Tägliche Meditationen

Tägliche Meditationen

Sonntag 19. November 2006 bis Samstag 25. November 2006

Dreiunddreißigste Woche im Jahreskreis

P. Todd Belardi LC

Zum Himmel Sonntag
Kraft des Gebets Montag
In den Spiegel schauen Dienstag
An Gott zurückzahlen Mittwoch
Kämpfe bedeuten mehr Donnerstag
Drastische Maßnahmen Freitag
Das Leben einer Seele Samstag


Zum Himmel

19. November 2006

Dreiunddreißigster Sonntag im Jahreskreis

P. Todd Belardi LC

Mk 13,24-32
Jesus sprach zu seinen Jüngern: Aber in jenen Tagen, nach der großen Not, wird sich die Sonne verfinstern, und der Mond wird nicht mehr scheinen; die Sterne werden vom Himmel fallen, und die Kräfte des Himmel werden erschüttert werden. Dann wird man den Menschensohn mit großer Macht und Herrlichkeit auf den Wolken kommen sehen. Und er wird die Engel aussenden und die von ihm Auserwählten aus allen vier Windrichtungen zusammenführen, vom Ende der Erde bis zum Ende des Himmels. Lernt etwas aus dem Vergleich mit dem Feigenbaum! Sobald seine Zweige saftig werden und Blätter treiben, wisst ihr, dass der Sommer nahe ist. Genauso sollt ihr erkennen, wenn ihr (all) das geschehen seht, dass das Ende vor der Tür steht. Amen, ich sage euch: Diese Generation wird nicht vergehen, bis das alles eintrifft. Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen. Doch jenen Tag und jene Stunde kennt niemand, auch nicht die Engel im Himmel, nicht einmal der Sohn, sondern nur der Vater.

Einführendes Gebet:   Herr, vertrauensvoll wende ich mich heute an dich in der Gewissheit, dass du der Herr des Lebens und der Geschichte bist. Weil ich mir meiner Schwächen und meines Versagens bewusst bin, setze ich meine Hoffnungen auf dich, denn du erfüllst deine Verheißungen immer. Angesichts deiner Liebe, die zur Treue wird, hoffe ich sehr, deine Liebe mit meiner Treue zu erwidern. Heute bin ich hier vor dir, um auf dich zu hören und so deinen Willen zu erfahren.

Bitte:  Herr, möge mein Verstand von der Tugend der Hoffnung erleuchtet werden.

1.  Wächter des Versprechens   Christus versprach und hielt sein Versprechen. Seine Worte führten einen Sinneswandel herbei: die Art und Weise, wie wir die Welt um uns herum verstehen, was wir ersehnen und auswählen. Alles, was er tat, hatte Folgen, positive Folgen. Immer wieder hat er uns in seinen Reden den Himmel verheißen und uns durch seinen Tod die Möglichkeit des ewigen Lebens geschaffen, sogar um den Preis seines eigenen Lebens. Wenn wir jemandem etwas versprechen, halten wir dieses Versprechen auch, gleichgültig, was uns das persönlich kostet?

2.  Auf festem Boden   Angst verfolgt uns täglich. Die Welt, in der wir leben, kann unser Vertrauen auf Gott untergraben. Leicht können wir an irdischen Dingen hängen, auch wenn sie vergänglich sind, sich verflüchtigen, sich auflösen und uns nur ein kurzes Vergnügen oder eine begrenzte Sicherheit geben. Wenn wir uns an etwas binden, was nicht von Gott ist, überkommt uns Angst, da unser Herz für Gott, den Unendlichen, geschaffen ist. Es ist Angst vor der Zukunft, vor dem Unbekannten. Aber mit Gott kennen wir das Ende und wir wissen, was uns erwartet. Hören wir auf diese Worte: „Himmel und Erde werden vergehen aber meine Worte werden nicht vergehen.“ Alles was wir um uns herum sehen und was uns erfreut, wird vergehen, aber nicht die Verheißungen Christi, namentlich die Verheißung ewigen Lebens – des Paradieses. Haben wir keine Angst, auf Gott zu hoffen.

