Tägliche Meditationen
Sonntag 17. September 2006 bis Samstag 23. September 2006
Vierundzwanzigste Woche im Jahreskreis
P. Robert Presutti LC
Den Herrn kennen lernen
17. September 2006
Vierundzwanzigster Sonntag im Jahreskreis
P. Robert Presutti LC
Mk 8,27-35
Jesus ging mit seinen Jüngern in die Dörfer bei Cäsarea Philippi. Unterwegs fragte er die Jünger: Für wen halten mich die Menschen? Sie sagten zu ihm: Einige für Johannes den Täufer, andere für Elija, wieder andere für sonst einen von den Propheten. Da fragte er sie: Ihr aber, für wen haltet ihr mich? Simon Petrus antwortete ihm: Du bist der Messias! Doch er verbot ihnen, mit jemand über ihn zu sprechen. Dann begann er, sie darüber zu belehren, der Menschensohn müsse vieles erleiden und von den Ältesten, den Hohenpriestern und den Schriftgelehrten verworfen werden; er werde getötet, aber nach drei Tagen werde er auferstehen. Und er redete ganz offen darüber. Da nahm ihn Petrus beiseite und machte ihm Vorwürfe. Jesus wandte sich um, sah seine Jünger an und wies Petrus mit den Worten zurecht: Weg mit dir, Satan, geh mir aus den Augen! Denn du hast nicht das im Sinn, was Gott will, sondern was die Menschen wollen. Er rief die Volksmenge und seine Jünger zu sich und sagte: Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach. Denn wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben um meinetwillen und um des Evangeliums willen verliert, wird es retten.
Einführendes Gebet: Vater im Himmel, ich glaube, dass du jetzt hier im Gebet bei mir bist. Hilf mir, im Bewusstsein deiner Nähe, im Vertrauen auf deine Gnade und in Liebe zu dir zu beten, in Liebe für alles, was du für mich getan hast.
Bitte: Herr, hilf mir, deine wahre Größe zu kennen, so dass ich niemals versucht bin, mich von dir zu entfernen.
1. Quiz-Fragen. Jesus fragt seine Jünger aus heiterem Himmel: „Für wen halten mich die Menschen?“ Tatsächlich will er aber wissen, für wen seine Jünger ihn halten. Er führt sie schrittweise zu schwierigeren Fragen. Die erste Frage – Für wen halten mich die Menschen? – soll sie zum Denken anregen und ist leicht zu beantworten. Alle Jünger beteiligen sich an der Antwort. Die zweite Frage verlangt schon etwas mehr. Sie verlangt, dass man über sich selbst nachdenkt, in sich hineinhorcht. Das ist überhaupt etwas, was Nähe zu Christus immer wieder in uns bewirkt. Nur Petrus hatte den Mut, zu antworten. Genauso wie die Jünger stellt Christus auch uns in unserer eigenen spirituellen Entwicklung immer wieder überraschend Fragen, Quizfragen sozusagen. Er stellt uns vor Situationen, in denen wir gefordert sind, ernsthaft zu überlegen, wer Jesus wirklich für uns ist.
2. Mit Gottes Maß messen. Genauso wie den Jüngern im Evangelium geht es auch uns: je mehr wir uns Christus nähern, umso mehr gibt er sich uns zu erkennen. Sobald die Jünger Jesus als Messias kennen und akzeptieren, wird es wichtig, dass sie erkennen, was für eine Art Messias er ist. Darüber gibt es viele falsche Vorstellungen und sie sind meist einfach zu menschlich. Er ist nicht der politische Befreier vom römischen Joch, der das Leben einfacher machen wird. Ganz unmissverständlich macht er Petrus und den Jüngern klar, dass er der leidende Gottesknecht Jahwes sei, der leiden müsse und verworfen werden würde.
3. Durch das Kreuz mit Christus verbunden. Petrus dachte, er würde Christus einen Gefallen tun, als er sich gegen das von Christus vorhergesagte Leiden stellte. Nicht gering war sicherlich seine Überraschung über Jesu Reaktion. Sein gutgemeinter aber schlecht unterrichteter Versuch brachte ihm den schlimmstmöglichen Tadel ein: „Satan, geh mir aus den Augen.“ Christus machte ihnen klar, dass sie bereit sein müssten, ihm nicht nur zu folgen, sondern wirklich in seine Fußstapfen zu treten. Der Weg zur Erlösung führt nur über Leiden und Freude des Kreuzes.
