Tägliche Meditationen
Sonntag 3. September 2006 bis Samstag 9. September 2006
Zweiundzwanzigste Woche im Jahreskreis
P. Andrew Mulcahey LC
Was kann uns von der Liebe Christi trennen?
3. September 2006
Zweiundzwanzigster Sonntag im Jahreskreis
P. Andrew Mulcahey LC
Mk 7,1-8, 14-15, 21-23
Die Pharisäer und einige Schriftgelehrte, die aus Jerusalem gekommen
waren, hielten sich bei Jesus auf. Sie sahen, dass einige seiner Jünger
ihr Brot mit unreinen, das heißt mit ungewaschenen Händen aßen.
Die Pharisäer essen nämlich wie alle Juden nur, wenn sie vorher
mit einer Handvoll Wasser die Hände gewaschen haben, wie es die Überlieferung
der Alten vorschreibt. Auch wenn sie vom Markt kommen, essen sie nicht,
ohne sich vorher zu waschen. Noch viele andere überlieferte Vorschriften
halten sie ein, wie das Abspülen von Bechern, Krügen und Kesseln.
Die Pharisäer und die Schriftgelehrten fragten ihn also: Warum halten
sich deine Jünger nicht an die Überlieferung der Alten, sondern
essen ihr Brot mit unreinen Händen? Er antwortete ihnen: Der Prophet
Jesaja hatte recht mit dem, was er über euch Heuchler sagte: Dieses
Volk ehrt mich mit den Lippen, sein Herz aber ist weit weg von mir. Es
ist sinnlos, wie sie mich verehren; was sie lehren, sind Satzungen von
Menschen. Ihr gebt Gottes Gebot preis und haltet euch an die Überlieferung
der Menschen.
Dann rief er die Leute wieder zu sich und sagte: Hört mir alle
zu und begreift, was ich sage: Nichts, was von außen in den Menschen
hineinkommt, kann ihn unrein machen, sondern was aus dem Menschen herauskommt,
das macht ihn unrein.
Denn von innen, aus dem Herzen der Menschen, kommen die bösen Gedanken,
Unzucht, Diebstahl, Mord, Ehebruch, Habgier, Bosheit, Hinterlist, Ausschweifung,
Neid, Verleumdung, Hochmut und Unvernunft. All dieses Böse kommt
von innen und macht den Menschen unrein.
Einführendes Gebet: Herr,
hilf mir heute, die Botschaft deines Evangeliums unvoreingenommen und
mit offenem Herzen aufzunehmen. Herr, ich stehe, wie du weißt, in
der Gefahr, leere Regeln zu befolgen, anstatt dich in den Mittelpunkt
all meines Handelns zu stellen. Mein Gebet möge dir gefallen und
so gebe ich mich dir hin.
Bitte: Herr, gib mir Vertrauen
in die Macht deiner Gnade.
1. Schaue auf die wirklichen Gefahren. Christus fürchtete
sich vor nichts. Auch vor dem Teufel hatte er keine Angst. Er fürchtete
auch nicht die öffentliche Meinung. Er hatte keine Angst davor, den
harten und schwierigen Weg zu gehen. Auch wenn er Blut schwitzen musste,
fürchtete er sich nicht, den Willen seines Vaters als der leidende
Gottesknecht zu erfüllen. Mit seinen Worten und seinem Lebensweg
ermutigte er ständig seine Anhänger, sich vor Gefahren in Acht
zu nehmen und darum zu beten, nicht in Versuchung zu fallen. Er weiß,
dass es von außen wirkliche Gefahren gibt: „Wenn dich dein
rechtes Auge zum Bösen verführt, dann reiß es aus und
wirf es weg!“ (Mt 5,29). Wehe dem, der einen von diesen Kleinen
zum Bösen verführt (vgl. Mt 18,6). „… hütet
euch vor dem Sauerteig der Pharisäer…“ (Mt 16,6). „…
der Satan hat verlangt, dass er euch wie Weizen sieben darf.“ (Lk
22,31). Christus wird mir immer die wirklichen Gefahren klar vor Augen
führen, die in meinem Leben auf mich lauern.
2. Ich will sie nicht von dir nehmen. Christus warnt
uns deutlich, und unsere eigene Erfahrung bestätigt es, dass Gott
diese Gefahren im Normalfall nicht von unserem Leben fernhält. Gewöhnlich
werden diese Gefahren bleiben, sei es, dass sie von außen kommen
– „Vater, ich bitte dich nicht, dass du sie aus der Welt nimmst“
– sei es, dass sie von innen kommen. Als der heilige Paulus Christus
bat, den Stachel aus seinem Fleisch zu ziehen, antwortete Christus nur:
„Meine Gnade genügt dir“ (2 Kor 12,9). Warum Gott angesichts
dieser Leiden das zulassen konnte, ist für uns schwer zu verstehen.
Aber vielleicht können wir eine Begründung in den Worten Christi
aus dem heutigen Evangelium finden. Möge es niemals auf einen Christen
zutreffen: „Dieses Volk ehrt mich mit den Lippen, sein Herz aber
ist weit weg von mir.“ Leid und Not lassen unser Herz oft dicht
bei Christus sein.
