Tägliche Meditationen
Sonntag 12. November 2006 bis Samstag 18. November 2006
Zweiunddreißigste Woche im Jahreskreis
P. Paul Campbell LC
Ein Aufruf zur Wahrhaftigkeit
12. November 2006
Zweiunddreißigster Sonntag im Jahreskreis
P. Paul Campbell LC
Mk 12,38-44
Jesus lehrte sie und sagte: „Nehmt euch in Acht vor den Schriftgelehrten! Sie gehen gern in langen Gewändern umher, lieben es, wenn man sie auf den Straßen und Plätzen grüßt, und sie wollen in der Synagoge die vordersten Sitze und bei jedem Festmahl die Ehrenplätze haben. Sie bringen die Witwen um ihre Häuser und verrichten in ihrer Scheinheiligkeit lange Gebete. Aber um so härter wird das Urteil sein, das sie erwartet.“
Als Jesus einmal dem Opferkasten gegenübersaß, sah er zu, wie die Leute Geld in den Kasten warfen. Viele Reiche kamen und gaben viel. Da kam auch eine arme Witwe und warf zwei kleine Münzen hinein. Er rief seine Jünger zu sich und sagte: „Amen, ich sage euch: Diese arme Witwe hat mehr in den Opferkasten hineingeworfen als alle andern. Denn sie alle haben nur etwas von ihrem Überfluss hergegeben; diese Frau aber, die kaum das Nötigste zum Leben hat, sie hat alles gegeben, was sie besaß, ihren ganzen Lebensunterhalt.“
Einführendes Gebet:
Herr, ich glaube an dich. Ich glaube, dass du bei mir bist, dass du das Leben meiner Seele bist. Ich setze mein ganzes Vertrauen auf dich, denn ohne dich kann ich nichts tun. Ich liebe dich. Befreie mich von allem, was mich hindert, dir mein ganzes Herz und meine ganze Kraft zu geben. Hilf mir, dich in allem, was ich heute tue, zu lieben. Hilf mir, dich in jedem zu sehen, dem ich heute begegne.
Bitte:
Herr, hilf mir, meine Entscheidung, deinem Willen in meinem Leben zu folgen, konsequent und ehrlich umzusetzen.
1.
Den Glauben zur Schau stellen.
Der Abschnitt aus dem Evangelium stellt uns den krassen Gegensatz zwischen den Schriftgelehrten und der armen Witwe vor Augen. Die Schriftgelehrten lassen sich von Äußerlichkeiten leiten. Sie waren Sklaven ihrer Eitelkeit. Ihre innere Sicherheit dauerte nur solange, wie das Lobgerede um sie herum anhielt. Sie ließen sich mehr vom Beifall der Menge als vom Wohlgefallen Gottes leiten. Weil sie ihren Glauben zur Schau stellten, konnte er sie nicht prägen und sie von ihren ungeordneten Leidenschaften nicht befreien. Von außen gesehen schienen sie fromm zu sein, aber innerlich waren sie voller Laster. In ihrer Gier „bringen Sie Witwen um ihre Häuser“.
2.
Großzügigkeit bedeutet, alles zu geben.
Die arme Witwe wurde von der Menge nicht bemerkt, aber Jesus sah sie. Während die Reichen viel Aufheben um ihre Geschenke machten, hatte sie nur zwei Münzen zu geben. Sie verschwand still in der Menge, niemand beachtete sie; von Christus wurde sie aber bemerkt. Wir können wählen: Den Beifall der Menge oder das Lob Gottes.
3.
Vergleiche ziehen.
Es geschieht manchmal sehr schnell, dass wir uns zu sehr damit beschäftigen, was andere besitzen – was sie tun oder was sie sagen. Wir treten in die Falle, uns mit anderen zu vergleichen und ziehen dabei wahrscheinlich den kürzeren. Das macht uns bloß unglücklich. Gott vergleicht uns nicht mit anderen. Er liebt uns. Er hat uns so gemacht wie wir sind, mit unseren einzigartigen Talenten und Fähigkeiten. Er misst unsere Großzügigkeit nicht daran, was wir geben, sondern daran, was wir für uns selbst zurückhalten.
