Tägliche Meditationen

Tägliche Meditationen

Sonntag 27. August 2006 bis Samstag 2. September 2006

Einundzwanzigste Woche im Jahreskreis

P. Alexander Kim LC

Du bist der Einzige Sonntag
„Ich selbst will sie führen!“ Montag
Bis zum Tod! Dienstag
Sein oder Nicht-Sein Mittwoch
Wie ein Dieb in der Nacht Donnerstag
Am Ende sein? Freitag
Komm, nimm teil an der Freude deines Herrn Samstag


Du bist der Einzige

27. August 2006

Einundzwanzigster Sonntag im Jahreskreis

P. Alexander Kim LC

Joh 6,60-69
Viele seiner Jünger, die ihm zuhörten, sagten: Was er sagt, ist unerträglich. Wer kann das anhören? Jesus erkannte, dass seine Jünger darüber murrten, und fragte sie: Daran nehmt ihr Anstoß? Was werdet ihr sagen, wenn ihr den Menschensohn hinaufsteigen seht, dorthin, wo er vorher war? Der Geist ist es, der lebendig macht; das Fleisch nützt nichts. Die Worte, die ich zu euch gesprochen habe, sind Geist und sind Leben. Aber es gibt unter euch einige, die nicht glauben. Jesus wusste nämlich von Anfang an, welche es waren, die nicht glaubten, und wer ihn verraten würde. Und er sagte: Deshalb habe ich zu euch gesagt: Niemand kann zu mir kommen, wenn es ihm nicht vom Vater gegeben ist. Daraufhin zogen sich viele Jünger zurück und wanderten nicht mehr mit ihm umher. Da fragte Jesus die Zwölf: Wollt auch ihr weggehen? Simon Petrus antwortete ihm: Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens. Wir sind zum Glauben gekommen und haben erkannt: Du bist der Heilige Gottes.

Einführendes Gebet:  Herr Jesus, ich beginne diese Woche mit neuem Glauben und in der Überzeugung, dass du ständig bei mir bist. Jeden Tag holst du mich aus meiner Bequemlichkeit heraus, indem du mich aufforderst, meine Großzügigkeit, Selbsthingabe und Unterwerfung meines Willens unter den deinen zu verbessern. Ich brauche jeden Tag deine Gnade, um in deiner Liebe zu bleiben. Stärke meinen Glauben, meine Hoffnung und meine Liebe zu dir.

Bitte: Herr Jesus, zerstöre alle hartnäckigen Vorurteile, die mich hindern, mich großzügig und aufrichtig deinem Willen zu ergeben.

1. „Nehmt ihr daran Anstoß?“  Jesus zeichnete seinen Jüngern niemals ein Bild von einem rosigen und bequemen Leben – einem Leben, das in ihre Denkart passte. Eher forderte er sie zu neuen Höhen heraus, die einen Paradigmenwechsel erforderten. Wir müssen nicht lange suchen oder weit schauen, um Gruppen zu finden, die fordern, dass die Kirche ihre Lehre ändert, die sie als „zu streng“ oder „zu altmodisch“ charakterisieren. Aber der mystische Leib Christi bleibt sich treu in furchtloser Verkündigung der Wahrheit. Christus fragt mich also heute: Daran nimmst du Anstoß? Willst auch du gehen? Er verlangt von mir, der rechtmäßigen Kirchenleitung gegenüber gehorsam zu sein und demütig auf alle eigensinnigen subjektiven Urteile zu verzichten. Er erwartet von mir, dass ich in meinem Leben geradezu heroisch ein Zeugnis von meinem Glauben gebe, auch wenn es Spott oder Ablehnung meiner Kollegen oder Freunde zur Folge hat. Er ermahnt mich liebevoll, nicht in ein sündiges Leben zurückzukehren. Er lädt mich ein, meinen Stolz und meine Eigenliebe abzulegen und täglich mein Kreuz auf mich zu nehmen und ihm nachzufolgen.

2. „Niemand kann zu mir kommen…“  Fragen wir mit den Worten des heiligen Petrus. „Wer kann dann noch gerettet werden?“ (Lk 18,26). Jesus sagt uns, dass Gott, der Vater, die Herzen der Menschen vorbereitet hat, seinen Sohn zu empfangen. Gott hat für jeden eine Zeit und einen Ort bestimmt. Wann und wie er ruft, ist ebenso geheimnisvoll wie seine unendliche Liebe zu uns. Was auch immer geschieht, unsere Akzeptanz des Gottessohnes muss in guten und in schlechten Zeiten, in Krankheit oder Gesundheit, gleichbleibend, ausdauernd und treu sein. Wenn Gott, der Vater, mich befähigt, zu glauben und zu verkünden, dass Christus der Messias ist, zu glauben, dass Christus in der heiligen Eucharistie gegenwärtig ist und zu vertrauen auf seine Vergebung der Sünden in der Beichte, was brauche ich dann noch mehr?

