Tägliche Meditationen

Tägliche Meditationen

Sonntag 4. Dezember 2016 bis Samstag 10. Dezember 2016

Zweite Woche im Advent

P. Georg Rota LC

Die Stimme in der WüsteSonntag
Glaube im TeamMontag
Mein guter HirteDienstag
Die leichte LastMittwoch
Die Unbefleckte EmpfängnisDonnerstag
Ein kindliches GemütFreitag
Der neue ElijaSamstag


Die Stimme in der Wüste

4. Dezember 2016

Zweiter Adventssonntag

P. Georg Rota LC

Mt 3,1-12
In jenen Tagen trat Johannes der Täufer auf und verkündete in der Wüste von Judäa: Kehrt um! Denn das Himmelreich ist nahe. Er war es, von dem der Prophet Jesaja gesagt hat: Eine Stimme ruft in der Wüste: Bereitet dem Herrn den Weg! Ebnet ihm die Straßen! Johannes trug ein Gewand aus Kamelhaaren und einen ledernen Gürtel um seine Hüften; Heuschrecken und wilder Honig waren seine Nahrung. Die Leute von Jerusalem und ganz Judäa und aus der ganzen Jordangegend zogen zu ihm hinaus; sie bekannten ihre Sünden und ließen sich im Jordan von ihm taufen. Als Johannes sah, dass viele Pharisäer und Sadduzäer zur Taufe kamen, sagte er zu ihnen: Ihr Schlangenbrut, wer hat euch denn gelehrt, dass ihr dem kommenden Gericht entrinnen könnt? Bringt Frucht hervor, die eure Umkehr zeigt, und meint nicht, ihr könntet sagen: Wir haben ja Abraham zum Vater. Denn ich sage euch: Gott kann aus diesen Steinen Kinder Abrahams machen. Schon ist die Axt an die Wurzel der Bäume gelegt; jeder Baum, der keine gute Frucht hervorbringt, wird umgehauen und ins Feuer geworfen. Ich taufe euch nur mit Wasser (zum Zeichen) der Umkehr. Der aber, der nach mir kommt, ist stärker als ich, und ich bin es nicht wert, ihm die Schuhe auszuziehen. Er wird euch mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen. Schon hält er die Schaufel in der Hand; er wird die Spreu vom Weizen trennen und den Weizen in seine Scheune bringen; die Spreu aber wird er in nie erlöschendem Feuer verbrennen.

Einführendes Gebet: Vater, zu Beginn dieser Gebetszeit stelle ich mich unter deinen barmherzigen Blick. Du schaust auf mich mit ewiger Liebe. Von diesem Blick möchte ich mein Herz wie von einem Sonnenstrahl erwärmen und erleuchten lassen.

Bitte: Herr, durchflute mein Herz, damit es Frucht bringt!

1. Der Wegweiser. Johannes der Täufer ist ein echter Wegweiser. Er zeigt uns den Weg, den wir einschlagen müssen, um zu Jesus zu gelangen. Es ist ein Weg der göttlichen Logik: Wir sollen die Berge nicht erklimmen, sondern einebnen und die Täler nicht durchschreiten, sondern heben. Wie oft fühle ich mich doch von den Herausforderungen des Lebens und den Ansprüchen des Evangeliums überfordert! Vieles scheint mir unerreichbar; der Weg des Täufers: eine Sackgasse; meine Bekehrung: ein frommer Wunsch. Ich habe keine Lust auf Heuschrecken und wilden Honig! Oft wollen mir meine Gefühle einen ganz anderen Weg weisen.

2. Der Ausweg. Der Weg, den der Täufer uns weist, übersteigt menschliche Kräfte. So weist er von der menschlichen Logik weg hin auf die göttliche Initiative. Und genau darin wird sich die göttliche Macht offenbaren. Einerseits ist der Abgrund unserer Sünde zu tief, als dass wir ihn aus eigenen Kräften überwinden könnten. Andererseits brauchen wir nur den einen Schritt auf Gott hin zu wagen, um zu erfahren, dass er uns bereits tausend Schritte entgegengekommen ist. Der Ausweg ist die Umkehr. Eine Hundertachtzig-Grad-Wendung: weg von uns und hin zu Christus.