Gespräch mit Christus:
Herr Jesus, hilf mir, dich über alles andere zu lieben und bereit zu sein, dir auch dann nachzufolgen, wenn das ein persönliches Opfer für mich bedeutet.
Vorsatz: Ich werde die Schwierigkeiten des Tages heute mit Freude annehmen.
Die Macht eines demütigen Glaubens
18. September 2006
Montag der vierundzwanzigsten Woche im Jahreskreis
P. Robert Presutti LC
Lk 7,1-10
Als Jesus diese Rede vor dem Volk beendet hatte, ging er nach Kafarnaum hinein. Ein Hauptmann hatte einen Diener, der todkrank war und den er sehr schätzte. Als der Hauptmann von Jesus hörte, schickte er einige von den jüdischen Ältesten zu ihm mit der Bitte, zu kommen und seinen Diener zu retten. Sie gingen zu Jesus und baten ihn inständig. Sie sagten: Er verdient es, dass du seine Bitte erfüllst; denn er liebt unser Volk und hat uns die Synagoge gebaut. Da ging Jesus mit ihnen. Als er nicht mehr weit von dem Haus entfernt war, schickte der Hauptmann Freunde und ließ ihm sagen: Herr, bemüh dich nicht! Denn ich bin es nicht wert, dass du mein Haus betrittst. Deshalb habe ich mich auch nicht für würdig gehalten, selbst zu dir zu kommen. Sprich nur ein Wort, dann muss mein Diener gesund werden. Auch ich muss Befehlen gehorchen und ich habe selber Soldaten unter mir; sage ich nun zu einem: Geh!, so geht er, und zu einem andern: Komm!, so kommt er, und zu meinem Diener: Tu das!, so tut er es. Jesus war erstaunt über ihn, als er das hörte. Und er wandte sich um und sagte zu den Leuten, die ihm folgten: Ich sage euch: Nicht einmal in Israel habe ich einen solchen Glauben gefunden. Und als die Männer, die der Hauptmann geschickt hatte, in das Haus zurückkehrten, stellten sie fest, dass der Diener gesund war.
Einführendes Gebet: Heiliger Geist, süßer Seelengast, an dich wende ich mich in dieser besonderen Zeit des Gebetes. Ich möchte mein Herz für deine Taten völlig öffnen. Stärke meinen Glauben und meine Hoffnung und entzünde meine Liebe für die Dinge des Himmels.
Bitte: Jesus Christus, hilf mir, dass ich diese Zeit mit dir wirklich nütze. Lehre mich, an deine Anwesenheit mit demütigem Vertrauen zu glauben.
1. Bitte um Heilung. Dieses Wunder zeigt uns die Macht und Wichtigkeit der Fürbitte. Die Fürbitte der jüdischen Ältesten der Stadt macht es Jesus möglich, diese Heilung zu bewirken. Wie viele Heilungen geschehen nur deshalb nicht, weil sie niemand dem Herrn zu Gehör bringt. Es ist nicht so, dass der Herr nicht schon davon wüsste oder dass er nicht helfen möchte. Es ist aber unsere Aufgabe, ihm den Anlass zu geben, tätig zu werden.
2. Ich bin es nicht wert. Jesus zeigt uns hier wundervolle Demut. Er stellt keine Fragen und zögert nicht, sondern wirkt das Wunder einfach. Unser demütiger Herr ist immer bewegt und erfreut, wenn er Demut erlebt. Der Hauptmann bat die Ältesten um ihre Fürbitte bei Jesus, nicht weil er zu faul war, um selbst zu gehen, sondern weil er sich nicht für würdig hielt, selbst zu ihm zu kommen. Aus eben dieser Demut heraus weiß er auch um die Fähigkeit des Herrn, ein Wunder über größere Entfernung zu wirken. Ein demütiger Glaube braucht keine äußerlichen Bestätigungen sondern weiß einfach, dass er erhält, worum er in Demut bittet.