3.  Lernen aus dem Vergleich mit dem Feigenbaum!   Die Gnade Gottes lässt uns reifen. Seit der Taufe sind wir in der Lage, Gott zu sehen. Aber dies hier ist eine Lektion, und sie mag ein bisschen unheimlich sein. Als Jesus in dem heutigen Evangelium über den Feigenbaum sprach, mag er an einen anderen Feigenbaum gedacht haben – an den, der keine Frucht trug, welkte, austrocknete und starb. Christus schockierte sie damals. Wir wissen nicht, wann Christus am Feigenbaum unseres Lebens vorbeigehen und nachsehen wird, ob er die Früchte unserer Tugenden ernten kann. Wie auch immer, wir können sicher sein: die Zeit wird kommen. Unsere Taufe hat unsere Zeit auf Erden zu einer Zeit der Ernte gemacht. Wir haben die ganze Ewigkeit zur Verfügung, uns im Hause unseres Vaters auszuruhen. Die Lektion lautet also: bringt jetzt Früchte hervor, lebt jetzt tugendhaft. Christus kam, um Leben zu schenken und es in Fülle schenken (vergleiche Joh 10,10).

Gespräch mit Christus:  Herr Jesus Christus, lass mich tugendhaft leben in der Gewissheit, dass sich mein Leben hin zur Ewigkeit bewegt. Hilf mir, meine Ängste zu überwinden, indem ich sie alle in deine Hände lege, denn ich weiß ja, dass du die Lösung bereithältst. Hilf mir, getreu meinem Taufversprechen zu leben und meine ganze Hoffnung auf deine Verheißungen zu setzen.

Vorsatz:   Ich will den heutigen Tag mit besonderer Intensität leben, indem ich alles für die Bekehrung ungläubiger Seelen aufopfere.


Kraft des Gebets

20. November 2006

Montag der dreiunddreißigsten Woche im Jahreskreis

P. Todd Belardi LC

Lk 18,35-43
Als Jesus in die Nähe von Jericho kam, saß ein Blinder an der Straße und bettelte. Er hörte, dass viele Menschen vorbeigingen, und fragte: Was hat das zu bedeuten? Man sagte ihm: Jesus von Nazaret geht vorüber. Da rief er: Jesus, Sohn Davids, hab Erbarmen mit mir! Die Leute, die vorausgingen, wurden ärgerlich und befahlen ihm zu schweigen. Er aber schrie noch viel lauter: Sohn Davids, hab Erbarmen mit mir! Jesus blieb stehen und ließ ihn zu sich herführen. Als der Mann vor ihm stand, fragte ihn Jesus: Was soll ich dir tun? Er antwortete: Herr, ich möchte wieder sehen können. Da sagte Jesus zu ihm: Du sollst wieder sehen. Dein Glaube hat dir geholfen. Im gleichen Augenblick konnte er wieder sehen. Da pries er Gott und folgte Jesus. Und alle Leute, die das gesehen hatten, lobten Gott.

Einführendes Gebet:   Herr, ich kann den sanften Hauch deiner Gegenwart spüren, wie du heute mein Leben begleitest. Ich möchte diese Gelegenheit nicht missen, denn ich brauche deine Gnade. Ich glaube an deine heilende Kraft; ja, nur du kannst meine geistige Blindheit heilen. Ich möchte deinen Willen klarer erkennen, damit ich ihn mit größerer Liebe erfüllen kann.

Bitte:  Herr, mache mich zu einem Betenden.

1.  Ihm begegnen   Täglich kommt Jesus von Nazareth vorbei. Das hört sich unglaublich an, aber es ist wahr. Die Zeit unseres Gebets ist eine solche Zeit; sie ist eine solche Begegnung mit dem Herrn. Sobald der Blinde bemerkte, dass Jesus vorüber ging – der Mann eindrucksvoller Wunder und wundervoller Worte – schrie er sich die Lunge aus dem Hals. Eine Einstellung, die wir uns zum Vorbild nehmen sollten, sobald wir zu beten beginnen! Natürlich werden wir nicht gerade schreien, denn sonst würden die Nachbarn und die Familie denken, dass wir verrückt sind, aber wir müssen im Geiste laut zu Gott rufen: „Ja“. Es ist diese Bereitwilligkeit, Energie, Entschlossenheit, Sehnsucht und Beharrlichkeit (er musste mindestens zweimal so laut er konnte schreien), die es uns ermöglicht, dem lebendigen Christus zu begegnen. Christus will sehen, wie weit wir gehen, um ihn zu finden. Er ging den ganzen Weg bis zum Kalvarienberg, damit wir ihn finden können. Unsere Erlösung ist ein Geschenk, ebenso wie unser Gebet.