3. Der Königsweg. Der Täufer ermahnt uns, gute Frucht zu bringen. Wir aber wissen, dass das nur möglich ist, wenn wir fest mit dem Weinstock verbunden sind (vgl. Joh 15). Unsere Aufgabe besteht also darin, selbst die Axt zur Hand zu nehmen und unsere schlechten Gewohnheiten mit der Wurzel auszurotten. Diese sollen im Feuer der Buße und der Askese verbrannt werden. Damit schaffen wir Raum für den Königsweg der Tugenden: Gottesfurcht, Nächstenliebe und Gebetseifer. Durch das Leben der Tugenden wenden wir uns wieder Gott zu. Woran arbeite ich in dieser Adventszeit? Welche schlechten Gewohnheiten möchte ich entwurzeln und welche guten Tugenden sollen ihren Platz einnehmen?

Gespräch mit Christus: Herr, du weißt alles, du weißt auch, wie schwer es mir fällt, dir nicht den Rücken zuzuwenden und immer wieder meine eigenen Wege zu gehen. Ich vertraue auf deine Hilfe. Ich weiß, dass du stets wie ein barmherziger Vater mit offenen Armen auf mich wartest. Gib mir die Kraft, die ich brauche, um das aufzugeben, was mich von dir trennt und mich ganz und gar an dir festzuhalten.

Möglicher Vorsatz: In dieser Woche möchte ich eine schlechte Gewohnheit ablegen und sie durch eine gute ersetzen.


Glaube im Team

5. Dezember 2016

Montag der zweiten Woche im Advent
Hl. Anno von Köln, Erzbischof
Hl. Hartwig, Erzbischof
Hl. Reinhard, Bischof

P. Georg Rota LC

Lk 5,17-26
Eines Tages, als Jesus lehrte, saßen unter den Zuhörern auch Pharisäer und Gesetzeslehrer; sie waren aus allen Dörfern Galiläas und Judäas und aus Jerusalem gekommen. Und die Kraft des Herrn drängte ihn dazu, zu heilen. Da brachten einige Männer einen Gelähmten auf einer Tragbahre. Sie wollten ihn ins Haus bringen und vor Jesus hinlegen. Weil es ihnen aber wegen der vielen Leute nicht möglich war, ihn hineinzubringen, stiegen sie aufs Dach, deckten die Ziegel ab und ließen ihn auf seiner Tragbahre in die Mitte des Raumes hinunter, genau vor Jesus hin. Als er ihren Glauben sah, sagte er zu dem Mann: Deine Sünden sind dir vergeben. Da dachten die Schriftgelehrten und die Pharisäer: Wer ist das, dass er eine solche Gotteslästerung wagt? Wer außer Gott kann Sünden vergeben? Jesus aber merkte, was sie dachten, und sagte zu ihnen: Was habt ihr für Gedanken im Herzen? Was ist leichter, zu sagen: Deine Sünden sind dir vergeben!, oder zu sagen: Steh auf und geh umher? Ihr sollt aber erkennen, dass der Menschensohn die Vollmacht hat, hier auf der Erde Sünden zu vergeben. Und er sagte zu dem Gelähmten: Ich sage dir: Steh auf, nimm deine Tragbahre, und geh nach Hause! Im gleichen Augenblick stand der Mann vor aller Augen auf. Er nahm die Tragbahre, auf der er gelegen hatte, und ging heim, Gott lobend und preisend. Da gerieten alle außer sich; sie priesen Gott und sagten voller Furcht: Heute haben wir etwas Unglaubliches gesehen.

Einführendes Gebet: Herr, ich trete heute vor dich hin, wie dieser Gelähmte: mit festem Glauben, dass du mich heilen kannst, mit der unerschütterlichen Hoffnung, dass du mein ewiges Ziel bist, und mit einer demütigen Liebe, die alles von dir erwartet.

Bitte: Herr, richte mich wieder auf!

