Tägliche Meditationen
Sonntag 29. Oktober 2006 bis Samstag 4. November 2006
Dreißigste Woche im Jahreskreis
P. Michael Sliney LC
Die sanfte Gnade Gottes
29. Oktober 2006
Dreißigster Sonntag im Jahreskreis
P. Michael Sliney LC
Mk 10,46-52
Sie kamen nach Jericho. Als er mit seinen Jüngern und einer großen Menschenmenge Jericho wieder verließ, saß an der Straße ein blinder Bettler, Bartimäus, der Sohn des Timäus. Sobald er hörte, dass es Jesus von Nazaret war, rief er laut: Sohn Davids, Jesus, hab Erbarmen mit mir! Viele wurden ärgerlich und befahlen ihm zu schweigen. Er aber schrie noch viel lauter: Sohn Davids, hab Erbarmen mit mir! Jesus blieb stehen und sagte: Ruft ihn her! Sie riefen den Blinden und sagten zu ihm: Hab nur Mut, steh auf, er ruft dich. Da warf er seinen Mantel weg, sprang auf und lief auf Jesus zu. Und Jesus fragte ihn: Was soll ich dir tun? Der Blinde antwortete: Rabbuni, ich möchte wieder sehen können. Da sagte Jesus zu ihm: Geh! Dein Glaube hat dir geholfen. Im gleichen Augenblick konnte er wieder sehen, und er folgte Jesus auf seinem Weg.
Einführendes Gebet:
Jesus, ich danke dir so sehr, dass ich diese Zeit mit dir verbringen darf. Der Sonntag ist ein besonderer Tag des Gebetes. Demütig möchte ich mich in deine Gegenwart begeben und Maria bitten, sie möge mir helfen, dass ich offen für deine Eingebungen bin.
Bitte:
Jesus Christus, du kennst meine Schwächen und Fehler. Gewähre mir das Geschenk des Glaubens und hilf mir, über den Problemen und Versuchungen zu stehen, die mich heute bedrängen werden.
1.
Christus anwortet immer in irgendeiner Weise auf unsere Bitten.
Zu Zeiten Jesu war es eine hoffnungslose Situation, blind zu sein. Auf der einen Seite gab es nicht viel Technologie oder Hilfe für behinderte Menschen. Daher hatten sie keine Arbeit oder sonstige Möglichkeiten, ihren Unterhalt zu bestreiten. Sie waren von der Großzügigkeit anderer abhängig. Auf der anderen Seite - gemäß der jüdischen Mentalität – wurden Krankheiten und körperliche Behinderungen als Bestrafung Gottes für unsere Sünden gesehen. Daher fragten die Jünger Christus, „Rabbi, wer hat gesündigt? Er selbst? Oder haben seine Eltern gesündigt, sodass er blind geboren wurde?“ (Joh 9,2)? Wer würde einem Sünder helfen wollen? Hier haben wir einen Menschen, der großer Hilfe bedarf. In welcher Hinsicht bin auch ich auf Gottes Hilfe angewiesen? Wir brauchen Gott für alles, so wie Jesus sagte, „denn getrennt von mir könnt ihr nichts vollbringen“ (Joh 15,5).
2.
„Jesus, hilf mir!“
Papst Benedikt ermutigt uns, auf das barmherzige Herz des Herrn zu blicken, „In unseren Schwierigkeiten, Problemen und Versuchungen dürfen wir nicht bloß eine theoretische Überlegung anstellen – woher kommen sie? –, sondern müssen positiv reagieren: den Herrn anrufen, den lebendigen Kontakt zum Herrn halten. Ja, wir müssen laut den Namen Jesu rufen: »Jesus, hilf mir!« Und wir sind gewiß, daß er uns hört, weil er dem nahe ist, der ihn sucht. Lassen wir uns nicht entmutigen, sondern laufen wir mit Eifer – wie dieser Mönch sagt –, dann werden auch wir das Ziel des Lebens, Jesus, den Herrn, erreichen. (Generalaudienz, 8. Februar 2006).
3.
