Tägliche Meditationen

Tägliche Meditationen

Sonntag 13. August 2006 bis Samstag 19. August 2006

Neunzehnte Woche im Jahreskreis

P. Richard Gill LC

Das Brot des Lebens Sonntag
Tod und Steuern Montag
Als erste befreit vom Tod Dienstag
Versöhnung durch Liebe Mittwoch
Vergib immer Donnerstag
Am Anfang war das nicht so... Freitag
Das Reich der Kinder Samstag


Das Brot des Lebens

13. August 2006

Neunzehnter Sonntag im Jahreskreis

P. Richard Gill LC

Joh 6,41-51
Da murrten die Juden gegen ihn, weil er gesagt hatte: Ich bin das Brot, das vom Himmel herabgekommen ist. Und sie sagten: Ist das nicht Jesus, der Sohn Josefs, dessen Vater und Mutter wir kennen? Wie kann er jetzt sagen: Ich bin vom Himmel herabgekommen? Jesus sagte zu ihnen: Murrt nicht! Niemand kann zu mir kommen, wenn nicht der Vater, der mich gesandt hat, ihn zu mir führt; und ich werde ihn auferwecken am Letzten Tag. Bei den Propheten heißt es: Und alle werden Schüler Gottes sein. Jeder, der auf den Vater hört und seine Lehre annimmt, wird zu mir kommen. Niemand hat den Vater gesehen außer dem, der von Gott ist; nur er hat den Vater gesehen. Amen, amen, ich sage euch: Wer glaubt, hat das ewige Leben.

Ich bin das Brot des Lebens. Eure Väter haben in der Wüste das Manna gegessen und sind gestorben. So aber ist es mit dem Brot, das vom Himmel herabkommt: Wenn jemand davon isst, wird er nicht sterben. Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist. Wer von diesem Brot isst, wird in Ewigkeit leben. Das Brot, das ich geben werde, ist mein Fleisch, (ich gebe es hin) für das Leben der Welt.

Einführendes Gebet:  Schenke mir Ohren, deine Stimme zu hören, Herr, und öffne mein Herz, damit ich deine Worte des Lebens empfange. Erneuere in meiner Seele den Geist des Glaubens, der begreift, was du mir heute verkündest. Lass es mich vorbehaltlos annehmen.

Bitte: Herr, gib mir den Glauben, dass du das Brot des Lebens bist und dass meine Hoffnung auf das Ewige Leben in deinem Wort und in deinem Leib begründet ist. Lass mich in dieser Hoffnung nie schwanken und erlaube nicht, dass ich von dir getrennt werde.

1. Den Reinen im Herzen wird der Glaube geschenkt.  Manchmal kommt es uns so vor, es wäre viel leichter zu glauben, wenn wir in der Zeit Jesu leben würden. Die vorliegende Schriftstelle macht aber nicht nur klar, dass der Glaube ein Geschenk ist, sondern dass zum Glauben eine bestimmte Einstellung des Herzens erforderlich ist. Jene, die gegen Jesus murren, verschließen sich dem Geschenk des Glaubens, weil der Vater uns dieses Geschenk nicht aufzwingt. Alle aber, die den Propheten und dem Vater demütig Gehör schenken, werden von der Liebe des Vaters zu Jesus gezogen werden. Wir brauchen heute die gleiche Einstellung. Vielleicht erscheint manches unserem menschlichen Verstand sogar abwegig. Wir sollten weniger auf uns selbst vertrauen und uns mehr auf den Gehorsam den Worten Gottes gegenüber verlassen, damit wir das Geschenk des Glaubens empfangen können.

2. Brot, das nicht so sättigte. Das Manna, das die Israeliten in der Wüste nährte, war eine Vorform der Eucharistie. Gott speiste während der ganzen langen Reise zum Land der Verheißung sein Volk mit Manna. Dieses Brot aber schenkte kein ewiges Leben; tatsächlich rebellierten und murrten die Israeliten, und sie sündigten immer wieder. Sie suchten mehr nach materiellem Komfort und weltlicher Befriedigung, als nach der Hoffnung und der Freude, die man geschenkt bekommt, wenn man sich der Führung Gottes zu einem neuen Leben überlässt. In der Eucharistie nährt uns Gott mit dem Brot des ewigen Lebens und führt uns durch die irdische Pilgerschaft zu einem völlig neuen Leben in ihm selbst. Lasst uns unseren Glauben an das Wahre Brot, das uns Leben spendet, erneuern!