1. Wer glaubt, ist nie allein. Der Gelähmte glaubt fest daran, dass Jesus ihn heilen kann. Seinen Glauben behält er jedoch nicht für sich alleine, denn offenbar kann er seine Freunde ebenso davon überzeugen. Nur der gemeinsame Glaube dieser Männer vermag es, das Heilungswunder tatsächlich in die Wege zu leiten. Alleine wäre der Gelähmte und auch keiner seiner Freunde Jesus so nahe gekommen. Vielleicht möchte uns diese Evangeliumsstelle zeigen, wie wichtig es ist, dass wir Freunde haben, die unseren Glauben teilen. Als ein Team von Glaubenden können wir mehr erreichen als ein Einzelkämpfer auf weiter Flur. Teile ich meinen Glauben mit anderen? Stärke ich diejenigen, die mir nahe sind? Suche ich bewusst die Gemeinschaft, und die Nähe zu meiner geistlichen Familie?

2. â€žSteh auf!“ Jesus wirkt für diesen Gelähmten ein doppeltes Wunder, und verbindet damit auch eine wichtige Lehre: „Es spielt keine Rolle, wie lange wir schon am Boden liegen, er kann uns immer wieder aufrichten.“ Egal welche Sünde uns lähmt, er hat die Macht, uns von unseren Sünden zu erlösen und uns zu vergeben. Was für eine befreiende Botschaft! Er sagt mir jedes Mal wenn ich zu ihm zur Beichte komme: Steh auf! Die Vergebung der Sünden ist ein größeres Wunder, als die Heilung einer körperlichen Lähmung. Jesus zeigt mir, dass der Glaube des Gelähmten Voraussetzung sowohl für die Vergebung als auch für die Heilung ist.

3. Der Lobpreis Gottes. Eine Erfahrung von Vergebung und Heilung soll uns dazu anspornen, Gottes Größe zu preisen. Der Geheilte stimmt den Lobpreis Gottes an und reißt die Zeugen des Wunders mit. Auch ich sollte immer wieder dieses Staunen in mir erwecken, wenn ich betrachte, wie Gott mir in jeder Beichte meine Sünden vergibt. Auch zu meinem Alltag sollte der Lobpreis Gottes gehören, damit die Wunder, die tagtäglich im Leben der Kirche geschehen, nicht unbeachtet an mir vorbeiziehen, sondern Anlass sind, mein Herz zu Gott zu erheben und ihm die Ehre zu geben.

Gespräch mit Christus: Herr, ich preise dich für all die wunderbaren Taten, die du in meinem Leben bereits vollbracht hast. Ich staune vor deiner Allmacht und Größe und danke dir, dass du stets bereit bist, mir aufs Neue zu vergeben und mich aufzurichten.

Möglicher Vorsatz: Ich werde bewusst meine gläubigen Freunde aufsuchen und mit ihnen meinen Glauben teilen: Gebetskreis, Begegnung mit Christus usw.


Mein guter Hirte

6. Dezember 2016

Dienstag der zweiten Woche im Advent
Hl. Nikolaus von Myra, Bischof

P. Georg Rota LC

Mt 18,12-14
In jener Zeit fragte Jesus seine Jünger: Was meint ihr? Wenn jemand hundert Schafe hat und eines von ihnen sich verirrt, lässt er dann nicht die neunundneunzig auf den Bergen zurück und sucht das verirrte? Und wenn er es findet - amen, ich sage euch: er freut sich über dieses eine mehr als über die neunundneunzig, die sich nicht verirrt haben. So will auch euer himmlischer Vater nicht, dass einer von diesen Kleinen verloren geht.

Einführendes Gebet: Herr, in diesem Gebet trete ich vor deinen himmlischen Thron und möchte mich ganz dafür bereitmachen: Ich glaube an dich! Ich hoffe auf dich! Ich liebe dich! Ich danke dir, dass ich als dein kleines Geschöpf in deine Gegenwart kommen darf, um dich anzubeten und auf deine Stimme zu hören.

Bitte: Heiliger Nikolaus, bitte für mich!