2.  Das Herz der Herzen   Wäre Jesus nie vorbei gekommen oder hätte der Mann sich niemals die Lunge aus dem Hals geschrieen, dann wäre dieses Wunder nicht geschehen. Eine Änderung des Blinden ging von beiden Seiten aus. Das Gebet folgt diesem Muster. Jesus ist für uns da und kommt immer bei uns vorbei. Die Unsicherheit besteht allerdings darin, ob wir für seinen morgendlichen Spaziergang empfänglich sind oder nicht. Es geht hier nicht so sehr darum, ob wir physisch anwesen sind, es geht darum, was wir tun, wenn wir mit Christus zusammen sind. Überwältigen uns die Schwierigkeiten des Gebets und lassen sie uns es abbrechen? Oder stellen wir ihm Fragen, und antworten wir auf seine Fragen? Wir sollten uns ständig fragen: „Was bewegt Christi Herz“? Reue, Not, Anbetung. Vergebung unserer Sünden und der Wunsch, im Leben frei, glücklich und froh zu sein: Darum geht es, und das ist es, was Christus uns schenken will. Schließlich kam der Jubel nicht allein von dem Mann, der geheilt worden war, sondern auch von den vielen anderen, die Zeugen des Wunders waren. Sie priesen Gott; sie beteten ihn wegen seiner wundervollen Taten an.

3.  Lass mich wieder sehen   Worte können die Freude nicht wiedergeben, die Seelen erleben, wenn sie Christus begegnen. Sie ist ein Geschenk Gottes. Sie sind Geschenke, die uns auf das vorbereiten, was Gott denen bereitet hat, die ihn lieben und ihm treu sind. Gott zu sehen und zu erkennen ist etwas schönes. Uns selbst zu sehen, ist manchmal etwas schwierig. Wir sehen seine Schönheit, Kraft, Majestät, Weisheit und seine Vorsehung; aber wir sehen auch unsere Not, Hilflosigkeit, Sünde, Unwissenheit und Selbstgenügsamkeit. Aber der springende Punkt ist, beides zu sehen: Gott und uns selbst, wie wir wirklich sind. Seine Schönheit macht uns rein; seine Kraft macht uns stark; seine Weisheit heilt unsere Unwissenheit; und seine Vorsehung hilft uns, die rechten Entscheidungen zu treffen. Lasst uns Gott sehen und erkennen, dass wir ihn brauchen.

Gespräch mit Christus:  Herr Jesus Christus, öffne mein Herz, dass ich dich in meinem Gebet liebe. Lass mich verstehen, dass ich nur dann, wenn ich treu bete, meine Sünden immer wieder überwinden kann und die Reinheit der Seele erlange, um dich zu sehen, wie du wirklich bist. Verwandle mich in eine lebendiges Bild der Tugend.

Vorsatz:   Ich werde heute alle meine Gebetspflichten vollkommen erfüllen.


In den Spiegel schauen

21. November 2006

Dienstag der dreiunddreißigsten Woche im Jahreskreis
Gedenktag Unserer Lieben Frau in Jerusalem

P. Todd Belardi LC

Lk 19,1-10
Dann kam er nach Jericho und ging durch die Stadt. Dort wohnte ein Mann namens Zachäus; er war der oberste Zollpächter und war sehr reich. Er wollte gern sehen, wer dieser Jesus sei, doch die Menschenmenge versperrte ihm die Sicht; denn er war klein. Darum lief er voraus und stieg auf einen Maulbeerfeigenbaum, um Jesus zu sehen, der dort vorbeikommen musste. Als Jesus an die Stelle kam, schaute er hinauf und sagte zu ihm: Zachäus, komm schnell herunter! Denn ich muss heute in deinem Haus zu Gast sein. Da stieg er schnell herunter und nahm Jesus freudig bei sich auf. Als die Leute das sahen, empörten sie sich und sagten: Er ist bei einem Sünder eingekehrt. Zachäus aber wandte sich an den Herrn und sagte: Herr, die Hälfte meines Vermögens will ich den Armen geben, und wenn ich von jemand zu viel gefordert habe, gebe ich ihm das Vierfache zurück. Da sagte Jesus zu ihm: Heute ist diesem Haus das Heil geschenkt worden, weil auch dieser Mann ein Sohn Abrahams ist. Denn der Menschensohn ist gekommen, um zu suchen und zu retten, was verloren ist.