Das Geschenk des Glaubens.
Der Glaube des blinden Bettlers war es, der es Christus ermöglichte, ihn zu heilen. Glaube ist nicht etwas, was wir erwerben können, durch Willenskraft erlangen oder mit reiner Anstrengung erhalten. Glaube ist ein Geschenk. Dieses Geschenk muss im demütigen und beständigen Gebet erfragt werden. Wir alle haben dieses Geschenk durch unsere Taufe erhalten, aber es ist ein Geschenk, das wachsen muss. „Herr, vermehre meinen Glauben!“
Gespräch mit Christus:
Danke, Herr! So wie du dem Bartimaeus das Augenlicht zurückgabst, so hast du auch mich mit so vielen Gnaden und mit deiner Gunst überhäuft, angefangen mit dem unbeschreiblich großen Geschenk meines katholischen Glaubens. Du bist mir so oft entgegengekommen. Von ganzem Herzen danke ich dir für so viel Liebe.
Vorsatz:
Ich möchte mit Ausdauer und Vertrauen jene Tugenden erbeten, die ich am meisten brauche. Besonders möchte ich um das Geschenk des Glaubens beten, Christus in meinem täglichen Leben wirken sehen zu dürfen.
Wie Christus zu einem Leben des Dienstes berufen
30. Oktober 2006
Montag der dreißigsten Woche im Jahreskreis
P. Michael Sliney LC
Lk 13,10-17
Am Sabbat lehrte Jesus in einer Synagoge. Dort saß eine Frau, die seit achtzehn Jahren krank war, weil sie von einem Dämon geplagt wurde; ihr Rücken war verkrümmt, und sie konnte nicht mehr aufrecht gehen. Als Jesus sie sah, rief er sie zu sich und sagte: Frau, du bist von deinem Leiden erlöst. Und er legte ihr die Hände auf. Im gleichen Augenblick richtete sie sich auf und pries Gott. Der Synagogenvorsteher aber war empört darüber, dass Jesus am Sabbat heilte, und sagte zu den Leuten: Sechs Tage sind zum Arbeiten da. Kommt also an diesen Tagen und laßt euch heilen, nicht am Sabbat! Der Herr erwiderte ihm: Ihr Heuchler! Bindet nicht jeder von euch am Sabbat seinen Ochsen oder Esel von der Krippe los und führt ihn zur Tränke? Diese Tochter Abrahams aber, die der Satan schon seit achtzehn Jahren gefesselt hielt, sollte am Sabbat nicht davon befreit werden dürfen? Durch diese Worte wurden alle seine Gegner beschämt; das ganze Volk aber freute sich über all die großen Taten, die er vollbrachte.
Einführendes Gebet:
Herr, ich möchte diese Woche gut beginnen. Ich bin in deiner Gegenwart. Ich glaube, dass du in meinem Leben gegenwärtig und aktiv bist. Ich möchte dir während dieses Gebetes meine Liebe zeigen. Ich komme nicht deshalb zu dir, um getröstet zu werden, sondern um dich zu trösten. Ich möchte einfach nur bei dir sein und mich dir zur Verfügung stellen.
Bitte:
Herr, stärke meinen Willen, ein wirkungsvolleres Werkzeug deiner Liebe zu sein.
1.
Die Feinfühligkeit Christi.
Christus bemerkte diese verkrüppelte Frau, und sein Herz war gerührt und zu Taten bewegt. „Auch heute ist Jesus bewegt und schaut auf die Menschen und Völker. Er schaut sie an im Bewusstsein, dass der göttliche Plan sie zum Heil ruft. Jesus kennt die Hindernisse, die diesem Plan entgegenstehen, und er hat mit vielen Mitleid : Er ist entschlossen, sie vor den Wölfen zu verteidigen selbst um den Preis seines Lebens. Mit solchem „Blick” umfasst Jesus die Einzelnen wie die vielen und vertraut sie alle dem Vater an, indem er sich selbst als Sühneopfer hingibt.” (Papst Benedikt XVI., Botschaft für die Fastenzeit 2006)
2.