Gespräch mit Christus:
Herr, hilf mir, aufzuhören, mich mit anderen zu vergleichen. Hilf mir, das Gute, das ich heute tun soll, zu sehen. Lass mich all das erkennen, woran ich hänge und was mich von dir fernhält. Du hast mir alles gegeben. Ich möchte dir alles mit Zinsen zurückgeben.
Vorsatz:
Ich will auf Gottes Vorsehung vertrauen und ihm heute etwas geben, das ich bis jetzt zurückgehalten habe.
Lernen zu vergeben durch Vergeben
13. November 2006
Montag der zweiunddreißigsten Woche im Jahreskreis
P. Paul Campbell LC
Lk 17,1-6
Jesus sagte zu seinen Jüngern: „Es ist unvermeidlich, dass Verführungen kommen. Aber wehe dem, der sie verschuldet. Es wäre besser für ihn, man würde ihn mit einem Mühlstein um den Hals ins Meer werfen, als dass er einen von diesen Kleinen zum Bösen verführt. Seht euch vor!
Wenn dein Bruder sündigt, weise ihn zurecht; und wenn er sich ändert, vergib ihm. Und wenn er sich siebenmal am Tag gegen dich versündigt und siebenmal wieder zu dir kommt und sagt: Ich will mich ändern!, so sollst du ihm vergeben.“
Die Apostel baten den Herrn: „Stärke unseren Glauben!“ Der Herr erwiderte: „Wenn euer Glaube auch nur so groß wäre wie ein Senfkorn, würdet ihr zu dem Maulbeerbaum hier sagen: Heb dich samt deinen Wurzeln aus dem Boden und verpflanz dich ins Meer!, und er würde euch gehorchen.“
Einführendes Gebet:
Herr, hilf mir, meinen Geist und mein Herz zu beruhigen. Lass mich deine Gegenwart spüren. Hilf mir, die Zerstreuungen zu meiden und hilf mir, fester daran zu glauben, dass du in meinem Leben wirksam bist. Du führst mich zu dir. Hilf mir, mich ganz in deine Hände zu geben. Vermehre meinen Glauben, damit ich alles für dich tue und alles für dich leide. Benutze mich als ein Werkzeug deiner Gnade im Leben derer, denen ich heute begegne.
Bitte:
Herr, hilf mir, deinem Beispiel zu folgen und anderen zu vergeben, so, wie du mir vergeben hast.
1.
Andere irreleiten.
Wie schwer ist ein Mühlstein? Ein Mühlstein bestand aus einem Paar kreisförmiger Steine, die zum Mahlen des Getreides benutzt wurden. Eine Person allein konnte ihn nicht aufheben, noch weniger mit einem Mühlstein um den Hals schwimmen. Unser Herr gibt uns eine sehr anschauliche Warnung davor, andere zur Sünde zu verführen. Wir können das durch unser Beispiel tun oder indem wir direkt mitwirken, Böses zu tun. Entscheiden wir uns, in die andere Richtung zu gehen. Anstatt das Böse zu meiden, sollten wir nach Heiligkeit streben. Wir wurden alle schon einmal durch das Verhalten anderer aufgebaut. Durch unser Beten können wir andere zum Beten bewegen. Wir können durch unsere guten Werke andere dazu bewegen, selbst die Nächstenliebe zu üben. Anstatt zu fürchten, andere zur Sünde zu verführen, sollten wir sie zur Heiligkeit führen.
2.
Christ sein heißt bereit zu sein, anderen zu vergeben.
