Tägliche Meditationen

Tägliche Meditationen

Sonntag 11. Juni 2006 bis Samstag 17. Juni 2006

Zehnte Woche im Jahreskreis

P. Matthew Kaderabek LC

Der große Auftrag Sonntag
Die Seligpreisungen, der Maßstab für unser Leben Montag
Salz und Licht Dienstag
Heroische Treue Mittwoch
Brüderliche Versöhnung Donnerstag
Ein reines Herz Freitag
Ja oder Nein Samstag


Der große Auftrag

11. Juni 2006

Dreifaltigkeitssonntag

P. Matthew Kaderabek LC

Mt 28,16-20
Die elf Jünger gingen nach Galiläa auf den Berg, den Jesus ihnen genannt hatte. Und als sie Jesus sahen, fielen sie vor ihm nieder. Einige aber hatten Zweifel. Da trat Jesus auf sie zu und sagte zu ihnen: Mir ist alle Macht gegeben im Himmel und auf der Erde. Darum geht zu allen Völkern, und macht alle Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe. Seid gewiss: Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt.

Einführendes Gebet:  Herr Jesus, was für ein wunderbarer Fest, um ein Gespräch von Herz zu Herz mit dir zu führen – das Dreifaltigkeitsfest. Bitte begleite mich in dieser Zeit des Gebets. Hilf mir, ein wirksameres Werkzeug in deiner Hand zu sein. Mein einziger Wunsch ist es, dir zu gefallen. Bitte überflute mein Herz mit deiner Gnade, damit ich deinen Willen in meinem Leben vollkommen erfülle.

Bitte: Herr Jesus, hilf mir, das große Geheimnis der Heiligen Dreifaltigkeit besser zu verstehen. Erlaube mir nicht, zu vergessen, dass du immer über mich wachst und mein Bestes willst. Hilf mir vor allem, dich mehr zu erkennen und zu lieben, damit ich diese Liebe auch in meinem täglichen Leben ausüben kann.

1. Zwischen Himmel und Erde stehen. Jesus Christus steht auf dem Berg seiner Himmelfahrt und umarmt die ganze Schöpfung, um sie zu seinem Vater zurückzuführen. Er steht da, zwischen Himmel und Erde, als unser Gott, unser Erlöser, unser bester Freund, und als derjenige, der bis zum Ende bei uns sein wird. Lasst ihn uns gemeinsam mit den Jüngern anbeten! Herr, wir verehren dich, wir danken dir, wir lieben dich über alles! Wir danken dir für deine große Güte, brennende Liebe und dein unbegreifliches Erbarmen. Himmel und Erde sind von deiner Herrlichkeit erfüllt!

2. Geht und macht alle Menschen zu meinen Jüngern. Was macht Jesus mit seiner Gewalt über Himmel und Erde? Er benutzt sie, um die sündige Menschheit mit dem allerheiligsten Gott zu vereinen. Wie allmächtig muss seine Kraft sein, die Sünder zu Kindern Gottes und Erben des Himmels verwandeln kann! Und wie bringt Jesus diese Verwandlung zustande? Er befähigt seine Jünger zur Verkündigung der Wahrheit und zur Weitergabe eines Anteils an seinem göttlichen Leben. Herr Jesus, danke für das Licht der Wahrheit, das die Finsternis unseres Verstandes erhellt. Danke für das Leben in der Gnade, das uns durch die Taufe geschenkt wurde. Und danke, Herr, für die Bischöfe und Priester, die uns – durch deine göttliche Kraft – Gottes Wahrheit und Anteil an der Heiligen Dreifaltigkeit bringen. Danke, für den Heiligen Petrus und alle seine Nachfolger, durch die wir alle, in unserer Pilgerschaft zum Himmelreich, in der einen, heiligen, katholischen Kirche vereint sind.

3. Tauft sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes.  Ohne Wasser würden wir verdursten. Ohne die Erlösung würden wir in unseren Sünden sterben, für immer ausgeschlossen von unserer eigentlichen Bestimmung: der Vereinigung mit Gott in der ewigen Seligkeit des Himmels. Wie passend ist es, dass Jesus Wasser benutzt, um uns die Früchte seiner glorreichen Erlösung zu übermitteln. Nicht nur Wasser, sondern im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes gesegnetes Wasser! Lasst uns uns in Anbetung vor der unendlichen Macht unseres Herrn verneigen. Durch den Dienst seiner Priester lässt Jesus die Toten zum übernatürlichen Leben in Gnade auferstehen. Danke, Herr, für das wunderbare Geschenk der Taufe und dafür, dass du mich damit als dein Kind adoptiert hast.

Gespräch mit Christus:  Himmlischer Vater, du bist nun mein eigener Vater. Ich bin dein geliebtes Kind in Christus. Heiliger Geist, Geschenk des Vaters und des Sohnes, nimm in meinem Herzen Wohnung. Leite jeden meiner Gedanken, Worte und Taten zur Verherrlichung der Heiligen Dreifaltigkeit.

Vorsatz:  Nach dem Vorbild der heiligen Kinder von Fatima will ich oft wiederholen: „O Heiligste Dreifaltigkeit, Vater, Sohn und Heiliger Geist, ich bete dich aus tiefster Seele an. Ich opfere dir das Heilige Blut, Seele und Gottheit deines geliebten Sohnes auf, unseres Herrn Jesus Christus, der in allen Tabernakeln der Welt gegenwärtig ist.


