Tägliche Meditationen
Sonntag 17. Dezember 2006 bis Samstag 23. Dezember 2006
Dritte Woche im Advent
P. Edward McIlmail LC
Nächstenliebe für alle
17. Dezember 2006
Dritter Sonntag im Advent
P. Edward McIlmail LC
Lk 3,10-18
Da fragten ihn die Leute: Was sollen wir also tun? Er antwortete ihnen: Wer zwei Gewänder hat, der gebe eines davon dem, der keines hat, und wer zu essen hat, der handle ebenso. Es kamen auch Zöllner zu ihm, um sich taufen zu lassen, und fragten: Meister, was sollen wir tun? Er sagte zu ihnen: Verlangt nicht mehr, als festgesetzt ist. Auch Soldaten fragten ihn: Was sollen denn wir tun? Und er sagte zu ihnen: Misshandelt niemand, erpresst niemand, begnügt euch mit eurem Sold! Das Volk war voll Erwartung, und alle überlegten im stillen, ob Johannes nicht vielleicht selbst der Messias sei. Doch Johannes gab ihnen allen zur Antwort: Ich taufe euch nur mit Wasser. Es kommt aber einer, der stärker ist als ich, und ich bin es nicht wert, ihm die Schuhe aufzuschnüren. Er wird euch mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen. Schon hält er die Schaufel in der Hand, um die Spreu vom Weizen zu trennen und den Weizen in seine Scheune zu bringen; die Spreu aber wird er in nie erlöschendem Feuer verbrennen. Mit diesen und vielen anderen Worten ermahnte er das Volk in seiner Predigt.
Einführendes Gebet:
In dieser Vorweihnachtszeit sehne ich mich danach, inniger dein Beispiel der Demut zu erfassen, dass du als Kind zu uns kamst. Ich bete, dass diese Zeit der Besinnung meine Hoffnung auf deine Vorsehung wieder lebendig werden lässt.
Bitte:
Herr, schenke mir die Gnade, in der Tugend zu wachsen, die ich am meisten üben sollte.
1. In Reichweite. Nächstenliebe erfordert auch Gerechtigkeit.
Im Kompendium des Katechismus, Nr. 381, wird die Gerechtigkeit als der feste
und beständige Willen, anderen das ihre zu geben, definiert. In der Bibelstelle
von heute weist Johannes der Täufer auf zwei Ebenen der Gerechtigkeit gegenüber
dem Nächsten hin. Auf der ersten Ebene empfiehlt er den Steuereintreibern
und Soldaten, mit dem Lohn, den sie erhalten, zufrieden zu sein. Die zweite
Ebene geht weiter. Darin wird verlangt, dass wir unseren Überfluss mit den
Notleidenden teilen. Der Überfluss könnte überall um uns herum sein: in
unserem Schrank, unserer Vorratskammer, unserem Scheckbuch. Was könnte ich
mit den Armen teilen? Ein gutes Sprichwort sagt: Lebe bescheiden, damit
andere einfach leben können.
2.
Für alle offen.
Alle möglichen Leute kommen zu Johannes dem Täufer, um Rat zu holen. Er antwortet ihnen allen. Sie hungern nach dem Sinn im Leben. Sie wollen sich bekehren. Die gleiche Art von Menschen gibt es auch heute. Vielleicht sind das Katholiken, die nicht mehr praktizieren, oder Protestanten, oder Juden, Mohammedaner oder sogar Atheisten. Auch sie suchen nach dem Sinn in ihrem Leben. Ob es ihnen bewusst ist oder nicht, sie alle suchen Christus, „der dem Menschen den Menschen selbst voll kund macht“ (Gaudium et Spes, 22). War ich bisher bereit, dieses „Geheimnis“ mit anderen zu teilen? Gibt es Bereiche in meinem Leben, in denen ich mich scheue, von Religion zu reden? Im Büro? Im Kaufhaus? Am Mittagstisch? Johannes der Täufer wollte keinen ausschließen. Würde ich auch so handeln?
3.
Den Grund legen.
Indem er zu Nächstenliebe und Gerechtigkeit aufrief, wollte Johannes das Volk für die Ankunft des Messias vorbereiten. Ohne offene Herzen für den Nächsten, würden sie die kraftvolle Botschaft Christi nicht annehmen können. Nächstenliebe bereitet das Herz für die Saat des Evangeliums vor. Falls meine Beziehung zu Christus erkalten sollte, sollte ich mich fragen: „Wie steht es um meine Nächstenliebe?“ Der Schlüssel zur Selbstfindung verlangt, dass ich mich zu allererst um Gott und andere kümmere.
