Tägliche Meditationen
Sonntag 21. Mai 2006 bis Samstag 27. Mai 2006
Sechste Osterwoche
P. John Doyle LC
Traute Freundschaft mit dem Herrn
21. Mai 2006
Sechster Sonntag der Osterzeit
P. John Doyle LC
Joh 15,9-17
Wie mich der Vater geliebt hat, so habe auch ich euch geliebt. Bleibt
in meiner Liebe! Wenn ihr meine Gebote haltet, werdet ihr in meiner Liebe
bleiben, so wie ich die Gebote meines Vaters gehalten habe und in seiner
Liebe bleibe. Dies habe ich euch gesagt, damit meine Freude in euch ist
und damit eure Freude vollkommen wird. Das ist mein Gebot: Liebt einander,
so wie ich euch geliebt habe. Es gibt keine größere Liebe,
als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt. Ihr seid meine
Freunde, wenn ihr tut, was ich euch auftrage. Ich nenne euch nicht mehr
Knechte; denn der Knecht weiß nicht, was sein Herr tut. Vielmehr
habe ich euch Freunde genannt; denn ich habe euch alles mitgeteilt, was
ich von meinem Vater gehört habe. Nicht ihr habt mich erwählt,
sondern ich habe euch erwählt und dazu bestimmt, dass ihr euch aufmacht
und Frucht bringt und dass eure Frucht bleibt. Dann wird euch der Vater
alles geben, um was ihr ihn in meinem Namen bittet. Dies trage ich euch
auf: Liebt einander!
Einführendes Gebet: Herr,
ich möchte diese Zeit mit dir verbringen. Gestatte mir, geistig im
Abendmahlssaal dabei zu sein, um die Tiefe deiner persönlichen Liebe
zu mir, besser erfahren zu können.
Bitte: Herr, ich bitte
dich um die Gnade, in deiner Liebe bleiben zu können und dein Gebot
der Liebe zu erfüllen.
1. Die Tiefe der Liebe Christi. Jesus macht einen eindrucksvollen
Vergleich: er bezeichnet die Liebe für seine Jünger als ebenbürtig
mit der enormen Liebe des Vaters für ihn. Schon bevor die Welt geschaffen
wurde, waren Vater und Sohn eingetaucht in eine grenzenlose, gegenseitige
Liebe. Der Heilige Geist ist die Verbindung dieses Liebesbundes. Diese
Vertrautheit und Selbsthingabe in der Einheit der heiligen Dreifaltigkeit
lässt sich mit keiner menschlichen Liebe vergleichen, und doch sagt
unser Herr seinen Jüngern, dass er sie in gleicher Weise liebt. Ist
mir bewusst, wie sehr mein Heiland mich liebt? Erfüllt mich die vom
Kreuz herab bezeugte Wahrheit der persönlichen Liebe Christi mit
Ehrfrucht und fruchtet sie in einer wachsenden, großherzigen Antwort
in meinem geistigen Leben?
2. Anforderungen an eine Freundschaft. Die Umstände
und der Zeitpunkt, die Jesus gewählt hat, um seine Jünger als
Freunde zu bezeichnen, unterstreichen die Echtheit dieser Bezeichnung.
Jesus ist nur wenige Stunden davon entfernt, von denen, die er nun als
Freunde bezeichnet, alleine gelassen und verraten zu werden. Unser Herr
ist dennoch so von Liebe bewegt, dass er über den Verrat seiner Anhänger
hinweg auf den Sieg schaut, den er für sie gewinnen wird. Jesus bietet
auch mir seine Freundschaft an. Er lädt mich dazu ein „in seiner
Liebe zu bleiben”. Ich bin nicht zum Zuschauer berufen sondern dazu,
das Glück zu entdecken, welches das Leben in seiner Gemeinschaft
bringt. Dem „Gekreuzigten” nachzufolgen wird immer anspruchsvoll
sein, dennoch ist seine Freundschaft ein Schatz, der bei weitem die Last
des Kreuzes überwiegt.
3. Das Merkmal der Liebe. Die Liebe zwischen dem Vater und
dem Sohn, die Jesus auf uns, seine Freunde, so großzügig ausweitet,
sollte in uns die Frucht der Liebe wachsen lassen. Die ersten Christen
haben das Liebesgebot Christi sehr ernst genommen. Es war ihr Hauptmerkmal.