3. Ich werde für immer leben. Das ewige Leben beginnt schon jetzt für jene, die glauben, dass Jesus das Brot des Lebens ist. Durch den Glauben an die Eucharistie treten wir in ein neues Leben ein, das sich qualitativ von einem Leben unterscheidet, das nur nach Vergnügen und Komfort innerhalb der materiellen Beschränkungen unserer begrenzten Existenz sucht. Letztendlich wird das menschliche Leben, auch wenn es mit Reichtum, Erfolg und Einfluss gesegnet ist, zur grauen Eintönigkeit, es sei denn es gibt eine Hoffnung auf etwas Neues und Größeres als die Existenz auf dieser Erde. Ewig zu leben bedeutet nicht, einfach immer so weiter zu machen. Es bedeutet, in eine neue Dimension einzutreten, in das Leben in Gott, der unsere wahre Erfüllung und unser Frieden ist.

Gespräch mit Christus:  Herr, schenke mir immer dieses Brot des Lebens. Öffne mein Herz und meine Seele dem Verlangen nach einem neuen Leben, dass nur du mir durch die Eucharistie bringen kannst. Schenke mir die Demut und die Einfachheit, auf dich zu hören und zu glauben, dass du Worte des ewigen Lebens hast.

Vorsatz:  Ich will mir die Zeit nehmen, vor dem Allerheiligsten das sechste Kapitel des Johannes- Evangelium nachzulesen (die Verkündigung Jesu von dem Brot des Lebens). Ich will den heiligen Geist bitten, meinen Glauben an die Eucharistie als dem Mittelpunkt meines Lebens, zu stärken.


Tod und Steuern

14. August 2006

Montag der neunzehnten Woche im Jahreskreis
Maximilian Maria Kolbe, Ordenspriester und Märtyrer

P. Richard Gill LC

Mt 17,22-27
Als sie in Galiläa zusammenwaren, sagte Jesus zu ihnen: Der Menschensohn wird den Menschen ausgeliefert werden, und sie werden ihn töten; aber am dritten Tag wird er auferstehen. Da wurden sie sehr traurig.

Als Jesus und die Jünger nach Kafarnaum kamen, gingen die Männer, die die Tempelsteuer einzogen, zu Petrus und fragten: Zahlt euer Meister die Doppeldrachme nicht? Er antwortete: Doch! Als er dann ins Haus hineinging, kam ihm Jesus mit der Frage zuvor: Was meinst du, Simon, von wem erheben die Könige dieser Welt Zölle und Steuern? Von ihren eigenen Söhnen oder von den anderen Leuten? Als Petrus antwortete: Von den anderen!, sagte Jesus zu ihm: Also sind die Söhne frei. Damit wir aber bei niemand Anstoss erregen, geh an den See und wirf die Angel aus; den ersten Fisch, den du heraufholst, nimm, öffne ihm das Maul, und du wirst ein Vierdrachmenstück finden. Das gib den Männern als Steuer für mich und für dich.

Einführendes Gebet:  Herr, öffne mein Herz mit einem Glauben, der von Liebe für dich und dein Wort erfüllt ist. Lehre uns, auf den Heiligen Geist zu hören, der uns die Worte des Lebens verkündet.

Bitte:  Herr, ich weiß, dass du zu deinem eigenen Volk kamst, aber dein Volk hat dich nicht aufgenommen. Öffne mein Herz, um dich täglich neu zu empfangen und lass mich nie mehr von dir getrennt sein.

1. Keine Steuerfreiheit, nicht einmal für Jesus.  Jesus entlockt Petrus das Eingeständnis, dass die Eintreiber der Tempelsteuer ihn nicht als den Sohn Gottes anerkannten, denn dann wäre der Tempel ja das Haus seines Vaters. Sie meinten deshalb, dass er der Tempelsteuer unterliegen würde. Daraus, dass sie die Steuer von ihm verlangten ergibt sich, dass sie ihn als Steuersubjekt oder als einen Fremden ansahen. Zusammen mit seiner Vorhersage seiner Passion, erinnert uns diese Schriftstelle an den Anfang des Johannesevangeliums: „Er war in der Welt, und die Welt ist durch ihn geworden, aber die Welt erkannte ihn nicht. Er kam in sein Eigentum, aber die Seinen nahmen ihn nicht auf.” (Joh 1,10-11). Wie schwer muss es für Christus gewesen sein, dass er sich nicht willkommen sah von denen, die er zu retten kam! Und doch, wie oft lassen wir Christus allein in unseren Kirchen und Kapellen! Niemand, der ihn besucht oder seine Gegenwart anerkennt!