1. Der Gute Hirte. Kinder fühlen sich in den Armen ihrer Eltern sicher. Dort finden sie Liebe, Fürsorge und Sicherheit. Die frühen Christen brachten dieses Gefühl der Geborgenheit, das sie als Kinder Gottes empfanden, durch das Bild des Guten Hirten zum Ausdruck. Es ist eines der ersten Bilder, die überhaupt zur Darstellung der Liebe Gottes gebraucht wurden: die berühmte Darstellung eines jungen Mannes, der ein Lamm auf seinen Schultern trägt. Sie drückt das vollkommen aus, was jeder Christ in Christus findet: Liebe, Fürsorge und Sicherheit. Als der Gute Hirte nimmt uns Christus auf seine Schultern und rettet uns aus der Gefahr, er bringt uns auf grüne Weiden, das heißt zu den wahren Quellen des Friedens und des Glücks, die wir ersehnen.

2. Viele gute Hirten. Der heilige Nikolaus, dessen wir heute gedenken, war auf seine Weise ein guter Hirte. Er verteilte sein Erbe an die Bedürftigen und zog sich in ein Kloster zurück, um ganz für Gott zu leben. Wenig später verlangte das Volk von ihm, die Aufgabe des Bischofs zu übernehmen. So wurde er als Hirte bekannt, der ein großes Herz für die Armen hatte. Jeder von uns ist auf seine Weise berufen, die Tugenden des guten Hirten nachzuahmen, vor allem die Geduld, ein offenes Herz für andere und die Sorge um das Wohlergehen unserer lieben Angehörigen. Wie lebe ich diese Tugenden?

3. Viele gute Schafe. Wenn Christus unser guter Hirte ist, müssen wir auch danach streben, seine guten Schafe zu sein. Wir dürfen zwar immer darauf zählen, dass er die 99 Schafe zurücklässt, um uns ganz persönlich nachzugehen und wiederaufzurichten (seine Barmherzigkeit ist unbegrenzt, er wird uns jede Sünde vergeben, wenn wir sie bereuen und seine Hilfe erbitten). Dennoch ist es unser Ziel, so nah wie möglich bei ihm zu bleiben und auch viele unserer Mitmenschen in seine Nähe zu bringen.

Gespräch mit Christus: Herr, ich danke dir, dass du mir immer nahe sein möchtest und dass du mich gerade in den Momenten, in denen ich mich am schwächsten fühle, auf deine Schultern nimmst. Hilf mir, noch mehr auf deine Barmherzigkeit und Güte zu vertrauen. Nimm von mir allen Groll und Unversöhntheit, die mich von dir trennen könnten.

Möglicher Vorsatz: Ich werde versuchen, heute allen Menschen mit dem Blick des Guten Hirten zu begegnen, ob sie dem Glauben fernstehen, ungläubig oder andersgläubig sind.


Die leichte Last

7. Dezember 2016

Gedenktag
Hl. Ambrosius, Bischof
Hl. Gerhard OSB

P. Georg Rota LC

Mt 11,28-30
In jener Zeit sprach Jesus: Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt. Ich werde euch Ruhe verschaffen. Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir; denn ich bin gütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seele. Denn mein Joch drückt nicht, und meine Last ist leicht.

Einführendes Gebet: Herr, Jesus, ich bete dich an. Ich neige mein Haupt vor deiner Größe. Danke, dass du mich rufst, zu dir zu kommen und es mir erlaubst, alle meine Lasten an dich abzugeben. Ich schütte mein Herz vor dir aus und preise dich dafür.

Bitte: Herr, gib meinem Herzen deinen Frieden!

1. Meine schwere Last. Das Leben ist oft beschwerlich. Überlegen wir uns einmal, wie viel Leid wir jede Woche begegnen. Große und kleine körperliche Gebrechen in unserem Familien- und Bekanntenkreis. Finanzielle Nöte von Menschen in unserer Umgebung. Zwischenmenschliche Probleme, Streitigkeiten und Unversöhntheit. Psychische Leiden, Sinnentleertheit und geistige Leere. Ganz zu schweigen von den Leiden, die sich mir eröffnen, wenn ich in die Welt hinaussehe. Leiden müssen wir wohl oder übel tragen. Sie gehören zum Leben eines jeden Menschen. Die gute Nachricht jedoch lautet, dass Jesus Christus uns zuruft: „Mensch, komm doch zu mir, der du dich plagst und schwere Lasten trägst!“

