn er lehrte sie wie einer, der göttliche Vollmacht hat, nicht wie die Schriftgelehrten. In ihrer Synagoge saß ein Mann, der von einem unreinen Geist besessen war. Der begann zu schreien: Was haben wir mit dir zu tun, Jesus von Nazaret? Bist du gekommen, um uns ins Verderben zu stürzen? Ich weiß, wer du bist: der Heilige Gottes. Da befahl ihm Jesus: Schweig und verlass ihn! Der unreine Geist zerrte den Mann hin und her und verließ ihn mit lautem Geschrei. Da erschraken alle und einer fragte den andern: Was hat das zu bedeuten? Hier wird mit Vollmacht eine ganz neue Lehre verkündet. Sogar die unreinen Geister gehorchen seinem Befehl. Und sein Ruf verbreitete sich rasch im ganzen Gebiet von Galiläa.

Einführendes Gebet:   Gott, unser Vater, möge deine Liebe uns stark machen, uns helfen, Christus treu zu bleiben und in der Kirche für die Rettung aller Menschen mitzuarbeiten. Das gewähre uns durch Christus unseren Herrn.

Bitte:  Herr, hilf mir, dir dorthin zu folgen, wo du mich hinführen willst.

1. Folge mir nach. Der erste Schritt in der Nachfolge Christi besteht im „bereuen“, im sich abwenden von aller Selbstsucht und Sünde. Der zweite Schritt heißt, an das Evangelium zu glauben, an die Frohbotschaft der Erlösung der Menschen und an Gottes unermüdliche Liebe zu uns, zu mir: „Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab“ (Joh 3,16). Wenn wir uns von der Selbstsucht und der Sünde abgewandt haben, müssen wir uns jetzt etwas oder jemandem zuwenden. Weil aber eine Sache die Sehnsucht des menschlichen Herzens nicht stillen kann, wenden wir uns einer Person zu. Das Christsein beinhaltet nicht in erster Linie Vorschriften und Ideale; Christsein heißt vor allem, in Beziehung zu jemandem zu treten. Darum ist der dritte und fortdauernde Schritt, Jesus nachzufolgen, aber nicht wie eine Büffelherde dem Leitbüffel folgt, sondern wir treffen eine bewusste, reife Entscheidung, demjenigen zu folgen, der allein von sich behaupten kann: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater außer durch mich“ (Joh 14,6). Christsein bedeutet vor allem, Jesus dorthin nachzufolgen, wohin auch immer er uns führen will.

2. Und ich werde euch zu Menschenfischern machen. Die Nachfolge Jesu soll zur Nachahmung Jesu führen: „Christus betraut dich durch seine Kirche mit der wesentlichen Sendung, das Geschenk der Erlösung anderen weiterzugeben, und er lädt dich dazu ein, am Aufbau seines Reiches teilzunehmen“ (Papst Johannes Paul II., Predigt, 24. November 1991). Jesus appelliert ständig an unsere Freiheit. Er will sein Leben mit uns teilen und lädt uns deshalb ein, ihm zu folgen, das heißt, ihm zu glauben, ihm zu vertrauen, ihn zu lieben und ihn nachzuahmen. Und zwar erneuert er seine Einladung, ihm nachzufolgen, jeden Tag unseres Lebens. In seiner Weisheit zeigt er uns nie das ganze Bild, er bittet uns aber, unsere Augen fest auf ihn gerichtet zu halten. Durch diesen Prozess der Nachfolge Jesu reift unsere Kenntnis von ihm, und das formt jeden von uns zu Menschenfischern. Der Köder, den wir benutzen, ist unser Ähnlichsein mit Christus. Wir werden also in anderen Worten andere zur Wahrheit des Evangeliums führen, je mehr wir Jesus authentisch in unserem Leben widerspiegeln. Jesus macht uns fähig, andere zu Gott zu führen. Das ist sein Werk in uns; wir brauchen nur nahe bei ihm zu bleiben und seinem Willen zu entsprechen. Sprechen über Jesus ist niemals genug. Wir müssen Jesus in unserem Leben und in unseren Haltungen nachahmen.