Es unterschied sie von den Völkern, unter denen sie lebten. Es war
die magnetische Kraft, die so viele anzog, sich ihnen anzuschließen.
Das Liebesgebot ist die logische Folge unseres eigenen persönlichen
Wertes als von Gott geliebte Wesen. Wenn Jesus meine Brüder und Schwestern
so sehr liebte, dass er sein Leben für sie hingab, kann es dann irgendeine
Ausrede für mich geben, ihnen nicht ebenso Respekt und Achtung entgegenzubringen?
Die Nächstenliebe ist das Kennzeichen für jeden wahren Christen.
Wie kann ich Christi Liebesgebot besser leben, beginnend in meiner eigenen
Familie?
Gespräch mit Christus:
Ich bete darum, dass ich nie aufhöre, über die Tiefe deiner
persönlichen Liebe für mich erstaunt zu sein. Du nennst mich
deinen Freund, obwohl ich nicht immer den Anforderungen dieser Berufung
genüge getan habe. Ich will dir ein besserer und wahrer Freund sein.
Vorsatz: Ich will
heute einem Familienmitglied eine einfache Geste der Freundlichkeit erweisen.
Das Zeugnis des Geistes
22. Mai 2006
Montag der sechsten Osterwoche
P. John Doyle LC
Joh 15,26-16,4a
Wenn aber der Beistand kommt, den ich euch vom Vater aus senden werde,
der Geist der Wahrheit, der vom Vater ausgeht, dann wird er Zeugnis für
mich ablegen. Und auch ihr sollt Zeugnis ablegen, weil ihr von Anfang
an bei mir seid.
Das habe ich euch gesagt, damit ihr keinen Anstoß nehmt. Sie werden
euch aus der Synagoge ausstoßen, ja es kommt die Stunde, in der
jeder, der euch tötet, meint, Gott einen heiligen Dienst zu leisten.
Das werden sie tun, weil sie weder den Vater noch mich erkannt haben.
Ich habe es euch gesagt, damit ihr, wenn deren Stunde kommt, euch an meine
Worte erinnert.
Einführendes Gebet: Heiliger
Geist, mache mir deine Gegenwart in meinem Leben bewusst. Sei du der Baumeister
meiner Gebete und hilf mir, Gott in allem was ich heute unternehme, aus
tiefstem Inneren zu verherrlichen.
Bitte: Herr und
Gott, hilf mir, durch das Wirken des Heiligen Geistes, als echter Bekenner
Christi zu leben.
1. Das Zeugnis Christi. Es gibt Menschen, die ihre Vorstellungen,
die nicht der Lehre Christi entsprechen, damit rechtfertigen, dass sie
angeblich vom Heiligen Geist kämen. Eine sorgfältige Betrachtung
des heutigen Evangeliums zeigt, dass dies niemals in Gottes Plan liegen
kann. Der Heilige Geist liegt weder im Zwiespalt mit der Botschaft Christi,
noch ist er Urheber einen Heilsplans, der sich von der Kirche Christi
unterscheidet. Der Heilige Geist ist der Geist Christi und der des Vaters.
Die Absicht seines Kommens liegt darin, Christus zu bezeugen. Jede echte
Inspiration des Heiligen Geistes bringt uns zur größeren Treue
zur Wahrheit. Beachte ich das Drängen des Heiligen Geistes zur größeren
Treue gegenüber meinen Pflichten als Christ?
2. Zeugen im Geiste. Unser Glaube ist keineswegs eine statische
Angelegenheit. Wie auch die ersten Jünger Christi seine Predigten,
Wunder und persönliche Liebe erfuhren, so entdecken auch alle ernsthaften
Christen die Gegenwart Christi durch ihre täglichen Erfahrungen.
Dies gilt besonders für das Sakrament der Buße und der Eucharistie.
Jesus ist immer bei uns, und seine Vergebung und Nähe sind der Ursprung
unseres Glücks. Der Heilige Geist gibt uns durch die Gnade der Taufe
die Kraft, das zu bezeugen, was wir so großmütig erhalten haben.
Nehme ich meine Berufung als Christ so ernst, dass ich Zeugnis für
die Liebe Christi ablege? Ist mir klar, dass ich zuallererst Zeugnis durch
ein wahrhaftig christliches Leben geben muss? Erinnere ich mich bei dieser
- vielleicht manchmal entmutigenden - Aufgabe daran, dass ich mich in
diesen Belangen vor allem auf den Heiligen Geist als „Geschäftspartner“
verlassen sollte?