Einführendes Gebet:   Herr Jesus Christus, lass mich diese Zeit mit dir im Gebet, in der Anbetung und der Danksagung verbringen. Hilf mir, mich so anzunehmen, wie ich bin, und zu erkennen, wo ich nach deinem Willen in der Tugend wachsen soll; hilf mir auch, dir auf dem Weg zur Heiligkeit fest entschlossen zu folgen.

Bitte:  Herr, schenke mir die Gnade der Selbsterkenntnis.

1.  Erkenne dich selbst   Zachäus war klein, nicht nur von Gestalt, sondern auch anAnsehen, das er im Volk genoss. Zollpächter wurden verachtet und auf sie wurde herabgesehen wie auf Ausgestoßene, weil sie meistens Betrüger und Lügner waren. So war es nicht wirklich nur seine kleine Gestalt, die ihn hinderte, Jesus zu sehen, sondern eher seine mangelnde Tugendhaftigkeit, der ihm Christus versperrte – wie es unsere eigene persönliche Sünde tut. Die Sünde lässt die Gnade nicht zur Seele gelangen. Zachäus begriff das; er konnte nicht sehen, und das störte ihn. Er hatte alle Güter der Erde, aber die Sünde versperrte den Blick auf Christus. Was hält Christus von unseren Seelen fern?

2.  Akzeptiere dich selbst   Schließlich hatte Zachäus genug. Statt sich einen Weg durch die Menge mittels Bestechung oder Einflussnahme zu bahnen, entschloss er sich zu einem Akt der Demut. Er kletterte auf einen Baum und musste lächerlich ausgesehen haben. Jesus wird die Menge nach seinem Namen gefragt haben und die musste beim Anblick dieses Mannes, der alles zu haben schien, aber keinen noch so flüchtigen Blick des Meisters einfangen konnte, gelacht haben. Aber Demut gewinnt das Herz Christi. Demütige Menschen verstehen, dass sie sich ändern und akzeptieren müssen, dass sie viele Fehler haben. Zachäus erklärt vor allen diesen Menschen, dass er Fehler gemacht hat, mit anderen Worten, gesündigt hat. Er muss sich ändern, und er weiß es. Was habe ich zu ändern? Kann ich gegenüber dem Herrn und denen um mich herum zugeben, wen ich liebe?

3.  Bessere dich   Er verschenkte die Hälfte seines Vermögens. Auch wenn es Abschied von den Lastern bedeutet, die wir am meisten lieben, Christus ist es wert. Zachäus war bereit, alles zu tun, was notwendig war, um seinen größten Fehler zu überwinden. Hieran ist besonders bewundernswert, dass er nicht gezwungen wurde, es zu tun. Es kam aus seinem eigenen Herzen, seiner Sehnsucht und seiner eigenen Initiative. Christus musste ihn nicht erst dazu auffordern; er wollte sich von sich aus ändern. Wie viele meiner Fehler bin ich bereit, abzulegen, um heilig zu werden?

Gespräch mit Christus:  Herr Jesus Christus, hilf mir, mich besser zu erkennen, damit ich weiß, warum ich begehre, was ich begehre. Hilf mir auch, dass ich meine Sünden annehme und bekenne, so dass ich sie ausmerzen kann und deine Gnade erhalte. Hilf mir, diejenigen um Vergebung zu bitten, denen ich wehgetan habe. Möge meine Sehnsucht stets darin bestehen, dir immer ähnlicher zu werden, auch um den Preis, dass meine Eigensucht und meine eigenen persönlichen Vorlieben absterben.

Vorsatz:   Ich werde heute einen Menschen um Vergebung bitten, dem ich wehgetan habe, und Christus versprechen, ein tugendhaftes Leben zu führen.


An Gott zurückzahlen

22. November 2006

Mittwoch der dreiunddreißigsten Woche im Jahreskreis
Cäcilia, Jungfrau und Märtyrin