3. Sein Ruf verbreitete sich überall. Die Nachfolge Jesu ist die Frucht der zwei ersten Punkte, die wir betrachtet haben. Durch die Jahrhunderte hindurch verbreitete sich der Ruf Christi durch das Beispiel jener, die seine Liebe und Freundschaft aufs Innigste erfahren haben und die diese Erfahrung mit anderen geteilt haben: „Wir müssen davon reden, was wir gesehen und gehört haben“ (Apg 4,20). Christi Wunder beeindruckten, aber selbst dieser Eindruck vergeht, wenn wir nicht vom Wunder zu einer tieferen Kenntnis Jesu und seiner Liebe vordringen. Auch unsere heutige Gesellschaft ist sehr geschickt im Anbieten von Reizen und Aufputschmitteln, die die Menschen blenden und berauschen, dieser Rausch hält aber nur für kurze Zeit an. Christi Wunder sind nur Zeichen seines Reiches. Sie deuten auf etwas Tieferes hin. Einer der Gründe, warum der katholische Glaube unsere Kultur immer noch prägt, ist der, dass es Einzelpersonen gibt, die sich von der Liebe zu Christus dazu bewegen lassen, etwas zu unternehmen. Ihr lebendes Zeugnis macht die christliche Botschaft durch die Zeit hindurch authentisch, indem es beweist, dass sie nicht nur aus Gesetzen und Theorie besteht. Ihr Ruf breitet sich weiter aus, weil es auch heutzutage immer noch glaubwürdige Zeugen von der erlösenden Liebe Christi gibt. „Worte ermahnen, Beispiele bewegen“ (Papst Johannes Paul II., Predigt, 14. September 2003). Wir nennen diese Zeugen „Heilige“. Sie sind der größte Beweis, dass sein Reich wirklich unter uns ist. Trage auch ich zur Verbreitung von Christi Ruf bei?

Gespräch mit Christus:  Jesus, es ist eine Gnade, dir nachfolgen zu dürfen. Du bittest mich, immer auf dich zu schauen, dir zu vertrauen und dich zu lieben. Ich bin aber schwach und vernachlässige manchmal unsere Beziehung. Die Welt um mich herum bietet mir viele Ablenkungen an und es scheint einfacher zu sein, einfach ihnen nachzugeben. Du rufst mich auf, ein lebendiges Zeichen deiner Liebe und deiner Gegenwart unter allen Menschen zu sein. Ich erneuere meinen Vorsatz und mein Bemühen zu beten, denn ich weiß, dass du mir durch das Gebet deine Stärke gibst.

Vorsatz:   Heute will ich jemanden anrufen, den ich schon längst anrufen wollte, einfach um ihn wissen zu lassen, dass ich für ihn bete und an ihn denke.


In der Lücke stehen

10. Januar 2006

Mittwoch der ersten Woche im Jahreskreis

P. Shawn Aaron LC

Mk 1,29-39
Sie verließen die Synagoge und gingen zusammen mit Jakobus und Johannes gleich in das Haus des Simon und Andreas. Die Schwiegermutter des Simon lag mit Fieber im Bett. Sie sprachen mit Jesus über sie, und er ging zu ihr, fasste sie an der Hand und richtete sie auf. Da wich das Fieber von ihr und sie sorgte für sie. Am Abend, als die Sonne untergegangen war, brachte man alle Kranken und Besessenen zu Jesus. Die ganze Stadt war vor der Haustür versammelt, und er heilte viele, die an allen möglichen Krankheiten litten, und trieb viele Dämonen aus. Und er verbot den Dämonen zu reden; denn sie wussten, wer er war. In aller Frühe, als es noch dunkel war, stand er auf und ging an einen einsamen Ort, um zu beten. Simon und seine Begleiter eilten ihm nach, und als sie ihn fanden, sagten sie zu ihm: Alle suchen dich. Er antwortete: Lasst uns anderswohin gehen, in die benachbarten Dörfer, damit ich auch dort predige; denn dazu bin ich gekommen. Und er zog durch ganz Galiläa, predigte in den Synagogen und trieb die Dämonen aus.

Einführendes Gebet:   Himmlischer Vater, schenke uns deine göttliche Hilfe, damit wir den Mut haben, treu in deinem Dienst zu sein und sieghaft in unseren Prüfungen und in unserem Leid zu sein. Das gewähre uns durch Christus unseren Herrn.