Gespräch mit Christus:
Herr, für dich ist die Nächstenliebe von höchstem Wert. Du hast sogar in der Nacht vor deinem Tod gesagt: „Ich gebe euch ein neues Gebot: Liebt einander! Wie ich euch geliebt habe, so sollt auch ihr einander lieben.“ (Joh 13,34). Weihnachten sollte Liebe in meinem Herzen erwecken. Lass mich dich, Jesus, in jedem Menschen sehen, dem ich heute begegne.
Vorsatz:
Ich will heute einen besonderen Akt der Nächstenliebe für jemand vollbringen, zuhause, am Arbeitsplatz oder in der Schule.
Der gerechte Josef
18. Dezember 2006
Montag der dritten Woche im Advent
P. Edward McIlmail LC
Mt 1,18-25
Mit der Geburt Jesu Christi war es so: Maria, seine Mutter, war mit Josef verlobt; noch bevor sie zusammengekommen waren, zeigte sich, dass sie ein Kind erwartete - durch das Wirken des Heiligen Geistes. Josef, ihr Mann, der gerecht war und sie nicht bloßstellen wollte, beschloss, sich in aller Stille von ihr zu trennen. Während er noch darüber nachdachte, erschien ihm ein Engel des Herrn im Traum und sagte: Josef, Sohn Davids, fürchte dich nicht, Maria als deine Frau zu dir zu nehmen; denn das Kind, das sie erwartet, ist vom Heiligen Geist. Sie wird einen Sohn gebären; ihm sollst du den Namen Jesus geben; denn er wird sein Volk von seinen Sünden erlösen. Dies alles ist geschehen, damit sich erfüllte, was der Herr durch den Propheten gesagt hat: Seht, die Jungfrau wird ein Kind empfangen, einen Sohn wird sie gebären, und man wird ihm den Namen Immanuel geben, das heißt übersetzt: Gott ist mit uns. Als Josef erwachte, tat er, was der Engel des Herrn ihm befohlen hatte, und nahm seine Frau zu sich. Er erkannte sie aber nicht, bis sie ihren Sohn gebar. Und er gab ihm den Namen Jesus.
Einführendes Gebet:
Herr, ich komme demütig zu dir. Ich habe schon oft gesündigt, deshalb ist mir meine Schwäche bewusst. Deine große Liebe jedoch versichert mir, dass deine Gnade mich auf dem Weg zur Heiligkeit halten kann.
Bitte:
Herr, lass mich wie der heilige Josef mit meinen Mitmenschen umgehen.
1.
Keine hämische Freude.
Josef war bestürzt, als er sah, dass Maria ein Kind erwartete. Hier war eine Frau, von der er wusste, dass sie immer untadelig war. Rechtlich gesehen hätte er sie öffentlich abweisen können. Das tat er jedoch nicht. Er war bereit, die ganze Sache auf sich beruhen zu lassen, um Maria nicht fälschlicherweise bloßzustellen. Was für eine große Tugend ist doch dies: Das Beste von anderen zu denken! Es spiegelt ein Herz des Friedens und der Ruhe wider! Wie viele Freundschaften brachen ab, in der Tat, wie viele Kriege begannen, weil die Menschen das Schlimmste von anderen annahmen. Habe ich jemals die Absichten eines anderen verurteilt, nur um später zu erfahren, dass sie nicht so waren, wie sie zuerst aussahen? Wen sollte ich im Zweifelsfalle nicht bloßstellen?
2.
Die Erklärung des Engels.
Es ist zu bemerken, dass der Engel erst dann erscheint, nachdem Josef sich entschließt, das liebevollere zu tun und Maria ohne Aufsehen wegzuschicken. So geht es oft im geistigen Leben: Gott offenbart uns von seinem Plan nur dann mehr, wenn wir auf eine Krise mit Liebe reagieren. Es ist, als ob Jesus sagen würde: „Behandle andere gut und du wirst mich besser verstehen.“ Ist in einer Krise meine erste Antwort die Nächstenliebe?
3.
Der Eintritt Jesu.