3. Ich will euch die Gnade geben, sie zu überwinden
Christus hatte keinerlei Befürchtungen, die Apostel hinaus in die
Welt zu senden, obwohl er die inneren und die äußeren Gefahren,
die die Apostel erwarteten, genau kannte. Er sendet uns aus, wie „Schafe
mitten unter die Wölfe“ (vgl. Mt 10,16) in eine Welt, die „euch
hassen wird, wie sie mich gehasst hat“ (vgl. Mt 24,9). Er verbreitet
sein göttliches Wort und seine kostbare Gnade in der Welt durch zerbrechliche
irdene Gefäße, durch uns. Auf Erden sagt er uns durch seinen
Stellvertreter: „Fürchte dich nicht“. Außerdem
erwartet er von uns, dass wir hundertfach Frucht bringen und Früchte
bringen, die von Dauer sind. Was ist der Schlüssel für diese
Zuversicht? Der Schlüssel ist der demütige Mensch, der immer
bereit ist, nach innen zu schauen und sein Herz von der kleinsten Versuchung
und der geringsten Verunreinigung zu befreien und dadurch Christus eine
annehmbare Wohnung einzurichten. Was oder wer kann uns von der Liebe Gottes
trennen? Was gibt es da zu fürchten, außer solchem „Bösen,
das von innen kommt und unrein macht“.
Gespräch mit Christus:
Ich danke dir, Herr, dass du mich daran erinnerst, wie schön
es ist, dein Freund zu sein, und gleichzeitig auch an die damit verbundene
gewaltige Verantwortung. Bitte gib mir den Mut und die Kraft, als dein
Vermittler und Botschafter zu leben, und hilf mir, dass ich deine Botschaft
der Liebe in meinem Leben, bei der Arbeit und bei allem, was ich tue,
ständig verbreite.
Vorsatz: Ich werde
mir heute etwas Zeit nehmen und Christus bitten, mir zu helfen, jede Versuchung
zur Sünde in meinem Herzen herauszufinden. Ich werde sie mir aufschreiben
und nach konkreten Wegen suchen, um mein Herz davon zu reinigen.
„Wer dich hört, hört mich“
4. September 2006
Montag der zweiundzwanzigsten Woche im Jahreskreis
P. Andrew Mulcahey LC
Lk 4,16-30
So kam er (Jesus) auch nach Nazaret, wo er aufgewachsen war, und ging,
wie gewohnt, am Sabbat in die Synagoge. Als er aufstand, um aus der Schrift
vorzulesen, reichte man ihm das Buch des Propheten Jesaja. Er schlug das
Buch auf und fand die Stelle, wo es heißt:
Der Geist des Herrn ruht auf mir; denn der Herr hat mich gesalbt.
Er hat mich gesandt, damit ich den Armen eine gute Nachricht bringe; damit
ich den Gefangenen die Entlassung verkünde und den Blinden das Augenlicht;
damit ich die Zerschlagenen in Freiheit setze und ein Gnadenjahr des Herrn
ausrufe.
Dann schloss er das Buch, gab es dem Synagogendiener und setzte sich.
Die Augen aller in der Synagoge waren auf ihn gerichtet. Da begann er,
ihnen darzulegen: Heute hat sich das Schriftwort, das ihr eben gehört
habt, erfüllt. Seine Rede fand bei allen Beifall; sie staunten darüber,
wie begnadet er redete, und sagten: Ist das nicht der Sohn Josefs? Da
entgegnete er ihnen: Sicher werdet ihr mir das Sprichwort vorhalten: Arzt,
heile dich selbst! Wenn du in Kafarnaum so große Dinge getan hast,
wie wir gehört haben, dann tu sie auch hier in deiner Heimat! Und
er setzte hinzu: Amen, das sage ich euch: Kein Prophet wird in seiner
Heimat anerkannt. Wahrhaftig, das sage ich euch: In Israel gab es viele
Witwen in den Tagen des Elija, als der Himmel für drei Jahre und
sechs Monate verschlossen war und eine große Hungersnot über
das ganze Land kam. Aber zu keiner von ihnen wurde Elija gesandt, nur
zu einer Witwe Sarepta bei Sidon. Und viele Aussätzige gab es in
Israel zur Zeit des Propheten Elischa. Aber keiner von ihnen wurde geheilt,
nur der Syrer Naaman. Als die Leute in der Synagoge das hörten, gerieten
sie alle in Wut. Sie sprangen auf und trieben Jesus zur Stadt hinaus;
sie brachten ihn an den Abhang des Berges, auf dem ihre Stadt erbaut war,
und wollten ihn hinabstürzen. Er aber schritt mitten durch die Menge
hindurch und ging weg.
Einführendes Gebet: Herr,
ich liebe dich und danke dir für alles, was du für mich getan
hast. Aber sehr oft habe ich, Herr, mit dir gefeilscht und ich verlangte
in meinem Gebet zu erhalten, um was ich bat. Jetzt, Herr, will ich völlig
gelassen sein – ohne Zwänge. In diesem Gebet bitte ich dich
um nichts anderes als um die Gnade, gut zu beten.
Bitte: Herr, du bist
in meiner Seele willkommen. Mit deiner Hilfe möchte ich, dass du
in das Haus meiner Seele einkehrst und darin herrschst.
1. Sprich Herr, dein Diener hört. heit für
eine Nachricht hängt oft ganz stark von unserer Aufgeschlossenheit
für ihren Überbringer ab. Habe ich jemals einen Rat von jemandem
zurückgewiesen, um ihn später gern anzunehmen, wenn er von einer
anderen Person kam? Habe ich ein Licht von Gott missachtet, weil er es
mir durch eine Person zeigte, die ich sogar dann, wenn ich geahnt hätte,
dass Gott sie ausgesucht hat, nicht ausgesucht hätte? Das ist der
gleiche und schlichte Irrtum der Nazarener, auf den Christus meinte, sie
hinweisen zu sollen. Was hat Christus kürzlich versucht mir zu sagen?