2. Das Joch Christi. Den Ungläubigen erscheint diese Einladung Christi als ein billige Vertröstung; etwas Opium für die Unaufgeklärten. Manche Gläubigen hingegen zucken zusammen, sobald sie hören, dass Christus uns ein Joch aufladen möchte. – Die uralte Angst Adams, der sich nach dem Sündenfall vor Gott versteckt. Wir meinen – ohne es vielleicht bewusst so auszuformulieren –, dass Gott uns noch eine zusätzliche Last aufzwingt, die unser Leben als Gläubige noch beschwerlicher macht: „Du sollst dieses nicht…, du sollst jenes nicht… usw.“ Wenn wir doch verstünden, wie anders das Joch Christi in Wirklichkeit ist, wie das Paradox sich auflöst, wenn man sein Leben um seinetwillen verliert und dadurch wahres Leben gewinnt. Sobald man das erkennt, wird die Last leicht.

3. Seelenfrieden. Jesus verspricht uns nicht, dass wir nie wieder leiden werden, sondern er verspricht uns ein Herz, dass inmitten der Leiden und Unannehmlichkeiten des Lebens doch zutiefst im Frieden ist. Im Frieden mit sich selbst, mit der Welt und mit Gott. Die Last wird dadurch leicht, dass er unser Herz verwandelt. Er möchte unser Herz demütig und gütig machen und dadurch wird es sozusagen auch „liebesfähiger“. Das kleine, vom Leiden verhärtete Herz wird durch seine verwandelnde Liebe größer, weicher und fähig, aus seiner Kraft alle und alles zu lieben. Das Joch, das nicht drückt, ist die Herztransplantation, der er uns unterziehen möchte, und seine leichte Last ist die Erfüllung der Gebote mit der Kraft, die er selbst und gibt.

Gespräch mit Christus: Jesus, ich sehne mich nach dem tiefen Seelenfrieden, den nur du geben kannst. Ich übergebe dir mein Herz. Nimm du das Herz aus Stein aus meiner Brust und gib mir ein neues Herz aus Fleisch und Blut. Ein Herz, dass erfüllt ist von deiner Liebe!

Möglicher Vorsatz: Ich werde versuchen, heute ganz bewusst meine Leiden in die Hände Jesu zu legen.


Die Unbefleckte Empfängnis

8. Dezember 2016

Hochfest
Mariä Unbefleckte Empfängnis
Hl. Konstantin, Abt
Hl. Edith und Sabina, Märtyrerinnen
Hl. Elfriede

P. Georg Rota LC

Lk 1,26-38
Im jener Zeit wurde der Engel Gabriel von Gott in eine Stadt in Galiläa namens Nazaret zu einer Jungfrau gesandt. Sie war mit einem Mann namens Josef verlobt, der aus dem Haus David stammte. Der Name der Jungfrau war Maria. Der Engel trat bei ihr ein und sagte: Sei gegrüßt, du Begnadete, der Herr ist mit dir. Sie erschrak über die Anrede und überlegte, was dieser Gruß zu bedeuten habe. Da sagte der Engel zu ihr: Fürchte dich nicht, Maria; denn du hast bei Gott Gnade gefunden. Du wirst ein Kind empfangen, einen Sohn wirst du gebären: dem sollst du den Namen Jesus geben. Er wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden. Gott, der Herr, wird ihm den Thron seines Vaters David geben. Er wird über das Haus Jakob in Ewigkeit herrschen und seine Herrschaft wird kein Ende haben. Maria sagte zu dem Engel: Wie soll das geschehen, da ich keinen Mann erkenne? Der Engel antwortete ihr: Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten. Deshalb wird auch das Kind heilig und Sohn Gottes genannt werden. Elisabet, deine Verwandte, hat noch in ihrem Alter einen Sohn empfangen; obwohl sie als unfruchtbar galt, ist sie jetzt schon im sechsten Monat. Denn für Gott ist nichts unmöglich. Da sagte Maria: Ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe, wie du es gesagt hast. Danach verließ sie der Engel.