Diese Stelle im Evangelium könnte auch eine zweite Verkündigung genannt werden. Bei der ersten Verkündigung sagte Maria „ja“ zu dem Engel. Nun war das „ja“ von Josef notwendig, um sicherzustellen, dass Jesus auch einen irdischen Vater (und eine angesehene Ahnenreihe) haben würde. Jesus möchte oft in diese Welt zurückkommen, um uns sozusagen durch ein Werk der Nächstenliebe, ein freundliches Wort, oder sogar durch ein neues Baby seine Liebe zu schenken. Er zählt jedoch auf unsere Hilfe. Welche Hilfe könnte Jesus von mir erbitten, um seinen Plan zu erfüllen? Ist es möglich, dass ich seine Pläne vereitele durch Faulheit, Sturheit oder Egoismus? Erbittet er von mir, mit jemandem zusammenzuarbeiten? Mit einem meiner Lieben? Einem Schulkameraden? Einem Mitarbeiter?
Gespräch mit Christus:
Du lädst mich auf wundervolle Weise ein, dir in deiner Mission der Seelenrettung zu helfen, Herr. Du achtest meine Freiheit, und du willst, dass ich aus Liebe antworte. Lass mich diese Wahrheit ganz und gar schätzen, und lass mich dir gegenüber großzügig sein.
Vorsatz:
Ich will heute jemandem, der mich um Hilfe bittet, diese Bitte erfüllen, sei sie nun groß oder klein.
Der zweifelnde Zacharias
19. Dezember 2006
Dienstag der dritten Woche im Advent
P. Edward McIlmail LC
Lk 1,5-25
Zur Zeit des Herodes, des Königs von Judäa, lebte ein Priester namens Zacharias, der zur Priesterklasse Abija gehörte. Seine Frau stammte aus dem Geschlecht Aarons; sie hieß Elisabet. Beide lebten so, wie es in den Augen Gottes recht ist, und hielten sich in allem streng an die Gebote und Vorschriften des Herrn. Sie hatten keine Kinder, denn Elisabet war unfruchtbar, und beide waren schon in vorgerücktem Alter. Eines Tages, als seine Priesterklasse wieder an der Reihe war und er beim Gottesdienst mitzuwirken hatte, wurde, wie nach der Priesterordnung üblich, das Los geworfen, und Zacharias fiel die Aufgabe zu, im Tempel des Herrn das Rauchopfer darzubringen. Während er nun zur festgelegten Zeit das Opfer darbrachte, stand das ganze Volk draußen und betete. Da erschien dem Zacharias ein Engel des Herrn; er stand auf der rechten Seite des Rauchopferaltars. Als Zacharias ihn sah, erschrak er, und es befiel ihn Furcht. Der Engel aber sagte zu ihm: Fürchte dich nicht, Zacharias! Dein Gebet ist erhört worden. Deine Frau Elisabet wird dir einen Sohn gebären; dem sollst du den Namen Johannes geben. Große Freude wird dich erfüllen, und auch viele andere werden sich über seine Geburt freuen. Denn er wird groß sein vor dem Herrn. Wein und andere berauschende Getränke wird er nicht trinken, und schon im Mutterleib wird er vom Heiligen Geist erfüllt sein. Viele Israeliten wird er zum Herrn, ihrem Gott, bekehren. Er wird mit dem Geist und mit der Kraft des Elija dem Herrn vorangehen, um das Herz der Väter wieder den Kindern zuzuwenden und die Ungehorsamen zur Gerechtigkeit zu führen und so das Volk für den Herrn bereit zu machen. Zacharias sagte zu dem Engel: Woran soll ich erkennen, daß das wahr ist? Ich bin ein alter Mann, und auch meine Frau ist in vorgerücktem Alter. Der Engel erwiderte ihm: Ich bin Gabriel, der vor Gott steht, und ich bin gesandt worden, um mit dir zu reden und dir diese frohe Botschaft zu bringen. Aber weil du meinen Worten nicht geglaubt hast, die in Erfüllung gehen, wenn die Zeit dafür da ist, sollst du stumm sein und nicht mehr reden können, bis zu dem Tag, an dem all das eintrifft. Inzwischen wartete das Volk auf Zacharias und wunderte sich, daß er so lange im Tempel blieb. Als er dann herauskam, konnte er nicht mit ihnen sprechen. Da merkten sie, dass er im Tempel eine Erscheinung gehabt hatte. Er gab ihnen nur Zeichen mit der Hand und blieb stumm. Als die Tage seines Dienstes im Tempel zu Ende waren, kehrte er nach Hause zurück. 24 Bald darauf empfing seine Frau Elisabeth einen Sohn und lebte fünf Monate lang zurückgezogen. Sie sagte: Der Herr hat mir geholfen; er hat in diesen Tagen gnädig auf mich geschaut und mich von der Schande befreit, mit der ich in den Augen der Menschen beladen war.