Durch wen? Bin ich bereit, auf ihn zu hören, und bin ich mit jedem
Boten, den er dafür aussucht, einverstanden?
2. Öffne mein Herz für deine Botschaft. Im heutigen
Evangelium schienen die Menschen aus Nazareth anfangs für die Botschaft
Christi, seine Art zu reden und seine (göttliche) Vollmacht eher
aufgeschlossen zu sein. Was sie nicht ertragen konnten, war der Gedanke,
dass er wirklich nur einer von ihnen war. Später bestätigte
es sich, dass es „zuviel für sie“ war. Sicher müssen
sie sich gedacht haben, dass er seine Wurzeln vergessen hatte und dass
ihm der Ruhm in Kafarnaum wohl zu Kopf gestiegen war. Aber die gleichen
Leute von Nazareth waren natürlich weder die Ersten noch die Letzten,
die in diese Falle, mehr auf den Boten als auf die Botschaft zu achten,
geraten sind. Das ist genau der Grund, warum Christus den Syrer Naaman
zur Sprache bringt, der mit einer Heilung belohnt wurde, nachdem er sein
Vorurteil überwunden und ein wenig klein beigegeben hatte. (siehe
die Erzählung in 2 Kön 5). Die Leute aus Nazareth, die zu stolz
und zu verstockt waren, um die Botschaft Christi zu begreifen, nehmen
Anstoß an den Worten Christi und betrachten sie als persönlichen
Angriff auf sich, auf sein eigenes Volk. Habe ich mich wegen meines verletzten
Stolzes immer wieder davon abbringen lassen, auf das zu hören, was
Christus unablässig versucht hat, mir zu sagen?
3. Herr, ich vertraue dir. Bei einem seiner öffentlichen
Auftritte sagte Christus seinen Zuhörern: „Wenn ihr schon meinen
Worten nicht glaubt, dann glaubt wenigstens aufgrund meiner Werke, die
ich vollbracht habe.“ (vgl. Joh 14,10-11). Warum wollte er seinem
eigenen Volk aus Nazareth nicht auch den gleichen Rat und die gleiche
Chance geben? Sind ein paar Wunder zuviel, um sie an Nazareth zu verschwenden?
Wir sollten uns daran erinnern, dass der Glaube ein Geschenk ist. Er ist
gegeben, nicht ausgehandelt oder verdient. Auf dem Kalvarienberg verhöhnten
ihn einige mit einem solchen Handel, „wenn du vom Kreuz herabsteigst,
dann werden wir an dich glauben“ (vgl. Mk 15,32). Wir müssen
uns fragen, von wem der härtere Schlag kam, von seinen Anklägern
oder seinen eigenen Leuten. Eine anmaßende Forderung ist besonders
hässlich und verletzend, wenn sie von einem Freund oder einem Menschen
kommt, den man liebt.
Gespräch mit Christus:
Jesus, ich nehme dein Angebot an, in das Haus meiner Seele zu kommen.
Hilf mir, die Bereiche meines Lebens zu erkennen, die gereinigt werden
müssen. Hilf mir, die Bereiche meines Lebens zu erkennen, die dein
Kommen verhindern – solche Räume, die ich vor dir verschließe.
Hilf mir, so demütig zu sein, dass deine Gnade in mir wirksam werden
kann.
Vorsatz: Ich werde
Christus heute versöhnen durch ein vollkommenes und unmittelbares
Vertrauen auf ihn und auf seinen Lebensplan für mich, was auch immer
kommen mag.
Christus zuhause in Kafarnaum
5. September 2006
Dienstag der zweiundzwanzigsten Woche im Jahreskreis
P. Andrew Mulcahey LC
Lk 4,31-37
Jesus ging hinab nach Kafarnaum, einer Stadt in Galiläa, und lehrte
die Menschen am Sabbat. Sie waren sehr betroffen von seiner Lehre, denn
er redete mit (göttlicher) Vollmacht.
In der Synagoge saß ein Mann, der von einem Dämon, einem unreinen
Geist, besessen war. Der begann laut zu schreien: Was haben wir mit dir
zu tun, Jesus von Nazaret? Bist du gekommen, um uns ins Verderben zu stürzen?
Ich weiß, wer du bist: der Heilige Gottes! Da befahl ihm Jesus:
Schweig und verlass ihn! Der Dämon warf den Mann mitten in der Synagoge
zu Boden und verließ ihn, ohne ihn jedoch zu verletzen. Da waren
alle erstaunt und erschrocken, und einer fragte den andern: Was ist das
für ein Wort? Mit Vollmacht und Kraft befiehlt er den unreinen Geistern,
und sie fliehen. Und sein Ruf verbreitete sich in der ganzen Gegend.
Einführendes Gebet: Herr,
du hast auf mich mit Wohlwollen geschaut. Du hast in meiner Seele fruchtbaren
Boden gesehen und dort dein Wort in Erwartung einer reichen Ernte eingepflanzt.
Ich hoffe, dich niemals zu enttäuschen, indem ich dir nicht gläubig
antworte. Ich bin einverstanden, dass du mich als deinen Jünger zur
Fülle meiner Berufung führst.
Bitte: Jesus Christus,
möge mich mein Eifer für die Freundschaft mit dir so sehr erfassen,
dass ich alle Sünden aus meinem Leben wegräume.
1. Große Hoffnungen. Jesus hatte große Pläne
für Kafarnaum – eine große Stadt, am See gelegen, am
„Weg zum Meer“, eine Hauptverkehrsstraße für Reisende.