3. „Herr, zu wem sollen wir gehen?“  Nur der Glaube kann den Durst unseres Verstandes löschen. Nur die Quelle unseres Lebens und die Güte Gottes können das ständige Verlangen unseres Willens zufrieden stellen. Nur das Opferlamm Gottes, das sein Blut vergoss, um uns zu erlösen, kann mich von den Fesseln der Sünde befreien. Nur die Liebe kann mein Herz erobern und es mit unendlicher Freude erfüllen. An wen könnten wir uns schließlich wenden? Nach welchem Geschöpf, welcher Idee oder welchem irdischen Schatz könnten wir uns angesichts des ewigen Lebens sehnen? Die Frage des heiligen Petrus ist in Wirklichkeit ein indirektes Bekenntnis: Du bist der Einzige; da ist kein Anderer, keiner, der ihm gleicht. Das ist keine gedankenlose Bemerkung oder eine unlogische Schlussfolgerung. Sie beruht eher auf der sicheren Erkenntnis, dass Christus das ewige Leben ist. Am See Gennesaret zog der Vater den heiligen Petrus zu Christus hin und Jesus bestätigte ihn wegen seines Glaubensbekenntnisses als den „Fels“. Der Nachfolger des heiligen Petrus fährt fort, den Glauben seiner Brüder durch die Jahrhunderte zu stärken, und erklärt ohne Ende. „Du bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes!“ (Mt 16,16).

Gespräch mit Christus:  Herr Jesus, wie schmerzhaft war es für dich zu sehen, dass einige, die sich deine Jünger nannten, dich verließen, weil deine Worte „unerträglich“ wären. Sie wollten lieber in ihrer Bequemlichkeit verharren und verschlossen ihr Herz vor deiner Ermunterung zu größerer Liebe. Gewähre mir die Gnade, das Evangelium demütig anzunehmen, und schenke mir den Glauben, es mit Liebe zu ergreifen, besonders dann, wenn es menschlich schwerfällt, es zu akzeptieren. Lass meine Antwort so ausfallen, wie die des heiligen Petrus: „Wir sind zum Glauben gekommen und haben erkannt: Du bist der Heilige Gottes.“ (Joh 6,69).

Vorsatz:  Durch meine Worte und Taten werde ich meinen Glauben allen, mit denen ich heute in Kontakt komme, deutlich bezeugen.


„Ich selbst will sie führen!“

28. August 2006

Montag der einundzwanzigsten Woche im Jahreskreis
Augustinus, Bischof von Hippo und Kirchenlehrer

P. Alexander Kim LC

Mt 23,13-22
Weh euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler! Ihr verschließt den Menschen das Himmelreich. Ihr selbst geht nicht hinein; aber ihr lasst auch die nicht hinein, die hineingehen wollen.

Weh euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler! Ihr zieht über Land und Meer, um einen einzigen Menschen für euren Glauben zu gewinnen; und wenn er gewonnen ist, dann macht ihr ihn zu einem Sohn der Hölle, der doppelt so schlimm ist wie ihr selbst.

Weh euch, ihr seid blinde Führer! Ihr sagt: Wenn einer beim Tempel schwört, so ist das kein Eid; wer aber beim Gold des Tempels schwört, der ist an seinen Eid gebunden. Ihr blinden Narren! Was ist wichtiger: das Gold oder der Tempel, der das Gold erst heilig macht? Auch sagt ihr: Wenn einer beim Altar schwört, so ist das kein Eid; wer aber bei dem Opfer schwört, das auf dem Altar liegt, der ist an seinen Eid gebunden. Ihr Blinden! Was ist wichtiger: das Opfer oder der Altar, der das Opfer erst heilig macht? Wer beim Altar schwört, der schwört bei ihm und bei allem, was darauf liegt. Und wer beim Tempel schwört, der schwört bei ihm und bei dem, der darin wohnt. Und wer beim Himmel schwört, der schwört beim Thron Gottes und bei dem, der darauf sitzt.

Einführendes Gebet:  Jesus, liebenswürdiger und guter Hirt; mit deiner Liebe beschütze mich und ziehe mich eng an dein göttliches Herz. Du kommst selbst, um mich zu führen und mich beim Namen zu rufen. Jesus, lass mich deine Stimme hören, wenn sie mich heute zärtlich ruft.

Bitte:  Herr, erfülle mein Herz und meinen Verstand mit deinem Heiligen Geist und lass mich nicht in die Fallen und Versuchungen des Teufels fallen, die er heute für mich vorgesehen hat.

1. Weh euch!  Jesus beschimpft die Pharisäer und Schriftgelehrten bei Matthäus in einem einzigen Abschnitt insgesamt sieben Mal – in beinahe aufeinanderfolgenden Versen. Was unseren Herrn so schmerzte, waren nicht der schwere Sünder, die Prostituierte, der Steuereintreiber – nicht einmal die arme Seele, die ihn verraten sollte. Sein leidenschaftlicher Tadel war vielmehr an die gerichtet, die vor allem dazu berufen waren, für die verlorenen Israeliten zu sorgen und sie zu Gott zurückzubringen. Die Schriftgelehrten und Pharisäer hatten ihre wichtige Aufgabe nicht im geringsten erfüllt. Sie waren offenkundig bloß Hindernisse für das Volk, in das Himmelreich einzugehen. Ihre Heuchelei verdunkelte ihre Herzen und ihren Verstand für die Wahrheit und alles, was heilig war. Das machte sie unfähig, die Wahrheit und die Quelle der Heiligkeit, nämlich Christus, der vor ihnen stand, zu erkennen.

2. Verkehrte Werte.  Jesus deckt die Heuchelei der Schriftgelehrten und Pharisäer und auch die Absurdität ihres Verständnisses ihrer Führungsaufgabe auf. Er nennt sie blinde Führer. Unser Herr gebraucht dieses Bild, um die Schriftgelehrten und Pharisäer zurechtzuweisen und deckt bei weitem größere Verstöße auf als nur die oberflächliche Auslegung des Gesetzes. Der Tempel und der Altar symbolisierten die Gegenwart Gottes unter den Menschen. Sie waren wegen ihres direkten Bezugs auf Gott heilig. Den Opfergaben – bloßen Erzeugnissen menschlicher Arbeit oder Produkten der Tierhaltung – mehr Beachtung zu schenken, verstößt gegen das erste Gebot, weil damit das Geschöpf höher bewertet wird als der Schöpfer selbst.