Die Notwendigkeit, sich auf andere auszurichten.
Christus wusste, dass sein Handeln gut war. Die Pharisäer waren einfach eifersüchtig und suchten nach Wegen, Jesus in ein schlechtes Licht zu stellen. Jedes Werk der Nächstenliebe ist prinzipiell gut. Heute wird uns oft eingeredet, dass wir nur auf uns selber schauen sollen, auf unsere eigenen Bedürfnisse, dass wir nur alles tun sollen, um selbst weiterzukommen. Das ist nicht der Geist Christi. Wir sollten wie Sterne in einer dunklen Welt leuchten und unserer geschäftigen, pragmatischen Gesellschaft nicht erlauben, unsere Prioritäten zu verändern. Während unserer Wanderung durch dieses Tal der Tränen, sollte die Liebe für andere unser leitender Grundsatz sein.
3.
Der neue Sabbath.
Sonntag ist unser Ruhetag, aber dieser Tag zum Ausruhen schließt Taten der Liebe und des Dienstes für andere nicht aus. „Der Sonntag wird in der christlichen Frömmigkeitstradition für gewöhnlich guten Werken und dem demütigen Dienst an Kranken, Behinderten und alten Menschen gewidmet. Die Christen sollen den Sonntag auch dadurch heiligen, dass sie ihren Angehörigen und Freunden die Zeit und Aufmerksamkeit schenken, die sie ihnen an den übrigen Tagen der Woche zu wenig widmen können.” (KKK 2186). Wie Christus, so sind auch wir zu einem Leben des Dienstes berufen, und der Sonntag ist ein wunderbarer Tag, um sich darauf einzustellen, den Bedürfnissen der Familie und anderer zu dienen.
Gespräch mit Christus:
Ich danke dir, Herr, dass du mir wieder einmal erlaubt hast, deine Liebe in Aktion zu betrachten. Du hast dich völlig dem Dienst an anderen hingegeben. Herr Jesus, hilf mir großzügiger zu sein. Das Leben ist zu kurz, um es mit meinen engherzigen Problemen zu verschwenden.
Vorsatz:
Ich will mich bewußt bemühen, wirklich hinzuhören und mich für die zu engagieren, die mich ansprechen, besonders wenn sie sich an mich wenden, um Hilfe oder Rat von mir zu erhalten.
Christ, bedenke deine Würde!
31. Oktober 2006
Dienstag der dreißigsten Woche im Jahreskreis
P. Michael Sliney LC
Lk 13,18-21
Er sagte: Wem ist das Reich Gottes ähnlich, womit soll ich es vergleichen? Es ist wie ein Senfkorn, das ein Mann in seinem Garten in die Erde steckte; es wuchs und wurde zu einem Baum, und die Vögel des Himmels nisteten in seinen Zweigen. Außerdem sagte er: Womit soll ich das Reich Gottes vergleichen? Es ist wie der Sauerteig, den eine Frau unter einen großen Trog Mehl mischte, bis das Ganze durchsäuert war.
Einführendes Gebet:
Herr, es gibt so viele Menschen, die dich einfach nicht kennen. So viele Seelen gehen durch ihr Leben, ohne dich jemals im Gebet angerufen zu haben. Ich danke dir, Herr, für das große Geschenk deiner Freundschaft, und danke, dass du mir einen weiteren Tag schenkst, dich zu erkennen, dir zu dienen und dich ein bißchen mehr zu lieben.
Bitte:
Herr, erinnere mich wieder an meine Aufgabe im Leben und gib meinem Herzen den drängenden Wunsch, für die Rettung der Seelen zu arbeiten.
1.
Die christliche Berufung.