Einführendes Gebet:
Herr, schenke mir die Gnade, diese Zeit der Erwartung auf Weihnachten voll auszunützen. Mein Glaube stützt sich auf dich, meine Hoffnung richtet sich darauf, die Ewigkeit mit dir zu verbringen. Hilf mir, den Wert der Zeit in Hinblick auf die Ewigkeit zu schätzen.
Bitte:
Herr, hilf mir, die Zeichen zu erkennen, die du mir schickst.
1.
Sehen und doch nicht glauben.
Zacharias hatte keine Entschuldigung dafür, dass er nicht glaubte. Hier war er: im Allerheiligsten des Herrn, brennender Weihrauch, eine nie wiederkehrende Gelegenheit. Es war ein begnadeter Augenblick, ein heiliger Ort. Sogar ein Engel erscheint! Wenn jemals ein Mensch für eine besondere Botschaft vorbereitet wurde, es war Zacharias. Und doch zweifelt er. Er glaubt nicht. Er hatte „alle Gebote“ befolgt und doch führte ihn seine Treue in einem entscheidenden Augenblick nicht zu einem lebendigen Glauben. Gehen wir in die gleiche Falle? Wir sagen viele Gebete, aber wir reagieren skeptisch, wenn Gott eine besondere Bitte an uns heranträgt. Warum ist das so? Bemühen wir uns im Gebet Liebe zu zeigen, oder leiern wir nur Gebete herunter?
2.
Ausreden, nur Ausreden.
Zacharias dachte, dass sein Alter Gottes Pläne verhindern würde. Er unterschätzte die Macht Gottes. Es ist in der Tat kein Gott, der begrenzt ist, sondern es sind sozusagen wir, die ihn begrenzen. In der ganzen Bibel beruft Gott scheinbar ungeeignete Menschen. Moses stotterte wahrscheinlich (Exodus 4,10). Jeremias war „zu jung“ (Jeremias 1,6). Petrus war ungebildet (Apostelgeschichte 4,13), Saulus von Tarsus hasste die Christen (Apostelgeschichte 9,10). Alle waren unwahrscheinliche Kandidaten für das Amt des Propheten oder Apostels, sie ließen sich jedoch von Gott gebrauchen. Was ist meine Entschuldigung dafür, nein zu Gott zu sagen? Bin ich zu beschäftigt? Zu alt? Zu jung? Nichts wert? Ist es möglich, dass Gott mich aufruft etwas zu tun, von dem ich glaube, dass es jenseits meiner Fähigkeiten liegt?
3.
Weitermachen.
Gott führt seinen Plan durch, trotz Zacharias Mangel an Glauben. Der Allmächtige wollte einen passenden Botschafter, Johannes den Täufer, für seinen Sohn heranziehen. Deshalb ließ er Zacharias für eine Weile stumm sein. Es sollte uns nicht überraschen, wenn Gott mit seinem Plan weitermacht, selbst wenn wir ihm widerstehen. Es ist möglich, dass er etwas Ungewöhnliches in unserem Leben schafft, um seine Pläne weiterzubringen. Könnten diese Rückschläge vielleicht wirklich Gottes Wirken sein? Vielleicht bereitet er uns für etwas Besseres vor?
Gespräch mit Christus:
Ich denke, dass ich nicht so stur wie Zacharias bin, Herr. Aber manchmal ist es wirklich schwer, deinen Willen anzunehmen. Vielleicht fühle ich mich sogar so, als hätte ich „die Abfahrt versäumt“ und du bist nicht mehr an mir interessiert. Hilf mir, diese Art zu denken zurückzuweisen und Vertrauen auf dich zu haben.
Vorsatz:
Ich werde ein Ave Maria beten für die Befähigung, „ja“ zu den Plänen Gottes in meinem Leben zu sagen.