Jesus kam, um uns von der Sünde zu erlösen, und er gab uns ein Beispiel, dem wir folgen sollen – er vergab denen, die ihn kreuzigten. Das musste die Jünger zutiefst erschüttern. Wahrscheinlich dachten sie, dass es heldenhaft sei, jemandem sieben mal zu vergeben. Jesus setzte die Stange viel höher. Wie oft tun wir uns schwer, überhaupt einmal zu vergeben? Jesus will aber, dass wir immer bereit sind, zu vergeben. So handelt nämlich Gott. Egal wie oft ich in den Beichtstuhl mit den gleichen Sünden komme, er vergibt immer. Wir sind aufgerufen, ebenso zu handeln.
3.
Gott gibt die Gnade, seinen Willen zu tun.
„Herr, stärke unseren Glauben.“ Die spontane Antwort der Jünger wird zum Gebet – eine Bitte um die Hilfe, die wir brauchen. Ohne Glauben können wir den Wert der Vergebung nicht erkennen und haben auch nicht die innere Kraft, den Schmerz loszulassen und zu vergeben. Jesus weiß, wie schwer das für uns ist. Er vergleicht die Vergebung mit dem Verschieben eines Berges. Für uns scheint es genauso unmöglich zu sein, einen Berg zu verschieben, wie etwas zu vergeben, was mir oder meiner Familie angetan wurde. Jesus verspricht uns aber die nötigen geistigen Mittel, um seinen Willen zu tun. Wenn unser Glaube auch nur so groß wie ein Senfkorn wäre, also ganz klein, könnten wir Berge versetzen.
Gespräch mit Christus:
Herr, du weißt, wie schwer es für mich ist, anderen zu vergeben. Ich grüble über ihre Worte und Taten nach. Ich halte alte Wunden offen, indem ich immer wieder über sie nachdenke und so lebt der Schmerz und das erlittene Unrecht in meinem Geist weiter. Hilf mir, den Schmerz loszulassen. Gib mir den Mut, zu vergeben.
Vorsatz:
Ich will jemanden um Verzeihung bitten, dem ich Unrecht getan habe. Ich will für jemanden beten, der mich verletzt hat.
Gerufen zum Dienen
14. November 2006
Dienstag der zweiunddreißigsten Woche im Jahreskreis
P. Paul Campbell LC
Lk 17,7-10
Jesus sagte zu den Aposteln: „Wenn einer von euch einen Sklaven hat, der pflügt oder das Vieh hütet, wird er etwa zu ihm, wenn er vom Feld kommt, sagen: Nimm gleich Platz zum Essen? Wird er nicht vielmehr zu ihm sagen: Mach mir etwas zu essen, gürte dich und bediene mich; wenn ich gegessen und getrunken habe, kannst auch du essen und trinken. Bedankt er sich etwa bei dem Sklaven, weil er getan hat, was ihm befohlen wurde? So soll es auch bei euch sein: Wenn ihr alles getan habt, was euch befohlen wurde, sollt ihr sagen: Wir sind unnütze Sklaven; wir haben nur unsere Schuldigkeit getan.“
Einführendes Gebet:
Herr, ich danke dir für diese Zeit. Hilf mir, sie gut zu nutzen. Ich lege vor dich die Nöte meiner Familie und meiner Freunde. Wir brauchen deine Gnade in unserem Leben. Ich glaube an dich und an deine Vorsehung. Du gibst mir alles, was ich brauche. Hilf mir, im Vertrauen zu wachsen. Hilf mir, deine Gegenwart in meinem Leben zu erkennen. Du, Herr, führst mich in den Himmel.
Bitte:
Herr, hilf mir, andere über mich zu stellen.
1.
Die Haltung des Dienens.
Ich bin sicher, dass wir alle schon einen schweren Arbeitstag hatten. Wir sind heimgekommen und haben uns erschöpft in einen Sessel gesetzt. Wir wollen bedient werden. Wir wollen, dass andere sich um uns kümmern. Es ist leicht, an die eigenen Nöte zu denken. Es ist nicht leicht, an die anderen zu denken, wenn eigene Interessen uns beherrschen. Wenn dann noch Schmerz, Stress oder Müdigkeit hinzukommen, verlangt es schon Heroismus, zu dienen. Aber genau hier liegt unser Glück. Wenn wir uns nur um uns selbst kümmern, sind wir nicht glücklich. Gerade in den Momenten der Selbstvergessenheit und des Dienens erlangen wir wahres Glück und wahren Frieden.