Die Seligpreisungen, der Maßstab für unser Leben

12. Juni 2006

Montag der zehnten Woche im Jahreskreis

P. Matthew Kaderabek LC

Mt 5,1-12
Als Jesus die vielen Menschen sah, stieg er auf einen Berg. Er setzte sich, und seine Jünger traten zu ihm. Dann begann er zu reden und lehrte sie.

Er sagte:
Selig, die arm sind vor Gott; / denn ihnen gehört das Himmelreich.
Selig die Trauernden; / denn sie werden getröstet werden.
Selig, die keine Gewalt anwenden; / denn sie werden das Land erben.
Selig, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit; / denn sie werden satt werden.
Selig die Barmherzigen; / denn sie werden Erbarmen finden.
Selig, die ein reines Herz haben; / denn sie werden Gott schauen.
Selig, die Frieden stiften; / denn sie werden Söhne Gottes genannt werden.
Selig, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden; / denn ihnen gehört das Himmelreich.

Selig seid ihr, wenn ihr um meinetwillen beschimpft und verfolgt und auf alle mögliche Weise verleumdet werdet. Freut euch und jubelt: Euer Lohn im Himmel wird groß sein. Denn so wurden schon vor euch die Propheten verfolgt.

Einführendes Gebet:  Herr, ich glaube an dich. Ich glaube, dass du als das Leben meiner Seele bei mir bist. Ich setze alles Vertrauen in dich, denn ich kann ohne dich nichts tun. Ich liebe dich. Hilf mir, mich von allem zu befreien, was mich davon abhält, dir mein ganzes Herz, meine Energie, Kraft und Zeit zu schenken. Hilf mir, dich in allem, was ich tue, zu lieben. Hilf mir, dich in allen zu sehen, denen ich begegne.

Bitte:  Jesus, hilf mir, die Seligpreisungen zu lieben und sie als Maßstab für mein Leben anzunehmen.

1. Eine neue Lehre.  Man stelle sich vor, wir sitzen an diesem denkwürdigen Tag inmitten der Menschenmenge, an einem sonnigen Berghang, von dem wir auf den See von Galiläa schauen können. Jesus predigt von der Höhe, indem er den steilen Abhang als natürliches Amphitheater benutzt. Der milde Windhauch, der vom Wasser über den Hügel streicht, scheint den vielen gespannten Zuhörern seine sanfte Stimme zuzutragen. Es beeindruckt uns, dass der Lehrer, obwohl er mit Autorität eine außergewöhnliche Botschaft vorträgt, so froh und voller Frieden zu sein scheint. Er strahlt einen inneren Frieden aus, der ihm erlaubt, sich ganz und gar dem Dienst für Gott und den Menschen zu widmen. Die Welt scheint keine Macht über ihn zu haben. Wenn wir Jesus zuhören, möchten wir ausrufen: „Dieser Mensch weiß, wovon er spricht. Er weiß, was der Himmel ist. Aus eigener Erfahrung weiß er, dass die himmlische Seligkeit bei weitem alle erdenklichen weltlichen Freuden übertrifft.”

2. Ein Vorschlag wider den Zeitgeist.  Als er seine Predigt beendet hat, bleiben alle schweigend sitzen, fast als wären sie von der Macht seiner Botschaft gelähmt. Wir spüren, dass dies die kraftvollste, unglaublichste Predigt ist, die je gehalten wurde, und doch wird es eine Weile dauern, bis wir sie verdaut haben. Sie war völlig dem Geist der Zeit entgegengerichtet, fast schon schockierend. So herausfordernd diese Predigt auch ist, unsere Herz erkennt sie als Wahrheit. In kühner Weise zeigt uns Jesus in der Bergpredigt einen erfrischend neuen Wegweiser zum wahren Glück und zur Seligkeit. Wir alle haben den tief empfundenen Wunsch, in Frieden und Freude zu leben, und wir dachten eigentlich, wir wüssten wie es geht. Die Wege Jesu sind aber genau das Gegenteil von jenen der Welt. Er weist alle falschen Seligkeiten zurück, in denen das Glück von Dingen abhängt wie Selbstverwirklichung, Zuchtlosigkeit, Spaß haben oder einer Einstellung von „Iss, trink und sei fröhlich, denn morgen wirst du sterben“. Er weiß, dass im Endergebnis diese falschen Seligkeiten nur zu Gemütsstörungen führen, zum Unglücklichsein, zu falschen Hoffnungen, Ängsten und Sorgen.