2. Ein Ort, an dem Christus willkommen ist.  Was bedeutet es, wenn wir Christus in unserem Leben willkommen heißen? Es sollte mehr als ein Gefühl sein. Vielmehr sollte es eine Öffnung unserer Selbst für seine Gegenwart sein, für ihn, der zu uns kommt, um Wohnung in uns zu nehmen und unser Leben zu teilen. Wir haben einen Gott, der uns so nahe ist und der eine Beziehung zu uns haben möchte. Er will unsere Zeit und unsere Aufmerksamkeit. Ihn willkommen zu heißen bedeutet, ihn nicht als Fremden zu betrachten, der von der Ferne kommt, um sich uns aufzudrängen, sondern als unseren persönlichen Herrn, unseren Meister und Retter. Wir sollten anerkennen, dass nur er die Worte des Lebens hat, und wir sollten ihm unser Leben in liebendem Gehorsam zuwenden. Die Folge davon wird innerer Friede und tiefe Freude sein.

3. Eine Gesellschaft ohne Christus ist leer und verwirrt.  Heute sehen wir, wie oft Christus der Eintritt in diese Welt verwehrt wird, und wie oft er von den Mächtigen in unserer Kultur und Gesellschaft beiseite gedrängt wird. Ganz bewusst wird er ausgeschlossen von der Welt der Politik, der Wissenschaft, der Kunst, des Geschäftslebens, des Rechtswesens, der Medizin.... In den Massenmedien wird er oft nur dann genannt, wenn sie sich entschließen, ihn lächerlich zu machen. Als Jünger Christi sollten wir ihn und sein Wort des Lebens in alle Gebiete menschlichen Schaffens zurückbringen, denn eine Welt ohne Christus ist eine Welt, die weder ihren Ursprung noch ihr Ziel kennt; es ist eine Welt, die sich letztlich gegen den Menschen selber wenden wird.

Gespräch mit Christus:  Jesus, schenke mir den Mut, deine Anwesenheit in meiner Umwelt gegenwärtig zu machen. Lass mich keine Angst davor haben, zu zeigen, dass mein Glaube an dich das Zentrum meines Lebens ist, und dass er allem, was ich tue, einen Sinn gibt. Lass mich Zeugnis für die Freude ablegen, die ich darin erfahre, dass ich mein Leben nach deinem Gesetz ausrichte.

Vorsatz:  Ich werde mir heute Zeit für Christus im Allerheiligsten nehmen. Oder ich will heute einen Weg finden, öffentlich, inmitten meiner täglichen Aufgaben, Zeugnis für Christus abzulegen.


Als erste befreit vom Tod

15. August 2006

Dienstag der neunzehnten Woche im Jahreskreis
Aufnahme Mariens in den Himmel

P. Richard Gill LC

Lk 1,39-56
Nach einigen Tagen machte sich Maria auf den Weg und eilte in eine Stadt im Bergland von Judäa. Sie ging in das Haus des Zacharias und begrüßte Elisabet. Als Elisabet den Gruß Marias hörte, hüpfte das Kind in ihrem Leib. Da wurde Elisabet vom Heiligen Geist erfüllt und rief mit lauter Stimme: Gesegnet bist du mehr als alle anderen Frauen, und gesegnet ist die Frucht deines Leibes. Wer bin ich, daß die Mutter meines Herrn zu mir kommt? In dem Augenblick, als ich deinen Gruß hörte, hüpfte das Kind vor Freude in meinem Leib. Selig ist die, die geglaubt hat, daß sich erfüllt, was der Herr ihr sagen ließ. Da sagte Maria:

Meine Seele preist die Größe des Herrn, und mein Geist jubelt über Gott, meinen Retter.
Denn auf die Niedrigkeit seiner Magd hat er geschaut. Siehe, von nun an preisen mich selig alle Geschlechter.
Denn der Mächtige hat Großes an mir getan, und sein Name ist heilig.
Er erbarmt sich von Geschlecht zu Geschlecht über alle, die ihn fürchten.
Er vollbringt mit seinem Arm machtvolle Taten: Er zerstreut, die im Herzen voll Hochmut sind;
er stürzt die Mächtigen vom Thron und erhöht die Niedrigen.
Die Hungernden beschenkt er mit seinen Gaben und läßt die Reichen leer ausgehen.
Er nimmt sich seines Knechtes Israel an und denkt an sein Erbarmen, das er unsern Vätern verheißen hat, Abraham und seinen Nachkommen auf ewig.

Und Maria blieb etwa drei Monate bei ihr; dann kehrte sie nach Hause zurück.

Einführendes Gebet:  Herr, ich danke dir, dass du mir Maria zur Mutter gegeben hast. Ich verlange danach, sie zu lieben und ihr auf ihrem Weg zu folgen. Ich weiß, dass, zusammen mit ihr, ich mit dir vereint sein kann, im Himmel, der Erfüllung meiner irdischen Pilgerschaft zu dir.