Sie war ein idealer Knotenpunkt, das Evangelium zu verbreiten. Würde
jemand aus einer so großen Stadt ein Interesse an seiner Botschaft
haben? Christus ließ sich dort nieder. Der größere Teil
seines öffentlichen Auftretens fand in Kafarnaum statt und er beschenkte
die Stadt mit mehr als einem Drittel all seiner Wunder. Sie war völlig
anders als Nazareth. Christus erwartet von uns, dass wir unser Kafarnaum
finden – indem wir nach dieser Nische suchen, solche Begabungen
nutzen und einer solchen Zuhörerschaft das Evangelium predigen –
wo wir die tüchtigsten Apostel für ihn werden können. Das
mag eine größere Liebe von uns erfordern, aber wir können
sehen, wie Christus diese Bemühung mit seiner Gegenwart segnet, in
der er lehrt und heilt.
2. Einfacher Glaube. Christus heilte in Kafarnaum einen
Mann an einen Sabbat und hier verzieht niemand eine Miene. So anders als
in Jerusalem! Die Menschen hier haben einen einfachen Glauben und machen
sich weniger Gedanken über oberflächliche Rechtgläubigkeiten.
„Hier kann ich predigen. Hier kann ich heilen. Hier kann ich wirken!“
Christus fühlt sich zuhause und willkommen. Hier findet er Berufungen:
Petrus, Andreas, Jakob, Johannes und Matthäus. Hier findet Christus
Glauben sogar unter den Heiden: der Zenturio, der um eine Heilung bittet.
Man kann bei Christus eine gewisse Vorliebe für diese Stadt spüren.
Von denen, denen mehr gegeben wurde, wird auch mehr erwartet.
3. Eine Herausforderung für die Großzügigkeit.
Sobald eine Seele mit Großzügigkeit antwortet, zeigt
Christus ihr bei passender Gelegenheit die Fülle ihrer Berufung.
Ermutigt durch den Glauben in Kafarnaum erwartet Christus mehr; gerade
so, wie er den jungen reichen Mann forderte. Welcher Ort hätte für
Christus, wie wir später im Evangelium sehen werden, geeigneter sein
können, als das vom Glauben erfüllte Kafarnaum, um der Welt
eine seiner schwierigsten Botschaften mitzuteilen, nämlich die, sich
selbst als das lebendige Brot zu bezeugen, das vom Himmel herabgekommen
ist? Letztendlich verlässt ihn die Menge. „Wollt auch ihr weggehen?“
Bis auf den heutigen Tag bezeugen die Ruinen von Kafarnaum die Wahrheit
der Warnung, die Christus ausgekündigt hat: „Und du, Kafarnaum,
meinst du etwa, du wirst bis zum Himmel erhoben? Nein, in die Unterwelt
wirst du hinabgeworfen. Wenn in Sodom die Wunder geschehen wären,
die bei dir geschehen sind, dann stünde es noch heute. Ja, das sage
ich euch: Dem Gebiet von Sodom wird es am Tag des Gerichts nicht so schlimm
ergehen wie dir.“ (Mt 11,23-24).
Gespräch mit Christus:
Herr, du kennst mich und mein gesamtes Umfeld. Ich lege die Sorgen
meines Herzens und die meiner Familie und Freunde vor dich hin. Hilf mir,
offen deinem Willen gegenüber zu sein. Gib, dass ich mich nicht von
dir abwende oder dich zurückweise. Lass mich nicht blind werden durch
die Überheblichkeit meiner eigenen Meinung und meiner Ideen. Hilf
mir, dass ich dich immer vor Augen habe als das Ziel meines Lebens, als
die nicht mit Gold aufzuwiegende Perle, für die ich gern alles, was
ich besitze, verkaufe.
Vorsatz: Ich werde
eine Bitte Christi, die ich aus Mangel an Glauben zurückgewiesen
haben könnte, erneut prüfen.
Erlöste Menschen, berufen zum Dienen
6. September 2006
Mittwoch der zweiundzwanzigsten Woche im Jahreskreis
P. Andrew Mulcahey LC
Lk 4,38-44
Jesus stand auf, verließ die Synagoge und ging in das Haus des Simon.
Die Schwiegermutter des Simon hatte hohes Fieber, und sie baten ihn, ihr
zu helfen. Er trat zu ihr hin, beugte sich über sie und befahl dem
Fieber zu weichen. Da wich es von ihr, und sie stand sofort auf und sorgte
für sie.
Als die Sonne unterging, brachten die Leute ihre Kranken, die alle möglichen
Leiden hatten, zu Jesus. Er legte jedem Kranken die Hände auf und
heilte alle. Von vielen fuhren auch Dämonen aus und schrien: Du bist
der Sohn Gottes! Da fuhr er sie schroff an und ließ sie nicht reden;
denn sie wussten, dass er der Messias war.
Bei Tagesanbruch verließ er die Stadt und ging an einen einsamen
Ort. Aber die Menschen suchten ihn, und als sie ihn fanden, wollten sie
ihn daran hindern wegzugehen. Er sagte zu ihnen: Ich muss auch den anderen
Städten das Evangelium vom Reich Gottes verkünden; denn dazu
bin ich gesandt worden. Und er predigte in den Synagogen Judäas.
Einführendes Gebet: Herr,
ich danke dir, dass du in mein Haus eingekehrt bist. Ich fühle mich
geehrt, dass du mich besuchen willst, auch wenn ich dich nicht gerufen
habe. Ich bin dir außerordentlich dankbar für deine persönliche
Aufmerksamkeit, die du mir schenkst, besonders wenn es mir schlecht geht
und ich deine Gnade brauche.