3. Nicht einmal in Israel... Manchmal beschränken wir selbst unsere menschlichen Erwartungen, wo wir glauben Gott finden zu können und was wir von ihm erwarten können. Gott aber hat keine Grenzen. Er kann genauso gut die – in unseren Augen – überraschendste Person wählen. Der Hauptmann, der gläubige „Goi“, ist ein Zeichen dafür, dass der Heilige Geist in allen Menschen wirkt und sie zur Kenntnis der Wahrheit und zur Liebe für die Wahrheit führt. Der Grad der Demut eines Menschen bestimmt ganz direkt seine Fähigkeit, Gott zu kennen und zu erkennen.
Gespräch mit Christus:
Herr Jesus, du lobtest den Glauben des Hauptmanns. Stärke meinen schwachen Glauben und hilf mir, auch in meinem Leben deine Wunder wirken zu lassen.
Vorsatz: Ich werde heute den Momenten, die mich entmutigen könnten, mit dem Glauben an Christi Macht und Liebe gegenübertreten.
Allmacht und Mitgefühl
19. September 2006
Dienstag der vierundzwanzigsten Woche im Jahreskreis
P. Robert Presutti LC
Lk 7,11-17
Einige Zeit später ging er in eine Stadt namens Naïn; seine Jünger und eine große Menschenmenge folgten ihm. Als er in die Nähe des Stadttors kam, trug man gerade einen Toten heraus. Es war der einzige Sohn seiner Mutter, einer Witwe. Und viele Leute aus der Stadt begleiteten sie. Als der Herr die Frau sah, hatte er Mitleid mit ihr und sagte zu ihr: Weine nicht! Dann ging er zu der Bahre hin und fasste sie an. Die Träger blieben stehen und er sagte: Ich befehle dir, junger Mann: Steh auf! Da richtete sich der Tote auf und begann zu sprechen und Jesus gab ihn seiner Mutter zurück. Alle wurden von Furcht ergriffen; sie priesen Gott und sagten: Ein großer Prophet ist unter uns aufgetreten: Gott hat sich seines Volkes angenommen. Und die Kunde davon verbreitete sich überall in Judäa und im ganzen Gebiet ringsum.
Einführendes Gebet: Mein Herr und Gott, ich brauche dies Zeit des Gebetes und deine Nähe. Ich glaube, dass du jetzt hier bei mir bist. Auf deine Güte und Macht hoffe ich und liebe dich über alles.
Bitte: Herr Jesus, lass mich dir auf den Wegen meines Lebens begegnen. Bitte nimm dich meiner Bedürfnisse an.
1. Das mitfühlende Herz Christi. Christus wirkte kein einziges Wunder zu seinem persönlichen Vergnügen oder um irgendetwas für sich selbst zu erleichtern. Von sich selbst fordert er sehr viel. Wenn es aber um andere geht, dann ist er immer bereit, seine göttlichen Kräfte einzusetzen, um zu helfen, wer auch immer seine Hilfe braucht und bereit ist, diese Hilfe auch anzunehmen. Selbstbeschränkung ermöglicht es uns, Mitgefühl für andere zu haben. Wenn wir hingegen unsere eigenen Bedürfnisse zu hoch reihen, dann verhärtet uns das gegenüber unseren Mitmenschen.
2. Weine nicht. Wenn Christus da ist, dann gibt es keinen Grund für Traurigkeit. Sogar die schlimmsten Tragödien geben uns Anlass zur Hoffnung. Kummer entsteht aus dem Gedanken, dass wir den Schwierigkeiten des Lebens alleine gegenüberstehen und dass die Herausforderungen unsere Fähigkeiten übersteigen. Wenn Christi Anwesenheit nicht Realität wäre, dann hätten wir sicherlich oft Grund, bitterlich zu weinen. Aber Christus ist da! Auch wenn es uns nicht immer bewußt ist, der Herr ist immer bei uns, um uns Kraft zu geben. Der junge Mann, den Christus auferweckt hat, wird irgendwann wieder sterben, aber in diesem Wunder ging es Christus darum, uns zu zeigen, dass er das Unmögliche möglich machen kann. Es ist eine Einladung, auf die Fülle des Lebens und Gottes Gnaden zu hoffen.