Einführendes Gebet: O Maria, heute am Festtag deiner unbefleckten Empfängnis, will ich mich ganz unter deinen mütterlichen Schutz stellen. Dir vertraue ich alle meine Sorgen an, dir gebe ich mich selber ganz und gar.

Bitte: Maria, unbefleckt empfangen, bitte für mich! Führe du mich zu Jesus, deinem Sohn.

1. Die Überraschung. Papst Franziskus ruft uns immer wieder dazu auf, keine Angst vor den Überraschungen Gottes zu haben. Ab und zu geschehen in unserem Leben Dinge, die wir so nicht von Gott erwartet hätten, die uns vielleicht dazu bringen, mit ihm zu hadern oder ihn beiseite zu lassen. Welchen Schrecken muss Maria erlebt haben, als sie plötzlich feststellte, dass sie vom Engel „Begnadete“ genannt wurde! Sie soll die Mutter des Messias werden. Vielleicht geht es uns auch ab und zu so, dass wir denken, dass Gott uns verlassen hat, dass Gott uns vor Rätsel stellt: „Wie soll das geschehen?“ Maria kann diesen Moment, wenn wir ihn erleben, sehr gut nachvollziehen, weil auch sie ihn erlebt hat. Vertrauen wir uns ihr in unserem Schreck und in Momenten der Überraschung an.

2. Das Herz der Mutter. Wie gut, dass wir das Vorbild unserer himmlischen Mutter Maria haben. Sie hat in ihrem Leben immer wieder schwere Stunden durchgemacht. Momente, in denen Gott weit weg schien. Situationen, in denen man ihr ihren geliebten Sohn und Gott wegnahm. In diesen dunklen Momenten konnte sie nur noch mit den unbefleckten und gläubigen Augen ihres Herzens sehen. Ihr blieb nur die eine, tiefe Gewissheit des Glaubens: „Ich bin die Magd des Herrn.“ „Ganz gleich was passiert, es möge sein liebevoller Wille geschehen.“ Alles, was ihr widerfahren ist, nahm sie in ihr unbeflecktes Herz auf und hütete es wie einen Schatz. Das waren Ereignisse, in denen sich Gott offenbarte, die sie dann in den langen Jahren der Stille in Nazareth meditierte. So wird sie auch uns zum Vorbild dafür, wie wir mit den Überraschungen Gottes in unserem Leben umgehen sollen.

3. Ein beständiges „Ja“. Maria war eine tiefgläubige Frau, ja sogar ohne Erbsünde empfangen und doch musste sie Gott in ihrem Leben das „Fiat“ (ihr Ja-Wort) zu seinem Willen immer wieder erneuern. Sie musste immer tiefer in das Geheimnis ihres Sohnes eingeführt werden. Auf das erste Erschrecken bei der Verkündigung folgen die schweren Stunden der Herbergssuche und die Flucht nach Ägypten. Welcher Schmerz und welche Ängste müssen das Herz einer so feinfühligen Mutter wie Maria in diesen Tagen durchdrungen haben? Maria kann unsere Prüfungen im Glauben deshalb sehr gut nachvollziehen und uns darin auch beistehen.

Gespräch mit Christus: Maria, du bist meine himmlische Mutter! Ich danke dir, dass du mich stets an deine Hand nimmst, besonders in den Momenten, in denen mir Jesus weit entfernt scheint. Führe du mich stets zu deinem Sohn. Bitte du für mich! Ich vertraue auf die Fürsprache deines unbefleckten Herzens.

Möglicher Vorsatz: Ich möchte eine konkrete Sorge, die mich bedrückt, heute bewusst der unbefleckten empfangenen Gottesmutter anvertrauen. Möge sie sich darum kümmern.


Ein kindliches Gemüt

9. Dezember 2016

Freitag der zweiten Woche im Advent
Hl. Eucharius, Bischof

P. Georg Rota LC

Mt 11,16-19
In jener Zeit sprach Jesus zu der Menge: Mit wem soll ich diese Generation vergleichen? Sie gleicht Kindern, die auf dem Marktplatz sitzen und anderen Kindern zurufen: Wir haben für euch auf der Flöte Hochzeitslieder gespielt, und ihr habt nicht getanzt; wir haben Klagelieder gesungen, und ihr habt euch nicht an die Brust geschlagen. Johannes ist gekommen, er isst nicht und trinkt nicht, und sie sagen: Er ist von einem Dämon besessen. Der Menschensohn ist gekommen, er isst und trinkt; darauf sagen sie: Dieser Fresser und Säufer, dieser Freund der Zöllner und Sünder! Und doch hat die Weisheit durch die Taten, die sie bewirkt hat, Recht bekommen.