Bitte: Herr, lass mich
bitte mehr aus dem Glauben als aus dem Verstand leben.
1. Christus hebt uns empor. Der Evangeliumstext
berichtet mit einer gewissen Sachlichkeit über die Heilung: keine
besonderen Worte von Jesus, kein Wort des Dankes, keine Reaktion der Menschen.
Es ist, als ob Jesus einfach wie immer das Haus betrat und einer sehr
kranken Frau aus dem Bett half. Nicht das typische Wunder, das eine große
Aufmerksamkeit erregt. Während wir in unserem Leben auf das lang
ersehnte Wunder hoffen, übersehen wir vielleicht eines dieser ganz
üblichen Wunder, die Gott uns häufig gewährt. Im geistlichen
Bereich kann es eine gute Beichte oder der Empfang der heiligen Kommunion,
eine geistliche Leitung oder eine gründliche Gewissenserforschung
sein. Im physischen Bereich kann es eine gute Vorsorge für meine
Gesundheit durch gesundes Essen oder ausreichenden Schlaf sein. Wir sollten
keine besondere Heilung verlangen, sondern eher dadurch ermutigt sein,
dass Christus seinen Blick auf uns richtet.
2. Er hilft uns wieder auf die Beine. Beachten wir, wie
schnell alles im heutigen Evangelium geht. Christus hilft der Schwiegermutter
des Simon sofort auf die Beine. Sie lässt es sich ohne Skepsis oder
Worte des Protestes gefallen. Sie glaubt an Christus. Seine Gnade wirkt
vollkommen. Die Heilung erfolgt sofort und vollständig. Er ermöglicht
es uns, wieder aufzustehen und an unsere Pflichten zu gehen.
3. Er heilt uns so, dass wir wieder dienen können. Wir
sind sehr gut, wenn es darum geht, Christus dringend um Heilung zu bitten,
aber wir fühlen uns häufig belästigt, wenn er uns die „Rechnung“
schickt – nämlich, dass auch wir anderen helfen sollen. Simons
Schwiegermutter beginnt sofort, Christus, der sie wieder gesund gemacht
hatte, zu dienen. Sie vergisst sofort sich selbst - ihre Probleme, wie
sie sich fühlt, um wie viel Zeit ihre Krankheit sie zurückgeworfen
hatte – und stattdessen stellt sie sich ganz auf die Bedürfnisse
anderer ein. Christus bewahrt die Christen vor dem Tod durch die Sünde
und ruft sie auf, zu dienen. Christen sind erlöste Menschen, deren
Berufung es ist, zu dienen.
Gespräch mit Christus:
Lieber Herr, jeder sucht dich. Du hast mich gesund gemacht und mich
aufgefordert zu dienen, wie du es in deinem Leben getan hast. Hilf mir,
mit meinem Leben, das du mir wiedergegeben hast, freigiebig umzugehen,
so dass auch ich die Interessen deines Reiches über meine Lebensplanung
stelle.
Vorsatz: Ich werde Christus
ernsthaft bitten, mich von dem Fehler zu heilen, der mich am meisten beherrscht,
indem ich einen konkreten Schritt tue, mir eine Tugend anzueignen, die
sich diesem Fehler widersetzt.
Der große Steuermann
7. September 2006
Donnerstag der zweiundzwanzigsten Woche im Jahreskreis
P. Andrew Mulcahey LC
Lk 5,1-11
Als Jesus am Ufer des Sees Gennesaret stand, drängte sich das Volk
um ihn und wollte das Wort Gottes hören. Da sah er zwei Boote am
Ufer liegen. Die Fischer waren ausgestiegen und wuschen ihre Netze. Jesus
stieg in das Boot, das dem Simon gehörte, und bat ihn, ein Stück
weit vom Land wegzufahren. Dann setzte er sich und lehrte das Volk vom
Boot aus. Als er seine Rede beendet hatte, sagte er zu Simon: Fahr hinaus
auf den See! Dort werft eure Netze zum Fang aus! Simon antwortete ihm:
Meister, wir haben die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen. Doch
wenn du es sagst, werde ich die Netze auswerfen. Das taten sie, und sie
fingen eine so große Menge Fische, dass ihre Netze zu reißen
drohten. Deshalb winkten sie ihren Gefährten im anderen Boot, sie
sollten kommen und ihnen helfen. Sie kamen, und gemeinsam füllten
sie beide Boote bis zum Rand, so dass sie fast untergingen. Als Simon
Petrus das sah, fiel er Jesus zu Füßen und sagte: Herr, geh
weg von mir; ich bin ein Sünder. Denn er und alle seine Begleiter
waren erstaunt und erschrocken, weil sie so viele Fische gefangen hatten;
ebenso ging es Jakobus und Johannes, den Söhnen des Zebedäus,
die mit Simon zusammenarbeiteten. Da sagte Jesus zu Simon: Fürchte
dich nicht! Von jetzt an wirst du Menschen fangen. Und sie zogen die Boote
an Land, ließen alles zurück und folgten ihm nach.
Einführendes Gebet: Herr,
indem wir mit dieser Meditation beginnen, fühle ich, dass du in mein
Boot eingestiegen bist. Ich nehme ein wenig Abstand von der Küste,
so dass ich nur dich höre und meine alltäglichen Sorgen beiseite
lasse. Es gibt nur dich und mich, und ich fühle, dass du mich um
etwas bitten wirst. Ich bin ganz demütig und dankbar, dass du so
viel Zeit mit mir allein verbringst.