Das „Ja“ Mariens
20. Dezember 2006
Mittwoch der dritten Woche im Advent
P. Edward McIlmail LC
Lk 1,26-38
Im sechsten Monat wurde der Engel Gabriel von Gott in eine Stadt in Galiläa namens Nazaret zu einer Jungfrau gesandt. Sie war mit einem Mann namens Josef verlobt, der aus dem Haus David stammte. Der Name der Jungfrau war Maria. Der Engel trat bei ihr ein und sagte: Sei gegrüßt, du Begnadete, der Herr ist mit dir. Sie erschrak über die Anrede und überlegte, was dieser Gruß zu bedeuten habe. Da sagte der Engel zu ihr: Fürchte dich nicht, Maria; denn du hast bei Gott Gnade gefunden. Du wirst ein Kind empfangen, einen Sohn wirst du gebären: dem sollst du den Namen Jesus geben. Er wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden. Gott, der Herr, wird ihm den Thron seines Vaters David geben. Er wird über das Haus Jakob in Ewigkeit herrschen, und seine Herrschaft wird kein Ende haben. Maria sagte zu dem Engel: Wie soll das geschehen, da ich keinen Mann erkenne? Der Engel antwortete ihr: Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten. Deshalb wird auch das Kind heilig und Sohn Gottes genannt werden. Auch Elisabet, deine Verwandte, hat noch in ihrem Alter einen Sohn empfangen; obwohl sie als unfruchtbar galt, ist sie jetzt schon im sechsten Monat. Denn für Gott ist nichts unmöglich. Da sagte Maria: Ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe, wie du es gesagt hast. Danach verließ sie der Engel.
Einführendes Gebet:
Herr, wenn ich das Beispiel der Einfachheit und Großzügigkeit Mariens bedenke, brennt mein Herz. Wenn ich doch so sanftmütig sein könnte, wie sie es war. In meinem Wunsch, besser zu werden, vertraue ich auf deine Hilfe und dein Erbarmen. Am Anfang dieses Gebets stelle ich mich in deine Gegenwart. Ich komme, Herr, deinen Willen zu tun.
Bitte:
Herr, schenke mir eine Vorliebe für das Beispiel unserer Lieben Frau.
1.
Persönliche Berufung.
Wir bemerken die sehr menschlichen Einzelheiten der Verkündigung. Sie fand an einem bestimmten Ort und bei einem bestimmten Menschen statt. So ist es mit Gottes Plan. Er beruft uns nicht als Masse. Er beruft jeden von uns persönlich, weil er jeden von uns als Sohn oder Tochter liebt. Der katholische Glaube ist eine persönliche Beziehung mit unserem Herrn. Fühle ich manchmal das Gegenteil? Empfinde ich mich manchmal nur als eine Nummer? Gott will nicht, dass wir so über den Glauben denken. Meine Berufung ist persönlich. Antworte ich Gott genauso in einer persönlichen Weise?
2. Jenseits aller Hoffnungen. Das Volk Gottes hatte
schon lange den Messias erwartet. So erwartete auch Maria den Retter. Wahrscheinlich
kam es ihr nicht in den Sinn, dass sie einmal die Mutter des Retters sein
würde. Auch wir könnten uns fragen: Wann wird Gott jemanden schicken, der
die Welt unserer Zeit retten wird? Tatsächlich versucht er es durch jeden
von uns. Jeder von uns kann ein Heiliger sein, kann mit Gottes Gnade mithelfen,
die Welt zu retten. In gleicher Weise sind wir zu einer großen und einzigartigen
Berufung ausersehen, ob wir Priester, Gottgeweihte oder Laien sind. Für
welche große Mission beruft mich Gott? Ist es mir bewusst, dass mein Leben
großartig sein kann, wenn es mit genügend Liebe gelebt wird?
3.
Mir geschehe…
Das Fiat Mariens „Mir geschehe…“ war die Antwort, welche die Engel im Himmel aufjauchzen ließ. Durch ihre Offenheit für Gottes Pläne würde eine vierzehn- oder fünfzehnjährige dazu beitragen, den Lauf der Geschichte zu ändern. Auch wir sind dazu berufen, „ja“ zu Gott zu sagen und kleine Kulturen der Liebe aufzubauen. Jede Generation kann zum Aufbau des Reiches Gottes beitragen. Sehe ich die jungen Menschen in meinem Leben als potentielle Apostel? Achte ich sie als Personen, die zu Großem berufen sind? Sehe ich meine Freunde auch so?
Gespräch mit Christus:
Herr, dein großer Plan, deinen Sohn in diese Welt zu schicken, hing von dem „ja“ Mariens ab. Lass mich von ihrer Offenheit lernen und lass mich „ja“ zu dem sagen, was du von mir erbittest.