Bitte:  Jesus, mache meine Liebe zum Apostolat tiefer.

1. Er heilte viele und trieb Dämonen aus. Gelähmt sein und Besessenheit sind zwei verschiedene Dinge, sie treffen aber unerwartet aufeinander, als Jesus beide Krankheiten heilt. Das Heilen von körperlichen Krankheiten ist ein natürlicher Prozess, der eine Vielzahl von medizinischen und technischen Eingriffen mit einschließen kann. Das Austreiben von Dämonen schließt immer einen mächtigen übernatürlichen Eingriff ein. Jesus ist Herr über beide Prozesse. Eines Tages bewirkt Jesus ein Wunder auf den Wunsch seiner Mutter hin (s. Joh 2,1-12). Ein paar Krüge voller Wasser sind plötzlich zu Wein geworden – ein Wunder selbst nach den strengsten Kriterien. Ein natürlicher Prozess, der aber einen übernatürlichen Eingriff einschließt. Wasser wird in der Natur von Pflanzen absorbiert und in diesem speziellen Fall von Weinstöcken. Der Weinstock saugt das Wasser auf, das dann irgendwann bis zu den Trauben gelangt. Diese Trauben werden dann gelesen und ausgepresst, um sie dann gären zu lassen, bis sie schließlich zu Wein geworden sind. Das ist ein natürlicher Prozess. Jesus stand sozusagen einfach in der „Lücke“ und beschleunigte den Prozess. So ist es auch, wenn er die Kranken heilt. Er zeigt dadurch, dass das ein Prozess ist, bei dem er als Gott schon zuvor der Urheber ist. Er hat es einfach nur schneller als normalerweise üblich geschehen lassen. „Das Reich Gottes ist nahe.“

2. Früh am Morgen stand er auf. Kann es noch irgendeinen Zweifel über die Wichtigkeit des Gebets geben, wenn wir sehen, dass hier einer, der die Macht hat, Kranke zu heilen und Dämonen auszutreiben, darum bemüht ist, Zeit zum Beten zu haben? Es braucht einen bewussten Entschluss von unserer Seite, in dem wir uns ums Gebet mühen und um die nötige Zeit dafür, damit es auch wirklich geschieht. Ich werde nicht heilig werden, wenn ich mich nicht entscheide, mit dem Beten zu beginnen. Natürlich könnte Jesus in der Lücke stehen und - „simsalabim“ - ich werde ein anderer Mensch. Manchmal geschieht das sogar – bei größeren Bekehrungen. Aber auch wenn das geschieht, muss ich anfangen zu beten, oder ich werde wieder zurückfallen. Der normale Weg ist der tägliche Entschluss zu beten, bei Gott zu sein, und ihn zu mir im Gebet sprechen zu lassen. Die Frucht davon ist das Wachsen in der Heiligkeit, weil das Gebet eines der Mittel ist, durch welches Gott mir sein Leben vermittelt, selbst wenn mir mein Gebet trocken erscheint. Beten heißt, die Tür weit für Gott und seine Gnade zu öffnen. Mit seiner Gnade beginnt mein Leben sich zu verändern, wird verwandelt und wächst. Im Gebet erlaube ich Gott, sein Königreich tief in mir zu verwurzeln und ein festes Fundament in mir zu errichten.

3. Dafür bin ich gekommen. Jesus hat keinen eigenen Vorgehensplan neben dem seines Vaters. Alles ist auf die Sendung ausgerichtet, um derentwillen er in diese Welt gekommen ist: Das Reich Gottes zu verkünden und aufzurichten und die Menschen zu erlösen. Mein Leben und besonders mein Apostolat müssen ein Bestandteil von Gottes Plan sein. Als Christ muss ich darauf achten, dass die einzige Absicht, die mich leiten soll, Gottes Wille sein muss. Wenn wir wollen, dass unser Tun wirksam ist, müssen wir zuerst Menschen sein, die die Betrachtung üben. Nur wenn wir das Geheimnis Christi im Gebet betrachten, können wir es anderen überzeugend weitergeben. Deshalb sagen die Klassiker der christlichen Mystik, dass wir anderen nur das weitergeben können, was wir selbst im persönlichen Gebet betrachtet haben. Wir müssen zuerst Schüler Christi werden, bevor wir seine Apostel sein können. Wir lernen von Jesus, wenn wir ihn im Gebet betrachten und ihn in unserem Alltag nachahmen. Wenn ich in der Bibel betrachtend lese, sollte ich mich fragen, welche Haltung Jesu ich dort erkenne. Welches sind seine Beweggründe? Was würde Jesus unter diesen Umständen tun? Dann kann ich losgehen und dasselbe tun.