Katholisch zu sein kann zur Gewohnheit werden. Papst Johannes Paul II. sagte beim Weltjugendtag in Denver: „Seid stolz, seid stolz darauf, Katholiken zu sein!” und nahezu 1 Millionen junger Leute antworteten mit rauschendem Beifall. Wir sollten auf unseren Glauben stolz sein, und die Leute sollten bemerken, dass wir anders sind. Wir sind dazu berufen, die Hefe zu sein, die sich mit dem Mehl der Gesellschaft vermengt und insgesamt den moralischen und geistigen Teig hebt. Wir sollten keine mittelmäßigen Christen sein. Wenn wir wirklich Christen sind, dann müssen wir Christus auf seinem Weg folgen – besonders in seiner Liebe, in seiner Demut, seinem Gebet und in seinem liebenden Gehorsam zum Willen des Vaters.
2.
Wie wichtig es ist, die Person Christi zu kennen.
Wenn wir Christus nachzufolgen wünschen und wenn wir möchten, dass sein Reich wächst, dann ist der erste Schritt, Christus wirklich gut zu kennen. „Für die Jünger begann ein unmittelbares Kennenlernen des Lehrers. Sie sahen wo er lebte und begannen mit ihm vertraut zu werden. Sie würden nicht die Botschafter einer Idee sein, sondern die Zeugen einer Person. Vor ihrer Aussendung zur Evangelisierung würden sie mit Jesus „sein” und eine persönliche Beziehung aufbauen. Mit dieser Grundlage ist die Evangelisierung nicht mehr als eine Verkündigung dessen, was man erfahren hat, und eine Einladung, in das Geheimnis der Kommunion mit Christus einzutreten.” (Zitat nach Papst Benedikt XVI, Angelus vom 22. März 2006)
3.
Christus ist mit uns!
Wir sind nicht allein in diesem Bemühen. Wir haben nicht nur Christus, sondern auch den Beistand unserer Brüder und Schwestern in Christus. „Die Auferstehung ist nicht vergangen, die Auferstehung hat nach uns gegriffen, hat uns ergriffen. An ihr, das heisst am auferstandenen Herrn halten wir uns fest und wissen: Er hält uns fest, so halten wir einander fest, werden einer, nicht nur eins. Ich, doch nicht mehr ich. Das ist die von der Taufe vorgegebene Formel der christlichen Existenz, die Formel der Auferstehung in der Zeit. Ich, doch nicht mehr ich: Wenn wir so leben, gestalten wir die Welt um.” (Papst Benedikt XVI., Predigt in der Osternacht 2006)
Gespräch mit Christus:
Christus, zu oft nehme ich meine katholische Berufung als selbstverständlich. Ich werde schnell selbstgefällig und verfalle in Routine und Gleichgültigkeit. Ich weiss, dass du grosse Erwartungen in mich setzst, deshalb bitte ich dich, Herr, erfülle mein Herz mit dem Feuer deiner Liebe.
Vorsatz:
Ich will heute einen würdigen Besuch beim Allerheiligsten machen und für einen größeren apostolischen Eifer beten.
Der Weg zur Heiligkeit
1. November 2006
Mittwoch der dreißigsten Woche im Jahreskreis
Allerheiligen
P. Michael Sliney LC
Mt 5,1-12a
Als Jesus die vielen Menschen sah, stieg er auf einen Berg. Er setzte sich, und seine Jünger traten zu ihm. Dann begann er zu reden und lehrte sie. Er sagte: Selig, die arm sind vor Gott; denn ihnen gehört das Himmelreich. Selig die Trauernden; denn sie werden getröstet werden. Selig, die keine Gewalt anwenden; denn sie werden das Land erben. Selig, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit; denn sie werden satt werden. Selig die Barmherzigen; denn sie werden Erbarmen finden. Selig, die ein reines Herz haben; denn sie werden Gott schauen. Selig, die Frieden stiften; denn sie werden Söhne Gottes genannt werden. Selig, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden; denn ihnen gehört das Himmelreich. Selig seid ihr, wenn ihr um meinetwillen beschimpft und verfolgt und auf alle mögliche Weise verleumdet werdet. Freut euch und jubelt: Euer Lohn im Himmel wird groß sein. Denn so wurden schon vor euch die Propheten verfolgt.