2.
Den Stolz bekämpfen.
Das erste Hindernis ist der Stolz. Wir meinen, dass wir besser als die anderen sind und dass die anderen uns dienen sollen. Wir benehmen uns wie das kleine Kind, das ständig umsorgt sein will. Unsere Gesellschaft verstärkt diese Selbstsucht noch durch die riesige Produktion von Konsumgütern.
3.
Das Beispiel Christi.
Wir werden stark, wenn wir Christus betrachten. Wann hat er sich jemals um sich selbst gekümmert? Wann hat er etwas für sich gekauft? Er hat seine Nöte nie über die anderer gestellt, obwohl er auch ganz Mensch war. Er war ein vollkommener Mensch und er zeigt uns, wie man ein echt menschliches Leben führt. Er hat sich nie beklagt, dass er etwas im Leben verpasst oder seine Jugend vergeudet, indem er anderen dient.
Gespräch mit Christus:
Herr, hilf mir, mehr Zeit dafür zu verwenden, über dich nachzudenken, statt über mich selbst. Ich mache mir um zu viele Dinge Sorgen. Erinnere mich daran, dass du Gott bist und dass ich nichts als dein nutzloser Knecht bin. Ich möchte dir heute dienen. Ich möchte, dass du über alles, was ich heute für dich tun werde, glücklich bist. Hilf mir, andere über mich zu stellen.
Vorsatz:
Ich will heute jemandem einen Dienst erweisen.
Dankbar sein
15. November 2006
Mittwoch der zweiunddreißigsten Woche im Jahreskreis
P. Paul Campbell LC
Lk 17,11-19
Auf dem Weg nach Jerusalem zog Jesus durch das Grenzgebiet von Samarien und Galiläa. Als er in ein Dorf hineingehen wollte, kamen ihm zehn Aussätzige entgegen. Sie blieben in der Ferne stehen und riefen: „Jesus, Meister, hab Erbarmen mit uns!“ Als er sie sah, sagte er zu ihnen: „Geht, zeigt euch den Priestern !“ Und während sie zu den Priestern gingen, wurden sie rein. Einer von ihnen aber kehrte um, als er sah, dass er geheilt war; und er lobte Gott mit lauter Stimme. Er warf sich vor den Füßen Jesu zu Boden und dankte ihm. Dieser Mann war aus Samarien. Da sagte Jesus: „Es sind doch alle zehn rein geworden. Wo sind die übrigen neun? Ist denn keiner umgekehrt, um Gott zu ehren, außer diesem Fremden?“ Und er sagte zu ihm: „Steh auf und geh! Dein Glaube hat dir geholfen.“
Einführendes Gebet:
Jesus, ich glaube, dass du mein Weg zum Frieden und zum Glück bist in diesem Leben und im nächsten. Ich glaube, dass du die Wahrheit bist. Hilf mir, in meinem Leben die Wahrheit immer zu leben und in jedem Gespräch die Wahrheit zu sagen. Ich glaube, dass du mein Leben bist. Hilf mir, bei dir zu bleiben, mit dir an diesem Tag über die Dinge zu sprechen, die mir auf dem Herzen liegen.
Bitte:
Herr, hilf mir, für deine vielen Gaben dankbar zu sein.
1.
Allein Jesus befreit uns von der Sünde.
Die Aussätzigen kamen zu Jesus, um geheilt zu werden. Sie hatten sonst niemanden. Sie waren Ausgestoßene von der Gesellschaft. Aussatz war ansteckend, deshalb wurden sie aus ihrer Gemeinde verbannt und waren gezwungen, an verlassenen Orten zu leben. Wenn jemand in ihre Nähe kam, mussten sie laut schreien, dass sie Aussätzige sind, damit er ihnen fernblieb. Sie wurden von den anderen isoliert. Die Sünde bewirkt Selbstsucht, Ichbezogenheit und Egoismus. Sie isoliert uns von der wahren Gemeinschaft mit den anderen.