3. „Nichts als die Wahrheit, so hilf mir Gott!“  Jesus verliert nie seine Beherrschung; er gibt hier seinem Zorn absichtlich freien Lauf, um das schwere vor ihm liegende Übel zu entlarven. Wenn wir über die Vorwürfe, die Jesus den Schriftgelehrten und Pharisäern macht, nachdenken, erinnern wir uns an das, was Jesus gegen derartig üble Führer sagte: „Wer einen von diesen Kleinen, die an mich glauben, zum Bösen verführt, für den wäre es besser, wenn er mit einem Mühlstein um den Hals ins Meer geworfen würde“ (Mk 9,42). Jedesmal, wenn wir ein schlechtes Beispiel geben, uns ungehörig verhalten oder die Sünde stillschweigend übergehen, beteiligen auch wir uns daran, „diese Kleinen“ vom rechten Weg abzubringen.

Gespräch mit Christus:  Herr, ich möchte dir folgen. Ich danke dir, dass du mich überprüfen lässt, ob und wie ich die Führungsqualitäten, die du mir gegeben hast, gebraucht oder missbraucht habe. Hilf mir, ein Brückenbauer zwischen hier und der Ewigkeit zu sein.

Vorsatz:  Ich werde versuchen, meine Familie, meine Kollegen und meine Freunde näher zu Gott zu führen.


Bis zum Tod!

29. August 2006

Dienstag der einundzwanzigsten Woche im Jahreskreis
Enthauptung Johannes des Täufers

P. Alexander Kim LC

Mk 6,17-29
Herodes hatte nämlich Johannes festnehmen und ins Gefängnis werfen lassen. Schuld daran war Herodias, die Frau seines Bruders Philippus, die er geheiratet hatte. Denn Johannes hatte zu Herodes gesagt: Du hattest nicht das Recht, die Frau deines Bruders zur Frau zu nehmen. Herodias verzieh ihm das nicht und wollte ihn töten lassen. Sie konnte ihren Plan aber nicht durchsetzen, denn Herodes fürchtete sich vor Johannes, weil er wusste, dass dieser ein gerechter und heiliger Mann war. Darum schützte er ihn. Sooft er mit ihm sprach, wurde er unruhig und ratlos, und doch hörte er ihm gern zu. Eines Tages ergab sich für Herodias eine günstige Gelegenheit. An seinem Geburtstag lud Herodes seine Hofbeamten und Offiziere zusammen mit den vornehmsten Bürgern von Galiläa zu einem Festmahl ein. Da kam die Tochter der Herodias und tanzte, und sie gefiel dem Herodes und seinen Gästen so sehr, dass der König zu ihr sagte: Wünsch dir, was du willst; ich werde es dir geben. Er schwor ihr sogar: Was du auch von mir verlangst, ich will es dir geben, und wenn es die Hälfte meines Reiches wäre. Sie ging hinaus und fragte ihre Mutter: Was soll ich mir wünschen? Herodias antwortete: Den Kopf des Täufers Johannes. Da lief das Mädchen zum König hinein und sagte: Ich will, dass du mir sofort auf einer Schale den Kopf des Täufers Johannes bringen lässt. Da wurde der König sehr traurig, aber weil er vor allen Gästen einen Schwur geleistet hatte, wollte er ihren Wunsch nicht ablehnen. Deshalb befahl er einem Scharfrichter, sofort ins Gefängnis zu gehen und den Kopf des Täufers herzubringen. Der Scharfrichter ging und enthauptete Johannes. Dann brachte er den Kopf auf einer Schale, gab ihn dem Mädchen, und das Mädchen gab ihn seiner Mutter. Als die Jünger des Johannes das hörten, kamen sie, holten seinen Leichnam und legten ihn in ein Grab.

Einführendes Gebet:  Herr Jesus, ich sehne mich danach, deine Gegenwart in meinem Leben zu erfahren. Wie du den heiligen Johannes den Täufer mit der Gewissheit deines Versprechens getröstet hast, gewähre meiner Seele Frieden und Vertrauen und mehre meinen Glauben und meine Liebe zu dir. Ich vertraue auf deine Gnade, mein Leben zu verändern.

Bitte: Herr, erfülle mein Herz mit dem Mut des heiligen Johannes des Täufers, damit ich ein heldenhaftes Zeugnis meines Glaubens für dich abgebe.

1. Die Macht des Einen.  Herodes fürchtete Johannes den Täufer, weil er ihn für einen gerechten und heiligen Mann hielt. Diese Furcht war nicht von Johannes verursacht. Sie wurzelte in der persönlichen Begegnung des Herodes mit seiner eigenen Sündhaftigkeit, die durch den Tadel von Johannes und sein Gott ergebenes Leben aufgedeckt wurde. Johannes bereitete sich durch sein eigenes asketisches Leben darauf vor, seine Gefangenschaft und eventuelle Hinrichtung zu erleiden. Seine Liebe zu Gott und sein Eifer, Gottes heiligen Willen zu erfüllen, machten ihn zum Freund Gottes. Als Anerkennung belohnte Gott seinen treuen Diener mit der Märtyrerkrone. Liebe ich Gott wirklich mit heldenhafter Tugend?