Bitte: Herr, vermehre meine Sehnsucht nach dem ewigen Leben und danach, dich in deiner Herrlichkeit von Angesicht zu Angesicht schauen zu können.

1. Die Erste der Jünger.  Maria war die Erste der Jünger, denn von dem Augenblick an, als sie die Einladung des Engel Gabriel empfing, stellte sie sich in den Dienst von Gottes Plan und der Mission Jesu. Von dem Zeitpunkt der Verkündigung an bis zu ihrer Aufnahme in den Himmel, gab es für sie in ihrem Leben nichts anders mehr. Ihr Leben und ihre Arbeit, ihr Glaube, ihre Hoffnung und Liebe waren alle auf Jesus ausgerichtet und auf die Erfüllung der Mission, für die sie Gott berufen hatte. In ihrem Leben verkörperte sie eine vollkommene und totale Verfügbarkeit für alles, was für die Erfüllung der Mission notwendig war und für alles, was der Herr ihr offenbaren würde.

2. Unsere Zukunft wird uns offenbart.  In der ganzen katholischen Welt gab es nie einen Ort, der Anspruch darauf erhob, das Grab Mariens zu besitzen. Der Glaube, dass sie mit Leib und Seele in den Himmel aufgenommen wurde, zieht sich durch alle Zeiten, obwohl die Kirche das erst im 19. Jahrhundert als Dogma erklärt hat. Die Aufnahme Mariens in den Himmel lehrt uns, dass auch wir eines Tages den gleichen Weg gehen werden, den sie gegangen ist. Wir werden am Ende der Zeiten, mit allem was wir sind, mit Körper und Seele, zur Einheit mit Gott und Jesus gebracht werden. Diese Lehre erinnert uns an die Würde und den Wert des Körpers, der unsere irdische Existenz ist. Wir werden im Himmel sein, nicht nur als „Geister” sondern als vollkommene, aus Körper und Seele bestehende Personen.

3. Sie hörte das Wort und bewahrte es.  Elisabeth wusste sofort, dass sie in der Gegenwart eines Menschen war, der eine innige Beziehung mit Gott hatte und der sich an seine Versprechen ihm gegenüber hielt. Tatsächlich hatte Maria verstanden, dass ihr ganzes Leben darin bestehen würde, am Plan Gottes für sie mitzuwirken, und sie weihte jeden Augenblick der Erfüllung dieses Plans. Auch wir sollten Jesus an erste Stelle setzen. Wir sollten seinen Plänen für unser Leben den ersten Platz einräumen.

Gespräch mit Christus:  Jesus, schenke mir Hoffnung auf das ewige Leben und die Auferstehung des Leibes, sodass ich die Ewigkeit mit dir genießen kann. Lasse mich verstehen, dass das Leben in der Gnade, hier und jetzt, der Anfang des ewigen Lebens ist.

Vorsatz:  Ich will um die Gnade einer erneuerten Hoffnung auf das ewige Leben beten und für die beständige Gnade und Hilfe von Gott, um es zu erlangen.


Versöhnung durch Liebe

16. August 2006

Mittwoch der neunzehnten Woche im Jahreskreis

P. Richard Gill LC

Mt 18,15-20
Wenn dein Bruder sündigt, dann geh zu ihm und weise ihn unter vier Augen zurecht. Hört er auf dich, so hast du deinen Bruder zurückgewonnen. Hört er aber nicht auf dich, dann nimm einen oder zwei Männer mit, denn jede Sache muss durch die Aussage von zwei oder drei Zeugen entschieden werden. Hört er auch auf sie nicht, dann sag es der Gemeinde. Hört er aber auch auf die Gemeinde nicht, dann sei er für dich wie ein Heide oder ein Zöllner.
Amen, ich sage euch: Alles, was ihr auf Erden binden werdet, das wird auch im Himmel gebunden sein, und alles, was ihr auf Erden lösen werdet, das wird auch im Himmel gelöst sein. Weiter sage ich euch: Alles, was zwei von euch auf Erden gemeinsam erbitten, werden sie von meinem himmlischen Vater erhalten. Denn wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.

Einführendes Gebet:  Herr, hilf mir darauf zu vertrauen, dass du mein Gewissen leitest und mein Herz auf deinen Willen ausrichtest. Lehre mich deine Wahrheit und nimm allen Zweifel von mir.

Bitte:  Herr, schenke mir das Vertrauen, dass du jeden Tag meine Gebete beantworten wirst. Lehre mich zu beten, dass dein Wille geschehe.