3. Treue inmitten von Widerstand. Christus teilt den um ihn
beim Letzten Abendmahl versammelten Jüngern mit, dass das Bekenntnis
zu ihm nicht immer auf Anerkennung stoßen wird. Widerstand zu erfahren,
scheint wesentlich zum Christsein zu gehören. Tief verwurzelte und
unerschrockene Anhängerschaft für Christus und die Stimme des
Gewissens war nie mit einem populären Zeitgeist vereinbar. Es ist
einfach so, dass Christen nicht dazu berufen sind, sich anzupassen, sondern
herauszuragen. Dies hat natürlich - wie auch im Leben unseres Herrn
- unvermeidliche Folgen. Das Schöne daran ist, dass uns ein endgültiger
Sieg versprochen worden ist. Christus geht uns voran, und der Heilige
Geist steht uns zur Seite.
Gespräch mit Christus:
Herr Jesus, es war noch nie leicht, authentisch Zeugnis für
dich abzulegen. Lehre mich, nicht auf meine eigenen Fähigkeiten zu
vertrauen, sondern durch die Treue zu den Inspirationen des Heiligen Geistes
an geistiger Kraft und innerer Stimmigkeit zu wachsen.
Vorsatz: Ich will
heute öffentlich ein Zeichen meines Glaubens geben.
Der Trost des Heiligen Geistes
23. Mai 2006
Dienstag der sechsten Osterwoche
P. John Doyle LC
Joh 16,5-11
Jetzt aber gehe ich zu dem, der mich gesandt hat, und keiner von euch
fragt mich: Wohin gehst du? Vielmehr ist euer Herz von Trauer erfüllt,
weil ich euch das gesagt habe. Doch ich sage euch die Wahrheit: Es ist
gut für euch, dass ich fortgehe. Denn wenn ich nicht fortgehe, wird
der Beistand nicht zu euch kommen; gehe ich aber, so werde ich ihn zu
euch senden. Und wenn er kommt, wird er die Welt überführen
(und aufdecken), was Sünde, Gerechtigkeit und Gericht ist; Sünde:
dass sie nicht an mich glauben; Gerechtigkeit: dass ich zum Vater gehe
und ihr mich nicht mehr seht; Gericht: dass der Herrscher dieser Welt
gerichtet ist.
Einführendes Gebet: Herr,
ich weiß, dass du immer bei mir bist. Hilf mir, in diesem Gebet
zu dir wirklich aufmerksam auf die Inspirationen und Werke des Heiligen
Geistes zu hören.
Bitte: Herr, hilf
mir, das Glück und den Trost des Heiligen Geistes zu erfahren.
1. Die Trauer bei Jesu Abschied. Als das baldige Opfer Jesu
näher kam, waren die Apostel von Verwirrung und Kummer überwältigt.
„Wer wird ihn verraten?” – „Warum geht er?”
– „Was werden wir ohne ihn tun?” Solche Fragen, begründet
in der Sorge um ihren Meister und Freund, wurden hin- und hergeflüstert.
Um ihm nachzufolgen, haben sie alles aufgegeben.. Jesus bemüht sich,
sie zu trösten, obwohl er selber großen Kummer hat. Im Leben
eines jeden Pilgers fehlt auch der Kummer nicht. Wie Christus, sind auch
wir Christen wie Verbannte in einem fremden Land. Unsere Freude und unsere
Hoffnung entspringt der Vision des Glaubens, der uns befähigt, in
die Fußstapfen unseres Herrn zu treten. Sein Opfer und sein Sieg
geben unseren täglichen Prüfungen einen Sinn.
2. Das Kommen des Trösters. P. Marcial Maciel LC bezieht
sich in seinen Briefen und Ansprachen oft auf seine vertraute Freundschaft
mit dem Heiligen Geist, den er „süßen Gast unserer Seele”
nennt. Jesus hat uns bei unserer Taufe den Heiligen Geist geschenkt, der
„Architekt“ unserer Heiligkeit sein soll, und der, während
wir die Wiederkehr Christi erwarten, uns trösten und stärken
soll. Keiner würde bei einem Gerichtsprozess gerne alleine und ohne
Rechtsberatung sein; so sollten auch wir nicht versuchen, die Tortur im
Kampf gegen die Sünde ohne die Hilfe des Fürsprechers Christi
bestehen zu wollen. Ist mir bewusst, dass der Heilige Geist auf sanfte
Art in meiner Seele gegenwärtig ist? Bin ich aufmerksam und folgsam
gegenüber seinen Inspirationen und seinem Wirken?