3. Der Wegweiser zum Glück.  Die Welt schlägt uns oft die sieben Todsünden als die Schlüssel zu Erfolg und Glück vor. Wir hören die Schlagworte: „Sicherheit”, „Rache”, „Gelächter”, „Beliebtheit”, „Sex”, „bewaffnete Macht” und „Bequemlichkeit”. Ohne mit der Wimper zu zucken, drehte Jesus diese oberflächlichen Ideale um und bezeichnete sie als Sackgasse. Mutig fordert er den (Zeit-) Geist der Welt heraus und akzeptiert die Tatsache, dass er sich damit bei einigen unbeliebt machen wird. So sehr sogar, dass damit sein Schicksal auf dem Kalvarienberg besiegelt werden wird. Statt einer weltlichen Vergnügungstour schlägt er uns einen besseren Weg vor, den einzigen Weg zur wahren Seligkeit, einen Weg, den er selber bis zu dem Tag gegangen ist, an dem er für uns gestorben ist. Selig sind die Armen vor Gott. Selig sind die Friedensstifter, die ein reines Herz haben, die verfolgt sind, die Barmherzigen, die Trauernden und die, die hungern und dürsten nach Gerechtigkeit. Es gibt keinen Zweifel, diese Worte klingen wahr in meinem Herzen..., bin ich aber bereit, die Bande zu zerschneiden, die mich an die falschen Seligkeiten fesseln?

Gespräch mit Christus:  Lieber Herr Jesus, du wohnst im Himmel mit all den Seligen. Du hast mich zur Heiligkeit berufen, berufen selig und glücklich zu sein. Erleuchte heute meinen Verstand, damit ich verstehe, wo das wahre Glück ist. Gewähre mir, dass ich nur dieses wahre Glück ersehne und dass ich alle täuschenden Trugbilder der Welt ablehne.

Vorsatz:  Ich will auf den rechten Weg zum wahren Glück zurückfinden, indem ich diese Woche zur Beichte gehe.


Salz und Licht

13. Juni 2006

Dienstag der zehnten Woche im Jahreskreis
Hl. Antonius von Padua, Priester und Kirchenlehrer

P. Matthew Kaderabek LC

Mt 5,13-16
Ihr seid das Salz der Erde. Wenn das Salz seinen Geschmack verliert, womit kann man es wieder salzig machen? Es taugt zu nichts mehr; es wird weggeworfen und von den Leuten zertreten.
Ihr seid das Licht der Welt. Eine Stadt, die auf einem Berg liegt, kann nicht verborgen bleiben. Man zündet auch nicht ein Licht an und stülpt ein Gefäß darüber, sondern man stellt es auf den Leuchter; dann leuchtet es allen im Haus. So soll euer Licht vor den Menschen leuchten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.

Einführendes Gebet:  Herr Jesus, ich glaube an deine Liebe für mich und an deine Gnade. Deshalb komme ich jetzt zu dir. Lass mich deine Liebe erfahren und erfülle mich mit deiner Gnade, damit ich meine Rolle in deinem Heilsplan erfülle. Du weißt, dass ich schwach bin und manchmal geneigt bin, aufzugeben. Bitte nutze die Zeit, die wir zusammen sind, um meinen Mut und meine Liebe zu stärken.

Bitte: Herr, ich möchte in meinem Leben ein williges Werkzeug in deiner Hand sein, ein Widerschein deines Lichtes, ein treuer Apostel.

1. Ihr seid das Licht der Welt.  Wie ist das möglich – die Jünger bringen Licht in diese Welt? Ist das wegen ihrer Klugheit? Bestimmt nicht. Es ist Jesus, der sie die Wahrheit gelehrt hat und ihnen das wunderbare Wissen der großen Liebe Gottes mitgeteilt hat. „Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab.” (Joh 3,16). Die Missionare haben immer das Kreuz als ihr Zeichen benutzt. Die christliche Botschaft ist stets die gleiche: seht, wie sehr Gott uns liebt!

2. Ihr seid das Salz der Erde.  Wir wissen, was es bedeutet, Speisen zu essen, die schal und geschmacklos sind. Man kann dadurch zwar gesättigt werden, aber man spürt keine Begeisterung, keine Lebensfreude, während man das Essen hinunterbringt. Die Jünger Jesu bringen dem menschlichen Leben das Salz der Bedeutung und des Sinns, sowie der Katechismus lehrt: „[Gott] ruft ihn und hilft ihm, ihn zu suchen, ihn zu erkennen und ihn mit all seinen Kräften zu lieben. In seinem Sohn und durch ihn beruft er die Menschen, im Heiligen Geist seine Kinder zu werden und so sein glückseliges Leben zu erben“ (KKK 1). Hilf mir, Herr, für dich und nur für dich zu leben. Lass meine Taten unseren himmlischen Vater verherrlichen. Lass mich in der Eucharistie das Brot des Lebens schmecken, sodass mich jeder meiner Schritte zur Vereinigung mit dir in Ewigkeit führt.

3. Damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.  Der heilige Antonius, der glücklich in seinem portugiesischem Kloster lebte, wurde von dem Eifer und den Entsagungen einiger Franziskaner aufgerüttelt, die auf dem Weg waren, die Mohammedaner Afrikas zu bekehren. Als die Leichen der gemarterten Franziskaner nach Europa zurückgebracht wurden, erbat Antonius die Erlaubnis, in den Franziskanerorden eintreten und auch nach Afrika gehen zu dürfen. Als er dort ankam, wurde er krank, denn es war Gottes Wille, dass er die Völker Europas evangelisieren solle. Seine Zuhörerschaft im Mittelalter erkannte in Antonius’ aufopferndem Leben und in seinen Predigten Christus wieder. Deshalb ist er üblicherweise mit dem Jesuskind auf dem Arm dargestellt. Heiliger Antonius, bitte für mich, dass auch ich anderen das Licht Christi bringen kann.