Gespräch mit Christus:  Lieber Herr, du hast mir viele Zeichen dafür gezeigt, dass dein Reich mitten unter uns ist. Die beständige Umgestaltung meines Lebens offenbart mir deine führende Hand und deine Leben spendende Gnade. Hilf mir, gut und oft den Tag hindurch zu beten und mich anzustrengen, meine Arbeit und mein Leben mit dir zu vereinen. Öffne meine Augen für die Not um mich herum.

Vorsatz:   Heute will ich ein zusätzliches Gesätz vom Rosenkranz für jemanden beten, von dem ich weiß, dass er Gottes Gnade braucht, um zu ihm umzukehren.


Eine kostspielige Wahl

11. Januar 2006

Donnerstag der ersten Woche im Jahreskreis

P. Shawn Aaron LC

Mk 1,40-45
Ein Aussätziger kam zu Jesus und bat ihn um Hilfe; er fiel vor ihm auf die Knie und sagte: Wenn du willst, kannst du machen, dass ich rein werde. Jesus hatte Mitleid mit ihm; er streckte die Hand aus, berührte ihn und sagte: Ich will es - werde rein! Im gleichen Augenblick verschwand der Aussatz und der Mann war rein. Jesus schickte ihn weg und schärfte ihm ein: Nimm dich in Acht! Erzähl niemand etwas davon, sondern geh, zeig dich dem Priester und bring das Reinigungsopfer dar, das Mose angeordnet hat. Das soll für sie ein Beweis meiner Gesetzestreue sein. Der Mann aber ging weg und erzählte bei jeder Gelegenheit, was geschehen war; er verbreitete die ganze Geschichte, sodass sich Jesus in keiner Stadt mehr zeigen konnte; er hielt sich nur noch außerhalb der Städte an einsamen Orten auf. Dennoch kamen die Leute von überallher zu ihm.

Einführendes Gebet:   Allmächtiger Gott, nichts ist gut, was gegen deinen Willen ist, und alles ist wertvoll, was aus deiner Hand kommt. Pflanze in unsere Herzen den Wunsch ein, dir zu gefallen, und schenke uns Einsicht in deine Liebe, so dass unsere Gedanken an Weisheit zunehmen und all unser Mühen mit deinem Frieden erfüllt werde. Darum bitten wir durch Christus unseren Herrn.

Bitte:  Herr, lass mich immer deinem Willen dienen.

1. Sieh zu, dass du niemandem davon erzählst. Der Aussätzige kommt zu Jesus mit tiefer Demut und großem Glauben. Anders ausgedrückt: er ist ein Mensch, der offen ist für das Geistliche. Er ist auch ein Mann des Gebets; sein Gebet bewegt Jesus so sehr, dass er von seiner Krankheit geheilt wird. Jesus aber verlangt etwas von ihm, das der Mann nicht versteht, etwas, das den Umständen entsprechend keinen Sinn macht. Wer unter uns wollte nicht allen davon erzählen, dass er von einer lähmenden und niederdrückenden Krankheit geheilt worden ist. Jesus aber bittet sozusagen als Dank für das Wunder nur um eines: Gehorsam. Manchmal scheint es so, dass ich nicht verstehe, was Jesus in meinem Leben zu erfüllen sucht, wohin er mich führen will oder warum er bestimmte Dinge von mir verlangt. Der Glaube des Mannes an Jesus war groß genug, um vom Aussatz geheilt zu werden. Einmal geheilt, warum sollte er nicht genug Vertrauen in Jesus haben, wenn dieser ihn um seinen Gehorsam bittet?