P. Todd Belardi LC

Lk 19,11-28
Weil Jesus schon nahe bei Jerusalem war, meinten die Menschen, die von all dem hörten, das Reich Gottes werde sofort erscheinen. Daher erzählte er ihnen ein weiteres Gleichnis. Er sagte: Ein Mann von vornehmer Herkunft wollte in ein fernes Land reisen, um die Königswürde zu erlangen und dann zurückzukehren. Er rief zehn seiner Diener zu sich, verteilte unter sie Geld im Wert von zehn Minen und sagte: Macht Geschäfte damit, bis ich wiederkomme. Da ihn aber die Einwohner seines Landes hassten, schickten sie eine Gesandtschaft hinter ihm her und ließen sagen: Wir wollen nicht, dass dieser Mann unser König wird. Dennoch wurde er als König eingesetzt. Nach seiner Rückkehr ließ er die Diener, denen er das Geld gegeben hatte, zu sich rufen. Er wollte sehen, welchen Gewinn jeder bei seinen Geschäften erzielt hatte. Der erste kam und sagte: Herr, ich habe mit deiner Mine zehn Minen erwirtschaftet. Da sagte der König zu ihm: Sehr gut, du bist ein tüchtiger Diener. Weil du im Kleinsten zuverlässig warst, sollst du Herr über zehn Städte werden. Der zweite kam und sagte: Herr, ich habe mit deiner Mine fünf Minen erwirtschaftet. Zu ihm sagte der König: Du sollst über fünf Städte herrschen. Nun kam ein anderer und sagte: Herr, hier hast du dein Geld zurück. Ich habe es in ein Tuch eingebunden und aufbewahrt; denn ich hatte Angst vor dir, weil du ein strenger Mann bist: Du hebst ab, was du nicht eingezahlt hast, und erntest, was du nicht gesät hast. Der König antwortete: Aufgrund deiner eigenen Worte spreche ich dir das Urteil. Du bist ein schlechter Diener. Du hast gewusst, dass ich ein strenger Mann bin. Dass ich abhebe, was ich nicht eingezahlt habe, und ernte, was ich nicht gesät habe. Warum hast du dann mein Geld nicht auf die Bank gebracht? Dann hätte ich es bei der Rückkehr mit Zinsen abheben können. Und zu den anderen, die dabeistanden, sagte er: Nehmt ihm das Geld weg, und gebt es dem, der die zehn Minen hat. Sie sagten zu ihm: Herr, er hat doch schon zehn. (Da erwiderte er:) Ich sage euch: Wer hat, dem wird gegeben werden; wer aber nicht hat, dem wird auch noch weggenommen, was er hat. Doch meine Feinde, die nicht wollten, dass ich ihr König werde - bringt sie her, und macht sie vor meinen Augen nieder! Nach dieser Rede zog Jesus weiter und ging nach Jerusalem hinauf.

Einführendes Gebet:   Herr Jesus Christus, hilf mir die Zeit des Gebetes gut zu nutzen. Öffne mein Herz für deine göttlichen Wahrheiten und sprich zu meiner Seele deine Worte des Lebens. Vermehre meinen Glauben, damit ich deine führende Hand den ganzen Tag über erkenne.

Bitte:  Herr, lass mich die Gaben, die du mir geschenkt hast, auch gut nutzen.

1.  Geben   Gott ist großzügig. Manchmal bezweifeln wir das. Warum haben einige Menschen mehr und andere weniger? Wenn wir an das denken, was wir haben, neigen wir dazu, an materiellen Besitz zu denken. Aber der Herr nutzt hier eine Parabel, um über all die Gaben zu sprechen, die Gott jedem geschenkt hat. Häufig nehmen wir diese Gaben als selbstverständlich an: unseren Glauben, das Geschenk des Lebens, unsere Gesundheit, unsere Familie etc. Doch diese sind die Münzen, die Gott uns auf unserem Weg zum Himmel gibt, Gaben, die wir ihm zur Ehre einsetzen sollen.

2.  Fordern   Gott fragt nach Ergebnissen. Gute Väter wollen sehen, dass wir uns ihre Geschenke gut zunutze machen. Er lässt die Dinge nicht einfach ihren Lauf nehmen. Dennoch zeigt er uns immer wieder seine Barmherzigkeit trotz unseres Versagens, solange wir alles geben, was wir haben. Wir schätzen das, was wir bekommen, häufig höher ein, wenn wir mühevoll dafür etwas tun müssen. Erinnern wir uns an die Dinge in unserem Leben, für die unsere Eltern uns arbeiten ließen, sowie an solche, die wir als selbstverständlich annahmen. Am Ende wird Gott von uns Rechenschaft für all die Gaben verlangen, die er uns gegeben hat.

3.  Zurückzahlen   Jesus möchte, dass wir unsere geistigen Anlagen verdoppeln. Mit anderen Worten, er möchte, dass wir alles, was uns gegeben wurde, auch vollständig nutzen. Er möchte unser ganzes Herz, unseren ganzen Willen und unseren ganzen Verstand – er möchte, dass wir uns ganz hingeben. Der wahre Gewinner ist derjenige, der sein Bestes in jedem Moment des Tages gibt.