2. Ein kaputter moralischer Kompass.  Herodes war ein König, aber er war zugleich auch Sklave seiner Leidenschaften. Herodes kannte seine jüdische Kultur und Religion und wusste daher, dass Ehebruch eine Sünde und ein Verbrechen war, das mit Steinigung bestraft werden konnte. Durch seine Begierde hatte er sich zum Sklaven gemacht und verzichtete dadurch auch noch auf sein Ansehen, nur um seine schändlichen Wünsche zu befriedigen. Er legt in Gegenwart der Gäste einen Schwur vor der Tochter der Herodias ab, blind gegenüber der Dummheit seines Versprechens. Als das Mädchen den Kopf des Johannes fordert, mangelte es ihm an Moral und Mut, dieses Ansinnen zurückzuweisen. Kein König, kein Herrscher ist verpflichtet, nur auf den Wunsch eines Kindes hin zu töten und gegen die natürliche sittliche Ordnung, die von Gott errichtet ist, zu verstoßen. Herodes hätte wenigstens seine Macht einsetzen und dem Mädchen eine verbale Strafe für die Verurteilung eines Gefangenen, die nur er als König hätte vornehmen können, androhen sollen.

3. Kein Mensch unter allen von einer Frau Geborenen ist größer (Lk 7,28).  Johannes kannte Jesus; schließlich waren sie Cousins und ungefähr im gleichen Alter. Weit bedeutender aber war es, dass Johannes aufgrund einer besonderen Gnade Gottes wusste, dass sein Cousin der Messias war. „In dem Augenblick, als ich deinen Gruß hörte, hüpfte das Kind vor Freude in meinem Leib“ (Lk 1,44). Johannes legt über Jesus folgendes Zeugnis ab: „Seht, das Lamm Gottes!“ (Joh 1,36). Mit Gebet, Fasten und Buße führte Johannes ein frommes Leben und durch dieses Leben brachte er Furcht in sündige Herzen, besonders in das des Herodes. Gibt mein Leben in ähnlicher Weise Zeugnis für Christus?

Gespräch mit Christus:  Herr Jesus, du schenkst mir jetzt die Gnade, mein Leben zu überprüfen. Hilf mir, dass ich mich meiner Feigheit und Eigenliebe stelle, um mich wieder auf dich neu auszurichten. Hilf mir, aus dem Beispiel des hl. Johannes des Täufers zu lernen. Auf seine Fürsprache, zusammen mit der aller Heiligen und der seligen Jungfrau Maria, bitte ich dich, schenke mir die geistige Kraft, dir treu zu sein.

Vorsatz:  Wenn ich heute mit anderen zusammen bin, werde ich den Heiligen Geist bitten, mein Herz zu erleuchten, damit ich sage, was ich sagen sollte, schweige, wenn ich schweigen sollte und damit ich immer in Übereinstimmung mit Christi’ Gebot der Liebe handele.


Sein oder Nicht-Sein

30. August 2006

Mittwoch der einundzwanzigsten Woche im Jahreskreis

P. Alexander Kim LC

Mt 23,27-32
Jesus sagt: Weh euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler! Ihr seid wie die Gräber, die außen weiß angestrichen sind und schön aussehen; innen aber sind sie voll Knochen, Schmutz und Verwesung. So erscheint auch ihr von außen den Menschen gerecht, innen aber seid ihr voll Heuchelei und Ungehorsam gegen Gottes Gesetz.

Weh euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler! Ihr errichtet den Propheten Grabstätten und schmückt die Denkmäler der Gerechten und sagt dabei: Wenn wir in den Tagen unserer Väter gelebt hätten, wären wir nicht wie sie am Tod der Propheten schuldig geworden. Damit bestätigt ihr selbst, dass ihr die Söhne der Prophetenmörder seid. Macht nur das Maß eurer Väter voll!

Einführendes Gebet:  Herr Jesus, ich glaube, dass du „der Weg und die Wahrheit und das Leben“ bist (Joh 14,6). Ich komme heute demütig zu dir. Ich wünschte, mein Leben wäre ein unbeschriebenes Buch, auf dessen Seiten du meine Lebensgeschichte schreibst.

Bitte: Herr Jesus, schenke mir ein offenes und demütiges Herz, das allen Heucheleien widersteht und mich meinen katholischen Glauben in seiner ganzen Fülle leben lässt.

1. Was du siehst, ist nicht das, was du bekommst.  Eine der strengsten Rügen, die Jesus erteilte, war gegen die Heuchelei derer, die mit der wichtigen Aufgabe der Führung des Volkes Gottes betraut waren. Sie waren berufen, die Hoffnung auf Gottes Versprechen, das Volk zu erlösen, weiterzugeben: „Sie werden mein Volk sein, und ich werde ihr Gott sein“ (Jer 24,7). Ihre eitle Rechtschaffenheit war aber nichts anderes als Zügellosigkeit und erlegte den Israeliten Bürden auf, die diese fast zur Verzweiflung trieben. Anstatt dem Volk Gottes zu helfen, sich von der Sünde abzuwenden und sich einem Leben in Treue zu Gottes Liebe zuzuwenden, betrogen sie das Volk, das offen für religiöse Belehrungen war, zugunsten ihres eigenen schäbigen Gewinns.