2.
Glaube ist dynamisch.
Jesus befiehlt den Aussätzigen, sich den Priestern zu zeigen. Sie mussten handeln, bevor Christus handelte. Wenn sie auf den Beweis der Heilung gewartet hätten, bevor sie sich auf den Weg machten, wären sie nie geheilt worden. Sie mussten sich auf den Weg des Glaubens machen; sie mussten beweisen, dass sie glaubten, dass er für sie das Wunder bewirkt, bevor das Wunder stattfand. Sie handelten auf das Wort Christi hin und so durften sie sein heilbringendes Handeln an ihnen erfahren.
3.
Dankbarkeit befreit uns von uns selbst.
So wenige sind dankbar. Warum ist das so schwer? Wir meinen oft, dass wir alles, was wir bekommen, verdienen. Wir vergessen, dass das Leben ein Geschenk ist und mit dem Leben sind alle anderen Gaben verbunden. Wir sind von unseren kleinlichen Interessen und Wünschen ganz eingenommen. Hier kann die Übung der Dankbarkeit befreiend wirken. Sie wird uns von dem Gewicht unserer Selbstgefälligkeit und unseres Stolzes befreien. Sie erleuchtet unseren Geist, indem sie uns den anderen zuwendet und Gott, dem Spender aller guten Gaben.
Gespräch mit Christus:
Christus, ich danke dir für diese gemeinsam verbrachte Zeit. Ich danke dir für das Geschenk des Glaubens und der Gnade. Ich brauche deine Hilfe, um von meiner Selbstsucht loszukommen. Ohne dich denke ich nur an mich selbst. Hilf mir, heute dankbar zu sein und all das Gute zu sehen, das von dir kommt.
Vorsatz:
Ich werde nach all den Gelegenheiten ausschauen, wo ich ein Dankeschön sagen kann.
Gott ist bei uns
16. November 2006
Donnerstag der zweiunddreißigsten Woche im Jahreskreis
P. Paul Campbell LC
Lk 17,20-25
Als Jesus von den Pharisäern gefragt wurde, wann das Reich Gottes komme, antwortete er: „Das Reich Gottes kommt nicht so, dass man es an äußeren Zeichen erkennen könnte. Man kann auch nicht sagen: Seht, hier ist es!, oder: Dort ist es! Denn: Das Reich Gottes ist schon mitten unter euch.“
Er sagte zu den Jüngern: „Es wird eine Zeit kommen, in der ihr euch danach sehnt, auch nur einen von den Tagen des Menschensohnes zu erleben; aber ihr werdet ihn nicht erleben. Und wenn man zu euch sagt: Dort ist er! Hier ist er!, so geht nicht hin und lauft nicht hinterher! Denn wie der Blitz von einem Ende des Himmels bis zum andern leuchtet, so wird der Menschensohn an seinem Tag erscheinen. Vorher aber muss er vieles erleiden und von dieser Generation verworfen werden.“
Einführendes Gebet:
Herr, ich glaube an dich. Ich glaube, dass du mich siehst und hörst. Ich glaube an deine Liebe. Ich weiß, dass du mich liebst. Hilf mir, dir diese Liebe zurückzugeben. Hilf mir, zu lieben, wie du liebst.
Bitte:
Herr, führe mich zu einem festen Entschluss, mein Kreuz zu umarmen und anzunehmen.
1.
Christus wohnt in unserem Herzen.
Das Königreich Christi ist nicht von dieser Welt. Wir können nicht auf einen Ort oder ein Gebäude zeigen. Christus regiert in den demütigen Herzen. Er wohnt innen, und darum ist das Gebet ein sich nach innen wenden, nicht um sich selbst zu finden, sondern ihn, der dort aus Gnade wohnt. Christus möchte in unserem Innern herrschen: in unseren Gedanken, Wünschen, Gefühlen und Emotionen. Mein ganzes Innere soll von seiner Gegenwart widerstrahlen.