Einführendes Gebet: Jesus, erleuchte du mich mit deinem Licht, damit ich erkenne, was du mir durch dein Evangelium sagen willst. Entzünde in mir das Feuer deiner Liebe, damit ich mit deiner Kraft dein Licht in die Welt hineinstrahlen kann.

Bitte: Herr schenke mir deine Weisheit!

1. Kritiksucht? Kinder, die zu Hochzeitsliedern nicht tanzen und sich bei Klageliedern nicht an die Brust schlagen, verhalten sich im Widerspruch zu ihrem kindlichen Gemüt. Jesus zeigt seinen Jüngern und mir, dass viele Menschen solche Widersprüche in sich tragen. Möglicherweise sind sie beherrscht von unverantwortlicher Kritiksucht und verstecken sich hinter ihrer Kritik an Gott und der Kirche, um sich nicht ernsthaft mit den tieferen Fragen des Lebens beschäftigen zu müssen. Mir soll das zeigen, dass ich Jesu Botschaft nur verkünden kann, wenn ich fest mit ihm verbunden und bereit bin, Widerstand wegzustecken. Daher ist es unerlässlich, dass wir zuallererst seine Nähe im Gebet suchen, von seinem Beispiel lernen, und uns von ihm umgestalten lassen, damit wir ihm immer ähnlicher werden. Wir müssen immer wieder neu auf ihn schauen, vor allem im Gebet und in den Sakramenten. So wird Widerspruch für uns nicht zum Ärgernis werden.

2. Die Welt ohne Jesus. Der der Apostel von heute, der versucht, Jesus im Gebet immer besser kennen und lieben zu lernen, schaut auch mit neuen Augen auf die Welt, die ihn umgibt. Er steht der Dunkelheit, die in der Welt herrscht, nicht mehr gleichgültig gegenüber. Es drängt ihn dazu, den Menschen die Liebe Christi weiterzugeben. Der Christ soll in allem, was er tut, christlich sein und so sein kindliches Gemüt bewahren. Der Apostel versucht in seinem Alltag, seine Arbeit und seine Pflichten mit liebendem Herzen zu verrichten und verleiht so seinem Leben einen besonderen Geschmack, der bald auch seine Mitmenschen auf ihn aufmerksam werden lässt.

3. Die Werke der Weisheit. Oft haben wir Angst, vor unseren Mitmenschen Zeugnis für unseren Glauben abzulegen. Wir fühlen uns vielleicht auch vom Auftrag überfordert, die Botschaft Christi in die Welt zu tragen. Wir stellen unser Licht unter den Scheffel, damit es unsere Mitmenschen ja nicht blendet. Auch wenn das manchmal verständlich ist, müssen wir uns doch bewusstmachen, dass nicht wir Großes und Außerordentliches vollbringen müssen. Jesus ist das Licht der Welt! Er ist die Weisheit, die gute Taten hervorbringt. Wir müssen ihn nur aufstrahlen lassen, indem wir uns bemühen, ihm den ersten Platz in unserem Leben zu geben. Nicht durch schöne Reden sollen wir die Welt beeindrucken, sondern durch unsere guten Taten dazu bringen, Gott zu loben. Wir müssen die vielen Kleinigkeiten unseres Alltags eben mit großer Liebe tun. Dann strahlt sein Licht auf, und wir verkünden seine Botschaft trotz unserer Schwachheit und Ängstlichkeit. Die Weisheit wird Recht bekommen.

Gespräch mit Christus: Herr, ich danke dir, dass du die Weisheit bist, die meinem Leben Klarheit bringt und es gerecht macht. Hilf mir zu verstehen, dass ich nicht aus eigener Kraft Zeugnis geben muss, sondern dein Feuer immer mehr in meinem Herzen entfachen soll. So werde ich – trotz gelegentlicher Ablehnung – durch das einfache Zeugnis meines Lebens andere zu dir führen können.