Einführendes Gebet:
Herr Jesus, ich will dich besser kennen lernen, dir mehr dienen und alle Seelen lieben, die du mir anvertraut hast. Hilf mir heute besonders, wenn wir den Sieg aller Heiligen feiern, die Sünde und Tod überwunden haben.
Bitte:
Herr Jesus, hilf mir, meine Augen und mein Herz auf dich gerichtet zu halten.
1.
Ein Ruf zur Heiligkeit.
Was ist das Geheimnis der Heiligkeit? Was ist der Weg zum Himmel? Christus erklärt uns das sehr klar in den Seligsprechungen. Papst Benedikt XVI. (Angelus, Nov. 2, 2005) zieht eine wunderbare Synthese daraus: „Gesegnet ist der Mensch, der gibt; gesegnet ist der Mensch, der sein Leben nicht für sich selbst verbraucht, sondern es hingibt; gesegnet ist der Mensch, der erbarmungsvoll, gut und gerecht ist; gesegnet ist der Mensch, der in der Liebe für Gott und die Mitmenschen lebt. So leben wir recht und müssen den Tod nicht fürchten, während wir in dem Glück leben, das von Gott kommt und das kein Ende hat.”.
2.
Gesegnet sind die Armen im Geiste.
Arm im Geiste zu sein bedeutet nicht unbedingt Armut an materiellen Gütern, sonderen mehr die Loslösung von den Dingen – und wichtiger noch – von uns selber. „Mein Herz ist ruhelos, bis es in dir ruht.” Dies spiegelt wahre Armut im Geiste wider: ein Herz, das sich auf Gott allein ausrichtet, ein Herz, das nutzlosen Dingen keinen Raum lässt, ein Herz, das sich total dem Dienst Gottes und den Mitmenschen weiht. Wir sollten unser Herz vom übermäßiger Eigenliebe und übermäßiger Anhänglichkeit an materielle Dinge befreien, damit nur der Herr darin regieren kann.
3.
Gesegnet sind die Sanftmütigen.
Sanftmütigkeit bedeutet nicht, mit gesenktem Kopf und der Einstellung “Ich Armer” herumzulaufen. Sanftmütigkeit ist es, wenn wir mit der Einstellung einer beständigen Dienstfertigkeit leben, in der wir andere an erste Stelle setzen und zum Wohl anderer leben. Wenn wir andere an erste Stelle setzen, setzen wir Christus an erste Stelle. Wenn wir den Bedürnissen anderer dienen, bringen wir dem Herzen Christi einen großen Trost. Dieser brennende Wunsch, Christus in anderen zu dienen, kann nur aus einem intensiven Gebetsleben und wirklicher Vertrautheit mit der Person Christi kommen.
Gespräch mit Christus:
Christus, du hast alle Seligsprechungen in ihrer absoluten Vollkommenheit gelebt. Du warst das vollkommene Beispiel aller Tugenden und du hast den Weg zum Himmel und zu ewiger Seligkeit, durch ein Leben wahrhaftiger Weihe für den Dienst an anderen, vorbereitet. Senke deine Gnade in mein Herz, damit ich deinem Beispiel der Selbstlosigkeit folgen kann.
Vorsatz:
Ich will mich auf eine der Seligsprechungen konzentrieren und einen Weg finden, sie in meinem Leben tatsächlich zu leben.
Allerseelen
2. November 2006
Donnerstag der dreißigsten Woche im Jahreskreis
P. Michael Sliney LC
Joh 11,17-27
Als Jesus ankam, fand er Lazarus schon vier Tage im Grab liegen. Betanien war nahe bei Jerusalem, etwa fünfzehn Stadien entfernt. Viele Juden waren zu Marta und Maria gekommen, um sie wegen ihres Bruders zu trösten. Als Marta hörte, daß Jesus komme, ging sie ihm entgegen, Maria aber blieb im Haus. Marta sagte zu Jesus: Herr, wärst du hier gewesen, dann wäre mein Bruder nicht gestorben. Aber auch jetzt weiß ich: Alles, worum du Gott bittest, wird Gott dir geben. Jesus sagte zu ihr: Dein Bruder wird auferstehen. Marta sagte zu ihm: Ich weiß, daß er auferstehen wird bei der Auferstehung am Letzten Tag. Jesus erwiderte ihr: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt, und jeder, der lebt und an mich glaubt, wird auf ewig nicht sterben. Glaubst du das? Marta antwortete ihm: Ja, Herr, ich glaube, daß du der Messias bist, der Sohn Gottes, der in die Welt kommen soll.