2. Die Guillotine der Heiligen oder die Heiligen zur Guillotine?  Eine zu hohe Achtung vor der Meinung anderer Menschen ist die „Guillotine der Heiligen“. Sie hat einen selbstmörderischen Effekt und eine tödliche Kraft, die Wirksamkeit eines leidenschaftlichen Herzens zu vermindern. Zu hohe Achtung vor der Meinung anderer Menschen macht die Liebe Gottes und die Seelen unfruchtbar, weil sie nichts ist als Hochmut, verkleidet als Furcht, als Zweifel oder als Wunsch, die Gefühle anderer nicht verletzen zu wollen. Andererseits gibt die echte Nächstenliebe ein Zeugnis für die Wahrheit, ungeachtet der Folgen, die damit verbunden sein können – selbst Verfolgung oder Schwert (vergl. Röm 8,35). Wenn wir die Meinung anderer Menschen über uns gering achten, mag uns das zur „Guillotine“ führen, aber dann sind wir auf dem Weg, Heilige zu werden.

3. Wie der Vater, so der Sohn: alle Heuchler.  Die Vorfahren der Pharisäer töteten die Propheten, weil sie das Volk in Gottes Namen züchtigten. Nun drängt Jesus ironisch die Pharisäer, sich ihres Erbes würdig zu erweisen. Jesus distanzierte sich von den Religionslehrern seiner Zeit. Anders als die Pharisäer und Tempelpriester, die für die Israeliten gleichsam Söldner geworden waren, war Jesus der gute Hirt. Jesus führte eine neue Priesterschaft ein, gegründet auf seiner eigenen: die des leidenden Gottesknechtes, des Passahlamms, des Messias und der zweiten Person der Heiligen Dreifaltigkeit. Er machte alles neu und befreite uns wahrhaft von der Sünde.

Gespräch mit Christus:  Oh Jesus, ich danke dir von ganzem Herzen für meine Erlösung. Du lässt mich deine Stimme hören, wenn sie mich sanft ruft. Ich will dir immer für dein Kreuzesopfer dankbar sein, durch das du deine Liebe zu mir bewiesen hast. Stärke mich im Glauben und erfülle mich mit deiner Liebe, so dass ich eines Tages zusammen mit dem heiligen Paulus sagen kann: „Nicht mehr ich lebe, sondern Christus lebt in mir.“ (Gal 2,20).

Vorsatz: Ich werde ein Feind der Heuchelei sein und ehrlich im Umgang mit allen Menschen, die heute um mich herum sind.


Wie ein Dieb in der Nacht

31. August 2006

Donnerstag der einundzwanzigsten Woche im Jahreskreis

P. Alexander Kim LC

Mt 24,42-51
Jesus sagte zu seinen Jüngern: Seid also wachsam! Denn ihr wisst nicht, an welchem Tag euer Herr kommt.

Bedenkt: Wenn der Herr des Hauses wüsste, zu welcher Stunde in der Nacht der Dieb kommt, würde er wach bleiben und nicht zulassen, dass man in sein Haus einbricht. Darum haltet auch ihr euch bereit! Denn der Menschensohn kommt zu einer Stunde, in der ihr es nicht erwartet.

Wer ist nun der treue und kluge Knecht, den der Herr eingesetzt hat, damit er dem Gesinde zur rechten Zeit gibt, was sie zu essen brauchen? Selig der Knecht, den der Herr damit beschäftigt findet, wenn er kommt! Amen, das sage ich euch: Er wird ihn zum Verwalter seines ganzen Vermögens machen. Wenn aber der Knecht schlecht ist und denkt: Mein Herr kommt noch lange nicht!, und anfängt, seine Mitknechte zu schlagen, wenn er mit Trinkern Gelage feiert, dann wird der Herr an einem Tag kommen, an dem der Knecht es nicht erwartet, und zu einer Stunde, die er nicht kennt; und der Herr wird ihn in Stücke hauen und ihm seinen Platz unter den Heuchlern zuweisen. Dort wird er heulen und mit den Zähnen knirschen.

Einführendes Gebet:  Herr Jesus, ich danke dir für deine Worte, die mir als Warnruf dienen sollen. Ich möchte so sein, wie der treue Diener in dem Gleichnis, aber ich weiß, dass dies nur möglich ist, wenn ich dich leidenschaftlich liebe. Stärke heute meinen Glauben an dich und ermögliche mir, dich dadurch besser kennenzulernen. Je besser ich dich kenne, umso inniger werde ich dich lieben.

Bitte: Herr, gewähre mir die Standfestigkeit, meiner christlichen Berufung in jeder Situation treu zu sein und Gott über alles und meinen Nächsten mehr als mich selbst zu lieben.

1. Bereit zu jeder Zeit!  Als der junge heilige Dominikus Savio einmal spielte, wurde er gefragt, was er tun würde, wenn er wüsste, dass er an diesem Tag sterben würde. Ohne Zögern antwortete dieser: „Ich würde weiter spielen.“ Er konnte weiter spielen, denn er erfüllte zu jeder Zeit seines jungen Lebens den Willen Gottes. Es gab nichts Unerledigtes, das er zu erledigen hätte. Er wusste nicht, wann Gott ihn rufen würde, aber er war jeden Moment bereit zu gehen, da er immer darauf achtete, Gottes Willen zu tun. Und wirklich, Gott sollte ihn bald heimrufen, als er noch jung war. Wenn ich heute die gleiche Frage gestellt bekäme, was wäre meine Antwort? Was würde ich tun? Einen Priester für die Beichte aufsuchen, zur heiligen Messe gehen, mich mit meiner Familie und Freunden versöhnen? Oder würde ich weiterhin das tun, was ich auch sonst tue, nämlich nichts anderes als Gottes Wille für mich und mein Leben?