2.
Christus wird kommen, um die Welt zu richten.
Wir sehnen uns nach Christi zweitem Kommen. Es ist der entscheidende Moment in der Geschichte, wenn Christus in allem sein wird und über alles herrschen wird. Die Sünde und der Tod werden nicht mehr sein und es wird einen immerwährenden Frieden geben. Das ist die Wirklichkeit unserer Zukunft. Wie oft werden wir von dem beherrscht, was wir im Hier und Jetzt vor uns sehen, anstatt auf Christi Wiederkunft zu schauen.
3.
Der leidende Christus.
Zusätzlich zu seinem zukünftigem Kommen in Herrlichkeit gibt es in unserem Leben eine wirkliche Gegenwart Christi. Christus ist hier und jetzt, aber er ist noch nicht alles in allem. Er ist in unserem Herzen, aber er herrscht nicht in allen Herzen der Menschen. In der Welt gibt es immer noch das Böse, das Leid und die Sünde. Die Traurigkeit und das Leid liegen in Gottes Vorsehung. Jede Verfolgung, die kommt, bringt uns näher zu ihm. Hier auf der Erde haben wir Anteil an seinem Kreuz, sodass wir einmal Anteil haben an seiner Herrlichkeit in der Ewigkeit, wenn er von all unseren Gedanken und Wünschen Besitz ergreift.
Gespräch mit Christus:
Herr, hilf mir, an das ewige Leben zu denken. Wie wenig denke ich daran, dass du gerade jetzt zur Rechten deines Vaters sitzt und für mich eintrittst. Erinnere mich heute daran, dass du auch in meinem Herzen wohnst. Ich bin ein Tabernakel in der Welt. Lass mich dich allen Menschen bringen, denen ich heute begegne. Lass sie in meinen Worten und Werken deine Güte erkennen, die aus ihnen hervorstrahlt.
Vorsatz:
Ich will all meine Schwierigkeiten, das Leid dieses Tages für die Bekehrung der Sünder aufopfern.
Ein Dieb in der Nacht
17. November 2006
Freitag der zweiunddreißigsten Woche im Jahreskreis
P. Paul Campbell LC
Lk 17,26-37
Jesus sagte zu seinen Jüngern: „Und wie es zur Zeit des Noach war, so wird es auch in den Tagen des Menschensohnes sein. Die Menschen aßen und tranken und heirateten bis zu dem Tag, an dem Noach in die Arche ging; dann kam die Flut und vernichtete alle. Und es wird ebenso sein, wie es zur Zeit des Lot war: Sie aßen und tranken, kauften und verkauften, pflanzten und bauten. Aber an dem Tag, als Lot Sodom verließ, regnete es Feuer und Schwefel vom Himmel und alle kamen um. Ebenso wird es an dem Tag sein, an dem sich der Menschensohn offenbart. Wer dann auf dem Dach ist und seine Sachen im Haus hat, soll nicht hinabsteigen, um sie zu holen, und wer auf dem Feld ist, soll nicht zurückkehren. Denkt an die Frau des Lot! Wer sein Leben zu bewahren sucht, wird es verlieren; wer es dagegen verliert, wird es gewinnen. Ich sage euch: Von zwei Männern, die in jener Nacht auf einem Bett liegen, wird der eine mitgenommen und der andere zurückgelassen. Von zwei Frauen, die mit derselben Mühle Getreide mahlen, wird die eine mitgenommen und die andere zurückgelassen.“ Da fragten sie ihn: „Wo wird das geschehen, Herr?“ Er antwortete: „Wo ein Aas ist, da sammeln sich auch die Geier.“
Einführendes Gebet:
Herr, vermehre meinen Glauben. Hilf mir, deine Worte des Lebens und der Wahrheit anzunehmen. Ich verstehe nicht immer, was du von mir willst und das macht den Gehorsam schwer. Vermehre meinen Glauben. Hilf mir, fest auf dich zu vertrauen. Hilf mir, dich über alles zu lieben, vor allem mehr als mich selbst. Ich glaube, dass du der Weg zum Glück und die Wahrheit meines Lebens bist. Ich liebe dich. Hilf mir, heute deiner Liebe treu zu sein in allem, was ich tue und sage.