3. Steh auf! Ganz richtig haben die Anwesenden erkannt, dass ein großer Prophet unter ihnen aufgetreten ist. Mit einem einzigen Wort kann er das größte Dunkel und die tiefsten Ängste des Menschen überwinden. Dennoch liegt Christi Größe in dem, was er ist, und nicht in dem, was er tut. Wunder sind nur ein Symbol dafür, eine Erinnerung daran, dass sein größtes Geschenk seine Person ist, nicht seine Taten. Sonst könnten ja nur jene Gottes Liebe für sich behaupten, an denen Christus Wunder gewirkt hat. Auch ohne Wunder blieben immer noch die Größe, Liebe und Großartigkeit der Person Christi, der für alle da ist und für alle zugänglich ist.
Gespräch mit Christus:
Herr Jesus, hilf mir, so zu leben, dass du deine Macht und Liebe durch mein Leben zeigen kannst. Hilf mir, dich jeden Tag besser kennenzulernen. Ich weiß, dass du mir nahe bist und nur das Beste für mich willst.
Vorsatz: Ich werde mich heute besonders gegen alle negativen Gedanken und den Pessimismus in mir wehren.
Ewig unzufrieden
20. September 2006
Mittwoch der vierundzwanzigsten Woche im Jahreskreis
P. Robert Presutti LC
Lk 7,31-35
Mit wem soll ich also die Menschen dieser Generation vergleichen? Wem sind sie ähnlich? Sie sind wie Kinder, die auf dem Marktplatz sitzen und einander zurufen: Wir haben für euch auf der Flöte (Hochzeitslieder) gespielt und ihr habt nicht getanzt; wir haben Klagelieder gesungen und ihr habt nicht geweint. Johannes der Täufer ist gekommen, er isst kein Brot und trinkt keinen Wein und ihr sagt: Er ist von einem Dämon besessen. Der Menschensohn ist gekommen, er isst und trinkt; darauf sagt ihr: Dieser Fresser und Säufer, dieser Freund der Zöllner und Sünder! Und doch hat die Weisheit durch alle ihre Kinder Recht bekommen.
Einführendes Gebet: Ewiger Gott, das Gebet ist ein Geschenk von dir an mich. Ich glaube, dass du mir damit einen vollständigen und unbegrenzten Zugang zu deiner Macht und Gnade gibst. Ich möchte dieses Geschenk über alles schätzen. Wenn ich jetzt diese Meditation beginne, erneuere ich damit meinen Glauben, meine Hoffnung, meine Liebe zu dir.
Bitte: Heiliger Geist, erleuchte meinen Verstand und bewege mein Herz.
1. Endlose Ausreden. In den Tagen Jesu beschwerten sich gute und religiöse Menschen über den kargen Lebensstil Johannes des Täufers, des Vorläufers Christi. „Er muss verrückt sein", sagten sie. Sie klagten auch über die, wie sie meinten, zu weit gehende Freundschaft Jesu zu Sündern und Ungläubigen. Die Gewohnheit, die Realität immer nur durch den Filter unserer scheinbar fertigen Meinungen zu beurteilen, kann uns dazu bringen, die Dinge Gottes abzulehnen. Das ist dann das Gegenteil von Glaube. Und nicht nur das, es steht auch im Gegensatz zu jeder Vernunft und ist selbstbeschränkender Rationalismus. Statt dass wir Gott in die von uns definierte Schachtel stecken, sollten wir uns nach Gottes Maßstab formen lassen.
2. Wankelmütigkeit. Wankelmütigkeit im geistlichen Leben führt uns unweigerlich zur Ablehnung Gottes. Die Unfähigkeit einem einmal eingeschlagenen Weg im geistlichen Leben bis zum Ende zu folgen, läßt uns auf eben diesem Wege allein, und zwar weit vom Ziel entfernt. Es ist gar nicht so wesentlich, ob wir dem strengen Weg des Johannes folgen oder dem scheinbar liberalen Weg der Jünger Christi. Wesentlich ist, jenem Pfad bis zum Ende zu folgen, den Gott uns persönlich als den unseren gegeben hat. Solange wir uns vorwärtsbewegen, kann Gott unsere Schritte leiten. Sobald wir stehenbleiben, kann Gott uns nicht mehr führen. Auf den richtigen oder gar den perfekten Moment zu warten, ist in Wirklichkeit Launenhaftigkeit und die Unfähigkeit, sich auf etwas festlegen zu können.