Vorsatz:
Ich will für einen jungen Menschen beten, dass er die Kraft findet, einer Berufung zum gottgeweihten Leben oder Priestertum zu folgen.
Die Heimsuchung
21. Dezember 2006
Donnerstag der dritten Woche im Advent
P. Edward McIlmail LC
Lk 1,39-45
Nach einigen Tagen machte sich Maria auf den Weg und eilte in eine Stadt im Bergland von Judäa. Sie ging in das Haus des Zacharias und begrüßte Elisabeth. Als Elisabeth den Gruß Marias hörte, hüpfte das Kind in ihrem Leib. Da wurde Elisabeth vom Heiligen Geist erfüllt und rief mit lauter Stimme: Gesegnet bist du mehr als alle anderen Frauen, und gesegnet ist die Frucht deines Leibes. Wer bin ich, dass die Mutter meines Herrn zu mir kommt? In dem Augenblick, als ich deinen Gruß hörte, hüpfte das Kind vor Freude in meinem Leib. Selig ist die, die geglaubt hat, dass sich erfüllt, was der Herr ihr sagen ließ.
Einführendes Gebet:
Herr, ich will in aller Einfachheit zu dir kommen. Lass mich in meinem Gebet, während ich auf dich in der Heiligen Schrift höre, einfach bleiben.
Bitte:
Herr, gib mir eine tiefe Wertschätzung, wie wundervoll deine Mutter war. Lass mich das Geschenk aller Mütter schätzen.
1.
Zu Hilfe eilen.
Maria verschwendet keine Zeit, um eilig Elisabeth beizustehen. Das Bewusstsein, dass sie den Messias zur Welt bringen wird, hindert Maria nicht, anderen zu dienen. Im Gegenteil, ihre erste Reaktion ist, ihrer Cousine zu helfen. Was für ein großartiges Beispiel ist sie für uns, die wir leicht abgelenkt werden können durch unsere eigenen Bedürfnisse und unseren eigenen Ruhm. Indem Maria sich auf den Weg nach Judäa macht, zeigt sie uns, was die Gegenwart Christi in uns bewirken sollte: Nächstenliebe wecken. Wie zeigt sich meine Nächstenliebe in meinen Handlungen, besonders in der Zeit vor Weihnachten? Bin ich vor lauter Hektik unfreundlich zu genau jenen Menschen, für die ich Geschenke kaufe? Warum ihnen nicht jeden Tag das Geschenk der Nächstenliebe, der Geduld und des Verständnisses geben?
2.
Riskante Abwesenheit.
Maria riskierte ihren guten Ruf, indem sie aus ihrem Heimatdorf in einem entscheidenden Augenblick verschwindet: nachdem sie Jesus durch die Kraft des Heiligen Geistes empfangen hat. Eine Frau, die nicht bei ihrem Mann lebte und schwanger gefunden wurde, würde ein strenges Gericht erfahren. Was würden die Nachbarn denken, wenn sie von Judäa merklich verändert zurückkäme? Unsere Liebe Frau ließ sich davon nicht abhalten, Elisabeth zu helfen. Wäre ich bereit, meinen guten Ruf zu riskieren, um Gottes Willen zu tun? Würde ich darauf vertrauen, dass mich Gott in so einem Fall beschützen würde? Wie sehr hält mich die Angst vor der Meinung der anderen davon ab, Gott zu dienen?
3.
Bereits am Leben.
Elisabeth grüßt Maria als „die Mutter meines Herrn“. Beachten Sie die Gegenwartsform. Maria wird nicht in Zukunft die Mutter „meines Herrn“ sein, sie ist es jetzt. Der noch nicht geborene Jesus ist jetzt Herr. Die Heilige Schrift bestätigt den Stand und die Würde des Ungeborenen. Bewegt mich der Gedanke an das Menschsein des Ungeborenen? Treibt mich das an, für das Ende der Abtreibung zu beten, zu opfern und bei Wahlen für das Ende der Abtreibung zu stimmen? Unsere Wertschätzung für das Leben findet seinen Ausdruck in unserem Schutz für die Ungeborenen.
Gespräch mit Christus:
Herr, lass mich deine Mutter nachahmen, indem ich dich jeden Tag in meinen Worten und Taten in mir „trage“. Lass mich ein Licht für meine Mitmenschen sein.
Vorsatz:
Ich werde ein Opfer oder eine Tat der Nächstenliebe vollbringen, um von Gott das Ende der Abtreibungen zu erflehen.