Bitte:
Herr, hilf mir, dass mein Geist und mein Herz bei dir bleiben.
1.
Da ist mehr in diesem Leben.
Unser Herr ruft die Tage von Noah und Lot in Erinnerung. Die Zerstörung stand unmittelbar bevor, jedoch lebten die Leute weiter ihr Leben der Sünde, als ob nichts geschehen würde. Aufgrund der Erbsünde gibt es in uns einen ungeordnete Neigung zu den Dingen. Je mehr wir diesem Drang nachgeben, umso stärker wird er. Wir werden schnell von Konsumgütern eingenommen und verlieren so leicht den Bezugspunkt und vergessen den Schöpfer der materiellen Welt. Ich muss mich daran erinnern, dass das Leben mehr ist als das Vergnügen an den materiellen Dingen.
2.
Sich vorbereiten für das Leben.
Jesu zweites Kommen wird stattfinden, wenn wir es am wenigsten erwarten. Niemand kennt die Stunde seines Kommens, so wie niemand weiß, wann der Dieb einbricht, um zu stehlen. Niemand kennt die Stunde seines Todes. Nicht, dass wir uns auf den Tod vorbereiten sollen; wir sollen uns auf das ewige Leben vorbereiten. Der Tod wird kommen, aber es gibt ein Leben, zu dem ich jetzt gerufen bin. In gewissem Sinne hat das ewige Leben schon in diesem Leben begonnen. Gott gibt mir an seinem göttlichen Leben jetzt Anteil. In der Taufe beginnt es und von dort an wächst es immer weiter. Darauf sollte ich mich konzentrieren. Die Dinge dieser Welt vergehen.
3.
Eine himmlische Belohnung.
Wir suchen irdische Schätze auf Kosten der himmlischen Belohnung. Der Wunsch nach Besitz gründet in unserem Selbsterhaltungstrieb. Instinktiv kümmern wir uns um uns selbst und sammeln Dinge, die wir fürs Leben brauchen. Die Erbsünde und die persönlichen Sünden haben diesen Trieb aus dem Gleichgewicht gebracht. Wir häufen immer mehr an und machen uns um unser Angehäuftes immer mehr Sorgen. Christus lehrt uns, dass wir uns selbst sterben müssen, um ihm und dem Leben, das er uns anbietet, anzuhängen.
Gespräch mit Christus:
Herr, hilf mir, dich an die erste Stelle in meinem Leben zu setzen. Hilf mir, heute an dich zu denken und kleine Opfer und Akte der Selbstüberwindung zu bringen, um in der Liebe zu dir zu wachsen.
Vorsatz:
Ich will heute ein Opfer bringen.
Beharrlichkeit im Gebet
18. November 2006
Samstag der zweiunddreißigsten Woche im Jahreskreis
P. Paul Campbell
Lk 18,1-8
Jesus sagte ihnen durch ein Gleichnis, dass sie allezeit beten und darin nicht nachlassen sollten: „In einer Stadt lebte ein Richter, der Gott nicht fürchtete und auf keinen Menschen Rücksicht nahm. In der gleichen Stadt lebte auch eine Witwe, die immer wieder zu ihm kam und sagte: Verschaff mir Recht gegen meinen Feind! Lange wollte er nichts davon wissen. Dann aber sagte er sich: Ich fürchte zwar Gott nicht und nehme auch auf keinen Menschen Rücksicht; trotzdem will ich dieser Witwe zu ihrem Recht verhelfen, denn sie lässt mich nicht in Ruhe. Sonst kommt sie am Ende noch und schlägt mich ins Gesicht. Und der Herr fügte hinzu: Bedenkt, was der ungerechte Richter sagt. Sollte Gott seinen Auserwählten, die Tag und Nacht zu ihm schreien, nicht zu ihrem Recht verhelfen, sondern zögern? Ich sage euch: Er wird ihnen unverzüglich ihr Recht verschaffen. Wird jedoch der Menschensohn, wenn er kommt, auf der Erde noch Glauben vorfinden?