1. Die Liebe bezeugen.  Eines der dringendsten Aufgaben für jeden Christen ist die Versöhnung mit unseren Brüdern und Schwestern im Geiste der wahren Liebe des Evangeliums. Wir sollten unser möglichstes tun, um Vertrauen und Zutrauen zueinander wiederherzustellen, damit wir in der Welt Zeugen für die wandelnde Kraft der Frohen Botschaft sind. In der Frühkirche wurden die Heiden bekehrt vom Ausmaß der Liebe der Christen untereinander, das sich menschlich nicht erklären ließ, sondern nur als ein Resultat der Beziehung zu Jesus Christus gedeutet werden konnte. Wir sollten uns von der Gnade und Liebe Christi leiten lassen, um Versöhnung mit allen anzustreben.

2. Gewinne deinen Bruder.  Manchmal lässt es sich nicht vermeiden, schwierige und peinliche Wahrheiten auszusprechen; manchmal ist es nötig, dass die Leute sie hören. Allzuoft werden wir von einer Philosophie des „leben und leben lassen” geleitet, die keine echte, auf Respekt basierende Toleranz ist sondern eher Gleichgültigkeit gegenüber dem Schicksal anderer und Rückzug auf sich selbst. Es fehlt uns manchmal der Mut und die liebende Hinwendung, anderen liebevoll in das Gewissen zu reden und sie daran zu erinnern, dass sie Kinder Gottes sind, die ihm gegenüber Verpflichtungen haben. Wir sollten für wahre Liebe beten, die ohne Selbstsucht das Wohl unserer Brüder und Schwestern sucht.

3. Betet immer.  Gott ist unseren Gebeten gegenüber immer aufmerksam, wenn sie mit Glaube, Liebe und Vertrauen auf seine Barmherzigkeit und seine Vergebung vorgebracht werden. Wir brauchen nur beharrlich zu sein im Gebet und sollen nie an Gottes Liebe für uns zweifeln. Wenn wir mit anderen gemeinsam beten, sind wir nicht nur mit Gott sondern auch mit anderen vereint. Wir werden daran erinnert, dass wir alle Kinder von Gottvater sind und vollkommen in seine Vorhersehung und Fürsorge eingebettet sind. Es ist notwendig, unseren Glauben daran zu erneuern, dass wir einen Gott haben, der in unserer Mitte ist. Er ist nicht ein ferner Gott irgendwo im Universum, unbesorgt und nicht berührt von unserem Schicksal, sondern ein naher, inniger Gott, der alle unsere Nöte kennt.

Gespräch mit Christus:  Herr und Gott, lehre mich, auf deine Vorsehung zu vertrauen und auf deine liebende Sorge zu hoffen. Hilf mir, dass ich lerne zu vergeben und mit allen und jedem Menschen versöhnt zu sein, denn auch sie sind deine Söhne und Töchter, meine Brüder und Schwestern in Christus.

Vorsatz: Ich will an einen Menschen denken, dem ich noch nicht vergeben habe und mich an ihn mit einem Zeichen der Versöhnung und Liebe wenden.


Vergib immer

17. August 2006

Donnerstag der neunzehnten Woche im Jahreskreis

P. Richard Gill LC

Mt 18,21-19,1
Da trat Petrus zu ihm und fragte: Herr, wie oft muß ich meinem Bruder vergeben, wenn er sich gegen mich versündigt? Siebenmal? Jesus sagte zu ihm: Nicht siebenmal, sondern siebenundsiebzigmal.

Mit dem Himmelreich ist es deshalb wie mit einem König, der beschloss, von seinen Dienern Rechenschaft zu verlangen. Als er nun mit der Abrechnung begann, brachte man einen zu ihm, der ihm zehntausend Talente schuldig war. Weil er aber das Geld nicht zurückzahlen konnte, befahl der Herr, ihn mit Frau und Kindern und allem, was er besaß, zu verkaufen und so die Schuld zu begleichen. Da fiel der Diener vor ihm auf die Knie und bat: Hab Geduld mit mir! Ich werde dir alles zurückzahlen. Der Herr hatte Mitleid mit dem Diener, ließ ihn gehen und schenkte ihm die Schuld. Als nun der Diener hinausging, traf er einen anderen Diener seines Herrn, der ihm hundert Denare schuldig war. Er packte ihn, würgte ihn und rief: Bezahl, was du mir schuldig bist! Da fiel der andere vor ihm nieder und flehte: Hab Geduld mit mir! Ich werde es dir zurückzahlen. Er aber wollte nicht, sondern ging weg und ließ ihn ins Gefängnis werfen, bis er die Schuld bezahlt habe. Als die übrigen Diener das sahen, waren sie sehr betrübt; sie gingen zu ihrem Herrn und berichteten ihm alles, was geschehen war. Da liess ihn sein Herr rufen und sagte zu ihm: Du elender Diener! Deine ganze Schuld habe ich dir erlassen, weil du mich so angefleht hast. Hättest nicht auch du mit jenem, der gemeinsam mit dir in meinem Dienst steht, Erbarmen haben müssen, so wie ich mit dir Erbarmen hatte? Und in seinem Zorn übergab ihn der Herr den Folterknechten, bis er die ganze Schuld bezahlt habe. Ebenso wird mein himmlischer Vater jeden von euch behandeln, der seinem Bruder nicht von ganzem Herzen vergibt.