Gipfel der Demut
22. Dezember 2006
Freitag der dritten Woche im Advent
P. Edward McIlmail LC
Lk 1,46-56
Da sagte Maria: Meine Seele preist die Größe des Herrn, und mein Geist jubelt über Gott, meinen Retter. Denn auf die Niedrigkeit seiner Magd hat er geschaut. Siehe, von nun an preisen mich selig alle Geschlechter. Denn der Mächtige hat Großes an mir getan, und sein Name ist heilig. Er erbarmt sich von Geschlecht zu Geschlecht über alle, die ihn fürchten. Er vollbringt mit seinem Arm machtvolle Taten: Er zerstreut, die im Herzen voll Hochmut sind; er stürzt die Mächtigen vom Thron und erhöht die Niedrigen. Die Hungernden beschenkt er mit seinen Gaben und lässt die Reichen leer ausgehen. Er nimmt sich seines Knechtes Israel an und denkt an sein Erbarmen, das er unsern Vätern verheißen hat, Abraham und seinen Nachkommen auf ewig. Und Maria blieb etwa drei Monate bei ihr; dann kehrte sie nach Hause zurück.
Einführendes Gebet:
Herr, hilf mir, meine Gedanken zu sammeln, während ich hier kniend bete. Flöße mir eine tiefere Liebe für das Gebet ein, damit ich verstehe, dass es zu den wichtigsten Augenblicken meines Tages gehört.
Bitte:
Herr, gewähre mir einen tiefen Sinn der Dankbarkeit für all die guten Dinge, die du in meinem Leben gewirkt hast.
1.
Gleichgewicht.
Das Gebet Mariens, das Magnificat, ist ein Meisterwerk der Demut. Ihre eigene Niedrigkeit bedenkend erkennt sie dennoch das Große, das der Allmächtige für sie getan hat. Wie die heilige Therese von Lisieux gesagt hat, Demut ist Wahrheit. Die erste Lebensregel heißt: Ohne Gott sind wir nichts. Aber mit seiner Gnade..... oh, die Wunder, die er durch uns bewirken kann! Bedenken Sie all die unvollkommenen Menschen, die er zu einer großen Mission berufen hat, als Laien, Priester oder Ordensleute. Erkennen wir, dass unsere Würde eng damit verbunden ist, Gottes Willen zu tun? Demütigt es uns, daran zu denken, dass das einzige was „ganz von uns ist“, unsere Sünden sind? Lasst uns die Sünde vermeiden und Gottes Gnade umfangen, damit wir seinen Willen in unserem Leben erfüllen.
2.
Erbarmen, Erbarmen.
Gott zeigt denen Erbarmen, die ihn fürchten, versichert uns unsere Liebe Frau. Er wiederum bittet uns, barmherzig mit anderen zu sein. Advent und Weihnachten sind die rechte Zeit, sich mit anderen zu versöhnen, Kontakte mit Familienmitgliedern zu knüpfen, denen wir uns entfremdet haben. Warum nicht in dieser Zeit ein Programm der Liebe pflegen? Zu wem kann ich in besonderer Weise nett sein? Mich mit jemandem versöhnen, mit dem ich auf schlechtem Fuß bin, das wäre ein passendes Geschenk für das Christuskind, wertvoller als Gold oder Weihrauch.
3.
Schnelles Verschwinden.
Im Lukasevangelium sehen wir, dass Maria schnell aus dem Mittelpunkt der Aufmerksamkeit verschwindet, sobald Elisabeth ihr Baby hat. Sie tritt in den Hintergrund, um zu erlauben, dass die Aufmerksamkeit sich auf ihre Cousine und auf Johannes den Täufer konzentriert. Andere in den Mittelpunkt treten lassen, ist für unsere Liebe Frau ein Leichtes. Sie wird die gleiche Tugend beim Hochzeitsfest in Kana zeigen, so wie während des ganzen öffentlichen Lebens unseres Herrn. Bin ich genauso willens, dass andere mehr als ich beachtet werden?
Gespräch mit Christus:
Herr, du hast mir deine Mutter gegeben, um mich auf dem Weg zur Ewigkeit anzuleiten. Du weißt, dass ich im tiefsten Inneren ein Kind bin, das sich immer nach der Mutterliebe sehnt. Lass mich immer nahe bei Maria stehen.