Einführendes Gebet:
Ich gedenke heute der Seelen der Verstorbenen. Christus, ich weiss, dass ich eines Tages eine dieser Seelen sein werde. Dann werde ich die Ewigkeit damit verbringen, im Himmel deine Größe zu betrachten. Mein Zeit mit dir heute ist nur eine schattenhaftes Zeichen unserer Ewigkeit zusammen. Ich liebe dich, Herr, und ich schätze die Zeit zusammen mit dir. Hilf mir, in der Gnade zu wachsen, damit ich in meiner Liebe für dich bleibe.
Bitte:
Herr, ich bete heute in besonderer Weise für die Verstorbenen. Erleichtere ihr Leiden und erlaube ihnen, ewiges Glück mit dir im Himmel zu erfahren.
1.
Die Wirklichkeit des Todes.
Lazarus, ein guter Freund Jesu, starb. Der Katechismus sagt uns: „Der Tod ist das Ende des irdischen Lebens. Unser Leben dauert eine gewisse Zeit, in deren Lauf wir uns verändern und altern. Unser Tod erscheint wie bei allen Lebewesen der Erde als ein natürliches Lebensende. Dieser Aspekt des Todes gibt unserem Leben etwas Dringliches: Das Wissen um die Sterblichkeit kann uns daran erinnern, dass uns zur Verwirklichung unseres Lebens nur eine beschränkte Frist zur Verfügung steht.” (KKK 1007)
2.
Unser Glaube an die Auferstehung.
Lazarus aber wurde die besondere Gnade einer zweiten Chance gegeben. Er wurde von den Toten auferweckt, als Zeichen für uns alle für unsere künftige Auferstehung. Wir sind alle Pilger auf dieser Erde; unsere wahre Heimat liegt im Himmel. Während wir durch dieses Tal der Tränen wandern, dürfen wir nicht vergessen, dass unser Endziel der Himmel ist. Wir sollten unsere Augen auf Christus richten. Unsere Leben hört hier nicht auf. Der Tod hat nicht das letzte Wort.
3.
Betet und bringt Opfer für die Toten!
Wir sollten für die Seelen der Verstorbenen beten. Wir sollten diese Verpflichtung als Christen sehr ernst nehmen. Papst Benedikt sagt (frei übersetzt): “Heute gedenken wir aller verstorbenen Gläubigen. Die Liturgie lädt uns ein, für unsere lieben Verstorbenen zu beten, wobei wir uns das Geheimnis des Todes, das gemeinsame Erbe aller Menschen, vor Augen halten. Vom Glauben erleuchtet, schauen wir gelassen und voll Hoffnung auf das menschliche Rätsel des Todes. Denn nach der Schrift ist er mehr als ein Ende, er ist eine neue Geburt, er ist der unumgängliche Übergang, durch den diejenigen das Leben in Fülle erlangen, die ihr Dasein auf Erden entsprechend den Weisungen des Wortes Gottes gestalten. ” (Papst Benedikt XVI., Generalaudienz vom 2. Nov. 2006)
Gespräch mit Christus:
Danke, Herr Jesus, dass du mich daran erinnerst hast, meine Ende im Auge zu behalten. Hilf allen Seelen im Fegefeuer, schnell den Himmel zu erreichen. Ich bete für sie und will heute Opfer bringen, um ihnen zu helfen, in den Himmel zu kommen.
Vorsatz:
Ich will für die Seelen der Verstorbenen beten und Opfer bringen.