3. Weisheit. Weisheit ist ein Geschenk des Heiligen Geistes,
das es uns erlaubt, göttliche und menschliche Dinge und Angelegenheiten
mit Gottes Augen zu sehen. Weisheit führt uns zu ausgeglichenen und ausgewogenen
Entscheidungen und Beurteilungen. Wir können uns auf dieses Geschenk vorbereiten,
indem wir uns bemühen, gute Entscheidungen zu treffen und uns auch an
diese zu halten. Geschenke Gottes bauen auf menschlichen Tugenden auf.
Gespräch mit Christus:
Herr Jesus, deine Lehren und dein Beispiel sind ein Geschenk an uns. Hilf mir, dass ich aus ihnen für mein Leben lerne und verhindere, dass ich sie jemals als für mein Leben irrelevant halte.
Vorsatz: Ich werde heute jeden Wankelmut bezüglich des Weges vermeiden, dem zu folgen ich von Gott berufen wurde.
Die heilende Kraft der Liebe
21. September 2006
Donnerstag der vierundzwanzigsten Woche im Jahreskreis
P. Robert Presutti LC
Lk 7,36-50
Jesus ging in das Haus eines Pharisäers, der ihn zum Essen eingeladen hatte, und legte sich zu Tisch. Als nun eine Sünderin, die in der Stadt lebte, erfuhr, dass er im Haus des Pharisäers bei Tisch war, kam sie mit einem Alabastergefäß voll wohlriechendem Öl und trat von hinten an ihn heran. Dabei weinte sie und ihre Tränen fielen auf seine Füße. Sie trocknete seine Füße mit ihrem Haar, küsste sie und salbte sie mit dem Öl. Als der Pharisäer, der ihn eingeladen hatte, das sah, dachte er: Wenn er wirklich ein Prophet wäre, müsste er wissen, was das für eine Frau ist, von der er sich berühren lässt; er wüsste, dass sie eine Sünderin ist. Da wandte sich Jesus an ihn und sagte: Simon, ich möchte dir etwas sagen. Er erwiderte: Sprich, Meister! (Jesus sagte:) Ein Geldverleiher hatte zwei Schuldner; der eine war ihm fünfhundert Denare schuldig, der andere fünfzig. Als sie ihre Schulden nicht bezahlen konnten, erließ er sie beiden. Wer von ihnen wird ihn nun mehr lieben? Simon antwortete: Ich nehme an, der, dem er mehr erlassen hat. Jesus sagte zu ihm: Du hast recht. Dann wandte er sich der Frau zu und sagte zu Simon: Siehst du diese Frau? Als ich in dein Haus kam, hast du mir kein Wasser zum Waschen der Füße gegeben; sie aber hat ihre Tränen über meinen Füßen vergossen und sie mit ihrem Haar abgetrocknet. Du hast mir (zur Begrüßung) keinen Kuss gegeben; sie aber hat mir, seit ich hier bin, unaufhörlich die Füße geküsst. Du hast mir nicht das Haar mit Öl gesalbt; sie aber hat mir mit ihrem wohlriechenden Öl die Füße gesalbt. Deshalb sage ich dir: Ihr sind ihre vielen Sünden vergeben, weil sie (mir) so viel Liebe gezeigt hat. Wem aber nur wenig vergeben wird, der zeigt auch nur wenig Liebe. Dann sagte er zu ihr: Deine Sünden sind dir vergeben. Da dachten die anderen Gäste: Wer ist das, dass er sogar Sünden vergibt? Er aber sagte zu der Frau: Dein Glaube hat dir geholfen. Geh in Frieden.
Einführendes Gebet: Heilige Dreifaltigkeit, ich kann dich nicht sehen, dennoch bist du bei mir. Ich kann dich nicht anfassen, dennoch bin ich in deiner Hand. Ich kann dich nicht begreifen, dennoch liebe ich dich mit ganzem Herzen.
Bitte: Herr Jesus, lehre mich durch dein Beispiel und dein Wort. Hilf mir, dass ich bereit bin, mich zu ändern.