Gespräch mit Christus:  Herr Jesus Christus, hilf mir, mich dir ganz zu geben, um dich zu lieben und dir zu dienen. Möge jeder Tag ein Tag des vollkommenen Dienstes an dir und den Menschen in Not sein. Hilf mir, mich selbst zu vergessen und alle meine Fähigkeiten dir zur Ehre zu gebrauchen.

Vorsatz:   Ich werde Christus meine Liebe zu ihm zeigen, in dem ich versuche, meine Neigungen zu Trägheit und Mittelmäßigkeit zu überwinden.


Kämpfe bedeuten mehr

23. November 2006

Donnerstag der dreiunddreißigsten Woche im Jahreskreis

P. Todd Belardi LC

Lk 19,41-44
Als er näher kam und die Stadt sah, weinte er über sie und sagte: Wenn doch auch du an diesem Tag erkannt hättest, was dir Frieden bringt. Jetzt aber bleibt es vor deinen Augen verborgen. Es wird eine Zeit für dich kommen, in der deine Feinde rings um dich einen Wall aufwerfen, dich einschließen und von allen Seiten bedrängen. Sie werden dich und deine Kinder zerschmettern und keinen Stein auf dem andern lassen; denn du hast die Zeit der Gnade nicht erkannt.

Einführendes Gebet:   Herr Jesus Christus, du weißt, wie schwach ich bin und wie leicht ich entmutigt werde, wenn ich eine Auseinandersetzung verloren habe. Du weißt auch, wie sehr ich dich lieben möchte. Hilf mir, das Kämpfen um die Heiligkeit zu lieben, in dem ich sehe, wie es dir gefällt und wie du mich führst, dir mehr zu vertrauen. Hilf mir, deiner Liebe treu zu sein.

Bitte:  Herr, lass mich mit Begeisterung für die Heiligkeit kämpfen.

1.  Tränen   Das menschliche Herz kann zur Wahrheit geführt werden, für sie geöffnet werden, sie hören, sie handeln sehen und sie ersehnen. Doch muss letztlich jeder einzelne sich frei dafür entscheiden, Christus zu folgen. Jesus weiß, dass er den Schlüssel zum Glück besitzt. Aber er will uns nicht zwingen, seinen Weg zu akzeptieren. Deshalb weinte er. Er war traurig über diejenigen, die die Wahrheit des Kreuzes und seine Schätze, die es birgt, ablehnen.

2.  Entmutigung überwinden   Jesus ging unentwegt voran. Obgleich Menschen ihn ablehnten, folgten ihm auch andere. Er erfüllte den Willen des Vaters in vollkommener Weise – bis zum äußersten Ende – und er vermochte zu sagen „es ist vollbracht“ (Joh 19,30). Auf unserem eigenen Weg zur Heiligkeit gibt es beides: Erfolg und Versagen. Es kommt nicht so sehr darauf an, einen hohen Grad an Heiligkeit hier auf Erden zu erreichen, als vielmehr auf einen beständigen Kampf, um Christus immer ähnlicher zu werden. Christus weint um uns, wenn wir aufgeben. Die Menschen hörten ihn, sahen ihn Wunder vollbringen und waren von seinen Worten sehr angetan, aber sie gaben auf, wenn es um das Kreuz ging. Diejenigen, die sich nach seiner Kreuzigung zu ihm bekannten, konnten seinen Sieg sehen und sich des gleichen Sieges gewiss sein. Alles, was wir tun müssen, ist, unentwegt vorwärts gehen.

3.  Begeisterung im Kampf   „Dem Himmelreich wird Gewalt angetan; die Gewalttätigen reißen es an sich“ (Mt 11,12). Jesus lädt uns ein, unser Kreuz aufzunehmen und ihm nachzufolgen. Den ganzen Tag über ist jede Situation eine Gelegenheit, Christus zu folgen und auf diese Weise andere näher an sein Herz heranzuführen. Jesus gab sein Leben für die Rettung der Seelen. Wie viel bin ich, als ein Apostel Christi, bereit zu geben?

Gespräch mit Christus:  Jesus, lehre mich, danach zu trachten, dein heiliges Herz durch ein Leben in Treue zu deinem Willen zu trösten. Hilf mir, mein Leben mit ununterbrochenem Optimismus zu leben, da ich ja weiß, dass du meinen Kampf schon gewonnen hast und dass mein Platz neben dir ist, solange ich nur auf deiner Seite kämpfe. Lass mich immer die Begeisterung aufbringen, dich jeden Tag mehr zu lieben.