Gespräch mit Christus:  Jesus, der du für mich aus Liebe gekreuzigt bist, erfülle mich mit deinem Licht. Lösche alle Sünden und allen Egoismus in mir aus, damit dein Licht durch mich hindurch auf die Menschen, die im Dunklen und im Schatten des Todes sitzen, scheinen kann.

Vorsatz:  Ich will heute mehrfach während des Tages meine Hingabe an den Herrn erneuern und alle kleinen und großen Hindernisse aufopfern, die sich mir heute in den Weg stellen. Ich will das tun, um mir selbst zu entsagen und ein helleres Licht für die Welt zu werden.


Heroische Treue

14. Juni 2006

Mittwoch der zehnten Woche im Jahreskreis

P. Matthew Kaderabek LC

Mt 5,17-19
Denkt nicht, ich sei gekommen, um das Gesetz und die Propheten aufzuheben. Ich bin nicht gekommen, um aufzuheben, sondern um zu erfüllen. Amen, das sage ich euch: Bis Himmel und Erde vergehen, wird auch nicht der kleinste Buchstabe des Gesetzes vergehen, bevor nicht alles geschehen ist. Wer auch nur eines von den kleinsten Geboten aufhebt und die Menschen entsprechend lehrt, der wird im Himmelreich der Kleinste sein. Wer sie aber hält und halten lehrt, der wird groß sein im Himmelreich.

Einführendes Gebet:  Herr, ich weiß oft nicht, wie ich beten oder was ich sagen soll, wenn ich in deine Gegenwart komme. Stehe meiner Schwachheit bei und inspiriere mich, damit ich mich dir schenke. Statt zu sprechen, möchte ich auf dich hören. Sprich Herr, dein Diener hört.

Bitte:  Herr, schenke mir eine heroische Treue, auch in den kleinsten Einzelheiten meiner Lebensreise..

1. Die Absicht des Gesetzes soll erfüllt werden.   Die Fülle des „Gesetzes und der Propheten“ entspringt ihrem Ziel, der Absicht dahinter: die Erlösung der Menschheit. Der Wille Gottes, der möchte „dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen” (Tim 2,4), muss erfüllt werden. Unser Herr ist mit Sicherheit nicht gekommen, um das aufzuheben, sondern zu „erfüllen” (Mt 5,17). Worauf es ankommt, ist das Erreichen der Absicht des Gesetzes. So wie man aufhört, Wortschatz und Grammatik zu üben, wenn man sich einmal flüssig in einer neuen Sprache ausdrücken kann, so können auch die einfachen Vorschriften des Gesetzes, mit ihren hauptsächlich erzieherischen und bildenden Funktionen, ausrangiert werden, wenn man das, wofür es vorbereiten sollte, erreicht hat. Mit dem öffentlichen Auftreten Jesu wurde alles, was zur Vorbereitung auf ihn dienen sollte, überflüssig.

2. Bleibende Grundlagen.  Die fundamentalen Wahrheiten und daraus sich ergebenden Forderungen des Alten Testaments bleiben gültig; sie sind die unentbehrlichen Grundlagen des Neuen Testaments. Die Offenbarung Gottes in der Geschichte Israels ist die Offenbarung der ewigen Wahrheit von und über Gott. In den Dokumenten des Zweiten Vatikanischen Konzils finden wir geschrieben: „Bei ihrer Besinnung auf das Geheimnis der Kirche gedenkt die Heilige Synode des Bandes, wodurch das Volk des Neuen Bundes mit dem Stamme Abrahams geistlich verbunden ist. So anerkennt die Kirche Christi, dass nach dem Heilsgeheimnis Gottes die Anfänge ihres Glaubens und ihrer Erwählung sich schon bei den Patriarchen, bei Moses und den Propheten finden. Sie bekennt, dass alle Christgläubigen als Söhne Abrahams (Gal 3,7) dem Glauben nach in der Berufung dieses Patriarchen eingeschlossen sind und dass in dem Auszug des erwählten Volkes aus dem Lande der Knechtschaft das Heil der Kirche geheimnisvoll vorgebildet ist. Deshalb kann die Kirche auch nicht vergessen, dass sie … genährt wird von der Wurzel des guten Ölbaums, in den die Heiden als wilde Schößlinge eingepfropft sind. (Erklärung über das Verhältnis der Kirche zu den nichtchristlichen Religionen „Nostra aetate“) Das Gesetz und die Propheten sind die bleibenden Grundmauern für das Neue Jerusalem, für den Himmel.