2. Der Mann ging weg und erzählte die ganze Geschichte. Eine der großen Gefahren im geistlichen Leben ist der Stolz. Je weiter wir im geistlichen Leben voranschreiten, desto mehr sind wir versucht, uns auf unser eigenes Urteil zu stützen anstatt auf das der gesetzmäßigen Autoritäten – darin eingeschlossen die Lehre der Kirche. Wir sind vielleicht fromm und aktiv in unserem Glauben, wir hängen aber dabei oft an der Art und Weise, wie wir dies und jenes haben wollen. Jesus möchte nur eines von diesem Mann, der Mann aber schätzt seine Auffassung der Situation höher ein als die Bitte von Christus. „Er meinte das sicher nicht so, wie er es sagte!“ „Wenn er um die Umstände gewusst hätte, hätte er das sicher nicht so gewollt!“ Heute können wir dieselbe Einstellung in anderen ähnlichen Bemerkungen hören: „Die Kirche ist realitätsfremd. Ihre Lehre muss aufgelockert werden. Sie versteht die Menschen nicht, usw…“ Wenn unser Glaube an Jesus echt ist, dann müssen wir auch bereit sein, die Lehre der Kirche anzunehmen, denn sie wurde von ihm gegründet.

3. Jesus konnte sich in keiner Stadt mehr zeigen. So wird es immer sein, wenn es immer nach unserem Kopf gehen soll. Der Ungehorsam mindert die Wirksamkeit von Gottes Gnade in meinem Leben und die Wirksamkeit der apostolischen Sendung der Kirche. Der Mann entschloss sich, das zu tun, was er wollte und nicht das, um was Jesus ihn bat. Es geschieht nicht selten, dass Einzelne, die jahrelang alles nach ihrem Kopf gemacht haben, die leidvollen Auswirkungen eines Lebens in der Sünde erfahren müssen. Damals dachten sie, dass die Kirche realitätsfremd sei. Später müssen sie erleben, wie recht doch die Kirche mit ihrer Lehre hatte. Außer der Führung durch den Heiligen Geist, bringt die Kirche eine über 2000-jährige Erfahrung mit. Was ist das im Vergleich zu unserer kurzen Lebenszeit. Die Kirche sieht das ganze Bild. Ich sehe meist nur die nächsten Umstände meines täglichen Lebens. Wenn ich die Lehre der Kirche nicht annehme, ist es für mich unmöglich, Jesus so in mein Leben eintreten zu lassen, wie er das wünscht. Es liegt also an mir.

Gespräch mit Christus:  Geliebter Herr, ich danke dir für das Geschenk deiner Kirche und danke dir auch für all das, was du von mir verlangst, damit mein Glaube, meine Hoffnung und meine Liebe wachsen können. Du sagst zu mir, wenn ich dir nachfolgen will, dann muss ich mein Kreuz auf mich nehmen. Du hast mir aber auch deine Gnade versprochen. Hilf mir, die Kirche so zu lieben, wie du sie liebst.

Vorsatz:   Heute will ich ein Gesätz vom Rosenkranz für den Papst beten, für meinen Bischof und für alle Bischöfe und Priester.


Die Macht der Vergebung

12. Januar 2007

Freitag der ersten Woche im Jahreskreis

P. Shawn Aaron LC

Mk 2,1-12
Als er einige Tage später nach Kafarnaum zurückkam, wurde bekannt, dass er (wieder) zu Hause war. Und es versammelten sich so viele Menschen, dass nicht einmal mehr vor der Tür Platz war; und er verkündete ihnen das Wort. Da brachte man einen Gelähmten zu ihm; er wurde von vier Männern getragen. Weil sie ihn aber wegen der vielen Leute nicht bis zu Jesus bringen konnten, deckten sie dort, wo Jesus war, das Dach ab, schlugen die Decke durch und ließen den Gelähmten auf seiner Tragbahre durch die Öffnung hinab. Als Jesus ihren Glauben sah, sagte er zu dem Gelähmten: Mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben! Einige Schriftgelehrte aber, die dort saßen, dachten im Stillen: Wie kann dieser Mensch so reden? Er lästert Gott. Wer kann Sünden vergeben außer dem einen Gott? Jesus erkannte sofort, was sie dachten, und sagte zu ihnen: Was für Gedanken habt ihr im Herzen? Ist es leichter, zu dem Gelähmten zu sagen: Deine Sünden sind dir vergeben!, oder zu sagen: Steh auf, nimm deine Tragbahre und geh umher? Ihr sollt aber erkennen, dass der Menschensohn die Vollmacht hat, hier auf der Erde Sünden zu vergeben. Und er sagte zu dem Gelähmten: Ich sage dir: Steh auf, nimm deine Tragbahre, und geh nach Hause! Der Mann stand sofort auf, nahm seine Tragbahre und ging vor aller Augen weg. Da gerieten alle außer sich; sie priesen Gott und sagten: So etwas haben wir noch nie gesehen.