3. Die Dinge in Ordnung bringen. Nichts beunruhigt uns so sehr,
wie wenn „der Böse” siegt. Ob es nun in einem Film oder
im wirklichem Leben geschieht, irgendwie ist es dem Universum eingeschrieben,
dass das Gute gewinnen soll. Oft scheint das Böse die Oberhand zu
haben, aber noch immer hat eine höhere Macht eingegriffen, durch
die eine Tyrannei und Diktatur nach der anderen zerbrach. Auch in unserer
heutigen Zeit, in der das Leben der Schwächsten sehr gering bewertet
wird, gibt es das Böse im Überfluss. Christus jedoch erinnert
uns daran, dass der Heilige Geist tätig ist. Zu allen Zeiten erneuert
der Heilige Geist das Angesicht der Erde, verwandelt die Herzen und lässt
aus Bösem Gutes entstehen. Bin ich angesichts des Bösen zu pessimistisch
oder habe ich den Optimismus eines Christen? Vertraue ich dem Wirken des
Heiligen Geistes?
Gespräch mit Christus:
Herr Jesus, du bist von uns zum Vater gegangen, und doch bist du
immer noch, durch das Wirken des Heiligen Geistes, bei uns. Hilf mir,
Kraft und Trost zu finden, während ich mich bemühe, seiner Führung
zu folgen.
Vorsatz: Ich will
heute einen Moment der Stille halten, um dem Heiligen Geist für sein
Wirken in der Welt und in meinem Leben zu danken.
Der Geist der Wahrheit
24. Mai 2006
Mittwoch der sechsten Osterwoche
P. John Doyle LC
Joh 16,12-15
Noch vieles habe ich euch zu sagen, aber ihr könnt es jetzt nicht
tragen. Wenn aber jener kommt, der Geist der Wahrheit, wird er euch in
die ganze Wahrheit führen. Denn er wird nicht aus sich selbst heraus
reden, sondern er wird sagen, was er hört, und euch verkünden,
was kommen wird. Er wird mich verherrlichen; denn er wird von dem, was
mein ist, nehmen und es euch verkünden. Alles, was der Vater hat,
ist mein; darum habe ich gesagt: Er nimmt von dem, was mein ist, und wird
es euch verkünden.
Einführendes Gebet: Jesus,
ich habe vieles, was ich dir erzählen und viele Bedürfnisse,
die ich dir anvertrauen möchte, aber ich weiß, dass auch du
mir viel zu sagen hast. Hilf mir, aufmerksam auf den Geist der Wahrheit
zu hören.
Bitte: Herr, erlaube
mir, aufrichtig und wahrhaftig dein zu sein.
1. Die Wahrheit ertragen. Jesus erzählt den
Aposteln, dass er ihnen noch viel zu sagen hat, aber es scheint so, als
ob sie noch nicht bereit wären, die Wahrheit zu akzeptieren. Sie
waren nicht bereit anzuerkennen, dass sie alle beim Anblick des Kreuzes
in kürzester Zeit fliehen und ihn ganz allein lassen würden.
Auch ich tue mir vielleicht schwer, mir ein realistisches Bild meiner
Beziehung mit Christus oder des Zustandes meiner Seele zu machen und auch
anzuerkennen. Vielleicht rechtfertige ich mich und meine Gleichgültigkeit
mit diversen psychologischen Begründungen. Vielleicht überzeuge
ich mich selbst davon, dass es doch gar nicht so schlecht um mich steht.
Möglicherweise baue ich nach außen eine hervorragende Fassade
auf, welche aber mit wenig echter innerer Überzeugung und Aufrichtigkeit
ausgestattet ist.