Vorsatz:   Ich will heute nur freundliche Dinge über jene sagen, mit denen ich arbeite.


Drastische Maßnahmen

24. November 2006

Freitag der dreiunddreißigsten Woche im Jahreskreis
Andreas Dung-Lac und Gefährten, Märtyrer

P. Todd Belardi LC

Lk 19,45-48
Dann ging er in den Tempel und begann, die Händler hinauszutreiben. Er sagte zu ihnen: In der Schrift steht: Mein Haus soll ein Haus des Gebetes sein. Ihr aber habt daraus eine Räuberhöhle gemacht. Er lehrte täglich im Tempel. Die Hohenpriester, die Schriftgelehrten und die übrigen Führer des Volkes aber suchten ihn umzubringen. Sie wussten jedoch nicht, wie sie es machen sollten, denn das ganze Volk hing an ihm und hörte ihn gern.

Einführendes Gebet:   Herr Jesus Christus, danke, dass du mir diese Gelegenheit gibst, in deiner Gegenwart zu sein. Lass diese Zeit des Gebets Frucht bringen. Führe mich in das Wissen, wer du bist. Lehre mich, mich dir hinzugeben und meinen Willen in deinen zu verwandeln.

Bitte:  Herr, hilf mir, mich von egoistischen Wünschen zu befreien, so dass ich dich ganz annehmen kann.

1.  Entferne es   Christus treibt die Sünde aus. Sünde hindert uns daran, nah bei Gott zu sein, in der Liebe zu wachsen und den Menschen um uns herum mit selbstloser Liebe zu begegnen. Sie erstickt unser Glück. Manchmal muss Christus drastische Maßnahmen an unseren Seelen ergreifen, um uns von unseren Sünden zu befreien. Wir müssen offen für diesen Ruf zu radikaler Heiligkeit sein.

2.  Stell es wieder her   Christus begegnet uns täglich in unserem Gebet, um uns wieder nach seinem Ebenbild zu formen. Er ruft uns täglich zu einem neuen Leben – ein Leben, in dem die Gnade, die wir durch die Taufe empfangen haben, durch seine Lehre wachsen kann. Erlauben wir ihm, unsere Seelen in ein Haus des Gebetes umzubauen, in dem der Heilige Geist Wohnung nehmen kann. Wenn eine Seele frei von sich selbst ist, kann Gott sie besuchen und öffnen für eine neue Art zu denken, zu wünschen und zu entscheiden.

3.  Pflege es   Viele Fallen werden den Seelen gestellt, die sich der Heiligkeit verschrieben haben: Ablenkungen, Entmutigung, Angst vor den Kosten, Mangel an Beständigkeit, um nur ein paar zu nennen. Unsere gefallene menschliche Natur versucht, unsere guten Vorsätze, ein Leben der Heiligkeit zu führen, zu ersticken. Deshalb muss ein Leben mit Christus beständig gepflegt werden, genau wie Liebesbeziehungen. Liebe bringt mehr Liebe hervor. Mittelmäßigkeit erzeugt Routine und führt uns dazu, die Kleinigkeiten der Liebe zu unterlassen, und führt so zu einem Verlust an Eifer. Jeden Tag sollten wir unablässig versuchen, uns an Christi Wort zu hängen, sein Wort des Heils in unsere Herzen zu hören und ihm in allem zu gefallen, was wir tun.

Gespräch mit Christus:  Herr Jesus Christus, entferne alle Sünde aus meinem Leben, besonders die Dinge, die mein Herz am meisten von dir wegziehen. Ich möchte dir all die Dinge opfern, an denen ich am meisten hänge, so dass du mich reinigst, mich zu einem Leben der Gnade zurückführst und mich auf den edlen Wegen der Heiligkeit führst.

Vorsatz:   Ich will einen Punkt in meinem Leben aussuchen, in dem sich Mittelmäßigkeit eingeschlichen hat. Ich entschließe mich, das Leben heute mit erneuerter Perfektion zu leben.