3. Bis zum Ende standhaft bleiben.  Die ereignisreiche Geschichte der Kirche lehrt uns immer wieder, dass diejenigen, die auch nur gegen „die geringsten dieser Gebote” verstoßen und andere lehren, das gleiche zu tun, „die Geringsten im Himmelreich” genannt werden (Mt. 5,19). Wie traurig, dass so viele gute Menschen von heute, sogar „gute Katholiken”, es bequem finden, die Lehre der Gebote abzuschütteln, besonders das fünfte Gebot. Sie tun das unter den Vorwänden des Mitleids, wirtschaftlichen Wohlergehens, von Menschenrechten und wissenschaftlichem Fortschritt. Und wie steht es mit dem dritten Gebot, den Sonntag heilig zu halten? Wie viele Katholiken erliegen am Sonntag der Versuchung, im Bett zu bleiben oder, statt zur Heiligen Messe zu Johnnys Fußballspiel zu gehen? Christus hat gesagt: „Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen.” (Mt 13,31). Das Festhalten am Worte Gottes, am Gesetz des Alten Testaments in seiner ewigen Bedeutung, wird zu jeder Zeit heroische Treue verlangen. In der Geschichte haben wir beides gesehen: dass solche Treue geübt wurde und dass Menschen aus Feigheit, Schwäche, Unwissenheit und Stolz versagten. Die Worte des Herrn sollten uns warnen und motivieren: „Viele falsche Propheten werden auftreten und sie werden viele irreführen, und weil die Missachtung von Gottes Gesetz überhand nimmt, wird die Liebe bei vielen erkalten. Wer jedoch bis zum Ende standhaft bleibt, der wird gerettet.” (Mt 24,11-13)

Gespräch mit Christus:  Lieber Herr, ich bin der armseligen Ausreden müde, die ich in kleinen und großen Dingen benutze, um Abstriche von deinen Geboten und meinen Verpflichtungen dir gegenüber zu machen. Schenke mir die Gnade, deinem Wort und deinen Geboten in heroischer Weise treu zu sein, besonders dann, wenn es mir am schwersten fällt und wenn sich mir eine Ausflucht anbietet. Hilf mir zu begreifen, dass es keine Abkürzungen zum Himmel gibt.

Vorsatz: Ich will getreu mein Gewissen am Abend prüfen, um zu erkennen, ob ich auch nur in der geringsten Weise Gottes Gebote verletzt habe.


Brüderliche Versöhnung

15. Juni 2006

Donnerstag der zehnten Woche im Jahreskreis

P. Matthew Kaderabek LC

Mt 5,20-26
Darum sage ich euch: Wenn eure Gerechtigkeit nicht weit größer ist als die der Schriftgelehrten und der Pharisäer, werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen.

Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt worden ist: Du sollst nicht töten; wer aber jemand tötet, soll dem Gericht verfallen sein. Ich aber sage euch: Jeder, der seinem Bruder auch nur zürnt, soll dem Gericht verfallen sein; und wer zu seinem Bruder sagt: Du Dummkopf!, soll dem Spruch des Hohen Rates verfallen sein; wer aber zu ihm sagt: Du (gottloser) Narr!, soll dem Feuer der Hölle verfallen sein.

Wenn du deine Opfergabe zum Altar bringst und dir dabei einfällt, dass dein Bruder etwas gegen dich hat, so lass deine Gabe dort vor dem Altar liegen; geh und versöhne dich zuerst mit deinem Bruder, dann komm und opfere deine Gabe.

Schließ ohne Zögern Frieden mit deinem Gegner, solange du mit ihm noch auf dem Weg zum Gericht bist. Sonst wird dich dein Gegner vor den Richter bringen, und der Richter wird dich dem Gerichtsdiener übergeben, und du wirst ins Gefängnis geworfen. Amen, das sage ich dir: Du kommst von dort nicht heraus, bis du den letzten Pfennig bezahlt hast.

Einführendes Gebet:  Wenn ich mich jetzt in deine Gegenwart begebe, bitte ich dich, Herr, mich während dieses Gebets zu erleuchten. Hilf mir, alle Faulheit und Ablenkungen abzuschütteln und deine Worte des Lebens anzuhören. Zeige mir, was du heute von mir willst und schenke mir die Großzügigkeit und Kraft, nichts für mich zu behalten, dir alles zu überlassen. Schenke mir den gleichen Mut, den du deinen Jüngern gegeben hast, sodass ich vor allem nach dir allein strebe.

Bitte: Christus, bitte gib mir die Kraft, dein Leben zu betrachten, aber auch in dieser Meditation den festen Entschluss zu fassen, dir nachzufolgen.

1. „Ihr habt gehört, das zu den Alten gesagt worden ist: Du sollst nicht töten.....ich aber sage euch.”  Im Alten Testament gab Gott das Gebot, „liebe deinen Nächsten wie dich selbst.” Das ist schwierig genug, aber im Neuen Testament verlangt unser Herr noch viel mehr. In der Nacht, bevor er starb, sagte Jesus zu seinen Jüngern – und er sagt es auch heute zu uns – „Liebt einander wie ich euch geliebt habe” (Joh 15,12). Wie hat uns Jesus geliebt? Wir müssen nur das Kreuz anschauen. Er gab sein Leben hin, damit wir, durch sein Heiliges Blut gereinigt mit der Heiligen Dreifaltigkeit in der ewigen Seligkeit des Himmels vereint sein können.