2. Der Heilige Geist, der Führer zur Wahrheit. In unserer,
auf den Konsum hin orientierten Welt, gelten erste Eindrücke oft
mehr als das Gute oder das Böse in einer Sache. Meinungsumfragen
setzen die Norm für recht und unrecht und eine falsche Auffassung
von Toleranz ist ein rundum höchst geschätztes Ideal. Da die
Wahrheit ja als eine Beleidigung aufgefasst werden könnte, wird sie
in eine ansprechendere Form verpackt. Keiner dieser Versuche des „Geistes
dieser Welt” kann jedoch am Ende erfolgreich sein, genauso wie auch
die größte Finsternis selbst den kleinsten Lichtstrahl nicht
aufhalten kann. Der Heilige Geist ist in der Welt am Werk und verkündet
in der Tiefe der menschlichen Seele laut und deutlich die Wahrheit. Nur
die Wahrheit – die von Christus kommt – hat die Macht, dem
menschlichen Herzen wahren Frieden und Freude zu bringen, nämlich
dann wenn sich alle Illusionen als ebensolche erwiesen haben.
3. Die Wahrheit leben. Als Christen müssen wir uns
vor dem Geist der Unaufrichtigkeit hüten. Keiner, der außerhalb
der Wahrheit lebt, kann den Anspruch stellen, ein Jünger Christi
zu sein. Kleine Verfälschungen in unserem Leben können nur zerstörerisch
auf das Wirken des „Geistes der Wahrheit” in unserer Seele
wirken. Unser Heiland sprach sich gegen nichts so klar aus, wie gegen
die verlogene Gerechtigkeit der Führer seiner Zeit. Wie oft habe
ich in letzter Zeit gewisse Dinge gemacht, nur um von anderen gelobt zu
werden? Was habe ich Gutes getan, von dem nur Gott etwas weiß? Bin
ich fähig, fest zu meinen Überzeugungen zu stehen, selbst wenn
ich falsch verstanden oder verspottet werde?
Gespräch mit Christus:
Jesus, das Beispiel deines Lebens und Todes ist das einer vollkommenen
Ehrlichkeit. Gib mir durch den Geist der Wahrheit die Kraft, in allem
was ich vor Gott und den Menschen tue, aufrichtig zu sein.
Vorsatz: Ich will bei
nächster Gelegenheit in der Beichte alle Unaufrichtigkeiten meines
Lebens beichten.
Den Herrn wirken lassen
25. Mai 2006
Donnerstag der sechsten Osterwoche
Christi Himmelfahrt
P. John Doyle LC
Mk 16,15-20
Dann sagte er zu ihnen: Geht hinaus in die ganze Welt, und verkündet
das Evangelium allen Geschöpfen! Wer glaubt und sich taufen lässt,
wird gerettet; wer aber nicht glaubt, wird verdammt werden. Und durch
die, die zum Glauben gekommen sind, werden folgende Zeichen geschehen:
In meinem Namen werden sie Dämonen austreiben; sie werden in neuen
Sprachen reden; wenn sie Schlangen anfassen oder tödliches Gift trinken,
wird es ihnen nicht schaden; und die Kranken, denen sie die Hände
auflegen, werden gesund werden.
Nachdem Jesus, der Herr, dies zu ihnen gesagt hatte, wurde er in
den Himmel aufgenommen und setzte sich zur Rechten Gottes. Sie aber
zogen aus und predigten überall. Der Herr stand ihnen bei und bekräftigte
die Verkündigung durch die Zeichen, die er geschehen ließ.
Einführendes Gebet: Herr,
lehre mich, diesem Augenblick des Gebets den Vorrang vor allen anderen
Dingen zu geben, die mich beschäftigen. Heilige Maria, du bliebst
bei den Aposteln, als Jesus in den Himmel auffuhr; hilf mir, mein Herz
und meinen Sinn zu ihm zu erheben.
Bitte: Herr, hilf mir,
ein Apostel deines Reiches zu sein.
1. Gottes paradoxer Erlösungsplan. Bevor Jesus
in den Himmel auffährt, überträgt er zuvor seinen Jüngern
eine Aufgabe, und zwar die Errichtung seiner Kirche. Es kann sein, dass
uns diese Erzählung so geläufig ist, dass wir aufgehört
haben, uns darüber zu wundern – aber sie ist wirklich unglaublich.
Hier waren die gleichen Männer, die, nur wenige Wochen zuvor, Christus
verlassen haben und sich aus lauter Furcht in einem Raum eingesperrt hatten.