Das „Gesetz” der Liebe
3. November 2006
Freitag der dreißigsten Woche im Jahreskreis
P. Michael Sliney LC
Lk 14,1-6
Als Jesus an einem Sabbat in das Haus eines führenden Pharisäers zum Essen kam, beobachtete man ihn genau. Da stand auf einmal ein Mann vor ihm, der an Wassersucht litt. Jesus wandte sich an die Gesetzeslehrer und die Pharisäer und fragte: Ist es am Sabbat erlaubt zu heilen, oder nicht? Sie schwiegen. Da berührte er den Mann, heilte ihn und ließ ihn gehen. Zu ihnen aber sagte er: Wer von euch wird seinen Sohn oder seinen Ochsen, der in den Brunnen fällt, nicht sofort herausziehen, auch am Sabbat? Darauf konnten sie ihm nichts erwidern.
Einführendes Gebet:
Während ich heute vor dir knie, höre ich das Echo deiner Worte vom neuen Gebot der Liebe. Ich glaube, dass dies der einzige wirkliche Weg zum Glück ist. Ich hoffe auch auf dein Erbarmen und deine Gnade. Ich möchte dich lieben, Herr, und ich versenke mich in die Tiefen der Liebe in deinem heiligen Herzen.
Bitte:
Herr, erlaube mir nie, inmitten der Hektik des täglichen Lebens, die höchste Wichtigkeit der Liebe zu vergessen.
1.
Die Wertskala unserer heutigen Gesellschaft.
Manchmal sind wir so darum besorgt, den Gesetzen und Regeln zu gehorchen und unseren Verpflichtungen nachzugehen, dass wir vergessen, die christliche Tugend der Liebe zu leben. Wir müssen alle unseren Terminkalender erfüllen: Einkäufe, Telefonanrufe, E-Mails, und so weiter. All dies ist sehr wichtig und nötig. Inmitten aller dieser Handlungen, sollten wir dennoch lieben. Wir sollten unsere Augen aufmachen, damit wir sehen, dass die Menschen um uns herum Seelen sind, die Gott uns an unseren Weg gestellt hat. Gottes größter Wunsch ist es, dass wir diese Seelen mit Liebe, Geduld und Freundlichkeit berühren.
2.
Die Hierarchie der Werte Jesu.
Obwohl Jesus zu Tisch beim Essen sass, war seine Hauptsorge der Mann vor ihm, der an Wassersucht litt. Jesus hatte einen langen Tag von Predigten und Heilungen hinter sich und muss sich eine Ruhepause gewünscht haben. Seine Liebe siegte jedoch über seine Bedürfnisse und er richtete sich völlig darauf aus, zu dienen. Was für ein Beispiel der Selbsthingabe! Sein Vater kam zuerst; dann kamen die Menschen um ihn herum; seine persönlichen Wünsche und Bedürfnisse kamen zuletzt.
3.
Wir werden an unserer Liebe beurteilt werden.
Am Ende unseres Lebens werden wir nach unserer Liebe gefragt werden: ob wir geliebt haben oder nicht. Alle unsere Errungenschaften und alles andere wird im Verhältnis zum neuen Gebot der brüderlichen Liebe gesehen werden. Welche Errungenschaft könnte wichtiger als die Liebe sein? Keine Orden, Ehren, öffentliche Anerkennung, Ruhm und Ehre. Der ganze Sinn von Gebet und Sakramenten ist es, die Gnade und Kraft zu finden, um zur größeren Liebe fähig zu sein, besser zu lieben und unser Herz zu vergrößern, damit es wahrhaftig in das Herz Christi verwandelt werden kann.
Gespräch mit Christus:
Ich möchte dich mehr lieben, Herr Jesus. Öffne meine Augen und erweitere mein Herz. Hilf mir, dich wirklich mit größerer Intensität und Großherzigkeit zu lieben.
Vorsatz:
Ich will mir eine Person in meinem Leben aussuchen, mit der ich nicht so zurechtkomme, und ich will mir einen realistischen Plan machen, wie ich diesem Menschen besser dienen kann.
Lebe in Demut!