2. „Versöhne dich mit deinem Bruder.”  Jesus sagt nicht deinem „Nächsten” sondern „Bruder”. Indem er die menschliche Natur annahm, wurde Jesus Christus unser Bruder und das Haupt der ganzen Menschheit. Er hat uns alle, durch sich, zur Würde der Adoption durch Gott erhoben, und das in solcher Weise, dass die ganze Christenheit nur eine einzige Familie darstellt, in der Gott der Vater und Jesus der erstgeborene Sohn ist. Jeder Mensch, den wir treffen, hat das Potential unser Bruder oder unsere Schwester in Christus zu sein. Jeder kann dieser Familie angehören. Deshalb lehrt uns Jesus: „Was immer ihr auch dem geringsten meiner Brüder getan habt, das habt ihr mir getan”.

3. „Geh und versöhne dich erst mit deinem Bruder, dann komm und opfere deine Gabe.”  Der große Heilige Thomas Morus stand kurz davor, Gott sein Leben als Märtyrer zurückzugeben. Es war im Juli 1535. Als das ungerechte Todesurteil durch das Gericht verkündet worden war, wurde Sir Thomas aufgefordert, ein paar Worte zu sagen. Er hätte zu den Männern, die ihn verurteilt hatten, sehr wohl ausrufen können: „Ihr Dummköpfe!” Sie wussten, dass er unschuldig war. Statt dessen erinnerte er diese Adeligen daran, dass der heilige Paulus und der heilige Stephanus auch einmal auf der gegnerischen Seite standen. Dann fuhr er fort: „Deshalb werde ich darum beten, dass – obwohl Sie nun hier auf der Erde die Richter für meine Verurteilung waren – wir uns trotzdem zu unserem Heil im Himmel wieder treffen werden.” Was für eine heroische christliche Liebe! Wie war das möglich? Es war deshalb möglich, weil der heilige Thomas seine Richter mit den Augen Christi sah. Er sah sie als Menschen, die von Gott geliebt und für den Himmel bestimmt sind. Dementsprechend schloss sein Gebet für sie die Hoffnung ein, dass sie sich von ihrer Ungerechtigkeit bekehren und Gottes Erbarmen finden werden. Der heilige Thomas betet sogar um Segen für den schwachen König, der hauptsächlich für seine Verurteilung verantwortlich war. Bevor er Gott sein Leben zurückgibt, bemüht sich dieser große Staatsmann um vollkommene christlichen Nächstenliebe zu allen Menschen, besonders denen gegenüber, die ihm Unrecht getan haben.

Gespräch mit Christus:  Herr Jesus, hilf mir, meinen Bruder so zu sehen, wie du ihn siehst: ein Mensch, der dir so wertvoll ist, dass du dein Leben für ihn hingegeben hast. Hilf mir, meinen Bruder so zu lieben, wie du uns geliebt hast, in Demut und Großzügigkeit, was immer es mich auch kosten mag. Ich bete besonders für diejenigen, die mir Unrecht getan haben oder denen ich Unrecht getan habe.

Vorsatz:  Ich will diesen Tag für die Rettung all jener aufopfern, die mir Gott anvertraut hat.


Ein reines Herz

16. Juni 2006

Freitag der zehnten Woche im Jahreskreis

P. Matthew Kaderabek LC

Mt 5,27-32
Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst nicht die Ehe brechen. Ich aber sage euch: Wer eine Frau auch nur lüstern ansieht, hat in seinem Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen. Wenn dich dein rechtes Auge zum Bösen verführt, dann reiß es aus und wirf es weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als dass dein ganzer Leib in die Hölle geworfen wird. Und wenn dich deine rechte Hand zum Bösen verführt, dann hau sie ab und wirf sie weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als dass dein ganzer Leib in die Hölle kommt.

Ferner ist gesagt worden: Wer seine Frau aus der Ehe entlässt, muss ihr eine Scheidungsurkunde geben. Ich aber sage euch: Wer seine Frau entlässt, obwohl kein Fall von Unzucht vorliegt, liefert sie dem Ehebruch aus; und wer eine Frau heiratet, die aus der Ehe entlassen worden ist, begeht Ehebruch.

Einführendes Gebet: Herr, heute will ich deine Liebe in ihrem Wirken betrachten. Du bemühst dich beständig, mir deine Gegenwart in meinem Leben bewusst zu machen, und ich bin dir sehr dankbar. Ich danke dir, Herr, für einen weiteren Tag. Er ist eine neue Möglichkeit, meine Liebe und Freundschaft mit dir zu vertiefen.

Bitte:  Erschaffe in mir ein reines Herz, und gib mir einen neuen, beständigen Geist. (Ps 51,12)

1. Achte auf deine Augen.  Im Alten Bund waren, in Bezug auf die Reinheit des Herzens, nur Ehebruch und Verlangen nach der Frau eines anderen, als sündhaft angesehen. Jesus geht aber in seinem Anspruch für ein reines Herz tiefer. Er lehrt, dass es eine schwere Sünde sei, eine Frau auch nur lustvoll anzuschauen, als ein Objekt, um lüsternes Verlangen zu befriedigen. Jesus sagt nicht, dass es eine Sünde wäre, eine Frau als wunderschön zu erkennen oder – umgekehrt – dass es sündhaft sei, wenn eine Frau einen Mann als gutaussehend anerkennt. Nur wenn wir den anderen als ein Objekt betrachten und unreine Gedanken über ihn oder sie haben, sündigen wir. Mit anderen Worten: die Versuchung ist nicht bereits Sünde, nur wenn wir der Versuchung in unserem Herzen Raum geben, indem wir damit in unseren Gedanken spielen, überschreiten wir die Grenzen. Herr, man fällt so leicht in dieser Beziehung, aber mit deiner Hilfe will ich fest bei meinem Vorsatz bleiben, auf meine Sinne zu achten. Ich will mich, in diesem Computerzeitalter an die Floskel „Müll rein, Müll raus” („garbage in, garbage out“) erinnern.