1. Angebliche Aufgeschlossenheit und Hochmut des Geistes. Simon der Pharisäer ist dem Herrn gegenüber scheinbar aufgeschlossen. Er lädt ihn zum Essen ein. Er beobachtet ihn. Darüber hinaus führt er mit ihm ein freundliches Gespräch. Dennoch, im Innersten taxiert Simon den Herrn, tut ihn ab wie eine Farce und lehnt ihn letztlich auch ab. Die Pharisäer versuchen vor allem, Gott unsere vorgefasste Meinung darüber, wie er handeln sollte, aufzuzwingen. Die Pharisäer hatten die richtige Einstellung zu moralischen Prinzipien; Simon und Jesus sind sich darin einig, dass die Frau eine Sünderin ist. Hier aber ist es der Hochmut der Pharisäer, der sie hindert, ihre eigenen Sünden einzugestehen. Dieser Hochmut äußert sich in der unausgesprochenen Überzeugung, dass Gott sich meiner Art zu leben und zu handeln anzupassen hat.
2. Erlösung. Der Pharisäer glaubt, er sei ohne Sünde, und er gibt nicht zu, dass er einen Erlöser braucht. Seine hochmütige „Bewertung“ des Herrn resultiert aus einem noch größeren Hochmut, der ihn blind macht zu erkennen, wer er wirklich vor Gott ist: ein einfaches Geschöpf, das göttliche Hilfe und Gnade braucht. Simon möchte, dass sich Gott seiner vorgefassten Meinung anpasst, und steigert sich da hinein bis zur Ablehnung Christi. Das ist das Paradebeispiel für Hochmut. Er verzerrt die Wirklichkeit und schmiedet seine egozentrische Welt, zu der Christus keinen Zutritt hat. Die Frau weiß, dass sie eine Sünderin ist, und erkennt den Weg zu ihrem Heil in den Worten Jesu und in seinem Vorbild. Schmerzlich erkennt sie, wer sie ist, und sehnt sich brennend nach Erlösung. Die Worte Christi und das Beispiel seiner Barmherzigkeit finden großen Widerhall in ihrem Herzen und fordern sie zur Reue auf. Das ist das Paradebeispiel für Demut. Die Wahrheit erkennen und gelassen annehmen, macht die Erlösung möglich.
3. Die Güte Christi. Die Art und Weise, wie Jesus mit der Frau und mit Simon umgeht, zeigt ebenso, wie ausgewogen die Güte unseres Herrn ist. Er vermeidet sorgsam die Extreme: einerseits die Verdammung der Sünden und andererseits die Gleichgültigkeit gegenüber den Sünden anderer. Unser Herr kann Hoffnung und Trost dem reuigen Sünder ebenso anbieten wie er den Hochmütigen mit einem sanften Ruf zur Reue auffordern kann, weil er für beide sterben wird. Hierin sehen wir die Güte Gottes. Er will uns alle retten, nur müssen wir bereit sein, seine Güte anzunehmen.
Gespräch mit Christus:
Jesus, hilf mir zu erkennen, wer ich bin und wer du bist. Lehre mich Dankbarkeit für deine Güte und Hoffnung auf deine Barmherzigkeit.
Vorsatz: Ich werde heute keine Entschuldigungen für meine Sünden und mein Versagen suchen und mein Herz dem Erbarmen Christi öffnen.
Unermüdlich in der Mission
22. September 2006
Freitag der vierundzwanzigsten Woche im Jahreskreis
P. Robert Presutti LC
Lk 8,1-3
In der folgenden Zeit wanderte er von Stadt zu Stadt und von Dorf zu Dorf und verkündete das Evangelium vom Reich Gottes. Die Zwölf begleiteten ihn, außerdem einige Frauen, die er von bösen Geistern und von Krankheiten geheilt hatte: Maria Magdalene, aus der sieben Dämonen ausgefahren waren, Johanna, die Frau des Chuzas, eines Beamten des Herodes, Susanna und viele andere. Sie alle unterstützten Jesus und die Jünger mit dem, was sie besaßen.
Einführendes Gebet: Ewiger Gott, ich danke dir für deine Einladung zum Gebet. Bringe mich dazu, dass ich mich nach der Einheit mit dir mehr als über alles Andere sehne. Ich wünsche mir, zu beten mit einem tiefen und lebendigen Gespür für dich, um zu begreifen, wer du für mich bist: mein Gott und mein alles.
Bitte: Herr Jesus, gewähre mir den Willen und den heiligen Eifer, dass ich hier und jetzt das, was du mich lehrst, in die Tat umsetze.