4. November 2006
Samstag der dreißigsten Woche im Jahreskreis
Karl Borromäus, Bischof von Mailand
P. Michael Sliney LC
Lk 14,1,7-11
Als Jesus an einem Sabbat in das Haus eines führenden Pharisäers zum Essen kam, beobachtete man ihn genau. Als er bemerkte, wie sich die Gäste die Ehrenplätze aussuchten, nahm er das zum Anlaß, ihnen eine Lehre zu erteilen. Er sagte zu ihnen: Wenn du zu einer Hochzeit eingeladen bist, such dir nicht den Ehrenplatz aus. Denn es könnte ein anderer eingeladen sein, der vornehmer ist als du, und dann würde der Gastgeber, der dich und ihn eingeladen hat, kommen und zu dir sagen: Mach diesem hier Platz! Du aber wärst beschämt und müßtest den untersten Platz einnehmen. Wenn du also eingeladen bist, setz dich lieber, wenn du hinkommst, auf den untersten Platz; dann wird der Gastgeber zu dir kommen und sagen: Mein Freund, rück weiter hinauf! Das wird für dich eine Ehre sein vor allen anderen Gästen. Denn wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt, und wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden
Einführendes Gebet:
Vater, ich knie vor dir als ein Zeichen meiner demütigen Unterwerfung dir und deinem Willen gegenüber. Ich ordne mich dir unter, weil du allein, Herr, meiner ganzen Liebe wert bist. Ich habe soviel aus deiner väterlichen Hand erhalten. Ich möchte, dass diese Minuten, die ich mit dir verbringe, Ausdruck meiner Dankbarkeit sind.
Bitte:
Herr, hilf mir zu erkennen, dass öffentliche Ehren und menschliche Wertschätzung nichts bedeuten.
1.
Eitelkeiten über Eitelkeiten
Wir haben es alle gerne, wenn wir den Ehrenplatz angeboten bekommen. Jeder empfindet es als angenehm, anerkannt, geschätzt und geachtet zu werden. Es schmerzt uns, wenn wir nicht beachtet werden. Sogar wenn wir den besten Platz „verdienten” hätten, wie können wir uns unserer Errungenschaften rühmen? Gott ist der Geber aller Gaben. „Was hast du, das du nicht empfangen hättest? Wenn du es aber empfangen hast, warum rühmst du dich als hättest du es nicht empfangen?” (1 Kor 4,7).
2.
Das Beispiel Christi.
Christus ist Gott. Christus ist der Herr des Himmels und der Erde. Dennoch, in seinen eigen Worten kam er „nicht um bedient zu werden, sondern um zu dienen.” (Mt 20,28). Demut ist eine Einstellung, die dem anderen sagt: „Ich kümmere mich mehr um dich als um mich selber. Ich bin hier, um dich glücklich zu machen und zu sehen, wie ich dir deine Last erleichtern kann.” Christus fährt fort, uns durch die Sakramente zu dienen, und dies besonders durch die Eucharistie. Verborgen und doch sehr wirklich wartet er im Tabernakel, besorgt darum, uns Frieden, Trost und Kraft für unseren täglichen Kampf anzubieten.
3.
Das Beispiel der heiligen Jungfrau Maria.
Wer kann die Tugend der Demut besser verstehen als Maria? Sie diente nicht nur Christus und den Aposteln während ihres irdischen Lebens, sondern sie dient uns auch weiterhin vom Himmel aus. „Maria ist groß eben deshalb, weil sie nicht sich, sondern Gott groß machen will. Sie ist demütig: sie will nichts anderes sein als Dienerin des Herrn.” (Papst Benedikt XVI, Gott ist Liebe, Nr. 41).
Gespräch mit Christus:
Herr, hilf mir zu erkennen, wie leer menschlicher Anerkennung ist, und durch den Dienst an meinem Nächsten wahres Glück zu erstreben. Ich möchte, dass du und Maria das Licht seid, das heute, während ich meinen täglichen Verpflichtungen im Dienst an anderen nachgehe, alle meine Handlungen erleuchtet.
Vorsatz:
Ich will zu Maria beten und sie um die Gnade eines demütigeren Herzens bitten.
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