2. Er liebt mich, er liebt mich nicht.  Jesus sagte, dass der treue und kluge Diener die Güte seines Herrn nachahme, indem er die Nahrung zur rechten Zeit verteilt. Er kümmert sich um das Haus des Herrn wie um sein eigenes, weil er den Herrn liebt. Davon unterscheidet sich der schlechte Diener vollends, der die Abwesenheit des Herrn für sein Vergnügen und zur Befriedigung seiner ungeordneten Leidenschaften nutzt. Das Haus des Herrn bedeutet ihm nichts. Er liebt sich selbst und alles um ihn herum ist nur dazu da, seinen eigenen Interessen zu dienen.

3. Was würdest du tun?  Wie diese beiden Diener in diesem Gleichnis finden wir auch uns in ähnlichen Situationen wieder. Unsere Eltern vertrauen uns die Sorge um das Haus oder um die jüngeren Geschwister an, wenn sie abends ausgehen. Unser Lehrer verlässt den Klassenraum und vertraut auf unser verantwortliches Verhalten, bis er zurückkehrt. Unser Chef oder Vorgesetzter erwartet, dass wir aus eigner Verantwortung fleißig arbeiten, ohne Zeit zu vergeuden. Bei Gott sind wir immer mit zwei Wegen konfrontiert: der eine, der Weg der Verantwortung aus Liebe und der andere, der Weg des Vergnügens. Gott sieht alles und liebt uns unendlich. Gerade weil er uns so sehr liebt, achtet er unsere Freiheit, die er uns gab, als er uns als Mensch geschaffen hat. Er drängt uns niemals seinen Willen auf oder zwingt uns gewaltsam zu etwas. Vielmehr lädt er uns freundlich, liebevoll und unaufhörlich ein, ihn ebenfalls frei zu lieben und mehr und mehr wie er zu sein. Was würde ich tun? Was mache ich? Was werde ich tun, um unserem Herrn ähnlicher zu sein?

Gespräch mit Christus:  Herr Jesus, ich möchte dich lieben und deine Tugenden in meinem Leben nachahmen. Ich möchte meinen egoistischen Neigungen nicht nachgeben, die deine Einladung zur Liebe ablehnen. Hilf mir, mit meiner Zeit und meinen Talenten freigebig zu sein und es vorzuziehen, „nicht bedient zu werden, sondern zu dienen” (Mt 20,28).

Vorsatz:  Ich werde mich selbstlos allen widmen, die mich heute um Hilfe bitten, sei es zu Hause, mit meinen Freunden oder bei der Arbeit.


Am Ende sein?

1. September 2006

Freitag der einundzwanzigsten Woche im Jahreskreis

P. Alexander Kim LC

Mt 25,1-13
Dann wird es mit dem Himmelreich sein wie mit zehn Jungfrauen, die ihre Lampen nahmen und dem Bräutigam entgegengingen. Fünf von ihnen waren töricht und fünf waren klug. Die törichten nahmen ihre Lampen mit, aber kein Öl, die klugen aber nahmen außer den Lampen noch Öl in Krügen mit. Als nun der Bräutigam lange nicht kam, wurden sie alle müde und schliefen ein. Mitten in der Nacht aber hörte man plötzlich laute Rufe: Der Bräutigam kommt! Geht ihm entgegen! Da standen die Jungfrauen alle auf und machten ihre Lampen zurecht Die törichten aber sagten zu den klugen: Gebt uns von eurem Öl, sonst gehen unsere Lampen aus. Die klugen erwiderten ihnen: Dann reicht es weder für uns noch für euch; geht doch zu den Händlern und kauft, was ihr braucht. Während sie noch unterwegs waren, um das Öl zu kaufen, kam der Bräutigam; die Jungfrauen, die bereit waren, gingen mit ihm in den Hochzeitssaal, und die Tür wurde zugeschlossen. Später kamen auch die anderen Jungfrauen und riefen: Herr, Herr, mach uns auf! Er aber antwortete ihnen: Amen, ich sage euch: Ich kenne euch nicht.

Seid also wachsam! Denn ihr wisst weder den Tag noch die Stunde.

Einführendes Gebet: Herr, danke für die Lektion der Liebe, die du mich in diesem Gleichnis lehrst. Lass die Lampe meines Glaubens niemals ausgehen. Ich bitte dich demütig, dass du mich mit deiner Liebe erfüllst. So wie ich diese Zeit mit dir im Gebet verbringe, lass mich dich begleiten in deinen Festsaal.

Bitte:  Herr, erfülle mein Herz mit tiefer und beständiger Demut, damit ich durch deine Weisheit geleitet werde.

1. Einen Schritt voraus.  Etwas Äußerliches unterscheidet die klugen von den törichten Jungfrauen: zusätzliches Öl. Die klugen Jungfrauen, die daran gedacht hatten, zusätzliches Öl mitzunehmen, zeigen sich einen Schritt voraus; sie waren daraufl vorbereitet, den Bräutigam jederzeit zu begrüßen, wann immer er kommt. Sie hatten nicht nur Öl auf Vorrat mitgenommen, sondern sie waren auch voller Liebe für den Bräutigam. Diese Liebe bewegte sie, alles in ihrer Kraft liegende zu tun, um nicht die einmalige Gelegenheit zu verpassen, den Bräutigam zu treffen. Vielleicht gab es schon früher mal falsche Anzeichen, die dazu führten, dass die törichten Jungfrauen ihre Wachsamkeit und ihren anfänglichen Eifer verloren hatten. Die klugen Jungfrauen jedoch blieben in ihrer Liebe. Sie wussten nicht, wann und wie der Bräutigam kommen würde, aber sie blieben für ihn bereit, weil die Liebe in ihren Herzen nicht erkaltet war.