Menschlich gesehen hätte jeder darauf gewettet, dass ihre Mission
zu einem schnellen und sicheren Scheitern verurteilt war – jedoch,
hier sind wir, zweitausend Jahre später! Auch ich bin von Christus
dazu berufen, meinen Glauben zu weiterzugeben. Und wenn es mir manchmal
so vorkommt, als wäre ich für diese Mission nicht geeignet,
nun... dann muss ich mich nur darin erinnern, dass mein Kapitän zur
rechten Hand des Vaters sitzt und die ganze Angelegenheit leitet.
2. Zeichen der Vorhersehung Gottes. Im Lauf der Geschichte
hat uns der Herr immer wieder zur Stärkung unseres Glaubens Zeichen
seiner in der Kirche wirkenden Macht gegeben. Außergewöhnliche
Wunder haben bis auf den heutigen Tag die Verkündigung der Frohen
Botschaft begleitet. Auch heute werden noch Teufel ausgetrieben und sehr
viele Kranke werden auf außergewöhnliche und unerklärliche
Weise geheilt. Das größte aller Wunder jedoch ist die fortwährende
Gegenwart Christi in der Eucharistie und die Bekehrung der Herzen, die
im Bußsakrament stattfindet. Gott ist für sein Volk ständig
am Werk. Selbst dann, wenn er uns keine erstaunlichen Zeichen gibt, überschüttet
er uns doch täglich mit zahllosen Zeichen seiner Vorhersehung.
3. Der Herr bei der Arbeit. Der Schlüssel zum Erfolg in
unserer Mission, ein Zeuge für Christus und für die Frohe Botschaft
zu sein, besteht darin, Gott wirken zu lassen. Wie es auch die ersten
Apostel taten, so müssen auch wir die Netze da auswerfen, wo es der
Herr uns sagt. Wir müssen nichts Besonderes sein, um für den
Herrn zu arbeiten, wir müssen nur seinen Anweisungen folgen. Was
für großartige Qualitäten können wir schon besitzen,
die nicht sowieso von Gott kommen und ihm bereits gehören? Vertraue
ich darauf, dass der Herr bereits in mir wirkt? Erkenne ich die Zeichen
seiner vorsorglichen Liebe in meinem Leben und danke ich ihm dafür?
Gespräch mit Christus:
Herr Jesus, hilf mir zu begreifen, dass ein Apostel zu sein nicht
optional ist sondern eine Verpflichtung meiner Taufe. Auf diese Weise
kann ich die unermessliche Liebe beantworten, die du mir gezeigt hast.
Bitte wirke auch weiterhin in meinem Leben.
Vorsatz: Bevor ich
zu Bett gehe, will ich eine Weile die Zeichen von Gottes Vorhersehung
in meinem Leben bedenken. Ich will ihm dafür danken.
Über Trauer und Freude
26. Mai 2006
Freitag der sechsten Osterwoche
Hl. Philipp Neri, Priester
P. John Doyle LC
Joh 16,20-23
Amen, amen, ich sage euch: Ihr werdet weinen und klagen, aber die Welt
wird sich freuen; ihr werdet bekümmert sein, aber euer Kummer wird
sich in Freude verwandeln. Wenn die Frau gebären soll, ist sie bekümmert,
weil ihre Stunde da ist; aber wenn sie das Kind geboren hat, denkt sie
nicht mehr an ihre Not über der Freude, dass ein Mensch zur Welt
gekommen ist. So seid auch ihr jetzt bekümmert, aber ich werde euch
wiedersehen; dann wird euer Herz sich freuen, und niemand nimmt euch eure
Freude.
An jenem Tag werdet ihr mich nichts mehr fragen. Amen, amen, ich sage
euch: Was ihr vom Vater erbitten werdet, das wird er euch in meinem Namen
geben.
Einführendes Gebet: Herr,
du weißt, wie viel ich heute zu tun habe, aber vor allem will ich
deinen Willen erfüllen. Hilf mir, dass ich mir deiner Gegenwart bewusst
bin und dass ich auf die Stimme des Heiligen Geistes höre.
Bitte: Herr, erlaube
mir, inmitten der Prüfungen und Versuchungen des Lebens, großen
Frieden und innere Freude zu erfahren.