Als Jesus diese Reden beendet hatte, verließ er Galiläa und zog in das Gebiet von Judäa jenseits des Jordan.

Einführendes Gebet:  Erneuere meinen Glauben, meine Hoffnung und Liebe, Herr, und sende mir den Heiligen Geist, damit er mich den ganzen Tag über in meinen Gedanken, Worten und taten führt.

Bitte: Herr, schenke mir ein Herz wie das deine, das jede Beleidigung vergibt und in der Vergebung keine Grenzen kennt. Befreie mich von dem Wunsch, besser als andere zu sein und lehre mich, anderen immer in Liebe und Verzeihung zu begegnen.

1. Vergib anderen... und höre auf, zu zählen wie oft.  Gott hat uns unsere Vergehen zahllose Male vergeben, und wir beten jeden Tag im Vater Unser: „Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.” Wenn wir wollen, dass uns vergeben wird, sollten auch wir die Verpflichtung, anderen zu vergeben, ernst nehmen, selbst dann, wenn es scheint, dass die anderen das nicht verdienen. Schließlich sind wir Gott gegenüber in der gleichen Lage, und er zeigt uns, dass sein Erbarmen groß ist. Jesus verkündet, dass wir mit dem gleichen Maß gemessen werden, mit dem wir messen. Wie können wir diese Vergebung in die Tat umsetzen?

2. Dass die Welt erkenne.  Ohne Übertreibung kann man sagen, dass die größte Aufgabe der Kirche heute darin liegt, ein Zeichen und Botschafter der Versöhnung zu sein. Gott bietet uns das durch Jesus Christus an. Wir leben in einer Welt, die – wie Papst Johannes Paul II. es ausgedrückt hat – „Angst vor dem Erbarmen Gottes hat”, da es uns zur Umkehr und zu einer völlig neuen Art zu leben ruft. So wie wir die Welt von Hass, Gewalt, Streit und Bitterkeit erfüllt sehen, so sollten wir Christen uns für Versöhnung und Heilung einsetzen. Es ist dabei notwendig, von unseren nahen persönlichen Beziehungen ausgehend immer weitere Kreise zu ziehen, bis hinein in unsere Nachbarschaft, Schulen, Vereine, Gemeinden und dem Arbeitsplatz. Wir sollten diejenigen sein, die anderen Vergebung und die Botschaft der Versöhnung bringen.

3. Undankbarkeit macht unmenschlich.  Der Grund dafür, dass wir von dem ungerechten Schuldner so schockiert sind, ist die schreiende Offensichtlichkeit der Undankbarkeit, die er verkörpert, selbst nachdem ihm so viel vergeben wurde. Wenn wir aber genauer hinschauen, können wir darin auch etwas von unserer eigenen Geschichte entdecken. Wie schnell vergessen wir die Vergangenheit! Wie leicht sind wir versucht, zu denken, dass wir einfach unseren Sünden entwachsen sind, ohne Gottes Liebe und Gnade dafür die Ehre zu geben. Schnell können wir den Schwächen anderer gegenüber zu einer verurteilenden Haltung kommen, als ob es in unserem Leben nichts gäbe, was uns leid tut. Indem wir einen gesunden Sinn für unsere eigene Sündhaftigkeit behalten, sind wir imstande, andere als Brüder und Schwestern zu behandeln und nicht auf sie herabzuschauen.

Gespräch mit Christus:  Jesus, du hast mir so viel vergeben. Schenke mir ein Herz das deinem immer ähnlicher wird, damit ich dein Erbarmen und deine Heilung den anderen Menschen mitteilen kann, die sich noch in Missverständnissen, Hass oder Bitterkeit verzehren.

Vorsatz:  Ich will heute nach einer Gelegenheit suchen, eine Kraft der Versöhnung zu sein in einer Gemeinschaft, zu der ich gehöre und in der es innere Spaltung und Uneinigkeit gibt.


Am Anfang war das nicht so...