Das Leben einer Seele

25. September 2006

Samstag der dreiunddreißigsten Woche im Jahreskreis

P. Todd Belardi LC

Lk 20,27-40
Von den Sadduzäern, die die Auferstehung leugnen, kamen einige zu Jesus und fragten ihn: Meister, Mose hat uns vorgeschrieben: Wenn ein Mann, der einen Bruder hat, stirbt und eine Frau hinterlässt, ohne Kinder zu haben, dann soll sein Bruder die Frau heiraten und seinem Bruder Nachkommen verschaffen. Nun lebten einmal sieben Brüder. Der erste nahm sich eine Frau, starb aber kinderlos. Da nahm sie der zweite, danach der dritte, und ebenso die anderen bis zum siebten; sie alle hinterließen keine Kinder, als sie starben. Schließlich starb auch die Frau. Wessen Frau wird sie nun bei der Auferstehung sein? Alle sieben haben sie doch zur Frau gehabt. Da sagte Jesus zu ihnen: Nur in dieser Welt heiraten die Menschen. Die aber, die Gott für würdig hält, an jener Welt und an der Auferstehung von den Toten teilzuhaben, werden dann nicht mehr heiraten. Sie können auch nicht mehr sterben, weil sie den Engeln gleich und durch die Auferstehung zu Söhnen Gottes geworden sind. Dass aber die Toten auferstehen, hat schon Mose in der Geschichte vom Dornbusch angedeutet, in der er den Herrn den Gott Abrahams, den Gott Isaaks und den Gott Jakobs nennt. Er ist doch kein Gott von Toten, sondern von Lebenden; denn für ihn sind alle lebendig. Da sagten einige Schriftgelehrte: Meister, du hast gut geantwortet. Und man wagte nicht mehr, ihn etwas zu fragen.

Einführendes Gebet:   Herr Jesus Christus, am Beginn dieses Tages stelle ich mich in deine Gegenwart als wenn der Tag des Jüngsten Gerichts wäre. Du siehst mich, wie ich bin. Ich kann nichts verstecken. Ich glaube an deine Worte und an dein Versprechen, dass ein neues Leben kommt. Obwohl ich deiner Geschenke nicht würdig bin, vertraue ich auf deine Gnade und Liebe. Und am Beginn unseres Gesprächs bitte ich dich, mich mit deinem Licht zu erfüllen, so dass ich mich selbst sehen kann wie du mich siehst und deinen Willen klarer sehen kann, um ihn vollständiger zu erfüllen.

Bitte:  Herr, hilf mir, die Würde zu behüten, die du mir gegeben hast, indem du mich nach deinem Bild erschaffen hast und mein Wesen durch die Menschwerdung Christi emporgehoben hast.

1.  Unsterblich   Wir müssen uns daran erinnern, dass wir aus Leib und Seele bestehen. Unsere Seele wird für immer überdauern, deshalb müssen wir sie mit besonderer Sorgfalt behandeln. Die schwierige Aufgabe ist es, das Leben der Seele vor unseren Augen zu behalten. Wir sehen sie nicht, berühren und fühlen sie nicht, und sie kann schwer zu fassen scheinen, weil die Welt um uns herum von materiellen Realitäten durchdrungen ist. Aber unser Gewissen sagt uns, wie es um unsere Seele steht, wenn wir es gut ausbilden und danach streben, die Sünde zu besiegen.

2.  Persönliche Verantwortung   Manchmal versuchen wir, die Verantwortung auf andere abzuschieben. Wir versuchen, unsere Fehler und unser Versagen anderen anzuhängen. Jesus versichert uns, dass jeder von uns am Ende der Zeit vor Gott für seine Taten verantwortlich gemacht wird. Nichts wird vor Gott verborgen bleiben, ob man sieben Mal geheiratet hat oder nicht. Wir gehören zu Gott; er hat uns erschaffen und durch Christi Blut erkauft. Unsere unsterbliche Seele wird sich immer persönlich vor Gott befinden.

3.  Gehe weiter   Christus hat die Frage des Saduzäers gut beantwortet. Nichts blieb mehr offen, nur die tatsächliche Umsetzung. Das Christentum ist im Wesentlichen eine Religion des Handelns: die Nächstenliebe an allen Menschen zu verwirklichen, wie Christus es getan hat. Unsere Taten hier und jetzt werden unser Leben in Ewigkeit beeinflussen.

Gespräch mit Christus:  Herr Jesus Christus, hilf mir, das Leben der Gnade in meiner Seele zu beschützen. Lass mich nie im Gebet vor dir zurückscheuen. Hilf mir, mich selbst zu sehen, wie du mich siehst. Lehre mich, mit dir in einem größeren Engagement der Liebe zu gehen.

Vorsatz:   Ich werde heute Abend mein Gewissen mit Eifer und Aufmerksamkeit erforschen.