2. Wenn es deine Seele in Gefahr bringt, muss es weg.  Der Aufruf Christi zu heiliger Keuschheit, ist – wie auch zu jeder anderen Tugend – etwas überaus Positives. Er leitet sich her aus dem, was Jesus als das Erste Gebot lehrt, und ist darauf ausgerichtet. „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit all deinen Gedanken”. (Mt 22,37). Reinheit ist eine Folge der Liebe, die uns dazu bringt, uns Christus hinzugeben, mit unserer ganzen Seele und unserem Körper, unseren Eigenschaften und Sinnen. Jesus benutzt das Bild des „rechten Auges” und der „rechten Hand”, um sich auf das beziehen, was uns am wertvollsten ist. Er macht uns klar, sobald uns etwas in unserer Beziehung zum Herrn zum Stolperstein wird, müssen wir es loswerden: eine Machtposition (in der mein Stolz die Überhand gewinnt), ein großes Haus oder ein teures Auto (für die ich so viele Überstunden machen muss, dass ich keine Zeit mehr habe für meine Familie), mein Image (das mich zu Eitelkeit führt), ein Freund oder eine Freundin (die intime Beziehung vor der Ehe will oder einfach an Religion nicht interessiert ist). Es ist weit besser, einen Besitz oder eine Position zu verlieren oder eine Beziehung abzubrechen, als das Heil der Seele in Gefahr zu bringen. Wir sollten bereit sein, mit aller Kraft für unsere Rechtschaffenheit zu kämpfen und alles aufzuopfern, was dem Herrn missfallen könnte.

3. Und die zwei werden eins werden.  Jesus hat das Prinzip der Unauflöslichkeit der Ehe wieder eingeführt, ein Prinzip, das die Kirche von Anfang an gelehrt hat. Das Konzil von Florenz (1439) lehrte, dass die Ehe unauflöslich sei, weil sie „die unteilbare Einheit Christi mit der Kirche darstellt. Obwohl eine Trennung von Tisch und Bett möglich ist (zum Beispiel wegen Untreue), kann jedoch kein neuer Ehevertrag geschlossen werden, weil der in einer gültigen Ehe geschlossene Bund immerwährend ist.” Das Konzil von Trient (1537 -1564) klärt weiterhin, dass nicht einmal Häresie, häusliche Unverträglichkeit oder das Verlassen des Partner, als Begründung genügen, den Ehebund aufzulösen. Papst Pius XI. erinnert uns in Casti Connubii (31. Dezember 1930) an die unveränderbare und unverletzliche Wahrheit, dass „nicht von Menschen ist die Ehe eingesetzt und wiederhergestellt worden, sondern von Gott. … Diese Gesetze können daher in keiner Weise dem Gutdünken von Menschen, keiner entgegenstehenden Vereinbarung, auch der Gatten nicht, unterworfen sein. Das ist die Lehre der heiligen Schrift und die ständige und allgemeine Tradition der Kirche.” Die Ehe ist für immer. Was Gott zusammengefügt hat, soll der Mensch nicht trennen.

Gespräch mit Christus:  Herr Jesus, ich will in Reinheit leben, und ich weiß, das verlangt einen starken Willen und beständige Anstrengung, besonders in einer Welt, die eine sofortige Befriedigung aller Wünsche und Triebe für erstrebenswert hält. Gib mir die Kraft, besonders über meine Augen zu wachen und meine Phantasie zu beherrschen. Hilf mir, meinen Körper, der ein Tempel des Heiligen Geistes ist, immer mit der Achtung zu behandeln, die er verdient. Ich bete für alle verheirateten Menschen, dass sie in ihren Prüfungen und Nöten auf dich schauen, und dass sie die nötige Kraft erhalten, dem Ehebund, den sie eingegangen sind, bis zum Tode immer treu zu bleiben.

Vorsatz:  Ich will die Tugend der Keuschheit in meinem persönlichen Leben befürworten und anderen ein gutes Beispiel geben, indem ich die bewährten, zeitlosen, asketischen Methoden der Kirche übe: häufige Beichte und Kommunion, Verehrung der Mutter Gottes, den Geist des Gebets und der Entsagung, Wachsamkeit über die Sinne, Vermeidung von Versuchungen zur Sünde, Vermeidung von Müßiggang durch sinnvolle Beschäftigung.


Ja oder Nein

17. Juni 2006

Samstag der zehnten Woche im Jahreskreis

P. Matthew Kaderabek LC

Mt 5,33-37
Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt worden ist: Du sollst keinen Meineid schwören, und: Du sollst halten, was du dem Herrn geschworen hast. Ich aber sage euch: Schwört überhaupt nicht, weder beim Himmel, denn er ist Gottes Thron, noch bei der Erde, denn sie ist der Schemel für seine Füße, noch bei Jerusalem, denn es ist die Stadt des großen Königs. Auch bei deinem Haupt sollst du nicht schwören; denn du kannst kein einziges Haar weiß oder schwarz machen. Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein; alles andere stammt vom Bösen.