18. August 2006

Freitag der neunzehnten Woche im Jahreskreis

P. Richard Gill LC

Mt 19,3-12
Da kamen Pharisäer zu ihm, die ihm eine Falle stellen wollten, und fragten: Darf man seine Frau aus jedem beliebigen Grund aus der Ehe entlassen? Er antwortete: Habt ihr nicht gelesen, daß der Schöpfer die Menschen am Anfang als Mann und Frau geschaffen hat und daß er gesagt hat: Darum wird der Mann Vater und Mutter verlassen und sich an seine Frau binden, und die zwei werden ein Fleisch sein? Sie sind also nicht mehr zwei, sondern eins. Was aber Gott verbunden hat, das darf der Mensch nicht trennen. Da sagten sie zu ihm: Wozu hat dann Mose vorgeschrieben, dass man (der Frau) eine Scheidungsurkunde geben muß, wenn man sich trennen will? Er antwortete: Nur weil ihr so hartherzig seid, hat Mose euch erlaubt, eure Frauen aus der Ehe zu entlassen. Am Anfang war das nicht so. Ich sage euch: Wer seine Frau entlässt, obwohl kein Fall von Unzucht vorliegt, und eine andere heiratet, der begeht Ehebruch.

Da sagten die Jünger zu ihm: Wenn das die Stellung des Mannes in der Ehe ist, dann ist es nicht gut zu heiraten. Jesus sagte zu ihnen: Nicht alle können dieses Wort erfassen, sondern nur die, denen es gegeben ist. Denn es ist so: Manche sind von Geburt an zur Ehe unfähig, manche sind von den Menschen dazu gemacht, und manche haben sich selbst dazu gemacht - um des Himmelreiches willen. Wer das erfassen kann, der erfasse es.

Einführendes Gebet: Herr, hilf mir, dich als denjenigen, der uns ein neues Gesetz der Liebe lehrt, zu verstehen und anzunehmen. Ich möchte es mit Glauben, Vertrauen und demütigem Herzen empfangen. Lehre mich heute, nach deinem Wort des Lebens zu leben.

Bitte:  Erweiche mein hartes Herz, mein Herr und Gott, sodass dein Wort mir neues Leben gibt, und dein Gesetz jeden Tag ein Licht auf meinem Weg ist.

1. Die Härte ihres Herzens.  Die Pharisäer hörten bei der Bergpredigt die Lehre Jesu gegen Ehescheidung, eine Lehre die dem Gesetz der frommen Juden widersprach. Sie meinten, sie könnten ihm eine Falle stellen, wenn sie seine Lehre im Widerspruch zu dem Gesetz Mose stellten. Sie hofften, ihn damit unglaubwürdig machen zu können. Jesus aber kannte ihre Absichten und ging in seiner Lehre vom ursprünglichen Plan Gottes für Mann und Frau aus. Er wusste, sie suchten nach Wegen, den Willen Gottes zu umgehen und Ausnahmen geltend zu machen. Jesus hielt es nicht für nötig, der Volksmenge nach dem Mund zu reden oder einen einfacheren Weg anzubieten, wenn der schwierige nicht gefiel. Er war auf das fokussiert, was Gott beabsichtigte, und auch heute fordert er jeden auf, das zu erfüllen.

2. Ein neues Gesetz.  Die Lehre Christi erscheint so konträr zu unserer Kultur, nicht weniger als auch zu seiner Zeit. Wie kann er so Einschneidendes, so viel verlangen? Werden wir nicht von den gleichen Sünden und Unvollkommenheiten, von der gleichen Herzenshärte wie die Menschen zur Zeit Mose geplagt? Die Antwort darauf ist, dass Jesus keine neuen Gesetze hinzufügt; statt dessen bringt er die Gnade, unser Leben so zu leben, wie es Gott „am Anfang” beabsichtigte, das heißt, bevor die Sünde in die Welt kam. Christus kann von uns mehr erwarten, weil er selbst die Gnade bringt, unser Leben vor Gott in einer neuen Weise zu leben. Durch die Gnade werden wir zu „einem neuen Menschen” in Christus. Wir werden umgewandelt zu Kindern Gottes und mit der Kraft ausgestattet, unser Leben in Heiligkeit und in der ganzen Wahrheit zu leben.

3. Nie aufgeben.  Die Jünger schienen zuerst entmutigt, denn die neue Lehre Jesu ist schwer zu befolgen. „Dann ist es nicht gut zu heiraten.” Sie schauen auf die Angelegenheit mit ihren eigenen begrenzten Erfahrungen und mit den Augen der gängigen Meinung. Sie müssen erst die umwandelnde Begegnung mit der Gnade Christi machen. Auch wir müssen lernen, an diese Gnade zu glauben und sie anderen zu vermitteln, da sie uns befähigt, andere so zu lieben „wie er uns geliebt hat”. Es ist die Gnade Christi, die in unser Leben Vitalität und Frische bringt und uns fähig macht, der Umwelt etwas Neues und Hoffnungsvolles zu bieten.