Einführendes Gebet:
Herr, ich glaube an dich. Du bist mein Herr und mein Gott. Du bist mein Leben und meine Kraft. Ohne dich kann ich nichts tun. Ich will in allem deine Hilfe suchen. Öffne mein Herz deinem Willen. Sei heute bei mir und hilf mir, zu beten.
Bitte:
Herr, hilf mir, dass meine Liebe zum Gebet wächst.
1.
Allzeit beten.
Der heilige Lukas gibt uns die Erklärung schon vor dem Gleichnis. Er wollte sicher gehen, dass wir die Lehre daraus nicht verpassen. Gott will, dass wir allzeit beten, ohne müde zu werden. Es ist eine Notwendigkeit, keine Wahl. Warum finden wir das so schwer? Manchmal sind wir entmutigt. Wir sind es gewohnt, unseren Emotionen und Gefühlen zu folgen. Wenn wir uns gut und Gott nahe fühlen, fällt uns das Gebet leicht wie das Atmen. Wenn aber Schwierigkeiten auftauchen und die Freude und die Spontaneität aufhören, ersetzen wir das Gebet schnell mit anderen Aktivitäten.
2.
Die Trägheit bekämpfen.
Das Gebet braucht Anstrengung und Arbeit. Wir müssen immer über unsere Sinne hinausgehen, um Gott zu sehen, der über unseren Sinnen ist. Das kann schwierig sein, weil wir es gewohnt sind, auf die uns umgebenden Reize zu antworten. Wenn jemand spricht, antworten wir. Wir schalten den Fernseher an, um fernzusehen. Wir hören Radio. Wir antworten die ganze Zeit auf die Reize um uns herum. Das Gebet verlangt aber von uns, dass wir den äußeren Lärm abschalten und unsere Gedanken und Wünsche auf Christus hin ausrichten. Wir überwinden unsere Zerstreuungen beim Gebet, indem wir uns intensiver auf Christus konzentrieren. Manchmal ist es leichter, ein Buch zu nehmen oder den Fernseher anzuschalten. Haben Sie keine Angst vor den Schwierigkeiten, die das Gebet mit sich bringt.
3.
Sünde und Gebet.
Sobald ich begreife, dass das Gebet ein vertrautes Gespräch mit Christus ist, kann ich verstehen, was das Gebet mit der Sünde zu tun hat und umgekehrt. Die Gewohnheitssünde kann mir die Vertrautheit mit Christus nehmen. Wenn ich aus freiem Willen Gott aus einem Bereich meines Lebens aussperre, dann verliere ich natürlich diese Nähe zu Christus. Wenn ich den Sinnen nachgebe, verliert das Geistige seinen Anreiz. Das spirituelle Leben verlangt einen feineren Geschmackssinn als das sinnliche. Wenn wir wissen, dass in unserer Beziehung zu Christus etwas nicht in Ordnung ist, fällt es uns schwerer zu beten. Dann gibt es keine Vertrautheit mit ihm und wir können ihm auch nichts vormachen. Jede freiwillige Sünde beeinflusst meine Beziehung zu Christus nachteilig. Die Sünde wird zum Hindernis, das mich von Christus trennt. Deshalb sagt Christus: „Selig, die ein reines Herz haben, denn sie werden Gott schauen“ (Mt 5,8).
Gespräch mit Christus:
Herr, schaffe mir ein reines Herz. Ich will dich schauen. Ich weiß, dass nur das reine Herz dich schauen wird. Trenne mich von allen Sünden und hilf mir, mich ganz dir zu geben.
Vorsatz:
Ich will zu jeder vollen Stunde ein kurzes Gebet sprechen.
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