1. „Ihr werdet weinen.” Kummer zu haben,
ist keine angenehme Erfahrung. Jesus verspricht seinen Aposteln nicht,
dass sie in seiner Nachfolge vor Kummer bewahrt werden, der für jeden
Verbannten in einem fremden Land typisch ist. Das christliche Wertesystem
ist der Ansicht der Welt entgegengesetzt. Wenn du ehrlich bist, wird dich
die Allgemeinheit für rückständig oder naiv halten. Sei
freundlich und man wird dich als leichtgläubig ansehen. Sei treu
zur Liebe deines Ehepartners und man vermutet unterdrückte Triebe
in dir. Diese Liste könnte endlos weitergeführt werden. Ein
authentischer Christ wird der Welt immer ein Dorn im Auge sein.
2. „Ich werde euch wiedersehen.” „Euer Kummer
wird sich in Freude verwandeln.” Die Jünger waren durch die
Kreuzigung von Jesus überrascht und auch entmutigt, aber sein Tod
war nicht die letzte Szene in diesem Stück. Nach den dramatischen
Ereignissen am Kalvarienberg kam die Freude der Auferstehung, ein neues
und glorreiches Leben. Wie glücklich mussten die Jünger gewesen
sein, unseren Herrn wiederzusehen! Aber sogar dann schien der Herr mit
seinen Jüngern „Verstecken” zu spielen. Er geht durch
Wände und erfüllt sie mit Freude, und dann verschwindet er einfach
wieder. Wir können ähnliche Erfahrungen im Gebet erleben. Die
Abwechslung von Trockenheit und Tröstungen ist ein wesentlicher Teil
der Pädagogik Gottes für uns. Manchmal erscheint es uns, dass
der Herr direkt neben uns ist, zu anderer Zeit scheint er auf Geschäftsreise
in fremden Landen zu sein. Bin ich fähig, an die Gegenwart des Herrn
zu glauben, unabhängig davon, was meine Gefühle im Moment sagen?
3. „Euer Herz wird sich freuen.” Manchmal wird
dem Christentum vorgeworfen, dass seine moralischen Verbote Ursprung von
Leid und Frustration seien. Näher betrachtet sieht alles ganz anders
aus. Die Nähe des Herrn, gemeinsam mit der Erkenntnis, dass alle
Güter dieser Welt die reichen Geschenke des Vaters für seine
Kinder sind, bringt tiefe Freude. Wenn wir fähig sind, in allen geschaffenen
Dingen und Umständen das Wirken des Herrn zu erkennen, dann erfahren
wir eine Freude, die der Welt unbekannt ist. „Ich werde euch wiedersehen,
und ihr werdet euch freuen, und niemand nimmt euch diese Freude.”
Habe ich diese Freude, die sich in meinem Glauben begründet, und
das Bewusstsein von der unermesslichen, persönlichen Liebe Gottes?
Rührt mein Gehorsam zu den Gesetzen der Moral von einem totalen Vertrauen
in Gott, der mein Glück will?
Gespräch mit Christus:
Mein Jesus, wenn du mir nahe bist, erfahre ich ein großes
Glück. Ich weiß, dass du immer bei mir bist. Hilf mir, meinen
Glauben zu leben und befähige mich, den Glauben der Brüder und
Schwestern zu stärken, die mich brauchen, um ihnen deine Liebe zu
zeigen.
Vorsatz: Ich will
heute jede Schwierigkeit, die mir der Herr schickt, für die aufopfern,
die bis jetzt noch nicht die Freude seiner Freundschaft kennen.
Vertrauen in die Liebe des Vaters
27. Mai 2006
Samstag der sechsten Osterwoche
P. John Doyle LC
Joh 16,23-28
An jenem Tag werdet ihr mich nichts mehr fragen. Amen, amen, ich sage
euch: Was ihr vom Vater erbitten werdet, das wird er euch in meinem Namen
geben. Bis jetzt habt ihr noch nichts in meinem Namen erbeten. Bittet,
und ihr werdet empfangen, damit eure Freude vollkommen ist.
Dies habe ich in verhüllter Rede zu euch gesagt; es kommt die Stunde,
in der ich nicht mehr in verhüllter Rede zu euch spreche, sondern
euch offen den Vater verkünden werde. An jenem Tag werdet ihr in
meinem Namen bitten, und ich sage nicht, dass ich den Vater für euch
bitten werde; denn der Vater selbst liebt euch, weil ihr mich geliebt
und weil ihr geglaubt habt, dass ich von Gott ausgegangen bin. Vom Vater
bin ich ausgegangen und in die Welt gekommen; ich verlasse die Welt wieder
und gehe zum Vater.