Gespräch mit Christus:  Jesus, schenke mir Glauben und Vertrauen, mit ganzem Herzen darauf zu bauen, dass deine Gnade genug ist. Lehre mich zu glauben, dass deine Gebote immer von deiner Gnade unterstützt werden und dass ich als neuer Mensch in dir leben kann.

Vorsatz:  Ich will um eine unerschütterliche Hoffnung auf die Kraft der Gnade Gottes bitten.


Das Reich der Kinder

19. August 2006

Samstag der neunzehnten Woche im Jahreskreis

P. Richard Gill LC

Mt 19,13-15
Da brachte man Kinder zu ihm, damit er ihnen die Hände auflegte und für sie betete. Die Jünger aber wiesen die Leute schroff ab. Doch Jesus sagte: Laßt die Kinder zu mir kommen; hindert sie nicht daran! Denn Menschen wie ihnen gehört das Himmelreich. Dann legte er ihnen die Hände auf und zog weiter.

Einführendes Gebet:  Vater, öffne mein Herz, damit ich Vertrauen und Glaube habe und die Hoffnung, einst dein Reich zu sehen.

Bitte:  Herr, schenke mir einen einfachen und tiefen Glauben und ein unerschütterliches Vertrauen auf deine Liebe und Kraft, damit ich dir täglich mehr vertraue.

1. Die Zeit der Kinder. Heutzutage sind wir es gewöhnt, dass man den Bedürfnissen der Kinder große Aufmerksamkeit schenkt. Es wird fast zur Manie. Riesige Summen werden aufgewendet, die Kinder zu erziehen und sie so zu sozialisieren, dass sie gewünschte Ziele erreichen. Nachrichten von missbrauchten oder vernachlässigten Kindern werden in unserer Gesellschaft schon routinemäßig mit Schock und Entsetzen gehört. Zur Zeit Christi jedoch wurden Kinder als unbedeutend und von geringem Wert betrachtet. Keiner hätte sie für das Reich würdig empfunden, außer in ihrer Beziehung zu ihren Familien und Eltern. Für Jesus jedoch war jedes eine Seele, ein Kind Gottes des Vaters, für das er gekommen war, Liebe und Erlösung zu bringen. Jedes war ein Träger der Gnade Gottes und sollte geschätzt und liebevoll umsorgt werden. Jesus konnte in ihnen jene wertvollsten Eigenschaften erkennen, die jeder haben sollte, der ein Mitglied der Familie Gottes sein würde.

2. Eigenschaften nötig für das Reich Gottes.  Das Reich Gottes gehört denen, die Gott „Vater” nennen können, jenen, die alle ihre Hoffnung und ihr Vertrauen auf seine Liebe und seinen Schutz setzen, statt auf ihre eigenen Talente, Wissen, Sicherheiten, Tugenden oder Erfahrungen. Mit der Zeit wird es immer schwieriger, diese kindliche Hoffnung auf unseren Vater im Himmel zu behalten. Und doch ist genau das seine Herausforderung für uns: Wachse auf dem Weg durch das Leben beständig in Demut und Vertrauen.

3. Das Christuskind.  Von Zeit zu Zeit sollten wir die uns allen wohlbekannte Kindheit Jesu betrachten. Man übersieht sie auf der Suche nach Hilfen für das geistliche Wachstum leicht, denn sie kann uns manchmal von übertriebener Frömmigkeit und Sentimentalität überladen erscheinen. Genauer betrachtet ist es jedoch überaus bedeutungsvoll für uns, dass er als kleines Kind zu uns kam, hilflos und verletzlich und auf Josef und Maria vertrauend. Es war Christi Entscheidung, Jahre in einem Zustand der Abhängigkeit und des Vertrauens zu verbringen, um uns zu lehren, wie auch wir uns an den Vater, als den Ursprung aller Hoffnung, wenden sollen.

Gespräch mit Christus:  Jesus, lehre uns wieder die Lektion deiner Kindheit: Abhängigkeit, Hoffnung, Sanftmütigkeit und Liebe. Nimm aus unseren Herzen alle Überreste von Vertrauen auf uns selbst und des Stolzes, die sich zwischen uns und das Reich des Himmels stellen könnten.

Vorsatz:  Als geistliche Lesung will ich in den Evangelien die Beschreibungen der Kindheit Jesu lesen.