2. Das Warten… eine Zeit der Läuterung und der Auswahl.  Gutes im Leben braucht Zeit und Geduld, das Warten durchzustehen, ohne die Hoffnung zu verlieren. Tatsächlich sieht Gottes Führung häufig so aus: er lässt die Seele warten, bevor er sie mit unendlichem Segen überschüttet. Wir alle brauchen eine Zeit der Läuterung, bevor wir fähig sind, in Gottes Gegenwart zu stehen, oder bevor wir anfangen, seinen Geboten zu folgen. Lange Augenblicke des Schweigens, Verzögerungen und Änderungen von Plänen – alles, um unsere Tugend der Geduld, aber auch unseren Glauben und unsere Liebe zu Gott zu prüfen. Natürlich erfordert das Warten von uns ein demütiges Zustimmen, dass Gott derjenige ist, der mein Leben lenkt.

3. „Ich kenne dich nicht.”  Die törichten Jungfrauen fanden sich ausgeschlossen, und so viel sie auch anklopften, die Tür blieb für sie geschlossen. Dies erinnert uns an das, was Jesus früher im Matthäus Evangelium gesagt hat:

„Nicht jeder, der zu mir sagt: Herr! Herr!, wird in das Himmelreich kommen, sondern nur, wer den Willen meines Vaters im Himmel erfüllt. Viele werden an jenem Tag zu mir sagen: Herr, Herr, sind wir nicht in deinem Namen als Propheten aufgetreten, und haben wir nicht in deinem Namen Dämonen ausgetrieben und mit deinem Namen viele Wunder vollbracht? Dann werde ich ihnen antworten: Ich kenne euch nicht. Weg von mir, ihr Übertreter des Gesetzes!” (Mt 7,21-23).

Die törichten Jungfrauen waren einmal Teil der Familie der Auserwählten. Nun fanden sie sich als Ausgestoßene wieder. Irgendetwas hat sich mit der Zeit geändert. Vielleicht können die Worte des heiligen Paulus Licht in die Sache bringen: „…hätte aber die Liebe nicht, wäre ich nichts” (1 Kor 13,2). Wir können große Dinge tun, sogar Propheten im Namen Jesu sein und Dämonen austreiben. Wir können ein Teil der auserwählten Gruppe der Apostel sein. Wenn wir das, was wir tun, jedoch aus Eigenliebe und nicht aus Liebe zu Gott und dem Nächsten tun, sind unsere Taten nutzlos und Gott nicht bekannt.

Gespräch mit Christus:  Herr, heute erteilst du uns die Lehre, dass Klugheit notwendig ist, um unser Handeln zu lenken, und dass man vorausschauend das Ende bedenken sollte. Du ermahnst uns, unsere Herzen vorzubereiten, damit wir bereit sind, die immerwährenden Gnaden zu empfangen. Hilf mir, demütig zu sein, da Demut der Schlüssel ist, der die Tür zu den Geheimnissen der Weisheit aufschließt.

Vorsatz:  Ich werde treu einen Teil meines Tages Gott im Gebet widmen. Im Gebet werde ich meine geistlichen Vorräte auffüllen, damit das Licht Christi immer in meinem Herzen brennt.


Komm, nimm teil an der Freude deines Herrn

2. September 2006

Samstag der einundzwanzigsten Woche im Jahreskreis

P. Alexander Kim LC

Mt 25,14-30
Es ist wie mit einem Mann, der auf Reisen ging: Er rief seine Diener und vertraute ihnen sein Vermögen an. Dem einen gab er fünf Talente Silbergeld, einem anderen zwei, wieder einem anderen eines, jedem nach seinen Fähigkeiten. Dann reiste er ab. Sofort begann der Diener, der fünf Talente erhalten hatte, mit ihnen zu wirtschaften, und er gewann noch fünf dazu. Ebenso gewann der, der zwei erhalten hatte, noch zwei dazu. Der aber, der das eine Talent erhalten hatte, ging und grub ein Loch in die Erde und versteckte das Geld seines Herrn. Nach langer Zeit kehrte der Herr zurück, um von den Dienern Rechenschaft zu verlangen. Da kam der, der die fünf Talente erhalten hatte, brachte fünf weitere und sagte: Herr, fünf Talente hast du mir gegeben; sieh her, ich habe noch fünf dazugewonnen. Sein Herr sagte zu ihm: Sehr gut, du bist ein tüchtiger und treuer Diener. Du bist im Kleinen ein treuer Verwalter gewesen, ich will dir eine große Aufgabe übertragen. Komm, nimm teil an der Freude deines Herrn! Dann kam der Diener, der zwei Talente erhalten hatte, und sagte: Herr, du hast mir zwei Talente gegeben; sieh her, ich habe noch zwei dazugewonnen. Sein Herr sagte zu ihm: Sehr gut, du bist ein tüchtiger und treuer Diener. Du bist im Kleinen ein treuer Verwalter gewesen, ich will dir eine große Aufgabe übertragen. Komm, nimm teil an der Freude deines Herrn! Zuletzt kam auch der Diener, der das eine Talent erhalten hatte, und sagte: Herr, ich wusste, dass du ein strenger Mann bist; du erntest, wo du nicht gesät hast, und sammelst, wo du nicht ausgestreut hast; weil ich Angst hatte, habe ich dein Geld in der Erde versteckt. Hier hast du es wieder. Sein Herr antwortete ihm: Du bist ein schlechter und fauler Diener! Du hast doch gewusst, dass ich ernte, wo ich nicht gesät habe, und sammle, wo ich nicht ausgestreut habe. Hättest du mein Geld wenigstens auf die Bank gebracht, dann hätte ich es bei meiner Rückkehr mit Zinsen zurückerhalten. Darum nehmt ihm das Talent weg und gebt es dem, der die zehn Talente hat! Denn wer hat, dem wird gegeben, und er wird im Überfluss haben; wer aber nicht hat, dem wird auch noch weggenommen, was er hat. Werft den nichtsnutzigen Diener hinaus in die äußerste Finsternis! Dort wird er heulen und mit den Zähnen knirschen.