Einführendes Gebet: Mein
Herr und mein Gott, ich danke dir für diesen Moment des Gebetes.
Hilf mir, aufmerksam auf die Stimme des Heiligen Geistes in meiner Seele
zu hören.
Bitte: Vater, hilf
mir, meine Überzeugung der persönlichen Liebe für dich
zu vertiefen und dir zu vertrauen.
1. Bittet! Als Kind war ich Fremden gegenüber oft
extrem schüchtern. Ich erinnere mich, dass mich mein Vater einmal
bat, ein Paket mit Lebensmitteln zum Pfarrbüro zu bringen. Es war
sein Beitrag zur Pfarrsammlung für die Armen. Ich war starr vor Angst.
Endlich konnte ich mich zum Läuten überwinden, ließ daraufhin
sofort das Paket fallen und rannte weg. Gelegentlich erleben wir vor dem
Gebet die gleichen Ängste und Unsicherheiten. Wir sind uns nicht
so sicher, ob Gott, inmitten seiner Sorgen für das Universum, es
wohl gütig aufnimmt, ob wir ihn vielleicht „stören”
und ob er unser Gebet auch anhört. Im Grunde genommen müssen
wir uns daran erinnern, wie sehr es Gott liebt, dass wir ihn bitten, und
wir müssen vertrauen, wenn wir etwas Gutes für uns oder andere
erbitten, dass Gott es uns mit Sicherheit gewährt.
2. Eine klare Sprache. Die Sprache ist ein Instrument der Verständigung.
Sie hat, wie jedes Ausdrucksmittel, ihre Grenzen. Die Sprache ist aber
wirklich am Ende, wenn sie versucht, Realitäten auszudrücken,
von denen die Menschen keine klare Vorstellungen haben. Die Macht Gottes,
seine ehrfurchtgebietende Majestät und sein Sein, sind weit jenseits
der Reichweite unseres begrenzten Begreifens. Jesus, wahrer Gott und wahrer
Mensch, wird zur Brücke zwischen Gott, den er in vertrauter Weise
kennt, und unserer menschlichen Sprache. Jesus benutzt die angemessensten
Begriffe die für Gott möglich sind – wie Vater -, aber
er erinnert uns auch daran, dass er in Bildern spricht. Er verspricht,
uns eines Tages alles deutlich zu sagen und uns ihm sogar vorzustellen.
Ist das meine größte Hoffnung? Wäre ich jetzt in diesem
Moment bereit, dem Vater vorgestellt zu werden?
3. „Der Vater selbst liebt euch.” Unser Heiliger
Vater, Papst Benedikt XVI., erinnert uns an die Liebe des Vaters: „In
der Tat: Niemand hat Gott gesehen, so wie er in sich ist. Und trotzdem
ist Gott nicht gänzlich unsichtbar, nicht einfach unzugänglich
geblieben. Gott hat uns zuerst geliebt, sagt der zitierte Johannesbrief
(vgl. 4,10), und diese Liebe ist unter uns erschienen, sichtbar geworden
dadurch, dass ‚er seinen einzigen Sohn in die Welt gesandt hat,
damit wir durch ihn leben’ (1 Joh 4,9). Gott hat sich sichtbar gemacht:
in Jesus können wir den Vater anschauen (vgl. Joh 14,9). In der Tat
gibt es eine vielfältige Sichtbarkeit Gottes. In der Geschichte der
Liebe, die uns die Bibel erzählt, geht er uns entgegen, wirbt um
uns, bis hin zum letzten Abendmahl, bis hin zu dem am Kreuz durchbohrten
Herzen, bis hin zu den Erscheinungen des Auferstandenen und seinen Großtaten,
mit denen er durch das Wirken der Apostel die entstehende Kirche auf ihren
Weg geführt hat.” (Deus Caritas Est, Nr. 17)
Gespräch mit Christus:
Jesus, du hast die unermessliche Liebe offenbart, die der Vater
für alle Menschen hat, indem du dich gänzlich für uns hingegeben
hast. Hilf mir, nie deine Liebe für mich zu bezweifeln. Hilf mir,
deiner Liebe zu entsprechen, durch Treue zu deinem Willen und Übung
wirklicher Nächstenliebe.
Vorsatz: Ich will
heute ein Gesätz des Rosenkranzes für Missionare beten, die
den Menschen Gottes Liebe verkünden.
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