1. Sinn für Dringlichkeit Jesus zeigt eine bemerkenswert unermüdliche Hingabe für seine Mission. Er hält sicht nicht mit anderen Dingen auf, denn er weiß, dass seine Zeit kurz bemessen ist und er möglichst viele Menschen mit seiner Botschaft erreichen muss. Er zeigt uns, dass es möglich ist, auch mit wenigen Mitteln und wenig Zeit viel zu erreichen. Er lehrt uns, dass wir viel erreichen können, wenn wir uns dessen bewusst sind, warum wir hier sind, und wenn wir uns an unsere Prioritäten halten.
2. Die geheilten Frauen. Menschen, die Christus am meisten brauchen und kommen, um vor allem seine Gnade anzunehmen, sind besonders befähigt, ihn zu lieben und ihm zu folgen. Nur die, die denken, dass sie ohne die Hilfe von Christus zurecht kommen, oder diese nicht wollen, haben es schwer zu erkennen, wer er ist; diese Menschen können Christus entweder nicht folgen oder sie haben keine Sehnsucht danach. Zu welcher Gruppe gehöre ich?
3. Das Werk des Herrn unterstützen. Jesus ruft uns alle, an seiner Mission teilzunehmen, jeder nach seiner Berufung und seinen Fähigkeiten. Für einige bedeutet das, alles jetzt und in Zukunft zu verlassen und sich ihm völlig zur Verfügung zu stellen, wo immer er hingeht. Für andere heißt dies, ihn mit den eigenen Fähigkeiten zu unterstützen. Wozu ruft Jesus mich?
Gespräch mit Christus:
Herr Jesus, ich danke dir für dein Beispiel. Ich bitte dich, gib mir eine unstillbare Sehnsucht, möglichst viele Menschen zu dir zu bringen.
Vorsatz: Ich werde heute meine Pflichten treu erfüllen, um so an der Mission Christi teilzunehmen.
Guter Boden
23. September 2006
Samstag der vierundzwanzigsten Woche im Jahreskreis
P. Robert Presutti LC
Lk 8,4-15
Als die Leute aus allen Städten zusammenströmten und sich viele Menschen um ihn versammelten, erzählte er ihnen dieses Gleichnis: Ein Sämann ging aufs Feld, um seinen Samen auszusäen. Als er säte, fiel ein Teil der Körner auf den Weg; sie wurden zertreten und die Vögel des Himmels fraßen sie. Ein anderer Teil fiel auf Felsen, und als die Saat aufging, verdorrte sie, weil es ihr an Feuchtigkeit fehlte. Wieder ein anderer Teil fiel mitten in die Dornen und die Dornen wuchsen zusammen mit der Saat hoch und erstickten sie. Ein anderer Teil schließlich fiel auf guten Boden, ging auf und brachte hundertfach Frucht. Als Jesus das gesagt hatte, rief er: Wer Ohren hat zum Hören, der höre!
Seine Jünger fragten ihn, was das Gleichnis bedeute. Da sagte er: Euch ist es gegeben, die Geheimnisse des Reiches Gottes zu erkennen. Zu den anderen Menschen aber wird nur in Gleichnissen geredet; denn sie sollen sehen und doch nicht sehen, hören und doch nicht verstehen.
Das ist der Sinn des Gleichnisses: Der Samen ist das Wort Gottes. Auf den Weg ist der Samen bei denen gefallen, die das Wort zwar hören, denen es aber der Teufel dann aus dem Herzen reißt, damit sie nicht glauben und nicht gerettet werden. Auf den Felsen ist der Samen bei denen gefallen, die das Wort freudig aufnehmen, wenn sie es hören; aber sie haben keine Wurzeln: Eine Zeit lang glauben sie, doch in der Zeit der Prüfung werden sie abtrünnig. Unter die Dornen ist der Samen bei denen gefallen, die das Wort zwar hören, dann aber weggehen und in den Sorgen, dem Reichtum und den Genüssen des Lebens ersticken, deren Frucht also nicht reift. Auf guten Boden ist der Samen bei denen gefallen, die das Wort mit gutem und aufrichtigem Herzen hören, daran festhalten und durch ihre Ausdauer Frucht bringen.