Einführendes Gebet:  Herr Jesus, du gabst mir das Geschenk meines Lebens. Das erste Talent. Dann gabst du mir den Glauben. Das zweite Talent. Dann segnetest du mich mit meiner Familie, meinen Freunden und meiner Berufung, dein Apostel zu sein. Das dritte, vierte, fünfte... Talent. Ich danke dir demütig für alle diese Talente. Im Vertrauen auf deine Gnade werde ich heute Frucht bringen für dich.

Bitte:  Herr Jesus, erfülle mein Herz mit größerer Liebe zu dir.

1. Der Herr weiß es am besten. Warum die ungleiche oder unangemessene Verteilung von Talenten? Die Antwort gibt der Herr selbst. Er kannte seine Diener. Schließlich war er es, der sich ihrer annahm, sie formte und ihnen sein ganzes Vermögen anvertraute. Wir können sicher sein, dass der Herr wusste, was er tat, als er die Talente unter den drei Dienern unterschiedlich aufteilte. Sogar mehr, er lud sie ein, an seinem Reichtum und Erbe teilzuhaben. Jesus sagt uns, dass die Diener die Talente, jeder nach seiner Begabung, bekommen haben. Vielleicht haben wir den Herrn in dem Gleichnis zunächst als harten und fordernden Tyrannen gesehen. Aber eine genauere Betrachtung darüber, wie der Herr seine Diener behandelt, zeigt ihn anders – nämlich als wohlwollenden Herrn, der sich danach sehnt, sein Leben mit den Dienern zu teilen. Ist dies nicht, was Gott von uns will?

2. Früchte! Früchte! Früchte!  Die Weisheit des Herrn wird vom heiligen Paulus wiedergegeben: „Noch ist keine Versuchung über euch gekommen, die den Menschen überfordert.“ (1 Kor 10,13). Allerdings gibt es keinen Zweifel darüber, dass der Herr auch Ergebnisse erwartet. Christus, der sagt, „…ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben” (Joh 10,10), offenbart auch, dass der Vater will, dass „…ihr… Frucht bringt, und dass eure Frucht bleibt.” (Joh 15,16). Gott wünscht sehr, dass mein Leben fruchtbar ist. Er überschüttet uns fortwährend mit seiner Gnade. Er geht über die Gerechtigkeit des Herrn in dem Gleichnis hinaus, denn mein Gott lehrt mich nicht nur, sondern er begleitet mich und gibt mir sein Leben, um mich neu zu schaffen.

3. „Du schlechter und fauler Diener!“  Kann ich mir einen solchen Tadel von einem Arbeitgeber, einem Vorgesetzten vorstellen? Wie ist es aber, wenn dieser von Gott selbst kommt? Diese erschütternde, haarsträubende Erfahrung machte Simon Petrus, als Jesus ihn tadelte: „Weg mit dir, Satan, geh mir aus den Augen! Du willst mich zu Fall bringen; denn du hast nicht das im Sinn, was Gott will, sondern was die Menschen wollen.“ (Mt 16,23). Der dritte Diener wird bestraft dafür, dass er schlecht und faul war: schlecht wegen seines Vorurteils und seiner irrigen Meinung über den Herrn, faul, weil er nicht einmal das bloße Minimum erfüllt hat von dem, was von einem Diener verlangt wird. Der auffallende Hauptunterschied zwischen dem trägen und den einfallsreichen Dienern liegt in ihrer Beziehung zum Herrn. Der faule Diener war blind vor Eigenliebe und ging in seinem Ich unter. Die guten und treuen Diener hatten für den Herrn nur die besten Absichten in ihrem Sinn und in ihrem Herzen.

Gespräch mit Christus:  Herr Jesus, das Gleichnis, das du mir heute schilderst, ist letzten Endes eine Lehre der Liebe. Die guten und treuen Deiner waren bereit, alles zu tun, um ihrem Herrn zu gefallen, trotz der Demütigung oder sogar der Misserfolge, die sie ihnen eingebracht haben mögen. Ich liebe dich wegen all der Gnaden, mit denen du mich überschüttest. Erfülle mein Herz mit einer starken Liebe zu dir, so dass in mir für Egoismus kein Platz mehr ist. Mögen meine Interessen immer mit deinem heiligen Willen für mich übereinstimmen.

Vorsatz:  Ich werde hart kämpfen, um heute jede Trägheit aus Liebe zu Christus zu überwinden, sei es bei der Arbeit, in der Schule oder zu Hause, so dass ich heute Abend seine Stimme hören kann: „gut gemacht, mein guter und treuer Diener... komm, nimm teil an der Freude deines Herrn.”