Einführendes Gebet:   Allmächtiger Vater, nimm alles weg von uns, das uns hindert, Christus freudig aufzunehmen. Lass nicht zu, dass die Finsternis des Stolzes uns blind macht für deine Weisheit, die jene erfüllt, die ihn finden. Das gewähre uns durch Christus unseren Herrn.

Bitte:  Herr, vermehre meinen Glauben durch das Gebet.

1. Jesus sah ihren Glauben. Beachten wir die Macht des fürbittenden Gebets! „In der Fürsprache achtet jeder Beter „nicht nur auf das eigene Wohl, sondern auch auf das der anderen“, - ja, er betet sogar für die, die ihm Böses zufügen“ (KKK 2635). In dieser Szene sehen wir, was auf geistigem Niveau die Fürsprache bewirkt. Die vier Männer bringen ihren Freund zu Jesus, angetrieben durch den Glauben an Christi Macht und durch die Liebe zu ihrem Freund, den sie tragen. Wenn wir für andere Fürsprache einlegen, tragen wir diese Person in geistiger Weise zu Jesus. Es war sicher nicht einfach. Nehmen wir an, dass sie ihn eine weite Strecke tragen mussten. Als sie ankamen, stießen sie sofort auf Hindernisse: Der Platz war so überfüllt mit Leuten, dass sie nicht durch die Tür eintreten konnten. Ihre Liebe und ihr Glaube waren aber stark genug, um einen anderen Weg zu finden – sie hielten sozusagen beständig Fürsprache für ihren Freund – trotz des langen Wegs, den sie schon seinetwegen gegangen waren. Manchmal meinen wir, dass wir nicht erhört werden, dass unsere Gebete nur wenig bewirken. Wenn diese Versuchung kommt, müssen wir gerade dann diese Person entschlossen weiter zu Jesus tragen durch unser Gebet und durch geistige Opfer.

2. Kind, deine Sünden sind dir vergeben. Die größte aller Heilungen! Jesus beginnt beim wichtigsten Teil des Menschen: seiner Seele. „Deshalb möchte ich eure Förderung des Sakraments der Buße loben. Obwohl dieses Sakrament oft nur auf Gleichgültigkeit stößt, bewirkt es doch die vollständige Heilung, nach der wir verlangen. Eine neue Wertschätzung dieses Sakraments wird bestätigen, dass die im Beichtstuhl verbrachte Zeit aus Bösem Gutes hervorbringt, vom Tod zum Leben erweckt und das barmherzige Antlitz des Vaters wieder offenbart.“ (P. Benedikt XVI., päpstliche Ansprache vor den Bischöfen aus Westkanada am 9. Oktober 2006). Als Priester habe ich oft erlebt, wie tief der Satz Jesu – „Deine Sünden sind dir vergeben“ – das Leben eines Menschen verändert. Sünden werden oft jahre- oder jahrzehntelang mit sich herumgetragen. Sie verwunden und lähmen die Einzelpersonen oft ernsthaft in ihrer Beziehung zu Gott, zu ihren Ehegatten und Familienmitgliedern und sogar zu ihnen selbst. Wenn diese dann wieder den Weg zur Beichte finden und so zu einem Leben der Gnade zurückkommen, dann verdanken sie das oft dem beharrlichen Einsatz eines anderen, der für ihre Bekehrung gebetet hat. Wir wissen nie genau, wem Gott unsere fürbittenden Gebete zuwenden wird, wir können aber sicher sein, dass er sie jenen zuwendet, die sie brauchen: Beten wir also weiter!