Bitte: Christus, hilf
mir, deinen Ruf an mich zur Heiligkeit zu verstehen; hilf mir zu erkennen,
dass du das Beispiel bist, dem ich folgen muss. Lege eine Sehnsucht nach
Heiligkeit in mein Herz und hilf mir, konkrete Vorsätze zu machen,
die mich auf den Weg zu einer größeren Identifikation mit dir
führen.
1. Lehrer. Jesus lehrte am See. Wir wissen, dass er auch
in vielen anderen Orten gelehrt hat: im Tempel, in Synagogen, auf Bergen
und bei Kindern. Heute hatte er am See eine große Menschenmenge
um sich. Ich versuche mich selbst in diese Situation hineinzuversetzen.
Für diese Menschen war der See alles: Wasser, Nahrung, Transportweg,
ein Abbild der Schönheit und ein Gegenstand der Kontemplation. Aber
unter seiner normalerweise stillen und tiefblauen Oberfläche befand
sich eine ganz andere Welt, die sie nicht kannten. Wie passend, dass Christus
ihnen, gleich neben dem See, dessen Tiefe er ausloten könnte, viele
Glaubensgeheimnisse und den göttlichen Plan offenbarte! Er kann uns
helfen, so viele Dinge zu verstehen, die Teil unseres täglichen Lebens
sind und uns dennoch in vielfacher Hinsicht fremdartig oder unverständlich
bleiben.
2. Führer. Jesus sagte, dass der treue und kluge
Diener die Güte seines Herrn nachahme, indem er die Nahrung zur rechten
Zeit verteilt. Er kümmert sich um das Haus des Herrn wie um sein
eigenes, weil er den Herrn liebt. Davon unterscheidet sich der schlechte
Diener vollends, der die Abwesenheit des Herrn für sein Vergnügen
und zur Befriedigung seiner ungeordneten Leidenschaften nutzt. Das Haus
des Herrn bedeutet ihm nichts. Er liebt sich selbst und alles um ihn herum
ist nur dazu da, seinen eigenen Interessen zu dienen.
3. Motivierer. Bin ich überrascht, wenn Christus
etwas Wunderbares in meinem Leben vollbringt? Packt mich das Staunen?
Vielleicht bin ich auch nicht überrascht. Vielleicht denke ich: kommt
es nicht von mir selbst, was gut oder erfolgreich in mir ist? Eine Person
ist stolz, wenn sie so denkt. Stolz ist auch eine Person, die Gottes Hand
erkennt und dennoch antwortet: „Geh weg von mir, Herr, ich bin ein
Sünder”. Wenn Christus schon einmal ein Wunder durch den Gehorsam
eines Sünders vollbringen konnte, warum sollte er es nicht noch einmal
tun können? Warum antworte ich: „Geh weg von mir, Herr”,
es sei denn, ich bin nicht bereit, noch einmal zu gehorchen? Wenn ich
meine Partner herbeirufe, das herauszufinden, tue ich dies, damit auch
andere von dieser Erfahrung mit Christus berührt werden? Oder mache
ich dies nur, um ihnen zu der Einsicht zu verhelfen, wie großartig
ich mit Gnade beschenkt bin? Wenn ich ein Menschenfischer wie Petrus werden
soll, muss ich mich auch von diesen allzu menschlichen Reaktionen reinigen.
Keine Sorge, unsere Kleinlichkeit stört Christus nicht. Hören
wir ihm zu, wenn er sagt: „Fürchte dich nicht. Du wirst …
werden”
Gespräch mit Christus:
Ich danke dir, Herr, für diese Zeit der Meditation. Dir gefällt
es, mir Tag für Tag diese Gelegenheit zu geben. Es gibt so viele
Seelen, die durch die Welt hasten, ohne zu wissen, wohin sie gehen und
ohne deine Freundschaft zu genießen, so wie ich es darf. Herr, du
möchtest, dass ich eine Brücke für dich bin, um diese Seelen
zu erreichen. Ich weiß nicht, ob es viele oder wenige sind, die
du durch mich erreichen möchtest, aber ich denke, es sind viele.
Mein Herz ist bereit, oh Herr. Fülle mich mit apostolischem Eifer
und mit leidenschaftlicher Liebe für meine Mission. Erfülle
mich so, dass ich andere mit dir füllen kann.
Vorsatz: Ich werde
heute daran arbeiten, andere gut und positiv zu ermutigen.
Wer bin ich, dass der Herr zu mir kommt?
8. September 2006
Freitag der zweiundzwanzigsten Woche im Jahreskreis
Mariä Geburt
P. Andrew Mulcahey LC
Mt 1,1-16, 18-23
Stammbaum Jesu Christi, des Sohnes Davids, des Sohnes Abrahams: Abraham
war der Vater von Isaak, Isaak von Jakob, Jakob von Juda und seinen Brüdern.
Juda war der Vater von Perez und Serach; ihre Mutter war Tamar. Perez
war der Vater von Hezron, Hezron von Aram, Aram von Amminadab, Amminadab
von Nachschon, Nachschon von Salmon. Salmon war der Vater von Boas; dessen
Mutter war Rahab. Boas war der Vater von Obed; dessen Mutter war Rut.