Möglicher Vorsatz: Ich werde mein Freitagsopfer für jene aufopfern, die Christus und die Kirche verfolgen und verleumden.


Der neue Elija

10. Dezember 2016

Samstag der zweiten Woche im Advent
Hl. Angelina, Äbtissin

P. Georg Rota LC

Mt 17,9a.10-13
Während Jesus und seine Jünger den Berg hinabstiegen, fragten ihn die Jünger: Warum sagen denn die Schriftgelehrten, zuerst müsse Elija kommen? Er gab zur Antwort: Ja, Elija kommt, und er wird alles wiederherstellen. Ich sage euch aber: Elija ist schon gekommen, doch sie haben ihn nicht erkannt, sondern mit ihm gemacht, was sie wollten. Ebenso wird auch der Menschensohn durch sie leiden müssen. Da verstanden die Jünger, dass er von Johannes dem Täufer sprach.

Einführendes Gebet: Herr Jesus Christus, du lädst mich ein, deine Botschaft in die Welt hinauszutragen. Von dir erbitte ich dazu die Kraft. Stärke meinen Glauben, gib mir die Hoffnung auf deine Gnade, erfülle mich mit Liebe!

Bitte: Herr, schenke mir deinen Frieden!

1. Die Wiederkunft des Elija. Elija war einer der größten Propheten des Alten Bundes. Er wurde an seinem Lebensende in einem Feuerwagen in den Himmel entrückt. Er sollte wiederkommen, um die Welt auf den Jüngsten Tag vorzubereiten. Entsprechend dieser Prophezeiung hat Johannes der Täufer die Ankunft des Messias vorbereitet, und doch haben ihn viele nicht erkannt. Wir müssen im Herzen bereit sein und die Zeichen erkennen. Dazu soll auch dieser Advent dienen: dass ich mich innerlich auf die Ankunft Christi vorbereite. Nicht nur auf seine Geburt an Weihnachten, sondern auch auf seine Ankunft in meinem Leben und seine Wiederkunft in der Welt.

2. Das Schicksal der Propheten. Alle Propheten bis hin zu Johannes dem Täufer sind bei der religiösen Obrigkeit auf Widerstand gestoßen. Viele haben für ihr unerschrockenes Auftreten und ihre Mahnung zur Umkehr mit dem Leben bezahlt. Jesus bekräftigt, dass er sich diesem Schicksal nicht entziehen wird. Das Kreuz ist auch in seinem Leben von Anfang an da. Aber er weiß, dass er dadurch die Erlösung erwirken wird. Wenn ich auf Widerstand gegen den Glauben stoße, kann ich also darauf zählen, dass auch mein Leid ewige Verdienste erwerben kann.

3. Im Kreuz ist Heil. Schon für Johannes den Täufer musste das Kreuz Christi irgendwie präsent sein (weswegen hätte er Jesus sonst als „das Lamm Gottes“ vorgestellt?). So kommt für uns mit dem Kreuz zugleich auch immer Christus. Jesus vertraut sein Kreuz all jenen an, die er näher an sich binden möchte – seinen Freunden. Obwohl unser Herz im ersten Moment weinen könnte und unsere Seele blutet, bewahrheiten sich Jesu Worte doch, wenn wir das Kreuz umfangen: „Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir; denn ich bin gütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seele.“ (Mt 11,29). Wo Christus ist, da finden wir auch Frieden und wahre Liebe. Was brauchen wir mehr?

Gespräch mit Christus: O Jesus, ich danke dir, dass du mir gezeigt hast, dass dein Herz nicht davor zurückschreckt, alles für mich zu geben. Du fühlst mit mir. Es ist dir nicht egal, wenn ich leide, und du rufst mir auch zu, dass ich nicht für immer leiden werde, weil du Tod und Leid für mich am Kreuz besiegt hast.

Möglicher Vorsatz: Ich möchte mich heute gedanklich auf die Ankunft Christi in meinem Leben vorbereiten.