3. Wer außer Gott kann Sünden vergeben? Die Frage der Gesetzeslehrer war nicht nur berechtigt, die vorgezogene Antwort ist ebenso wahr. Gott allein kann Sünden vergeben! Jesus will sie einen Schritt weiter bringen. Weil die Schriftgelehrten Sünde und Krankheit verbinden, will Jesus ihnen zeigen, dass er die Vollmacht hat, Sünden zu vergeben, indem er die Krankheit heilt. Die körperliche Heilung wird zum Zeichen dafür, dass Jesus die Vollmacht hat, Sünden zu vergeben und dass das Reich Gottes in seiner Person gekommen ist. Sie aber wollen nicht glauben. Sie verschließen sich der Wahrheit, weil sie sich von ihrem Stolz lenken lassen und so selbstgerecht geworden sind, dass sie die Wahrheit nicht mehr sehen können. Eigentlich sind sie es, die gelähmt sind – gelähmt durch das Gewicht ihres Stolzes. Schließlich ist der Stolz die größte aller Sünden. Er kann uns der Gnade Gottes und seinem Plan für unser Leben verschließen, indem er uns das Gute verachten lässt, das Gott anderen geschenkt hat. Sie waren nicht für die Wahrheit offen, weil sie in Wirklichkeit auch nicht offen waren für Gott. Das beste Heilungsmittel gegen den Stolz ist die häufige Beichte. In der Beichte schenkt uns Gott, der Sünden vergeben kann, die heilende Gnade, mit der wir den Stolz bekämpfen können, jenen Stolz, der Gottes Leben in uns ersticken will, wenn wir es zulassen.

Gespräch mit Christus:  Lieber Herr, ohne deine Gnade werde ich selbstzufrieden. Du weißt um den Kampf, der in meinem Herzen tobt. Ich will oft nicht so leben, wie du es willst. Gib mir Weisheit und Stärke, um meinen Stolz zu bekämpfen und deinem Beispiel der Demut und Nächstenliebe zu folgen. In dir allein ist Friede und immerwährende Freude.

Vorsatz:   Heute will ich das Allerheiligste besuchen, um für die Fürsprache zu halten, die wirklich mein Gebet brauchen.


Jüngerschaft

13. Januar 2007

Samstag der ersten Woche im Jahreskreis
Hilarius, Bischof von Poitiers, Kirchenlehrer

P. Shawn Aaron LC

Mk 2,13-17
Jesus ging wieder hinaus an den See. Da kamen Scharen von Menschen zu ihm und er lehrte sie. Als er weiterging, sah er Levi, den Sohn des Alphäus, am Zoll sitzen und sagte zu ihm: Folge mir nach! Da stand Levi auf und folgte ihm. Und als Jesus in seinem Haus beim Essen war, aßen viele Zöllner und Sünder zusammen mit ihm und seinen Jüngern; denn es folgten ihm schon viele. Als die Schriftgelehrten, die zur Partei der Pharisäer gehörten, sahen, dass er mit Zöllnern und Sündern aß, sagten sie zu seinen Jüngern: Wie kann er zusammen mit Zöllnern und Sündern essen? Jesus hörte es und sagte zu ihnen: Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken. Ich bin gekommen, um die Sünder zu rufen, nicht die Gerechten.

Einführendes Gebet:   Vater der Liebe, Quelle allen Segens, hilf uns, von unserem alten Leben der Sünde zum neuen Leben der Gnade zu gelangen. Bereite uns für die Herrlichkeit deines Königreichs. Das gewähre uns durch Christus unseren Herrn.

Bitte:  Herr, schenke mir ein großzügiges Herz.