Einführendes Gebet:  Ich komme heute zu dir, Herr, um zu lernen deinem Beispiel zu folgen. Du willst mich etwas Wichtiges lehren: den Wert der Aufrichtigkeit. Du bist der Lehrer. Ich will in deiner Schule lernen. Ich will einer deiner Jünger sein. Ich will ein besserer Christ werden. Ich brauche deine Gnade, um das zu erreichen.

Bitte:  Hilf uns „die Wahrheit untereinander zu reden, denn wir sind als Glieder miteinander verbunden.” (Eph 4,25).

1. So wahr mir Gott helfe!  Ein Schwur ist eine feierliche Anrufung Gottes, dass er die Wahrheit dessen bezeuge, was wir sagen, oder die Aufrichtigkeit geplanter Taten. Manche Christen (Quäker, Baptisten, Mennoniten und andere) haben diesen Text als absolutes Verbot gegen das Ablegen eines Eides gedeutet. Die meisten Christen haben jedoch die Wichtigkeit und Richtigkeit des Schwörens anerkannt, wenn es in einer wichtigen Angelegenheit geschieht. Staatsmänner legen einen Eid ab, Soldaten schwören, dass sie treu das Vaterland verteidigen werden. Wir sehen Menschen im Gerichtssaal, mit einer Hand auf der Bibel, die andere erhoben; sie schwören, dass sie die Wahrheit, die ganze Wahrheit und nichts als die Wahrheit sagen werden und sie schließen, indem sie sagen: „So wahr mir Gott helfe!” Alle rufen Gott an, ihnen dabei zu helfen, in der Wahrheit zu bleiben, denn dies ist, menschlich gesehen, sehr schwierig und benötigt die Hilfe Gottes.

2. Baut eure menschlichen Beziehungen auf die Wahrheit.  Das Gesetz Mose verbot den Meineid oder den Bruch eines Eides gänzlich. Zur Zeit Christi war das Schwören so häufig und die begleitenden Umstände so kompliziert, dass sehr viel Missbrauch herrschte, was eine schwere Missachtung des Namens Gottes bedeutete. Jesus legt hier die Richtlinien fest, welche seine Jünger in ihrem Leben anwenden sollten. In ihnen geht es um die Wiederherstellung gegenseitigen Vertrauens, Geistesadel und Aufrichtigkeit. Der Teufel ist „der Vater der Lüge” (Joh 8,44). Deshalb muss die Kirche Christi lehren, dass menschliche Beziehungen nicht auf Betrug und Unaufrichtigkeit aufgebaut werden können. Gott ist die Wahrheit, und die Kinder seines Reiches müssen deshalb ihre gegenseitigen Beziehungen auf Wahrheit gründen. Jesus verurteilte in seiner Lehre beständig die Scheinheiligkeit und er lobte die Aufrichtigkeit als eine der besten Tugenden: „Da kommt ein echter Israelit, ein Mann ohne Falschheit.” (Joh 1,47)

3. Alles andere stammt vom Bösen.  Jesus lehrt uns, “Ja“ zu sagen, wenn wir „Ja“ meinen und „Nein“ zu sagen, wenn wir „Nein“ meinen. Würden wir da zu viel hineininterpretieren, wenn wir dieses Prinzip auf die Lüge im Allgemeinen anwenden? Jesus bestätigt, dass alles „vom Bösen” sei, was dazu dient, den Sinn unserer Worte zu verschleiern, andere in die Irre zu führen, etwas zu verstecken oder durch falsche Betonung zu verfälschen. Er zeigt uns, dass es die Unaufrichtigkeit ist, durch die das politische und wirtschaftliche Leben der Wahrheit entfremdet wird. Sie wird dadurch zum Zerstörer des Reiches Gottes, des Reiches dessen, der eines war und immer noch ist: „Ein Zeichen, dem widersprochen wird.” (Lk 2,34).

Gespräch mit Christus:  Herr Jesus, wen glaube ich schon täuschen zu können mit meinen Lügen, Halbwahrheiten, Betrügereien und irreführenden Antworten? Du siehst alles, Herr, und du liest in meinem Herzen. Du schaust auf mich in Trauer, während ich es mir erlaube, mit den Regeln des Teufels zu spielen. Ich flirte mit der Finsternis. Von nun an werde ich so leben, dass ich vor niemandem etwas verstecken muss, besonders nicht vor meiner Familie. Das wird die Versuchung zu lügen an der Wurzel ausreißen. Ich werde mir von neuem vornehmen, im Licht zu leben und alle Falschheit in mir auszurotten. Von nun an wird mein “Ja” ein „Ja“ sein und mein “Nein” ein „Nein“.

Vorsatz:  Ich will heute damit beginnen, all meine zwischenmenschlichen Beziehungen zu erneuern, die vielleicht durch einen Mangel an Wahrhaftigkeit und Aufrichtigkeit geschädigt sind - besonders die mit meinem Ehepartner.