Obed war der Vater von Isai, Isai der Vater des Königs David. David
war der Vater von Salomo, dessen Mutter die Frau des Urija war. Salomo
war der Vater von Rehabeam, Rehabeam von Abija, Abija von Asa, Asa von
Joschafat, Joschafat von Joram, Joram von Usija. Usija war der Vater von
Jotam, Jotam von Ahas, Ahas von Hiskija, Hiskija von Manasse, Manasse
von Amos, Amos von Joschija. Joschija war der Vater von Jojachin und seinen
Brüdern; das war zur Zeit der Babylonischen Gefangenschaft. Nach
der Babylonischen Gefangenschaft war Jojachin der Vater von Schealtiël,
Schealtiël von Serubbabel, Serubbabel von Abihud, Abihud von Eljakim,
Eljakim von Azor. Azor war der Vater von Zadok, Zadok von Achim, Achim
von Eliud, Eliud von Eleasar, Eleasar von Mattan, Mattan von Jakob. Jakob
war der Vater von Josef, dem Mann Marias; von ihr wurde Jesus geboren,
der der Christus (der Messias) genannt wird.
Mit der Geburt Jesu Christi war es so: Maria, seine Mutter, war mit
Josef verlobt; noch bevor sie zusammengekommen waren, zeigte sich, dass
sie ein Kind erwartete - durch das Wirken des Heiligen Geistes. Josef,
ihr Mann, der gerecht war und sie nicht bloßstellen wollte, beschloss,
sich in aller Stille von ihr zu trennen. Während er noch darüber
nachdachte, erschien ihm ein Engel des Herrn im Traum und sagte: Josef,
Sohn Davids, fürchte dich nicht, Maria als deine Frau zu dir zu nehmen;
denn das Kind, das sie erwartet, ist vom Heiligen Geist. Sie wird einen
Sohn gebären; ihm sollst du den Namen Jesus geben; denn er wird sein
Volk von seinen Sünden erlösen. Dies alles ist geschehen, damit
sich erfüllte, was der Herr durch den Propheten gesagt hat: Seht,
die Jungfrau wird ein Kind empfangen, einen Sohn wird sie gebären,
und man wird ihm den Namen Immanuel geben, das heißt übersetzt:
Gott ist mit uns.
Einführendes Gebet: Herr,
ich danke dir für das Geschenk des Glaubens. Ich glaube nur, weil
so viele andere vor mir geglaubt haben – und häufig zu welch
hohem Preis! Zu Beginn dieses Gebets blicke ich auf meinen Stammbaum des
Glaubens und erinnere mich all derer, die den Glauben an mich weitergegeben
haben. Ich will ein Bindeglied in der Glaubenskette für viele andere
Seelen sein.
Bitte: Lieber Jesus,
hilf mir, demütig genug zu sein, um deinen Plan in meinem Leben ausführen
zu können.
1. Gott ist mit uns. Die heutige Bibelstelle berichtet
uns von dem großen Mysterium der Menschwerdung Christi. Warum wollte
Gott einer von uns werden? In seinem Stammbaum erscheinen Gute und Schlechte,
Treue und Schwache, Nützliche und Unnützliche. Warum nimmt Gott
an, was fehlerhaft und geringwertig ist und macht sich dies zu Eigen?
Warum reinigt er uns, richtet uns wieder auf, erhebt und heilt uns und
was wir ihm anbieten? Warum? Warum nimmt er meine Abstammung auf sich,
meine persönliche Geschichte – beides, das Gute und das Schlechte
– und formt es zur Erlösungsgeschichte für mich und andere?
Warum fährt er fort, dies zu tun? Wann wird es genug sein? Gott sagte
und wird immer sagen: „Was kann ich mehr für mein Volk tun?”
2. Gesegnet bist du und die Frucht deines Leibes. Joachim
und Anna, die Eltern Marias, führten eine Ehe, die offenbar zu „nichts
führte”: sie war unfruchtbar. Die Überlieferung sagt,
dass Joachim von einem Zuschauer verachtet wurde, als er seine Gaben opferte,
weil Gott ihm keine Nachkommen geschenkt hatte. Er fühlte sich tief
verletzt und entmutigt. Er folgte seiner Schafherde in die Wildnis und
kehrte lange Zeit nicht zu seiner Frau zurück. In der Wüste
wurde ihm vermutlich in einer übernatürlichen Erscheinung gesagt,
dass ihm ein Kind geschenkt werde. Als Joachim zu seiner Frau nach Bethesda
zurückkehrte, begeistert von neuer Hoffnung, wurde sie schwanger
und gebar Maria, die ohne Sünde geboren wurde. Gott nimmt sich dessen
an, was nutzlos ist und schafft ein Meisterwerk, die unbefleckte Empfängnis.
In der Tat, er erhebt die Niedrigen. Welchen Plan hat er für mein
Leben? Wo ist mein Platz in der Erlösungsgeschichte?
3. Es geschehe nach deinem Wort. Joachim und Anna sahen
das Kind Maria als ein Geschenk Gottes an, so wie Hanna und Elkana das
Kind Samuel (vgl. 1 Sam 1,27-28). Wie Hanna und Elkana es taten, ebenso
weihten auch sie Gott ihr Kind Maria. Sie erzählten ihr die besonderen
Umstände ihrer Geburt und Maria wurde älter und verinnerlichte
diese Weihe an Gott, machte sie sich zu eigen, sie „bewahrte alles,
was geschehen war, in ihrem Herzen” (Lk 2,51). Man kann sich vorstellen,
dass das fromme Mädchen Maria sich ganz Gott weihen wollte und vielleicht
schon in frühen Jahren ein Gelübde der Enthaltsamkeit abgelegt
hatte. Ihre einfache und vollständige Hingabe an Gott machten sie
tatsächlich zu seiner „begnadeten Tochter”. Aber Gott
hatte andere Pläne für sie: er fragte sie, ob sie bereit sei,
seinen Sohn zu gebären. Wieder einmal nimmt Gott an, was ihm frei
angeboten wird und formt es in das, was er möchte. Er nimmt, was
gut und schön ist, und nutzt es in hohem Maße für die
Erlösung von vielen. Gott fügt sich demütig in meinen langweiligen
und fehlerhaften menschlichen Stammbaum.