Vorsatz:
Ich will heute für eine Mutter ein verstecktes Werk der Nächstenliebe tun, ein Opfer oder ein Gebet.
Hört auf den Vorboten
23. Dezember 2006
Samstag der dritten Woche im Advent
P. Edward McIlmail LC
Lk 1,57-66
Für Elisabeth kam die Zeit der Niederkunft, und sie brachte einen Sohn zur Welt. Ihre Nachbarn und Verwandten hörten, welch großes Erbarmen der Herr ihr erwiesen hatte, und freuten sich mit ihr. Am achten Tag kamen sie zur Beschneidung des Kindes und wollten ihm den Namen seines Vaters Zacharias geben. Seine Mutter aber widersprach ihnen und sagte: Nein, er soll Johannes heißen. Sie antworteten ihr: Es gibt doch niemand in deiner Verwandtschaft, der so heißt. Da fragten sie seinen Vater durch Zeichen, welchen Namen das Kind haben solle. Er verlangte ein Schreibtäfelchen und schrieb zum Erstaunen aller darauf: Sein Name ist Johannes. Im gleichen Augenblick konnte er Mund und Zunge wieder gebrauchen, und er redete und pries Gott. Und alle, die in jener Gegend wohnten, erschraken, und man sprach von all diesen Dingen im ganzen Bergland von Judäa. Alle, die davon hörten, machten sich Gedanken darüber und sagten: Was wird wohl aus diesem Kind werden? Denn es war deutlich, dass die Hand des Herrn mit ihm war.
Einführendes Gebet:
Herr, während ich demütig im Gebet vor dir knie, erkenne ich deine Macht und Herrlichkeit. Ohne dich bin ich nichts, aber mit dir kann ich alles vollbringen. Mit diesem Vertrauen bitte ich dich, mir zu helfen, diese Zeit des Gebets gut zu nutzen, als einen Ausdruck meines tiefen Wunsches, dich zu lieben und dich nachzuahmen. Ich bin hier, um dir zu gefallen und dich zu verherrlichen.
Bitte:
Herr, hilf mir, die Rolle der Eltern und Familien als Hauskirche tiefer zu schätzen.
1. Eine erstaunliche Gnade. Elisabeth und Zacharias
erhielten die große Gnade eines Kindes in ihrem Alter. Und nicht nur irgendein
Kind: Es war Johannes der Täufer. Um für die große Berufung bereit zu sein,
würde er die Liebe und die Anleitung brauchen, die nur Eltern geben können.
Große Menschen führen oft ihren Weg auf die Liebe einer Mutter oder eines
Vaters (oft beide) zurück, die vor den Augen der Welt verborgen bleiben.
Sehe ich meine Mitmenschen immer als Kind, Eltern oder Geschwister eines
anderen?
2. Gottes Ruf. Das Kind würde nicht nach dem Vater
benannt werden, sondern vielmehr den Namen erhalten, den Gott erwählte.
Große Spannungen im Leben eines Kindes (und manchmal auch von Erwachsenen)
ergeben sich aus der Nähe zu den Eltern und deren Plänen für das Leben des
Kindes. In Wirklichkeit sollten wir in erster Linie unserem himmlischen
Vater nahe sein. Es ist einzig Gott, der uns Sinn und Berufung in unserem
Leben gibt. Gibt es eine Erwartung der Eltern oder Familienmitglieder, die
mich von Gottes Plan für mich zurückhält? Oder wenn ich eine Mutter oder
ein Vater bin, verlange ich ungerechterweise von meinem Kind, dass es nach
meinen Pläne lebt? Mische ich mich in seine oder ihre Berufung ein? In seine
oder ihre Ehe?
3.
Das „ja“ des Zacharias.
Zacharias Stimme kehrt erst dann zurück, als er sich in den Plan Gottes geschickt hat und dem Namen des Kindes zustimmt. Wenn wir endlich „ja“ zu Gott in unserem Leben sagen, dann finden wir den tiefsten Sinn in unserem Leben. Dann können wir uns am besten ausdrücken. Lasse ich Gott warten?
Gespräch mit Christus:
Herr, Zacharias nahm einen langen und gewundenen Pfad auf seinem Weg, über neun Monate lang. Lass mich mein eigenes Leben als einen Weg erkennen und habe Geduld mit denen, die immer noch auf ihrem Weg sind.
Vorsatz:
Ich will heute „ja“ zu einer Sache sagen, um die mich Gott gebeten hat.
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