Einführendes Gebet: Herr, ich habe ein tiefes Bedürfnis zu beten. Ich glaube, dass du in meiner Seele lebst. Du lädst mich ein, dir zu vertrauen und dich mit ganzem Herzen zu lieben. Hilf mir, dir mein Herz ganz zu öffnen.
Bitte: Jesus Christus, hilf mir, auf gutem Boden zu leben, wo dein Wort Früchte in Überfluss bringen wird.
1. Christus der Sämann. Gott ist niemals statisch. Es gibt keinen Moment, in dem Gott nicht bemüht ist, mich ihm näher zu bringen. Christus sät ständig sein Wort in mein Herz. Inspirationen, Lichter, Lehren, und die guten Beispiele, die andere mir geben, sind des Herrn beständige Bemühungen, mich dazu zu bringen, Früchte der Heiligkeit hervorzubringen. Der Samen, den Gott in meine Seele einsät, hat die Fähigkeit, selbständig zu wachsen und mit der Zeit viele Früchte zu tragen. Das einzige, was ich tun muss, ist, diesem Samen Gelegenheit und Raum zum Wachsen zu geben. Im Wesentlichen besteht mein spirituelles Leben im Lernen, wie ich mit Gottes Samen zusammenwirken kann: indem ich nicht im Weg stehe und nicht das Wachsen der Früchte durch meinen Stolz oder meine Sturheit behindere.
2. Vögel und Felsen. Christus zeigt uns unsere innere Haltung auf. Er nennt drei Arten von Hindernissen, mit denen wir alle zu kämpfen haben. Das erste ist die Härte des Herzens – der Widerstand, uns zu ändern. Der Feind unserer Seele macht sich diese Beharrlichkeit besonders zu nutze, um uns am Vorwärtskommen zu hindern. Christi Macht ist gleich Null, wenn ich mein Herz verschließe und ich mich nicht ändern will.
Das zweite Hindernis ist Empfindlichkeit und Oberflächlichkeit. Ich könnte meine vermeintliche Nachfolge Christi mit der Suche nach geistlichen Höhepunkten verwechseln oder mit der bloßen Einnahme eines Beruhigungsmittels für mein beunruhigtes Gewissen. Wenn dies der Fall ist, folge ich Christus nur insoweit, wie es für mich angenehm ist, weil ich nicht wirklich Berge bewegen möchte, nämlich die wirklichen Probleme, die aus meinem Leben ausgeblendet sind. Sobald Christus diese Felsen versetzen möchte, bevorzuge ich es, die Freundschaft verdorren zu lassen. Das ist keine echte Liebe, sondern eher die trügerischste Art der Selbstliebe. Es wäre besser, wenn der Samen niemals eingedrungen wäre.
3. Von Dornen zum gutem Boden. Das dritte Hindernis ist eins, das wir niemals vermutet hätten. Wir könnten uns eine beunruhigte und besorgte Person vorstellen, die ängstlich versucht, ihre Pflichten zu erfüllen und den Anforderungen des Lebens nachzukommen. Christus jedoch zeigt uns, dass wir häufig unsere Probleme selbst schaffen und unsere Fesseln selbst schmieden. Dies gibt uns eine seltsame Art der Befriedigung. Vielleicht haben wir zuviel Angst vor der Freiheit, die Christus uns gibt, da sie zu viel Verantwortung beinhaltet. Wir bevorzugen es, uns hinter der Ausrede „wir haben so viel zu tun“ zu verstecken. Wir werden von den vordergründigen Pflichten des Lebens gefangengenommen und widmen uns nicht dem wirklichen Leben, das hinter diesen Pflichten ist.
Wenn Christus in mein Herz sieht, sieht er einen guten Boden und Potential für viel Frucht. Ich habe es in der Hand, Hindernisse und Gefahren zu meiden und zu beherrschen.
Gespräch mit Christus:
Herr Jesus, ich danke dir für deine Belehrung. Ich bitte dich, mir zu helfen, absolut aufrichtig vor dir zu sein. Demütig nehme ich mein Leben als dein Geschenk an. Hilf mir, es gut zu leben und Großartiges für dich zu tun.
Vorsatz: Ich werde jede Angst überwinden, die ich angesichts der Anforderungen, die Christus an mich stellt, empfinde.
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