1. Er stand auf und folgte ihm. „‚Er stand auf und folgte ihm.’ Die Kürze des Satzes hebt die Bereitschaft des Matthäus, auf den Ruf zu antworten, deutlich hervor. Man kann mit gutem Grund in diesem ‚Aufstehen’ das Loslassen von einer Situation der Sünde und gleichzeitig die bewusste Zuwendung zu einem neuen Leben sehen, einem aufrichtigen Leben in der Gemeinschaft mit Jesus. (Papst Benedikt XVI. bei der Generalaudienz am 30. August 2006). Ein heiliges Leben bedeutet nicht einfach, sich von aller Sünde zu lösen, sondern es bedeutet vielmehr die Teilnahme an Gottes Liebe und Heiligkeit. Durch ein heiliges Leben trennen wir uns nicht nur von etwas, sondern wir verwandeln uns in den Menschen, den Gott haben wollte. Wenn er ruft, gibt Jesus uns nicht die Wegbeschreibung mit, sondern nur den Kompass. Wir sehen nicht das ganze Bild, sondern kennen nur die Richtung. Jeden Tag lädt er uns ein, ihm zu folgen, unsere Gemeinschaft mit ihm zu vertiefen und fest auf ihn zu schauen, denn „er ist das Licht, das im Finsteren scheint“ (2 Petr 1,19). Matthäus wusste nicht, wie sein Leben enden würde. Er wusste aber, dass er es ändern musste, und wo er beginnen musste. Matthäus war absolut überzeugt, dass Jesus es wert war, ihm sein Leben zu übergeben. Darum stand er auf und folgte ihm, und zwar in den Märtyrertod, wie die Geschichte uns zeigt. Auch wir müssen uns täglich entscheiden, dem Vorbild von Matthäus zu folgen, denn er zeigt uns, wie man Jesus nachfolgt.

2. Und als Jesus in seinem Haus beim Essen war… „Ich stehe an der Tür und klopfe an; wer meine Stimme hört und die Tür öffnet, bei dem werde ich eintreten und wir werden Mahl halten, ich mit ihm und er mit mir“ (Offb 3,20). Sie feiern die Berufung von Matthäus, Jesus zu folgen. Er hätte „nein“ sagen können, oder „noch nicht“ oder „jetzt nicht“. Schauen wir aber auf die Folgen, die so eine Ablehnung gehabt hätte. Zunächst einmal hätte es kein Fest gegeben und somit hätten die Freunde von Matthäus die Gelegenheit verpasst, Jesus an jenem Abend näher kennen zu lernen: eine Begegnung, die für manche das Leben für immer veränderte. Jesus klopfte an die Tür von Matthäus’ Leben und Matthäus machte sie weit auf für Jesus. Dann eilte er wie die Samariterin zu anderen, damit auch diese Jesus kennen lernen konnten. Durch das „Ja“ von Matthäus konnte Jesus das Leben vieler Menschen verändern. Immer wenn wir „Ja“ zu Jesus sagen, wirkt er nicht nur in uns, sondern auch durch uns. So lädt er uns heute ein, „Ja“ zu seinem Willen zu sagen, um so für andere zum Instrument seiner Gnade zu werden. „Ich stehe an der Tür und klopfe an …“

3. Wie kann er zusammen mit Zöllnern und Sündern essen? Zwei Lektionen können wir daraus lernen: Die Tiefe seiner Liebe zu jeder Seele und dass wir die anderen bedingungslos lieben müssen. „Gott aber hat seine Liebe zu uns darin erwiesen, dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren“ (Röm 5,8). Jemanden bedingungslos lieben meint nicht, dessen Sünden zu akzeptieren. Wir lieben ihn trotz seiner Sünden und in der Hoffnung, dass er eines Tages sein Leben ändern wird. Barmherzigkeit ist eine Weise der Liebe, die wir niemals gegenüber Gott ausüben können. Sie ist aber der größte Ausdruck seiner Liebe zu jedem einzelnen von uns. In Jesu Sterben an einem Kreuz, durch das er uns die Vergebung der Sünden erworben hat, offenbarte Gott den Gipfel der Liebe. Wenn wir also barmherzig sind und bereit sind, zu vergeben, wenn wir geduldig mit denen sind, die um uns sind, ahmen wir die höchste Form der Liebe nach. Jesus aß mit ihnen aus demselben Grund, wegen dem er auch Matthäus gerufen hat, ihm zu folgen: weil er uns liebt und sein Leben mit uns teilen will.

Gespräch mit Christus:  Herr Jesus, mit der Einladung, dir zu folgen, rufst du uns zur Bekehrung unserer Herzen auf. Berühre mein Herz mit deiner Gnade, damit meine Gedanken und Handlungen immer den Wunsch widerspiegeln, dein Beispiel der Liebe nachzuahmen. Mach mich in jeder Situation geduldig und fähig, jenen zu vergeben, die mir wehgetan haben oder die mir Schwierigkeiten bereitet haben.

Vorsatz:   Ich will heute ein Opfer bringen und es für die Berufungen aufopfern.