Gespräch mit Christus:
Herr, hilf mir, mich jeden Tag an alle guten Dinge zu erinnern,
die du mir und meiner Familie gegeben hast. Lass mich deine Werke und
deine Fürsorge erkennen. Ich weiß, dass du mir auf hundert
verschiedenen Wegen zu Hilfe kommst. Gib mir heute die Kraft und das Vertrauen,
dies zu verstehen und deinen Willen zu tun. Hilf mir, mehr wie Maria zu
werden und über alle diese Dinge nachzudenken.
Vorsatz: Ich werde
meine Berufung mit Glauben und neuer Hoffnung betrachten; dabei bin ich
zuversichtlich, dass Gott, selbst wenn er sich in die einfachsten Verhältnisse
einbringt, sich auch wohl fühlt.
Narr für Christus
9. September 2006
Samstag der zweiundzwanzigsten Woche im Jahreskreis
P. Andrew Mulcahey LC
Lk 6,1-5
Als er an einem Sabbat durch die Kornfelder ging, rissen seine Jünger
Ähren ab, zerrieben sie mit den Händen und aßen sie. Da
sagten einige Pharisäer: Was tut ihr da? Das ist doch am Sabbat verboten!
Jesus erwiderte ihnen: Habt ihr nicht gelesen, was David getan hat, als
er und seine Begleiter hungrig waren - wie er in das Haus Gottes ging
und die heiligen Brote nahm, die nur die Priester essen dürfen, und
wie er sie aß und auch seinen Begleitern davon gab? Und Jesus fügte
hinzu: Der Menschensohn ist Herr über den Sabbat.
Einführendes Gebet: Herr,
ich weiß, dass ich mich in deiner Nachfolge den Prüfungen der
Welt stellen muss. Ich brauche Demut, denn ich weiß, dass ich unmöglich
den Anforderungen gerecht werden kann, die deine Anhängerschaft verdient.
Hilf mir, aufrichtig und offen zu sein, wenn ich mich verbessern muss.
Bitte: Herr, gib
mir Demut angesichts der Notwendigkeit zur Verbesserung.
1. Prüfung. Die Pharisäer fragten die Apostel
Christi: „Warum tut ihr etwas, was am Sabbat verboten ist zu tun?“
Wenn ich mich Apostel Christi nennen möchte, werde ich immer Prüfungen
unterliegen, und das ist richtig so. Man zündet eine Kerze nicht
an, um ein Gefäß darüber zu stülpen. Manchmal vergessen
wir schon, wie laut unsere Taten sprechen; wir sind uns der Wirkung unserer
Treue oder unserer Heuchelei, unserer Angepasstheit oder Unangepasstheit
an die Welt nicht bewusst. Die Apostel hätten wahrscheinlich den
Pharisäern nicht passend antworten können. Für sie war
es genug, dass Christus mit ihnen war und ihr Verhalten billigte. Christus
kommt ihnen zu Hilfe und antwortet für sie. Wenn wir Dinge mit Christus
und für ihn tun, werden wir häufig merken, dass er uns unterstützt
und uns hilft, unsere Beweggründe den Zweifel und Fragen anderer
gegenüber klarzustellen.
2. Nächstenliebe. Es wird viele Menschen geben,
sogar unter den Nachfolgern Christi, die unsere Beweggründe und Motivationen
nicht verstehen. Wie Christus müssen wir uns selbst in Demut und
Geduld erklären. Wir müssen versuchen, ihren Erkenntnishorizont
in einer Haltung gegenseitigen Respekts und in Nächstenliebe zu erweitern.
Wenn wir befragt werden, müssen wir gegen die natürliche Tendenz
kämpfen, in die Defensive zu gehen oder zu reagieren, als ob wir
verfolgt wären oder Opfer seien. Es ist auch nicht hilfreich, ihre
Motive zu hinterfragen. Vielmehr müssen wir immer hoffen, dass sie
von einer aufrichtigen Sehnsucht nach dem Guten angeregt und offen für
die Wahrheit sind.
3. Um des Namens willen. St. Petrus Claver hinterließ
in einer Prüfung bei seinen Vorgesetzten nur einen traurigen Eindruck.
Sie nannten ihn einen „mittelmäßigen Verstand mit geringerer
Intelligenz als der Durchschnitt und mit wenig Unternehmergeist; gut,
um den Indianern zu predigen.” Er wurde nach Lateinamerika geschickt,
um den Sklaven das Evangelium zu verkünden. Dort zeichnete er sich,
seiner Mission gehorsam, durch Heiligkeit und missionarischen Eifer so
sehr aus, dass Papst Leo XIII. über ihn sagte: „Nach dem Beispiel
von Christus beeindruckte mich das Leben von Petrus Claver am meisten.”
Wir dürfen nicht abgeschreckt oder entmutigt werden durch Prüfungen
und kritische Beurteilungen. Vielmehr sollen wir fortfahren, an der Seite
Christi zu arbeiten. Er wird unseren guten Ruf – wenn nötig
– wiederherstellen.
Gespräch mit Christus:
Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens.
Hin und wieder bittest du mich, einige schwierige Dinge zu tun, die ich
nicht einmal einem anderen erklären kann. Aber das macht nichts.
Ich lasse dich mich verteidigen, Herr, wenn es nötig ist, denn du
bist mein Schutzschild.
Vorsatz: Ich werde
mit Christus sprechen, um zu prüfen, ob ich über jemanden voreilig
geurteilt habe.
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